Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 12, 1899, Image 1

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Jahrgang 19.
Lincoln, ieb., Donnerstag, 12. Januar 189!)
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Anbllilld-Dcpcschcü.
Anschnldijiuilj'.kil stsstfii dkutjche
5?olo!'ialdeamte.
chlechte englische Handeltbil uz.
Tif ZIukwandttuiig o Brkmen.
Ikutschland.
Berlin. 10. Jan.
Der deutsche Slfttkareisende Dr.
Krause erhebt in einer an den deutschen
Reichstag gerichteten Denkschrift oie
Anschuldigung gegen die deutichen Ve
amten in Togo, dafz sie den Sklaven
Handel in jenen Gegenden duldeten. Er
habe selbst gesehen, das, in der Stadt
stete in 3 Tagen 15,000 Sklaven ver
kauft, seien.
f Jn Münchm wurden 3 deutschameri.
Manische Schwindlcr,5iranwctter, Jocrg
und Schmidt verhaftet, die sich grofze
Summen von Leuten zu verschaffen ge
wußt hatten, denen sie vorspiegelten,
dafz sie eine große an'.erikanische Erb'
schaft zu vertheilen hätten.
Zwei angeschene Strafjburgcr, die
Doktoren Ehlert uud Mönichs, beide
gute . Bergsteiger, unternahmen am
Neujahrstäge einen Ausflug in dieVer
ner Alpen. Sie beabsichtigen vom Su
stenpatz auf Schneeschuhen in's Rcufz
thal zu gehen. Jede Kunde von ihnen
fehlt. Sie scheinen in den zu jener Zeit
herrschenden heftigen Schnecstürmen
umgekommen zu sein. Trotz der gerade
eht besonders gefährlichen Lawinen
türze wurde der ganze Distrikt abgc
ucht, aber vergeblich.
Nicht allein in der halbamtlichen
Presse, sondern auch in denBlättern der
verschiedensten Parteiricylungen wird
darauf hingewiesen, wie korrekt die
deutsche Regierung gehandelt habe, bafc
sie sich jeder Einmischung in die Er
pansionspolitik der Ver. Staaten ein
kalten und auf den Standpunkt gestellt
yabe. dafz man der Regierung in!Qash
ington, die mit der Neuordnung der
Dinge allcHände voll zu thun habe, teu
ne unnöthigcn Schwierigkeiten derei
ten sollte.
, Besonders interessant ist eine Atu
ßerung der freikonscrvativen Post".
Das Blatt sagt: Bei Berfolqi,nq der
unerquicklichen Verhältnisse, wie sie jetzt
auf den Philippinen zu Tage treten,
dringt sich uns die Frage auf: in rocl
- chLage befände sich jetzt Deutschland,
wenn es wirklich einen Theil der Ptii
lipvinen okkupirt hätte, wie die !olo-
-nialenthusiasten riethcn?" Beim
Landerwerb", fügt das Blatt mit un
erkennbarer Anspielung auf die Ver.
Staaten hinzu, ist weise Mäßigung
dem planlosen Zugreifen vorzuziehen."
Nach der FrankfurterZeitung" weu
den der Kaiser und die Kaiserin von
Italien aus im März auch 2legypten
bereisen.
" Wie erinnerlich, wurde seiner Zeit
gemeldet, Kaiser Wilhelm habe bei sei
nem feierlichen Einzüge in die Haupt--und
Residenzstadt nach seiner
felir von der Palästinafahrt dem Ober
biirgermeiiter Kirschncr, nachdem die
ser seine BegrüszungSsprache gehalten,
persönlich von seiner Bestätigung Mit-,
thcilung gemacht. Hieran anknüpfend,
erzählt nun der Vorwäcts", M dem
Diner, das nach dem Einzüge stattfand,
hätten zwei Minister Herrn Kirschncr
zu seiner Bestätigung gratulirt. Da
gegen bale der Chef des Geheimen Ci-vil-Kbinetts
Dr. von Lucanus Herrn
Kirschner vertraulich bei Seite genom
inen und ibn gefragt, ob eine Aushe
bung des Gitter-Beschlusses (die Grä
ber der Märzgefallenen sollten nach
einem einstimmigen Beschlusse des
Magistrats mit einem Gitter umftie
det werden) möglich sei. Als Herr
Kirschner dies verneinte und hinzusüg
tf, die Restaur!?ung von verfallenen
Gräbern durch ein einfaches Gitter kön
ne doch wohl nirgends Anstofz erregen,
habe Herr von Lucanus mit einer mir
muthigen Kopfbcwequng gemurmelt:
.Aber die Inschrift. 'die Inschrift."
Die Bossische Zeitung" meldet, dafz
kürzlich im Stadtschloß zu Potsdam
Zreuerwehrlkute. die Nachts in den Kor
ridoren patrouillirten, aus Neugierde
ein Zimmer betraten. Als sie plötzlich
Schritte hörten, flohen sie in ein ande
reö Zimmer, welches das Schlafzini
nier der Kaiserin war. Letztere er
wachte und schlug Lärm, worauf der
Kaiser und mehrere Hofbeamtc herbei
eilten, welche die Verhaftung der neu
gierigen Feuerwehrleute veranlaßten.
Johann Most hatte dem bekannten
hiesigen Anarchisten Landauer eine
Nummer seiner Freiheit" zugesandt.
Das Blatt fiel aber in die Hände der
Polizei und wurde konfiszirt. Bon
der SirafkVnmer des Landgerichts ist
nun ein Kontumazialverfahren gegen
Most eröffnet worden. In ähnlichen
erichtlichen Verfahren ist Most schon
zu einer ganzen Reihe von Eeiingnifz
strafen veruitheilt worden.
General der Infanterie von Secbeck.
tcmnianHnrtber General des 10. Ar
meekorpS (Hannover) und General
naior von Weise, Kommandeur der
13- Infanterie-Brigade, deren Stab i
IRandenburg a. H. liegt, sind um ihren
Abschied eingekommen.
In Glogau in Schlesien ist der
General a. D. Hermann Pachur ge
storben Der Präsident der L,amburgischen
Bürgerschaft, I. H. L. Adloff. ist in
folge Blutsturzes plötzlich aus dem Le
den geschieden. Herr Adloff hatte die
sen Posten ,rst am Neujahr angetre
ten; im vorigen Jahre bekleidete er das
Amt eines Bice-Präiidenten.
Die Staatsanwalischaft in Ulm hat
hinter lern flüchtig oewordenen Eie
schästösllhrcr der sozialisiiscl-en Ge
nosscnschaft .Zi'.m weisen Rößl". Ma-I
ler Frey, welcher bedeutender Unter
schlcgi.ngen beschuldigt wird, einen
Steckrrief erlassen.
Der bekannte Landwirlh Albert
Schultz. nach seiner in der Altmark
telegenen Besitzung meist SchultzLu
pitz genannt, ist gesiStben.
In Lreslau ist der Schuhmacher
meister Hermann unter dem Verdachte
des Gattinn,ordes verchaftet worden
Hermann's Frau ist im Jahre 1S84
unter bisher nicht aufgeklärten Um
ständen verschwunden und im Keller
des Hermann'schen Hauses ist jetzt ein
weibliches Skelett g:funden worden,
das die Polizei für dasjenige der ver
schwur.dknen Frau Hermann hält.
Richard Skowronnek. der Drama
turg des Königlichen Schauspiellxiu
ses.' ist von seinem Posten urückgetre
tcn. Herr Slowronnek ist der Verfas
ser verschiedener Lustspiele, von denen
Halali" und E'ne Palastrevolution"
die bekanntesten sind.
Polizeipräsident von Windheim hat
das Auftreten der ehemaligen Gelieb
ten des Banknotensälschers Grünberg,
Ella Golfe, im Berliner Olnmpiathea
ter veiboten.
Die Kölnische Zeitung" erörtert
heute die geplante Fleisck schau - Bor
läge und giebt die Ansicht kund, daß
die Maßregel nicht nur nicht drückend
für Amerika sei. sondern eher von
Vortheil. Das Blatt ist ferner der
Meinung, daß nach der Einreichung
der Borlage es vielleicht möglich sein
wird die zur Zeit bestehende Vor
schuft, welche die Vorlegung der ame
rikanischen Fleischschau Certificate
verlangt, zu modifiziren, eine Conzes
sion, die für die amerikanischen Expor
teure von großen, Werthe wäre.
Die Vorlage verbietet die Einfuhr
von amerikanischer Wurst nicht.
Der Pariser . Figaro" wurde gestern
in ganz Deutschland confiszirt, weil er
eincKarriZatur enthielt, die dem Puci"
entnommen war und Kaiser Wilhelm
in Gestalt eines verachteten Thieres"
zeigte. (Der ..Puck" brachte in
seiner Aufgabe vom 7. Dezember ein
Bild, welches alle gekrönten Häupter
darstellte und die Unterschrift tcua:
Die drohende Revolte in der Tschun
gel." Kaiser Wilhelm war als Eber
dargestellt).
Berlin. 1. Jan.
Bischof Anzer, der deutsche Missio
nar in der chinesischen Provinz Shan
tung, spricht in seinem soeben eingctrof
fenen Jahres - Bericht die Ueberzcu
gung aus, daß der Kaiser von China
das Opfer eines langsam wirkenden
Giftes ist, und daß von der Kaiserin
Wittwe sein Nachfolger bereits ausge
wählt ist. Dr. Änzer sagt, daß es kci-
nem Zweifel unterliegt, daß der Kaiser
die Absicht hatte, die Kaiserin - Wittwe
als Gefangene nachMukdcn. der Haupt
stadt der Mandschurei, zu schicken, und
daß de Kaiserin dies zu derselben Zeit
erfuhr, als sie die Nachricht erhielt, daß
der General - Commissär Auan-Shi-
Kai die Veröffentlichung eines kaiser
lichen Ediktes beabsichtige, wodurch dc
tradionelle Zopf abgeschafft und euro
päische Kleidung eingeführt werden
sollte. Die Folge war eine stürmische
Unterredung mit dem Kaiser, wobei sie
ihm seine europäische Kleidung vom
Leibe riß.
Postnachrichien aus St. Petersburg
besagen, daß dort ein großer Streik un-
ter den Textil - Arbeitern ausgebrochen
ist. Die Ausständischen sind auch zu
Gewaltthätigkeiten übergegangen, ha-
den Eigenthum zerstört und Scabs
angegriffen. Es mußte Militär her
oeibeordert werden.
Die russische Zensur gestatten den
dortigen Zeitungen nicht, den Streik zu
erwähnen.
Maximilian 5)arden erzählt in sei
ner Wochenschrift Die Zukunft." Dr.
Schweninaer sei derjenige gewesen.wel
eher den Fürsten Bismarck bewogen ha
be. seine ..Gedanken undErinnerunqen"
zu schreiben. Harden ist ein intimer
Freund Schweningers.
zland.
London. 1. Jan.
Nach der amtlichen Statistik derHan
delsbörse wurden von hier im v. I.
11 Millionen Pfund Sterling inGold
nach den Ber. Staaten exportirt, na )
Deutschland aber 12z Million.
Im vorigen Jahre überstieg die Ein
fuhr die Ausfuhr um 177.0M.00J
Lstrk. oder Z883.000.000. Trotz des
Einkommens von englischen im Aus
lande angelegten Kapitalien, das auf
500 Millionen Dollars geschätzt wird,
erscheint diele Handelsbilance bedenk
lich. Die Plnlippino - Comites in Paris.
Madrid und London haben am Sam
stag an den Präsidinten McKinlen
Proiestdepeschen abgesandt. Die Pa
riser Depesche lautet: Wir protesiiren
gegen das Landen von amcr. Truppen
bei Jloilo."
Die Lindorer Depesche sagt: Der
Fricvensvertrag ist noch nickt ratifi
zirt. Die amer. Ansprüche auf Sou
veränität sind virfrüht. Bitte, zichen
Sie die Beschlüsse betreffs Jloilo's in
Wiedererwägunz. Die Philippinvs
wünschen die Freundschaft von Anie
rika und verabscheuen Militarismus
und Täuschung"
Die Pariser Junta Hot ein Kabel
gramm aus Hongkong erhalle, wel
ches sagt, daß ein Kampf unvermeid
lich ist.
London. 10. Jan.
Die Coroners Geschworenen, wel
che den Selbstmord d?s Grafen Franz
Karolhi untersuchten, fällten einen
Wahrspruch, demzufolge die That in
zeitweiligem Wahnsinn verübt wurde.
Itt!attZ-z!ep?lche!l.
Line ffanz? i)ic:i,.' vo l t
l'a!,n,!!:ml!.".i.
XU l?rpans,0!,ssraae wird c':j:i;i
erörtert.
Sie clfliiu raiäiaiur.
tfife ulsll.ff stlii ftropöc.
32 e tu 7) o r f , 10. 3an.
Durch eine tfcüijbn zweier Zie
der Lehigh Ballq - Bahn bei W.jt
Tunellen, R. I., wurcen 13 Persone,'
getöötet und mehr als 25 verletzt. Die
Todten, soweit dieselbcn identifizier
Werden konnten, sin): .
W. A. Markwell von Shamokin. Pa.
William 5nn:!el. ein Eontrktc:
aus Mt. Earmel. Pa.
John Jarvu-, ein Knabe aus M
Carmcl, Pa.
John Jacob Heller aus Mt. Carrnel,
Pa.
Alanne Manning aus Mt. Carmel.
Pa. '
Ein unter dem Namen Joseph bk
kannter Mann aus Shamolin, Pa.
A. S. Kaiser aus Pcttstown. Pa.
Verletzt wurden:
L. T. Walters von Mt. Carmel.
Pa., Martin Keenan von Mt. Carmel.
Pa., Stanley Day von Newmarket. N.
I., William Eorcll von Newmarket, N.
I., Kcenan von Locust, Gap. Pa.,
William Feelan von Little Valey. Pa..
Frau Jarvis von Mt. Carmel, Pa.,
Frl. Marguerite Jarvis, ihre Tochter,
beide Beine gebrochen, Condukteur C.
McCullough, W. I. Dailey, Frau W.
I. Dailey, Peter Lud,. Anton Ludi.
Edward Rick von Bound Brook, Loko
motivführer des Lokalziigcs, Lliver
Schäfer von South Easton. Pa., Ja
mes Prendergast, Lokomotivführer des
Hazclton Expreßzuges, George Lanas
ky von Mt. Carmel. Pa.. Nichclas A.
Borreau von Shamokin, Pa.; seine
Frau wurde tödtlich verletzt und seine
beiden Söhne verloren jeder beide Bei
ne. S a l i d a , Col., 10. Jan.
Ein Biehzuq der Tenver und Rio
Grande Eisenbahn entgleiste beiMcars
Juncticn und stürzte den Bahndamm
hinunter, so daß die Wagen zertrüm
wert wurden. Die Zugbeamtcn wur
den alle schwer vcil:tzt: der Lokomotiv
führer Ed. Somerville sehr gefähr
lich. Cine Menge Bich wurde geiöd
tet. Lelleville. Mich.. 10. Jan.
Der Frachtzug No. 00 der Wabash
Bahn fuhr in einen anderen Fracht
zug hinein. Der Lokomotivführer und
Heizer retteten sich durch rechtzeitiges
Abspringen. Fünf Wagen verbrann
ten und die Lokomotive wurde schlimin
beschädigt Der Schaden dürfte circa
$25,000 betragen.
S i d n e y . Ncb.. 10. Jan,
Bei Sunol, 1? Meilen von hier, stie
ßen der Union Pacific PassagierzugNo.
3 und Zug No. 2 zusammen. Die Lo
comotiven beider Züge wurden ver
nichtet und der ganze Zug No. 3 zer
stört. Der Locomotivsührer Bonner
erlitt tödtliche Lcrlekungcn, der Heizer
Coleman wurde geiödtct, viele Passa
giere schwer verletzt und zwei getödtct.
I ür und wider (rpansion.
W a s h i ,! a t o n . D. C.. 10. Jan.
Richard Crcker's Aeußerungen über
Expansion" finden in demokratische:!
Congreß - Kreisen sehr verschiedenen
Widerhall. Richard P. Aland. Mo.,
meinte, als erklärter Gegner von
Expansion" differire er von Hern,
Erokr in Allem, was er gesagt habe.
W. E. Benton. Mo., hält den Ver
such, die Ver. Staaten zur Erwerbung
der Philippinen zu zwingen, für einn
am Volke begangenen Betrug, da dort
Amerikaner nicht leben könnten. Das
Resultat würde mehr Kosten, als Ein
nahmen sein.
Dagegen giebt eS nach Thomas E.
Catshrngs, Miss., kein ExpansionS
Jssue"; wollten die Demokraten in
1300 ein solches aufwerfen, so brauch
ten sie überhaupt keine Präsidenten
Ncmination zu mcichen.
Herr Croker ist hinsichtlich von
Expansion" durchaus im Recht", sagt
Leonidas Livingston von Georgia.
Senator Jones von Arkansas, Vor
sitzer des demokratischen National
Comites, ist, wie er erklärte, ein aus
gesprochener Gegner der Crokcr'schen
Expansions-Jde:. Die Ver. Staaten
sollten vielmehr die Filippinos in
Stand setzen, eine unabhängige Regie
rung zu errichten. Krieg könne gegen
dieselben nur geführt werden, wenn
der Congreß sich dafür erkläre. Auch
die Negerfrage müsse schon gegen wei
tere Erwerbung von Gebieten fremder
Rassen sprechen.
Für Expansion ist ferner Senator
Morgan, Ala., dagegen von Demo
kraten Senator Casferth, La., Sena
tor Money, Miss., die Abgeordneten
Cludy. Kr,., und McKee. Ark.
Noth im Soldlttde.
Seattle. Wash.. 10. Jan.
Laut Nachrichten aus Dawson in
Alaska soll die Bundesregierung um
Hülfe für die nothleidenden Miner im
Klondike-Gebiete ersucht werden, da
die zur Verfügung stehenden localen
Fonds nicht ausreichen. Nahrungs
Mittel sind genug vorhanden, doch fehlt
es an Geld, sie für die Hungernden
zu kaufen.
NuS dem I-enster gestürzt.
St. Louis, Mo.. 10. Jan.
Schw'stcr Margaret Newman.
Oberin des Ursuliner - Klosters an der
12. Straße und Russell Avenue, wur
de durch einen Sturz aus einem Fenster
des 3. Stockwerkes getödtet. Wie sich
der Unglücksfall ereignete, weiß man
nicht.
Anglllnd-Dcpcschcn.
Tie stkhrimctt Absichten der
öranzosen.
Ter deutsche aiscr rüftmt die gu
ten Btiiehunge des Likichcs zu
Oesterreich.
ZZaljchkr Lärm.
Teutschland.
Berlin. 11. Jan.
Gesten fand die Vermählung der
Tochter des hiesigen östcrreictiischen
Botschafters.Graf von Szögyeny-Ma-rich,
mit dem Grafen Somsich statt.
Der Kaiser wohnte der Ceremonie der
Eheschließung in der Uniform seines
ungarischen Husarenregiments bei und
nahm auch an dem Frühstück theil. Er
hob hiclbci besonders die guten Bezie
hungen zwischen Oesterreich und
Deutschland hervor. Der .Botschafter
dankte dem Kaiser. ,
Im Kreise Grüneberg haben eine
Anzahl Ortsschulzen den Irrthum be
gangen, die ihnen zugeschickten Pla
täte, welche nur im Falle einer even
tuellen Kriegserklärung angeschlagen
werden sollen, sofort zu veröffentli
chen. Infolge dicser Veröffentlichung
strömten die Reserven und Landwehr
leute nach ihren Sammelplätzen, wo
sie natürlich rasch aufgeklärt wurden.
Zu Ehren des vor Kurzem mit dem
hohen Orden vom Schwarzen Adler
ausgezeichneten Malers Ad. Menzel
sand gestern ein Bankett deutscher und
österreichischer Künstler staft. Ter Ver
ein Wiener Künstler hatte, dem Kaiser
für die Menzel ertheilte hohe Auszeich
nung eine Dankadresse übersandt.
Der Nordd. Lloyd hat beschlossen,
eine neueDampferlinie zwischen Seatt
le und Hongkong einzurichten.
Die Berliner Neuesten Nachrichten"
kommen heute auf die Aeußerungen zu
rück, die General Wesley Merritt kürz
lich in New Jork über das Nicht saln
tiren der amerikanischen Flagge seitens
des deutschen Geschwaders in Manila
machte. Das Bismarck-Blatt bemerkt
hierzu, es mag ja richtig sein, daß der
Salut deshalb unterblieben ist, weil
das deutsche Geschwader zu weit ent
fernt lag, um das Hissen des Sternen
banners auf den Forts sehen zu kön
nen, aber der Salut hatte in diesem
Falle untcr allen Umständen unterblei
ben müssen, weil Manila damals vl
kerrechtlich noch zu Spanien gehörte
und das Abgeben des Saluts daher
eine Parteinähme und Verletzung der
Neutralität gewesen wäre. Wenn im
Januar 1871 eine amerikanische Bai
terie Zuschauerin oor Paris gewesen
wäre, würde sie beim Hissen der deut
schcn Flagge auf dem Mont Valerien
auch keinen Salut abgegeben haben.
Jetzt ist auch genauer bekannt gc
worden, welche Vundesstaaten bei der
Abstimmung im Bundesrath in dem
Lippe'schen Erbfolgcstreit die zehn
Stimmen dagegen abgaben. Es wa
ren: Bayern (6), Mecklenburg-Strelitz
(1), Sachsen-Meiningen (1), R.'i'.ß äl
tere Linie (1) und Lippe (1). Wer
nun eigentlich in dem Lippe-Fall als
Sieger hervorgegangen ist, darüber ge
hen die Ansichten auseinander. Dk
Bossische Zeitung" ist der Ansicht.
-Preußen habe eine Niederlage erlitten,
da es nur durch einen Compromiiz ha
be verhindern können, überstimmt zu
werden.
Uebrigens wird jetzt aus München
gemeldet. Kaiser Wilhelm habe die An
regung Bayern's, zur Erledigung von
Tbronstreitigkeiten einen besondüren
Gerichtshof zu errichten, sympathisch
aufgenommen.
Aus Bern wird gemeldet, daß im
Sustenpaß die beiden Straßburger
Touristen Namens Ehlert und Moen
nichs, die, wie wir meldeten, vermißt
werden, unter einer Schneelawine be
graben wurden. (Ter Sustenpaß liegt
im östlichen Theile der Berner Alpen,
zwischen dem Titlis im Norden und
den Sustenhörnern im Süden. Er
führt in einer Höhe von 2262 Metern
vom Gnadenthal im Kanton Bern in
das Mahenthal im Kanton Uri.)
Prof. Stiles, der wissenschaftliche
Attache der hiesigen amer. Botschaft,
sagte heute in einer Unterredung:
Die gegenwärtige Aufregung in
Amerika über die Fleischschau-Vorlage
ist größer, als die Umstände sie rcchtfer
tigen. Ich bin überzeugt, daß Deutsch
land versucht, vollständig gerecht zu
handeln.
Tie gegenwärtige Agitation in Ame
rika ist verfrüht und schadet uns nur.
Ich rathe dazu, die amtliche Beröffent
lichung des Textes der Vorlage ubzu
warten. Ich glaube nicht, daß Deutsch
lcnd gegen Amerika ungerecht handeln
wird."
In Magdeburg ist der Redakteur der
sozialistischen Volksstimmc", August
Müller, wegen Majestätsbeleidigung zu
49 Monaten Gefängnißbaft verurteilt
Ter Reichstag trat wieder zusam
me. Ter Graf von Posadowsk',,
Wehner, der Minister des Innern und
Vertreter des Reichskanzlers, beharp
tete in seiner Erwiderung auf eine An
frage, daß die Behauptung, in Deutsch
land herrsche Fleischmangcl. unbegrün
det sei. Die Einfuhr von Fleisch sei
unnöthig, da der Bedarf vollständig ge
det werde, und die Schutzmaßregeln
gegen die Einsuhr müßten wegen Ver
Minderung von Krankheiten aufrecht
erholten werden.
Laufe der Debatte erklärte der
Ackerbau - Minister, daß die gesund
heitlichen Maßregeln in keiner Weise
mit den Berpflichtunoen des Lanres
fremden Tölrn gegenüber im Wider
spräche ständen, welche ihm du:ch B,
trägt auferlegt worden seien. Die Re-
gierung veeibiichtige nicht, den Preis
einheimischer Erzeugnisse durch Ein
fuhr - Verbote in die Höbe zu treiben.
Mit Bezug auf die Quarantäne und
sonstige Maßregeln sei Teutfchln)
weniger streng als andere Länder.
Zum Schluß erklärte der Minister.
Deutschland niüsse sich soweit als mög.
lich von der Einfuhr unabhängig ma
chen. was seiner Ansicht nach lcich!
ausführbar sei.
Bei der jetzt mit Hochdruck betriebe
nen Suche nach Anarchisten macht die
hohe Polizei auch viele Mißgriffe. Si
wurde in Potsdam ein reicher italieni'
scher Bergnügungsrlistnder als Anar
chist verhaftet. Glücklicherweise ver
mochte der betreffende Herr die Unge
nchtsertigkeit des Verdachtes üöerzeu
gend nachzulveifen und seine Loyalität
als treuer Unterthan eines Verbünde
ten des Kaisers Wilhelm außer Zwei,
fel zu stellen. Unter vielen Entschul
diaungen erfolgte nun natürlich sofort
seine Freilassung.
resterreichUngarn.
Wien. 11. Jan.
Der Genre- und Geschichtsmale?
Diefenbach in Wien, über dessen Ver,
wögen kürzlich der Konkurs eröffnet
wurde, ist sammt feiner Kolonie" gr
richtlich ermittirt worden. Er war so
hcrbgekomincn. daß die Gerichtsvoll
zieher dem Weinenden aus Erbarmen
zwanzig Gulden schenkten. (Diesen
dach führte eine sog. Naturlebensweise,
welche auf vegetarischer Kost und scnr
leichter Bekleidung basirte, und hatt?
eine kleine Kolonie Gleichgesinnter um
sich gesammelt.)
Die deutschen Gastwirthe inTetschen,
Böhmen, wo der große Fideikommiß
besitz des Lstereichischen Premiermini'
sters Grafen Thun liegt, rächen sich für
die tschechischen Sympathien des Gra
sen dadurch, daß sie das Bier, das auf
den Gütern desselben gebraut wird,
bo:icotten.
Wien. 11. Jan.
Die Neue Freie Presse" sagt. Eng
land habe, im Einvcrständi.iß mit sei
nem , neuen Vetter jenseits des Atlant:
schen Ozeans" Frankreich auf's Neue
Nadelstiche vcrsent. indem es dessen
Versuche, die französische Interessen
spbäre in Shanghai weiter auszudeh
nen, vereitelte.
Andere Zeitungen äußern sich in ih
rer Besprechung der Lage. England
reize ganz muthwillig Frankreich zum
Krieg.
V u d a p e st . 11. Jan.
Lieutenant Baden!, ein Sohn des
früheren österreichischen Ministerpräsi
denten Badeni. ist im Duell mit einem
Civilisten gefallen, welchen er beleidigt
hatte. Die Geschichte macht großes Auf
sehen, besonders in höheren Kreisen.
England.
London. 11. Jan.
Ter Präsident von Costarica, Rafacl
Jglesias, wurde vom auswärtigen
Amte mit ungewöhnlichen EhrenbezeU'
gungen empfangen. Man vermuthet,
daß dies mit der Absicht des auswärti
aen Amtes in Verbindung zu bringen
ist den Ver.Staaten nicht in allen Stü
cken wegen des Baues des Nikaragua
kanals nachzugeben.
Queenstown, 11. Jan.
Ter britische Dampfer Wcstminster,
welcher am 24. Dezember vor! London
nach Philadelphia obsuhr, ist hier ein
gelaufen. Sein Kohlcnvorrath war er
schöpft und das Schiff war theilwcise
leck. '
Am Sonntag Abend 10:30 traf das
Schiff die britischen Dampfer Storm
King und Paddington. von denen lctz
terer den ersteren schleppte. Beide
Schiffe sind hier soeben eingelaufen.
' D o v e r , 11. Jan.
Wegen heftiger Stürme mußten die
Postdämpfer ihre Fahrten einstellen.
Italic.
R o m . 11. Jan.
Die Kammer hat bis jetzt den Hau
delsverirag mit Frankreich nicht
ratisizut, die Abgeordneten erklären,
daß die Ratifikation nicht elzer erfolgen
werde, als bis die Negierung befriedi
gende Erklärungen darüber gegeben
habe, daß durch den Vertrag der Be
stand des Dreibundes nicht gefährdet
werde.
Der ehemalige Botschafter Frank
reickö am Quirinal, welcher erst vor
11 Monaten zurücktrat und die Ber
Handlungen führte, welche zum Ab
schlüsse des Handelsvertrages führten,
hat in der Pariser Revue de dcur
niondes" einen Aufsatz über die Bedeut
tung de? Vertrages veröffentlicht, in
dem er offen erklärt, daß Ziel und Ab
sicht des Vertrages gewcfen sei, Italien
wirthschaftlich so abhängig von Frank
reich zu machen, daß es ihm unmöglich
gemacht werde, sich an irgend einer po
litischcn Aktion gegen Frankreich zu
betheiliaen. Die italienischen Abge
ordneten verlangen deshalb von der
Negierung bcstimmteErklarungen über
die politischen Beziehungen des Ler
träges, besonders seinen' Einfluß auf
den Treibund.
Griecheuland.
' Athen. 11. Jan.
Gestern wurde die Kammer aufge
löst und Neuwahlen für den 20. Fe
bruar ausgeschrieben. Diese werden
auch darüber entscheiden, ob das Mini
sterium ZaimiL im Amte bleibt, oder
Dclhannis wieder ans Ruder kommt.
Der dem Prinzen Georg zur Seite
stehende Rath kretischer Zlikpräseiitaii'
tenten besteht aus 12 Christen unv
Mubamedanern.
Die 6 Monate wähnnde Türre hat
endlich aushört. Die Landivirih
schast erlitt cnoriv V?rll,'.ste.
Aranlrekch.
P a r i s . 11. Jan.
DieKammern trat.'.i heute wieder in
Sitzung , die eine äußerst stürmische
werden oürfte. Man erwartet, daß ein
Vertrauensantrag gestellt werden und
daß dies möglicherweise zum Sturze
des Ministeriums führen wird.
Alle Straßen, die nach dem Palais
Vourbcn führen, wo die Sitzung der
Abgeordneten . Kammer stattfinde,
sind mit erregten Menschenmasscn ge
füllt. Polizei und republikanische Gar
den halten die Ordnung aufrecht.
Tie Abgeordneten Kammer wurde
von dem Radikalen Charles Boysset er
öffnet. Er beschwor in seiner Eröss
nungsrtde die Abgeordneten, alle
Streitigkeiten zu vergessen und Seite
an Seite mit der Armee zu wirken.
Der Abgeordnete Deschanell wurde
mit 323 gegen 187 Stimmen,
die für Brisson abgegeben wurden, wie
der zum Präsidenten gewählt.
Paris. 11. Jan.
Das Ministerium hat Vicomte de
Beauprey an Stelle des zurückgehe
ter.cn Quesnay de Beaurepaire zum
Präsidenten der Civil-AbtHeilunz des
Caffationshofes ernannt.
Am Freitag soll in der Abgeordne
tenlammer eine Interpellation über die
Borgänge innerhalb dieses Gerichts ge
stellt werden.
Folgendes sind die hauptsächlichsten
Einzelheiten der sensationellen Anschul
digungen, welche Beaurepaire, das neue
Haupt der Treyfus-Feinde. gegen seine
bisherigen Kollegen vom Cassationshoj
erbebt:
Er behauptet. Richter Loew, de:
Präsident der Criminal - Abtheilung,
habe Herrn Bard lediglich deshalb, weil
derselbe ein nvtorlscher Dreyfusit"
sei, als amtlichen Berichterstatter be!
der Revisions - Verhandlung auLqe
wählt, obgleich sieben andere Anwälte
zum Vortritt berechtigt gewesen seien,
Bard selber habe Schriftstücke beim
Berlesen derselben vor dem Revisions
geeicht geändert.
Tes Weiteren sagt Beaurepaire. er
sei zum Justizminister Lebret gegangen
und habe denselben auf Regelwidrig
leiten in den Beziehungen zwischen
Herrn Bard und Oberst Picquart auf
merlsam gemacht und habe ihn ersucht,
eine diesbezügliche Untersuchung einzu
leiten. Aber der Justizministcr habe
erklärt, er betrachte diesen Theil der
Geschichte als abgeschlossen und werde
auch, wenn man ihn in der Kammer
darüber bcsragen sollte, dabei stehen
bleiben.
Beaurepaire droht, er werde ein:
vollständige wahre" Geschichte des
Treyfus-, sowie ouch des Panania
Skandals vercffcr.tlichen. Es ist kaun,
zu bezrncislen, daß feine Erklärungen,
von so fragwürdigem Werth sie ouch
sein mögen, dazu beigetragen haben,
schon im Boraus das Urtheil d
Cassationshofes über den Dreyfus-Fall
zu diskrcditiren. Biele Freunde von
Dreyfus glauben, daß dies auch de:
Hauptzweck ist. Es scheint aber, daß
Beaurepaire außerdem darauf aus ist,
dieNolle eines kommendenMannes" in
der französischen Politik zu spielen; e:
ist schon von früher her als Streber be
kannt, dem sein Wirkungskreis im Cas
sationshof schon lange zu eng war.
In einem weiteren Eingesandt im
Echo de Paris" frägt Beaurepaire:
Ist diese Person Picquart dazu er
nannt worden, unsere Offiziere zu ver
leumden, diese Person, welche Hr. Loew
unsern Gast" iennt, und zu dessen Be
such er Räthe der Kammer sendet, mit
einer Ehrerbietung, welche diese Herren
unseren Generälen nicht gönnen? Der
Vorsteher des höchsten Gerichtshofes
steigt von feinem Posten hernieder, um
Erfrischungen für Picquzrt auf Kosten
des Gerichtshofes zu besorgen. Wenn
infolge irgend eines ungünstigen Zu
fallcs Piciuart zu Worten hatte, mußte
ihm ein Clerk das Bedauern des Cas.
saiionshofes oussprechen. Solche Vor
gänge sind unerhört in unserer Ge
Schichte und erwecken einen Schrei der
Empörung."
Es verlautet, daß die Akademie dem
Hrn. Beaurepaire den Sitzi in der Aka
demie anbieten werde, welcher durch
den Tod von Hrn. Herve, dem. Grün
der und Redakteur des Blattes Le
Solcil", frei wurde.
Ein' Kabel - Depesche aus Cayenne
gelanate zur Berlesung, welche besagte,
daß Dreyfus die Frage des Gefäng
niß - Direktors, ob er nicht den Inhalt
gewisser Schriftstücke verrathen habe,
um dafür andere zu erhalten, verneint
habe. Ferner leugnete Dreyfus in sei
nen Kabelaustagen abermals das
Geständniß ab, we'cheS er einem re
publikanischen GarUstcn gegenüber
gemacht haben soll.
Darauf trag Vertagung bis Don
nerstag ein.
Lpanien.
M a d r i d . 11. Jan.
Monterc Rios. der Vorsitzende der
spanischen Fricdenskommission in Pa
ris. hatte cine Besprechung mit den
Minister des Auswärtigen. Herzog von
Almodkvar de Rio. wegen Herausgabe
eines Rothbuches.
Der Kriegsminister Correa bcslcht
darauf, daß General Rios. welcher sich
jetzt nach Räumuna von Jloilo in 'Ma
nila befindet, die Freilassung der von
den Tagalen fcstgehaltenen Spanier
bewirkt.
Madrid, 11. Jan.
Ter Premier Sagasta hatte heute
eine längere Audienz bei der König:
Regentin und theilte darauf mit. daß
keine Cabinctskrisis bestelle und daß t:
(ein Vcrtrauciiivolum unterbreiten
werde.
Inland-DcpcjchrlZ.
Tinglkli's Zustand gilt
hossllllttgslss.
M
6in ochmalig Vtaine" Un
tcrsuchung wird gewünscht.
eturme aut dem Ocea.
Tinglcy's Zustand.
Washington. D. C.. 11. Jan.
ES ist nur sehr geringe Hoffnunz
ouf Wiederherstellung des Cozieh
abgeordneten Tinglet, vorhanden. Der
Patient ist nur zeitweilig bei Bewußt
sein und sehr schwach.
Roch eine Ma,ne" Unter
stich!,!
W a s h ! n o t o n . D. C.. 11. Jan.
Man erwartet, daß der Congreß
binnen zwei Wochen eine Neu-Untcr
suchung d,S im Hafen von Havana
liegenden Wracks der am 15. Februar
vorigen Jahres in die Luft geflogenen
Maine" anordnen wird. Einige
Marine - Offiziere möchten dasselbe
aus dem Weg geschafft wissen, da sie
der Ansicht sind, daß die Spanier mit
ihrer Behauptung, daö Kriegsschiff sei
durch eine innere Explosion in die Luft
gesprengt worden. Recht batten. Cpre
cher Reed soll sich zu Gunsten einer
nochmaligen unparteiischen Untersu
chung ausgesprochen haben. Marine
Offiziere, welche die Idee begünstigen,
schlagen vor. daß im Falle einer
gründlichen Untersuchung amerikan!
fche Ingenieure und britische Exper
tcn, eventuell sozar die spanischeRegie
rung in der Untersuchung - Behörde
vertreten sein sollten. Andererseits
wird behauptet, daß es zu spät sei.
eine solche Untersuchung zu führen, da
Wind und Wellen die Beweismöglich
keit vernichtet hätten.
Rauhe See.'
New I o r k , 11. Jan.
Die Dampfer Gera" von Bremen.
Pomcrania" von Glasgow und
Boston City" von Bristol langten
hier an und meldeten, daß auße'rgc
wöhnlich rauhes und stürmisches Wet
ter auf dem Ocean herrsche.
Aus der Bundeshauptstadt.
Washington.D. C., 11. Jan.
Die Administration arbeitet sehr
energisch daran, der Nothwendigkeit
einer Eztrasitzung des 56. Congresses
aus dem Wege zu gehen, um eine
Sommerschule" kaum flügger Staats
männer. die über Münz-Rcform. aus
wärtigc Politik. Expansion und Im
perialismus reden wollen, zu verhüten.
Präsident McKinley wünscht all' diese
Fragen erst in Diskussion gezogen zu
sehen, wenn die Militärverwaltungen
auf Cuba. Porto Rico und den Philip
pinen zehn Monate im Amt gewesen
und vielleicht durch Civilregierungen
ersetzt werden können. Herrn McKin
ley s Programm mag jedoch daran
scheitern, daß es dem Congreß fast un
möglich sein wird, vor Vertagung alle
die Vorlagen zu erledigen, die vor
Ende der Session aus dem Wege ge
schafft oder in einer Extra - Session
passirt werden müssen. Der Senat ist
mit seiner Arbeit so weit zurück, daß
jeder Tag die Wahrscheinlichkeit einer
Extrasitzung vermehrt.
Auf dem Senatskalender harren noch
die folgenden wichtigen Geschäfte der
Erledigung: Ratifikation des Frie
densvertrages mit Spanien; zehn große
Bewilligungs - Vorlagen, deren sechs
noch nicht dasHaus passirt haben; wenn
eine derselben nicht Passirt, ist eine
Extrasitzung nöthig; Annahme einer
Vorlage, welche Hawaii eine territoria
le Regierungsform gewährt. Eine
Hinausschiebung der Vorlage bis zum
Dezember würde unheilbare Verwir
rung anrichten.
Ferner: Passirung der Bewilligung
von 20 Millionen Dollars für Abtre
tung der Philippinen seitensSpaniens;
eine Bewilligung von 51.000.W0 sllr
den in 1900 beginnenden 12. Census;
schließlich muß der Beginn der Arbeit t
am Nicaragua-Kanal autorisirt wer
den. Falls hierunter eine Vorlage sich
befindet, die zu einer allgemeinen De
batte Veranlassung geben mag. uni
es sind deren viele darunter, ist schwer
zu sehen, wie eine Extrasitzung verhin
dert werden kann.
Der Präsident übersandte dem Sc
nat folgende Ernennungen:
Charlemagne Tower von Pennsyl
vanien, zur Zeit Gesandter bei Oester-reich-Ungarn.
zum Botschafter nach
Rußland, an Stelle von Ethan A.
Hitchcock. der bekanntlich zum Sekretär
des Innern ernannt wurde.
Allison C. Harris von Jndiana. zum
Gesandten bei Oesterreich , Ungarn.
Bor dem Krieguntcrsuchungs-Aus-schuß
macbten heute der Lieutenant
Gallaaber und der Capitän Read, wel
che Zufubr-Commissäre waren. Aussa
gen iiber die Zusubr von Fleisch.
Der verfügbare Baarbcltand des
Bundes - Schakamtes beträgt dem
heute veröffentlichten Ausweise zufol
ge 5293.577.013. wovon $238,717,094
auf die Goldreserve entfallen.
Ouah ist sieareich.
P h i l a d e l p h i a , 11. Jan.
Das Oberstaatsgericht hat in dein
Ouatsschen Berschwörungsfall das Ge
fuck um ein ,Wnt of certiorari" abge
wiesen, und den Gesuchstellern die Ko
sten des Verfahrens auf:rleqt. Ter
Bundessenator S. Ouay. R. R. Qua?
und Beniamin I. Haywood sind ange
klagt, sich mit John Hopkinö, dem Kas
sier der Pkvle's Bank (wrlchcr be
laiintlich Selbstmord begangen hat),
verschworen zu l'aben.die in jener Bank
deponirten St.iatKc,elder für eigene
Drecke zu gebrauchen.