Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 22, 1899, Image 11

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    !
Cine bange stunde.
Lkizzt vo Äudik Ihkurioi. Xnin'd) von
f o t g Linz.
Mein alter Better Melassippe Rous
sclot wohnte seit undeutlichen Zeiten in
L. (r war Arzt: ein großer, magerer.
IM und griesgrämig aussehender
Mann, hartnackig und leidenschaftlich
in seinen Ansichten, aber dabei ein
harmloser Acnsch. der die Leute gern
neckte. Er rühmte sich, nur einmal in
seinem Leben in Angst gewesen zu
sein, und daS war bei folgender Ge.
lkgenhcit.
Im Jahre 1870 war daS Tcparte
mcnt der oberen Marne seit dem Monat
August von prcusiischcn Truppen be
setzt. Aber obgleich L.. der Wohnort
meines Vetters, eine Festung war, hat
ten sie die Preußen noch nicht belagert.
Eo hatte man bis zum Januar 1871
noch keinen spißcn Helm gesehen und
noch leinen Kanonenschuß gewechselt.
?iicht-5dcstowcnigcr dauerte .die Ein
nahine der Provinz fort, die Vcrbin
dung mit der Außenwelt wurde immer
schwieriger, die Lebensrnittel fingen an.
rar und theuer zu werden, und da man
von einem Tage zum anderen die Be
lagerung erwartete, so richtete sich Jeder
ein. so gut er konnte, und ließ Schmal
Hans Küchenmeister sein. Plötzlich bc
merkte man, daß es an den Feld
lazarcthcn an Verbandstoffen und Me
dicamcntcn fehle, und daß es die höchste
Zeit sei, sich damit wieder zu versorgen.
In einer Entfernung von zehn Meilen
war eine von französischen Truppen be
wachte Militar?lpothcke; aber um zu
dem Städtchen zu gelangen, mußte man
sich der Gefahr aussehen, den Teutschen
in die Hände zu fallen. Mein Vetter
Mclassippc gehörte zum Genfer Per
bände des rothen Kreuzes und erbot sich
kühn, aus Rcccy das h'hinin und die
" anderen Mittel zu holen, welche, fehl
ten. Eines Morgens also fuhr er ab,
geschmückt mit dem Armstreifcn des
rothen Kreuzes, gut in seinen Pclzman
tcl eingehüllt und sanft von seinem al
ten Wägelchen geschaukelt, das eine
leichtfüßige Stute zog. Tcr Weg war
frei, kein Preuße auf der Hochebene
oder im Walde zu scheu, und so kam er
ui'.s.chindcrt an seinen Bestimmungsort.
Nachdem er dort seinen Wagenkasten
mit einer ganzen Apotheke gefüllt hatte,
ging er in das vornehmste Gasthaus des
Ortes und beschloß, sich dort ein opu
Icntcs Tincr geben zu lassen. Wenn
ich mir in Zukunft den Magen ein
schnüren muß", dachte er, so ist es
recht und billig, daß ich mich im voraus
entschädige und mir etwas zu Gute
thue." In dem Spcisesaal des Hotels
fand er eine zahlreiche, lärmende Gesell
schaft von Offizieren. Stabsärzten und
Vcrwaltungsbeamtcn, die alle guten
Appetit hatten und einen leckeren Bissen
liebten. Man setzte sich vergnügt an
den Tisch und that dem ausgezeichneten
t Menü alle Ehre an. Beim Dessert
' fing man an, von der politischen Lage
und dem Vorrücken des Feindes zu
sprechen. ' Mein Vetter erzählte sein
Unternehmen und sagte, daß er den
Weg von L. bis Rcccy frei gefunden
habe.
Ach. Sie kommen aus L., Toctor?"
unterbrach einer der Beamten von der
Präfectur, wann fahren Sie wieder
nach Hause?"
Morgen früh."
Tann will ich Sie bitten, eine Dc
pcsche für den Unterpräfecten mitzunch
men; sie ist dringend."
Mclassippc stellte sich dem Beamten
bereitwilligst zur Verfügung. Ter
Rath setzte seine Tepcsche auf, schloß sie
in ein amtliches Couvert und überreichte
es feierlich meinem Vetter, indem er mit
ernstem Ton hinzufügte: Ich vertraue
sie Ihnen an Es handelt sich um
wichtige Tinge, und ich würde Ihnen
verpflichtet sein, wenn Sie sie eigen
händig dem Unterpräfecten abgeben
wollten."
Nachdem Melassippe am folgenden
Morgen die Depesche in tcr inneren
Westentasche sorgfältig verwahrt und
sich mit einem schönen Stück Schinken
in Burgunder Sauce gestärkt hatte,
stieg er in seinen Wagen und trieb die
Stute an, die im Trab in der Richtung
auf L. lief.
Es war schönes, klares Frostwctter.
Der Wcin dcs Hotclwirths hatte meinen
Vetter angeregt, und er befand sich in
kecker Laune. Als er einen ihm bckann
ten Bauern erblickte, der sorgenvoll an
der Schwelle der Scheune stand, fragte
er ihn neckend: He. guten Tag. Vater
Sausscret. was macht Ihr da eigent
lich? Wartet Ihr vielleicht auf die
Preußen ?"
Ich brauche nicht mehr auf sie zu
warten." antwortete der Andere spät
tisch, sie sind schon da; Sie brauchen
nur nach der Richtung von Montavtir
hinzusehen."
Mclassippc erhob rasch den Kopf und
sah in der bezeichneten Gegend, daß der
, ganze Abhang von Preußen wimmelte,
die ans dem Walde kamen. Ein Frö
sieln durchschauerte ihn vom Kopf bis
zu den Füßen, der kalte Schweiß stand
ihm auf der Stirn, und er ermunterte
das Pferd durch einen Peitschenhieb zu
neuem Trabe. Er dachte an das amt
liche Schreiben in feiner Tasche, und
eine Reihe düsterer Gedanken zog in fei
nein Gehirn vorbei: Tcr Weg wird
besetzt sein Man wird mich durch-
suchen und die Tepcsche sinken. Vcr
bindung mit dem Feinde unter dem
Schutze dcs rothen Kreuzes. Tas mili
tärischc Gesetz ist unerbittlich. Tas ist
kein Spaß. Wie konnte er die patrio
tische Mission erfüllen, mit der er beauf j
tragt war. und sich doch dcs compro
mittuenden Papieres entledigen ?" Er :
erinnerte sich zur rechten Zeit an einen
Roman von Dumas, wo Ehicot in glci
chcr Lage wie er. einen vertraulichen
Brief Heinrichs Hl. zerriß, nachdem er
ihn auswendig gelernt hatte.
TaS war eine Idee! Er wollte die
Tepcsche verbrennen, nachdem er sie gc
lesen und sich den Wortlaut eingeprägt
hatte. Aber die Wälder rechts und
links waren vielleicht mit Preußen be
setzt. Sicherlich bewachte man ihn
schon. Ein Zündhölzchen anstreichen
U7.d ein Papier verbrennen, das möchte
gar zu verdächtig ausschcn und man
würde ihn festnehmen. Wahrend er in,
Todesängsten und unbestimmten phiisi
schcn Schmerz sein Gehirn zermarterte
und bei dieser peinlichen Operation in
Angstschweiß gebadet war. fühlte er
plötzlich die Pfeife in seiner Mantel
tasche. Gcrcttct!" dachte er. Eine
Pscife Tabak mit einem Fetzen Papier
anzustecken, ist nur natürlich und wird
keinen Argwohn erregen. Hierauf hatte
er die Zähne an das Schutzledcr feines
Wagens, entsiegelte eiligst die Tepcsche
hinter seinem Mantelkragen und fing
an zu lesen. Folgendes war der Inhalt
Wort für Wort:
Präfectur der Eotc d'Or an den
Unterpräfecten in L.
Guten Morgen, alter Junge, wie
geht's Tir? Tu mußt ja in dem Ncst
vor Langeweile auswachscn. Heute
Abend werden wir eine gute Flasche
auf Tcine Gesundheit leeren.
Gaston."
Tonncrwcttcr!" fluchte Roussclot,
ballte wüthend das amtliche Schreiben
zusammen und ließ es in seinem
Pfcifcnkopf verbrennen. Ter hat mich
schön angeführt!"
Er kam ruhig und unangefochten
nach L. zurück, wie er abgefahren war;
aber noch heute, nach bald 30 Jahren,
hat der Vetter Melassippe dem Verfas
ser der Tepcsche nicht verziehen. Jedes
mal, wenn er dies Abenteuer erzählt,
ballt er die Faust, als ob er den Fop
per vor sich hätte, und sagt: O, der
infame Kerl soll mir das 'bezahlen,
wenn er mir jemals unter die Finger
kommt!"
Ueber Aindcrerziehung.
Jvnings-Staats-Nuhspäpcr,
äkroß die Britsch.
Jhst Neu York Boro.
Mister Editcr!
Es gcbt Lcit, wo so forchtbar schmart
sein wolle Wege Kinncrcrzichung. So
Leit sein wie e Buch: Uf jeder Seit e
Spruch. Am Schmartcste in Rigard
zu Kinncrcrziehung sein of course die
Leit, wo fclwer kei Kinncr hawwe un
sich mit Katze oder Hund behelfe, wo se
anstatt die Kinncr ihre elterliche Liebe
angcdcihe losse. Ncxt dcrzu kimme die
Leit, wo selber die ungezogenste Fratze
un die frechste Kids vun der ganze
Stadt hawwe, die Eim immcrgute
Lehre gewwe, wie mcr sei Kinncr er
ziehe sollt.
Jetz was mich bctrifft, da sag ich,
dcr Pruhf vum Pudding is im Esse
dcrvon. Ter Suckzcß is, wo die beste
Tiori in der Kinnerrcziehung pruvt. Is
des so, Mistcr Editcr, odcr is dcs nct
so? Well!
Nämlich, wo hier als am meiste
drüwwer komplähnt werd, des is die
Kinncr nct folge un keen Gehorsam
hawe. Ta dcrmit hcn ich nie keen
Trowwel gchatt. Wann ich gewollt
hcn daß mci Kinncr was thun odcr
ufhören. was ze thun, da hen ich ein
fach gcsagt: Fred, oder Maud odcr
Johnny (oder wer's ewwe grad war),
ich geb der en Ouarter, wann Te dcs
thust oder wann Te dcs stappst." Und
dann hcn se gethan oder hen es ge
stappt wie grad der Cäs gewcsc is.
Wcll, wie die Kinner größer geworn
sein, so hen ich dcs Jndjusment, for se
meinde ze mache, uf en halbe un dann
uf en ganze Toller räse müsse. Aber
der Suckzcß war immer da, Mistcr
Editer. Se hcn immcr gethun, was
ich gewollt hcn. Un Alles mitaus
Prügel un böse Wort. Tcs is. wo ich
stolz druff sein. Mister Editer. Mei
Buwwe fein awwcr aach zu die feinste
Spcffimcns vun amörikän Schenkel
men uffgcmachse. wo Sie noch in Jhrm
Lewwe gesehn hawwe. Ter Johnny
der ist jetz erst vcrzchn Jahr, awwcr
den sollte Sie cmal sehe! Wie der
dreßt, un schmoke un trinke kann er wie
e Alter! Un Billards kann er spiele wie
e ExpVt un im Fluche un Schwörn is
er dcr Tschämpiön vun Jhst Neu York.
Un schmart is er! Tcm könne Sie nix
verzähle, Mistcr Editcr!
Nämlich er geht schun nimmer in die
Schul. Neulich hen ich gcsagt, er sollt
doch eigentlich noch was lerne. Wisse
Sie, was er gcsagt Hot, Mistcr Editcr?
Lerne bi dämd." Hot er gejagt, was
is der Juhs ze lerne? Tu Host aach nir
gelernt, Papa, un Tu Host doch plcnti
Geld."
Well, Mistcr Editcr, kämm mcr uf so
e Rübche net merklich stolz fei? Gewwe
Sie Acht, Mistcr Editcr. aus dem
werd noch emol was Bcdcitcndes. Un
e Tälcnt for's Büsnetz Hot dcr Bub!
Gestern Hot cr die annere Buwwe siwwe
Tollcrs im Scvcn up abgewönne un
im Pallisfi-Schapp Hot er aach schon
finfmal Trcfser gemacht. Wo thut dcs
sonst e Bub in dem Alter? Er is weit
voraus sor sei Alter. Tcs sagt aach
sei Muttcr. Mistcr Editcr, un Sie
mache e Wett, des is nct oft, daß dic
Miß Ritsch dcsselwige fegt, wie ich.
Awwcr, was mich am meiste frcit,
des is. daß mci Tochter, die Maud. for
ihr Kleines, for mci Enkclkindche mei
Erzichungsmcthod adopted bat. Of
coune kor Ouartcr un balwk oder
ganze Tollers is dcZ Kindche noch ze
tlei. Es kann ja noch net emol rede.
Alles, was er läge kann iS Gich"
das heißt Großpapa. Mistcr Editcr.
Awwer dcr Maud ihr Erziehung?
Mcthod, die is grad wie meine. Wann
nämlich das Kind schreit, da kriegt's
was. Eandy oder Kak odcr Einigcs.
Of course. tonscciucntli schreit des
Kindche sehr oft, weil so Kinner immer
waS wolle, awwcr es hört immer glci
wieder uff, weil es immer kriegt, was
es will. .
Ucwwerhaupt. Mistcr Editcr. deS
Enkclkindche vun mir. dcs is Eins vun
die wunnerbarfte Geschöpf, no. eS ist
indicd des wunnerbarfte Ziind. wo Sie
noch gesche hawwe. Mister Editcr! So
was vun Schmartheit! Tcs Kinner
mädche des schlagt se als grad mitte ins
Gesicht odcr kratzt se in die Auge. So
schmart is dcs Kindche. daß es schun
weiß, daß die Dienstbote ihm nix thun
derfe un daß se nct ze meinde braucht.
Well, es werd awwer aach was for des
Kindche gethan un des is, wo ich Jhne
hcn drüwwer fchrciwwe wolle, Mistcr
Editcr.
Nämlich, cs gcbt Lcit, wo kci Lieb
sor ihr Kinncr un ihr Enkcltinncr
hawwe un wo nix for se thun. Jctz,
Gott fei Tank, da sein mir anncrscht.
Mei Enkclkindchc sollte Sie emol an
gucke. Es is noch kci Jahr alt. awwcr
es Hot schun an jedem Finger en Ring
an. meind von. net blos plcne Gold
rings, sonncrn mit Teimonds drein.
Un e goldenes Halskcttchc hot's un
Armbänder Hot's un dann sollte Sie
emol sehe, wie cs gcdrcßt wcrd, dcs
Kindche. Alles Silk ! Alles vum
Thcicrstc! Wann aus dem Kindche nct
cmol was Bereitendes wcrd, 'da .is es
nct unser Schuld, Mister Editcr, denn
mir hawwe unser Tutti gethan.
Un jctz möcht ich Jhne noch en Tip
gewwe for Jhr Päpcr. Nämlich üwwer
morgc werd des Baby e Halmes Jahr
alt un da gcbt cs e Party. Es sein
zwanzig anncre Bäbics vun ebaut dem
sclwige Alter inwcitct. Wann Sie
Jhrn Sosscicti-Editcr schicke, kann er
all die Name vun dic Bäbics kriege un
wie vicl daß sie werth scin un fo anne.
Of course expckt ich, daß Sie dcs
Piktschcr vun mcim Enkclkindche bringe,
dann dic Büby-Party wcrd dcs Jvent
vun dcr ganze Woch wern. Ich bleib
sogar den Tag vum Tschalli derhcim.
Also schicke Sie nor Jhrn Mann un ich
wcrd cm schun alle Points gewwe. Ta
mit scin ich fo lang.
Mit Rigards
Z)ours
John Ritsch. Esq.
Brautschau im Japan.
Ein alter Junggcsclle und eine alte
Jungfer sind in Japan unbekannte Be
griffe, versichert eine gclchrte Russin, die
kürzlich das Reich dcr aufgchcnden
Sonne" bercistc. Wenn der Jüngling
IS 10 Jahre, das Mädchen 15 17
vollendet, bcginncn ihre Eltern die
Suche nach einer passenden Partie.
Nicht eine Hcirath kommt in Japan
ohne Hilfe des Hcirathsvcrmittlers zu
Stande. Allerdings wird Vermittler
nicht genau durch das japanische Wort
"nak'ado" übersetzt: bei uns ist der
Erstere in dcr Gegenwart nicht
übermäßig hoch geachtet: in Japan ist
das Amt odcr der Beruf eines Nakade
sehr geachtet. Tausende von Hcirathcn
werden von den Eltern ohne Zuthun
dcr Kinder zu Stande gebracht. Es
giebst abcr auch in Japan eine Braut
schau, und diese findet in den meisten
Fällen im Hause der Braut statt, wo
dcr Bräutigam mit dem Vermittler sich
einstellt. Ten Bräutigam sucht man
mit Gesprächen zu unterhalten, während
seine ganze Aufmerksamkeit sich nach der
aufgestellten Schirmwand richtet, hinter
der jeden Augenblick die ihm Zugcspro
chcne erscheinen soll. Endlich öffnet sich
die Schirmwand und gemessenen
Schrittes, in feierlicher Haltung tritt
das junge, elegant abcr bescheiden gc
klcidete Mädchcn hervor. In den
Händen hält sie ein fein lackirtes Thee
tablctt. Sie geht auf den jungen
Mann zu, macht ihm eine tiefe Verbcu
gung, und nachdcm sie ihm eine kleine
Tasse vollgcschcnk, geht sie fast unhör
bar wicdcr hinaus. 'Ter ganze Vor
gang spielt sich in einigen Minuten ab,
die kaum dem Zweck, die jungen Leute
sich genauer besehen und von Angesicht
zu Angesicht kennen lernen zu lassen,
genügen. Zuweilen findet die Braut
schau im Tempel, auf irgend einem
Vergnügen, einfach auf der Straße oder
endlich auch auf einer der Brücken statt,
deren es in jeder japanischen Stadt eine
Unzahl giebt. Tas Hochzcitszcrcmo
niell trägt wcdcr einen religiösen noch
einen staatlichen Charakter. Es' ist
vollkommen Privatsache Hicrbci liest
die Mutter dcr Braut dreizehn traditio
ncllc Regeln vor, deren einige wir wie
dcrgcbcn wollen:
,Iach dcr Hochzeit wirst Tu einen
Herrn haben Teincn Mann. Sei
zu ihm höflich und bescheiden."
Sei stets gut zu seinen Blutsver
wandten und den Schwestern Teincs
Mannes."
Sei nicht eifersüchtig: durch Eifer
sucht wirst Tu dic Liebe Teincs Manncs
nicht zurückgewinnen."
'Trage geduldig feinen Zorn."
Werde 'nicht geschwätzig."
'Stche früh auf. lcA Tich spät
schlafen, und schlafe nie bei Tage."
Bemühe Tich nicht, Tein Schicksal bei
verschiedenen ' Zauberern und Wahr
sagerinnen zu erfahren."
Sei eine gute Wirthin und beobachte
Sparsamkeit."
Sei stets sauber und schmücke Tich
niemals mit hellen und auffallenden
0ktrslirtent."
Trog all dieser schönen Regeln
endigt in Japan von drei Hcirathcn
eine mit der Scheidung.
las kntdülltk khtimnih.
Tcr Toktor Vauscblcm. ein be
rühmt holländischer Arzt, ging in
London, wo er schon seit mehrere Iah
ren praktizirte. über einen Marktplatz.
Zu seinem großen Erstaunen sah er
dort, wie ein Ouacksalber und Kur
Pfuscher in einem schönen offenen
Wagen, der mit vier Pferden bespannt
und von mehreren, prächtig gcklcidetcn
Bcdicntcn umgeben war, einhcrfuhr
und unter eine große Menge Volks
seine verlockende Univcrsalmcdizin ver
lauste. Ter holländische Arzt erkundigte
sich nach dcr Wohnung dcs Eharlatans.
besuchte ihn und sagte zu ihm bei fei
nem Eintritt in's Zimmer: Fast sollte
ich glauben, daß wir uns schon irgend
wo gesehen hatten; abcr ich erinncre
mich nicht mehr, wo und wann." Sie
haben ganz recht." erwiderte dcr in
Sammt und Scide gekleidete Haus
Herr, ich kann Ihnen mehr darüber
sagen. Ich war mehrere Jahre bei
Lady Watcr Bcdicntcr, die Sie oft mit
Ihrem Bcsuchc beehrten." Aber wie
ist es möglich, daß Sie ohne Erziehung
und Kenntniß als Arzt praktizircn und
in so kurzer Zeit damit ein fo bcträcht
liches Vermögen haben verdienen kön
ncn? Mir hat cs nicht glücken wollen,
und doch übe ich die Arzncikunde schon
vierzig Jahre und, wie ich glaube, nicht
ganz ohne Ruhm." Ehe ich Ihnen
diese Frage beantworte," erwiderte dcr
Angcrcdcte, erlauben Sie mir wohl,
Ihnen erst eine andere Frage vorzu
legen. Sie wohnen in einer dcr lcb
haftcstcn Straßcn von London; wie vicl
Mcnschcn gchcn wohl täglich vor Jhrcr
Wohnung vorüber?" Tas ist schwer
zu bestimmen, indeß sollte ich meinen,
wohl über Tausend." Und wie viele
giebt es wohl unter diesen, die gcf!V
den Menschenverstand haben? Vcrstchcn
Sie mich recht, unverdorbenen, gcsun
den Menschcnvcrstand." Je nun,
wenn es hoch kommt, vielleicht hun
dcrt." Sehen Sie, Herr Toktor!"
versetzte der Mann des klugen Vcrstan
dcs, cs ist kcin Gchcimniß, hier haben
Sie die Antwort auf Ihre Frage: diese
hundert sind Ihre Kunden, dic übrigen
sind meine. An diesem Verhältniß
wird sich auch in hundert Jahren nichts
ändern, wenn weder Sie noch ich noch
leben; abcr wir wcrdcn bcide unsere
Nachfolger finden."
Eine Szene im Käfig der wilden
Thiere.
Ein furchtbar beängstigender und
aufregender Vorgang ereignete sich im
Zoolögischen Garten in Kopenhagen.
Ein Kopenhagcner Korrespondent
schreibt uns darüber: Im Zoologischen
Garten gibt ein Thicrbändigcr, Na
mcns Lißt mit eincr großen Schaar
wilder Thiere täglich Vorstellungen.
Er versteht seine Sache sehr gut und
zeigt während dcr gefährlichsten
Uebungen große Kaltblütigkeit. Gc
stcrn gericth er jedoch in große Gefahr.
Tie Thiere waren den ganzen Tag fchr
ruhig gcwcscn. Plötzlich abcr, als sie
während der Vorstellung alle in einem
Käfig versammelt waren, bemerkte der
Thicrbändigcr, daß dcr große Königs
tiger nach dem Leoparden schnappte.
Tas erste Mal legte Lißt kcin bcsondc
rcs Gewicht darauf. Bald aber wie
verholte sich derselbe Vorgang, und dcr
Tiger stürzte sich auf den Leoparden,
den er in den Magen biß. Nun fingen
auch die Löwen an, unruhig zu wcrdcn,
und der Thicrbändigcr erklärte daher
dem Publikum, daß Gefahr vorhanden
sei und daß er um fein Leben zu ret
.tcn, genöthigt sei, loszuschlagen. Er
ergriff einen Stock und wollte die
Thiere zurücktreiben: Aber diese ge
horchten nicht mehr, zumal da dcr
Stock, dcr über den rücken dcs Tigcrs
hcrabsaustc, sofort zerbrach. ?cr
Tiger hatte sich inzwischen in den Leo
parden festgebisscn. und um ihn zu
zwingen, seine Butte loszulassen, er
griff dcr Thierbändiger seinen Revol
ver und schoß ihn dem Tiger gerade
in's Gesicht, so daß dicser genöthigt
wurde, seinen Gegner, dcr schon halb
todt war, loszulassen. Bleich vor Er
regung zog sich der Thicrbändigcr aus
dcm Käfig zurück, während die Bestien
erst nach großen Anstrengungen be
ruhigt wurden.
Ter König der Konversation.
Napoleon und Tallcyrand schrieben
sich in den ersten Jahren dieses Jahr
Hunderts freundschaftliche und innige
Briefe, ebenso plauderten sie mit dcr
größten Vertraulichkeit zusammen.
Eines Tages sagte Napoleon zu Tallcy
rand: Sie sind dcr König dcr Conver
sation in Europa. Worin besteht denn
Ihr Gchcimniß?"
Sire. ich will Ihnen offen und frei
antworten, und meine Antwort aus
einer von Ihrem Gewerbe hcrgcnom
mcnen Vcrglcichung cntlchncn. Wcnn
Tic Kricg führen, so möchten Sie gcrn
das Schlachtfeld wählen."
Gewiß," antwortete Napoleon.
Es wäre gcwiß recht bequem und
vorthcilhaft, dcm fcindlichcn General
sagen zu könncn: zichcn Sic sich cin
wcnig wcitcr in jcncn Gcbirgspaß zu
rück oder breiten Sie sich in dieser Ebene
aus! Allein das läßt sich dcm Feinde
nicht befehlen."
.Wo wollen Sie damit hinaus?"
Nun. Sire. sehen Sie. ich wühle
das Terrain der Eonvcrsation selbst.
Ich nehme nur das an. auf dem ich
etwas zu sagen habe. Weiter antworte
ich nichts. ' Im allgemeinen lasse ich
mich niemals fragen, ausgenommen
von Ihnen; oder wenn man mich fragt,
so habe ich die Fragen eingegeben.
Früher schoß ich bei der Jagd immer
nur auf sechs Schritte. Ich erlegte
wenig Wild, abcr dies sicher. Tie an
dcrn schössen rechts und links, wie es ge
radc kam; ich nur, wenn ich dcs guten
Erfolges zum Voraus gcwiß war. Bei
der Eonverfation lasse ich taufend ent
fernt liegende Tinge, denen ich gewöhn
liche Antworten entgegensetzen könnte,
unberücksichtigt; aber was mir durch die
Beine läuft. daS lasse ich nie vorbei
gchcn."
Abgekürzte Verfahren.
Leopold I.. Fürst vonAnhalt-Tcssau.
führte, wie alle Fürsten feiner Zeit, ein
absolutistisches Regiment. Es kann
daher nicht Wunder nehmen, daß er
selbst mitunter den Gesetzen, wcnn sie
ihm nicht bequem genug waren, helfend
intcr die Arme griff. Seinen eigenen
Willen sctzte er unter anderem gegen den
Rath und die Bürgerschaft in Tcssau
durch, als ein neuer Bürgermeister zn
wählen war. Tcr alte Dcssaucr"
wollte die Wahl auf einen seiner Günst
linge, einen Franzosen. Namens Bonna
fax, lenken, dcr die S!?le eines Post
beamtcil bctlcidcte, bei dcr Bürgerschaft
abcr sich nicht dcr geringsten Beliebtheit
erfreute. Tcr Mann konnte daher auf
nicht eine einzige Stimme hoffen; ihm
aber alle zu verschaffen, war für Leopold
cin leichtes. Und zwar verfuhr er so:
Bei dcr Wahl nahm er selbst den Vorsitz
ein, befahl den wählenden Rathshcrrcn,
ihm ihre Stimmen versiegelt abzu
geben, sctzte sich vor ein Kaminfcucr
und empfing nacheinander die Stimm
zcttel. Als sic beisammen waren, nahm
er eincn hcraus, öffnete ihn, las
Bonnafax und warf den Zettel in's
Feuer. So den zweiten, den dritten
und so immer Borinafax, bis zu Ende.
Auf diese Weise ward Bonnafax ein
stimmig zum Bürgermeister gkwählt!
Anfangs dachten die RathZherren,
einige von ihnen hätten wirklich diesen
Namen geschrieben, als abcr gar kcin
anderer kam, begriffen sie das Prak
tische eincr solchen freien" Wahl und
fügten sich dem Willen dcs strengen
Serenissimus.
Kurzgrfaszt.
In der zweiten Hälfte dcs achtzehn
ten Jahrhunderts kommandirte dcr
Ober - General Saraschin, ein harter
und überaus hochmüthiger Mann, dic
Armce dcr Republik Polen. Eines
Tages kam er aus feiner Wohnung in
Warschau in das Vorzimmer, wo sich
der dienstthuende Offizier befand. Der
General hielt diesem eine gcstopstc
Tabakpfeife hin und ricf in bcfchlen
dem Tone: Feuer!"
Ter Offizier, ein Mann von hoch
sinniger Tcnkungsart, beleidigt durch
das brüske Auftreten seines Vorgesetz
ten, stürzte aus dcm Zimmer und ricf
dcr Schildwache zu: Feuer!"
Augcblicklich legte diese die Lunte
an die beiden vor dcr Wohnung dcs
Gcncrals befindlichen Geschütze und
brannte sie los, sodaß dic Fenster
scheiden zu springen drohten. Hierauf
kehrte der Offizier mit ruhiger Micne
in das Vorzimmer zurück, wo ihm der
General mit zornglühcndcm Gesichte
entgegentrat: Was soll das bcdeutcn,
Herr Lieutenant?"
Ich ließ die Wache aus den Ge
schützen Feuer geben," antwortete kühn
der Offizier, cin anderes Fcucr"
kenne ich nicht!"
Sei bescheiden.
Brichst du Blumen, fei bescheiden,
Nimm nicht gar so viele fort,
Sieh, die Blumen müssen's leiden.
Toch sie zieren ihren Ort.
Nimm cin paar und laß' die andern
Jn dem Grase, an dem Strauch.
And're, die vorüber wandern,
Frcu'n sich an den Blumen auch.
Nach dir kommt vielleicht ein müder
Wand'rer, dcr des Weges zieht
Trüben Sinns, dcr freut sich wicdcr,
Wenn cr auch cin Röslein sieht.
k?och oder niedrig.
Baronin: Ist nicht der Neid etwas
ungemein Niedriges, Herr Eommer
zienrath ?"
Eommerzienrath: Nicht immer, gnä
digc Frau! Wie hoch beziffert sich zum
Beispiel für mich der Neid, den die
Toiletten meiner Gattin erregen!"
Milderungsgruiid.
Richter: Sie haben dem Heller
einen Fußtritt versetzt, was haben Sie
als mildernden Umstand anzuführen?"
Angeklagter: Ich hatte feine Lack'
sticfclctten an!"
Ein Realist.
Soldat szur Köchin): Nanny, wcnn
Sie mir schon eincn Korb geben, so
geben Sie mir wenigstens 'was hinein!"
Bestätigung.
Gast: Ist's wahr, daß dic Frau
Ealculator Alles aus dcm Wirthshaus
holcn läßt?"
Wirthin: Freilich.... sogar ihren
Mann!" .
Zeichen verliebe.
Dame: Liebst Tu Teincn Mann?
Freundin: O ja, ich habe ihn so
lieb, dafc ich nicht einmal selbst koche."
Ei gut ohn.
Was macht denn Ihr Sohn?"
Hausherr: Der ist gestern majorcnn
geworden und hat mir das Steigern
dcr Hausbewohner abgenommen."
?chlau gemacht.
Mama: Karlchcn. warum gehst Tu
immcr fo früh in die Schule ?"
Karlchcn: Tamit ich immcr dcr
Erste" bin."
Kindlich nair.
Mama: Wozu bringst Tu dic Sci
dcnwürmcr nach Hause, Lieschen?"
Lieschen: Tu sollst mir davon ein
Seidenklcidchcn machen!"
Beim fhowgraxden.
Tainc: Und garantircn Sie mir
auch, daß die Bilder ähnlich bleiben
werden ?"
Photograph: Ja abcr nicht sehr
lange!"
Unter Kavalieren.
Altcr Baron: Tie können mir zar
nicht imponircn; als Sic noch kurze
Höschen trugcn, da hatte ich schon S80,
000 Schulden.
Rascher lieiratbsantrag.
Sie: Warum folgen Tie mir so
unverwandt?"
Er: Türfte ich Ihnen verwandt
folgen?"
Reell.
Kommis (zum Ehcf): Tie Taine
bietet mir die Hälfte dcs Preises, den
verlange, für den Stoff an, was soll ich
thun ?"
Ehcf: Fragen Tie nicht so dumm,
sonst überlegt sie sich'S noch!"
Ei Eingefleischter.
Sie: Kcin Wundcr. wcnn Tir dcr
Kopf wch thut, Tu hast ja gcstcrn wie
dcr 0 Maß Bier getrunken."
Er: Tic Hütten mir nicht geschadet,
Wcibcl; abcr vorm Bcttgchcn hab' ich
noch ein Glas Wasser getrunken."
Ocrgalloppirt.
Advokat: Meine Herren Gcschwore
ncn! Ich muß es in Abrede stellen, daß
dcr Bcklagte bci Vernunft ist, denn
wäre dies der Fall, so hätte er cs nicht
nöthig gchabt, mich mit scincr Vcrthci
digung zu bctrauen, sondern er hätte
sich selbst vertheidigt!"
Die Masse niuß es machen.
Frau Sali: Was soll ich Ihnen
sag'n, Frau Sophcrl, das Geschäft geht
so schlecht ich hab' Heims wicdcr drei
Guldcn zugcsctzt, und fo geht's jedcn
Tag'."
Frau Sophcrl: No, Frau Sali,
warum gcb'n dcnn nachher 's Geschäft
nct auf ?"
Frau Sali: Nu, von was soll ich
dann lcb'n ?"
Im Eifer.
Redner: Dieses Zutrauen, meine
Herren, dürfen Si? zu mir haben, daß
ich meine Besinnung nicht, wie ein
Hemd, alle sechs Monate wechsle!"
Im Buchladcn.
Buchhändler: Was für ein Kochbuch
wünschen gnädige Frau ?"
Junge Frau: Geben Sie mir nur
das theuerste! Mein Mann ist ein großer
Feinschmecker!"
Starke Vchauxwng.
Miether: Mir scheint diese Wohnung
etwas feucht zu fein und sehr wenig
Sonne zu haben."
Haushcrr: Was. wenig Sonne?
Tie Mittagssonne von früh bis Abends!"
Bkne die gebt's nicht.
Bräutigam: O, Geliebte, mit Tir
allein auf einer Insel im Weltmeer
bcsccligcnder Gedanke!"
Sie: Abcr nicht wahr eine Mo
distin könnte auch dort sein."
Die Bedingung.
Frau Faulmann hat mir gcsagt.
daß sie Sic entlassen hat. weil Sie Äl
lcs ausplaudcrn."
Ich? Aber Madame?"
Nun gut. ich will Sic trotzdcm
miethen, abcr unter einer Bedingung.
Sie müssen mir Alles erzählen was
Sie über die FamilieFaulmann wissen !"
Aus der gutcn alten Zeit.
General (infpizirend): Wie kann
Er sich unterstehen, auf Posten zu
schnupfen!"
Soldat: Gchn's Excellenz. Herr
General, sans nct so neidisch, nchmcn's
licba a Prics!"
selbstbewußt.
' Untcroffizicr: Und dann möchte ich
mir von dcn Herren Einjährigen noch
ganz energisch ausbittcn, nicht glcich zu
lachcn, wcnn mir in dcr Jnstructions
stundc 'mal 'ne Kathcdcrblüthe cnt
schlüpft!"
Zweierlei.
Dame: Nun. Herr Doktor, ficht
man Sic auch wicdcr cinmal! Wie
gcht's ? Immcr bci guter Laune ?"
Herr: Tanke, ja!"
Dame: Und Jhrc liebe Frau ?"
Herr: ,.O. dic ist allerdings auch
immer gut bei Launen."
t .