Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 03, 1898, Image 12

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    deren sanfte Wiegen uns schnell den
festen schlaf der Juzend finden ließ.
AIs der Kutscher, die Vagentdiir oft
nend, uns weifte, leuchtete von Cften
her das erste Morgenroth un-3 entgegen,
der Regen hatte aufgekört, und wirke,
fanden uns wirklich und wahrhaftig im
richtigen Kantonnenient, und zwar. ,
wie wir wohlweislich dein ul'cher ge
sagt hatten, nicht vor dem schlösse
selbst, sondern mitten im Crte, denn
das Rollen des Wagens sollte ..nicht
stören!"
Mit klingender Münze trugen wir
dem Kutscher nochmals unseren innig
sten Tank auf an seinen gütigen Herrn
und eilten schnell, doch möglichst qe
räuschlos in unsere Zimmer auf dem
schlösse. um fünf Stunden spater.
und zwar diesmal mit Trommel und
Paukenschlag, abermals durch das uns
nur zu wohlbekannte Thor in Prag
einzurücken. denn es war inzwischen
der mit allgemeiner Freude begrüßte
Befehl eingetroffen, daß wir nun doch
mehrere Tage der Ruhe dort pflegen
tollten.
Niemand außer unserem wohlwollen
den Kompagnieführer hat je von unse
rcm Abenteuer erfahren.
Bon uns Bieren aber bin ich der ein
zig Uedcrlebende, ein alter pensionir
tcr Stabsoffizier. die anderen Trei
haben in treuer Pflichterfüllung auf
Frankreichs Schlachtfeldern ihr Hi-rz
blut vergossen und ruhen dort in frem
der Erde.
(ihre ihrem Andenken!
Tie kleinste Uhr der Welt
ist seit einigen Tagen in der ersten
deutschen Uhren Ausstellung in der
Urania, Berlin, ausgestellt worden
(5s ist dies ein goldenes Uhrchen in der
Größe einer Erbse oder ganz genau ge
meiert 3 Linien gleich 0 Millimeter
groß. TaS qesawmte Uhrwerk tue
goldenem Gehäuse wiegt nur ?5, ssenti-
gramm, dasselbe ist also noch nicht ein
mal ein Gramm schwer. An der Erb
senuhr haben die Künstler (der Firma
Paul TicdcShcim in La Ehaur de
yonds) etwa 5 Jahre gearbeitet, wovon
der größte Theil der Zeit auf die Her
stellunq der Werkzeuge, die für jeden
einzelnen Theil der Uhr gefertigt wer
den mußten, entfiel. Ter Preis dieser
kleinsten Uhr der Welt stellt sich auf
2000 Tollars.
Mrs. Mater: Ich möchte nur wissen,
warum der Hund mich so fürchtet. Er
thut immer, als ob ich ihn morden
wollte."
Bob: Weißt Du, Mama, der hat
wahrscheinlich mal zugesehen, wie Tu
mich durchgchaucn hast.
Glgenbmcr.
Zwei vom Schwurgericht verurtheilte
Verbrecher werden zum Zuchthaus
transportirt. Unterwegs entladet sich
ein heftiger Gewitterregen über sie, so
daß sie völlig durchnäßt werden. Im
Thorgange des Zuchthauses angelangt.
bemerkt der eine Delinquent: Jetzt
sind wir aber schöne 'raus, daß wir
drinne sind!"
Splitt.
Auf Wenige hören.
Auf Viele seh'n.
Auf Keinen schwören:
Schafft Wohlcrgch'n.
Nur das Aechte ist wahr und das
Wahre ächt.
Im Schlechten übertrifft meistens der
Schüler den Meister.
Undank ist der Welt Lohn" ist der
Leibspruch derer, die nicht wohlthun
wollen.
Jemand der alles wissen will, sucht
im Grunde doch nur, eS der Schnecke
gleich zu thun Er will überall zu
Hause sein, aber gleich dieser kommt er
nicht weit.
23irtnalinf.
Hob' ich g'lefcn nailich:
Kam vor langer .'Zeit
Aincr ganz akschailich
In Berlegenhait.
Der im Wald ergetzlich
Wollt' spazieren geh',.
Und dann s.'! uibletzüch
Einen Baren steb'n!
Letzten Sunntag straif' ich
Durch an' Wald 'ol auch,
Plötzlich da bailaiiig
Knackt was hinter'! Strauch:
Wünscht, es waren Raiber.
Wenn nur Bar nicht schnappt!
Warn zivee Beerenwaiber
Hob' ich Glück gehabt!
Der Fmätber
Herr: Haben Sie den Papagei schon
lange. Fräulein Emma?"
Junge Dame: Ja, wir haben ihn
schon mehrere Jalire."
Herr: Ist er sehr gelehrt"
Junge Dame: Ch ja. er kann Alles
nachsprechen."
Herr: Die Familie Naumann hat
einen sehr merkwürdigen Papagei: das
Thier kann den Ton des Kusses vor
züglich nachahmen. Kann das der Jh
rige auch"
Junge Dame (entrüstet): Nein der
artige Töne bekommt er bei uns über
Haupt nicht zu hören!"
Herr: Was Sie sagen!"
In diesem Augenblick läßt sich die
Stimme des Papageis vernehmen:
Aber nicht doch, Georg, warte doch
wenigstens, bis ich das Thier 'rausge
tragen habe!"
JlbrniTM-ivU.
Familienoberhaupt: Heute wird
Wieder das Essen nett schmecken! Keine
meiner sechs Töchter bekennt sich dazu,
es gekocht zu haben!"
wink.
Er: Glauben Sie an Wabrsaaerei:
daß man z. B. etwas ans der Hand
heraus leien kann?
tfie: ..Gclvin: wenn ich nun Beiiviel
an einem Finger der linken Hand einen
tyoldring tragen wurde, o könnten die
Leute daraus entnehmen, daß ich ver
lpbt bin."
2?0ilirt.
A: ,. . . .Wie ich Ihnen sage, ich habe
mich in dem Hotel äußerst wohl gefühlt.
Alle waren höchst zuvorkommend, ja
wie ich ging, haben sogar die Kellner
geweint!"
B: Ja, haben Sie ihnen denn aar
so wenig Trinkgeld gegeben?"
Beisjcnde Ironie.
Mann: Für wen strickst Du denn
die Strümpfe?"
tfnur. Für einen Wohlthütiqkeits-
verein!"
Mann: Weißt Tu, von dem könn-
tcst Tu mir 'mal die Adresse geben. -.
vielleicht wendet man mir auch ein
Paar zu!"
Bestätigung,
Gast: Ist's Wahr, daß die Frau
Ealculator Alles aus dem Wirthshaus
holen läßt?"
Wirthin: Freilich... sogar ihren
Mann!"
Euphemistisch.
Ist eö wahr, daß der alte Oberför-
stcr so riesig aufschneidet?"
Das gerade nicht aber er erinnert
sich immer an mehr als er erlebt hat!"
Ein Stümper.
(Zwei Radfahrer streiten sich, wer
von Beiden schneller fahren kann.)
"l: Haben feie denn auch schon Je
mand überfahren?"
B: Nein das hab' ich nicht!"
A: ..Na. dann können Sie ia über-
Haupt nicht mitreden!"
Alte Ciefre.
.yvwiiiorcoff von Cfar j.' a g n e l .
Der Kandidat Klingenfeld. Hilfs
lehrer in einer Privatichule in einem
kleinen schleiischen Ztadichen. bewohnte
ein Mansardenstübchen im Gasthaus
zur grauen Ente". Die Inhaberin
desselben. Frau Pußig. eine schon be
jährte Wittwe, war eine kreuzbrave,
gutmüthige Natur, aber sie hatte so
ihre Schrullen, und in manchen Dingen
verstand sie absolut keinen Spaß. So
konnte sie z. B. die ledigen Manns
bilder" im vorgerückten Alter nicht lei
den. Auch dem Kandidaten grollte jie,
weil er keine Anstalten machte, sich eine
Gefährtin zu suchen und er war
ziemlich hoch bei ihr angekreidet, trotz
seines bescheidenen zurückgezogenen Le
bens. Ein gewissenloser Verwandter
hatte den, in 'allen praktischen Dingen
unklugen höchst Unbeholfenen seine
Sparpfennige abgeschmeichelt, um da
mit ein Geschüft anzufangen. Das
Geschäft ging nicht, deshalb ging der
Besitzer wohin? wußte Niemand zu
sagen. Bei dem gänzlichen Mangel an
LcbcnSkliighcit war auch Klingenfeld
obendrein kein Glückskind. Seine
Eltern starben kurz hintereinander und
hinterließen ihm Schulden, die er
durch Stundengeben" tilgte, während
er unter Entbehrungen weiter studirte,
auch sein Examen machte als Theologe
aber dabei blieb es. . Jahre vergin
gen eine Pfründe war ihm nicht- be
schieden, und so ernährte er sich höchst
kümmerlichst in dem kleinen philiströsen
Nest. Sein, durch Kurzsichtigkeit ge
steigertcs und uiibelwlfencs Wesen, die
damit verbundene Schüchternheit und
Menschenscheu gaben den Nachbarn oft
genug Stoff zum Lachen. Nur Eine
lachte nicht mit sie empfand Mit
leid niit ihm: die sechsunddreißig Lenze
zählende verwitwete Postsekretär Ber
ger. Aus dem Mitleid keimte die Liebe
empor. Ter Putzig offenbarte sie sich,
und diese, wie elektrisirt durch diese
Bekenntniß der noch iinmer hübschen
Wittwe, die erst kürzlich einen alten
Onkel beerbt, versprach mit großer
Zungenfertigkeit, die Sache in Ord
nung zu bringen.
Ich rücke dem Kandidaten auf die
,,ude," versicherte sie. Und sie hielt
Wort.
Kandidatchen, wissen Sie was
Neues? Sie werden geliebt, heiß und
innig und wissen Sie von wem?
Bon' der kleinen Postsekretärswittwe
aus Berlin sie hat doch bei mir
logirt besinnen Sie sich doch
' Sie haben sie oft genug gesehen?"
Ich weiß nicht, wie sie aussieht."
stammelte Klingenfeld, und zudem
ich glaube es ist ein
'Scherz."
I wo," sagte Frau Putzig lachend.
Ihr ist es heiliger Ernst. Sie können
nie eine bessere Partie machen. Als ihr
Mann starb, mit dem sie sehr Unglück
lich gelebt (et war 'n Durchgänger,
trieb sich in den Balllokalen herum),
kam sie hierher, um ihren alten Onkel
zu pflegen bis an sein seliges Ende.
Nun hat sie ihn beerbt! Ist das noch
nichts?"
Oh sehr viel," entgegncte leise der
Kandidat, indeß wie kommt die
gute Dame gerade auf mich, den unge
lenken Gesellen, der sie kaum kennt"
Tie Bergern kennt Sie vom
Sehen. Sehen und Lieben ist oft
eins."
Taran glaube ich nicht! Ich bin
Nicht die Figur, die man sieht und
dann gleich liebt! Sehen Sie mich
doch aii!"
Liebe ist blind," polterte die
Wirthin, Sie müsien heirathcn!
Erstens sind Sie im Schivabenaltcr,
zweitens .... ich sage das nicht etwa,
um Sie zu mahmen, ist eine Aufbeffe
riing Ihrer wirthschaftlichcn Verhält
niste so dringend nöthig, wie Hopfen
und Malz zum Bier!"
Ja, ach ja!" seufzte Klingenfcld
voll Inbrunst.
Tie Bergern kommt heute zum
Kaffee." fuhr die Alte fort, ich lade
Sie hiermit auch ein ziehen Sie
einen Frack an und machen Sie ihr
formell einen Antrag!"
C, Tu Grundgütigcr ich
glaube dennoch, man will sich einen
Scherz erlauben "
Sie Herr Kandidat .... soll
ich böse werden?"
Nein, nein nicht böse werden
bitte, bitte! Ich weiß ja gar
nicht, wie ich es anfangen soll?"
Himmel und Wolken!" Frau
Putzig stemmte dabei ihre nervigen
Arme in die Seiten. Sind Sie ein
Mann?"
Ich glaube" stotterte Klingen
feld verwirrt.
Sie glauben .... na dann ist es
ja gut. Nun will ich Ihnen noch was
sagen, Herr Kandidat, wenn Sie diese
schone Gelegenheit durch Ihre Schlich
tcrnhcit verderben, sage ich mich von
Ihnen los. Dann bezahlen Sie mich
und ziehen aus, verstanden"
O, Tu Grundgütigcr haben
Sie Mitleid!"
..Nee! Wollen Sie hcirathen?"
.Ich will!"
Schön. Tamit Sie nu wissen, wie
Sie'S anfangen sollen Sie nähern
sich der Tarne Ihres Herzens auf
Kcphyr-Flilgeln "
..Auf Kcp'hiir?"
Ja sehen sie schmachtend an,
wie Adam die Eva .... fallen auf die
Kniee und lispeln: Ich liebe Sie!"
Sie wird perplex heuchelt Ent-
nistung dann breiten Sie die
Arme aus. sie fliegt Ihnen an die Brust
schwapp ist Alles in Ordnung.
Sollten Ihnen Löorte fehlen, will ich
Ihnen gern souffliren. Also, heute
Nachmittag zum Kaffee! Adieu, Kan
didatchen Glückspilz! "
Tamit verließ Frau Putzig ihren be
stürzten Miether. ,
Mit dem Glockenschlag erschien Frau
Berger. Ter schwarze Schleier paßte
zu ihrem blonden Haar vortrefflich.
Er kommt," rief ihr strahlend die
Wirthin entgegen ich habe ihm
freilich zureden miiffen wie einem kran
ken Kinde er ist zimperlich, wie
'ne Jungfer!"
So wie er ist so nur liebe ich
ihn," replizirte Frau Berger mit
Wärme!
Na. wenn man so 'ne Nummer
vom Gegentheil gehabt hat
ich kann'S Ihnen nachfühlen."
Oh, erinnern Sie mich nicht da
ran." Frau Berger verbarg ihr Ge
sichtchen. Sie hatten Beweise von seiner Un
treue?"
Untrügliche. Finde ich da eines
Tages in der Fracktafche des Unholds
ein Briefchen: Lieber Wilhelm! Be
zahle meine Miethe und schicke mir den
Schmuck. Teine Käthe!" Tar war der
Anfang. Geraume Zeit verstrich, da
rcvidire ich in seiner Abwesenheit wie
deruni seine Fracktasche und finde einen
Zettel des Inhalts: Lieber Wilhelm!
Bezahle die Kleider bald, sonst schicke
ich die Rechnung an Teine Alte!" Ich
war außer mir. Zur gerichtliche
Scheidung kam es nicht, obgleich ich so-
fort Schritte that er starb, wie Sie
wiffen!"
Ach." seufzte Frau Putzig, wie ich
Ihnen das nachfühle! Meiner hätte mir
Haus und Hof vertrunken.... wenn
er " na, der Himmel hatte auch
ein Einsehen und nahm ihn zu sich.
Ich bin alt, Sie sind in den besten
Jahren, und Ihnen lacht jetzt die
ganze Welt entgegen. Aber nun bitte
legen Sie ab, niachen Sie es sich be
queni!" Gern, liebe Frau Putzig, dis auf
den Schleier, der mir noch nie so, un
entbehrlich schien wie in diesem Augen
blick. Ich bin ängstlich ver
legen ich habe ein Herzklopfen. .
fühlen Sie nur, wie mir das Herz
schlügt."
Innerlich frohlockte die Wirthin.
Wenn zwei solche Angstscclen sich
gegenüber stehen." dachte sie, das gibt
einen Hauptspaß!"
Endlich klopfte es leise.
Frau Putzig trippelte zur Thür und
öffnete. Auf der Schwelle stand Klin
genfcld im altmodischen Frack und
Zylinder.
Er zog das Taschentuch, putzte seine
Brille dabei entfiel ihm der Hut.
Frau Bcrgcr beeilte sich, ihn aufzu
heben. Klingenfcld bückte sich eben
falls, und sie stießen mit den Köpfen
zusammen.
Das fängt gut an," kicherte Frau
Putzig still für sich hin, dann sagte sie
laut: Hier, Frau Berger, stelle ich
Ihnen Herrn Kandidaten Klingenfeld
vor. Vorwärts." flüsterte sie diesem
leise zu, kiiiccn Sie nieder!" In seiner
Verlegenheit stolperte der arme Kurz
sichtige über den Tcppich und fiel in die
Kniee.
Da licge ich," sagte er halblaut.
So ist es gut," raunte ihm seine
Wirthin zu.
So ist es gut," wiederholte der
Kandidat mechanisch,. besann sich jedoch
und wurde fcuerroth. Seine Verwir
rung Wuchs immcrmehr.
Geehrte Dame," stotterte cr, ich
habe oder vielmehr Adam
hatte als er die Eva nein
doch die
Breiten Sie die Arme aus," zischte
Frau Putzig leise.
Und ich breite meine Arnie aus,"
replizirte Klingenseld.
Die Wirthin wurde ärgerlich.
Nu los," flüsterte sie ihm eindring
lich zu.
Nu los!" hauchte cr.
Die Putzig unterdrückte mit Mühe
einen Lachkrampf.
Er liebt Sie nämlich, Iran Ber
ger", glaubte sie bemerken zu müssen.
Frau Bcrgcr erglühte in holder
Scham.
Ist es wahr? Ist es Ihr Ernst,
Herr Kandidat"
Klingenfcld erbebte beim Ton dieser
Stimme. Ja," rang es sich leise über
seine Lippen.
Hier ist meine Hand," rief strahlend
die kleine Postsekretärs-Wittwe.
Er ergriff fassungslos ihr kleines,
schmales Händchen, schüttelte cs und
sagte: Guten Tag!"
Zum Radschlagen," platzte Frau
Putzig heraus, sank in einen Sessel
und hielt sich die Seiten.
Berthold!" rief Frau Bcrgcr leisc,
zitternd. Sic schlug dcn Schleier zu
rück, und Klingenfcld blickte in das
durch Thräncn lächelnde Antlitz seiner
einstigen Jugendliche.
Den armen aussichtslosen Studenten
wiesen die Eltern seiner Angebeteten
zurück und zwangen sie, ihren Kousin,
einen Postsekretär in Berlin, zu hei
rathen. Nun sah cr sie wieder nach
achtzehn Jahren als Wittwe.
Wie Fiedcrsrost schüttelte es ihn.
Tann durchdrang ihn ein Gefüht
unsäglicher Frcudc und Hoffnung.
Tas Wasscr kocht," sagte plötzlich
Frau Putzig und lief in die Küche.
Und wül?rcnd sie nun am roth
glühenden Herd den braunen Trank
bereitete, hin und wieder still und zu
frieden vor sich hin schmunzelnd, stan
den in der kleinen qeniüthlichen Stube
am weißgedcckten Tisch ein paar Men
schenkinder, die keine Worte fanden,
aber in ihrem Herzen strahlte der Son
nenhauch der alten Liebe.
Als Frau Putzig mit der dampfen
dcn Kanne eintrat, erblickte sie eine
Umarmung.
Sie küßten sich auch.
Nee. so' was," sagte die Wirthin
und schüttelte erstaunt den Kopf, der
Herr Kandidat hat aber dke Liebe schnell
begriffen, der braucht keine Lchrmciste
rin mehr!"
Ein Lieutenants streich aus
dem eldzuzsjahre 1866.
Ter Kanonen-Tonncr von König
grütz war verstummt, die Militärkon
vention in Nikolsburg abgcschloffen.
die große Parade der 1. Armee vor sei
ner Majestät auf den, Marchfelde im
Angesicht von Wien vorüber und schließ
lich am :). August der Friede von
Prag zu Stande gekommen.
Am 22. Juni waren wir von Gör
litz, bis wohin wir von unserer Garni
son aus mit der Bahn befördert Wor
den, aufgebrochen, am 20. Juli stan
den wir vor Wien, um nun am 31.
August vo hier als stolze Sieger Über
das Mährische und Erzgebirge, iider
Znaiin, Jglau, Prag und Dresden den
Rückmarsch auf Berlin und in die Hei
math anzutreten.
Nach thcilwcise recht heißen und an
strengenden Marschtagen erreichten wir
am xten Sept. das letzte Quartier vor
Prag, woselbst wir Offiziere ans dem
stattlichen Schlosse des Herrn von X.
freundlich und auch in materieller Hin
sicht vorzügliche Aufnahme fanden.
Sehr getrübt aber wurde unsere Freude
durch das hier auftauchende Gerücht,
daß unser Korps nicht nach Prag kom
men, sondern, diese Stadt östlich um
gehend, direkt auf Dresden weiter
marfchiren solle.
Zwei Meilen nur von Prag entfernt
die Taschen voll Geld und nicht hin
einkommen die einzige Gelegenheit
es je zu sehen, so unbenutzt vorüber
gehen lassen? Ein unmöglicher Gedanke
für uns junge, unternehmungslustige
Lieutenants.
Aber was thun? Den Kompag
nicführer bitten, auf einige Stunden
hinüberfahren zu dürfen Vielleicht er
laubt er es ohne Wissen des gestrengen
BataillonS-Kommandeurs.
Ja, meine Herren, ich kann Ihnen
das nicht gestatten, thun Sie, was Sie
wollen, ich weiß von Nichts aber mor
gen früh 5 Uhr steht das Bataillion
zum Abmarsch hier vor dem Schloß be
reit !"
Das genügte. Bald saßen wir zu
Vieren seit dem Verlassen unserer
heimathlichen Garnison zum ersten
Male wieder in tadelloser Uniform und
Lackstiefeln" in den weichen Pol
stcrkiffcn der Kutsche unseres liebens
würdigen Ouartierwirthcs und rolltcn
seelcnvcrgnügt durch dic sonnenbcschie
neue Hcrbstlandfchaft dcm erschntcn
Ziele zu.
Nach aiiderthalbstundiger Fahrt stic
gen wir in einem ganz in der Nähe des
eben passirten Stadtthores gelegenen
Hotel Prags ab, beglückten den Kutscher
mit einem fürstlichen Trinkgeld und
entließen ihn mit dem Bemerken, daß
wir, um dic Güte seines Herrn nicht
länger in Anspruch zu nehmen, am
Abend mit einer Präger Droschke in's
Schloß zurückkehren würden.
Mit der festen Verabredung, Punkt
9 Uhr Abend hier im Hotel uns wieder
zur Rückfahrt zusainmenzufinden, trenn
tcn wir uns.
An Lcbensjahren der Aclteste ich
war im Fcldziig 18(54 aus der Land
wehr zur Linie übergetreten traf ich
pünktlich um 9 Uhr in besagtem Hotel
wieder ein, aber wer nicht kam, das
waren die lieben Kameraden. Es
schlägt i. es schlägt 5 und i 10. End
lich erschienen in sehr vergnügter Stim
mung Zwei. Aber wo bleibt der
Letzte? Schließlich stellt in rosiger Laune
auch dieser sich ein. Schnell wird der
bestellte Wagen bestiegen und im schar
fen Trabe geht'S zum nahen Thor,
welches nach kurzer Auseinandersetzung
der wachthabende Offizier der biederen
Präger Bürgerwehr" uns öffnen läßt.
Vom Thore aus gehen strahlenför
mig nach verschiedenen Richtungen die
Straßen auseinander, alle mit kurzge
haltcnen lebenden Hecken eingefaßt und
genau einander gleichend. Jetzt rich
tet der Kutscher an uns die sehr zeitge
mäße Frage, wohin er denn eigentlich
fahren soll? Ein jäher Schreck führt
uns in die Glieder, ja wohin
Rathlos und stumm blicken wir uns
an; Keiner von uns hatte eine Ahnung,
wie unser Quartier heißt, in welcher
Richtung es liegt, von welcher Straße
wir gekommen.
Nur so viel war uns erinnerlich, daß
wir etwa eine halbe Stunde vor Prag
einen kleineren Flecken passirt hatten,
auf dessen Marktplatz das mit einem
Thurm versehene Rathhaus stand.
Aha," meinte der Kutscher,
nun weiß ich Bescheid, steigen die Her
reu nur wieder ei." Wir fahren und
fahren, aber kein Marktflecken läßt sich
blicken. Inzwischen hat der Himmel
mit drohenden Wolken sich bezogen, cs
wird stockfinster, und bald strömt der
ans dcn vielen böhmisch - mührifchcn
Biwacks uns sowohl bekannte Bindfa
dcnregen vom Himmel hernieder. Im
wer unheimlicher wird uns zu Muth,
verschwunden ist jede Müdigkeit, eine
furchtbare Ahnung beschleicht uns:
Wir sind auf falscher Fährte !"
Da plötzlich ein lautes : Halt
Werda?"
Mit einem Ruck hält der Wagen mit
ten ans der Straße. Wir springen
heraus. Vor uns steht ein preußischer
Doppelposten mit Eraminirtrupp.
Vom Führer des Letzteren erfahren
wir, daß das Armeekorps, zu welchem
er gehört, bereits in Prag gewesen und
nun auf dem Weitcrmarsche hier herum
in Marschquarticren liege. O, toni
pora. ornores! Also hatten wir ge
rade die entgegengesetzte Richtung ein
geschlagen, denn wir lagen ja noch
vor" Prag und sollten es erst Passiren.
Der durchnäßte Kutscher stößt einige
Flüche aus. macht Kehrt und fährt ohne
Weiteres nach Prag zurück seinerseits
allerdings das Klügste, was er thun
konnte. Nach abermaliger dreiviertel
stüiidigcr Fahrt halten wir wieder vor
dem Stadtthore. Kein Zureden, kein
Trinkgeld vermag den störrischen Roffe
lenker zu bestimmen, nunmehr einen
anderen Weg einzuschlagen. Er klin
gelt am Thor, führt brummend hin
ein, die mächtigen Thorflügcl schlagen
hinter ihm zusammen und wir stehen
rathlos vor dcm beschlossenen Prag.
Jetzt wurde die Lage peinlich.
Wir hatten alle Vier den Fcldzng
gegen Dünemark mitgemacht, waren in
der Nacht des 29. Juni im feindlichen
Feuer Über den Alfcnfnnd gesetzt, hatten
bei Sadowo stundenlang im Granaten
fcuer der Oesterreich gestanden und
manchen Sturm erlebt, aber was war
das Alles gegen die Aufregung, welche
jetzt unserer schuldbeladenen Gewiffcn
sich bcmüchtigte!
Um 5 Uhr steht das Bataillon zum
Wcitcrmarsch bereit," so hatte der Kom
pagnieführer gesagt, und hier standen
wir nun rathlos, von der menschlichen
Hilfe so weit in finsterer Mitternacht
und in strömendem Regen vor Prags
verschlossenem Thore.
Was nun Hier stehen bleiben und
die Morgendämmerung abwarten ?
Unmöglich! Also: Vorwärts" lau
tete die Parole, nur fort von hier,
fort von dem abscheulichen Prag, und
zwar so schnell die Beine uns tragen
wollen.
Im Marschircn hatten wir ja hin
reichende Ucbcung, freilich aber nicht in
Lacksticfeln," dic wir jetzt zum
Henker wünschten. Auf gut Glück
wird ein in entgegengesetzter Richtung
föhrcndcr Weg eingeschlagen. Wir
patschen und patschen, das Wapcr läuft
uns am Rückcn hcrnntcr bis in die
Stiefel, die Vorstadt aber, die Vorstadt
mit dem gcthürmtcn Rathhaus, sie
kommt nicht.
So warcn wir in wesentlich anderer
Stimmung, als bei unserer Herfahrt
wohl eine halbe Stunde in wahrem
Sturmmarsch marschirt, als wir seit
wärts der Landstratze in einiger Entfcr
nung ein Licht erblicken.
Ein Licht inmitten dieser unheilvollen
Finsterniß. Und wunderbar, als ob
dieses Licht uns Rettung bringen müßte
aus der Noth, wir athmeten erleich
terten Herzens auf. Durch den tiefen
Ehaussccgraben, querfeldein über ver
schieden Hecken und eine niedrige Gar
tenniauer führt uns der Weg in einen
parkartigen Garten und dort endlich an
das erleuchtete Fenster.
Wir klopfen. Es ist der Portier ei
ner stattlichen Villa, der nach unserem
Begehr zu fragen scheint, scheint,
denn er sprach tschechisch und verstand
kein Wort deutsch. Nur soviel machten
wir ihm klar durch Gestikulationen, daß
er das Hosthor uns öffnen und den
Herrn des Hauses wecken solle.
Bald sehen wir in dcn Eorridoren
des Haufes Lichter sich hin und her be
wegen, und jetzt erscheint in dem sich
öffnenden Hauptportale die hohe, vor
nehme Gestalt eines bejahrten Herrn in
rothplüschencm Schlafrock. Er erkennt
uns soglcich als prcußischc Offiziere,
nöthigt ungeachtet unseres schmutzbe
spritzten Aussehens in gutem Teutsch
lins Höftich in ein Zimmer und
nimmt thcilnchmend unseren Bericht
entgegen.
Ja, meine Herren, ich würde Ihnen
ja gern helfen, meine Equipage Ihnen
mit Freuden zur Verfügung stellen, bin
auch meilenweit im Umkreise hier be
kannt, aber wenn Sie mir weder den
Namen Ihres Quartierwirthcs, noch
dcn dcs Ortes ncnncn können, so weiß
ich ja bcim bcstcn Willen nicht, wohin
ich Sie fahren lasten soll! Können Sie
mir nicht wenigstens das Schloß oder
die Persönlichkeit des Besitzers näher be
schreiben ?"
Während ich nun mittheilte, von dcm
Fenster meines, nach dem Schloßpark
hinaus gelegenen Zimmers ein krcisför
migcs, von schwarzem Marmorrande
eingefaßtes und mit Schwäncn bcvöl
kcrtcs Wasserbassin bemerkt zu haben,
und rin anderer Kamerad ein Bild dcs
Schloßhcrrn zu entwcrfcn versuchte,
rief unser liebenswürdiger Billcnbesitzer
vergnügt dazwischen: Ah, nun bin ich
oricntirt. Tas ist ja mein guter
Freund X! Nun, meine Herren, sind
wir aus aller Verlegenheit! Ich gebe
sofort Befehl zum Anspannen, und in
zwei Stunden sind Sie an Ort und
Stelle. Ader nun schnell einen Kognak
und ein Gläschen Portwein, das wird
Ihnen gut thun."
Wir strömten Über von Glück und
Tankbarkeit, und nie hat uns ein Glas
Portwein herrlicher gemundet.
Warm drückten wir dic Hand unse
res Retters und bald faßen wir aber
mals in einer herrschaftlichen Equipage,
Kindliche Folgerung.
Tr kleine Paul: Papa, was ist
denn eigentlich ein Mufensohn?"
Vater: Tas ist ein Student. Tcin
ültestcr Bruder also, welcher studirr, ist
auch ein Mufensohn."
Ter kleine Paul: Ach. dann bist
Tn also ein Muscnvater, nicht wahr?"
UTalitiüs.
Tirector: Unser Kapellmeister hat
ja schon wieder eine neue Oper ge
schrieben!"
Kritiker: So! Hat er schon einen
Hehler dafür gefunden?"
Moderne Dienstmädchen.
Madame (die ihrer Köchin ein Thca
tcrbillet gcschcnkt hat): Na, Minna,
wie haben Sic sich denn im Theater
amüsirt?"
Köchin: Ganz vorzüglich. Ma
dame; da kam eine Köchin d'rin vor,
na. und Sie hatten 'mal hören sollen,
wie dic ihre Madame 'runtcrmachtc!"
Kindliche cMif.
Hausfrau (ihren Mann erwartend,
seufzend): Komisch, daß dic Zeit von
$8 bis 8 Uhr doch immer so langsam
vergeht!"
Tcr tlcine Man Aber, das ist doch
ganz naturlich, Mama, da müssen doch
die beiden Zeiger aufwärts klettern."
Sicheres Zeichen,
Kommcrzienrüthin : Merkwürdig,
daß dcr Graf sich gerade an unsere
Aclteste heranmacht!"
Kommcrzienralh: Tcr muß schon
koloffalc Schulden haben!"
Abnunzslos.
Tarne: .,. .Ein Univcrsalmittcl kennt
die Mcdizin lcidcr nickt!"
Schwicgcrmuttcr eincs Arztcs: Ich
mcine doch! Mir kann zum Beispiel
dies oder das fehlen, immer verordnet
mir mein Schwiegersohn OrtSverände-rung!"
Angcncbme Verwandtschaft.
Herr: Warum sind Sie denn s
wüthend auf Ihren Schwager?"
Frau: Ja sehen Sie. früher hat er
sich niemals um uns gekümmert, jetzt
aber, wo mein Mann gestorben ist, ver
anstaltet dcr Mensch einen Ausverkauf
wegen Todesfall!"
Echt weiblich.
Er: Ich begreife nicht, Ivcßhalb Du
immer zwci Tagc brauchst, um Ein
käufe zu machen!"
Sie: Na. das ist doch sehr einfach'.
Eine n Tag brauche ich. um die
Sachen einzukaufen, und dcn
Zweiten, um sic umzutauschen!"
Anzüglich.
Junger Musiker: '... Bitte, Herr
Prosen or. könnten Sie mir dcn Untcr
schied zwiscken erfinden und e n t
decken erklären"
Professor: Nichts leichter als das!
Sie erfinden z. B. eine Melodie,
und entdecken, daß sic gestohlen ist!"
Ltw'as schwerhörig.
Richtcr: ..Wie alt, Früiilcin"
Zeugin (gedehnt): Ein .. u.nd ..
dreißig!"
Richter: Ein Hundert dreißig!"