Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 08, 1899, Page 191, Image 11

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    Der Hausfreund.
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Tcr Eicrdicb.
Humor? tun WlUitlu Lampert.
Am Stammtische des Hotels zum
Miinchhausen" zu Windheim ging es
wieder recht fidel zu.
Der Herr Oberförster war von sei
ner weit ab im Walde gelegenen Klau
se zur Stadt gekommen, hatte sich am
Stammtisch festgctnnpt und ergötzte
die Abendrunde in gewohnter Weise
mit feinen Erlebnissen und Wunderge
schichten, von denen er über ein sehr
reichhaltiges Repertoire verfügte, die
er stets mit dem ernsthaftesten Gesicht
bortrug und für deren unumstößliche
Wahrheit er sich verbürgte.
Pflichtschuldigst glaubte natürlich
jeder der Stammgäste seine Schnurr
Pfeifereien, wenigstens versicherte er es,
und nie wagte es jemand, auch nur den
leisesten Zweifel auszusprechen, denn
dies konnte den alten Herrn fuchsteu
felswild machen und ihn veranlassen,
nach Hut und Stock zu greifen und,
nach dem er den dreisten Zweifler gehö
rig abgekanzelt, grollend nach seinem
geliebten Wald heimwätrs zu trollen.
Heute war er besonders aufgelegt
und berichtete den lauschenden Tischge
nossrn von einem neuen glänzenden
Beweis für die einzig dastehende Klug
heit feines Jagdhundes.
Ja, denken Sie sich, meine Herren,
wie schlau dieser edle Köter ist!
Seit einiger Zeit konstatierte mei
ne Frau mit Wehmuth, daß der Lege
fleiß unserer Hühner recht nachgelassen
und klagte mir ihr Leid. Sofort war
ich darüber im reinen, daß ein Eier
dieb im Hause sein Wesen treibe und
daß dies nur unser neue Forstlehrling,
übrigens das größte Leckermaul auf
Gottes Erdboden, fein könne.
Wart. Bengel,, Dir werde ich das
Eierfaufen schon versalzen!
Ich lege mich also, ein Unwohlsein
vorschützend, in der Hinterstube, von
welcher aus man den Hof und den
Hühnerstall gut übersehen kann, auf die
Lauer. Stunden vergehen und obwohl
der Lümmel nichts zu thun hat und sich
zu Hause herumtreibt, rührt sich nichts,
nur mein Lord liegt auf dem Hofe und
läßt sich behaglich die Sonne auf den
Pelz brennen.
Plötzlich hebt er jäh den Kopf und
spitzt die Ohren nach dem Hühnerstall
hinüber. Aha! denke ich, jetzt werden
wir den Eierdieb gleich haben, das klu
ge Thier hat ihn schon gespürt!
Doch fehlgeschossen'. Nur eine Henne
ist aus dem Loch hervorgekrochen und
verkündete mit jubelndem Gegacker,daß
sie soeben ihrer heiligsten Pflicht Ge
nüge gethan.
Kaum aber ist sie hinabgeflattert, so
erhebt sich langsam unser Lord, späht
vorsichtig nach allen Seiten,fchielt nach
allen Fenstern, und, als er sich
sicher und unbeobachtet glaubt, ist er
wie der Wind die steile Hühnerstiege,
die ein gewöhnlicher Köter gar nicht er
klimmen kann, hinauf, zwängt ., sich
mühsam durch die enge Oeffnung und
verschwindet im Innern des Stalles.
Nanu! denke ich, sollte gar der Lord
der Eierdieb fein? Richtig, nach weni
gen Minuten kommt er wieder zum
Vorschein, sieht sich wieder sichernd nach
allen Seiten um und verschwindet in
der nahen Scheune.
Offenbar war das harmlose Ge
gacker des nichts ahnenden Huhnes das
Signal für ihn, daß ein neuer Raub
zug lohne.
Ja, ein kolossal schlaues Vieh, der
Lord," schmunzelte der Oberförster,
stärkte sich mit einem Ganzen und fuhr
dann überlegen lächelnd fort:
Eins, zwei, drei! war ich natürlich
draußen und hinterdrein! Durch eine
Lücke kann ich die Tenne der Scheune
über77,cken und was sehen meine
Augen? Der edle Lord hat das Ei
sorgsam hingelegt, wedelt mit der
Rute den Staub bei Seite und rollt
mit der Schnauze das Ei auf den ge
fegten Platz. Dann zerschlägt er mit ei
nem geschickten Schlage seiner Pfote,
ein Schlag, dem man die große Ue
bung ansieht, das Ei in zwei Hälften,
just so wie er es bei meiner Frau gese
hen, und leckt begierig die auf den Bo
den fließende Flüssigkeit auf !
Schon wollte ich hineinstürzen und
dem auf frischer That ertappten Eier
räubcr den wohlvcrdien!en Lohn aus-
zahlen; doch ich besann mich eines Bes
seren. neugierig, wie das kluge Thier
die Spuren seiner schwarzen That ver
bergen würde.
Blitzblank war die Tenne abgeleckt,
er schiebt die beiden Schalenhälften zur
Seite, wedelt mit der Rute wieder
Staub auf die Stelle, nimmt die
Schalen vorsichtig in die Schnauze
und was meinen Sie meine
Herren, wohin er sie trägt?"
Allgemeine Spannung!
Dieser schlaueste aller schlauen
Hunde trägt die Schalen in die Aschen
grübe, wohin meine Frau alle Eierscha
len mit dem Unrath zu schütten pflegt.
Dann marschiert er befriedigt und ge
mächlich an seinen alten Platz, läßt sich
die liebe Sonne weiter auf den
Pelz brennen und leckte sich
nur hin und wieder schmunzelnd die
Schnauze, offenbar auf das nächste
Hiihnersignal wartend!
Als aber meine Frau am Abend den
Hühnerstall revidiert, sind natürlich
alle Nester leer!"
So schloß der Oberförster, blickte
mit Genugthuung von einem zum an
dern, genau die Wirkung an den Ge
sichtern prüfend, trank seinen Schoppen
aus und bestellte sich rasch einen
frischen. '
Der Bewunderung voll lobte jeder
der Anwesenden die seltene Klugheit
dieses genial geriebenen Köters. Nur
ein einziger wagte es, spöttisch zu la
chen und sich etwas zweifelnd zu äu
ßern. fo daß der Oberförster aufzu
brausen drohte und die dicke Ader auf
seiner mächtigen Stirn bereits bedenk
lich zu schwellen begann.
Der Neffe des Herrn Doktor aber,
ein junger, flotter Student, der die Fe
rien bei seinem Onkel verbrachte und
von diesem am Honoratiorentisch ein
geführt war, der es aber auch schon mit
dem Oberförster verdorben hatte, da er
es etliche Zeit vorher gewagt, eine fei
ner Münchhausiaden zu bezweifeln.
dieser junge Mann beugte dem drohen
den Unheil vor und wandte sich zum
Förster:
Daß es so kluge Hunde gibt, die
eine Leidenschaft für rohe Eier an den
Tag legen, kann ich bestätigen, Herr
Oberförster, wenn auch . . ."
. . . keiner in solch schlauer Weise,
wollen Sie sagen", unterbrach ihn je
ner und schnarrte den Zweifler, von
vorhin an: Sehen Sie, Sie ungläu
biger Thomas! Was ich erzähle, ist al
les wahr!" Und zum Studio gewendet:
Lieber Herr, ich hatte Sie bereits in
einem bösen Verdacht, freue mich, daß
ich mich geirrt.scheinen ja doch ein recht
netter, junger Mann zu sein! Prosit!
Angehender Doktor!"
Prosit! Herr Oberförster! Danke
sehr, sehr schmeichelhaft für mich! Doch
Sie haben mich unterbrochen; ich woll
te sagen: wenn auch in noch weit
schlauerer Art als Ihr Lord! Wir hat
ten zu Haus einen noch größeren
Schlaumeier und raffinierteren Eier
dieb!" Was?!" brauste der Alte auf.
Sie . . ."
Erzählen! Erzählen!" So schrie
alles dazwischen, denn jeder freute sich
auf den köstlichen Spektakel, der zu er
warten war.
Meinetwegen," brummte der Alte,
erzählen Sie, denken Sie aber nicht,
daß Sie mir einen Bären aufbinden
können. Sie Kiekindiewelt!"
Alles, was ich erzähle. Herr Ober
förster, ist die lautere, verbürgte
Wahrheit!"
Unser Murphy also war noch dazu
eine simple Ulmer Dogge, nicht einmal
ein Jagdhund! Aber schlau, o wie
schlau! Auch dieser Herr Hund hatte
an rohen Eiern Geschmack gefunden,
stahl auf die gleiche Weise wie des
Herrn Försters Lord und . . ."
Na, na! Nicht aufschneiden!"
knurrte der Oberförster.
. . . und meine Mutter machte die
selb trübe Erfahrung, daß des
Abends die Hühnernester leer waren!
Da, eines Mittags, es war zum Es
sen gerufen worden, treten wir ins Eß
zimmer und im selben Moment ent
wischt Freund Murphy durch die
Thüre, um wie der Wind nach dem
Garten zu verschwinden.
Was mag der verflixte Köter wie
der geräubert haben?" rief mein Vater
aus und rasch liefen wir ihm nach,
Mutter und Schwester hinterdrein.
In der Laube finden wir den Aus
reißer, eben damit beschäftigt, auf der
trockenen Diele das der zerschlagenen
Schale entfließende Ei aufzulecken,
Daneben aber o dieser schlaueste al
ler schlauen Hunde! Die rohen Eier
schmeckten ihm wohl auf die Dauer zu
nüchtern und so hatte er sich vom ge
deckten Tisch das Salzfaß dazu ge-
Ein schallendes Gelächter der Tafel
runde war der Lohn. Der Oberförster
jedoch hatte anfangs auf das Höchste
verblüfft starr dagesessen, dann sprang
er wüthend auf: Heiliges Kreuzdon
nerwetter! Jetzt seh einer den ver
dämmten Windbeutel da.der kann noch
besser lügen!"
0
I a. d a s D e n k e n.
Die Kompagnie ist in Abtheilungen
zum Detailexerzieren ausgerückt, eine
einzige Korporalschaft in Drilchhosen.
die übrigen in Tuchhosen. Sobald der
Hauptmann dies bemerkt, ruft er den
Unteroffizier jener Korporalchaft zu
sich.
Hauptmann: Ja, zum Teufel! was
soll denn das bedeuten? Warum tragen
denn Ihre Leute allein Drilchhosen?
Unteroffizier: Herr Hauptmann, ich
dachte "
Hauptmann (ihn unterbrechend):
Kreuzdonnerwetter! Wie oft habe ich
schon gesagt, daß ihr nichts denken
sollt! Dabei kommt doch nur Unsinn
heraus."
Nach einer Viertelstunde betritt der
Major den Kasernenhof, der natürlich
auch sofort die ftaatsgefährliche Ent
deckung macht, daß die siebente Kom
pagnie ungleich bebeinkleidet sei: Er
interpelliert zunächst den Hauptmann
und entbietet dann den unglücklichen
Unteroffizier zu sich.
Major: Wie kommt es denn, daß
Sie Ihre Mannschaft bei dieser kühlen
Witterung Drilchhosen tragen lassen?"
Unteroffizier (schweigt).
Major: Haben Sie denn nicht be
dacht, welche Verantwortung Sie auf
sich laden, daß Ihre Untergebenen
krank werden können? Wozu hat Ihnen
denn der Himmel Ihre fünf Sinne ver
liehen? Aber natürlich, nur nichts den
ken! Dazu ist man zu faul und zu be
quem. Ich behalte mir das weitere vor."
Endlich führt der Teufel auch noch
den Obersten herbei. Auch seinem schar
sen Auge entgeht das Ereignis des Ta
ges nicht. Er versammelt sämmtliche
Offiziere und Unteroffiziere um sich;
auch der Major muß mit antreten.
Oberst: Wie heißt der Korporal
schaftsführer, dessen Leute Drilchhosen
tragen?"
Hauptmann: Unteroffizier Krause,
Herr Oberst." '
Oberst: Krause! Schön! Ich be
greife nicht, daß die übrigen Unteroffi
ziere so wenig aus Schonung des ärari
fchen Eigenthums bedacht sind. Lange
Tuchhosen bei diesem Schmutz! Der
Mann ist der einzige von der gann
Gesellschaft, der etwas gedacht hat."
0
E i n K u n st st ü ck.
Denken Sie nur, Frau Maier.mein
Neffe, der Schreinerlehrling, fiel ge
stern in einen großen Leimbottich und
wäre beinahe drin erstickt."
Was Sie sagen! Und wie hat er
sich gerettet?"
Nun. er ist einfach aus dem Leim
gegangen."
0
Aufrichtig.
Lehrer: Das ist aber schön vor Dir.
Peperl, daß Du jeden Morgen in die
Kirche gehst! Hast Du denn auch ein
besonderes Anliegen?"
Pepi: Ich bet' halt jedesmal, daß
ich in der Schule nicht aufgerufen
werd'!"
0
SchönesWort.
Na, Sie haben sich auf dem Balle
aber schön blamiert, als Sie der Grä
sin die Schleppe abtraten."
Ja, schauderhaste Schleppeschlap
pe." ,
Der bezechte Schlangen
mensch. Warum passen Sie auf Ihren
Freund, den Schlangenmenschen.immcr
so sorgfältig auf. wenn er bezecht ist?"
Ja, das ist durchaus nothwendig.
Neulich hat sich der Mensch in der Bc
soffenheit beinahe seine Nase abgetre
ten." 0
Enfant t e r r i b l e.
Elschen (bestellt): Die Mama läßt
grüßen und Sie, Frau Rechnungsrath,
zum Thee einladen."
Frau Rath: Hast Du noch jemand
eingeladen?"
Elschen: Nein, die Mama sagte:
Die muß ich allein einladen, die zankt
sich doch sonst nur mit jeder anderen."
0
Nachsichtig.
Papa: Nun. Hänschen, bis Du mit
Deinen Geburtstagsgeschenken zufrie
den?" Das fünfjährige Hänschen: Gott,
man muß schon bei den schlechten
Zeiten!"
I in m e r ärger.
Mij dem Professor Müller wird es
in neuester Zeit stets ärger; wenn er
jetzt, seitdem seine Frau todt ist. des
Nachts heimkommt, legt er sich in das
Bett seiner Frau und hält sich selbst
eine donnernde Gardinenpredigt!
Richtige Auskunft.
Gnädige Frau haben wohl mehrere
Dienstboten?"
Ich bin mit einer Köchin, einer
Zofe und zwei Dienstmädchen gestraft."
0 "
Studentenmonolog.
Da soll nun einer schlasen können,
wenn so viele Lokale die ganze Nacht
ofsen sind!"
Mlncr!
Kaufleute!
Jeder Farmer ist und muß ein
Geschäftsmann sein, wenn er vor
wärts kommen will. Wer ein Stück
Vieh verkaufen will, sei es ein
recht gutes Kuhkalb, ein junger
Bulle, ein hübsches Füllen, ein Paar
gute'Kutschpferde, oder auch nur
ein Eber, einige Ferkel oder Hühner
und sonstiges Geflügel, wer recht gu
tes Saatgetreide, Mais, Weizen,
Klee oder irgend etwas anderes zu
verkaufen hat, sollte eine kleine An
zeige in diese Zeitung setzen lassen,
und er wird schnell genug Käufer
finden.
Wer eine Farm verkaufen,
kaufen oder vertauschen, pachten over
verpachten will, wer Arbeiter ver
langt oder wer Stellung sucht, wer
Auskunft über frühere Bekannt:
wünscht oder wer irgend Et
was mittheilen möchte und wer ir
gend etwas kaufen oder verkaufen
will, der setze eine Anzeige in diese
Zeitung.
Anzeigen unter dem Titel
Unser Vermittler" kosten
nur 4 Cents das Wort. Man zähle
die Worte und schicke mit der An
zeige gleich 4 Cts. sür jedes Wort.
Anzeigen unter 50 Cents für jede
Jnsertion werden nicht angenom
men. Wer Antworten auf seine Anzeig:
an die Freie Presse" adressirt und
dann von uns an seine Adresse beför
dert haben will, sollte 20 Cents extra '
für Porto mitschicken. Das langt für
10 Briefe. Es ist uns aber lieber,
wenn die Anzeige - Kunden die Brie
fe gleich nach ihrem Orte adrefsiren
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viel werth, als eine Anzeige in 80
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