Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 01, 1899, Image 11

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    istnarcf als Ivstiftcr. 1
r,HIq ten ,.c:i; 1" (Mahnm.
Es war. sllC" cd die ")!ütur damals
mit wilden iliccixüfun unb wüthen
den Stürmen bett T ob des Menschen
ljeros im Each'cmvaldk hadc einleiten
wollen, ls ob auch sie da welterschiit
tcrndk rkiqni anlimbete, das am
Morgen bes Juli mit grimmigcr
Zeucht dic Herzen fafctc : Bismarck ist
nicht mehr!
Ich hab, einen Bekannten, einen
netten, liebenswürdige!, Mann der ein
ebenso junges herziges Frauchen sein
eigen nennt und beide sind Bismarck
schwarmer engros, cchttc da ich mir
jemals den Grund vorstellen konnte.
Sie waren gerade im wegrisse, das
große Bismarekdild. das in ilirem besten
Zimmer den Ehrenplatz einnahm, mit
einem Trauerflor zu umwinden, alS ich
eintrat.
Hast Tu schon gehört." wandte er
sich direkt bei meinem Eintreten an
mich. daß er unS verlassen hat ?"
..Allerdings. Tu bist ja gerade im
Begriffe, Teiner Trauer entsprechenden
Ausdrillt z:l geben."
..Bitte, setz' Tich. Tu bleibst natür
lich zum Kaffee hier, eine Ausrede."
Tamit hatte er meinen Hut und Stock
auch schon aus die Seite gelegt.
Emma." wandte er sich dann an seine
Frau, schütte einen besonders guten
Kaffee aus. Tu weißt schon, wie ihn
Franz gern trinkt."
Nun' ja, ich blieb, zumal ich mich in
der Gesellschaft der Beiden immer wohl
fühlte. Und im Lause des espraches
frug ich ihn denn auch, was ihn eigent
lich so zu dem Altreichskanzler hin
ziehe.
TaS weißt Tu noch nicht ? Tas
habe ich Tir noch nicht erzählt?" frug
er ganz verwundert. ,
..Aber, mein Lieber, dann würde ich
Tich doch nicht fragen. Erzähle also'."
Gern. Also, es war zur Seit der
Kaifcrmanöver im Rheinland?, dort
unten im Regierungsbezirk Tüsseldorf,
bei revenbroich. 1 Tu kannst Tir das
Leben vorstellen und die Aufregung
erst, die die Truppen in's Land brach
ten, und die Begeisterung, als der alte
Kaiser selbst kam, der ehemalige Krön
Prinz Friedrich Wilhelm noch, Moltke.
Bismarck und wie sie alle heißen. Tie
Leute mußte man doch sehen. In mei
nein Orte, in dem ich mich damals auf
hielt, hatte es sich sehr schnell herum
gesprochen, daß Bismarck um dic und
die Zeit es war 11 Uhr 5 Minuten
die Station passircn werde. Bismarck
in eigener Person. Und den großen
Staatsmann mußte ich mir anschauen.
So dachte ich aber nicht nur allein, so
dachten auch andere und als ich gegen
11 Uhr mich dem Bahnsteig näherte,
wimmelte cS ordentlich von Menschen.
Wollte ich mich cinfach den, letzt. n an
schließen, so sah ich so gut wie nichts.
Also blieb mir nichts anderes übrig,
als mich durch die lebende Mauer hin
durchzudrängen. Ich schiebe mich also
als Keil in dic Menschcnmasicn hinein,
i hier dränge ich einen zur Seite, dort
trete ich einem den halben Fuß ab, dort
bekam einer einen Rippenstoß. Ich
will nicht sagen, daß ich glimpflicher
abkam, ich hörte sogar manchen Gro
bietn", Lümmel" und dergleichen
schöne Wörter des deutschen Aiistands
lexikons an meinen Kopf fliegen. Aber
ich wollte doch den großen Mann sehen.
Durfte ich da Rücksicht nehmen? So
iicittc ich mich denn etwa bis zur Mitte
durchgearbeitet. Ich schwitzte, es war
natürlich im Spätsommer, daß es nur
so eine Art hatte. Und nun stand ich
zufällig hinter einer jungen Tamc. So
viel Anstandsgefühl hatte ich nun doch,
um diese nicht mir nichts dir nichts bei
Seite zu stoßen, zumal sie auch etwas
besser als die anderen Frauen und
Mädchen schien. Und wenige Schritte
abwärts blickte der Helm eines Schutz
mannes Nun beginnt eigentlich erst die
Hauptsache.
Ich weiß nicht, wie es kam, ich muß
von hinten gestoßen worden sein, mit
einem ZLorte. ich prallte nicht gerade
sanft gegen die Tamc. Sie wandte
erstaunt ' ihren Kopf; na. ein Paar
Augen hatte daS Mädchen, wundervoll,
ich will mich gerade entschuldigen, da
schrie sie auf : Ich bin bestohlen."
Ich konnte ja nun nicht dafür,
daß sie nicht besser Acht gegeben
hatte, aber merkwürdiger Weise sahen
mich alle auf diesen Ruf sehr sonder
dar an, daß es mir erst siedend heiß
wurde. Der Schutzmann drängte sich
näher. Was ist los ?" meinte er
barsch und als ihm die Tame ihr
Mißgeschick erklärte, als ihm ein an
derer, dem ich vorher mindestens zwei
Hühneraugen abgetreten hatte, keck
sagte: der Mann da wird's wohl
haben, der ist eben so verdächtig
gegen das Fräulein gefallen," eine Be
hauptung, bei der mir das Herz fast
still stand, als auch die Tame selbst
dann zugab, das könne gar nicht un
möglich sein, da erklärte mich der
Mc'nsch einfach für arrctirt und for
dcrtc sowohl mich, als die Bcftohlcne.
die ich in dcm Momente zu allen
Kuckucks wünschte, auf, ihm zu folgcn.
Tas ging mir nun doch über den
Spaß. Und jeden Augenblick mußte
auch der Zug mit dcm Kanzler kom
mcn. Abcr allcs Lamcntircn war
fruchtlos, ich mußte mit, wollte ich
mir nicht auch noch eine Klage wegen
Widerstandes gegen die Staatsgewalt
zuziehen. Und wir drängten uns durch
die Menge zurück, was Verhältniß-
mößig viel leichler ging als hinein.
Was 'jetzt och 'ur Schmeicheleien mein
Ohr umschwirrten. itt Nebensache. Ich
rv-atft als aus irischer That ertappter
Taschendieb kaum mehr ben Blick zu
erheben unb die Tame war ebenso ver
legen wie ich. Kaum eine Minute von
dein Menschengewühl? entfernt, höre
ich den Zug heranrotten. höre die
brausenden Hochs, die sich immer
wieder und immer wieber erneuerten,
sehe bie Tücher in ber Lirft wehen, das
ist aber auch alles. Ich sah ihn nicht.
Auf der Polizei stellte eS sich denn
gar bald heraus, baß ich cs bis zum
Taschendiebe boch noch nicht gebracht
hatte. Ich haltc vor Wuth bersten
können. Ta freut man sich aus so was.
giebt sich Mühe, um hineinzugelaiigeit
und doch alles vergebens. Und meiner
schönen Gegnerin standen dic Thräncn
ebenfalls in den Augen. Ihr war es
gerade so gegangen, ivie mir. während
sie noch das drückende Gefühl mit sich
herumtragen mußte, einen anständigen
Menschen in falschem Verdacht gehabt
zu haben. Eigentlich sah sie mit diesem
haldverweinten, halb verlegenen Geficht
zum Anbeißen hübsch auS. Und da
auf einmal erfaßte mich der Humor der
Situation. Strafe muß fein." meinte
ich und da umschlinge ich sie und gebe
ihr vor dem Schutzmanne einen derben
Kuß. Sie ist entrüstet, stößt mich ztu
rück, fliegt eiligst hinaus und ich ihr nun
nach und hole sie ein. Und nun mußte
ich versuchen, sie zu versöhnen. Und daß
mir das gelungen ist. das siehst Tu ja
selbst, denn da' sitzt sie."
Sie lächelte stillvergnügt vor sich hin.
Jetzt wußte ich'S.
So hat Bismarck. ohne es selbst zu
ahnen, uns zusammengeführt und wir
vereinen ihn seitdem als Begründer
unseres Glückes, eben weil wir ihn nicht
gesehen haben. Ich möchte wissen, ob
es so gegangen wäre, wenn wir ihn gc
sehen hättcn "
Er schwieg und zündete sich eine neue
Zigarre an. Und nachdem er noch ei
nigc kräftige Züge gethan, daß der
Rauch sich in würzigcm Taste über das
Zimmer lagerte, meinte er noch:
Wir haben ihn deßhalb oft genug
leben lassen. Jetzt ist er dahin. Wir
vergessen ihn sicherlich nicht."
ittc Prinzipien rkläruttg.
JvningS-StaatS-Nuhöpäper. äkroß die
Briisch.
Ihst Neu York Boro.
Mistcr Editcr!
Es gcbt Veit, Mister Editer, wo
werklich an nix Anneres denke wie an's
Esse un Trinke. (Thun Sie notifse,
wie riseint ich mich expreß. Mister
Editer? So was wie Freue un
Saufe" thät ich, als gebildeter Mann,
of course nct in dc Mund iicinmc.)
E höhcres Streben, was mer feqt
Aembischen im gewöhnliche Sens, näm
lich Geld zu mache, sonnern die annere
Aembischen im rifeinte SenS. so was
hen so Leit net. Ich ineen Liebe zur
Kunscht un Sinn sür Literädscher un
so was.
Un ich kann mer net helfe, Mister
Editer. trotzdem mir Teitschc des Bolk
der Tenkcr sein un dc Name hawwc
wegen unserer Liebe zur Kunscht un so
weiter, da kann ich es doch lies annerschi
leugne, als daß unser hiesige Tcitsch
thum nct dcs richtige Tiiig thut bei
Kunscht un Literädscher un Seienzcs
un espcschclli aach Art. Was ich sag,
dcs is, daß mir rcichc Lcit da mit'm
gute Beispiel voragchn sollte. Un des
thu ich aach. Zum Bcispiel ich uniicr
stütz des dcitschc Papier. Ich halt dic
Abendausgabe un mei Nachbar (Sie
kenne en net, es is awwer aach e Mann,
wo was in dic Milch zu brocke hat), der
hält dcs Morgcblatt un mir cxchange.
Tes Sonntagsblatt brauchc mer net zc
kaafc, des gebt uns am Montag ber
Tschalli. Ta brauche mer nix bcrfor
zu bezahle, crscpt vcrlcicht e Siggar oder
en gemischte Trink trictc.
Enihan könne Sie bei Vorstehendem
sehe, baß ich bie beitsche Zeitung unner
stütz. Awwer ich benk, baberfor wör
ich doch aach inteitclt zu cencr Konsibe
räschcn, vun nieim partickeller Verhält
niß zu Jhnc als Ihr Korrcspondcnt un
geehrter Mitarbeiter Ihres srcindlichen
Blattes gar net zu rebe. Sie thun
awwer nir, wie mich ärgere, un Sie
sein gege mich un hen kee Konsiderüschen
for mich und der gegewürtigc Brief Hot
dc gechrtc Zwcck, Jhnc freinblichst mit
zutheile, baß bes gcschtappt ivcre muß
oder ich schtapp des Päper.
Ich will nct hawwc, daß Sic alsfort
gcgc dic Trösts kickc. Tie Trösts sein
all rett. Uewwerhaupt. was verstehe
dann Sie dervon? Wie kann dann e
Mann vun Tröst's talkc oder gar
drüwwer schreiwe, wann er gar net
emol Stack drein Hot. Im Gegentheil,
grad dic Tröst's, wo Sie schreiwe es
wärn dic verderblichste, dcs sein die
allerbeste, die bezahle die größte Tivi
dende und des is. lvns die Story ver
zählt. Mister Editer.
Un üwwerhaupt, wem schabt dann
eigentlich e Tröst was? Hen Sie schun
emol gehört, daß e Mann dorch en Tröst
arm geworn is, wann er uf der richtige
Seit dervon is! Ich mccn e Mann, wo
was gehakt Hot. Un die Lcit, wo nix
hawwc, bei dcne kimmt es enihau nct
druff an. Tie sein so wie so poor un
ob die noch e Bißle weniger verdiene un
e Bißle mehr bezahle müsse, das macht
doch nix aus. Thut cs?
Na also! Waswolle Sie dann eigent
lich mit dem Gekick gege die Trösts, Ich
hen im Juckertröst allccnig seit drei
Monat zwanzig tausend Tollars ce
macht. II it dann will so e hnngerleidi- j
ger Schreiwcr hergehit un 'age. e Irott I
war net e gutes Ting. Wann Sie
schmart wärn. da thäte Sie schun lang
en Edilertröst oder so was Aehnlichcs
geichtart hawwe und thäte aach Geld
mache. Iln da sollte Sie emol sehe.
Mister Editer, wann Sie erst emol
0t!t hatte, wie schnell cic bann bes
Kicke gegen bie Leit. wo aach was
hawwe, usigcwwe thäte. Ich wceß 's
boch bei mir selwer. Nämlich srüher.
wo ich noch nir aehatt hen des is
freilich schun lang her da sein ich
aach e Soschellist gewese un wann es
die selwiqes Mal schun qeqewwe hält.
fdss wär ich sogar e Aenarkist gewese.
Hcint, wo ich was hab un zu dic Pra
minciite belang, da kann mer natürlich
keiner mehr was nachsage.
Also. Mister Editer.' jetzt wiüc Sie.
ivas ich hawwc will und wozu ich als e
Mann, wo Jhnc unncrstützt, intcitelt
sein. Also entweder Sie lojje deö Kicke
gegen die Trosts un die Korperöschens,
wo ich Stack drin hab, bleiwe. oder ich
tänzel bie Subschlriptschen un mei Nach
bar thut es aach. und dann könne Sie
sehe, wo Sie bleiwe. Un Sic wisse,
Mistcr Editcr. wann ich was sag. da
mcin ich cs aach. Mci Prinzippcl is.
daß wann mcr e Prinzippcl Hot. da
muß mcr entweder dcrzn schlicke oder
mcr muß sich konscqucnt bleiwe, awwer
enihan Eins vun die Beide, oder mcr
Hot üwwerhaupt kee Prinzippcl.
Mit der Hoffnung, daß ich Jmprc
scheu gemacht hen mit dein Gegewür
tige, sei ich Mit Riqardö
. BourS
John Ritsch. Esq.
Gege dc EiStröst dcrfc Sie kicke so
viel Sic wolle, da hen ich kccn Stack
drein, un des is aach c Unverschämt
heit. was die for Preises tfchardschc.
Es is e Audrätsch. Awwer wann ich
Stack drein kriege kann, da nemm ich
an. dann bezahle muß es sich.
Noch emol gours
I. R., Esa.
;wci geöffnete Kaisergräber.
Nachdem Karl der Große am
18. Januar 814 gestorben war, wurde
er in dem von ihm erbauten Münster zu
Aachen feierlich beigesetzt. Im Jahre
1000 ließ Otto III. dic Gruft önncn.
Tcr Kaiser, mit vollem Herrscherschrnuck
angethan, lag nicht im Grabe, sondern
saß aufrecht wie ein Lebender auf einem
Stuhl. Eine goldene Krone trug er
auf dem Haupte, in der Hand ein Szep-
ler. Tic Handc waren mit Hand'
schuhen bekleidet und durch diese angeb
lich die Nägel durchgewachsen. Ueber
dem Haupte des Kaisers fand sich eine
Marmorplatte angebracht wie ein Bal
dachin. Kaiser Otto nahm den Leich
nain in Augenschein und ließ ihm neue
weiße Kleider anlegen, die Nägel ab-
schneiden und das übrige ergänzen.
Bon ben Gliedern selbst war' keines
durch Verwesung zerstört, mit Aus
nähme der Nascnspitzc, die Otto von
Gold herstellen ließ. Nachdem er einen
Zahn aus dem Munde Karls an sich
genommen hatte, entfernte er sich und
ließ dic Gruft wicdcr schließen. Später,
als Karl vom Papst Paschalis 111. am
27. Juli llßö heilig gesprochen worben
worden war, ließ Friedrich 1. Bar
barossa die Gruft nochmals öffnen und
den Leichnam, mit Ausnahme des
Kopfes unb eines Schenkels, in einen
silbernen Schrein bergen, der seinen
Platz auf dem Altar bes Münsters
fanb. Komineilbcn Geschlechtern
schwand dic Kuubc von dicsem Vor
gang: erst 1843 entdeckte man, daß der
Schrein, in dem man dic Rcliquicn dcs
heiligen Leopardns vermuthete, bie Ge
deine des großen Kaisers enthielt. Ter
Kopf und ein Schenkel waren in der
Sakristei aufbewahrt und dort Jahr
Hunderte hindurch den Fremden gezeigt
worden.
Wcuigcr bekannt als bie Eröffnung
ber Gruft Karls des Großen durch Otto
111. ist hiergegen bie Thatfache, daß
auch das Grad Fricbrichs II. zu
Palcrmo gcöffnct worden ist, und zwar
erst im vorigen Jahrhundert. Auch
diesen Kaiser fand man noch in seinem
Schmucke ruhcn. Tas Haupt dcs Tod
tcn lag auf einem ledernen Kissen,
neben ihm der Reichsapfel, ohne reuz
und mit Erde gefüllt. Auf bcm Haupte
trug der Kaiser eine offene Krone, mit
Perlcn und Ebclstcinen geschmückt.
Tic Kleidung bestaub in einem leinenen
Untergewanb, bas bis auf bie Füße
reichte und mit einem Strick umgürtet
war. Mit Golbstickerei borbiert, unter
ber linken Schulter mit einem rothen
Krcuz bcnäht. zcigtc es zugleich aus bcn
Aermcln kufische" Buchstabcn in Golb
gcstickt. lieber dicscs Gewand war ein
hellrothes seidenes Kleid gezogen, mit
weiten Aermeln. gleichfalls mit einer
goldenen Borde eingefaßt und gegürtet
mit einem seidenen, mit Rosen bestickten
Gurt. Tas Ganze bedeckte ein Mantel
von rother Seide, auch mit kleinen Ad
lern und anderen Zicrrathcn bestickt.
Vor dcr Brust hielt ihn eine ovale
Spange zusammen, die ein großer
Amethyst und eine kostbare Perle, um
geben von Smaragden schmückten. Die
Beine waren mit langen weiten Hosen
und mit seidenen Stiefelchen bedeckt, an
denen stählerne Sporen angebracht wa
rcn. An der linken Seite hing ein
Schwert mit einem hölzernen, von Gold
draht umwundenen Griff an xjnem
Wchrgchcnk von karmoisinroihereide
mit eingestickten Zicrrathcn. Tie Hände
ruhten unverhüllt kreuzwcis über dcr
Brust. Tcn Mittelfinger dcr rechten
Hand zierte ein Ring mit einem großen
Smaragd. Gestorben war der Kaiser,
am I'Z.' Dezember 12.',0 nicht zu Pa-j
lermo, sondern zu loronlino in Apu
lien, wo er sich noch aus dcm Sterbebett
mit Bianca von Lanzin. der Mutter
seines Vieblinzssohnes Aan'red. hatte
trauen lassen.
Saiscr Friedrich uu laus rot.
Hoch gewürdigt wurde Klaus Groth
vom nachmaligen Kaiser Friedrich. AlS
dieser im Sommer 1873 von Föhr her
überkam, um in Kiel den Grundstein
zum neuen Uuiversitäts-Gedäude zu
legen, und er Abends beim Festeren,
bei welchem er zwischen dem Rettor nnd
dem Prinzen von Noer saß, den nicht
geladenen KlanZ Groth nicht att der
isttclial), wandte er sich an den Rektor
mit der Frage:
Wo ist Klaus Groth ? Ich seh' ihn
nicht, ist ber nicht hier?"
Professor Groth ist krank." rebete
sich der Rektor heraus.
Tas thut mir leid," sagte darauf der
Kronpirnz. Und nun zum Prinzen von
Noer gewandt: Sie kennen doch Klaus
Groth?"
Nein, kaiserliche Hohheit."
Tann kennen Sie doch gewiß feinen
Ouickborn?"
Nein, kaiserliche Hohheit."
Was? Ten kennen Sie nicht? Tas
wundert mich! Ich bin ja ein martia
lisch aussehender Mann, und doch, wenn
ich Abends meiner Familie aus dem
Ouickborn" vorlese, so lausen mir oft
bie Thränen in ben Bart. . . Tas (zum
Rektor gewandt) erzählen Sie morgen
früh Klaus Groth."
Nicht minder würdigte die Kaiserin
Friedrich den Tichter; sie gab ihm man
cherlei Anredung zu seinen Balladen von
Miß Puck und den Zwergen, nachdem
sie bereits im Juni 1871 aus Potsdam
ein Schreiben an ihn gerichtet hatte, in
dem sie zugleich ihre Sympathie für die
schöne plattdeutsche Sprache bekundete.
Sie rühmt von dieser Sprache, daß sie.
wie kaum eine andere, das Leben und
Treiben, das Tenken und Empfinden
unseres Volles in voller Treue und Na
türlichkeit zur Anschanuug zu bringen
vermöge. ic hebt dann wieder hervor,
daß in dem bunten Wechsel von ernsten
und heiteren Bildern, mit denen Groth
den Lesern zu fesseln und zu erfreuen
vermag, er überall jencs reine sittliche
Gefühl zu bewahren wi e, das her im
Bewußtsein des Deutschen lebt und das
der Tichter vor Allem nicht ungestraft
verletzen dune. Ter Brief der dama
ligen Kronprinzessin schließt mit den
Worten: eo zeigt beM, als ich cs zu
sagen vermöchte, dcr Bcifall, dcn Sie
weit über die Grcnzcn dcr engeren
Heimath hinaus gefunden, wie in der
That Ihr Ouickborn" eine Ouellc der
Erniichung und Labung ist für leben
Sinn und jedes Gemüth. Tic schlich-
tcn, kurzen Ausdrücke der plattdeutschen
Sprache haben cincn eigenen Zauber
und passen für alle Stimmungen. Wie
ihre Frische und ihr gesunder Humor
uiiwiberstehlich mit sich reißen, so trifft
auch ber leise Hauch von Wehmuth, ber
in Ihrer Poesie liegt, gerade in's Herz
und lockt manche Thräne hervor. Durch
die Tiefe des Gefühls unb rührende
Einfachheit ber orm prägen sich bie
Gedichte bem Gedächtnitz ein."
(fhatcau dc Ramsey.
Zu Montreal in Canada liegt jenes
Gebäude, in welchem die erste Druckerei,
die Benjamin Franklin einst gegründet,
ihren Platz gefunden hatte. Tasselbe
führt den stolzen Namen Ehatcau bc
Ramsey, ist aber ein schlichter einstöckiger
Bau, der nur dadurch sich vor anderen
auszeichnet, daß er cincn vornehm ein
fachen Styl aufwcist und äußerst solide
auf starken Grundmauern aufgeführt ist
und zwar im Jahre 1700. Das Schloß
war zuerst Eigenthum des Gcncral de
Ramsey, ging 1740 in die Hände der
britischen Regierung über und 1775
hatte General Montgomery dort fein
Hauptquatier aufgeschlagen. Jetzt
befindet es sich im Besitz der Antiguarian
Society of Montreal und birgt eine
Sammlung vom historischen Reliquien.
In der' Südwest - Ecke des großen
Kellers hat einst Mcöplet im Auftrage
Ben FrauklinS dessen erste Truckerpresse
aufgestellt. Von der Presse selbst ist
nichts mehr vorhanden, doch die auf ihr
gefertigten Drucke haben einen Gold-
werth.
Nur cm altcr plumper Holztisch ber
ebenfalls im Keller sich befindet unb an
welchem Franklin manche Stunbe gcar
bcitet hat, ist bort noch vorhanbcn unb
wird wie eine Reliquie von den Be
suchern betrachtet.
Diese Ehre wird täglich dem alten,
morschen Tische zu Theil.
In Philadelphia, hart an dem
Bürgersteigc dcr Vierten Straße licgt
hinter einem rostigen Thorgitter eine
groszc Steinplatte, welche granklins
Grab bedeckt. Taraus denndet sich
noch deutlich erhalten der Name des
großen Mannes. Tausende gehen täg
lich an diesem Grabe vorbei: Nicman-
dem fällt es ein. hier einen Augenblick
zu verweil",!. Weshalb wohl? Der
morsche Tilch steht int mystischen
Halbdunkel des moderduftenden Kellers,
auf Franklins letzter Ruhestätte aber
spielen die heiteren Sonnenstrahlen.
licrausgcxlaht.
Theater - Direktor (zu einer Schau
spielerin): Sie ahnen garnicht, mein
Fräulein, welchen Antrag ich Ihnen
machen will."
Schauspielerin: O ja, gewiß einen
Heirathsantrag!"
?a eutsckk i?i.
Als wir enlflob'n a::S ,eu:'ch!a:!d s
Dianen,
Durchglüht von jungem W::dcrdra:?g.
Um ieemder Länder Pracht ;:: schauen.
3u lauschen tremder Sprache Klang.
Da gab zum Segen in die Fern'
Tie Heirnalli uns ihr deutsches Lie.
Das nun, gleich einem guten Sterne.
Mit uns die weite Welt durchzieht.
'ohin auch unsere Wege sabren.
Zum Steppeusaum. zum Äeeresport:
Wo tmmer wir ein Heim uns küren.
Im tie sen Süd', im hoben Nord':
Der deutschen Heimath Segensgabe
Bon uns'rer Schwelle nimmer flieht,
Und als des Herzens schönste Habe
Bleibt heilig uns das deutsche Lieb.
Es kling um hohe Uriralbtannen.
Am blauen Golf, am gelben Strom,
Fern in ben Hütten ber Savannen,
Unb ferner unter'm Paliuenbom:
Es braust aus frohem Zechertreiie.
Es jauchzt unb schluchzt mit Mann und
Maid
Und klagt in heiinathtrauter Weise
Von deutscher Lust und deutschem Leid.
Und wo es klingt, da bricht ein Blühen
Und leuchten auf in weiter Rund':
Wie Veilchenbuft unb Rosenglühen
Geht's burch bes Herzeus tiefsten Grund.
Was längst zerronnen und zerstoben.
Was mit der Kindheit von uns schied.
Es wird in Träumen neu gewoben.
Wenn uns umrauscht das deutsche Lied.
Wir schau'n der Heimath grüne Thale,
Der Schwalbe Nest am Banerhaus;
Wir zieh n im Morgensonnenstrahle
Turch's alte Thor zur Stadt hinaus;
Wir hören ferner Glocken Klingen
Und deutscher Eichenwälder Weh'n;
Wir fühlen junges Frühlingsringen
Unb erster Liebe Aufersteh'!
Und ob auch Früchte viel und Blüthen
e Hand auf fremder Erde zieht:
Wir wollen hegen doch und hüten
Ten Frühlingssproß, bas beutsche Lied.
Tas uns zum Segen in die Ferne
Tie Muticr-Erdc 'einst bcschied.
Und das. glcich einem guten Sterne,
Mit uns die weite Welt durchzieht.
Eonrad Nies.
(sine gewichtige Persönlichkeit.
Man erzählt sich in London eine gute
Geschichte, bie bie Herzogin von Eon-
naught in ihrem lüngsteu Ausenthalt in
Aegypien erlebt hat. Nach der Trup
penschau, die der Herzog vor Oindur
man abgehalten und zu der ihn die
Herzogin zu Pferde begleitet hatte, riß
plötzlich ihr Tattelnemen. Ta der
Schaden an Ort und Stelle nicht aus
gebessert werden konnte, machte man,
um sie nach ihrem Ouartier zurückzu
bringen, aus eine Lafette eine Art
Tragstuhl. Auf ihm wurde sie von
ägyptischen Kanonieren getragen, die
ein ägyptischer Unteroffizier befehligte.
der etwas Englisch konnte. Unterwegs
sagte die Herzogin zu ihm: Ich hoffe,
es wird Ihre Leute nicht so ermüden,
mich zu tragen," und war sehr verdutzt
über die Antwort: Keineswegs, Ma
dame! Sie sind nicht schwerer als die
Kanone, die die Leute zu
tragen Pflege n." Die besagte
Kanone wog ungefähr 1000 Psiind.
Angenthmt Botschaft.
Zu einem Volksfest in der Nachtbar-
schaft arrangirt der Leib Gerstenkorn
eine Omnibusfahrt und erzielt damit
einen vollgepfropften Wagen.
Schon sind gegen Ende des Festes alle
Passagiere wieder zur Rückfahrt einge
stiegen es vergeht Minute um Mi
nute, man wird bereits sehr ungeduldig
da erscheint Leib und ruft: ,.E' Au
genblickchc, e' Augenblickche noch, meine
Herrschaften gleich sind wir fertig!"
Aber wieder verstreicht eine Viertel
stunde; drohende Gewitterwolken steigen
herauf; man läßt endlich in höchstem
Unmlith den Händler aus dem Wirths
Hause holen.
Aber gedulden Sie sich doch noch e'
Augenblickche," ruft er, das Geschäft
ist ja gleich gemacht!"
Neuerdings wartet man; aber wie-
derum vergebens. Schon beginnt cs zu
regnen. Ter Tumult steigert sich auf s
Aeutzerste.
Da kommt Leib in freudiger Erre-
gung herbeigeeilt. So," ruft er schon
von Weitem, jetzt haben wir's, jetzt
können die Herrschaften alle aussteigen:
Die S ch l in in e l ch e f t n d ver-
kauft!" (Fl. Bl.)
Salomonisches Urtheil.
Anno 1357 wollte ein Bäucrlein in
Hildesheim, nachdem es seine Waare
auf dem Äcarkte losgeworden war, in
einer Garküche einen guten Braten essen.
Während dcr Mann aß und trank, ris-
en sich draußen seine beiden Esel los
und liefen in den Hof eines Apothekers,
wo nc zwei jiuvel Wein sanden und
austranken. Tie betrunkenen Esel
machten einen Höllenlärm. Ter Apothc
ker kam hinzu, roch dcn Bratcn und
verklagte dasBäuerlein vor demBürger
meister. Tas war ein schwieriger Fall;
endlich nach langem Hin und Herreden
fällte der Brave nachstehenden falomo-
nischen Reiterspruch: Ta die Esel ge
standen hätten, so sei der Trnnk als ein
Ehrentrunk anzusehen ; Hütten sie dazu
gesessen, sollt cs ihnen für eine Zeche ge
halten wcrdcn!" Fürwahr, aus der
guten alten Zeit ein Atisspruch von
prächtiger Einfalt!
VallgcsxrZch.
Haben sich gnädiges Fräulein schon
einmal Rosinen in den Kopf gesetzt?"
Barfickikigkr Wunsch.
Ach. ich möcht' ein Boalein sein
Mit zwei leichten -chiringen.
Wie wollt' ich mein srodks Lied
Früh und spat dann singen!
Wie wollt' ich von Ast x Ast
Unermüdlich dupien
Und zufrieden Abends spat
In mein Ncjtchen schlüpien!
O, das wäre wunderschon
Nur sürcht' ich indessen:
Raupen und solch' garstig Zeug
Konnt' ich drch nicht freien!
.Fl. Bl.
!lirmciineniiMidi.
Schon will der .ua abtadren da
springt ein Panagier in's Rauch-
eonpee" Donnerwetter," ruft er am
Neuster siebend und alle Zakchen cd-
greisend, nun hab' ich keine Eigarre
ori mir ininc vigiurc it'ijini, vav
halt' ich nicbt ans!. . Schaffner. Kell
ner. haben Sie denn keine Zigarren
bier?" Alles schüttelt den Kops.
Schon pfeift die Lokomotive. Der
Reisende ist verzweifelt. Ach, wisien
Sie was." sagt da der gute Stations
Vorsteher. ..um Ihre Oual zu lindern,
kommen Sie hier herüber in's Eoupee
für Nichtraucher da dürfen Sie nicht
rauchen!"
ti i;ltr.
Professor: Gar nichts wollt ihr
lernen! Ich habe zu meinen Zeiten die
Grieche und Romer mit Haut und
Haar verschlungen!"
Ucttcr Trcst.
Bemoostes Haupt zu seinem Kol
legen): ..Nur srisch in's Examen und
immer Muth! Einmal muß man halt
doch diirchfallen!"
lrclbstdkwußt.
Schwiegervater: , Und kann
mich wirtlich ans Sie verlassen?"
ich
Junger Kaufmann Gewiß! Erhell
ten garantnt guten Schwiegersohn,
prirnä Oualitat!"
Sechs das sic.
Kiinstlcrgattin (dic gegen einen neuen
Hut baden will): Höre einmal, wenn
du zn dcn modernen Meistern gehören
willst, darsst Du auch keine so nn
moderne Gattin haben!" .
Aus citier vcrlheieiimgs Rede.
Mcinc Herren Geschworenen! Wenn
schon ein gewöhnlicher Strom Men
schenleben vernichtet, wenn schon ein
elektrischer i-trom bisweilen tödtet
nin wie viel weniger dürfen wir uns
wundern, wenn ein Stromer sich cn
einem Leben vergreift!"
Ihtiant.
Mutter: Nun. hat Tir der Herr
Müller etwas von der Gebirgsreisc mit
gebracht?" Tochter (ärgerlich): Ach. ein
Sträußchen Edelweiß, bns er für mich
mit Lebensgefahr gepflückt haben will . .
nb ich hatte mindestens auf etliche
Paar Tiroler Handschuhe gerechnet."
frcfcswrs Nliliagstisch.
Sie: Nun. Mannchen, dic Suppc
schmcckt schön?"
Er: Kind, schön" ist ein Begriff
aus der Aesthetik "
Sie: Na, sie schmeckt doch gut?"
Er: Gut" ist ein Begriff aus der
Ethik.. .."
Sie: Na. dann schmeckt sie Hunds
miserabel, Tu BegrissSjäger!"
Gcdai!kciilcs.
Vorsitzender: Ich werde jetzt die
Namen ber geladenen Zeugen aufrusen.
Diejenigen, welche erschienen sinb, haben
mit Ja" zu antworten, die anderen
mit Nein".
höchste Gutmiilbigkcit.
Aber lieber Freund, was sind denn
das für runde Löcher in Teiner Stuben
thüre?" Tie habe ich aussägen lassen,
weil meinem alten Johann das Bücken
zum Schlüsselloch schon zu beschwerlich
wnrdc."
(ScbcirnnigroII.
.: Ist cs dcnn wahr, daß Sie eine
so bedeutende Erbschaft gemacht haben?"
V. (dem Andern geheimnisvoll in s
Ohr rannend): Können Sie schwei-
gcit r
betheuernd): Was das Grab."
Y.: Ich auch."
Ias Erste.
Baronin: Und vergessen Sie nie die
Rücksichten, welche Sic Ihrer Stellung
in einem feinem Hause schulden."
Neues Dienstmädchen: Jawohl,
gnädige Frau, jetzt nehme ich mir nur
einen Kavalleristen zum Schatz."
5o ist es.
Es sind keineswegs blos ungebildete
Engländer, die das h nicht ausfprechen,"
sagte Einer im Lauf einer gelehrten
Unterhaltung zu einem sprachkundigen
Professor. Auch den gebildetsten Ante
rikaner habe ich noch niemals das S in
meinem Namen atissprechen hören. "j
Wie heißen Sie denn?" fragte der
Profeffor gereizt.
Johity". lautete dic Antwort.
Tuch eine Erklärung.
Was glaubcn Sie. warum haben
dic Ritter früher ihre Burgen auf die
Bcrgc hinauf gebaut?"
Sehr einfach weil drunten kein
Platz war!"