Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 29, 1898, Image 12

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? fielt: l't.'.iiö u i.i iVvii'Ktpi.-.i; auf
und gang nuuriii) und yiHlU-J in d.i-
Zimmer' hinein. fSleicluiultui streiften
ihre Blicke dabei die huhÜK, nnljcf
melnhe Eiitruhtuini, tic noch tunt der
A:i-.-teuer ihrer verstorbelten l'.utter
heritammte, in Gedanken trat sie vor
den hohen Pfeüeifi'ieii.el, der schon so
viele iieriitiiedene Bilder ivieoertieiiehen
. hatte.
Einst auch oa einer schotten, strah
lenden Henui,, die erwartunim!! in
da? Lehnt geblickt und neugierig daraus
gewartet, tu welcher Gestalt sich ihr da?
Sliief wohl Italien wurde.
Sie hatte gar nicht gewußt, daß e
ihr l'eben lang neben iljr gewandert
mit ihr unterzogen war; dar, es an
ernsthasten braunen Augen oftmals
forschend in die ihren geblickt hatte,
und daß es Walter Hein hieß und ihr
Pslegebrtider war.
(5 r f t an jenem Slilvesterabend, l
der jnnae, neugebackene Tuttor in'
Zimmer aesttittt war mit einem Veil
chenstratiß in der Hand ach. welche
Qual, sich Tas wieder zu vergegenwar
iigeti. und doch welche Süßigkeit zu-
gleich, noch einmal die Worte zu hören
in denen der unbewußt geliebte Mann
um ihre Liebe geworben. Tazit hatten
die etaloaen geklungen, die neue
Hoffnung, neues Leben in glückliche
wie bedrängte Herze sangen.
Unter dem weihvvllen Geläut waren
dann Pater und Mutter gekommen und
hatten mit tiefer Rührung das einzige
Jlind in die Arme genommen und den
Herzetisbund mit dem lieben Pflegesohn
gesegnet.
lliiö heute? Tratttten war es
Mostig, grau gewordener chnec lag
auf den Strassen, durch die ein scharfer
Wind pfiff die Glocken läuteten wie
sonst das Fest der Hoffnungen ein, aber
st? klangen dumpf wie Sterbeglocken,
die noch einmal für Alles ertönten, was
.. das einsante, alternde Mädchen besessen
iinSlierlprett liebende Eltern, Glück
und Jugend.
Mit Bewußtsein blickte sie noch ein
mal in den Spiegel und schüttelte mit
bitterem Lächeln den Kopf.
Nicht alt, aber auch nicht mehr jung
ein kaltes, stilles, ernstes Gesicht, mit
traurig blickenden Augen, ein strenger
Zug um den einst so lieblichen Mund,
der sich mit den Jahren noch mehr ver
tiefen und heftigen und heftig ableug
nen wird, daß dieselben Lippen, die er
auch jetzt umgibt, einst heiß und feurig
küssen konnten.
Es ist schon lange her, sagte Henny
mit bebender Stimme und zuckenden
Lippen.
Und nach kurzem Wehren seht Henny
sich alljährlich wie heut in das fernste,
dunkelste Eckchen ihres Wohnzimmers
und läßt die Tage der Rosen und die
darauffolgenden der Tomen an sich
vorüberziehen und in ihrem Herzen
jauchzt und weint die verlorene Jugend.
Walter Hein war ein stattlicher und
tüchtiger Mann geworden, nachdem er
ein aufbrausender, bcgeisterungsvoller
Jüngling gewesen. Er hatte allezeit
viele Freunde gehabt, aber nie einen so
guten Kameraden, wie seine Pflege
schwester Hetttt. Freilich war er ja
ihr Lehrer gewesen, aber das hatten
Beide im Laufe der Zeit vergessen
rr pflegte oft, wettn ihn einer ihrer
Einfälle in Erstaunen sehte, kopfschüt
telnd auszurufen: Und das ist ein
Mädchen! Es gibt doch nur eine
Hennii. Und sie? Als sie als rei
zendes, einziges Töchterchen, reicher, sie
vergötternder Eltern in die Gesellschaft
geführt wurde, und die Männer sich ihr
z nähern suchten mit Schmeicheleien,
thörichten Höfmachen und meistens wohl
auch mit ernsthafter Bewunderung ihrer
reizvollen Person sie konnte oft mit
verlassenen Blicken die ganze Gesellschaft
mustern und innerlich dabei denken:
Wie Walter ist leiner unter Allen!
Und dann kam der Schluß des Iah
.res heran, und nach mehrjähriger
Trennung kehrte er in das Elternhaus
zurück. Am Morgen des ersten Januar
tages empfing sie ihn allein sie spra
chen nicht, ihre Blicke ruhten innig
ineinander, und als fein Mund endlich
Worie fand, waren es warme Liebes
ivorte und die Bitte, sein guter Käme
rad möchte sich ihm nun für daS Leben
anvertrauen.
Tann kamen selige Wochen voll sehn
suchtsvoller, jugendlicher Träume, voll
Ueberschwenglichkeit, grenzenloser An
detutig des Geliebten aber was war
nur das ? Inmitten des Frohgefühls
des Befil.es faßte sie es plötzlich weh
müthig an, und sekundenlang fühlte
sie einen dumpfen schmerz. Walter
war immer der gleiche,' herzlich, lieb,
zärtlich, aber die leidenschaftliche Thor
heit des Gefühls fehlte ihm. Liebte
er sie etwa nicht? In kurzen, bangen
Augenblicken durchschoß sie die Frage,
aber Wunsch und Selbstschätzung gaben
ihr bald die frohe Zuversicht wieder.
Einmal hatte sie ihn geradezu gefragt,
da hatte er gelacht, sie einen Hikkops
genannt und gemeint, trotz aller anders
lautenden mannhaften Auöfprüche.
müsse naturgemäß die Liebe der Frau
eine heißere, ausschließlichere sein, als
die des Mannes, weil sie nicht durch
Beruf, iffmtliches Leim, . f. w. be
grenzt sei.
'Was ich an Liebe zu geben habe,
gehört Tir, mein itntera&, und Tu
wirst mit der Zeit diese treue, innige
Zuneigung höher stellen lernen, als
das unruhige Flackersetter, nach dem
Tu zu verlange:: scheinst. TaS ist
i::ir iv.i.ui:!"
We!,e i'..:, daß fn ihm geglaubt, daß
euer an ihm mg. ic
ant, sie fast den Ver
lie tiefer und
daß das, toao
stand getollet.
Ihre Base Gertrud kam in's Haus.
Tie Waise sollte bei den Eltern blei
ben, wenn ne in nicht allzulanger ,'eit
mit Walter verbunden sein wurde,
-ie war ein schönes, leichtlebiges, tusti
ges Tiug, Jedermann scherzte mit ihr.
Jedermann lieble sie.
Auch Henny widerstand ihr nicht.
Sie begriff sie in ihrer ernsten, pslicht
treuen Art wohl nicht, wenn sie tau
send Tiuge vornahm, durcheinander
warf und liegen ließ, wenn sie ihr ge-
meinsames Zimtner in die tollste Un
ordnung brachte, lachend Besserung ver-
sprach, und es am nächsten !age ärger
trieb, als zuvor, aber sie verzog sie wie
die anderen alle.
Nur Walter machte eine Ausnahnt
Er beobachtete tie oft kopstchtiltelnd, er
machte einmal einige scharfe Bemerkun
gen über ihre geschäftige Unthätigkeit.
und dann ließ er sie unbeachtet. Es
schien ihm schwer zu werden, mit ihr zn
sprechen, wie auch ihr, der Redege
wandten, in seiner Gegenwart oft die
Lust zu scherzen verging und sie mit
scheiten, ängstlichen Blicken sein Gesicht
streifte und aufzuathinen schien, wenn
er sich entfernte. Henny versuchte zwi
scheu den lieben Menschen zn vertnit
teln. aber sie mußte eS aufgeben, so
schroff wies ihr Bräutigam sie ab.
Und die Wochen vergingen. Henny
ward unruhiger und qeichastiger. die
Zeit ihrer Hochzeit nahte, und sie war
mit Walter etwas weniger zusammen
wie sonst. Aber seine Veränderung
mußte ihr doch auffallen, seine Einsil
bigkeit. seine Lauheit, die dann durch
eine anstauende armchtm erseht
wurde. Er sah krank aus. und seine
Augen blickten müde.
Ta fragte sie eines Tages ihre Mut-
ter erregt, was eS wieder zwischen Ger-
trnd und Walter gegeben habe, Ger
trnd weine, wolle aber nicht antworten,
und Walter liefe im Zimmer umher
und sage gar nichts. Henny jedoch
schüttelte den Kopf und sagte, sie wolle
nachsehen, aber im Gegensatz zn den
leichten Worten, die sie anssprach.
preßte ein unendlich schweres Gefühl
ihr Herz zusammen und langsam ging
sie die Treppe hinunter zum Wohnzim
mer. Sie trat leise ein, ihr Bräuti-
gaut konnte sie nicht sehen und sie hatte
Zeit, lein Gesicht st n in in zn betrachten.
Ein tiefes Entsetzen durchströmte sie.
Wie sah das liebe frische Gesicht so
gramvoll und verstört aus, wie düster
und gequält blickten die braunen Augen
er seufzte schmerzlich und brütete
dumpf vor sich hin. Ta kroch wie
eine häßliche Schlange der Argwohn,
nein, eine Gewißheit über ihr Herz.
Bon Leidenschaft ourchflammt, trat sie
vor ihn hin. nnd wie ein heiserer Schrei
entrang es sich ihren Lippen: Walter,
Tu liebst Gertrud'?" Ter Mann
blieb sitzen er sah mit demselben
trostlosen Gesicht auf nnd murmelte ein
tonloses Ja".
Tann eine endlose Paine alle
Citat, alle Sehnsucht der 1 tun inenden
zahre sind Nichts gegen den zcrschnei-
denden Schmerz dieser wenigen Mimt
ien. Und nun?" fragte Henny end
lich. Laß mir Zeit," sagte Walter,
ich mnß davon los kommen, nnd Tu.
mein guter Kamerad, wenn Tu erst
mein Weib bist" er bricht ab und
blickt unsicher an ihr vorbei. Empörung
und Scham ersticken für einen Augen
blick in ihr die Liebe. Tas wagst Tu
mir zu bieten, Tu. der Tu jeden meiner
Gedanken kennst, oh" ein leiden
schaftliches Schluchzen läßt sie nicht
weiter sprechen. Ta springt er auf,
nimmt trotz ihres Widerstreben ihre
Hände und sagt flehend: Tu hast recht,
ich erniedrige uns Beide mit solchen
Worten so bitte ich denn, gib mich
frei und laß mir nur Teine treue
schwesterliche Freundschaft. "
Sie hatte ihn freigegeben. Tc
müthigung, verschmähtte Liebe. Berbit
terung und Haß haben sich tief in sie
versteckt und Worte sprechen gelernt, die
alle, selbst ihre Eltern zu täuschen ver
standen; von der herzlichen Freund
fchast, die sie und Walter immer für
einander empfunden, die sie mit heiße
ren Gcflihlen verwechselt und von deren
Richtigkeit sie sich durch Gertrud Ta
zwifchenkunft glücklicher Weise zur rech
teil Zeit überzeugt hatte. Sie verstand
Unbefangenheit zu heucheln, auch ihrer
Base gegenüber, die ihr mit strömenden
Thränen um den Hals flog denn
ihrer Bcrtnittlung war es ja zu danken,
daß sich so plötzlich ein überreiches Glück
über sie ergoß.
Bis sie das Haus verlassen, blieb die
neue Verlobung geheim. Walter mußte
auch erst sich eilte lohnende Kundschaft
erwerben er nahm tiefbewegt Ab
schied von Henny, die ihm nur kühl
Glück wünschte und die Erwartung aus
sprach, ihn nie wieder zu sehen.
Tumpf und still hatte sie darnach ihr
Leben vertrauert. Nie wieder war
einem Mann die Gelegenheit geworden,
sich ihr zu nähern; als treue, sorgsame
Tochter pflegte sie ihre Eltern, die mit
der Zeit der Tochter Leid empfanden
und trostlos und vergeblich Abhülfe
suchten. Mit Walter war jeder Ber
kehr allmülig abgebrochen; man hörte
nur zufällig einmal, daß seine Frau
liuwirthschaftlich und unverständig und
die Ehe eine unglückliche sei. Tie
Mutter hatte dann versucht, mit Henny
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die ihr
zugefügt
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darüber ipreche.
gewmc Befriedign
liu.flll l? Ulil .
Henn hatte ant das Bi
sichert, daß sie durchaus leine
mehr für die Personen habe
eine so schwere Kränkung
haben.
Arme Henny, in den Nagten weit:
sie lange, lange Stunden, und ibre
Augen verloren darüber frühzeitig den
Glanz und die Jugend ging rauher in
hoffnungsloser Iraner. Sie schloß sich
an Niemand an. und als die Eltern
starben, stand sie ganz allein da. Aber
das war i!r rech! was sollten ihr
Andere, die alle mehr oder minder ein
frohes Leben kannten. Tvitr sie war
Alles dunkel: alles t'!l:tck. alle Jreude
hatte fttr sie in den wenigen Monaten
ihrer so ja!)' abgebrochenen Verlobung
ausgeholt, war versunken unwieder
bringlich dahin was darnach kam,
war dunkel und grau und nur so konnte
und luur.te es bleiben, bis sie die ver-
blichenen Augen schloß.
So war ans dein jungen blühenden
Mädchen fast eine alte Jnng'er gewor-
den, ohne daß sie es gemerkt. Tie
Zage vergingen in gleichmäßiger, pein
licher Erfüllung der kleinen Pflichten,
die sie sich selber auferlegt, und in den
Nachten träumte sie zuweilen von Ju
gend und Glück.
Ta, vor wenigen Wochen war sie
aus ihrem Tahiubriiten aufgerüttelt
worden. Man hatte ihr einen Brief
mit einer allzu bekannten Handschrift
gebracht. Wie sie diesen Mann geliebt
hatte Thränen stürzten ans ihren
Augen, als sie die lieben krausen Buch-
staden sah, als sie den Namen Waller
Hein" unter dem langen Schreiben
las.
Was konnte er von ihr nach so lau-
gen Jahren noch wollen ( :ie wurde
blaß und roth, als sie es las Worte
voll überzeugender Wahrheit, schlicht,
traurig und doch hoffnungsvoll. Sie
richteten sich an den guten Kameraden
von ehemals. Es ging ihm, Walter
sehr schlecht. Seine Frau war seit
einem Jahre todt er viel beschäftigt
und seine vier Kinder vernachlässigt
und ohne Liebe. Tenn er, der nicht
die Macht gehabt hatte, Gertrud glück
lich zu machen, getraute sich mit dem
Herzen auch nicht an diese armen, klei-
nen Geschöpfe heran, die verschüchtert
und ohne Liebe um ihn herum lebten.
Er könnte ihr nicht Alles mittheilen,
was ihm auf dem Herzen läge, schrieb
er. aber wie er geistig in ständiger Be
Ziehung zu ihr geblieben wäre, so hoffe
er auch trotz der langen Zeit und Allem,
was zwischen ihnen läge, auf Berständ
niß bei ihr. Sie sollte seine flehent
liehe Bitte, noch jetzt sein Weib zu wer
den, nicht zurückweisen.
Weiter konnte Henny nicht lesen.
Erst hatte ihr Herz stürmisch geschlagen
und heller Jubel, fast wie in den fer
nercn Jugcndtagcn strömte heiß in ihr
auf, aber dann trat sie an den Spiegel
und musterte erbarmungslos ihr ver
blühtcs, blasses Gesicht, blickte in die
scharfen, freudlosen Augen ihres Spie
gelbildes und damit stieg ein wilder
Grimm in ihr aus.
Tu. Tu hast mich zu dem gemacht,
was ich bin, ein verbittertes, alterndes
Mädchen, Tu, dein meine ganze heiße
Liebe gehörte, und jetzt, nun Tu nicht
aus noch ein weißt, wagst Tu es, mir
den -chatten des Glückes zu bieten, das
voll und ganz mir zukam."
Und sie vertiefte sich in die bitteren
Gedanken und tödlete die leise Sehn
sucht nach ihm, seinen Kindern und
einem Heim und schürte den alten Zorn,
daß er zu hohen Flammen aufwallte
und in diesem Augenblick jedes weichere
Gefühl erstickte. , '
Und in dieser Stimmung schrieb sie
dem harrenden Mann einen kühlen,
höflich ablehnenden Brief.
Tas war ihre Rache für die verlorene
Jugend, nnd sie war süß ! Aber blieb
sie das auch ? Nein, nein dann ver
gingen einige Tage. Eine cigenthüm
liche Unruhe ergriff Henny. Sie traf
die Festvorbereitnngen für ihren tlei
nen Haushalt, sie las. arbeitete aber
cs kam ihr alles so zwecklos vor. Für
wen thue ich das Alles für mich und
immer für mich." sagte sie. Und dann
legte sie die Hände in den Schooß nnd
träumte vor sich hin. In ihrem Kopfe
stimmte es. die Augen brannten ihr.
Ich werde krank werden, dachte sie angst
voll das macht die Aufregung mit der
abgethanen Sache. Abgethan? Klang
nicht die flehende Bitte des einst so heiß
geliebten Mannes wieder und wieder in
ihr,en Chreit? Gesellten sich nicht noch
Kinderstimtuchen dazu, die ihr zärtliche
Kosenamen gaben?
Nein, nein, Tu kommst zu spät
Berstichttiig ich bin einsam geworden
durch seine Schuld nun will ich es
auch bleiben."
Aber nicht lange, und sie verwarf
auch das. Bittcrc Neue breitete sich
in ihr ans zwecklos, nur für sich zum
Schaden hatte sie dem noch einmal
zögernd sich nahenden Glück die Thür qe
wiesen, nun war unwiederbringlich
Einsamleil und ein verfehltes Leben ihr
Loos."
So war die liebliche Weihnachtszeit
vergangen, der letzte Tag des alten
Jahres in's Grab gesunken, und als sie
aus ihren Träumen erwachte, leuchtete
der Morgen des neuen Jahres freund
lich lächelnd durch die Scheiben.
Bitterlich weinend saß sie in ihrer
Ecke und lauschte den Neujahrsglvcken,
die einmal schon so gut rheißend für
sie verklunzen wäre.
Dikjmsl hatten sie jetzer ein z!ltt,
wenn auch int Herbst ihres Lebens, ein
lauten sollen. Und heiße Sehnsucht
nach dem. was sie vor Kurzem noch
schroff zurückgewiesen, floß in ibr über,
und das Herz wollte ibr brechen. S ie
verbarg das eiitt in beiden Han
den und borte nicht, daß die Zbur sich
offnere.
Alles ist still, nur ibr schluchzen
vernelnnbar, und der ferne Glockenioti.
der hinein dringi. Aber dann breitet
ein iußer Fruliltng-i'duft in dem fieinach
sich aus -Beilchen !- Er dring! zu der
trauernden, daß sie erstaunt aufblickt,
und da. da -
Mitten im Zimmer stellt ein kleines
Mädchen und steht aus ernsthaften
braunen Augen auf die Aufjauchzende.
Mit einem dicken ufigen Handchen
reicht sie ibr einen großen Beilchenstrauß
entgegen 11116 aus den sie umschlingen
den Armen mit süßem, schüchternem
Wefichlchen ausblickend plappert sie. wie
man es ihr vvrg.tagt
Jüngste und dringe
grnß :
: Ich bin Papas
einen Neujahrs-
Tie Beilchen all' soll ich Tir weih'n,
lind Tu sollst unsere Mutier sein."
Und durch die geöffnete Thür schrei
tet das alte verlorene Glück, und Henny
fliegt ihm entgegen, und auferstanden
ist die alte Liebe, die alte Kamerad
fchast und die alte Hoffnung.
Und draußen laute die Glocken so
glückverheißend zum neuen Jahr!
Schnee kam so dicht herunter, daß wir
kaum zebn Schritte weit etwas bemerke
konnten. Tu. Zbeos. nimmst die
linke und ich die rechte .Seite, dann ton
ne wir bester aufpassen." saate ich zu
ibm. und mechanisch geherzte er mir.
Eine gute Stunde mögen wir so ge
standen baben, lautlos und immer
ickian ausuierlend. da drei ndi ilueo
p löblich um. packt mich am Arm und
flüstert mir ganz erregt zn: ?a, lieh,
was ist das dort unten i" Ich sehe hin,
njid richtig! don bewegt ,'nh ein langer
Schauen auf uu.. zu. immer im lang
sainen. abgemessenen teutpo. Und wie
ich 'o gucke, kommt ein zweiter, dann
ein dritter dnnller Schatten hinter dem
,llfai!!?'j't,t
Im Jahre iiei:r.el)::tuinPer! nui'.
Als bei der Rathin Varen.
necke einer Ka"ee'h!,i,t t
er amen mele waren.
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Man aß und ha::!. i;::i
(iar vi.le vichi'ge ,ua,;e:
ii.-. 11 1 . ,,,, .... ,,
um etwas i:e.h zu 1
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tgen
(vraiutireiit-;
lae
Der parts.
tMtte alte ihiniu'vnng vo !, l'JnIMit'im.
Ja, das war damals eine schwere
Zeit. Bei Beaitmotit waren wir das
erste Mal in's Fetter gekommen, und
wie die Schlacht von uns geführt wurde,
weiß ja Jeder, der mit dabei war. Ei-
qentlich war es doch komisch: Tie Frau-
zosen sitzen beim Mittagessen, und wir
schickten ihnen zum Nächtlich Granaten
und Ziindttadelktigeln. Mancher hak
schwer daran zu verdauen gehabt; aber
das geht eben nicht anders im Kriege.
Mein Regiment, das2ii., hatte ziemlich
leichte Verluste Verhältniß zu der Auf
gabe, die zu lösen war. Viele sind da
bettn tnrm aus den Bots de Gtvodeau
und auf die Faubourg Mouzoti doch
liegen geblieben, von feindlichen Kugeln
getroffen, und am Abend sahen unsere
Reihen schrecklich leer aus. Ich weiß
noch, wie unser Eompagnie-Ehcf, Lieu
tcnant Graser, der Hauptmann war
verwundet, zu uns sagte, als der Feld
Wedel rapportirte: Ist das Alles von
meiner lieben ersten Eompagnie?" und
dabei traten ihm die Thränen in die
Augen.
Hatten wir schon bei Bcaumont tüch
tig aufpassen müssen, so galt's noch
mehr vor Paris. Mein Regiment lag
gegenüber von St. Tenis in dem Städt
chen Montmoreney und verschiedenen
kleinen Törfern im Eantonnement.
In Montmoreney war es ziemlich ge
müthlich. Unser Wirth war gleich am
ersten Tage weggelaufen, und wir muß
teil uns allein behelfen. Tas Quartier
hatten wir durch alle möglichen Sachen
ganz bequem eingerichtet. Es wäre so
schließlich Alles recht schön gewesen,
wenn nicht der schwere Tienst alle Kräfte
in Anspruch genommen hätte.
Unsere speciellen Vorposten standen
vor einem kleinen Gehölz, wie ja über
Haupt nördlich von Paris viel Wald ist.
Tas ganze Terrain war schwer zn über
sehen, an einer stelle sogar derart zcr
schnitten, daß man Nachts beim besten
Willen nichts sehen konnte. Tort stand
denn auch immer ein Toppclposten, und
vielleicht 20ni) schritt rückwärts lagerte
das Gros der Feldwache.
ES war gerade wieder der Tag ge
kommen, wo wir auf Wache ziehen"
mußten, wie es damals hieß. In meiner
Eorporalschcift stand auch mein bester
Freund, der lange Theos." Schon
auf der Universität hatten wir als
Eorpsbriider fest zusammengehalten,
und der Feldzng halte uns nur noch
mehr verbunden.
' Gerade als wir abmarschire wollten,
kam unser Regiments-Adjutant, und
theilte unserem Hauptmanti mit, daß
wir nur für wenige Stunden die Vor
Posten zu beziehen hätten, um dann von
den (itlern abgelöst zu werden, weil
wahrscheinlich eine Temotistration gegen
Epinay geplant sei. Ten Jubel können
Sie sich denken: er war auch ganz ge
rechtfertigt; denn der Vorpostendienst
war in der kalten, nebligen Jahreszeit'
überaus anstrengend. Aber bei meinem
Freunde sand er keinen Widerhall.
Schon den ganzen Tag über war Theos
still gewesen, daß er jetzt, bei dieser
Gelegenheit, kein Wort sagte, sondern
nur so melancholisch vor sich hinsah,
das ging mir doch zu weit. Ich fragte
ihn ärgerlich: Was hast Tu denn nur
heute?" Er antwortete: Ach laß mich
nur, ich fühle mich nur etwas unwohl."
Taraushin marschirten wir schweigend
durch den düsteren Wald. Auch mich
hatte jetzt ein eigenthümliches Gefühl
ergriffen, eine bleierne Schwere schien
auf mir zu lasten.
So kamen wir in unserer Position.
Ta läßt uns der Hauptmann noch ein
mal antreten und sagt in kurzen Wor
ten, daß der Toppelposten wegen der
Gefährlichkeit und Wichtigkeit des Ortes
freiwillig zu besetzen sei. Mein Freund
steht neben mir, ich stoße ihn an, wir
sehen uns stumm mit einem tiefen Blicke
des Einverständnisses i, die Augen,
dann treten wir aus dem Gliede. Eine
Viertelstunde später sind wir auf dem
Platze unserer Bestimmung.
war hellte ein kalter Zag, der
ersten hervor
Theos leise zn mir. Jetzt gilt's!' rufe
icki ebento zurück.
Tie Schattenreiche nähert sich uns
ich rnfe: Halt, wer da!" und sie ver
liviuoe, ganz viopiiat wie ant einen
schlag. Sie sind in der Bodenien
knng rechts von uns." ruft Theos
las minien wir genau, wüte, komm
mit!" sage ich zu meinem Freunde. Ich
dreye uch nach ihm um. da höre ich ein
lettes Ratcheln. und wie ich den Kopf
wettoe. ,eye im einen ,viitelat,t am
mich gerichtet. Theos reißt das Gewehr
an die Bliese, aber zu spät! In deutle!
ben Moment kracht der Schuß dicht vor
mir aus, eine heiße Lohe verbrennt mir
das Gesicht, ich fühle einen Schlag an
der Schläfe. ,. .dann hinter mir ein
dumpfer Fall. Es war mein Freund.
Ta ist's über mich gekommen wie der
Zorn bioltes. Tem feigen Morder nach,
den Abhang hinunter und wieder hin
auf, das war eins. Mitten drin in den
Franzosen sah ich mich dann plötzlich.
Zweimal schoß ich, jedes Mal traf meine
Kugel, dann nahm ich's Bajonett und
den Kolben. Und da habe ich dann
meinen Freund gerächt.
Tie Feldwache kam noch zur rechten
Zeit. AIS Alles vorbei war, fühlte ich
erst meine Wunde. Sie war nicht tief,
aber etwas Anderes war es, was mir
weher that, als Alles auf der Welt.
Tie Kugel, die Theos traf, war für mich
bestimmt gewesen. Armer Freund!. . .
ZoU man bei Zische lesen?
Ticsc für lescbegicrige und in der
Zeit beschränkte Leute ganz interessante
Frage beantwortet das Pariser Fach
blatt L'hygiene moderne" mit folgen
den ätzen : Wenn wir allein sind, füh-
len wir uns. sei eS bei'tn Frühstück,
bci'tn Mittagessen oder bei'tn Nacht-
mahl, zumeist bewogen, uns während
der Zeit des Essens mit Lektüre zu be-
chästigcn. Ticsc Gewohnheit ist schlecht
und man muß sie entschieden be-
kämpfen ; sie ist um so mehr zu be
kämpfen, wenn man, um keine Zeit zu
verlieren, bei Tische eine begonnene
Arbeit, ein angefangenes Studium
fortsetzt. Wenn man schon liest, sei es
etwas Belustigendes und Leichtes. Ter
gewöhnliche Brauch, bei m frühstück
die Zeitung zu lesen, ist nicht völlig zu
verurtheilen : er liefert Stoff zur Un
terhaltung und ermüdet das Gehirn
nicht allzusehr. Am besten allerdings ist
es. wahrend des Essens überhaupt nicht
zu lesen. Tie Verdauung geht immer
besser von Stalten, wenn die natürlichen
Prozesse sich abspielen, ohne von der
Arbeit des Gehirns gestört zn werden.
Aenßerst zuträglich für die Gesundheit
itt es, in Oietelluhatt lustiger, freund
licher Leute zu speisen. Tie Anregung,
die damit der Nerveitthätigkeit gegeben
ist, wirkt fördernd auf die Verdauung:
im (siegen theil vermag ein Mensch, der
gelangweilt, ermüdet oder gereizt ist,
die Verdaulichkeit wie jede andere Funk
tion nur mangelhaft zu leisten.
Was die ?ame nie einacstehen.
Es giebt Tingc, welche eine Tante
nie eingestellt, sie mag nun alt oder
jung, häßlich oder hübsch, groß oder
klein, mager oder stark sein. Sie giebt
nie zn, daß sie sich zu sehr geschnürt
hat: daß die Schuhe, welche sie trägt,
viel zu eng sind; daß sie jemals ans
dem Balle eher müde ist, als ihr Tän
zer; daß sie gerade so alt aussieht, wie
sie wirklich ist: daß sie mehr als höch
stetis zehn Minuten zn ihrer Toilette
gebraucht: daß sie jemals habe ans sich
warten lassen: baß sie irgend etwas
gegen ihre Ueberzeugung ansspricht:
daß sie ein wenig Klatscherei nicht un
gern hat; daß sie, die Unverheirathctc,
ehr gern heirathen möchte; daß sie sich
mehr Kleider wünscht, als ihre beste
Freundin hat; daß ihre Geduld recht
oft zerreißt mit einem Worte daß
sie überhaupt wirklich Unrecht haben
kann, ohne einen triftigen Grund dafür
zu haben.
er viel '.ick t fer getriebene 3;vit
, Tas Rad.!::, '.hne-ein, R, ite:i,
Tas Jagen. ,u'hen und so sott
I Ist nicht? für lup'te Zeiten.
Viel zu verbreitet ist es f.t.on.
Uni noch für nn zu panen:
Ich den!', daß etwas Neues fi.tt
Wohl wird erfinden lasten."
-:.'ian sann nä tan::. Vn manch,
iiii-ii.li
7 och lein Rath wollte frommen.
Bis endlich ein Gedaule war
i'm (vuinlein A. gekommen,
Sie sprach ihn ans. matt war entzückt.
Ja, man ließ Hoch sie leben.
Und man henhloß. den EHreiivlaj!
Fortan nur ibr zu geben.
Was war's, das solchen Sturm erregt
Wie lange nicht seit Wochen '.
Welch' neuen Sport ersann matt sich '.
Man wollte jetzt mal kochen.
y W an oia'ncr Kerle, i'I
I' In' an oig'ncr Kerle, i'!
Sieh' i' mei' Glüslc leer,
No wer' i' drübert so betrüabt,
AIS ob's 'S graißt U'glück wär'!
Und aber kaum isch wieder g'fiillt,
No inoin' e', 'S inüaß' so sei',
Und tnnt's halt cbba wieder leer -Ter
Gngng schlag' drei' nci'!
Und no fangt mit dem leera Glas
Ter alt' Tanz wieder a'!
I' bi' an oig'ner Kerle, i'
Wia'S 0 so sei' au' ka' ?!
SMMUrtuy.
Herr: Was, Sie horchen a der
Thür, wenn ich mit meiner Frau
zanke l"
T iener: Ja ich dachte, vielleicht
müßt' ich
kommen!"
dem gna' Herrn zu Hilfe
cin iSi'miithiim'ttf.l).
Nachbar zu einem Weib, das ihren
Mann durchprügelt): Schämt Ihr
Euch denn nicht, Euren Mattn zu prü
geln?" Mann: Aber lassen S' ihr doch das
Vergnügen!"
rttiiMiteiiöfotiomic.
Tarne zu ihrem Vetter Studiosus,
den ,e in der nahen Universitätsstadt
besucht): Nun. Vetter, hoffentlich haft
Tu Tich mit Teiltet leid ans unseren
Msncy eingerichtet.
ouiuDiji, neue von ine. un tun tu
Anbetracht dessen, daß Tu heut' kamst,
gestern Abend mein letztes Geld ansge-geben."
das
SpirjlmlH'iibu iticr.
Richter: Warum haben Sie
Pterd gestohlen?"
Tieb: Ick wollte mir eenen Renn-
stall anlegen!"
rerrjmit.
Ich sag' Tir, Tein Franz beirathet
Tich nur wegen -Teines Sparkassen
bnches, damit er seine Schulden bezah
len laiin."
LaS giebt s nicht, der denkt
nicht an S chuldenbezahleti."
gar
Ein Schlnkoxf.
Sie: Was sagst Tu zn diesem Hute,
liebes Männchen, kostet fünfzig Mark,
aber kleidet herrlich !"
Er: Ich finde. Tu hast einen schlech
ten Geschmack, mein Kind, dieser zu
dreißig Mark kleidet Tich doch viel
ocpcr."
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wie man noch vrauchen
lu'l'oilit.
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Sie die Güte, mich nachher bis zum
Rathhaus zu begleiten ?"
Selbst bis zum Standesamt, mein
gnädiges Fräulein!"
p.ls.',ld.
Wirthin: Mann, im Hinterzimmer
sitzen der Tollor und der Apotheker, sie
wollen Skat spielen und es fehlt Ihnen
der dritte Mann."
Wirth: Hm Toktor Apotheker,
da werde ich rasch den Todtengräber
holen lassen."
Der Kipfel des SlMy.
Gatte: Es giebt doch viel Elend in
der Welt. Wenn man so in den Zei
hingen liest, wie traurig eö den Mett
schett geht, dann kann matt sich noch
recht glücklich preisen."
Gattin: Ja. wir haben unsere
schöne Wohnung, unser gitteS '.luslom
inen, sind gesund
Gatte (unterbrechend); Und außer
dem haben wir jedes nci ein Fahrrad."