Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 05, 1899, Image 11

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    Per Intifd.
iMiif hftiiTt CjiiipM ans drm ii'cvifidin'Acn
.'.' ditat Ifbtn.
9(19 ich vor sünsunddreißig Iochren
mei.f Freiwilligen-IaKr bei den Dra
gonern abdiente so erzählt Pros. B.
Vtichborff in Wien galt der General dcr
Kavallerie Baron Puobmini als dcr
geiärchtetsle Kasernen-Inspektor. Der
alle Herr Hatte trotz seiner sechsund
vierzigjährigen Dienstzeit dir deutsch?
Sprache nicht zu erlernen vermocht: den
pUblut'Italikner konnte man ihm aus
hundert Schrille anmerken. Vor einer
Kasernenvisitc pflegte er meist zu sagen:
Man thut die Hitalicuer Hunrccht,
daß sie sind nicht rcinlid; ick werde
Hincn zeigen, wie der Reinlickeit be
schassen sind."
Ter Adjutant Seiner (5ncllcnz war
ein vernünftiger Herr, der diese Rein
lichkcitsschwäche seines Vorgesetzten wohl
kannte. Meist schon eine 'Woche vorher
raunte er dem Major zu, daß dcr Alte"
demnächst die Kaserne inspizircn werde.
Das gab dann die Losung zu einer ganz
unglaublichen Wirthschaft. Mit Blitzes
schnelle verbreitete sich diese Nachricht,
und nun wurde in einer Weise geputzt,
die auch den rigorosesten Reinlichkeits
anforderungen genügen muhte, lor
erst wurden alle Wände frisch getüncht;
wer einen Maurcrpinscl führen konnte,
mußte weißen helfen, dann wurden mit
schwarzer Farbe die Sockel gestrichen.
Die .schwarze Farbe mußte möglichst
Äfnkel im Ton sein, damit dann die
Aöutraste um so stärker wirkten. Tic
Hcrrichtung dcr schwarzen Farbe war
daher keine Kleinigkeit. Erlaubte es
die Zeit, so wurde noch mit grcllblauer
Farbe eine Zrcnnungslinie zwischen
Plafond und Wand gezogen. Tann
flössen Ströme Wassers iider dcn Fuß.
dodcn. Ganze Fuder Stroh wurden
zu Wischen verarbeitet, der Fußboden
mußte so weiß gerieben erscheinen, daß
man darauf hatte speisen können, selbst
die Köpfe der Nägel, mit welchen die
Dielen befestigt, waren, wurden aus
polirt.
Das war in flüchtigen Umrissen die
allgemeine Reinigung; ihr folgte die
besondere, die jeden einzelnen Dragoner
persönlich anging. Vom Helme bis zu
dcn Stcrnsporcn mußte Alles in hell
stem Glanzc strahlen. Tic Leintücher
auf dcn Betten wurden mit einem
Schwamm bcfcuchtct und über dcn
Strohsack gespannt, damit auch nicht
die kleinste Falte sichtbar werde. Ter
Kantineur, dcr ein Lager von Putz
matcrialicn und Proprietatcn führte,
wurde um dicfc Zeit feinen ganzen
Kram los, dafür wurde ihm das Bier
sauer, und die Würste verschimmelten.
Es blieb dcr Mannschaft eben kcin Geld
für folchc Gcnüssc. mußte ja doch fort
und fort geputzt wcrdcn.
War endlich das Ideal dcr Reinlich
Icit erreicht, dann begann die viel här
lere Arbeit, nämlich die des ErHaltens.
Dis war nur durch ein zahlreiches Auf
gcvot von Wachen möglich. Die Hälfte
der Mannschaft war stets auf Posten
kommandirt. Vor dcn Mannschafts
zimmern standen mcist zwci Mann.
Einer genügte nicht.
Am Stiegcnabsatz macht die Mauer
eine schärft' Ecke und wenn man den
ausgepackten Sattel über die Treppe
tragen muß, dann halt man sich gerne
an der Ecke etwas Weniges an, das er
gibt sofort dcn Abdruck von fünf fchwar
zcn Fingcrn auf dcm kreidcwcißcn
Grunde. Tic Mannschaftszimmer durf
tcn nur ohne Stiefel betreten wcrdcn,
von Stall und Reitschule blieben sonst
zu deutliche Spuren zurück.
Nun ließ dcr Altc oft acht, oft auch
zehn Tage auf sich warten, und diese
Tage wären für die Ofsizicre eine wahre
Hölle. Tag und Nacht waren die Her
en im Dienst", für die Mannschaft
regnete es Strafen: vier Stunden
Spangen oder drei Wochen Kasernen
arreft waren schon besondere Glücks
fälle. Mon sah keinen Dragoner mehr
auf der Straße; entweder waren die
Leute mit Kafcrncnreinigung beschäf
ttgt oder aber sie brummten im Arrest.
Die größte Sorge bereitete dem
Major das Zimmer der Einjährigen."
Bon uns Freiwilligen wohnte Keiner
in der Kaserne, das Zimmer, welches
uns' angewiesen war. diente zu Unter
.ttchtszweckcn. Nach der Reitschule oder
dem Fußexerzieren sammelten wir uns
dort, um die Vorlesungen des Ritt
mcifters über Strategie' oder aber die
des Thicrarztcs über Pfcrdckrankheiten
zu hören. Für die Reinlichkeit in die
sem Zimmer mußten wir so gut auf
kommen, wie die Mannschaften in den
ihrigen.
Da die Dragoner selbst mit Boden
reiben beschäftigt waren, blieb uns
ichts übrig, als eine Garde Wasch
wcibcr zu cngagiren. Der Major be
hauptctc zwar stets, kcin Weib sei im
Stande, einen Fußboden tadellos zu
säubern und er stellte uns in Aussicht,
daß wir demnächst an diese Bcschäfti
gung persönlich heran müßten.
Als Einjähriger" diente glcichzei
tig mit mir ein Graf Erivelli, auf wel
chen es der General ganz besonders ab
gesehen hatte. Erivclli war gleichfalls
Italiener und radebrechte das Teutsche
genau so, wie dcr crhabcnc Chcs selbst.
Für uns war es daher stets eine Haupt
Unterhaltung, wenn dcr General dcm
Grafen eine Strafpredigt hielt und
dieser feine Entschuldigungen vorbrachte.
Der Tag der gefürchteten Kasernen
Visite rückte heran. Unter dem üblichen
Trompetengeschmcttcr trat Seine Excel
lenz durch das Portal in's Jnspcktions-
zimmer. Der diensthabende Offizier
sudr von seinem Sitze auf und erstat
leie die Meldung. Im JnipektionS.
zimiuer herrschn musterhafte Ordnung.
Die verschiedenen Prototolle, die sonst
in malerischer Unordnung auf dem
Tische herumlagen, hatten frische blaue
Umschläge bekommen, ebenso die alte
Petroleumlampe einen neuen, gistgrü-
neu schirm. Der ('icncral betrachtete
wohlgesällig diesen Raum: er war ficht
lich t ci guter Laune und sö war das
Beste zu hoffen.
..Die 'Errett aben es sehr schön er,
es muß eine Freude sein, 'ier Hinspek-
tion ze alten."
Der Oberstlieutenant verbeugte sich
zum Zeichen, daß il,m diese Worte aus
der Seele gesprochen seien, als ob es
wirtlich eine reine reude wäre, an
einem Sonntag hier Dienst zu thun.
Encllcnz stieg die Treppe empor
Alles strahlte in musterhafter Reinlich
keit. Ein Wachtmeister war nämlich
wenige Augenblicke vorher mit einem
Topf aufgelöster Kreide und einem
Pinsel die ganze Kaserne abgegangen
und halte die Wände, wo sich irgend
ein Fleckchen zeigte, entsprechend ge-
stimmt. Diese Operation konnte nur
unmittelbar vor der Juftnzirung statt
finden, da die Kreide nur so lange
deckte, als sie feucht war. In einer
Stunde waren die Flecken alle wieder
fichtbar. Es erforderte daher diese
Operation eine besondere Gcschicklichkeit
in der Zcitausnützung. Wachtmeister
StcfanuS war in dieser Beziehung eine
Perle.
Der General betrat das erste Mann
schaftszimmer. die Suite folgte ihm.
Das Mannschaftszimmer gehörte zur
Eskadron des Rittmeisters Baron Bo.
gclsang, der als einer der schneidigsten
Offiziere der Arm galt.
Das Auge Seiner Excellenz suchte
nach Mängeln, konnte aber keine sin
den. Die Betten waren wie aus Mar
mor, die Kopfbrctter tadellos weiß und
die Uniformen obenauf so faltenlos zu
sammengelegt, daß sich jedes Herz daran
erfreuen mußte. Die Mannschaft stand
am Fußende dcr Betten in Habachtstel
lung" wie aus Erz gegossen. Ter
General war sichtlich befriedigt, dcr
Major begann aufzuathmen.
Wohl fiel dcm Letzteren bei, daß es
vielleicht bester gewesen wäre, wenn die
Inspektion bei einer anderen Eskadron
begonnen hätte. Die des erwähnten
Rittmeisters war eben der Gipfelpunkt
jetzt konnte es nur mehr abwärts
gehen.
Ein ganz besonders glücklicher Stern
schien heute über der altcn'Kavallcric
kascrnc zu walten. Schon hatte Seine
Excellenz sämmtliche Mannschaftszim
mcr abgegangen und noch kcin Wort
des Tadcls war gefallen.
Mit dcm Raffinement dcs gcwicgten
Stratcgcn suchte der Major den Gene
ral an dcr Thüre des Freiwilliaenzim-
mcrs vorüberzutäuschen. Es wäre dies
auch ohne Zweifel gelungen, denn der
Maior setzte eben weitläufig ausnnan
der. wie sehr die neue Lcderfette das
Sattelzeug konservire. da erschien un
glücklicher Weise der Einjährig-Freiwil-
liqc Graf Envelll in der Thüre.
Der Major warf ihm einen Tiger
blick zu, Rittmeister Baron Vogelfang,
unter dessen Kommando auch die Frei-
willigcnabthellung stand, versetzte dem
Vorwitzigen gcschickt mit der Säbel
scheide einen derben Wink auf die
Schienbeine, dcr den Grafen sofort in
das Zlmmcr zuruckbefördcrte.
Ter General blieb stehen. Ah. in
diese Simmer sind ja die Freiwillige!
AI! dann schauen wir inem."
Wir Freiwillige saßen. Studium
markirend. um den langen Tisch
herum; Eirkcl. Reißefedcrn und der
gleichen technische Apparate waren gc-
schickt vertheilt, es machte einen ganz
netten, wiUnschaftlichen Eindruck.
Seine Excellenz geruht einige von
Uns anzusprechen. Wir gaben knappe,
präzise Antworten; Crivclli hatte sich
im Gefühle seiner Schuld möglichst
zurückgezogen und hinter dem breiten
Rücken eines Kameraden Deckung ge
sucht. Der Rittmeister musterte unterdessen
das Zimmer, sein scharfes Auge schien
keinen Fehler zu entdecken und seine sin
fterc Miene hellte sich sichtlich auf.
Der General besah auch unsere Ar
beitcn. ergriff einen Cirkel und drehte
ein wcnig an der Schraube herum.
Das Instrument noch immer in dcr
Hand haltend, sah er sich dann im
Zimmer um, wandte sich zu dcm Major,
und sagte:
Das ist ein schöner Raum wo sind
die Freiwillige huntcrbracht, luftig und
rein; es sind auch Halles in Hordnung,
nur fehlt dcr A n t i k e l ; in halle an
dcre S immer ist der Antikcl, warum
ist der Antike! nicht hier? Man
braucht ihn, sonst wäre er nicht in dcr
Vorschrift."
Dcr Major schlug dic Absätze zusam
mcn. In sichtlicher Verlegenheit ant
wertete er: Ich begreife nicht, warum
dcr A n t i k e l nicht an scincm Platze
ist, Excellenz haben selben in allen an
deren Räumen gesehen, dcr Herr Ritt
meister wird wohl wissen, wohin dcr
Antike! gekommen ist."
Der Rittmeister machte, als gehe ihn
die Sache gar nichts att. Er betrachtete
mit besonderer Aufmerksamkeit, eben
eine Tcrraindarstcllung, weshalb der
Major seine Frage wiederholen mußte.
Der Antike!," sagte der Rittmeister
gcdchnt, der Antike! war auf jeden
Fall hier. Es ist mir keinerlei Meldung
gemacht worden, daß derselbe etwa nicht
mehr funktionire; vielleicht weiß der
Herr Lieutenant, wo sich der Antike!
befindet f"
Der Lieutenant bemerkte etwas befan
gen. daß er den Antike! stets hier g'
sehen habe, nur heute sei er nicht da:
Wachtmeister Ncdwed. dem dieses Zim
mer untersteht, müsse wissen, wo der
Antike! hingekommen.
Wachtmeister Nedwed erschien. Er
konnte über den Antike! gar keine Aus
kunft geben und hüllte sich gänzlich in
Schweigen.
Da ergriff Seine Excellenz abermals
das Wort. Es kann doch nickt ver
swindcn eine so große Gegenstand wie
der Antike!! Bon die Freiwillige
weiß Sie Niemand, wo ist der An
tilel ?"
Wir standen stumm, keiner von uns
hatte auch nur die leiseste Ahnung da
von, was der Antikcl sei; wir fühlten
uns daher nicht berufen, darüber Er
klürungcn abzugeben.
Da meldete sich zu Aller Uebcrraschung
Graf Erivclli.
Excellenz verzeihen, den Antikcl 'abe
ich hausgc'obcn, er war smutzig und er
ist 'intcr die Tafel."
Sprach's und brachte aus dem Ver
steck unser allerdings etwus defektes
und schinutzes Handtüchel zum
Vorschein.
)obn Ritsch und das Babs.
Jvnings-Staats-Nuhspäpcr,
äkroß die Britsch.
Jhst Neu Aork Boro.
Mister Editcr!
Wisse Sie dcs Ncueste? Ich hen die
La Gripp. Alle Simptoms sein da.
Der Torscht is zwar noch normal,
awwer dcr Appeteit Hot nochqclosse.
Heint beim Brcckfcscht hen ich nix esse
könne, czsept e Bißche Rollmops, e Paar
Sardelle, drei weiche Eier, zwei saure
Gurke un sunst e paar Klcinlgkeite
Vor dem Kaffee hen ich en Eckcl qehatt
un dabei sein ich forchtbar trocke un eS
ls mer so dumm un Kopf.
Es is e fürchterliche Heimsuchung,
daß ich grad setz uff des Sickbctt gcworfe
werd. Tie Alti, ich mein die Misses
Ritsch, kann mich nct nörsc, weil sie de
ganze Tag mit dem neue Baby, wo im
Haus is, büssi is, (Sie hen doch in de
Nuhspüpcrs gesche, Mister Editcr, daß
ich Großvater dun eine 14 un e halb
Pfund Baby, wo die Maud gekriegt
Hot, gcworn bin?)
Ich derf dcs Kindche jetzt gar nimmer
sehe, erstens wcge der Ansteckung un
zweitens, weil ich die sämmtliche Weibs
!cit im Haus dorch die Rimark insoltcd
hen, dem neue Baby sei Nas wär e
Bißle unkommonli flät. Ich sein for
en Brüt dillärt worn, un all die Weibs
lcit, wo in'S Haus kimme, die werfe
mer so en verachtungsvolle Blick zu.
daß mei Sofferings dorch dic Gripp nix
dergcge fein.
Uewwerhaupt sein ich zu der Eisicht
gekimme, daß mei Eidie, ich wär der
Prappreitcr vum Haus, der größte
Mistäk is. Tcs Haus belangt zu dem
neue Baby. ie hätte emo! sehe solle,
Mi ter Editcr, wie die Alti heint Mov
chens wie ich hab snicse müsse (dcs is
aach e Simptom vun der La Gripp) ins
Zimmer erelgcsturmt is un mich gefragt
Hot, ob ich kräst wär, daß ich snicse
that, wann dcs Baby schlaft.
Dabei is es der merkwürdigste Kohin-
zidenz, daß das Baby immer in dem
Augcdlick, wo ich grad dabei bin, eize
schlafe, ze kreische anfängt, als wann's
am Spics stecke thät. Ich hen. wie des
Bubche gar so arg gckrche Hot un so
roth im Gesicht gcworde is. als wann's
versticke wollt, die Rimark gcoffcrt, es
thät verleicht e Pin in dcr Deipcr stecke
un war in e unpleasante Berührung
mit dem Point vun der Pin gekimme.
Tadorch hen ich awwer mein Käs nur
noch schlimmer gemacht un ich sein völ
lig in Acht un Bann gethan worn.
Ich hen awwer heint Nachmittag doch
ttoch e Tschäns gekriegt, mich als Kin
dermädche ze pruve. Tie Alti, wo
schun seit drei Täg un drei Nächt nim
mer geschlofe Hot. Hot sich hingelegt, die
Maud Hot auch grad geschlafe un da is
die Nörs gekimme un Hot gesagt, des
Bübche thät aach grad schlafe, ob ich
net finf Minutte aufpasse wollt, sie
wollt blos emol Luft schöpfe.
Ich fetz mich also nebe die hunnert-finfezwanzig-Tollar-Krädcl
vun meim
Enkelkindche hin un watsch es. Kaum
is die Nörs bei dcr Thür enaus, da
fängt das Bäby zc kreische an.
Ich wieg also die Krädel un sing :
Eio popeio, schlag's Gökerle todt,
legt mer kci Eier un frißt mer mei
Brot." Ich hcn wunncrschön gcsunge,
awwer je mehr ich gesunge hen, desto
mehr Hot dcs Bübche gckricschc.
Jetz hcn ich's mit Schmeichelei pro
birt uu hcn gcsagt: Tu bist mei
Herzche, du bist mci Püppchc, du bist
mci kleines Engelche" als kreischt des
Bübche weiter du bist mci Honig
küchclchc" als weiter gckrischc du
bist mci süßcstcs Engelökindche" des
Bübche kreischt weiter. Ich hcn noch
gcsagt : Tu bist mci herzig's Husche
männchc", un wie des Bübche als wei
ter gckrische Hot, fein ich wild gcworde
un hcn aach gckrische: Tu bist "e krcuz
wcis verrückter Bamms, e verschrien".
Da ivar das Bübche möuschcstill un Hot
geschlafe, bis nach crcr Stund un erer
halbe d finf Minutte Luftscköpfung
vun dcr Nörs vorbei warn.
Ich denk, Mister Editcr, ich kann e
Pätcnt erausncmme uff mei neue Me
thod vun Büby Einschlüfcrung.'
For heint wünsch ich Jhne so lang,
Mister Editer. Ich will emol probirn.
ob mci Herr Enkel mich e halbes
Stündche schlafe läßt.
Mit Rigards
Z)ours
John Ritsch, Esq.
Mit der La Grivv acbt es besser.
Ich hcn heiße Hat Skatsch dergcge ge
nomme. X lS namnch des oenc 'm
tel. Mer derf awwer net ze viel Wasser
eneithun. Gutdei.
I. R., Esq.
(sin ehrlicher Wann.
Hören Sie 'mal. Thompson," be
merkte Brown. es sind schon sechs
Monate verflossen, seit Sie jene fünf
Tollars von mir geliehen haben !"
Sieben," corrigirte Thomvton mit
ernstem Gesichte.
Nun ia. sieben," zilchte Brown,
..und Sie vcrspachcn, sie mir nach
einer Woche wieder zu gehen. Sie ver-
sprachen es hoch und theuer, jawohl,
jcne fünf Tollars in sieben Zagen zu
rück zu erstatten und nicht in sieden
Monaten !"
Ich weiß es." antwortete Thomp-
son traurig und zog ein Notizbuch aus
der Tasche. Jener Fünsoollarschcin
war Serie F. Nr. 672,929, Emission
1887. Ich habe Ties genau ausge-
zeichnet. un8 dann habe ich das Geld
ausgegeben. Seit der Zeit aber habe
ich mich vcrgcbens bemüht, dcn Schcin
wicder zu bckommen." ,
Aber," brüllte dcr Brown, ein
anderer würde denselben Zweck erfüllt
haben !"
Nein," versetzte Thompson, mit
wehmüthigen Kopfschütteln, ich bin ein
Mann von Wort. Als Sie mir dcn
Schcin gaben, sagte ich zu Ihnen:
Ich werde Ihnen Dies zurückcrstat-
ten," und Das war meine ehrliche Ab-
ficht. Brown, lieber Freund, sobald
mir Nr. 72,929, Serie F, Emission
1887, wieder unter die Augen kommt,
will ich versuchen, sie zu kriegen und
Ihnen wicder zu geben, denn ein einmal
gegebenes Persprechen hatte ich unter
allen Umständen."
Blamirt.
Ein vierstöckiger Hausbcsitzcrssohn
Adolar hcißt er macht einer in einem
Eircus cnqaqirtcn Rcitkünstlcrin den
Hof, ohne daß seine Neigung auch nur
im Geringsten erwidert wird. Adolar
bekundet zunächst in seiner Werbung
Ausdauer ; als er aber die Ausfichts
losigkcit derselben einficht, sinnt er auf
Rache, und bald hat er seinen Plan
geschmiedet.
An einem Abend, an dcm sich seine
Angebetete producirt. läßt er ihr ein
Bouquct aus Heu werfen. Die
Reiterin, die sofort errathet, wer der
Urhcbcr dicscr scltsamcn Ovation ist.
stellt sich allerdings so. als ob sie von
dem Vorfalle nichts bemerkt Hütte
nichtsdestoweniger bemächtigte sich ihrer
doch eine gewisse Erregung.
Da tritt dcr Elown in Aktion. Er
war hinreichend unterrichtet, 'um sich
die Episode erklären zu können. Er
hebt das Heubündcl auf, besieht es
nachdenklich und wendet sich schließlich
an seine Eolleqin mit den Worten
Mein Freulcin, ist Ihnen diese
Spende zu gering, um ihr Ihre Beach-
tunq zu dienten f Sie wurden ihr viel
leicht einen höheren Werth bcimcssen.
wenn Sie wüßten, daß sie sich der
Herr, dcr sie Ihnen zugedacht, vom
Munde abgespart hat !"
Brausender Beifall belohnte dcn
schlagfertigen Clown.
Dcr Löwe als Tiebesfänger.
Ein merkwürdiges Ereigniß hat sich
im Cirkus Patti in Lille zugetragen.
Dort war es einem Löwen, dessen Käsig
man aus Verschen nicht geschlossen hatte
und der sich im einsamen Gefängniß
offenbar langweilte, eingefallen, nach
der Produktion noch einen kleinen
Rundgang durch den Cirkus zu unter
nehmen. Sein Weg führte ihn nach
dem Tircktions Büreau, in das er
vielleicht nicht ohne eine gewisse Neu
gicrde eintrat. Wer beschreibt aber
sein Erstaunen, als er hier einen Ein
brecher antraf, der eben damit beschäf
tigt war, die eiserne Kasse anzubohren,
um die Tagcslösung sich anzueignen.
Bedeutend mehr erstaunt, als der Löwe,
aber war dcr Einbrecher selbst, dessen
Erstaunen in Entsetzen und Todesangst
überging, als der Löwe majestätisch
eintrat, ihn ein wenig beschnupperte
und sich dann bequem auf dcn Teppich
niederließ, keinen Blick von dem Ein
brecher abwendend. Mittlerweile wurde
im Cirkus das Fehlen des Löwen ent
deckt, man machte sich auf die Suche
nach ihm und fand nicht nur den Löwen,
fondern auch dcn Einbrecher, dcr trotz
der sofortigen Festnahme erleichtert
aufathmetc, als er sich von seinem qe
fährlichcn Wächter befreit sah.
Tie Fingerzeige der Natur.
Arzt: Nun. wie steht es mit Ihrer
Schlaflosigkeit?"
Patient: Jmmcr dieselbe Sache.
Ich wälze mich fast jede Nacht ruhelos
bis fünf Uhr Morgens umher."
Arzt: Haben Sie denn die Pulver
genommen, die ich Ihnen verordnet
habe?"
Paticnt: Ia, abcr dcr Erfolg wolltc
sich nicht einstellen, und deshalb habe
ich schon feit einer Woche damit aufge
hört. Uebrigcns muß ich Ihnen er
zählen, daß ich in einer einzigen Nacht,
und zwar vorgestern, ganz aus
nahmsweise vorzüglich geschlafen habe."
Arzt: So, so, der Sache müssen wir
doch auf den Grund gehen! Was haben
Sie am Abend vor der Nacht, in der
Sie ausnahmsweise schlafen konnten,
getrunken ("
Patient: Gar nichts. Es war eben
der reine Zusall."
Arzt: Die Pathologie kennt keinen
Zusall! Wann sind Sie zu Bcttc ge-
gangen?"
Patient: Um elf Uhr."
Arzt: Erzählen Sie mir ganz gej
nau. was Sie unmittelbar vorher ge
trieben haben."
Patient: Ich habe geschrieben." I
Arzt: Was haben Sie geschrieben?"
Patient: Einen rekominandirten
Brief."
Arzt: Alio schreiben cte von letzt
ab jeden Abend einen rekominandirten
Brief,, das scheint Ihnen zu helfen!"
Radfahren und große üße.
Nach der Erklärung eines bekannten
Fahrers haben die Fahrräder mehr
fachen Einfluß auf das Schuhgeschäft.
Es ist zweifellos bewiesen, daß der Fuß
durch das Radfabren in einer einzigen
aison 1 2j Zoll größer wird. Hiin-
dcrte von Radfahrern haben diese That-
fache bestätigt. Bei Männern macht
das zwar nichts aus, denn diese machen
sich mit sehr wenigen Ausnahmen nicht
so viel aus dcr Größe ihrer Füße, als
ans dcr Bequemlichkeit. Bei dcn Da
mcn ist jcdoch die Sache ganz anders.
Sie tragen Sportschuhe zum Radfah
rcn, erfahren abcr zu ihrem Kummer,
daß sie nach einer Saison dieselbe
chuhgröße nicht mehr tragen können,
die sie benutzten, ehe sie ihre Füße ent-
wickelten. Durch das Radfahren wird
dcr Fuß nicht nur länger, sondern auch
breiter. Die Schuhfabrilantcn machen
daher letzt viel mchr größere Damen
Nummern als früher. Thatsächlich
thut es ja einem hübschen Mädchen
durchaus keinen Schaden, wenn ihr
Fuß etwas länger oder breiter wird
und dagegen kämpfen läßt sich aller
dings nicht. Wer die schönen Seiten,
die der Radfahrsport hat, genießen will.
muß auch die Folgen tragen oder
die Folgen müssen den Sportliebhaber
tragen. . m
Sine Spieluhr für den Kaiser von
Yhina.
Die ffirma H. M. Emanue! zu
Portsea in Engtand hat ein seltenes
Kunstwerk für den Kaiser von China
fertiggestellt. Dasselbe bcstcht in einer
großartigen Orchcstrion-Spicluhr mit
allcn modcrncn Vervollkommnungen
dicscr Art Instrumente. Sie besitzt acht
Walzen, von dencn jcde acht Melodiken
spielt. Vierzig sind ausländische, die
übrigen vierundzwanzig chinesische
Musikstücke. Sämmtliche Piecen wuv
den vom Kaiser selbst aus einer großen
Anzahl ihm von einer englischen Dame
vorgespielter Melodiken ausgewählt
Die abendländischen sind alle aus alten
Opern entnommen mit Ausnahme dcr
Licder Chin, Ehin Ehinaman" und
The Goldsish" aus der Operette The
Geisha". Das am Decke! befestigte
Programm ist in chinesischer Sprache
abgefaßt, und die Spieluhr selbst steht
in einem Chippendale" - Kasten mit
eingelegtem Rosen und Atlasholz. So
wiederholt sich Andersens Alarchcn von
dcr Nachtigallen Spieluhr und dem
kranken Kaiser von China.
Bater, Sohn und Vnkel.
Auf dcm Friedhof in Altenburg be
findet sich ein Grabstein, der drei Kirch-
Hofswärtern aus em And derselben Fa
milie, Vater, Sohn und Enkel, gcwid-
met ist. Die Inschrift lautet:
Christ. Friedr. Thieme
Bürger u. Maurer 25 I.' gew. Todcn-
graber
Gest. d. 24. Juni 1785 im 72. Jahre
Meister Joh. Christian Thieme
Bürger u. Maurer und 54 I. gew
Todcngräbcr
Gest. d. 22. Jan. 1826 im 76. Lebens,
jähre.
Und hat 20,381 Seelen zur Ruhe ge,
bracht,
Joh. Hcinr. Karl Thieme
Bürger u. Maurer und 50 Jahre gew,
9 Todcngräbcr
Gcst. den 26. Mai 186 im 74. I. ,
Und hat 23,311 Seelen zur Ruhe ge
bracht."
Diese beiden letzten haben somit in
104 Jahren 43,692 Verstorbene be
erdigt.
Originelle Industriezweige.
Aus Bieberach in Württemberg wird
geschrieben: Eine Million Tcckelschneckcn
kauften dicscr Tage zwei Pariser Händ
ler in dem schwäbischen Albdorsc Guten
stein auf. Das Tausend dicscr Wcin-
bcrgschncckcn (llelix pornatia) wurde
mit 8 Mark 50 Pfg. bezahlt, eine will
kommene Einnahmequelle für dic armc
Ecmcinde, wo dieser Industriezweig der
Zucht und Mästung der Weichthiere seit
Jahrzehnten in Blüthe steht. - Eine
weitere Spezialität wird in Gutenstein
sabrizirt: die Latwerge aus Wachhol-
derbeeren. Die Früchte dcs Junipcrus
Communis" wcrdcn waggonweise aus
Italien bezogen, wenn dcr Ertrag aus
dcr Schwäbischen Alb nicht ausreicht,
mit Zucker zu einem breiartigen Gc
misch gckocht und dicscs sindct in Süd
Deutschland, hauptsächlich abcr nach dcr
Schweiz, großcn Absatz.
Unsere Dienstboten.
Früher hat sich die Gnädige die
Ticnstbotcn ausgesucht.
Jetzt sucht sich dcr Tienstbotc dic
Gnädige aus.
Peter und rifa.
Ter Peter ist ein Jägersmann,
'S gab keine besser je,
lind fetzt er feine Büchse an.
Dann sagt der Hirsch ade.
Und schießt er seines Auges Pfeil
Aus eine schöne Maid.
Da bleibt kein stolzes Herze heil.
Muß tragen bittres Leid.
Doch einmal kam er übel weg
Mit seiner losen Luft.
Er greift die arme Lisa keck
So wie ein Röslein just.
Doch Röslein hat oft scharfen Dom
Und eine derbe Hand.
Hat ihren Stolz und ihren Zorn
Dem Prtcr eingebrannt.
Hei. ging ihm das zu Hcrzcn schwer!
Was nur dem Iägcr ist."
So fragcn Mäulchcn hin und hcr,
..Daß er jetzt nicht mehr küßt?"
Viel Monde gingen Peter zog
Im Walde auf die Pürfch.
Da raschelt's, horch! Der Jäger bog
Dahin vielleicht ein Hirsch!
Nein, nicht ein Hirsch! 's ist Lisa ja!
Tie sammklt dürres Holz.
Schnell ist dcr Petcr hinten da:
Bist, Lisa, noch so stolz?"
Tic Lisa lacht: Versprichst Du mir.
Nicht traurig mehr zu sein.
So laß ich meinen Stolz gleich hier!"
Hei, schlug da Peter ein!
Tie Mäulchcn schwatzen sich nicht satt:
Nein, sollt' man's glauben? Schaut!
Ter flotte Jägcrpctcr hat
Tie arme Lis' zur Braut !"
P. Lehmann.
Nein.
Betrunkener (an den Vollmond hin
aufsticrcnd) : Dn Beneidenswerther,
kannst voll fein, ohne 'n Kater zu krie
gen."
Ein Kenner.
Ich möchte gerne Ihre Frau kennen
lernen."
Ich habe keine Frau!"
Das kann ich Ihnen nachfühlen:
Sie haben gewiß ein theures Weibchen
verloren?"
Nein, ich war nie vcrhcirathet."
Aber verlobt wareu Sie doch?"
Auch das nicht!" -
Ach, ich verstehe, Sie haben gewiß
unglücklich geliebt."
Nein, ich war nie verliebt und
möchte keine Frau haben, selbst wenn
sie mir der Himmel schickte."
Also Sie sind ein Weiberfeind!
Aber weshalb denn! Was ist denn ge
schehen?"
Garnichts! Ich kenne die Frauen.
Ich bin Verkäufer in einem Mode
waarengeschäft."
l)crbrecherstolz.
Ein ganz grüner Junge sind Sie,
verstanden; als Sie aus die Welt
kamen, da hatte ich schon zehn Jahr im
Zuchthaus gesessen!"
Swße Züße.
Frl. A.: Karl ist wahnsinnig in
mich verliebt; nculich meinte er, er
könnte den Grund, auf dcm ich stche,
mit Küsscn bcdcckcn."
Frl. B.: Das kann er ja gar nicht,
dazu reicht ja seine Zeit nicht aus."
Faule Ausrede.
Abcr Otto, wir sind so jung vcrhci
rathet und Tu gchst schon in den
E!ub?"
Nur um meinen Freunden, die ein
gefletschte Junggesellen sind, von mei
nem Glück zu erzählen."
Etwas deutlich.
Ach. wirklich, mcine Gnädigste, bei
Ihrer Jugend und Schönheit schon den
Gatten betrauern zu müssen, ist doch
höchst bcdaucrnswcrth." -
Das kommt ganz darauf an, Herr
Baron, wenn ich zum Beispiel Ihre
Wittwe wäre, wünschte ich mir gar
nichts Besseres."
Rindcrlcbensweisheit.
Mama: ..Saae 'mal. Karl, warum
spielst Tu nur mit Jungen, die entwe
dcr größcr, odcr kleiner sind, als Du?"
Karl: Wcil ich die kleineren der
hauen kann, und es keine Schande ist.
von den größeren verhauen zu werden."
Günstige Diagnose.
Arzt (zu einer Dame, nachdem er sie
untersucht hat): Ich kann Ihnen nicht
helfen, gnädige Frau, und auch ein
anderer Arzt kann es nicht."
Dame (erschrocken und ängstlich):
Ach mein Gott, warum denn nicht?"
Arzt: Nun. weil Ihaen nichts
fehlt!
Auch ein Grnnd.
Warum convenirt Ihnen denn die
Dame nicht?"
Kandidat: Ach. die heißt Eulalia.
und das ist mir ein zu gefährlicher
Name, wenn ich da nach Hause komme
und spreche )c an, merkt sie ja gleich,
wie viel ich gctruntcn habc!"
Gold und Vorstand.
Zu wcnig Guter, zu wenig Geld !"
So höre ich klagen die ganze Welt.
1),-Tir nll,' fio NII. linr .s,il,s.1,t
ll''WV 1 tV
bliind;
Doch Keinen hab' ich bisher erfragt,
Der über zil wenig Verstand geklagt
Man staunt, ivie da Alle genügsam
sind !