Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 17, 1898, Image 9

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    inccrcjuvllcn.
Ncvkllctlr pn Cliol'l
J
Gnädigste omtiMjf .. ."
Hei Alle, was lebt iMion
Scharrnbeck Sie in Bin'
T ins elegantesle ttaiiDtottum
urllciöctc Freiherr Manfred v. 'Scharrn
bei lief; bu Monocle ans dem Auge
fallen, tlapptc mit den, Hacken zusam
men und beugte sich tief iiber da kleine
Händchen, welches ttomte'ie Hilma ihm
bot.
.Ich bin es in leibhaftigster Person,
gnädigste Komtesse." versicherte er. die
ii)ad delliencrnd aus die stelle legend,
wo das Herz sitzen soll, wo bei Baron
(Zcharrnbeek aber jept der gipset eines
bunten BatisltaschentüchelchenS l,ervor
sah. ..Konnte es in Berlin nicht mehr
auslialten, Gnädigste Nannidalische
jijjc ataub zum Ersticken überall
buddeln sie die Straften aus und da
soll ei civilisirter Mensch och athmen
tonnen! Schüttelte deshalb den Staub
der Zieichshauptstadt von den Füllen
und eilte hierher, wo ich Sie weilen
ivußte. gnädigste Komtesse."
omtesic Hilnut lachte luslig aus.
Tas ist prächtig von Ihnen, lieber
Baron Blama wird sich sehr freuen,
nun hat sie doch Jemand, mit dem sie
Piguct spielen taun."
Aber ertauben Sie. Gnädigste zum
Piguetspielen kommt man doch nicht
nach Binz.. ."
freilich nicht," lachte Hilma. Aber
wenn man einer Tame einen Gefallen
erweisen kann . . . oder wollen Sie sich
lieber den trügerischen Welle des Mee
res anbertrancn, Baron?"
..Mit Ihnen, omtessc Hilma. wage
ich Alles!"
So erlauben Sie wohl, daß ich Ih
nen meinen Better War von Holten
vorstelle. Er ist mein stetiger Beglei
ter auf allen-Seefahrten."
Baron Scharrnbeck betrachtete den
jungen unscheinbaren Herrn, der bis
lang ruhig lächelnd neben Hilma ge
standen hatte, mit mißtrauischem Blick
und sein Sehr angenehm" klang wie
ein Hol Dich der !"
Aber dieser junge unscheinbare
Menfch-nach dem schauderhaft gesun
den Aussehen zu urtheile, ein pom
mcrscher Lniibiitiikcr konnte ihm. den
von allen Weibern" verwohnten Ba
ron Manfred von Säiarrnbeck gewiß
nicht gefährlich werden. Der einzige
Vortheil, den dieser jnnge Mensch vor
aus hatte, war seine Jugend; aber
Baron Manfred sah mit seinen acht
unddreisüg Jahren doch auch och ganz
passabcl aus. Und dann der weit
männifchc Schliff, das mußte ja einem
Mädchen, wie Komtesse Hilma. die erst
zwei, Winter in der Berliner (Gesellschaft
verkehrte, imponircn.
So wanderte er denn, sehr mit sich
und dem Eindruck, den sein frische
Auftreten hervorgebracht, znfrieden. an
der Seite Komtesse Hilma's den Strand
entlang, während War von Holten an
der anderen Seite der jungen Dame
schweigend dahinschritt.
?eö jungen Mannes Auge mar auf
die schäumende See gerichtet, welche in
einer ziemlich starken Brandung den
Strand iibcrfluthete. so daß beeeits
einige Schiffer ihre Kähne an das Land
zogen.
Als eine kleine Pause in dem die
schwätz deö Barons eingetreten war,
sagte Max von Holten, indem er stehen
blieb und auf die See hinaus zeigte:
Ich glaube, heute wird es nichts mit
unserer ffahrt. Hilma."
Weshalb nicht?" wandte sich diese
mit rascher Frage an ihn. indem eine
leick'tc Rothe in ihre Wange stieg. Ich
hatte mich so auf die Fahrt gefreut,"
setzte sie leise hinzu.
Ich traue dem Wetter nicht." ent
gcgnctc Max von Holten. Sieh nur
die Brandung und dort hinten die
Wolkenwand' scheint nichts Gutes im
Schilde zn führen."
Tu bist doch sost nicht so ängstlich.
Better," meinte Hilma unmuthig.
Wenn Herr von Scharrnbeck uns
begleiten will, möchte ich ihn nicht in
Gefahr dringen ..."
Tonnerwetter das war stark! Ter
Baron gab sich einen Ruck.
Ich bitte auf mich keine Riickfickt zu
nehmen, Herr von Holten," sagte er
scharf. Ich werde mich tfoch vor den
paar Wellen nicht fürchten."
, Ah, ich wußte nicht, daß Sie ein
seebcfahrencr Mann" sindHerr Ba
ron." versetzte Herr von Holten leicht
auflachend.
..Aber ich bitte Tich. Mar. Herr von
S Scharrnbeck war schon in Helgoland
mih Pftftidp. . . "
Auch auf der Insel Wight, meine
Gnadigste!"
Na. dann kennen Sie ja das Meer",
nieinte Herr von Holten mit einem lu
fügen Zwinkern seiner blauen Augen.
'Wie meine Tasche, Berehrtester."
Was meinst 1 also. Cousine
sollen wir es wagen?"
Ohne Frage der Herr kann ja
jurückhleiben. wenn er sich nicht auf
Meer hinauswagt. Mama wird sich
sehr freuen ...
Eine Partie Piguct mit mir zu ipic
lcn," unterbrach sie der Baron. Ah,
gnädigste Komtesse, wie grausam sind
Nun. dann kommen Sie! Sehen
Sie. das dort ist unser Boot."
An der Landungöbrücke schaukelte
firh sin zierlicher Scaclkuttcr. der am
Bug den Alanten Undinc" in goldenen
Lettern trug. Tancbcn am Strande
stand breitspurig, in der Tracht der
Der
Jahrgang 1.
Beilage zum Ncbraska taats-Anzeiger.
No. L.
Schiffer Rügens, ein graubärtiger
Bootsmann, behaglich fein kurzes Pfeif-
chen schmauchend.
Wie ist s". fragte er ichmunzetno.
Heut' fahre die Herrschaften wohl
nich?"
..Gnade beute wollen wir fahren.
Jausen", rief Komteffe Hilma. Cs
ist ja entzückendes Wetter."
,,'n duschen lebhast, gnao ge ,vro
lein", meinte der Schiffer lachend.
..Äderst das sünd ja die Herrschaften
gewöhnt. Wollen der Herr da anch
mitführen?"
Geivik will ich mitfahren, lieber
Mann." entgegnete Baron v. Scharn
deck gereizt.
Ich meinte man bloß von wegen
den schönen weißen Anzug. Wird woll
n büichcn naß werden, Herr
..Ach was. dummes Zeug ! 's ist ja
mein einziger nicht."
Glaub S gern. Herr
Na, dann also los!"
Rlirn Manfred wollte mit einem
eleganten Satz in das Boot springen,
aber o web ! er alitt auf dem nassen
Boden des Bootes' aus und setzte sich
recht unsanft nieder. 'Ler ticrne ut
ter gerieth bedenklich ins Schwanken,
eine' Spritzwelle überschüttete den Ba
ron mit ihren Wasserperlen. der sich
schimpfend und sich schüttelnd wie ein
in Wasser gewesener Pudel, aufrich-
tete.
Verwünschte Gondelet," brummte
er vor sich hin. Komteß Hilma lachte
Thränen ; Herr von Holten reichte dem
Baron hilfsbereit die Hand.
Nicht so hastig. Herr Baron. Tas
Wasser hat keine Balken."
Ein glitscheriges Vergnügen, " suchte
der Baron seinen Aerger hinwegznspot-
ten.
..Kommen Sie. Baron, sehen ic
sich an meine Seite." sagte Hilma trö-
stend. Aber hübsch ruhig müssen 'eie
sitzen."
Ja. ich merke, das Ding kippelt."
Vnrfickitisl sekte er sich nieder und
trocknete sich das Gesicht mit dem bunt
getüpfelten Taschentuch?.
Wollen Sie das Steuer nehmen,
Herr von Holten?" fragte Jansen.
Ja.. .. laß Segel fallen !" lom
mandirte Mar. indem er mit sicherem
Griff das Steuer erfaßte. ,
Fertig? Los "
Tas arof;e Gaffelsegel rauschte nieder
und blähte sich in dein frischen Winde
mit scharfem Knall auf. fodasz Baron
von Scharrnbeck erschreckt sich duckte.
.M thut Ihnen nichts! Baron,"
sagte Hilma lachend.
Gnädigste ttomtesie.l wie herrlich,
mit Ihnen durch die Meereswellen da-
hinzuraiischen "
Aufgepaßt, Jansen !" ries Äcax von
Culten. ..Liebt den Scacl im Reff
die Briefe ist zu scharf da die Ävclle
bobo !" X
Krampfhaft klammerte sich Baron
cbarrnbcck an den Bordrand und
athmete erleichtert auf. als sich das
Boot langsam emporrichtete und nun
mit schneller Fahrt in die offene toce
hinausscgclte.
Fürchten Sie nichts. Herr Baron."
sagte die ruhige Stimme Holten s.
..Wir haben iekt die Brandung über-
munden und alattcrc ialirt."
Wie ruhig der sungeMcnscy" va am
Steuer saß und wie sicher er das Boot
lenkte ! Tas von Wind und Wetter ge
bräunte Gesicht unter der weißen
StraiidmüKe erhielt einen kühnen.
energischen Ausdruck und in den blauen
Linien blikte es keck und kraftbewußt
auf. Ein ganz anderes Leben schien in
ihm eingezogen zu sein ; aus dem vanw
lässig und langsam, drückte seine Hal-
tuna. sei Weitn ieit rischen Muth.
Kraft und Geschmeidiakeit aus.
Ter Baron bemerkte wohl 01c vc-
wundernden Blicke, mit denen (vomtesse
Hilma an dem jungen Menschen
hing.
Wo hatte nur der pommersche Land
junkcr" dieser seemännischen Kenntnisse
her?" .
Es war eine prachtvolle tfahrt über
das lebhaft bewegte Meer. Weither
rollten die gewaltigen, dunkelgrünen
'Wogen, die blitzend weiße Schaum
kämme krönten. Wolken flogen am
Himmel vorüber und gaben hier der
See eine ticfdunkle Färbung, während
sie an anderen Stellen unter den Son
ncnstrahlen funkelte und aufleuchtete,
(vs war ein fortwährend wechselndes
Spiel der entzückendsten Farben. Und
dann diese pfeilgeschwinde Fahrt durch
die Wellen ! Bald schwebte die Undinc"
auf der Höhe der Wogen, bald tauchte
sie tief hinab in den Abgrund; bald
neigte sie sich zur Seite, daß das Segel
das Wasser berührte, bald richtete sie
sich graziös empor, wie ein Schwan,
der ausdcr Ticse auftauchte, sodasz
die Wasserperlen über sein schneeiges
Gefieder hcrabrollcn.
Wenn eine Spritzwelle die Bootsin
fassen' mit einigen Tropfen neckisch bc-
grüßte, dann lachte Komtesse Hilma
lustig auf und nickte blitzenden Aages
ihrem Vetter Max am Steuer zu.
In der Spitze des Schisses faß fast
bewegungslos der alte Jansen. hielt
die Leine deö Segels in der nervigen
Faust und schmauchte sein Pfeifchen,
während seine klaren blaßgrauen Augen
mit einem eigenen schmunzelnden Be
hagen aus der feinen, biegsamen Gk
ftalt Hilma'S ruhten.
Und der Baron Manfred von
cuarrnvea? vauria,ng. es ivar
nicht die Furcht, welche ihm die Wan
gen bleichte und ein solch eigenthüm-
licheS (Gefühl in der Magengcgend her-
vorrief. Nein, er kannte keine Furcht
war er doch Rlttmclstcr der Land
wchrkavallerie und hatte als Lieutenant
bet den t'jarocoragoncrn gestanoen.
Aber dieses verwünschte Schaukeln und
Wicgcn war gar nicht auszuhaltcn.
Und tollcr und toller ging es durch
die aufgeregten Wcllcn und blasscr
wurden die Wangen des Frcihcrrn
Manfred von scharrnbeck.
Um Gottcswillcn, Baron, Sie lci-
den doch nicht an der Seekrankheit?"
Gnädige Komtfc ich bin in der
That ich glaube, diese Schaukelei
. . verzeihen Gnädigste
Wollen drehen, Jansen !" rief in
diesem Augenblick Max von Holten.
Aufpassen herum mit dem Segel!"
Das kleine Fahrzeug erzitterte unter
der Wucht des Segels und dem
Druck des Sturmes. Tan ward es
hoch emporgehoben, um sogleich wieder
in die Tiefe zu gleiten. In Baron
Manfred empörte sich Alles physisch
lind psychisch er hätte in diesem
Momente den jungen Mensche" am
Steuer niederschießen können doch
nein dazu war er zu schwach es
ward ihm dunkel vor die Augen, und
sein Haupt sank über den Bordrand.
Hollah, Herr Baron, was ist das?
Seekrank? Jansen, regiert das
Steuer bindet die Seqellcine fest
wir fahren jetzt mit dem Winde 's
hat keine Gefahr mehr."
Jansen nahm das Steuer, und Max
setzte sich neben Komtesse Hilma. die
von der Seite des Barons fortgerückt
war. Dieser lag wie geknickt auf dem
Bordrand.
Legen Sie sich vorn in's Boot,
Herr Baron." sagte Holten. In lic
gcndcr Stellung ist's nicht so schlimm."
Mühselig klcttcrte der Baron in den
Borderthcil des Fahrzeuges, wo er stöh-
ncnd niedersank.
Nach und nach ward die Fahrt ruhi-
ger. Man kam in die Nahe des Lan
des und erhielt durch das Vorgebirge
Deckung gegen den Wind und Wellen
schwall. Der Baron erholte sich etwas
wieder und versuchte den Kopf empor-
zuhcbcn.
Was war das Thatsache? Saß
der junge Mensch" da neben Komtesse
Hilma, die sich eng an ihn schmiegte
und hatte den Arm um ihre schlanke
Gestalt gelegt? Wahrhaftig sie flü
stcrten und kosten mit einander, und
setzt setzt küßte der iungc Mensch"
Komteffe Hilma auf den Mund !
Varon wart cy ycrum er
schreckt fuhren die Beiden auseinander
Wie geht's, Baron?" fragte Koni-
teste Hilma mit henchlerischcm Mitleid
Ist's besser? Wir sind jetzt in
ruhigeres Wastcr gekommen.
Noch zehn Minuten, und wir lan
den, Herr Baron," setzte der junge
Mcn ch" hinzu. '
Baro Manfred ließ nur ein unar
tiknlirtcs Brummen hören und legte
den schmcrzcnden Kopf auf Janscn's
Jacke, die in der Spitze des Bootes lag.
.tas war i eine nette Befchccrung
Aus Berlin war cr hier in dieses Nest
auf Rügen gekommen in der festen Ab-
ficht, um die Hand Komtesse Hilma's
anzuhalten und setzt kiiszte sie sich mit
ocm Better aus Pommern !
Nach kurzer Zeit knirschte der Kiel
des Bootes auf dem Kies des Strandes
Leichtfüßig sprang Komtesse Hilma an's
Ufer. Holten wollte dem Baron die
Hand bieten.
(5s war wohl kein Vergnügen, Herr
Baron?" meinte er lächelnd.
Mit einem wüthenden Blick wandte
er sich ab.
Wie können Sie nur diese Schun
seiet vertragen, gnädigste Komteffe?"
Ja, wenn man einen Seemann
zum Verlobten hat. Herr Baron, muß
man sich schon daran gewöhnen !"
Einen Seemann zum Verlob
ten? !"
Ach ja, Sie wußten es noch nicht
hier mein Bräutigam, Mar von Hol
ten ist Lieutenant zur See. . . . "
Lieuteunat zur See?"
Vor vierzehn Tagen aus Ostasien
zurückgekehrt. Herr Baron."
Das ist ja.. .. ah.. .. ich wußte in
der That nicht ich wünsche von Her-
zcn Glück will die Herrschaften
aber nicht weiter stören muß mich um
ziehen "
Herr Baron," bittend legte Hilma
die kleine Hand auf seinem Arm
nicht wahr. Sie thun mir heute Abend
einen Gefallen?"
Und welchen, Gnädigste?'
Sie spielen mit Mama eine Partie
Der Baron wollte auffahren, doch
Hilma fuhr bittend fort : Mama lang
weilt sich in unserer Gesellschaft so. . .'"
Und Sie tn der ihrigen," platzte der
Baron heraus, unterhalten sich lieber
zu zweien na, und ich soll die Eou
lissc'abgcben "
Herr Baron"
Na Pardon, Gnädigste ja, ich
spiele heute Abend mit der Gräfin
Piquct aber Wasserfahren nee,
einmal und nicht wieder "
Vorahnungen.
Von Paul Richte,.
Folgende Erinnerungen aus dem
SezesfionS - Kriege, die durch den letz
ten fpanisch-amcrikanischcn Kampf in
ihm geweckt ist, erzählt uns ein Ber
liner Blatt:
Das Schicksal hatte mich, ich war
Seemann meines Zeichens zu Anfang
der sechziger Jahre zur amerikanischen
Marine verschlagen. In New ?ork
gepreßt, war ich an Bord der Wa
bash", einer großen Fccgatte gekom
mcn, und bekleidete zur Zeit dieser Er
zählnng den Rang eines Unterofsizicrs
und Boolstcuercrs. Wir gehörten zum
Blockade-Geschivadcr vor New Orleans,
und schon längere Zeit lagen wir vor
diesem Hasen, fortwährend auf der
Hut. harrend der Dinge, die da kom
mcn sollten. Eines Abends kam ich
mit meinem Boot, es war schon dunkel,
an Bord. Das Admiralschiff hißt
Laternensignale", die von unserem
Schiff beantwortet werden. Da ertönt
die Bootsmannspfeifc : Die Boots
steilerer achteraus." Der erste Offizier
theilt uns sieben Mann mit, der Ad
iniral habe befohlen, drei unter dein
Fort liegende Schuncr. die mit Baum-
wolle ' beladen waren, herauszuholen,
und unser Schiff mit dem Auftrage
bedacht. Gefährlich war das (cschäft
Aber schon der Ehre Wegen War Jeder
von uns bereit, die Fahrt zu machen.
Wer will fahren?" fragte dcr Licute
nant. Natürlich wollte Jeder dcr Aus
crwählte sein. Gut," sagte dcr erste
Offizier, mir looscn." Ein? unserer
Mützen nahin die Loose auf. und Jeder
zog sein Gluck oder Unglück heraus.
Das Laos hatte mich getroffen
Vielleicht wurde ich von den Kameraden
beneidet. Dcr Ossizicr sagte : Na,
also wir Bcide. Deutschlands Sohne
sollen ein Blatt in den Lorbeerkranz des
Sternenbanners einfügen. Lassen Sie
Ihr Boot mannen, suchen Sie eine
tüchtige Mannschaft aus, und bewaff
ncn Sie die Leute wic üblich mit Re-
bolvcrn."
Ich erlaubte mir einzuwenden, ob ich
nicht vielleicht cm anderes Boot nehmen
könne, da das mcinige weiß nnd sehr
weit zu sehen sei, wurde aber abschlägig
befchieden. Nun, mir konnte es ja recht
sein; ich entfernte mich, um meine Vor-
kehrungcn zu treffen.
Das gab ein Drängen! Jeder wollte
mit, Jeder wollte von mir ausgewählt
sein. Es währte nicht lange, so war
mein Boot klar für die Expedition und
lag in den Fallreen, um den Lieutenant
aufzunehmen.
Ich ging in die Ofsiziersmessc, um
meine Meldung zu niachcn. Auf da
Hcrein" trat ich ein nnd fand meinen
Offizier mit umgeschnalltem Säbel in
einem Gc.bctbuchc lesend an. Die Mütze
in der Hand blieb ich an dcr Thür
stehen und wartete bis er geendet haben
Lwürde. Iekt legte er sein Buch fort,
nimmt meine Meldung entgegen und
ruft den Steward.
Eine Flasche Shcrry und zwei
Gläser." Der Junge bringt das Gc
wünschte, dcr Licutcnant gießt die Glä
ser voll.
Auf gutes Gelingen!" Er stößt mit
mir an, sein Glas zerspringt.
Ich werde niemals den Ausdruck in
seinem Gesicht vergessen: nicht etwa
Furcht oder Schrecken prägte sich darin
aus, nein, es war eine Resignation
darin zu sehen, welche deutlich sagte,
ich weiß, was nur bevorsteht und habe
mich darin gefunden, mein Hans ist be
stellt. Steward, ein anderes GlaS." Dcr
Junge bringt es, es ist gefüllt, und jetzt
erklingen die Gläser hell, ohne in Scher
den zu gehen. Ich wallte gehen; mich
hatte dcr I leine Zwischcnfall ergriffen.
Da faßt der Mann meine Hand und
sagt tics ernst: BovtSstcnrcr, ich habe
heute Nacht im Traume meine selige
Mutter gesehen, sie hat mick ,'o traurig
angesehen, ich bin überzeugt, mir pas
sirt ein Unglück auf dieser Fahrt, lassen
Sie mich aber nicht liegen, bringen Sie
mich an Bord."
VeracbcnS versuchte ick durch alle
inöalichen E.inivendiinacn den Lieute-
ant zu überzeugen, daß der Zufall ge-
spielt, das (IaS schon gesprungen grnc
sei, sei. Es nützte Alles nichts, er blieb
dabei.
,Was ich iveik. ivei ich eben, aber
lassen Sie mich nicht auf dem Platze.
;zch ging ,n mein Boot, dcr Ossizicr
meldete sich von Bord, die Beglück
wüuschungcn gingen spurlos an ihm
vorüber, und ich muß gestehen, an mir
auch.
Setzt ab, laß fallen Ricms, rüder
an überall," waren die Kommandos,
von mir rein mechanisch aearben. und
dahin flogen wir, dem Ruhm, der Oie
fahr, vielleicht ocm Verderbe entgcgcn.
ie Auoer waren bcwickelt, damit
ihr Gcräufch in der stillen Nacht nicht
gehört werde. Schweigend waren wir
schon eine gute Strecke gefahren, da
sagte der Lieutenant: Lassen Sie nicht
so scharf rudern, um I Mir kommt dcr
Mond auf. und zu unserem Geschäft
müssen wir Licht haben."
Herr Lieutenant," meinte ich. wir
brauchen den Mond nicht, ich sindc den
Weg auch im Dunkcln, und so dunkel
ist die Nacht heute gar nicht."
Er blieb aber dabei, und wohl oder
übel, ick, mußte lange ohne z rudern
auf dem Wasser liegen.
So waren wir bald rudernd, bald
stilllicaclid. endlich bis in die Nähe dcr
drei Fahrzeuge gekommen, ohne daß
uns der Mond mit seinem milden Licht
unsern Weg beleuchtet hatte.
Da lagen die begehrten Prisen in
friedlicher Ruhe, sie Waren ja unter
dem Schutz der Fenerschliinde dcö
FvrtS. Dcr Schritt des VolteiiS war
in dcr todtstillcn Nacht deutlich zu ho
ren, Vorsichtig, ganz lcifc, lcgc ich an
der Seite des ersten Schuncrs an, durch
dessen Rumpf das Boot vor ctwaigcn
Spayervticken geschützt tst. Der erste
Ossizicr, ich und dic beiden für diesen
Zweck mitgenommenen Leute bcsteiac,,
nun geräuschlos das Deck. Der Offizier
mit einem Mann, die schußfert,gcn Re
volver in dcr Hand, gehen zur Kajüte,
während ich der Mannschaft meinen
Besuch mache.
Lautlos vollzieht sich Alles. Die
Leute sind geknebelt, ebenso der Kapi
tän. Das Knacken des RevvlverhahnS
ist eine beredte Sprache Wir lassen
dic Antcrkctte geräuschlos in das Was
scr gleiten und durch den Strom gc
trieben, schwimmt das Fahrzcug dcr
Scc zu.
Wieder besteigen wir unser Boot, um
daö zlveitc Fahrzeug loszumachen, der
selbe Vorgang vollzieht sich zum zweiten
Mal und wieder ist unser Thun von
bestem Erfolg gekrönt. Auch das
zweite Schiff treibt nach Scc zu.
Nun noch ein Mal, und alle Träume
des Lieutenants werden zn Schanden.
Der Mond verräth uns nicht. Alles
geht seinen Gang. Alles ist in Ord-
nuiig,? auch das dritte Fahrzcug ist
schon von seinem Anker frei ' und
schwimmt, dem Strom folgend, davon.
Dcr erste Offizier sikt'vnr mir im
Boot, ich lasse anrudern, um aus dcr
gefährlichen Nähe des Forts zu kom
mcn. Da tritt dcr Mond hell und lli
aus den Wolken hervor und beleuchtet
uns und dic verschwindenden Fahr-zcuae.
Ein Schuß kracht, der Posten hat uns
gesehen. Ei Kanonenschuß folgt, des
sen nnhcildrohende Ladung über uns
hinfliegt, ohne Schaden anzurichten.
Ich fencrc die Leute an; mit Aufwcn
düng alter Kräfte rudcrn sie, das Boot
stiegt sormtich davon.
Da sagt der Offizier: Bootöstcurcr,
legen Sie das Boot nochmal langseit
dcn letzten Schuner, ich habe vergessen,
Die noiingcn zruröbesel, e zu acben."
Herr Licutcnant," erlaubte ich mir
zu sagen, dcr weiß ,a, wie er zu steuern
hat, er bleibt doch bei dcn anderen bei
den Fahrzeugen."
Aber vergeblich sind meine Vorstcl
lungcn, ich muß noch einmal zurück.
In die Nähe des Fahrzeuges gekommen,
steht cr auf, ruft dcin Stcucmdcn seine
Weisungen zu, da kracht wieder cin
Schuß und ohne noch ein Wort zu sa
gen, in die Stirn getroffen, fällt er
hintcnlibcr.
Ich sing dcn todtcn Offizicr in inci
neu Armen auf, und ohne jedes Koni
inaiido ruderten dic Leute inifÄufbicten
ihrer ganzen Kräfte, um ans dcr Schuß
weite zu komincn.
Mein Wort hattr ich eingelöst, ich
brachte den von Allen geliebten und ge
achteten Mann an Bord. Der Gefallene
hatte recht behalten, die Mutter hatte
ihren Sohn zu sich genommen.
Kin artofftldcnknial.
Es weiß heute jedes größere Schul
kind, daß dic Kartoffcl crst vor reichlich
drcihundcrt Jahren aus Aincrika nach
Europa kam; weniger bekannt aber ist,
hill! dii'fi" 11 imhimit un.uis,..f : or
" "uwuuujuiiyni
I Nahrungsmittel gewordene Frucht cin
Tfiilnml auf deutschem Boocu besitzt.
Dasselbe steht im Oberharze, aus dem
sogenannten BranMiai" zwischen
Braunlage und Tanne am Wege. Erst
vor Kurzem ist eS von: Walde, der es
eng umschlossen Halle, freigelegt ioorden.
Auf einem zweistufigen Unterbau ruht
ein zwei Meter ho der Granitblock, dcr
auf einer eisernen Tafel die nachstehende
Inschrift trägt: Hier wurden im Jahre
1 71 H die ersten Versuche mit dem Anbau
der Kartoffel gemacht." Die wirth
fchastliche Bedeutung der Kartoffel für
den Oberharz hatte man schon früh er
kaiint, da letzterer keinen Getreidebau
gestattet. Hin die Mitte des 17. Jahr
hunderts kam dir genannte Knollen
snicht von Holland aus nach Hannover.
Es bedürfte aber einer lange Zeit,
den Nutzen dieser Frucht und ihre An
W'iidung bekannt werden zu lassen.
Anfangs wurde sie nur sehr wenig in
Garten angebaut und als Delikateste
betrachtet, die wenig zur Sättigung
beizutragen vermöge. Mau gab zwar
den Abfall dem Vieh und sah, mit wel
cher Gier es ihn fraß, versuchte aber
nicht, die Kartoffel als allgemeines
Nahrungsmittel für Menschen anzu
pflanzen. Die königliche Landwirth
schastsgesellschaft in Eelle ließ eS aber
ihre vornehmste Sorge sein, den da
mnls noch immer seltenen Kartoffelbau,
der nur im Oberharz Anhänger fand,
im freien Felde zu befördern. In der
Beantwortung der ersten Preisfrage der
Gesellschaft wurden die Erdtn'ffeln"
znr Vermehrung der Futtervvrräthe
empföhle, welche sowohl für Men
scheu, als Hornvieh und Schweine, ja
gar auch für das Federvieh ein vor
treffliche Futter geben. Außerdem
kann das Kraut im September ohiie
Schaden abgeschnitten und verfüttert
werden, wonach die Kühe vortrefflich
melken. Die Erdtnffel find ein sehr
ergiebiges Gewächs, daß, wenn selbige
in großer Menge von dem Landniaiine
gepflanzt würden, selbiger sich dadurch
große Vortheile verschaffen könnte."
Dic erste silberne Medaille, welche die
Gesellschaft für den .Kartoffelbau ver
leihen konnte, erhielt der Bürgermeister
Dcikc i Eelle im Jahre 1772. In
und nach dcn 'Thcucrungöjahren 1771
bis 177it i'nhm man seitens dcr Land
Wirthe mehr auf Anbau der Kartoffcl
Bedacht, zumal in dieser Zeit auch die
Entdeckung gemacht worden war, daß
man aus Kartoffeln auch Branntwein
und Stärke gewinnen könne.
ikin achter Lvittelöbacher.
Das I. E. W." erzählt einige Ge
schickten vom Vater der Kaiserin (fli?n
bcth. Bekanntlich liebte cs Herzog
Maximilian, der cm ausgezeichneter
Zithcrfpieler war, in einem unschein
baren Anzüge bald in dicscin, bald in
icnci Gasthause eiinnfefirrn und dnrt
dic Gäste durch Vorträge aus der Zi-
tycr, seiner steten treuen Begleiterin, zu
unterhalten.
In dcn fünfziger Jahren nun befand
sich Herzog Maximilian einmal in
Augsburg und kam eines schönen Tages
in einem grauen, schlichten Anzüge iit's
sogenannte BcttclhäuSl am Schwib
bogcnthor. Sciner Gewohnheit getreu,
zog er auch bald seine Zither hervor und
begann, von Niemanden erkannt, zu
spielen. Einige in dem genannten
Gasthause anwesende Flößer waren
durch das Spiel so erfreut, daß sie zu
dem Zitherspieler gingen und ihn auf
forderten, gegen eine Vergütung einen
..Landler" aufzuspielen. Bereitwilligst
erklärte sich dieser hierzu bereit. Bald
herrschte unter der Gesellschaft die größte
Heiterkeit; cin Landlcr, cin Schnada
hüpfel folgte dem andcre, dic Groschen.
Sechser, Zwanziger u. f. m. gingen
reichlich ein aber der Zithcrfpieler in
dcr unscheinbaren Kleidung ließ sich ein
i gar keinem Verhältniß zu den Mit
teln eines gewöhnlichen Mannes aus
dem Volke stehendes Mittaasmahl vor
setzen. Dies machte dic Kellnerin stutzig, und
es stieg in ihr der Verdacht äiif, der
zweifelhaft gekleidete Gast könnte am
Ende, ohne das theure Mahl bezahlt zu
haben, aus der Wirthschaft vcrduf
ten. Auch dic Wirthin, der sie ihre
Vcrmuthung rnitthciltc, hielt Vorsicht
für gcbotcn.
Als die Unterhaltung im besten
Gange war, trat ei Eorporal vom 4.
Ehcbcauxlegcr-Regiment in daö Zim
incr. Dieser, deii hohen Gast crkcn
nend, machtc stramm feine vorgcfchrie
bcnc Ehrenbezeigung, den Herzog in
große Verlegenheit bringend, dcr so
scin scherzhaftes Jncognito gelüftet sah.
Er warf nun zur großen Befriedigung
und zur Beruhigung dcr Kcllncrin ei
nen Kroncnlhalcr ans den Tisch und
verließ eiligst das Gasthaus. Die Gäste
adcr blieben sitzen und schauten ein
ander sehr verwundert a.
Einst reiste dcr Herzog zu feiner Toch
ter nach Wien. In dem Abthcil, das
cr benutzte, befand sich auch ein beriinr
ragender Frankfurter Bankier. Dieser,
uer saue nc:,egesa!,'r!en nicht kannte,
bekann cin Gespräch mit dem Herzoges
in dessen Verlauf er mit e!niaem (?fii,e
erzählte, erweise nach Wien zu feiner
rochier, oie dort an einen der ersten
Bankiers vcrheirathet fei. So?"
meinte Herzog Max im harmlosesten
Tone, das trifft sich ja ganz mcrkrnür
dig. Ich habe auch eine Tochter in
Wien, dic rccht gut vcrheirathet ist."
Wer ist denn der Mann Ihrer Toch
ter, wenn ich fragen darf' fragte W
Frankfurter Bankier etwas herablassend
und wieder im harmlosesten Tone
entgegnete Herioo. Mar: ?r ff,iif,-r
von Oesterreich!"'