! Cine bange stunde. Lkizzt vo Äudik Ihkurioi. Xnin'd) von f o t g Linz. Mein alter Better Melassippe Rous sclot wohnte seit undeutlichen Zeiten in L. (r war Arzt: ein großer, magerer. IM und griesgrämig aussehender Mann, hartnackig und leidenschaftlich in seinen Ansichten, aber dabei ein harmloser Acnsch. der die Leute gern neckte. Er rühmte sich, nur einmal in seinem Leben in Angst gewesen zu sein, und daS war bei folgender Ge. lkgenhcit. Im Jahre 1870 war daS Tcparte mcnt der oberen Marne seit dem Monat August von prcusiischcn Truppen be setzt. Aber obgleich L.. der Wohnort meines Vetters, eine Festung war, hat ten sie die Preußen noch nicht belagert. Eo hatte man bis zum Januar 1871 noch keinen spißcn Helm gesehen und noch leinen Kanonenschuß gewechselt. ?iicht-5dcstowcnigcr dauerte .die Ein nahine der Provinz fort, die Vcrbin dung mit der Außenwelt wurde immer schwieriger, die Lebensrnittel fingen an. rar und theuer zu werden, und da man von einem Tage zum anderen die Be lagerung erwartete, so richtete sich Jeder ein. so gut er konnte, und ließ Schmal Hans Küchenmeister sein. Plötzlich bc merkte man, daß es an den Feld lazarcthcn an Verbandstoffen und Me dicamcntcn fehle, und daß es die höchste Zeit sei, sich damit wieder zu versorgen. In einer Entfernung von zehn Meilen war eine von französischen Truppen be wachte Militar?lpothcke; aber um zu dem Städtchen zu gelangen, mußte man sich der Gefahr aussehen, den Teutschen in die Hände zu fallen. Mein Vetter Mclassippc gehörte zum Genfer Per bände des rothen Kreuzes und erbot sich kühn, aus Rcccy das h'hinin und die " anderen Mittel zu holen, welche, fehl ten. Eines Morgens also fuhr er ab, geschmückt mit dem Armstreifcn des rothen Kreuzes, gut in seinen Pclzman tcl eingehüllt und sanft von seinem al ten Wägelchen geschaukelt, das eine leichtfüßige Stute zog. Tcr Weg war frei, kein Preuße auf der Hochebene oder im Walde zu scheu, und so kam er ui'.s.chindcrt an seinen Bestimmungsort. Nachdem er dort seinen Wagenkasten mit einer ganzen Apotheke gefüllt hatte, ging er in das vornehmste Gasthaus des Ortes und beschloß, sich dort ein opu Icntcs Tincr geben zu lassen. Wenn ich mir in Zukunft den Magen ein schnüren muß", dachte er, so ist es recht und billig, daß ich mich im voraus entschädige und mir etwas zu Gute thue." In dem Spcisesaal des Hotels fand er eine zahlreiche, lärmende Gesell schaft von Offizieren. Stabsärzten und Vcrwaltungsbeamtcn, die alle guten Appetit hatten und einen leckeren Bissen liebten. Man setzte sich vergnügt an den Tisch und that dem ausgezeichneten t Menü alle Ehre an. Beim Dessert ' fing man an, von der politischen Lage und dem Vorrücken des Feindes zu sprechen. ' Mein Vetter erzählte sein Unternehmen und sagte, daß er den Weg von L. bis Rcccy frei gefunden habe. Ach. Sie kommen aus L., Toctor?" unterbrach einer der Beamten von der Präfectur, wann fahren Sie wieder nach Hause?" Morgen früh." Tann will ich Sie bitten, eine Dc pcsche für den Unterpräfecten mitzunch men; sie ist dringend." Mclassippc stellte sich dem Beamten bereitwilligst zur Verfügung. Ter Rath setzte seine Tepcsche auf, schloß sie in ein amtliches Couvert und überreichte es feierlich meinem Vetter, indem er mit ernstem Ton hinzufügte: Ich vertraue sie Ihnen an Es handelt sich um wichtige Tinge, und ich würde Ihnen verpflichtet sein, wenn Sie sie eigen händig dem Unterpräfecten abgeben wollten." Nachdem Melassippe am folgenden Morgen die Depesche in tcr inneren Westentasche sorgfältig verwahrt und sich mit einem schönen Stück Schinken in Burgunder Sauce gestärkt hatte, stieg er in seinen Wagen und trieb die Stute an, die im Trab in der Richtung auf L. lief. Es war schönes, klares Frostwctter. Der Wcin dcs Hotclwirths hatte meinen Vetter angeregt, und er befand sich in kecker Laune. Als er einen ihm bckann ten Bauern erblickte, der sorgenvoll an der Schwelle der Scheune stand, fragte er ihn neckend: He. guten Tag. Vater Sausscret. was macht Ihr da eigent lich? Wartet Ihr vielleicht auf die Preußen ?" Ich brauche nicht mehr auf sie zu warten." antwortete der Andere spät tisch, sie sind schon da; Sie brauchen nur nach der Richtung von Montavtir hinzusehen." Mclassippc erhob rasch den Kopf und sah in der bezeichneten Gegend, daß der , ganze Abhang von Preußen wimmelte, die ans dem Walde kamen. Ein Frö sieln durchschauerte ihn vom Kopf bis zu den Füßen, der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn, und er ermunterte das Pferd durch einen Peitschenhieb zu neuem Trabe. Er dachte an das amt liche Schreiben in feiner Tasche, und eine Reihe düsterer Gedanken zog in fei nein Gehirn vorbei: Tcr Weg wird besetzt sein Man wird mich durch- suchen und die Tepcsche sinken. Vcr bindung mit dem Feinde unter dem Schutze dcs rothen Kreuzes. Tas mili tärischc Gesetz ist unerbittlich. Tas ist kein Spaß. Wie konnte er die patrio tische Mission erfüllen, mit der er beauf j tragt war. und sich doch dcs compro mittuenden Papieres entledigen ?" Er : erinnerte sich zur rechten Zeit an einen Roman von Dumas, wo Ehicot in glci chcr Lage wie er. einen vertraulichen Brief Heinrichs Hl. zerriß, nachdem er ihn auswendig gelernt hatte. TaS war eine Idee! Er wollte die Tepcsche verbrennen, nachdem er sie gc lesen und sich den Wortlaut eingeprägt hatte. Aber die Wälder rechts und links waren vielleicht mit Preußen be setzt. Sicherlich bewachte man ihn schon. Ein Zündhölzchen anstreichen U7.d ein Papier verbrennen, das möchte gar zu verdächtig ausschcn und man würde ihn festnehmen. Wahrend er in, Todesängsten und unbestimmten phiisi schcn Schmerz sein Gehirn zermarterte und bei dieser peinlichen Operation in Angstschweiß gebadet war. fühlte er plötzlich die Pfeife in seiner Mantel tasche. Gcrcttct!" dachte er. Eine Pscife Tabak mit einem Fetzen Papier anzustecken, ist nur natürlich und wird keinen Argwohn erregen. Hierauf hatte er die Zähne an das Schutzledcr feines Wagens, entsiegelte eiligst die Tepcsche hinter seinem Mantelkragen und fing an zu lesen. Folgendes war der Inhalt Wort für Wort: Präfectur der Eotc d'Or an den Unterpräfecten in L. Guten Morgen, alter Junge, wie geht's Tir? Tu mußt ja in dem Ncst vor Langeweile auswachscn. Heute Abend werden wir eine gute Flasche auf Tcine Gesundheit leeren. Gaston." Tonncrwcttcr!" fluchte Roussclot, ballte wüthend das amtliche Schreiben zusammen und ließ es in seinem Pfcifcnkopf verbrennen. Ter hat mich schön angeführt!" Er kam ruhig und unangefochten nach L. zurück, wie er abgefahren war; aber noch heute, nach bald 30 Jahren, hat der Vetter Melassippe dem Verfas ser der Tepcsche nicht verziehen. Jedes mal, wenn er dies Abenteuer erzählt, ballt er die Faust, als ob er den Fop per vor sich hätte, und sagt: O, der infame Kerl soll mir das 'bezahlen, wenn er mir jemals unter die Finger kommt!" Ueber Aindcrerziehung. Jvnings-Staats-Nuhspäpcr, äkroß die Britsch. Jhst Neu York Boro. Mister Editcr! Es gcbt Lcit, wo so forchtbar schmart sein wolle Wege Kinncrcrzichung. So Leit sein wie e Buch: Uf jeder Seit e Spruch. Am Schmartcste in Rigard zu Kinncrcrziehung sein of course die Leit, wo fclwer kei Kinncr hawwe un sich mit Katze oder Hund behelfe, wo se anstatt die Kinncr ihre elterliche Liebe angcdcihe losse. Ncxt dcrzu kimme die Leit, wo selber die ungezogenste Fratze un die frechste Kids vun der ganze Stadt hawwe, die Eim immcrgute Lehre gewwe, wie mcr sei Kinncr er ziehe sollt. Jetz was mich bctrifft, da sag ich, dcr Pruhf vum Pudding is im Esse dcrvon. Ter Suckzcß is, wo die beste Tiori in der Kinnerrcziehung pruvt. Is des so, Mistcr Editcr, odcr is dcs nct so? Well! Nämlich, wo hier als am meiste drüwwer komplähnt werd, des is die Kinncr nct folge un keen Gehorsam hawe. Ta dcrmit hcn ich nie keen Trowwel gchatt. Wann ich gewollt hcn daß mci Kinncr was thun odcr ufhören. was ze thun, da hen ich ein fach gcsagt: Fred, oder Maud odcr Johnny (oder wer's ewwe grad war), ich geb der en Ouarter, wann Te dcs thust oder wann Te dcs stappst." Und dann hcn se gethan oder hen es ge stappt wie grad der Cäs gewcsc is. Wcll, wie die Kinner größer geworn sein, so hen ich dcs Jndjusment, for se meinde ze mache, uf en halbe un dann uf en ganze Toller räse müsse. Aber der Suckzcß war immer da, Mistcr Editer. Se hcn immcr gethun, was ich gewollt hcn. Un Alles mitaus Prügel un böse Wort. Tcs is. wo ich stolz druff sein. Mister Editer. Mei Buwwe fein awwcr aach zu die feinste Spcffimcns vun amörikän Schenkel men uffgcmachse. wo Sie noch in Jhrm Lewwe gesehn hawwe. Ter Johnny der ist jetz erst vcrzchn Jahr, awwcr den sollte Sie cmal sehe! Wie der dreßt, un schmoke un trinke kann er wie e Alter! Un Billards kann er spiele wie e ExpVt un im Fluche un Schwörn is er dcr Tschämpiön vun Jhst Neu York. Un schmart is er! Tcm könne Sie nix verzähle, Mistcr Editcr! Nämlich er geht schun nimmer in die Schul. Neulich hen ich gcsagt, er sollt doch eigentlich noch was lerne. Wisse Sie, was er gcsagt Hot, Mistcr Editcr? Lerne bi dämd." Hot er gejagt, was is der Juhs ze lerne? Tu Host aach nir gelernt, Papa, un Tu Host doch plcnti Geld." Well, Mistcr Editcr, kämm mcr uf so e Rübche net merklich stolz fei? Gewwe Sie Acht, Mistcr Editcr. aus dem werd noch emol was Bcdcitcndes. Un e Tälcnt for's Büsnetz Hot dcr Bub! Gestern Hot cr die annere Buwwe siwwe Tollcrs im Scvcn up abgewönne un im Pallisfi-Schapp Hot er aach schon finfmal Trcfser gemacht. Wo thut dcs sonst e Bub in dem Alter? Er is weit voraus sor sei Alter. Tcs sagt aach sei Muttcr. Mistcr Editcr, un Sie mache e Wett, des is nct oft, daß dic Miß Ritsch dcsselwige fegt, wie ich. Awwcr, was mich am meiste frcit, des is. daß mci Tochter, die Maud. for ihr Kleines, for mci Enkclkindche mei Erzichungsmcthod adopted bat. Of coune kor Ouartcr un balwk oder ganze Tollers is dcZ Kindche noch ze tlei. Es kann ja noch net emol rede. Alles, was er läge kann iS Gich" das heißt Großpapa. Mistcr Editcr. Awwer dcr Maud ihr Erziehung? Mcthod, die is grad wie meine. Wann nämlich das Kind schreit, da kriegt's was. Eandy oder Kak odcr Einigcs. Of course. tonscciucntli schreit des Kindche sehr oft, weil so Kinner immer waS wolle, awwcr es hört immer glci wieder uff, weil es immer kriegt, was es will. . Ucwwerhaupt. Mistcr Editcr. deS Enkclkindche vun mir. dcs is Eins vun die wunnerbarfte Geschöpf, no. eS ist indicd des wunnerbarfte Ziind. wo Sie noch gesche hawwe. Mister Editcr! So was vun Schmartheit! Tcs Kinner mädche des schlagt se als grad mitte ins Gesicht odcr kratzt se in die Auge. So schmart is dcs Kindche. daß es schun weiß, daß die Dienstbote ihm nix thun derfe un daß se nct ze meinde braucht. Well, es werd awwer aach was for des Kindche gethan un des is, wo ich Jhne hcn drüwwer fchrciwwe wolle, Mistcr Editcr. Nämlich, cs gcbt Lcit, wo kci Lieb sor ihr Kinncr un ihr Enkcltinncr hawwe un wo nix for se thun. Jctz, Gott fei Tank, da sein mir anncrscht. Mei Enkclkindchc sollte Sie emol an gucke. Es is noch kci Jahr alt. awwcr es Hot schun an jedem Finger en Ring an. meind von. net blos plcne Gold rings, sonncrn mit Teimonds drein. Un e goldenes Halskcttchc hot's un Armbänder Hot's un dann sollte Sie emol sehe, wie cs gcdrcßt wcrd, dcs Kindche. Alles Silk ! Alles vum Thcicrstc! Wann aus dem Kindche nct cmol was Bereitendes wcrd, 'da .is es nct unser Schuld, Mister Editcr, denn mir hawwe unser Tutti gethan. Un jctz möcht ich Jhne noch en Tip gewwe for Jhr Päpcr. Nämlich üwwer morgc werd des Baby e Halmes Jahr alt un da gcbt cs e Party. Es sein zwanzig anncre Bäbics vun ebaut dem sclwige Alter inwcitct. Wann Sie Jhrn Sosscicti-Editcr schicke, kann er all die Name vun dic Bäbics kriege un wie vicl daß sie werth scin un fo anne. Of course expckt ich, daß Sie dcs Piktschcr vun mcim Enkclkindche bringe, dann dic Büby-Party wcrd dcs Jvent vun dcr ganze Woch wern. Ich bleib sogar den Tag vum Tschalli derhcim. Also schicke Sie nor Jhrn Mann un ich wcrd cm schun alle Points gewwe. Ta mit scin ich fo lang. Mit Rigards Z)ours John Ritsch. Esq. Brautschau im Japan. Ein alter Junggcsclle und eine alte Jungfer sind in Japan unbekannte Be griffe, versichert eine gclchrte Russin, die kürzlich das Reich dcr aufgchcnden Sonne" bercistc. Wenn der Jüngling IS 10 Jahre, das Mädchen 15 17 vollendet, bcginncn ihre Eltern die Suche nach einer passenden Partie. Nicht eine Hcirath kommt in Japan ohne Hilfe des Hcirathsvcrmittlers zu Stande. Allerdings wird Vermittler nicht genau durch das japanische Wort "nak'ado" übersetzt: bei uns ist der Erstere in dcr Gegenwart nicht übermäßig hoch geachtet: in Japan ist das Amt odcr der Beruf eines Nakade sehr geachtet. Tausende von Hcirathcn werden von den Eltern ohne Zuthun dcr Kinder zu Stande gebracht. Es giebst abcr auch in Japan eine Braut schau, und diese findet in den meisten Fällen im Hause der Braut statt, wo dcr Bräutigam mit dem Vermittler sich einstellt. Ten Bräutigam sucht man mit Gesprächen zu unterhalten, während seine ganze Aufmerksamkeit sich nach der aufgestellten Schirmwand richtet, hinter der jeden Augenblick die ihm Zugcspro chcne erscheinen soll. Endlich öffnet sich die Schirmwand und gemessenen Schrittes, in feierlicher Haltung tritt das junge, elegant abcr bescheiden gc klcidete Mädchcn hervor. In den Händen hält sie ein fein lackirtes Thee tablctt. Sie geht auf den jungen Mann zu, macht ihm eine tiefe Verbcu gung, und nachdcm sie ihm eine kleine Tasse vollgcschcnk, geht sie fast unhör bar wicdcr hinaus. 'Ter ganze Vor gang spielt sich in einigen Minuten ab, die kaum dem Zweck, die jungen Leute sich genauer besehen und von Angesicht zu Angesicht kennen lernen zu lassen, genügen. Zuweilen findet die Braut schau im Tempel, auf irgend einem Vergnügen, einfach auf der Straße oder endlich auch auf einer der Brücken statt, deren es in jeder japanischen Stadt eine Unzahl giebt. Tas Hochzcitszcrcmo niell trägt wcdcr einen religiösen noch einen staatlichen Charakter. Es' ist vollkommen Privatsache Hicrbci liest die Mutter dcr Braut dreizehn traditio ncllc Regeln vor, deren einige wir wie dcrgcbcn wollen: ,Iach dcr Hochzeit wirst Tu einen Herrn haben Teincn Mann. Sei zu ihm höflich und bescheiden." Sei stets gut zu seinen Blutsver wandten und den Schwestern Teincs Mannes." Sei nicht eifersüchtig: durch Eifer sucht wirst Tu dic Liebe Teincs Manncs nicht zurückgewinnen." 'Trage geduldig feinen Zorn." Werde 'nicht geschwätzig." 'Stche früh auf. lcA Tich spät schlafen, und schlafe nie bei Tage." Bemühe Tich nicht, Tein Schicksal bei verschiedenen ' Zauberern und Wahr sagerinnen zu erfahren." Sei eine gute Wirthin und beobachte Sparsamkeit." Sei stets sauber und schmücke Tich niemals mit hellen und auffallenden 0ktrslirtent." Trog all dieser schönen Regeln endigt in Japan von drei Hcirathcn eine mit der Scheidung. las kntdülltk khtimnih. Tcr Toktor Vauscblcm. ein be rühmt holländischer Arzt, ging in London, wo er schon seit mehrere Iah ren praktizirte. über einen Marktplatz. Zu seinem großen Erstaunen sah er dort, wie ein Ouacksalber und Kur Pfuscher in einem schönen offenen Wagen, der mit vier Pferden bespannt und von mehreren, prächtig gcklcidetcn Bcdicntcn umgeben war, einhcrfuhr und unter eine große Menge Volks seine verlockende Univcrsalmcdizin ver lauste. Ter holländische Arzt erkundigte sich nach dcr Wohnung dcs Eharlatans. besuchte ihn und sagte zu ihm bei fei nem Eintritt in's Zimmer: Fast sollte ich glauben, daß wir uns schon irgend wo gesehen hatten; abcr ich erinncre mich nicht mehr, wo und wann." Sie haben ganz recht." erwiderte dcr in Sammt und Scide gekleidete Haus Herr, ich kann Ihnen mehr darüber sagen. Ich war mehrere Jahre bei Lady Watcr Bcdicntcr, die Sie oft mit Ihrem Bcsuchc beehrten." Aber wie ist es möglich, daß Sie ohne Erziehung und Kenntniß als Arzt praktizircn und in so kurzer Zeit damit ein fo bcträcht liches Vermögen haben verdienen kön ncn? Mir hat cs nicht glücken wollen, und doch übe ich die Arzncikunde schon vierzig Jahre und, wie ich glaube, nicht ganz ohne Ruhm." Ehe ich Ihnen diese Frage beantworte," erwiderte dcr Angcrcdcte, erlauben Sie mir wohl, Ihnen erst eine andere Frage vorzu legen. Sie wohnen in einer dcr lcb haftcstcn Straßcn von London; wie vicl Mcnschcn gchcn wohl täglich vor Jhrcr Wohnung vorüber?" Tas ist schwer zu bestimmen, indeß sollte ich meinen, wohl über Tausend." Und wie viele giebt es wohl unter diesen, die gcf!V den Menschenverstand haben? Vcrstchcn Sie mich recht, unverdorbenen, gcsun den Menschcnvcrstand." Je nun, wenn es hoch kommt, vielleicht hun dcrt." Sehen Sie, Herr Toktor!" versetzte der Mann des klugen Vcrstan dcs, cs ist kcin Gchcimniß, hier haben Sie die Antwort auf Ihre Frage: diese hundert sind Ihre Kunden, dic übrigen sind meine. An diesem Verhältniß wird sich auch in hundert Jahren nichts ändern, wenn weder Sie noch ich noch leben; abcr wir wcrdcn bcide unsere Nachfolger finden." Eine Szene im Käfig der wilden Thiere. Ein furchtbar beängstigender und aufregender Vorgang ereignete sich im Zoolögischen Garten in Kopenhagen. Ein Kopenhagcner Korrespondent schreibt uns darüber: Im Zoologischen Garten gibt ein Thicrbändigcr, Na mcns Lißt mit eincr großen Schaar wilder Thiere täglich Vorstellungen. Er versteht seine Sache sehr gut und zeigt während dcr gefährlichsten Uebungen große Kaltblütigkeit. Gc stcrn gericth er jedoch in große Gefahr. Tie Thiere waren den ganzen Tag fchr ruhig gcwcscn. Plötzlich abcr, als sie während der Vorstellung alle in einem Käfig versammelt waren, bemerkte der Thicrbändigcr, daß dcr große Königs tiger nach dem Leoparden schnappte. Tas erste Mal legte Lißt kcin bcsondc rcs Gewicht darauf. Bald aber wie verholte sich derselbe Vorgang, und dcr Tiger stürzte sich auf den Leoparden, den er in den Magen biß. Nun fingen auch die Löwen an, unruhig zu wcrdcn, und der Thicrbändigcr erklärte daher dem Publikum, daß Gefahr vorhanden sei und daß er um fein Leben zu ret .tcn, genöthigt sei, loszuschlagen. Er ergriff einen Stock und wollte die Thiere zurücktreiben: Aber diese ge horchten nicht mehr, zumal da dcr Stock, dcr über den rücken dcs Tigcrs hcrabsaustc, sofort zerbrach. ?cr Tiger hatte sich inzwischen in den Leo parden festgebisscn. und um ihn zu zwingen, seine Butte loszulassen, er griff dcr Thierbändiger seinen Revol ver und schoß ihn dem Tiger gerade in's Gesicht, so daß dicser genöthigt wurde, seinen Gegner, dcr schon halb todt war, loszulassen. Bleich vor Er regung zog sich der Thicrbändigcr aus dcm Käfig zurück, während die Bestien erst nach großen Anstrengungen be ruhigt wurden. Ter König der Konversation. Napoleon und Tallcyrand schrieben sich in den ersten Jahren dieses Jahr Hunderts freundschaftliche und innige Briefe, ebenso plauderten sie mit dcr größten Vertraulichkeit zusammen. Eines Tages sagte Napoleon zu Tallcy rand: Sie sind dcr König dcr Conver sation in Europa. Worin besteht denn Ihr Gchcimniß?" Sire. ich will Ihnen offen und frei antworten, und meine Antwort aus einer von Ihrem Gewerbe hcrgcnom mcnen Vcrglcichung cntlchncn. Wcnn Tic Kricg führen, so möchten Sie gcrn das Schlachtfeld wählen." Gewiß," antwortete Napoleon. Es wäre gcwiß recht bequem und vorthcilhaft, dcm fcindlichcn General sagen zu könncn: zichcn Sic sich cin wcnig wcitcr in jcncn Gcbirgspaß zu rück oder breiten Sie sich in dieser Ebene aus! Allein das läßt sich dcm Feinde nicht befehlen." .Wo wollen Sie damit hinaus?" Nun. Sire. sehen Sie. ich wühle das Terrain der Eonvcrsation selbst. Ich nehme nur das an. auf dem ich etwas zu sagen habe. Weiter antworte ich nichts. ' Im allgemeinen lasse ich mich niemals fragen, ausgenommen von Ihnen; oder wenn man mich fragt, so habe ich die Fragen eingegeben. Früher schoß ich bei der Jagd immer nur auf sechs Schritte. Ich erlegte wenig Wild, abcr dies sicher. Tie an dcrn schössen rechts und links, wie es ge radc kam; ich nur, wenn ich dcs guten Erfolges zum Voraus gcwiß war. Bei der Eonverfation lasse ich taufend ent fernt liegende Tinge, denen ich gewöhn liche Antworten entgegensetzen könnte, unberücksichtigt; aber was mir durch die Beine läuft. daS lasse ich nie vorbei gchcn." Abgekürzte Verfahren. Leopold I.. Fürst vonAnhalt-Tcssau. führte, wie alle Fürsten feiner Zeit, ein absolutistisches Regiment. Es kann daher nicht Wunder nehmen, daß er selbst mitunter den Gesetzen, wcnn sie ihm nicht bequem genug waren, helfend intcr die Arme griff. Seinen eigenen Willen sctzte er unter anderem gegen den Rath und die Bürgerschaft in Tcssau durch, als ein neuer Bürgermeister zn wählen war. Tcr alte Dcssaucr" wollte die Wahl auf einen seiner Günst linge, einen Franzosen. Namens Bonna fax, lenken, dcr die S!?le eines Post beamtcil bctlcidcte, bei dcr Bürgerschaft abcr sich nicht dcr geringsten Beliebtheit erfreute. Tcr Mann konnte daher auf nicht eine einzige Stimme hoffen; ihm aber alle zu verschaffen, war für Leopold cin leichtes. Und zwar verfuhr er so: Bei dcr Wahl nahm er selbst den Vorsitz ein, befahl den wählenden Rathshcrrcn, ihm ihre Stimmen versiegelt abzu geben, sctzte sich vor ein Kaminfcucr und empfing nacheinander die Stimm zcttel. Als sic beisammen waren, nahm er eincn hcraus, öffnete ihn, las Bonnafax und warf den Zettel in's Feuer. So den zweiten, den dritten und so immer Borinafax, bis zu Ende. Auf diese Weise ward Bonnafax ein stimmig zum Bürgermeister gkwählt! Anfangs dachten die RathZherren, einige von ihnen hätten wirklich diesen Namen geschrieben, als abcr gar kcin anderer kam, begriffen sie das Prak tische eincr solchen freien" Wahl und fügten sich dem Willen dcs strengen Serenissimus. Kurzgrfaszt. In der zweiten Hälfte dcs achtzehn ten Jahrhunderts kommandirte dcr Ober - General Saraschin, ein harter und überaus hochmüthiger Mann, dic Armce dcr Republik Polen. Eines Tages kam er aus feiner Wohnung in Warschau in das Vorzimmer, wo sich der dienstthuende Offizier befand. Der General hielt diesem eine gcstopstc Tabakpfeife hin und ricf in bcfchlen dem Tone: Feuer!" Ter Offizier, ein Mann von hoch sinniger Tcnkungsart, beleidigt durch das brüske Auftreten seines Vorgesetz ten, stürzte aus dcm Zimmer und ricf dcr Schildwache zu: Feuer!" Augcblicklich legte diese die Lunte an die beiden vor dcr Wohnung dcs Gcncrals befindlichen Geschütze und brannte sie los, sodaß dic Fenster scheiden zu springen drohten. Hierauf kehrte der Offizier mit ruhiger Micne in das Vorzimmer zurück, wo ihm der General mit zornglühcndcm Gesichte entgegentrat: Was soll das bcdeutcn, Herr Lieutenant?" Ich ließ die Wache aus den Ge schützen Feuer geben," antwortete kühn der Offizier, cin anderes Fcucr" kenne ich nicht!" Sei bescheiden. Brichst du Blumen, fei bescheiden, Nimm nicht gar so viele fort, Sieh, die Blumen müssen's leiden. Toch sie zieren ihren Ort. Nimm cin paar und laß' die andern Jn dem Grase, an dem Strauch. And're, die vorüber wandern, Frcu'n sich an den Blumen auch. Nach dir kommt vielleicht ein müder Wand'rer, dcr des Weges zieht Trüben Sinns, dcr freut sich wicdcr, Wenn cr auch cin Röslein sieht. k?och oder niedrig. Baronin: Ist nicht der Neid etwas ungemein Niedriges, Herr Eommer zienrath ?" Eommerzienrath: Nicht immer, gnä digc Frau! Wie hoch beziffert sich zum Beispiel für mich der Neid, den die Toiletten meiner Gattin erregen!" Milderungsgruiid. Richter: Sie haben dem Heller einen Fußtritt versetzt, was haben Sie als mildernden Umstand anzuführen?" Angeklagter: Ich hatte feine Lack' sticfclctten an!" Ein Realist. Soldat szur Köchin): Nanny, wcnn Sie mir schon eincn Korb geben, so geben Sie mir wenigstens 'was hinein!" Bestätigung. Gast: Ist's wahr, daß dic Frau Ealculator Alles aus dcm Wirthshaus holcn läßt?" Wirthin: Freilich.... sogar ihren Mann!" . Zeichen verliebe. Dame: Liebst Tu Teincn Mann? Freundin: O ja, ich habe ihn so lieb, dafc ich nicht einmal selbst koche." Ei gut ohn. Was macht denn Ihr Sohn?" Hausherr: Der ist gestern majorcnn geworden und hat mir das Steigern dcr Hausbewohner abgenommen." ?chlau gemacht. Mama: Karlchcn. warum gehst Tu immcr fo früh in die Schule ?" Karlchcn: Tamit ich immcr dcr Erste" bin." Kindlich nair. Mama: Wozu bringst Tu dic Sci dcnwürmcr nach Hause, Lieschen?" Lieschen: Tu sollst mir davon ein Seidenklcidchcn machen!" Beim fhowgraxden. Tainc: Und garantircn Sie mir auch, daß die Bilder ähnlich bleiben werden ?" Photograph: Ja abcr nicht sehr lange!" Unter Kavalieren. Altcr Baron: Tie können mir zar nicht imponircn; als Sic noch kurze Höschen trugcn, da hatte ich schon S80, 000 Schulden. Rascher lieiratbsantrag. Sie: Warum folgen Tie mir so unverwandt?" Er: Türfte ich Ihnen verwandt folgen?" Reell. Kommis (zum Ehcf): Tie Taine bietet mir die Hälfte dcs Preises, den verlange, für den Stoff an, was soll ich thun ?" Ehcf: Fragen Tie nicht so dumm, sonst überlegt sie sich'S noch!" Ei Eingefleischter. Sie: Kcin Wundcr. wcnn Tir dcr Kopf wch thut, Tu hast ja gcstcrn wie dcr 0 Maß Bier getrunken." Er: Tic Hütten mir nicht geschadet, Wcibcl; abcr vorm Bcttgchcn hab' ich noch ein Glas Wasser getrunken." Ocrgalloppirt. Advokat: Meine Herren Gcschwore ncn! Ich muß es in Abrede stellen, daß dcr Bcklagte bci Vernunft ist, denn wäre dies der Fall, so hätte er cs nicht nöthig gchabt, mich mit scincr Vcrthci digung zu bctrauen, sondern er hätte sich selbst vertheidigt!" Die Masse niuß es machen. Frau Sali: Was soll ich Ihnen sag'n, Frau Sophcrl, das Geschäft geht so schlecht ich hab' Heims wicdcr drei Guldcn zugcsctzt, und fo geht's jedcn Tag'." Frau Sophcrl: No, Frau Sali, warum gcb'n dcnn nachher 's Geschäft nct auf ?" Frau Sali: Nu, von was soll ich dann lcb'n ?" Im Eifer. Redner: Dieses Zutrauen, meine Herren, dürfen Si? zu mir haben, daß ich meine Besinnung nicht, wie ein Hemd, alle sechs Monate wechsle!" Im Buchladcn. Buchhändler: Was für ein Kochbuch wünschen gnädige Frau ?" Junge Frau: Geben Sie mir nur das theuerste! Mein Mann ist ein großer Feinschmecker!" Starke Vchauxwng. Miether: Mir scheint diese Wohnung etwas feucht zu fein und sehr wenig Sonne zu haben." Haushcrr: Was. wenig Sonne? Tie Mittagssonne von früh bis Abends!" Bkne die gebt's nicht. Bräutigam: O, Geliebte, mit Tir allein auf einer Insel im Weltmeer bcsccligcnder Gedanke!" Sie: Abcr nicht wahr eine Mo distin könnte auch dort sein." Die Bedingung. Frau Faulmann hat mir gcsagt. daß sie Sic entlassen hat. weil Sie Äl lcs ausplaudcrn." Ich? Aber Madame?" Nun gut. ich will Sic trotzdcm miethen, abcr unter einer Bedingung. Sie müssen mir Alles erzählen was Sie über die FamilieFaulmann wissen !" Aus der gutcn alten Zeit. General (infpizirend): Wie kann Er sich unterstehen, auf Posten zu schnupfen!" Soldat: Gchn's Excellenz. Herr General, sans nct so neidisch, nchmcn's licba a Prics!" selbstbewußt. ' Untcroffizicr: Und dann möchte ich mir von dcn Herren Einjährigen noch ganz energisch ausbittcn, nicht glcich zu lachcn, wcnn mir in dcr Jnstructions stundc 'mal 'ne Kathcdcrblüthe cnt schlüpft!" Zweierlei. Dame: Nun. Herr Doktor, ficht man Sic auch wicdcr cinmal! Wie gcht's ? Immcr bci guter Laune ?" Herr: Tanke, ja!" Dame: Und Jhrc liebe Frau ?" Herr: ,.O. dic ist allerdings auch immer gut bei Launen." t .