Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 16, 1899, Image 11

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Sticfcltrictyfc und i'xcbc.
mik kichichir, dir pan'tit I 5o '.
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Nachdem Napoleon um die iet
bauten tna.ldndet zu ärgern, dir bt
rnchtigie Kontinentalsperre dkirclirt
hatte, durch welch? sast sämmtliche
Hasen des europäischen Festlandes der
englischen Einfuhr verschlossen wurden,
stiegen die KoZouialwaaren begreiflicher
Weise bald ungeheuer im Preise, so
besonders auch der indische Rohzucker.
I Frankreich war die ebenso der
Fall, wie in den anderen Staaten des
Festlandes.
Um solcher alamitat zu begegne,
wandte man sich in Frankreich und zur
selben Zeit in Deutschland niit regem
leiser der Runkelrübenzuckerfadrikation
zu, womit man sich auch schon früher
beschäftigt, aber dann die onche, weil
zu schwierig, wieder aufgegeben hatte.
Jetzt trieb die Noth zu neuen Versuchen
aus diesem Gebiete.
Im Jahre 1812 lebte ,zu Monlpel
lier der reiche Besitzer einer Zucker
rasfiucric. Ta unter den obwaltenden
citumsländen indischer Rohzucker nicht
mehr zur Genüge zu erlangen war.
wandte er sich ebenfalls der Runkcl
rüben-uckerfabrikation zu. freilich mit
nicht besserem Erfolge als andere Unter'
uchmer. Man verstand es noch nicht,
den Runkclrüdensaft so zu klären, wie
es nöthig gewesen wäre, um dem daraus
bereiteten Mucker daZ lveik. schöne Alls-
sehen dcS raffiiurten indischen Zuckers
zu geben. Ter Runkclruvcnzucicr ve
y hielt, trotz aller Mühe, die man sich mit
ihm machte, ein schmutziggraucs. un
appetitliches Aussehen.
lit erwähnte Fabrikant in Mont
pcllier hatte eine schöne Tochter und
einen hübschen Wcrkführcr. So gc
schah es, wie schon so oft, da die
Liebe ihre Streiche machte. Ter junge
Mann verliebte sich in die junge Tarne,
womit sie seilt wobl.' ihr Vater aber
aar nicht zufrieden war. Um der Sache
ein jähes Ende zu machen, entließ er
ihn. und, zwar auf ziemlich schroffe
Weise.
n eiiter anderen Zuckerfabrik vcr
mochte der unglückliche Liebhaber keine
Anttelluna iu finde, und doch war
ihm daran gelegen, in Montpellier zu
bleiben, um auch fortan der Geliebten
möglichst nahe sein und sie zuweilen
sehen zu können. Also beschloß er, selber
Fabrikant zu werden, aber nicht ettva
Zuckcrfabrikant, denn dazu reichten lym
seine bescheidenen Mittel nicht hin, foit
dcrn Stiefelwichse Fabrikant, wozu
man. da keine aronartiacn Einrichtun
gen für den Anfang nöthig, nicht so
viel Kapital brauchte.
Hauptingredicnzcn für eine gute,
schöne Glanz gebende Stiefelwichse
waren damals und sind's auch wohl
noch heute Syrup und Beinschwarz
oder Knochenkohle. Dann gehören auch
nock Walkischtbran. Weinessig, Salz
säure, Vitriol und dergleichen mehr
dazu. Doch ist das ausführliche gc
.naue Rezept für unseren Zweck nicht
nöthig.
Nun war damals, eben wegen der
erwähnten vcrhängnißvollcn Kontincn
tallverre. der eckte Zuckcrsvruv ein
ebenso seltener und theurer Artikel als
westindischer Rohzucker. Aver ocriunge,
angehende Sticfclwichscfabrikant wußte
sich bald zu helfen. Er kaufte spott
billig von einem Runkclrübcnzuckcr
sabrikantcn eine Quantität dicken
Runkclrübclisaftcs, der ganz schmutzig
und anscheinend hoffnungslos vcrdor
bcn war, so daß man darauf hatte vcr
zichtcn müssen, denselben zur Zucker
bcreitung zu verwenden. Zur Be
rcitung von Stiefelwichse aber mochte
ja allenfalls dieser Saft noch lange gut
genug sein.
Ter junge Mann vermischte ihn zu
nächst mit einer tüchtigen Portion ge
brannter Knochenkohle und ließ die
Maffe so über Nacht stehen. Als er am
andern Morgen nachsah, staunte er
nicht wenig. Das Beinschwarz hatte
, sich nicht vermischt mit dem Saft, viel
mehr denselben auf wundersame Art
geklärt, alles Unreine aus demselben
aufgesogen, so daß nunmehr aus dem
Saft der reinste weiße Zucker fabrizirt
werden konnte. Nachdem er dies mit
Sicherheit ermittelt, verzichtete der
Fortsetzung der Tticfclwichfcfabrika
tion. i Die Knochenkohle, welche sich gesetzt
und gesammelt hatte, konnte, nachdem
sie gereinigt, wiederholt für denselben
Zweck gebraucht werden. Dies war sehr
wichtig.
, Freudevoll lief der junge Entdecker
zu seinem früheren Prinzipal und sagte
höchst aufgeregt zu ihm: Wollen Sie
mir nun Ihre Tochter zur Frau geben
und mich zu Ihrem Kompagnon
machen, so überliefere und offenbare ich
Ihnen ein Geheimniß, welches Millionen
werth ist."
Was ist das für ein Geheimniß?"
fragte ungläubig uud mürrisch der
Fabrikant.
ES betrifft die völlige Klärung des
Runkelrübcnsaftcs. also die Lösung
eines Problems, welches bisher von
Niemand gelöst werden konnte."
Und Sie können das nun. meinen
Sie?"
Ja.
"Wie find Sie denn darauf gckom-
wen?" , ....
Indem ich Stiefelwichse zu fabrizi-
rcn versuchte."
Sie scheinen mir nicht recht bei Ver
stände zu sein. Herr!"
- Was ich sagte, ist die reinste Wahr-
hcit. eben ic bier den Beweis für
meine Behauptung! "
Er zog aus der Zascke ein F lasch
chcn. welches mit völlig gellarten.
:übkiizuckkrsatt angkiuUt war.
Das siebt allerdings merkwürdig
gut aus . sagte der avrilani mit
Intcrcne. Er pruttc. er schmeckte. ,,
das ist wunderbar'."
..Und es war ein to unreiner ast.
daß Ihr Konkurrent denselben nicht
verwenden wollte. Glauben Sie mir
nun ?"
sza". rief der Fabrikant plötzlich
wie umgewandelt, sehr freundlich.
Sie sind wahrlich ein gror.es Elenic:
TaS bisher für .unmöglich Gehalten
haben Sie richtig zu Stande gebracht.
Sind Sie bereit, in meiner Fabrik,
unter meinen Augen, einen neuen
Probcvcrsuch zu unternehmen ?"
Wollen Sie, wenn derselbe gut gc
lingt mir die Hand Ihrer Tochter
geben?"
Ja. das will ich."
Die Beiden schüttelten sich die Hände.
Abgemacht war's.
Der Probcversuch wurde ohne Vcr
zug in's Werk gesetzt uud siel sehr
günstig aus. So fand denn die Ber
lobung statt und bald darauf die Hoch
zeit. Der junge, glückliche Entdecker
wurde der Kompagnon feines Schrote
gcrvatcrS. Fortan fabrizirtcn sie Run
kclrüdcnzuckcr von weit besserer Art als
zuvor, der an Schönheit und Weiße
nichts zu wünschen übrig ließ. Da das
Geheimniß der neuen Fabrikation?
Methode auf die Dauer doch schwerlich
hätte gewahrt bleiben können, so vcr
kauften sie dasselbe für bedeutende
Summen an andere Fabrikanten und
gelangten dadurch rasch zu , großem
Reichthum.
2luf nach haixina !
JvningS-Staats-NuhSpäpcr,,
äkroß die Britsch.
3hst Neu York Boro.
Kabaljcro Editorc !
Quicn snbc! Wisse Sie was des is?
Des is Spähn! Nämlich: Sc pappla
cspanjoll! Hier werd Spanisch gctalkt!
Wisse Sic. Mistcr Editcr, ich hab's
la linmcr gesagt, in die Leit vun Hern
zctag is kce Go-ahead, kce Sponk un
kce JntcrprciS drein. Es sein lauter
Schlafmützc, unsere hcintige Tschcncrä-
schcns sclii.
Da wcrd immer dc alte ausgetretene
Weg fortactrottclt un Bier derzu gesone.
Kce neic Eidics, nix derzu lerne un des
Alte vergesse, des is so cbaut, wie ich
die häutige Teutsche vun Neu Bork
ausseife thun. Wann ich in meiner
Jugend un nachher so gcwcse war, da
hätt ich nct dcs Geld gemacht, wo ich
gemacht hcn. Un so sein ich hcint noch.
Jntcrprcis. Enörgi, Busncß, Pusch un
Jntcllidschcnz. die sein nct aus mer raus
ze bringe, ich sein emol so.
Also, wisse Sic dcs Neicstc? Nooo?
Ich geh nach Kjubä, Havana, Porto
Rico' de Kjubä, vcrlcicht sogar aach
nach dcr Pcrle vun die Mantille. Nct
for Plüschcr, Mistcr Editcr. sonnern
for Investment. Immer mit eine Aug
for Busncß. des is nct aus mcr raus
zc bnngc.
Da is nämlich am Sonntag beim
Tschalli zum Frühfchoppe e Scnjor Ton
Francesco Xavcrio de Lungclmcyer y
chivabing e Pastng. e echter havane
sischcr Kjubancr (er is vun spanische
Eltern in Münchc geboren) gcwcse. wo
gesagt hat, cZ waren Milljcns drein
for dc richtige Mann, wann er plcnti
Geld hatt, es in Havana zc inwcstc.
Amwcr er Hot gesagt, es wär nir for
kommene uncdschukütcte Picpcls, son
ncrn nor for Leit mit Jntcllidschcnz un
Büldung. Dcs Hot mich gczcttclt. Ich
scin Ihr Mann," hcn ich gesagt.
Ich hcn mcr glci gestern Morchc e
spanische Grämmcr gekauft. Des meiste
dcrvon kann ich fchun. For Jnstenz
cl sombrcro" der Hut, un so wcitcr.
Kapischc? Hawwe Sie vcrstannc?
Cs Course, ich gch nct for mich sclwer
e Busncß starte. Ta derzu hcn ich zu
viel Enörgi und Pusch. Ich glaub
nämlich nct an sclwer pörsenclli zc
arbcitc. Ta scin ich fchun zc vicl
amörikaneist dcrfor. Stack hawwe, pro
mote. Koinpcnies orgäncise, des is, wo
des Geld drcin is. Dcs is aach die ein-
zige Kombinäschcn, in dcr mir Wasser
nit nmiimpcttctik is. Nämlich denn
Stack zc wässern.
Wahrschcints werd ich in Havana e
Brauerei verdünne mit ere altdeutsche
Bierstub so a la Münchener Bierstube
in Börlin establischc un e Mann drein
aufsctzc, wo dic Sach for mich rönnt.
Ta ncmm ich mcr dann so ebaut
hunnert oder mehr odcr weniger befreite
Kjubancr un die mache mer schaffe wie
dic Niggcr. Of course unser Government
mutz mich protcktc. Ich wcrd e Kompeni
Rcgcllers vcrlangc, wo mci Praperti
watsche un wo die befreite Kjubaner
schaffe mache, daß ihne die Schwarte
krache un wo se mit die Gcwchrkolbe ze
Riefen bringe, wann die Kerl vcrleicht
Bezahlung haivwe wollte? Cuicn
sabe? dcs hcißt uf Tcitsch: Sie
mache e Wctt, Mistcr Editcr!
For dcm gclbe Fieber da fcrcht ich
mich gar nct. Tcs is nämlich blos
während dcr nasse Regczcit un da kätsche
-ic mich nct druwwe in Havana.
Quien sabe! (Tcs heißt uf Tcitsch:
Not on your Ilse." Mistcr Editcr).
Cs coursc mach ich erst emol en Pro-
spcktig Tripp nach Havana. Tie Par
tikellcrs hcn ich noch nct arründtscht.
Ich wccß noch net ob ich bei Schiff odcr
bci Land hin geh. Ich wccß aach noch
nct. ob Ich
Quien sabe?
EZ kann sei.
Quien sabe
die Famlli'mit ncmm.
(Des haßt uj Tritsch:
es kann sei aach nct).
beikt nämlich kehr vcr
schieden? Sache. Es timmt blos uf de
Weg an, wie mcr'S pronaunzt.
A is Mistcr Editcr. sowie ich mein
Mcind ausgemacht hcn. wann ich gch.
werd ich's Ihne wisse losse.
Einftwcilc wün'ch ich Ihne herzlichst:
Buenos dias! (Tes heißt us Tcitsch:
o lang!)
Mit Rigards
Z)ourS
Ton Juan R i t s ch i o
v. Kcrchhcim-Bolande dclla Palza.
(ine wunderbare, aber toaltt e
schichte.
In einer nicht sehr großen, aber recht
ansehnlichen, wohlhabenden und kunst
liebender norddeutschen Residenz hatte
sich Ende September auf einige Zeit
eine wandernde Kunftrcitcrtruppe nie
dagelassen, die außerordentlich vicl
Gutcs bot und deshalb großen Zn-
spruchS sich erfreute. Bci dcr Truppe
war auch ein Elown. dcr sich rasch durch
seine actucllcn und immer scincn Witzc
und Bonmots nicht nur dic allgcmcine
Gunst crobcrtc sondern durch scin gentlc
tnanlikcS Auftreten außerhalb des Eir
kus rasch eine überall gern gesehene uud
beliebte Persönlichkeit wurde. Tcr
Elown war ein Mann von hervorragen
der uuivcrscllcr Bildung, ein Gentlc
man sich auch seiner Gesinnung nach,
aber er war auch eine leichtlebige Künst
lernatur. also nichts weniger als ein
guter Financier; im Gegentheil lag er
mit scincn Finanzen m stetem Hader.
Er machte auch die Bekanntschaft eines
gleich wohlhabende wie tunstsrcund
lichcn Rcnticrs. dcsscn Ehe kinderlos gc-
blieben war, dcr abcr trotzdcm mit sci
ncr Gattin schr glücklich lebte, wcnn
böse Zungen auch behaupteten, er stehe
ein wenig unter dem Pantoffel. Ter
Rentier lud den Elown auch in scin
Haus, wogcgcn die Gattin nichts hatte:
im Gegentheil: auch sie empfing den
Künstler, jederzeit freundlich und gast-
Ilch. freilich sagte sie zu ihrem Ehc
Herrn: Das Ende dieser Künstler
freundschaft wird auch hier das gewöhn
lichc sein, dcr Mann wird Dich schlich-
Ilch anpumpcn. Ich vcrbicte Tir abcr,
ihm Geld zu leihen, und nun, Tu
kennst mich in dicscr Beziehung."
Nichtsdestoweniger brachte es dcr Elown
zu (Stande, dcn Rentier bci dcr Abreise
um 300 Mark anzupumpen pumpte
er jemand an, pumpte er natürlich nur
nobel. Er versprach, das Tarlehcn
binnen vier' Wochen prompt zurück:
zahlcn. Er that allerdings dies nicht,
avcr er mrico ocm (meiner eilten
Entschuldigunqsbricf. den das Mißac
schick dcr Gattin in dic Hände spielte.
Selbstverständlich Tag für Tag endlose
Predigten und Vorwürfe, deren Refrain
immer dcr war: Tic 300 Mark wirst
Du niemals wiedersehen!" Um dicscn
civigcn Predigten endlich ein Ziel zn
setzen, schickte dcr Rcnticr dcn Clown
wcitcre 300 Mark, lcqte ihm in cincm
Begleitbriefe die Sache klar und ersuchte
dcn Empfänger, mit dicscn 300 Mark
eine Schuld bei ihm, dem Tarlahcr,
sonder Säumen zu tilgen und ihm da
mit Gelegenheit zu geben, über seine
Gattin zu tnumphiren. Tcr Elown
folgte pünktlich dicscr Weisung ob
mit oder ohne Selbstkampf ist nicht bc
kannt gcwordcn , und dcr Rentier
trat seiner Gattin, als dcr Briefträger
Postanweisung brachte, mit ' dicscr
triumphirciid entgegen. Jetzt aber
Widerspruch, Tcin Name ist Weib!
sagte die Gattin: feo, dcr arme Teufel
hat Dir also das Geld zurückgeschickt ?
Natürlich. Du hast ihm die Pistole auf
dic Brust gcsctzt, ihm mit Gcricht und
Gerichtsvollzieher gedroht, das ist ja so
dic Art dcr Herren dcr Schöpfung,
abcr nicht meine Art. Sofort schickst
Tu dem armen Teufcl das Gcld zurück
und schreibst ihm, die Rückgabe eile gar
nicht, er könne das ganz nach seiner Be
quemlichkeit einrichten. Und das machst
Du gleich hier vor meinen Auge. Ich
selbst werde Brief und Gcld 'zur Post
bringcn." Was wollte der Mann an
ders machen, als gchorchcn und schwci
gcn und auch dicse 300 Mark noch
opfern, wollte er nicht dcn klcincn Bc
trug an's Licht kommcn lasscn, dcn cr
scincr Gattin dcs lieben Friedens willen
hatte spielen wollen. Der Elown soll
bei Empfang des Briefes und dcs Gcl-
dcs vor Erstaunen so starr gcwordcn
scin, daß er aus dem Starrkrampf nur
durch dcn schleunigen Genuß einer Fla
schc Pommcry Greno sich selbst wieder
erwecken konnte. (M. N.-N.)
(sine Manöver-Episode.
Um zu illustriren. wie der vcrstor-
bcne zweite Reickkanzlcr unter Umitan-
dcn auch nach obcn recht nackcnstcif sein
konnte, erzählt ein Mitarbcitcr dcr
..Wcscncituna" eine Manöver-Evisndc.
die sich in der Zeit abspielte, wo dcr
Oberst v. Eaprivi zum ostfricsischcn
Jnfantcric-Rcaimcnt Nr. 78 komman-
dirt war (1874): Großcs Gcfccht dicht
vor Hannover. Ich stehe in meinem
Schudenzuac. als ein böbcrer Offizier
vom Gcncralstabc odcr Kricgsministc-
rium mit dcr wcißcn Schicdsnchterbiiide
am Arm auf mich zugcsprcngt kommt.
Schon auf beträchtliche Entfernung rief
er mit wüthenden Gcdcrden:
Was ,N das bier für eine " nn
sagen wir Eochoncric): wer komman
dirt hicr?"
Ich nannte den Namen meines Nn-
taillonskommandcurs.
In dcr alcickcn dicni'twütbioen
nicr ging es weiter: Wo ist dcr?"
Ich wies hinter mich, und richtig, da
hielt cr: neben ihm aber der inzwiichen
herangekommen? Oberst .v. Eaprivi.
Nun war es für mich äußerst inter
essant, zu beobachten, wie GcsichtSauS'
druck und Sprache des fremden Offi
ziers sich änderten, als er mit einem
Male Eaprivi gegenüberstand, natt
höflich kam aus seinem Munde dir
Frage:
c. königliche Hoheit Prinz Karl
lassen fragcn, was daZ hicr für eine
Unordnung wäre."
Eaprivi wippte aus dem großen
Brauncn mit dcn gcsprcizte Beinen
und ließ seine Blicke in aller Seelen
ruhe über das Schlachtfeld schweifen.
Tann that cr die Gegenfrage:
Bitte, schcn ic Unordnung?"
Se. königliche Hoheit sing dcr
Schicdsrichtcrqchilfe wicdcr an, abcr
Eaprivi schnitt ihm das Wort mit der
etwas fcharscr gesprochn Wieder
holung scincr Frage ab:
Bitte, schcn le Unordnung?"
Ncin abcr Se. Kgl. Hoheit "
So mcldcn Sie Se. Kgl. Hoheit,
daß Sic und ich keine Unordnung gc-
schcn habcn!"
Tamit hob sich Eaprivi's Hand an
dcn Hclin und dcr fremde Herr ver
schwand in sausendem (lopp. So
etwas erfreute des Truppenoffiziers
Herz, denn eine solche Vertretung des
Regiments nach oben waren wir nicht
gewohnt.
Eine andere Anekdote ist folgende:
Besannt ist, daß sich dcr zweite Kanzler
dcS Teutschen Reiches als Organisator
dcr Manne Verdienste erwarb. Wie
scheel man jedoch seinerzeit in Marine-
kreisen auf dic Erinnung eines Gene
rals, also einer Landratte, zum Ehcf
dcr Admiralität sah, bczcugt folgcnde
Anekdote, die Schreiber dieser Zeilen
damals in OnizierSkreisen . vernahm
Eines Tages beschloß dcr neu ernannte
Ehcf dcr Admiralität, auch einmal die
Flotte zu infpizircn und bcsticg zu die
sein Zwecke ein Kriegsschiff älterer Kon
struktion, das sich gerade im Kieler Ha-
fen befand und als Schulschiff diente
Nachdem tr Alles zu seiner Zufrieden
hcit befunden hatte, verlangte er auch
dcn Kohlcnvorrath in Augenschein zu
nehmen, worauf man ihn in einen klci
ncn Raum ncbcn dcr Küche führte
Verblüfft sah dcr Gcncral-Admiral dcn
cnqcn Raum mit dcm winzlgcn Koh
lcnhaufcn und fragte endlich gedehnt:
Ja. ist das Alles? Wie weit wollen
Sie denn eigentlich damit kommen?"
Erzcllcnz, wir besindcn uns auf einem
Segelschiff," war die mit kaum verhak
tcncm Zucken um dic Mundwinkcl gcge-
bcne Antwort. Tcr Ehcf dcr Adinira
lität aber biß sich auf dic Lippen und
1 oll hiermit zum letzten Mal ein Krieg
schiff inspizirt haben.
Wie Thiere gezähmt werden.
Der Besucher eines Eircus oder einer
Menagerie schcn mit Vcrgnügcn, wie
gezähmte Thiere merkwürdige Dinge
verrichten, dcr Aussage der Bändiger
der Thiere nach verstehen sie aber doch
nicht zu würdigen, was nc sehen. In
dcr Manöge odcr dem Käsig freilich hat
das Traumen mir noch wenig zu thun,
und danach urtheilt jeder kleine Junge,
cs könne seine hübschere und leichtere
Beschäftigung gcbcn, als z. B. Elc-
phantcn zn lehren, daß sie tanzen, auf
einer Flasche odcr Schaukel stehen oder
sonst etwas unter dem Beifall dcr Zn
schaucr ausführen ; sähen sic abcr dic
Zraiilircr in Hcmdarmcln bei der Ar
bcit vor dcr Vorstellung, so würden sic
dic Sache wcniqcr reizvoll finden. Es
dauert gar lange Zeit, ehe die abae
richteten Thiere dem Publikum vorgc
führt wcrdcn können, dcnn diese haben
eine lange, strenge Schule durchzu-
machen, che uc cinlgcn Kunststücken
fähig sind. Tic großcn Kajzenartcn
Löwen, Tiger, Panther eignen sich
zum Beginn dcr Abrichtung am
bcstcn, wcnn sie anderthalb Jahre
alt sind. Sic entsprechen dann
cincm Knaben von acht bis fünfzehn
Jahren, und dcr Thicrbändigcr beginnt
nun, sich mit ihncn vertraut zu mächen.
Er geht mit einem Paare derselben in
einen Käfig, hat aber stets einige Leute
bet sich, die die Bestien mit Stachel
stöckcn abhalten, ihren Lehrer vielleicht
von hinten anzufallen. Zuerst gewöhnt
dicscr seine Zöglinge nur an seine Ge
gcnwart. Er läßt sie frei, streichelt
ihren Kopf und rcdct ihncn sanft zu,
wie eine Muttcr ihrcm Kinde. Das
dauert so eine Woche, oft noch länger
an, je nach der Gemüthsart der Thiere,
von denen dir furchtsamen und scheuen
am schwierigsten zu behandeln sind.
D,r Lehrer stößt mit einem Stocke auf
dcn Boden, tritt fest und geräuschvoll
aus und unternimmt noch mancherlei,
nur um die Thiere an seine Gegenwart
zu gewöhnen. Dabei beobachtet er sorg
sam Haltung und Charakter der Zög
linge. Er sieht aufihre Augen.,
beobachtet die Linien' um dcn Rachcn.
die Haltung dcr Ohrcn und die gc
ringste Bewegung des Schweifes. Alle
Träumer ziehen kräftige, stolze Thiere
dcn furchtsamen vor, weil jene sich auch
zu gefährlicheren Kunststücken abrichten
lasscn. Ein Löw?, dcr auf cincm Zwei
radc fuhr, lernte das nach drciinonati
gcr Abrichtung: dabei dauerte seine
tägliche Uebung so lange, bis er unge
duldig zu wcrdcn anfing: dann erhielt
er zur Bclohnnng ein tüchtiges Stück
Fleisch. Baren sind geborene Boxer
und Ringkämpfer und werden zu dcr
artigen Künsten angelernt. Leoparden
,nd meist vcrdricßlichc und beschränkte
Thiere, von denen die männlichen sich
noch etwa? gelehriger als die weiblichen
erwcticn. er weidticre Hclcx in wilo
und heimtückisch.
chter rurn!"
Folgendes Ge'chichlchen wird gegen
wartig in pvmmcrschcn Blattern erzahlt:
Ter Kronprinz Friedrich Wilhelm (Ipä-
ter Kaiser Friedrich) benutzte gclcget
lich silier Reife durch Pommern von
Köslin aus die Post. In Zanow hatte
man sich aus einen würdigen und fcier
lichcn Empfang des Kronprinzen vor
dcrritct: Markt und Hauptstraße waren
mit Blumen bestreut. Ehrenpforten
waren errichtct, und dic Fahnen flattcr
teil lustig im Windc. Ta aus dcu
Törfcrn viclc Lcute zu xuv und zu
Wagen herbeiströmten, so winde von
der tadtodrigkcit der Bcfchl ertheilt,
keinen Wagen durch dic Hauptstraßc
zu lasscn. damit die Blumen nicht zcr-
treten würdcn. Ta kommt am Bor
mittag von Koölin rin Postwagcn durch
gesaust, dessen Führer aus dem Post
Horn lustige Weisen schmettert. Gleich
am Thore erhält cr von dem Hüter dcr
Ordnung dic Weisung: Achter rum!"
Ein freundlicher Herr sieht zur Post-
kutsche heraus und erkundigt ich nach
dcr Ursachc dcS, Bcfchls; mit fcincm
Lächcln bcsichlt cr darauf dcm Postillon,
durch eine Nebenstraße zum anderen
Thore hinauszufahren. Es wird Mittag.
Tcr Hcrr Bürgcrmcistcr hat seine Rede
schon längst ciiistttdirt, aber dcr Krön
Prinz kommt nicht. Als endlich 2 Uhr
vorüber ist. fragt daS Stadtobcrhaupt
in Koölin an, ob königlichc Hohcit bald
kommcn werdc, und erhält dic Ant
wort, daß dcr hohe Hcrr schon um neun
Uhr abgereist sci und schon längst durch
Zanow scin müsse. Nun geht dcn
Zanowcrn cin Licht auf und sic crkcnncn.
daß dcr Kronprinz durch ihre Stadt
habe achter rum" sahrcn muffen.
Spontini,
dcr Eomponist von Fcrdinand Eortcz".
kam von Paris als Gcneralmusildlrck
tor aii die Königl. Opcr in Berlin
Er war sehr stolz und eitel. Heinrich
Heine erzählt, daß, che cr Abends' ins
Orchester ging, er im Foyer sich mehr-
mals um seine dort aufgestellte Mar-
morbüstc schmunzclud und entzuckt bt
weqte. kurz er wußte sich vor Ruhmsucht
nicht zu lassen. Und in Berlin.
Spontmi. dcr lcin Teutsch verstand.
an dcr Spitze dcs Orchcstcrs, dcm cr
vielfache Mitthcilungcn machen mußte.
der Italiener, cin Hcrrschcr üdcr dcut-
sche Musik, übcr dcutsche Mclstcrwcrkc
Es muß bunt hcrqcgangcn scin.
Mit scincr Muttersprache und dem
Französischen kam er nicht durch, da
mußten dic angclcrntc Brocken aus
der Noth helfen. Taß das Orchester
nicht selten und oftmals auch die Säiv
qcr in Helles Gelächter, cr in Wuth qc
ricth, ist gar lcicht zu begreifen Spiel
ic nir ricktick." susamm. susainm".
Makcn mchr Spcctakcl," Fall Sie
qllsusamin," Ick nix hör." Tic Hör-
ncr waren feine Schmcrzenskliidcr. In
einer scincr starkittstrumcntirtcn Ouvcr-
turcn waren es wicdcr einmal die Hör
ncr, die vom Blech total erdrückt wur
den. Jmmcr hcftigcr fchric er dic
Bläscr an. Ta kam einem Hornisten
ein guter Gedanke. Ter crsindungs
reiche Musikus, dessen athinungsorgane
das Acußcrste geleistet hatten, sctztc sein
Instrument ab und heulte die Töne
auf s stärkste mit, da ncf Spontmi ein:
Bravo. Bravo, mack Sie gut, schr gut,
muß scin fnricux." Spontini war in
dic frcudigste timmung versetzt.
(in virkusritt uf einem
Schlachtros,".
Lajos Raffacl ist Pferde - Händler.
Kürzlich ritt cr durch die Straßcn
Wicn's, und das brachte ihn vor das
Bezirksgericht Wicdcn. Sein Gauk
war nämlrch nur mit einer Strickhalf
tcr aufgezäumt, worin die Staatsau
waltfchaft eine Gefährdung dcr körpcr
lichcn Sicherheit erblickte.
Richter: Bckcnncn Sie sich schuldig?
Angeklagter: Kerem", Hcrr Richter.
ganz unschuldig, wie Lamm waißcs.
Richter: Aber das Pferd, das Sie
ritten, war nur mit einer Strickhalster
aufgezäumt?
Angeklagter: Hat", alle Czlskos rei-
teil so.
Richter: Tas können Sie auf dcr
Puszta thun, abcr in Wien ist das
verboten. Sie können das Rotz ja nicht
lenken!
Angeklagter (lacht)- Tcr Roß thut
nix. Wor o chlogrosz!
Richter: Was ist das? Ich verstehe
Sie nicht.
Angeklagter: Kerem", dcn Roß wor
jo zum Scklochtcn.
Richtcr:'Ach so! Ein ..Schlachlrotz"!
(Heiterkeit.)
Angeklagter (traurig): Ormcr Roß
wor schon schr old. kcrcm". (Heiter
keit.)
Der Richter vcrurthcilte dcn Eziskos
zu zwci Gulden Geldstrafe, indem er
betonte, daß auch ein Todcsritt aus
einem Schlachtroß" strafbar, wcnn dic-
cs nicht Zaum und Zugcl habe.
Schwere kast.
..Nun, Herr Lieutenant, ist Ihr
Monatszuschuß eingetroffen?"
Jawohl, vor einer halben Stunde
kam Postbote mit Jcldbricf anjckcucht."
sicheres Seichen.
Student: Gestern war ich wobl stark
berauscht, Toni?"
Kellnerm: Tas müssen Sie wobl
schon, denn Sie haben Alles bezahlt."
jnimn jm'lrrut
litioSchks (zum Professor, welcher
soeben angekommen): Erwarten ie
noch Jemand'. Herr Professor?"
Pioffiior: Nein, ich ich wiZ
nur dem Kutscher ein Trinkgeld geben!"
?,e 5ik.
Lehrer: Müller, wieviel hat der
Mensch inne ?"
Müller: .Trei."
Lehrer: Wie heißen sic ? '
Müller: Unsinn, Leichtsinn. Blöd
nun."
3" der 5kichicht5silnk.
Professor: 'Was meinen Sie wohl.
wäre geschehen, wenn Julius Eüsar
nicht ermordet worden wäre 1"
Schiilcr: Er wäre später doch noch
gestorben."
' Pie ,frenidttörtcr.
So. so. Sie gehen heute in'ö
Thcatcr? Was giebt man denn?"
Ein bekanntes tück von einem
gewissen Lcssing. das ich aber bis dato
nicht qcschcn habc, Natron den Wc
fen!"
Uas klingt sonderbar?
Wenn ein Kaminfeger Weiß, ein
Zuckerbäcker Sauer, ein Müller
Schwarz. cin Essigfndrikant Süß,
cin Bäckcr Wurst", ein Nacht
Wächter Tag und ein Student Frühauf
heißt.
lviderssruch,
Richter (zum Angeklagten): Also
am Tage bumnicln Sie umher, und
dcs Nachts sichln! Sie, Sie find ja ein
richtigcr Tagcdicb."
vorsorglich.
Sie sind doch nicht abergläubisch?"
Ncin. warum sragcn Sie?"
Wcil ich Sie bitten möchte, mir
bis zur nächsten Woche 13 Mark zu
borgen!"
faktisch.
Gatte: Was, dicscs hochscine Rad
soll ich Tir kaufcn?"
Gattin: Ach frcilich, wcnn ich'S
nicht mchr mag, nimmt's immcr noch
unsere Köchin!"
Entfallt tcrrible.
Besuch (an der Thür): Ist die
Mama zu Hause?"
Tie Kleine: Nein, Mama ist aus
gegangen."
Besuch: Bis wann wird sie heim
kommen?"
Tie Kleine (laut in die Wohnung
hineinrufend): Mama, was soll ich
jetzt sagen?"
Zliispiclung.
Unteroffizier (zu einem Rekruten
vom Lande): Tonncrwettcr, Müller,
haben Sie abcr einen dicken Bauch
bci Ihnen zu Hause muß cs was Gutcs
zu csscu geben."
vorgcsorgt.
Fremder: Warum führen Sie denn
das Pferd immer durch diese Thür aus
und ein?"
Pfcrdcvcrlcihcr: ..Tamit es den
Stall weiß, wenn cs allein nach Hause
kommt!"
Durchschaut.
Student (der ziemlich abgebrannt
hcimkchrt, um seine ersten Ferien zu
verleben) : Als Student fühlt man
sich in eine ganz andere Welt versetzt."
Onkel: Hm, in dic dcs Bcrsctzens."
Ein schlagfertiges Rii,k.
Gouvernantc: Paul. Tu bist im
mcr und immer unartig, besserst Tich
gar nicht, schäme Tich!"
Paul: Ich mich schämen? Sie sollen
sich schämen, daß Sie mich nicht besser
erzogen haben."
Schlauköpfcheii.
Paulchen: Ach. Mama, haue mich
doch nicht; es ist nicht mcinctwgcn, abcr
Deinetwegen."
Mutter: Wieso denn meinetwegen?"
Paulchen: Na. Tu sagtest doch erst
neulich, cs thäte Tir weh, wcnn Tu
niich schlagen mutzt."
lNan nicht zu dreist werden.
Ttantsanwalt (in scincm Plaidovcr
fortfahrend): ...Es unterliegt wohl
keinem Zweifel, daß dem Anäklaate
eine solche That schr wohl znzutraucn
ist.. ."
Angeklagter (ihm unterbrechend:
Ick verbitte mir hicr solchc Zutraulich.
feiten!" .
protzig.
Bankier (scincn ncucn Schwiegersohn
besuchend): Wie, nicht einmal einen
Gcldschrank habt Ihr?., aber Kinder.
Euch schlt's ja noch am nöthigsten
Hausrath!"
Angeivanotes Sprichwort.
Gast: Was. eine so hohc Rcchnung?
$ch habe mir's vicl billigcr ansäe-
rechnet!"
Hotelier: ..Ja. man soll eben die
Rechnung nicht ohne den Wirth
maaien!"
clbftrcrmlb.
Arzt: Sie sollten Ihre Frau 'mal
einige Wochen aus's Land schicken, da-
mii sie ,ch etwas kräftigt."
Hausherr (Pantoffelheld): Ach. Herr
Toktor. Sie glauben gar nicht, was
die für Kräfte hat."