Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 23, 1899, Image 12

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    Alibi.
(Jtlfbm f.nti .'iar-'ctirtri von Z
Irr Mond schien durch die dahin
ziehenden holten, und die Aalten
jagten sich von einem Gebüsch zum an
deren und senkten sich dann aus die
Felder herab, Es war eine entzückende
Nacht zum Radfahren.
Tr. Franz Stephan hatte sich einen
Abend von seinen wenigen Patienten
freigemacht. Er pfiff fröhlich vor sich
hin. trat die Pedale schneller, und die
Nette knirschte Über die Zähne. Eigent
lich wnsitk er selbst nicht, wo er hinfuhr,
denn er hatte seine Karte nur flüchtig
angesehen. Toch störte dies sein iku
giiiiqcn weiter nicht, in Altenfeld gab
ti ja ein Wirthshaus. Cb aber Alten
seid 2', oder Kilometer entfernt
war, davon hatte er keine Ahnung. Er
beugte sich vor und warf einen raschen
Blick auf die Ilhr an seiner Lenkstange-.
s war gerade dreiviertel Zehn.
Bei einer plößlichen Wendung, die
der Weg machte, befand er sich in Der
köllnikmäkiger Tunkelheit. Hohe Wal.
der schlössen ihn von beiden Leiten ein.
die Wolken zogen über den Mond und
verdeckten sein Licht, und die Lampe,
die schon seit ungefähr zwanzig Minuten
nur noch schwach geflackert hatte, erlosch
nämlich. Mich it ieg er ab und zündete
ein Streichholz an. aber der Tocht
wollte nicht brennen, und nin die Sache
noch schlimmer zu machen, wurde die
ffinsternin immer dichter und dichter.
(.fr war gerade dabei, den Oelbehälter
aunuschrauben. alZ ihn der laute Knall
einer Flinte aus dem Walde zu seiner
Rechten emporichrcckcn und rasch um
sich blicken ließ. Ein kurzer Schrei
und eine Anzahl heiserer Rufe ertönten,
dann folgte ein Rascheln im Fanen
kraut und im Gestrüpp.
Wilddiebe," dachte er und beugte den
Kopf vor, um besser hören zu können.
Aus dem Gebüsch, nicht zehn Schritte
von ihm entfernt, stürzte plötzlich ein
Mann und verschwand in dem Tunket
der Nacht. Tie Rufe der Verfolger
wurden schwächer und schwacher und
erstarken endlich ganz in der Entfer
nung. Augenscheinlich hatten sie die
rechte Spur verloren.
Tr. Stephans ganze Sympathie
stand auf der Seite des Verfolgten; er
spähte nach der Richtung, die der Flücht-
ling genommen hatte, und sprang dann
in den Sattel. Schon nach wenigen
Minuten tönte das Knirschen einer
Gartenpforte an sein Ohr, und eine
weibliche Stimme rief ihn an. Auf
jedes Abenteuer vorbereitet, hielt er
still und sah der herbeieilenden Frau
erwartungsvoll entgegen.
Nun, was ist los?" fragte er und
versuchte vergebens in der Dunkelheit
ihre Züge zu erkennen. Es war ihm
jedoch nicht möglich, denn sie hatte
ihren Kopf in ein dichtes, faltiges Tuch
gehüllt.
0, kommen Sie mit mir, mein
Herr," keuchte sie athemlos und legte
bittend eine Hand auf seinen Arm, es
handelt sich um Leben und Tod!
Ihre Stimme klang so weich und
mädchenhaft und angstvoll, daß die
ritterlichen Gefühle Stephans sofort
geweckt wurden.
Womit kann ich Ihnen helfen?"
Koinmen Sie, ach bitte, kommen
Sie."
Doktor Stephan folgte ihr, seine
Maschine neben skch herfahrend. Bald
hatten sie ein Pförtchen, das in den
Wald mündete, erreicht; das Mädchen
öffnete es gewaltsam es schien lange
nicht benutzt worden zu sein und
blieb davor stehen.
Es betrifft meinen Vater," sagte sie
hastig und aufgeregt, ich weiß nicht,
was ihm zugestoßen ist."
Ihr Vater ist also ganz plötzlich
krank geworden?
Ja, ganz plötzlich."
Zum Glück bin ich ein Arzt."
.Desto besser, ich werde Ihre Güte
niemals vergessen."
Wiederum versuchte er. ihr Gesicht
zu erkennen, schicn.es ihm doch, als ob
weit mehr Angst als Tankqesuhl aus
ihren Worten geklungen habe. Tas
tauschen eines Wassers ließ sich jetzt
vernehmen, und im nächsten Augenblick
standen sie vor einer wackeligen Bretter-
Planke, die als Brücke über den seichten
Bach geworfen worden war. Zögernd
hielt das Mädchen inne und schaute
nach den düsteren Wölbungen des Wal-
des zurück.
Wir haben nur noch wenigeSchrittc,
Herr Toktor, wollen Sie Ihr Rad mit
chmcit' oder hier lasten? Sie können
es unbesorgt thun."
Toch Tr. Stephan war viel zu sehr
-in seine Maschine verliebt, als daß er
sich lange von ihr getrennt hatte, und
gestand dies offen ein.
Zu feinem Erstaunen ließ sie hierauf
cm lautes, knabenhaftes Pfeifen ertö
ncn, daß das Echo des Waldes erweckte.
Er sah sie verwundert an.
Ich will nur die Hunde warnen, sie
sind wild und bösartig gegen Fremde."
Der junge Toktor fand ihr Beuch
!incn höchst sonderbar, erwiderte aber
ichts.
Ta wären wir an Ort und Stelle,
Herr Toktor." Mit den Augen folgte
Stephan der Richtung ihrer ausgcstrcck
tcn Hand und erblickte das strohbedcckte
Tach eines Häuschens, das sich gegen
den dunkleren Hintergrund der Bäume
abzeichnete. Ein dünner Lichtstrahl
schimmerte durch die geschlossenen Lä
den und der Toktor hätte schwören mö
gen, daß er eine männliche Figur daran
vorubcrgleiten und im Schalten ver
schwinden sah.
lai Madchen öffnete' die Thüre und
bat ihn einzutreten.
Tas Zimmer, in das sie ihn surjite,
war ärmlich eingerichtet, aber tadellos
sauber. Auf dein Sopha neben dem
Fenster lag lin ältlicher Mann, blaß
und bewegungslos ausgestreckt. Der
Toktor beugte sich über ihn.
.Nun." fragte sie hastig, ist es
rtwas Ernsthaftes"
Ter junge Arzt wußte nicht, was er
sagen sollte, und schüttelte nur verwun
dcrt den Kopf. Ter Puls des Kranken
ging so regelmäßig, wie sein eigener,
und er athmete leicht und mühelos.
Geben Sie mir etwas Eognac."
Ich gab ihm schon alles, was ich
hatte, ich habe keinen mehr. Ter nächste
Ort. wo wir welchen bekommen können,
ist Altcnfcld."
Stephan brummte etwas Unverständ
liches vor sich hin die Sache war ihm
unerklärlich. Roch einmal sah er den
Liegenden prüfend an. zog an den
Spitzen seines Schnurrbartcs, was er
gewöhnlich that, wenn er etwas im
Geiste erwog. es konnte kein Zweifel
mehr für ihn bestehen der l'cann dort
simulirte.
Tas Mädchen hatte mittlerweile das
Tuch bei Seite geworfen und enthüllte
nun ein von einer Masse blauschwarzer
Locken mrahmtcs Gesicht von wunder
barer Schönheit.
Aus welchem Grunde haben Sie
mich hergeführt?" fragte Stephan
ruhig.
Ter Mann auf dem Sopha öffnete
seine Augen und erhob sich gähnend.
Tu hast den Falschen gebracht.
Kind," sagte er gedehnt. ..Guten
Abuid, mein Hcrr. ich sehe, Sie sind
Arzt, es thut mir leid. Tie bemüht zu
haben."
So?"
Stephan zog eine Eigarette hervor
und brachte sie über der Lampe in
Brand. Er war an sonderbare Gesell
schaft in seiner Praxis gewöhnt, und
die Lage amüsirte ihn, dennoch fühlte
er ein leises Unbehagen. Ich hatte es
nicht sehr eilig," erwiderte er nach
lässig, doch wäre mir eine Erklärung
erwünscht."
Sag ihm alles, Vater," bat das
Mädchen.
Sag Tu's ihm, Kind," stammelte
der Mann.
..Wir brauchen einen Alibibeweis,
Herr," begann sie mit erstickter Stimme.
Richard mein Bruder hat hat
gewildert, und ein Förster wurde "
Berwuiidet?"
Sie bejahte zitternd.
Wo ist er jetzt ?"
Auf dem Wege nach Altenfeld. "
Und vermuthlich auf meinem Rad?"
Sie antwortete nicht, aber es war
auch nicht nöthig; m einer Sekunde be
griff er das ganze Komplott und mußte,
wider Willen, lachen.
Das war ja sehr klug von Ihnen
ausgedacht," sagte er nach längerem
Stillschweigen, aber mich bringt es in
eine sehr unangenehme Lage. Ist der
Mann gctödtet worden ?"
Ich glaube nicht ich hoffe nicht,"
flüsterte das Mädchen erblaffend.
Richard konnte' es mir nicht sagen. Es
geschah nur zufällig und er "
Tie Flinte habe ich sofort gcrei
nigt," unterbrach sie der Vater, Herr
Doktor, wenn Sie uns beistehen wollen,
könnte sich der Junge noch retten, er
fährt voruialich. Die alte Maschine
für ihr Alter ist sie noch gut genug
steht im Schuppen. Er durste sie nicht
benutzen, um den Verdacht nicht auf sich
zu lenken, und es wäre auch sofort her-
ausqefunden worden.
Sie verlangen also von mir, daß ich
die Gesetze des Landes verletze," entgeg
nete Stephan und sog gedankenvoll an
seiner Cigarette.
O Herr, verrathen Sie uns nicht,"
bat das Mädchen mit Thränen in den
Augen, Richard trifft keine Schuld, er
wollte dem Manne nichts zu Leide thun,
und es war doch kein Tiebstahl, wenn
er etwas Wild erlegen wollte. Warum
sollen alle Hasen nur den Reichen ge
hören, wahrend die Armen hungern
müssen ?"
Ter Toktor hatte diese Frage schon
öfters gehört, noch niemals aber von so
schönen Lippen. Er schalt sich selbst
einen Narren, nichtsdestoweniger wil-
llgte er ein, sich an der Verschwörung
zu bethciligen und dem Gesetz ein
Schnippchen zu schlagen. Der Mann
erhob sich jetzt, öffnete die Thüre und
horchte gespannt hinaus. Plötzlich be
gann ein Hund anzuschlagen, ihm ant
wortcte ein anderer, und von der jen
scitigen Straße hörte man das Geräusch
sich nahender Fußtritte.
Sie kommen. H:rr," sagte er hei
ser, verbergen Sie sich, oder es ist alles
verloren."
Sei's denn, wohl oder übel muß ich
nun mitspielen."
Das Mädchen ergriff den Toktor bei
der Hand und führte ihn in die dunkle
Nacht hinaus, und nach einigen kaum
hörbar geflüsterten Vorsichtsmaßregeln
schlüpfte sie wieder zurück. Allein ge
lassen zog sich der junge Arzt an den
Zweigen einer dichten Lärche in die Höhe
und wartete dort der kommenden Tinge.
Drei lärmende Forstleute, von einem
Gcnsdarmen begleitet, rannten den
schmalen Pfad hinan und umstellten
das Häuschen, ehe sie gebieterisch an die
Thüre pochten. Unwillkürlich mußte
Stephan in seiner luftigen Stellung
lächeln, wenn er sich die Enttäuschung
der Gefoppten vorstellte. Er hörte, wie
sein neuer freund m stolzem undl
beleidigtem Ton. sprach und wie sich
die weichere Stimme des Mädchens,
aufs dochne erstaunt und erschreckt, hin
einmischte. Sie spielten beide ihre
Rollen ganz vorzüglich.
Mindestens eine halbe Stunde ver
strich, bevor die Haussuchung beendet
und sedcr Winkel, natürlich eriolglos
durchstöbert war. Ter Mann schwur
daß sein Sohn in Alteineldt sei. und
daß er das morgen durch Augenzeugen
beweisen werde.
Endlich entfernten sich die Beamten
und der Tottor kletterte von seinem un
behaglichen Sitz herunter.
Eine Woche später saß er in seiner
Junggesellenwohnung beim Frühstück
und las eifrig die Zeitung durch. Be
sonders ein mit rother Tinte ange
strichcner Artikel schien ihm außcrordent-
liche Besriedigung zu gewähren. li
lautete wie folgt :
Richard Morhaus. der aus der Un
tersuchunqhaft vorgeführt wurde, weil
er im Verdacht stand. Karl Martin
einen Förster beim Wildern verwundet
zu haben, ist freigesprochen worden
Ter Vorfall spielte sich am 13. d. Ms.
zwischen dreiviertel Zehn und zehn Uhr
Abends ab. Ein Sachverstandiger, der
die Flinte, die Morhaus gewöhnlich bei
sich trug, untersuchte, hat erklärt, daß
sie längere Zeit nicht gebraucht worden
sei, und verschiedene Augenzeugen konn-
ten beschwören, das; der Angeklagte bald
nach Elf im Gastzimmer des Wirths-
Hauses Zur Glocke" in Altemeld gc
sehen worden ist. Tie EnZfernung
zwischen den beiden Orten beträgt über
35 Kilometer."
Wie der Mensch gefahren sein muß."
lachte der Toctor und legte die Zeitung
nieder. Es freut mich, daß er seinen
Alibibeweis beibringen konnte: denn
seine Schwester ist das schönste Mädchen,
das mir je begegnet ist. Wie schade;
wäre sie nur nicht die Tochter eines
Wilddiebes, aber so schwamm
drüber!"
Zweierlei icbc.
Von Karl W a r a i I s ch .
Wir saßen, wie gewöhnlich, Abends
beisammen in unserem Stammgast
Hause. Tas Gespräch drehte sich wieder
einmal um die Frauen. Unser Freund
Langbaum, ein talentirter junger Ma
ler, hatte soeben feierlich erklärt, er sei
letzt zum ersten Male in seinem Leben
wirklich verliebt, und war deshalb auch
von uns Allen nicht wenig geneckt wor-
den. Nur unser Tlschültcstcr, ein an
gesehener, alter Arzt mit langem weißem
Vollbarte und einem freundlichen, ehr
würdigen Antlitz hatte sich an der
Neckerei nicht betheiligt, sondern nur
lächelnd zugehört.
Es ist etwas Eigenthümliches um die
Liede brach er endlich sein Schwer
gen Jeder glaubte momentan, end
tich das Richtige gefunden zu haben
und ohne den Besitz dieses Ideals nicht
glücklich werden zu können. Wir mei
nen es auch für den Augenblick wirklich
ehrlich und aufrichtig und doch lehrt
uns die Zeit nur allzu oft, ryie sehr wir
uns getäuscht haben. Manchem fällt
die Täuschung schwer, mancher merkt
sie kaum. Ich selbst habe in meinem
Leben nur zweimal geliebt. Die eine
Liebe befiel mich in meiner Jugend: sie
war stürmisch und leidenschaftlich; die
andere im Herbste meines Lebens: sie
war zart und sanft, aber deshalb nicht
weniger innig und tiefgefühlt, wie die
frühere. Wenn es euch nicht langweilt,
will ich euch die Geschichte meiner Liebe
erzählen.
Wir rückten also näher zusammen.
denn die Lcbensepisodcn des Doktors
waren stets interessant. Leider ließ er
sich nur selten herbei, irgendwelche zu
erzählen. Er that noch einen tüchtigen
Schluck Bier, und es war, als huschte
ein flüchtiger Schatten Über sein noch
immer schönes, männliches Antlitz, als
er begann:
Es ist schon lange her. Ich war
damals noch ein blutjunger Student,
lebenslustig, hoffnungsvoll. Auf einem
Tanzkränzchen lernte ich sie kennen, die
junge Wittwe eines Architekten, die
meine Sinne durch ihr anmuthiges,
geistreiches Geplauder gleich damals
vollkommen gefangen nahm. Wir
waren alsbald in ein lebhaftes 2?ort
gcfecht verwickelt, ein Wort gab das
andere, sprühende Blitze flogen bald
hin, bald her. Wir hatten uns von
der übrigen Gesellschaft förmlich isolirt
und bildeten inmitten des großen Tanz
saales sozusagen eine Welt für uns
allein. Da sie außerdem noch eine
ausgezeichnete Tänzerin war, schien sie
in meinen Augen überhaupt alle Tugcn
den zu besitzen, die eine Frau nur zieren
können. Ich bat um die Erlaubniß,
sie besuchen zu dürfen. Sie wurde mir
gewährt. Ich kam kam öfters
kam täglich. Alles an ihr war mir
neu. Die vielen Mädchenbekanntschaf
ten, die ich früher gehabt habe, hatten
alle das gewisse Schüchterne, Mädchen
hafte, Backfischartige an sich gehabt,
das zwar bis zu einem gewissen Grade
auch anziehend wirkt, jedoch mit der
Zeit monoton wird und daher die
Abwechslung wünschcnswerth erscheinen
läßt. Hier sah ich zum ersten Mal ein
Weib im engsten Sinne des Wortes
vor mir. Tas Ungezwungene, Neckische,
das ihr eigen war, die feine Koketterie,
mit der sie sich zu umgeben verstand,
die Gewandtheit und Sicherheit, mit
der sie sich bewegte, dazu noch das aller
liebste Hauskostüm, in welchem sie mich
stets empnng. die Nettigkeit und an
Pedanterie grenzende Sorgialtigkeit
mit der sie daraus sah. daß jedes Band
chen und Maschchen an ihr seinen gebd
rigen Platz einnehme das alles wirkt,
förmlich belaubend auf mich ein: ich
liebte sie beiß und innig, obwobl sie um
medr als 10 Jahre alter war. als ich
Und ich fand Gegenliebe. Vielleicht
fand auch sie Gefallen an dem ungc
wohnten Spielzeug: an dem dunkel
lockigen Knaben, oder aber war es die
Resonanz meiner wahrhaft tietgefuhl
ten Liebe, die sich in ihrem Herzen
offenbarte. Kurz, sie liebte mich und
ich war unendlich glücklich in dem Be
wusztsein. ihre Liebe zu besitzen. Ti
Stunden, die ich in ihrer Nahe zugc
bracht, zahlen zu den angenehmsten
meines Leben. ie verstand eö, in
den Aeußerungen ihrer Liede einen
unaussprechllchcnZaudcr hineinzulegen
wie ich eS außer ihr noch bei keinem
Wcibe gefunden bade.
Ich schmiedete Zutunftsplüne, baute
Luftschlöiser. Immer bildete sie den
Mittelpunkt derselben. Ich stellte es
mir so herrlich vor. wenn ich einst als
angesehener Arzt sie mit alle Beauem
lichtcitcn und Annehmlichtciten des
Lebens umgeben würde, wenn ich für
sie sorgen und walten bunte, ii:r sie,
für meine heißgeliebte, kleine Frau
Sie hörte mir stets lächelnd zu. Mein
liebes, gutes Kind", sagte sie dann
immer, während sie mir mit einem Kuß
den Mund schloß.
Vier Jahre waren auf diese Art ver
gangen. Endlich hatte ich die Rigo
rosen hinter mir, das Tiplom in der
Hand. Freudestrahlend eilte ich zu ihr.
um nun endlich meine heiß ersehnten
Pläne zu verwirklichen.
Sie empfing mich ernst und traurig.
Meine leidenschaftlichen Umarmungen
wehrte sie sanft ab, und als ich nun
von unserer Zukunft sprechen wollte.
unterbrach sie mich.
Komm, mein lieber Wilder, laß un
einmal ernst mitsamnien sprechen.
Sie zog mich zum Eanape und lieg
sich daraus nieder. Ich setzte mich zu
ihren Füßen aus einen Schemel. Heute
noch sehe ich ihre lieben, treuen Augen
vor mir. wie sie meinen Kopf in ihre
Hände nahm und mich unendlich trau
nq anblickte.
Glaubst Tu mir, dan ich Dich lieb,
unendlich lieb habe?
Aber Mutz nct ich ganz bestürzt
was soll das hcinen?
Ja, ich habe Tich lieb, wie ich noch
nie einen Mann geliebt habe. Ich bin
Tir in Tcincr Studienzeit treu zur
Seite gestanden. Ich habe manche
Deiner rauhen Seiten geglättet, Tei
nein jugendlichen Ucbermuthe oftmals
Zügel angelegt. Mein Hauptbe'trcben
war. Dich vor Leichtsinn zu bewahren,
und Dich zu rastlosem Studium anzu
halten. Es ist mir gelungen. Tu
hast heute Dein Ziel erreicht und bist
ein ganzer Mann. Jede Frau wird
ernst stolz sein können auf Dich. Da
mit ist meine Ausgabe erfüllt. Ich
kann und darf Dich nicht länger an
mich ketten. Tu hast eine grosze Zu
kunft vor Tir, Du hast Anspruch ans
eine ganz andere Frau, als ich bin.
Ich bin zu einfach, zu unbedeutend, zu
arm und zu alt für Dich. Die Zeit,
die ich mit Dir zugebracht, war die
schönste und glücklichste meines Lebens,
nie werde ich dieselbe vergessen. Deine
Freundin war ich stets und werde ich
immer bleiben. Mehr darf ich Dir
nicht sein. Zürne mir Nicht, mein
Schab. Wenn Tir auch für den
Augenblick die Trennung schwer fällt,
später wirst Tu einsehen, wie sehr ich
recht hatte.
Ich war ganz starr vor Staunen und
Bestürzung über diese unerwartete
Wendung. Vergeblich machte ich Ein-
Wendungen und bat sie krneefällig,
mich nicht unglücklich zu machen. Sie
bcharrte auf ihrem Entschlüsse. Wie
trunken taumelte ich fort ....
Ter Toktor hielt einen Moment inne
und es war, als glänzte eine Thräne in
einen Augen.
..Tags daraus, fuhr er fort war
sie verreist, und es gelang mir nicht,
ihren Aufenthalt zu erfahren. Ich war
trostlos über den erlittenen Verlust, das
Leben schien mir so leer und öde ohne
sie. Ich suchte. Vergessenheit in rastloser
Arbeit. Ich gab einige Schriften her-
aus, in welchen ich die Resultate mei
ner wissenschaftlichen Forschungen vcr-
önentllchtc. ie machten Aufsehen,
und ich wurde als Assistent an ein grö
ßeres Wiener Spital berufen. Viele
fahren waren seitdem vergangen. Die
Wunde meines Herzens war allmählich
vernarbt. Abgeschlossen von der Welt.
nur meiner, Wissenschaft lebend und die
Einsamkeit suchend, war ich ein Mann
geworden, der bereits am Herbste seines
Lebens stand. Da schien es, als wollte
die Liebe in meinem Herzen nochmals
erwachen, als wollte der Stock, den ich
schon abgestorben glaubte, nochmals
Knospen treiben. Tie Blume aber,
die jetzt in meinem Herzen erblühte, war
nicht mehr die feurige, dunkle Leiden-
chaft atymende Rose von ehemals, nein,
sie glich dem bescheidenen Veilchen, das
im Verborgenen blüht und nur ver-
stöhlen und verschämt ihren zarten Tust
entfaltet.
Ich hatte ein ninqes Mädchen kennen
gelernt, ein einfaches, bescheidenes Mäd-
chcn, wie mir schien. Ich hatte ihre
Mutter behandelt ; sie war an Lungen-
tuberkulöse gestorben. Als das Mäd
chcn dann nach dem Tode der Mutter
allein und verwaist zurückblieb, nahm
ch mich seiner an. Ich richtete ihm
ein behagliches Heim ein und war ganz
erfüllt von der Aufmerksamkeit und
Sorg, um beeide. Ich besuchte sie
täglich und trug allen idrcn Wun'ch
und Verlangen Rechnung. Ich war
glucklich, wenn ich als Lohn für meine
Bemühungen ein freundliches Lächeln
oder einen kleinen zarten Kuß bekam
Sie war stets sehr lieb und aufmerksam
mir gegenüber, und da ich sie bereits
liebte, glaubte ich. das sei auch ihrer
seit? Liebe. Als das Trauerjahr um
ihre Mutter vorüber war. bat ich sie
um ihre Hand. Sie sank weinend an
meine Brust und willigte ein. Ich
fühlte mich förmlich versüngt und glück
lich. Ter ag der Verlobung kam
Als ich. festlich gekleidet, mit einem
kostbaren Vouguet und schmuck in ihre
Wohnung anlangte fand ich diese
leer. Ein Zettel auf ihrem schreib
tiich sagte mir. sie sei mit einem Maler
davongegangen, ich solle ihr ver
Hirten Tas war meine zweite
und letzte Liede."
Ter alte Herr hatte, nachdem er tie
ergriffen geendet. Hut und Stock cr
griffen und war fortgegangen. Aber
auch über uns war eine eigenthümliche
Beklommenheit geloininen. und wir
konnten lange nicht den gemüthlichen
heiteren Ton finden, der sonst unsere
Tafelrunde immer auszeichnete.
(inc Erinnerung a Muni v. Maus
fnngcn.
n Gera wurde dieser '.jage die ver
wiitivete Frau Riemcrmcister Ehrisiiane
Zöpsel. geb. v. Triller, beerdigt. Mit
ihr ist die letzte aus dem Geschlechte der
Triller dahin geschieden. Ehristiane
Zöpsel war eine Tochter des 17K1 in
Gera geborenen und 18tll daselbst ver
storbcncn StcUmachcrmcisters Elzrislian
Adolph v. Triller, welcher, wie uns
Hahn in feiner Ehronik mittheilt, der
letzte Sprosse jenes Köhlers Georg
Schmidt aus trunhaiii gewesen ist
welcher 1455 dein Prinzcnräubcr Kunz
v. Kausfungen die aus lein Altcnburger
Schlöffe entführten Söhne des Kur
fürsten Friedrich abgejagt und den
Kausiunqen nebst Gcnos en gefangen
genommen hatte. Ter Chronik zufolge
mußte der Köhler Schmidt bei jeder
Gelegenheit eine That erzählen und
sagte dann stets: Da hab' ich den Kunz
mit meiner churstange wacker getril
lert." Man nannte ihn balo allgemein
nur den Triller". Anfangs geschah
dies scherzweise; später mußte Schmidt
aber, als besonderes Denkmal für tenes
Ereignis;, den Namen Triller als Fa-
millcnnamen annehmen.
Ten Rettern der Bulgaria"
widmet die Münchener Jugend folgen-
den Gruß:
In Wetter und Noth
Stark, wie der Tod!
So hielten sie aus
Im Wogengebraus',
Nicht bang, nicht müde durch Nacht und
Tag,
Bis das Fahrzeug sicher im Hafen lag
Was wollt Ihr mit Eurem Beifalls-
tosen,
Als wür's ein Wunder, was geschch'n?
Ein deutscher Mann ist der Kapitän.
Teutsch ist das Schiff, deutsch die
Matrosen
Taß die nicht wankten von ihrer
Pflicht
Wundert es Euch? mich wundert's
nicht!
Ach so!
Arzt: Schläft Ihre Frau Nachts
gut?"
Weisz nicht, ich bin Nachts nie zu
Haus."
Arzt: Wo sind Sie denn Nachts?"
Ich bin Nachtwächter."
Nicht zu verblüffen.
Heirathslustiger: Die Dame, die
Sie mir vorschlagen, ist fast die Hälfte
kleiner als ich.
Agent: Dann wird sie um so mehr
zu Ihnen als zu etwas Höherem aus
blicken!"
Keine Ausrede.
Nachtwächter : Nanu, was machen
te denn da oben?
Einbrecher: Ja, wissen Sie, Hcrr
Nachtwächter, ich habe nämlich ein
furchtbares Zahngcfchwür und da bin
ich vor Schmerz die Wand hochge
gangen !"
Fcinfiililig.
Verbrecher: Uff 10-15 Jahre
Zuchthaus war ick ja jcfaßt aber
Ehrverlust? Ta leg' ick Berufung ein!"
Rcitbahn-vergleich.
Unteroffizier: Einjähriger, nicht
mal den alten Gaul können Sie reqie-
ren wie wollen Sie da nun erst mit
Ihrer zukünftigen Frau fertig .wer-
den?"
Nicht zu verblüffen.
Arzt: Sie müssen sich mehr Be-
wcgnng machen."
Patient: Aber ich bin ,a Schncll-
läufer."
Arzt: Da muffen Sie eben noch
schneller lausen."
Der dankbare Lchwiezerson.
Schwiegermutter: Nun, ich will
Ihnen noch einmal in Ihrer Geldver
legenheit helfen."
Schwiegersohn: O, Mamachen,
dafür küsse ich auf der Stelle Ihre
Photographie !"
rn Mirkniä',dniß
.Kennen Sie Wallenskein'S La.'.er?'
.Nein, mich interesnren bie neilar!,.
gen Bier.' überhaupt nicht!" Q
llmvr'i.t'ti.i.
Herr: Ich nur heule im Jung.k'5
sellenk'.ud, aber da geballt mir's nicht
mehr !"
Fraulei:, : Zoll das vielleicht ein
HeiratbSantrag fein '"
An!
A. : Weswegen verkehrt denn der
Schauspieler S trampe! so gern mit
Studenten?"
B. : Ach, der liebt so sehr die vollen
Hau'er!"
('iffenberjU.
Wie lange studiren Sie schon?"
Studiosus: .Seit S Semestern
trage ich mich mit der Absicht."
buchstäblich ausaesasit.
Lehrer: ..Karlchen, was soll das hei
ßen: die reichen Bauern behandelten
den Fremden von oben herab?"
Karlckien : ..Tas !,ßt, sie trieben
ihm den Enlinder an."
Zutreffende liedeiisart.
Hat der Kapellmeister Müller aus
sein Probekonzert eigentlich die Stelle
des städtischen Musik - TirektorS bekorn
nie ii r
Nein, der ist mit Pauken und
Trompeten durchgefallen."
Richter: Ter Angeklagte, dcr Sie
überfiel, ist ganz schauderhaft zugerich
tet, wie haben Sie denn das gemacht?"
Herr Protzerl: Mei goldene Ubr
hab' ich ihm um den Kopf geschlagen !"
Darum.
Kennen Sie den Herrn da oben in
der Loge?"
Ja, das ist dcr reiche Broker
Protzingcr, der sich vor kurzem noch
vcrhcirathct hat."
Noch auf seine alten Tage?"
Ja, schauen S'. wie könnt' er ohne
Frau sonst alle seine Diainantci,
zeigen !"
betroffen.
Jagd - Gast (als ein Prob einen
Jagdschmaus giebt' beim Tonst) :
Unser verehrter Herr Kammer-
zienrath soll noch so viele Jahren leben.
als er schon totiicf Wild erlegt hat!"
Kommcrzicnrath : Hab ich Sie
schon jemals beleidigt?"
Das genügt.
Ein Kaufmann empfahl iünast einer
Dame seidenen Stoff in einem Kleid?
mit folgenden Worten: Das Kleid
halt Ihnen bis in die Ewigkeit und
nachher können Sie sich noch eine
Schurze daraus machen la en."
Lhrlich gestanden.
Gast szum Kellner:) ..st der Wein.
den ich trinke, vom Neckarthal?"
Kellner: Nein, aber vom Löwen-
thal." r
Linst und jetzt.
A. : Einst waren alle Mädchen so
treu wie das Gold."
B. : Und heute?"
A. : Sind Sie dem Golde so treu."
Ein Schlaumeier.
Kind: Papa, wenn Du wüßtest.
wie schlecht es Dir paßt, wenn Du den
Stock in der Hand hälft, würdest Dn
Du ihn gleich weglegen."
Rathcderbliithe.
Professor: Meine Herren! Bor
allen anderen Raubthicren ist es der
König der Thiere, welcher uns hier zu
erst in die Augen springt !"
Mißverstanden.
Mir ist ganz so. als ob das dem
Herrn Baron seine Villa war' ! Dum-
mcs Zeug ! Hier kannst Du doch lesen,
daß sie Herrn Anno" gehört !"
Ein naiver Gatte.
Professor iäraerlich , seiner Xmu
..Dil bist bcr Wirklich llkereenl,r
Amalic! Vor zwei Jahren wünschtest
Xü ir fo brennend diesen Hut, und
nun ich Tich jetzt damit überrasche,
ki.'tt rt:J, ;xi .: i v
I -iur rnuii tiiimuii v
r
licrbe Krisis.
Symbolist : Nun, Herr Professor.
was sagen Sie zu meinem Bilde?"
Medizinalrath : Ja ... . hm
wünschen Sie ein ärztliches Gutachten?"
Inserate aus dcr deutsch asiatische Watte"
zu Üsintau.
Als ich neulich mit dcm Chinesen
Zut-Tsing über den großen Drachen
sprach, meinte ich nicht seine Schwie
germutter, und nehme ich hiermit die
Beleidigung zurück. S ch u l - T z e.
,Hcrr Krause wird gebeten, wenn er
nm Mitternacht von seinem Stammtisch
heimkehrt, nicht wieder meinen Zopf
mit dem Klingelzuge seines Hauses zu
verwechseln. W e i - h e i - w c i. Nacht
wächter."
Gaunerstolz.
Vertrauter: Du enstammst ia wohl
incm uralten Spitzbubcngcschlccht?"
Gauner (stolz): Ich sage Tir. wir
haben Traditionen in unserer Fa
milie !"