Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 10, 1898, Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    I
IWt'ux ilcbcnbitWvT.
'alul oeit l'näljlmizrn (fUKo kNgi: br.! '
uci, m:!gcihi't Dun . Jüitf.hc".
Wir befanden uns auf einem Feld
zuge im Sudan. Un'cr TeUii1)cnn:;t
twtte einen hodft nnitreneifitDat MarfaV
tja, hinter sich, einen ljochü unbefrie
digenden dazu, da wir eigentlich nicht
tuuszten, wohin wir uuufdiircit Sollten.
Der Feind, dem wir so brennend zu be
gegitcn wünschten, lief; sich durchaus
i-.icht vor un fetten ; unser Vorposten,
unsere Spalier wurden durch falsche
Auslnnst in die Irre geführt und brach
ten uns die konfusesten Weidn ngen:
leiner unserer Führer war Über die
Stellungen des schlauen Feindes unter
richtet. Zum Tode erschöpft, machten
wir in der Nähe einer Cii'c Halt und
schlugen aus dem weichen Wusteufande
ein Primitives Lager auf. Endlich kam
auch ich dazu, mich in meinem elte
anspistrecken. Allein so ermüdet ich
auch war. so floh doch der Schlaf meine
'.Innen; den eine große, verzehrende
Leidenschaft, ja eine Doppelleidenschaft
erfüllte mich. Ich hatte in meinem
Vaterlande ein Mädchen zurückgelassen,
oaä ich mit aller Glutli meiner Seele
liebte, und ich war mir mir zu klar
Darüber, daß es meine Liebe nicht er
widerte, des', es einen meiner Kameraden
mir vorzog. War es mir sehr zu ver
argen, wenn ich diesen meinen beginn
ftint Rebenbuhler haßte mit aller
Glntb meiner Seele, und
mehr d-3 es nielit der einzige Anlas
war. bei dein er mir hindernd in den
Lebensweg trat? Jack Forrester und ich
waren Na'chbarskiuder und Schutgcnof
sen gewesen, und überall, auf dem Spiel
platz und auf der Schulbank, bei den Leh
rern und bei den Mitschülern, hatte er
mich ausgestochert, er mit seiner liebens
würdigen, heiteren biemüthsaulage, sei
neu, hübschen, offenen Besicht und feiner
das Mittelmaß überschreitenden Bc
qabung, mich, der in dem allen weit
hinter 'ihm zurückstand'. Mein Mißge
schick hatte es gewollt, daß er wie ich die
militärische Karriere ergriff und in
dasselbe Regiment eintrat wie ich, wo
daö für mich so unerquickliche Verhält
niß unserer Kinder- und Knabenjahre
sich getreulich weiter fortspaun ich in
allem und jede, hinter ihm im Räch
theil, er von allen Vorgesetzten, von
allen Kameraden mir vorgezogen. Wie
viel Gelegenheit hatte ich bei dem
heutigen beschwerlichen Marsche wieder
gehabt, das zu beobachten, zu sehen, wie
beliebt er auch bei unseren Mannschaf
ten war, wie ein anfeuerndes Wort von
! ... r:. .......... hrtMvi,it nri-ilf! l-i 1
lijiii ie um neun v""1"1"1' " i "" '
Ja, er war mein bo,es Wcrna, uuo
i YL
,'y
Zahrgng !!).
Bcilagc zum Ncdraska staats-Slttzcigcr.
No. 2.'..
reichten iggar unsere Walle, aber nur.
um auf unseren Bajonetten aufgespießt
zu werden. Taun gab die Horde nach
und erznn die gluckt, ctcriuui);
Menschen konnten einen so schrecklichen,
nachdrücklichen Feuer gegenüber nicht
Stand halten.
Run war die 'Reihe an uns. Ver
folgt sie!" kam das Kommando, und
mit büßenden Sckvertern und flirren
Den Svoren featen wir wie ein Wirbel-
wind hinter den fliehenden Muselmän
nern her und streckten sie 1,'ÜS und
rechts zu Boden,
Vor mir erblickte ich eine Gruppe be
riltener Araber, die auf ihren flink::,
kleinen Rossen formlich dahinflogen.
Nur ein besonders großer, imposant
aussehender Mann unter ihnen, offen -h:-.r
ein tmir. konnte nicht ganz so
das umso-1 fhMitiij enteilen: denn er trug auf
'1,I..i, ,-, . . v. ll ...
einem ,viaggemtoa oas gnme in.
des Propheten, dessen Gewicht fein Roß
ausbauen mochte, so daß er ein wenig
hinter den Anderen zurückblieb.
Ta schoß mir der Gedanke durch die
Seele, daß sich mir doch hier endlich eine
Gelegenheit bot, mich auszuzeichnen und
meinen Nebenbuhler Jack Forrester in
den Schallen zu stellen. Wo befand sich
Jack Ich hatte in der schnellen Folge
..... '...,:;'. i.;.4t rO,if .n'li.iTit in ick
UCl VlCll(Ul!l rnuii ov" ! .......
lnn.si iltni iinnuieben. Aber gleichviel!
Ich war Allen voraus, und in der Nahe
konnte er nicht sein, tun mir auch hier
wieder sie Palme streitig zu machen.
Ich warf einen flüchtigen, Blick zurück.
Acker, o Himmel! da war er mir ja auf
den Fersen, keine fünfzig Meter von
mir entfernt und wahrscheinlich von
demselben Porsatz beseelt wie ick. Na
türlich'. Gab es irgend etwas, worin er
mich nicht auszustechen versucht hatte'
Aber diesmal sollte er kein Glück damit
haben!
Mit einem entsetzlichen Fluche trieb
ich meinem Thiere die Sporen in die
Seiten und trieb es zu einer (.nie an,
die fast über seine Kräfte ging, Ter
Ar.iherhäuiitliiici sah ein, daß ein Ent-
Ja, cr war mein oo,es wqiuiu, "u Arabcrbaupmng iai) ein, oa,, ein ein
fühlte mich vollberechtigt, ihn glühend f0nimc unmöglich war. hielt fein Roß
. f itstAtih hif? v v.l. z: x. Ä,.x.l....'.ts m
in 'anen. o cnuicuo, vu,
U mir im verschwiegenen Herzen
klarmachte, die Welt habe nicht
IIUIIIUIUJU, Ull. 1"" ' I IIIUI! lUUC IKif ll'U i'H
...... um Vnrf Ctnvr,iffir linftt.j. :.:...... su..,.,.v i..i,i I,4i ,ilir nii
.HUUlll um O"11 Uv'l IUIUI t lllclll -t'Ullllli, iiwu iui uviv "
mich gleichzeitig zu beherbergen. iHmx öcm abel ausholte, um dem Mann
cm v . ' Vrt , - . . . . ii. -1 su.f.
nfier her Andere voii UNS müsse noth
wendigerweise seine Gebeine in Egvpten
lassen.' und zwar müsse, wenn mein ge-
.....I i.s ?, fiiurtiin
x IUUl;IllV9 uu; lliu;i uiiur V"1)'"
verfolgte, er das sein, nicht aber ich.
Wer mochte wissen, ob Laura Fenton
nicht schließlich doch meine Laura
wurde, wenn sie nicht mehr diesen un
verschämt glücklichen Burschen mit mir
vergleichen' konnte! Hatte sie sich mir
doch so entschieden gütig zugeneigt, ehe
er mir wieder, wie stets, in die Quere
kam !
Als ich zu diesem großen Entschluß
gekommen war, verfiel ich in einen
schweren, tiesen Schlaf.
Irgend etwas störte mich. Unge
duldig erhob ich mich, kroch nach dem
tZinqäng des Zeltes und spähte hinaus.
Tas Schauspiel, das sich meinen Augen
bot. war äußerst feierlich und groß
artig. Rund um mich erblickte ick das
schlafende Lager, und zu allen Seiten
dehnte sich die unbegrenzte Wüste aus.
Im Osten aber verrieth ein seltsames
Aufglühen die Stelle, wo der feurige
Son'nenball sich bereit hielt, am Fir
mament heraufzuziehen. Tie Luft war
erfrischend kühl, und die Stille war so
vollkommen, daß kein Athemzug sie
störte.
Urplötzlich ließ sich auf der rechten
Seite in der heiligen Morgenstille ein
Flintenschuß hören. Ein zweiter er
schallte diesmal schon näher. Und
dann schmetterte Hörnerklang durch das
Lager. Tie Borposten stürzten in sie
ber'hafter Eile herbei. Ter Feind
stürmte heran! Unsere Leute taumelten
v?n ihren Lagerstätten empor, zerzaust
.'.nd verwirrt, die Augen schwer vom
) Schlaf, aber ganz bereit, ihre Pflicht
Vthim. Tie Mannschaft hatte kaum
Zeit. ihre Waffen zu ergreifen und an
die Wälle zu stürzen, als wir auch schon
von drei Seiten Staubwolken auf uns
zukommen sahen, aus deren mittelster
die ersten Strahlen der aufgehenden
!?nnne tunken m svrüken schienen. Es
war ein Moment, der die Nerven er-
Wül Clll J-fllMIlA Ulf VVi. v iv. jiv . vui v jiuH.i tv v ! ! ' '
griff. Mitten im Lager, mit einem den Sinn der Worte auffing: Vergeben
iof;,-(if hnä 5n fest und entschlossen war ii mir! :ch that es. lim Sie vom
TJK tWJ f V- v v w , Viv ' ' '
. sw ..ri..:i ,,iA U. . ... .ii..t
nne zu vjtarmor üftiuna, ijun uhi .ooe 3U rt-utn;
...tf.-.'.ir . . . 14 tfrt (Ts t:HiA
graubärtiger Kommandant, ich neben
meinem Werde in einer nai e. vmi
IlllllltlU lli vvw;v. ..... gtml UUUv : '
jeder Sekunde kam jene dreiteilige hindurch, wenn er auch einige Zeit am
. V XU nx kii ...v. v.a -.U ft,.i M?fi4lt tt-ittni
lauDiuoite nai)cr unu iiuyci- uuu jtanoc uev ivtuue iuuu.
ib vfWf Qrimmanuwort : yn&ftfin iür m die i?cbcn5acfal)t bc-
jVJ iiyilVM VMV l'VWM , " ' t
..Feuer!" seitigt war, wurde ich von der Ruhr
Kaum war das Wort gefallen, da ergriffen, die mich dienstunfähig machte,
sprühte ein lebendiger Flamnicnqürtcl und so wurden wir beide zusammen al
' ' ' r ... CAf,11lS 5lirilfrtlfm(TI.
rund UM das ager aus, uno oann
Musketeuschiisse.
usieieuia)ne .,,,,"" - 1 :
q,ü (n;im mniht rtiirmtVii die sternenklaren Abend zusammen aus. .ea
.... ... 7" ..... ... ..;;.;..
tapseren -ohne Arabiens gegen o,e,e nar.cn, mga o i"1"""
. ' tV.: 1 x 4 vrt il
feurigen Hagelschauer an. Einige er-
.in und wendete sich auf dem Sattel um,
mir zu begegnen. Im folgenden Mo
ment hatte ich ihn erreicht uuo griff
den Turnus in machen, that mein Roß
einen Sprung zur Seite und schleuderte
mir durch die' Heftigkeit der Bewegung
den Säbel aus der Hand.
Mein wilder Gegner machte sich die
Gelegenheit zu Nutze und schwang nun
sein Schwert mit einem wüthenden Auf
schrei. Ich hielt noch verzweifelt den
Flaggenstock fest und fühlte nach meinem
Revolver. Ich hatte aber nicht mehr
die Zeit, ihn zu benutzen. Indem ich
das blitzende Schwert in feinern sehnigen
Arme auf mich herniedersauseu sah,
hörte und fühlte, wurde ich plötzlich wie
von einem Blitze auf die Seite gcscho
bcn. Ein anderer Reiter hatte sich zivi
scheu mich und den Emir gedrängt.
Ter Stoß hatte mich vom Pferde gc
stürzt, und eine Zeit lang lag ich betäubt
am Boden.
Als ich mich, noch ganz schwindlig
und benommen, aufrichten konnte, wa
ren die fliehenden Araber vor mir nur
noch undeutliche Flecken am Horizont.
Unsere Leute hatten sich zu ihrer Vcr
folgung hierhin und dorthin zerstreut.
Ein paar Schritte von mir, riesig und
imposant noch im Tode, lag der Körper
des Sheiks. Unmittelbar zu meinen
Füßen aber, geisterhaft bleich, lag Jack
Forrester, und sein Blut rieselte aus
einer schrecklichen Kopfwunde zu Boden.
Und es war wunderbar: indem ich
da noch halb betäubt ihn anstarrte, war
mir's auf einmal, als zerriß ein Nebel
vor meinen .Augen. Das war der
Mann, von dem ich mich all mein Leb
tag benachtheiligt geglaubt, den ich ge
ns verflucht, den ick dem Tode in
dem ungastlichen Egypten geweiht hatte,
und er war s. der ,cin oen sur
mich riskirt hatte! Ich erblickte es so
klar wie die Sonne droben am Himmel.
Zitternd vor Besorgniß. kniete ich an
seiner Seite und versuchte, ihn in's
Leben zurückzurufen, indem ich ihm
Branntwein einflößte.
Einige Sekunden darauf öffnete cr
die Aiigcn, und als er mich erkannte,
so schwach, da,; ich kaum
TV. 5imn,el sei Tank, cr starb nicht!
Seine kräftige Konstitution half ihm
UUU t)V U'itv
ntinliden nach naland zurückgeschickt.
IUIIU 1UU UU3 illll ""l xi""" r , ' " v
folgte das schwere, beständige Rollen der Wir hatten uns jetzt eng an einander
nv, . . r.' ,:r.4,i nii mir un pmrm immifii.
141UIU!IU. iiii v... ........ ...........
Wir haben doch recht viel Ursache,
dem lieben Ko:t dankbar zn sein, Franz,
daß wir beide noch lebendig und halb
wezS gesund unsere Heimatl, und un
fere Lieben wiedersehen dnr'en, wah
rend so viele brave und gute Menschen
drüben ihr; letzt; Ruhestätte genügen
haben."
Ich stimmte imu bei, und wir rauch
ten schweigend eine Cigarre und dachten
an manchen alten Freund und lieben
Kameraden, der in der Wüste begraben
lag.
Jack." sagte ich nach einer Weile,
kannst Tu Tir vorstellen, Saß es ei::e
Zeit gab, wo ich fett entschlossen war.
das, r.ur Einer von uns gnpien ie
bendig verlasse sollte, und dan ich der
Eine wäre ? Ich komme mir auch jetzt
wie Tein Mörder vor, tvetn: ick d.'rai:
denke."
Forrester lachte. Ich wußte ja int
mer, daß Tu mich nicht leiden konntest,'
sagte er, und ich konnte es nie begrei-
fen. Ich hatte Tich immer sehr gern,
und das pflegt doch sonst gegenseitig zr
sein."
Ich glaube, es fing aus dem Kricket
felde an," sagte ich nachdenklich, wo
Tu nur den Rang abliefst."
odl erinnere innf. entgegnen er
lachend, da hatte ich aber auch uuver
niiiiftiges Glück: das hatte einen Heili
gen aufbringen können. Nun. laß uns
daran nicht weiter denken! TaS Land
Pharaos hat ja zum Glück die Mißver
ständuisse zwischen uns aufgeklart."
Er hatte gut reden. Für mich aber
gab es noch eine Frage' von der mein
Lebensgliick abhing, und die noch immer
nicht aufgeklart war. Ich war ja frei
lich so gut wie sicher darüber und cnt
schlösse:!, es als eine gerechte Strafe
hinzunehmen. Tennoch aber standen
wir ja jetzt auf so freundschaftliche:!',
Fuße, daß ich mir wohl eine direkte
Frage erlauben durste, lind so wagte
ich sie denn.
Jack." begann ich kurz und bündig,
sage mir nur noch eins : Bist Tu mit
Laura Fento verlobt?"
Jack starrte mich an, erröthete und
brach in ein herzliches Gelächter aus.
Pfeifst Tu auf dem Locke? Tu
dachtest also, ich beabsichtigte, Tich da
auch so auszustechen wie bei der Ban-ner-Affaire
Darüber kannst Du ruhig
sein, mein Junge! Nicht mit Laura
Fenton bin ich verlobt, sondern mit
ihrer Schwester Edith. Aber mit mei
ncr zukünftigen Schwägerin stehe ich
auf sehr freundschaftlichem Fuße, und,
ganz im Vertrauen, ich glaube, daß die
schöne Laura gar nichts dagegen einzu-
wenden hätte, wenn Du. mein alter
Junge, um ihre Hand anhieltest. Be
eile Dich nur ein wenig, dann können
wir Verlobung und Hochzeit zusammen
feiern !"
Ich drückte ihm schweigend die Hand.
Sprechen konnte ich nicht. Was für
ein elender, blinder eifersüchtiger Idiot
war ich , lso gewesen und wie nahe
daran, me,.' . Lebensglück mit eigener
Hand zu zerstören, indem ich einem un
schuldig Verdächtigten irgendwie eine
Falle legte, daß er sein junges Leben
in der Wüste lassen mußte ! Wie leicht
hätte sich das im Kriege machen lassen,
noch dazu in dem irregulären im Sn
dan ! Und hätte ich danach jemals wie
der wirklich froh werden können?
Nun, ich war glücklicher, als ich es
verdiente. Jacks ' Vorschlag auf der
Ucberfahrt wurde ausgeführt bis auf
den Punkt über'rn i. Wir verlobten
uns gleich nach unseren Heimkehr mit
den beiden holden Schwestern Fenton
und feierten ein paar Monate darauf
die fröhlichste Doppelhochzeit, die man
sich denken kann. Bis auf diesen Tag
aber habe ich keinen liebten, vertraute
ren Freund in der Welt als meinen
ehemaligen Feind und Nebenbuhler
Jack Forrester.
Die Entlobung.
Humoristisch: 5kizze von ,Zraz Kur; Pby
heim.
Onkel. Ciikel!"
Onkel Theodor drehte sich gemüthlich
in seinem Seffel um und betrachtete
mit unverhohlenem Interesse das junge
Mädchen, das da in sein Arbeitszimmer
hineingestürmt und schluchzend auf einen
Stuhl gesunken war.
Nun, Gnstchen, was hast Tu denn,
daß Dir die hellen Thränen über die
Backen rinnen."
Jetzt warf sie sich an seinen HalS.
Ach, liebster bester Onkel, ich bin so
unglücklich."
.'.Schon wieder einmal." meinte er
gleichmüthig. Du," und dabei stieß
er sie sanft von sich ab, ,.T weinst mir
mein ganzes Porhemd feucht und ich
habe es mir erst heute Morgen frisch an
gezogen." Wie Tu jetzt an Tein Vorhemd
denken kannst, wo mein ganzes Lebens
glück auf dem Spiel steht "
Und wieder b;de.kie sie ihre Augen
mit dein Taschentuch, den: ein seiner
Tu't von Äileflenrs ei't'kv,.
Nun. dann könntest Tu mir wohl
endlich sagen. waTu eigentlich Hast."
Hier. hier, lies einmal den Brief."
Tabei reichte sie ihm ein halbzertnit
tertes Schreibet:, das er rnbig in Em
pfang nahm.
Tu gestaltest doch, theuerste aller
Nichten, daß ich mir meine ausgegan
gene Pfeife wieder anzünde."
?a sich keine Gegenrede, sondern ::i:r
ein erneutes Schluchzen vernehmen ließ,
hielt er feine;: Antrag für .ingenommen.
fetzte 'ich wieder beguen: h: feilte:: Ses
sel, entzündete den Tabak und nachdem
er einig; kräftig; Rauchwolken vor sich
hingeblafen und die Brille zurechtgesetzt,
entfaltete er das Papier.
Also," begann er wieder. Per
ehrtes Fräulein!"
Nicht wahr, ist das nicht schrecklich '"
warf sie ein. jeut bin ich aus einmal
::nr noch ein verehrtes Fraulein."
Nun laß mich doch einmal erst ans
lesen." Wieder senile er d;:: Blick ans das
ominöse Schreiben.
Ihr Benehmen, ms Sie in letzter
,-ClC, 5lC
verstehst Tu auch
,"
Und wieder mußte ihr Taschentuch den
aufs Neue hervorbrechenden Thränen
ström aufhallen.
Ihr Benehmen, das Sie in letzter
Zeit gegen mich herauskehrten, die maß
lose Koketterie, die Sie gestern Abend
aus dem Feste der Fideiias" entfalte
ten, veranlaßt mich, so leid es mir thut.
Ihnen Ihr Wort zurückzugeben. Mögen
Sie mit ein;. Anderen so glucklich wer
den, wie ich Sie cru gemacht hatte.
Ich werd; mir gestalten, in Kürze den
Umtausch unserer Ringe . zu voll
ziehen. Ergebenst
Kurt Hansen."
Gespannt blickte sie nun aus ihn. was
er wohl zu diesem unerhörten Briefe
sagen würde. Aber Onkel Theodor
ließ zunächst nur ein vielsagendes Hm,
hm, hören.
Und weiter zveißt Tu nichts?"
Tu. Kleine, sag' mal, hast Tu
wirklich gestern Abend kokcttirt?"
Sie crröthcte ein wenig.
Ach, da war so ein hübscher Offizier
und dann der junge Assessor. Und
man geht doch nickt zu einem Feste, um
da still zu sitzen. Man will doch auch
gesehen sein. Und dann ist ja das
Eourschneiden der jungen Herren so
auiuiani. io
Kurzum, Tu hast also koketlirt.
War Tein Benehmen in letzter Zeit
nicht so. hm, nicht so, wie es sein sollte
gegen einen Bräutigam?" setzte er sein
Examen fort.
s ist er selbst -aiuld. iiMr
hatten eine Landpartie verabredet und
da, im letzten Augenblicke, denke nur,
im letzten Augenblicke sagte er ab und
entschuldigte sich damit, daß er zu viel
Arbeit hätte. Also die Arbeit, die geht
ihm vor. Ich muß zurückstehen.
Nil' weine nur nicht gleich wieder.
Tas ist allerdings sehr unrecht von dem
jungen Manne, daß ihm die Arbeit die
Hauptsache ist. Erst das Vergnügen,
und dann die Arbeit!"
Sie sah überrascht zu ihm auf.
Du. Onkel. Tu spottest wohl?" '
Ader der blieb gleichmüthig und
schaute furchtbar unschuldig drein.
I wo, wo denkst Du hin?"
. Und dann wieder den Brief hetrach
tend. fuhr cr fort:
Ja, was nun?"
Ja, was nun? Wenn ich das
wüßte, brauchte ich gar nicht zu Tir
hinzukommen."
Er ließ ein belustigtes Lachen hören.
Danke. Das Einfachste ist. Tu
wirst, wie er auch schreibt, mit einem
Anderen so glücklich, wie er Tich gern
gemacht hatte.
Sage jekt spottest Tu aber wirk
lich." Unsinn, ich bin nie so ernst gewesen
wie jetzt. Und wenn er kommt, giebst
Du ihm einsach Alles wieder, Ihr
macht eine Verbeugung und fertig ist
die Kiste. Pah. so 'nc Entlobung ist
sehr leicht. Tie kommt in den feinsten
Familien vor."
' Aber"
Wieder begann das Schluchzen.
Nun, was ist das für ein Aber" ?"
Aber ich kann ja gar nickt von ihm
lassen!" .
Er sah wirklich erstaunt aus.
Ja, weshalb sagst Tu denn das
nicht sofort?"
Sie sprang zu ihm hin und tätschelte
mit ihren weichen Händchen seine Wau-
gen.
Ihm schien das gar nicht so unanqc-
nehm zu sein. Trotzdem entgcgnete cr:
Nee. Kleine, in Liebes- und Her-zens-Sachen
mische ich mich gar nicht."
Ach, Du bist abscheulich. Tu weißt
doch, daß ich ihn so gern habe, so "
Ja, dann gehe doch einfach zu ihm
hin und sage ihm das. Du sagst ihm.
Du wolltest das Koteitiren lagen, Du
wurdest Dein garstiges Benehmen än
dern "
Ich? Ein garstiges Benehmen? Ich
hab' doch Nichts gethan und dann
brauch ich also auch nicht hinzugehen."
Tu bitt die größte Unschuld, die
sich mit Tming's Seife gewaschen
hat."
Sage Tu ihm doch lieber ein Wort,
daß er mir Abbitte leistet wegen dieses
abscheulichen Briefes. Nicht. Tu kannst
viel bester sprechen als ich."
Erneu tes Wi; ngentät sche In.
Tas ist ja recht schmeichelhaft für
mick. Jetzt soll ich zu einem mir so
weit wildfremden Meuschen hingehen,
der im Recht ist "
Im Recht?"
Nun ja, vollkommen. Ich halte es
gerade so gemacht, und soll ihn, sagen
Lieber Freund, Du hast Unrecht!"
Tas geht nicht, das läßt sich mit mei
nein l'icwi'sen nicht vereinbaren. Hier
hast Tu den Brief. 'Tas nächste
Mal "
Ack. liebster bester Onkel, nun sei
doch nickt so "
Ich bin ja gar nicht so."
-ie blickte ihn ordentlich schelmisch
an, als ob sie sich der Macht ihrer
Augen bewußt wäre.
Nicht, Tu versuchst es? Tu bc
kommst auch einen Eistraschmatz von
mir."
Tu bist eben ein unverbesserlich tol
les Ding. Na, ich will sehen "
Tu willst?" jubelte sie und ahm
Anstalten, ihn an den Hals zu fliegen.
Warte erst, ich habe noch gar nichts
gesagt. Ich will nur zusehen, was sich
machen laßt."
O, dann ist Alles gut."
Und nun umhalste sie ihn wirklich
und gab ihn: einen derartigen Kuß,
daß der Kanarienvogel in seinem Bauer
hellauf zu singen begann.
Ter Alte schmunzelte.
Das war doch mir ein Vorschuß?
Nicht, Du kleine Kröte?"
Auch Kurt war die Geschichte cigcnt
lich gar nicht so recht. Aber GustckcuS
Betragen war nicht mehr das einer
Braut, und er mußte diesem für ihn
unwürdigen Zustande nun ein Ende
machen.
Wohl hoffte cr nach Abscudung seines
Briefes ans ein VcrsöknuiiaSzcicheii.
Aber Gustchett weinte sich, trotzdem sie
sich der Beihülfe ihres Onkels ver
sickert hatte, immer mehr in den Trotz
hinein.
:co standen sich denn jetzt zivci Mcn
schcnkinöcr, die sich lieb hatten, gegen
über, um für immer Abschied' zu
nehmen.
Auch jetzt noch verschloß der Trotz ihr
den Mund, und cr blieb mitcingcknif
fenen Lippen ebenfalls stumm. ' AllcS
ging so steif, so cercmonicll her. Die
Ringe waren schon gewechselt, die Briefe
bereits zurückgegeben.
Wohl schielte sie heimlich nach der
Thür; da, in höchster Noth, erscheint
Onkel Theodor.
Er macht es sich zunächst bequem und
dann beginnt er vergnüglich:
Kinder, Ihr wollt Euch also cnt
loben; das ist schön."
Er erhält keine Antwort, nur von
ihr. die grade einem Schmuckkästchen
ein wundervolles Armband entnimmt,
einen bitterbösen Blick.
Doch thut er. als ginge ihn der
nichts an,
Habt Ihr Euch nun Alles zurück
erstattet, was Ihr Euch während Eures
Brautstandes gegeben habt?"
Wenn sie nur jetzt grade nicht wieder
mit den aufsteigenden Thränen käintifci
müßte. .Ihr Ja" klingt sonderbar.
so eigenthümlich.
Aber auch das stört den Onkel vM
Er setzt sich noch bequemer hin und
sayrl rnyig sort:
Auch die Küsse ?"
Tie Beiden sehen sich an, dann ist
der Bann gebrochen, und im nächsten
Augenblick liegen sie sich glücklich in
den Annen ....
Onkel Theodor hielt es für anacmes-
sen. wieder zu verschwinden, indem er
nur noch philosophisch brummte:
Nun ja, man muß den heißen Bol-
zcn immer mit der Feuerzange an-fassen."
Bcrdi und das kunstvcröndia
Bäucrlcin.
Ein Geschichtchcn. das von dem (Tmn
ponistcn der Aida" und einem biede
ren italienischen Landnmnn imr-H
macht augenblicklich in den Rliikrn w
Runde. Besagtes Bäucrlcin war schon
ran an geworden und dock w,ir !
noch nie etwas von der Musik des, gro-
,ien eroi von oem man so viel sprach,
zu yren gekommen. Der Wunsch,
einmal i:i seinem Leben sine Oper des
berühmten Mannes zu boren, wurde
zuletzt doch so lebhast in ihm, daß rr
eines Tages kurz entschlossen nach Mai
land reiste und einen guten Platz im
Opernhaus mit Beschlag belegte. Es
wurde '!ida" gegeben und merkwürdi
ger. Weise machte die Musik dieser Oper
den denkbar schlechtesten Eindruck auf
den allem Anscheine nach sehr unmiisi
kaiischen Landmann. Enttäuscht kehrte
er in sein Torscke zunick und verfaßte
am anderen Tage ein 'Schieiben an
Verdi, in dem er diesem mit allerhand
Krähenfüßen und einen verschwenderi
schen Vorrath von Klecksen verständlich
zu machen suchte, daß cs doch eine An
maßung von ihm gewesen sei. eine
solche Oper zu schreiben. Er lockte
damit nur den Leute das Geld aus der
Tasche und bereite ihnen nicht den gr
ringstei! Genuß dafür, Jedenfalls
müsse cr aber einsehen, daß man unter
solchen Umständen fein Geld ztmickver
langen tonne, und so hoffe er denn,
Verdi meide ihm unverzüglich die Eisen
bahnlosten, den hohen Preis siir die
Eintrittskarte und die Summe, die er
für das Abendbrot in Mailand veraus
gabt habe, zurückerstatten. Tie Rech
nung für das Abendeffen war der Ord
nung halber beigelegt. Ter greise
Musiker erfaßte sosort die humoristische
Seite dieses sonderbaren Anliegens, und
dem enttäuschten Opc'.nbesucher in
einem höflichen Briefe sein Bedauern
ausdrückend, daß ihm Aida" so sehr
mißfallen habe, fügte er das Geld für
die Eisenbahnfahrt u,:d die Eintritts
karte bei. Für das Abendbrot zu zah
len, müsse er sich aber entschieden wci
gern, da der Hcrr ja auch zu Hause zu
Nacht gegessen haben würde und dies
also nicht mit dem Besuch der Oper zu
thun halle. Teni Maestro machte eö
jetzt das größte Vergnügen, den Brief
des musikalischen Bäucrlcins, dessen
Kritik über Aida" jedenfalls einzig in
der Welt dastehen dürfte, seinen Be
fächern z zeigen.
Postboten-Prüfung in s,ina.
Eine eigenthümliche Prüfung müs
sen chinesische Briefträger bzw. An
Wärter auf diesen Posten bestehen. In
erster Reihe wird von dem zukünftigen
Briefboten Kraft und Muth gefordert.
Er muß ohne Unterbrechung durch
Wald und Einöden, über Berge und
Thäler wandeln uud wird strenge de
straft, wenn er sich verspätet und sich
verleiten läßt, in der Nacht, die die
Ehinescn im Allgemeinen wegen der
bösen Gcistcr und Kobolde fürchten,
langsamer zu marschircn. als am Tage.
Und die geforderte Schnelligkeit ist keine
geringe. Manchmal muß cr täglich
einen langcn Weg und dazu noch mit
einem Gepäck von 40 Kilogramm auf
dem Rücken im Daucrlauf zurücklegen,
denn die Zeiten sind knapp berechnet.
Zudem muß er noch mit der Annchm
lichkcit rechnen, daß er sich unterwegs
gegen Ränder und Wegelagerer jeder
Art zu vertheidigen hat. Um allen
diesen Anforderungen zu genügen, übt
cr sich, indem er möglichst wenig, nur
so vicl, um cinigcrrnaßcn seinen Hun
ger zu stillen, ißt. Der Staat aber
prüft ihn auf folgende Art: An einer
in ziemlicher Höhe befindlichen wage
rechten Stange hangen an langen
Stricken mehrere schwere Sandsäcke.
E ist nun die Aufgabe des Bewerbers,
durch kräftige Stöße die Säcke in starke
Schwingungen zu bringen und dann
schnell hindurchzulaufcn, ohne sich von
einem der Säcke treffen zu lassen. Er
muß somit sehr gewandt sein, denn ein
Schlag von einem der schweren Säcke
würde ihn zu Boden schlagen, und er
wäre dann zugleich durchgcfallcn. Trotz
dieser lebensgefährlichen Prüfung fehlt
cs nicht an Bewerbern für den Boten
dienst. Die Probe ist hin so schwerer,
als nur die stärksten und gewandteste
Prüflinge zugelassen werden. Hieraus
ergicbt sich, daß cs nicht so einfach ist,
in Ehina Postbote zu werden.
aiscr und Bäckersfrau.
Als Kaiser Rudolph von Habsburg
einmal fein Heerlager vor Mainz hatte,
ging cr in feiner einfachen Kleidung in
die Stadt. Die Kälte trieb ihn in das
Hans eines Bäckers zum warmen Back
ofcn. Die Iran des Bäckers hielt den
Kaiser für einen gewöhnlichen Soldaten
und wicö ihn mit den Worten: Troll
Dich zu Deinem Bcttclkaifer, der mit
seinen Pfcrden und Knechten das ganze
Land aufzehrt!" zur Tbiir hinaus.
Rudolph aber lachte und blieb ruhig
am warmen Ofen stehen. Das verdroß
die lebhafte Frau dermaßen, daß sie
einen Topf mit Wasser nahm und ihm
dasselbe unter derben Schipfworten Über
den Kopf goß. Ohne ein Wort zu
sagen ging der Kaiser davon. Am
Mittag schickte er ihr dnrch einen kaiser
lichcn Diener einige Speisen von seiner
Tafel und licß der Bäckerin sagen, das
sei dcr Dank für die Wasscrtaufe. Als
die Frau erfuhr, daß sie am Morgen
den Kaiser mit Wasser begossen hatte
lief sie voller Verzweiflung zu ihm unk.
bat ihn fußfällig um Verzeihung. Ei
aber hob sie freundlich auf und befahl
ihr nur zur Strafe, die ganze Geschichte
vor allen Anwesenden wortgetrau zu
erzählen.
pr.il'iisch.
Vater der Braut (zum Bewerber,
einem jungen Rechtsauwa.lt): B a a
r e S Geld gebe ich meiner Tochter nicht
mit aber ich habe da noch für zehn
tausend Mark zweifelhafte Forderun
gen.. die können Sie sich ausklagen!"