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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Nov. 3, 1898)
Lmmalnl, der Schrecken Slfrifa Hzimoriskk von on$ foan. Ein glühend heißer Sonimermitlag lag über der Wante-beefer pauuec, au der Wagen und Menschen hinausdräng teil mich dem ..WandSbecker nauiucn inarlt".) In Tchaarcn zogen dir die deren Hamburger dahin, um demnach darorte bci dieser Gelegenheit einen Be luck abiustatten. Manchmal kam ein trockner heißer Wind von WandSbeck her und trieb den Schaulustigen mächtige Wolken weißen Staubes entgegen, so daß sie die Augen schließen oder sich sür einen Augenblick umdrehen mußten. Nur die große, hagere und wie ein Mann aus (breitende Frau, der ihre viel kleinere und mehr quabbelige Be alciterin kaum m folgen vermochte, schien der Staub wenig zu geniren, und auf die Klagen der Kleineren, da so heiß wäre und daß man doch lieber hatte Pferdebahn fahren sollen, sagte sie immer wieder: Wozu uiinöthig Weid wegschmeißen. wir sind ia gleich da! ' ..Wenn wir'n man sinken." meinte die Andre. Ich habe so 'nr Ahnung," erwiderte feie Große, aber warte, meine Junge!" Und nach einer Pause setzte sie hinzu: Wie viel is er Ihnen denn nu eigent- lich schuldig, ffrau Denkers" .Ich hab' es zu Hause alles aufge schrieben, Jrau Böhm... aber nich wahr, Sie bezahlen mir s doch?" Tie Große nickte bedächtig. Jcwiß, wenn die Rechnung stimmt, und wenn ich 'n finde! Wie lange is er weg von Ihnen?" Zwei Monat. . . nee schon beinah' drei... aber er is da draußen auf 'n Markt... Reimers Hein hat 'n gleich erkannt, blos wußt' er nicht, in welche Bude er ekt ist." Lassen Sie man, Frau Denker, wir finden 'n schon! Und wenn wir alle Buden zweimal abklappern müßten" Aehm bic n gleich mit, Frau Böhm?" Jcwiß, auf der Stelle. Soll ich am l5ndc noch länger so rumlaufen las sen, als Zigeuner und Vagabund? Nee, das giebt nich. Wenn ich finde, reisen wir noch heute Abend!" Bei diesen Worten wippte das be- trächtliche Gebäude aus schwarzem Stroh und Blumen auf Frau Böhms Kopf so energisch, und die Danic reckte den ma fleren Arm, den der Aermel ihres schwarzen, altmodischen Seidenkleides eng umspannte, so gebieterisch, daß Frau Tenkcr einiges Mitleid mit ihrem früheren Miether fühlte, trotzdem er sie geprellt hatte. Seh'n Sie, da sind wir schon!" rief die Hagere triumphirend und deutete nach den Zelten hinüber, die in der Sonne leuchteten. Bald darauf betra- ten die Frauen den Fcstplal) und ver- schwanden in den Budenreihen. Virkusse, Menagerien, WUrfelbuden und Herkulesse, Ripfenpfefferkuchenräder und Riesendamen, ijaroufscbs mit und ohne Dampf, Händler, die immer das letzte Stück" zum viertel Preise" der kaufen, Schießstände und fliegende Wurstverkäufer, Tingeltangel voll ge- schminkter Sängerinnen in luftigen Gezelten aus verregneter Leinewand, Restaurationen. Schaukeln und aller Hand Dinge, die man gesehen haben muß, um einen Begriff von der froh lichen Genußsucht und der heiteren Be dürfnißlofigkeit des Bolkes zu bekommen sie bilden auf dem grünen Felde eng aneinander gedrängt unter der, wie leuchtend blauer Atlas darüber ausge spannten Himmelsdccke den Wands beckcr Pflaumenmarkt 5s war am zweiten Markttag, so um die Mittagszeit. Der Fcsttrubel hatte sich unter dem Brand der fast senkrecht stehenden Augustsonne ein wenig gc legt. Die Marktbesucher aßen in den Restaurationen oder draußen, im Ge lände sich lagernd. Nur noch dann und wann priesen die Ausrufer vor den Schaubuden mit ihrer heisernen, staub verklebten Stimme ihre Herrlichkeiten an, und die beiden großen Dampf carousscls ließen unermüdlich ihre gel lende Leierkastenmusik hören. Jetzt schwiegen auch sie einen Augen blick, und über den weiten Platz hin hörte man eine Stimme, die wie das Quietschen einer verrosteten Saite klang: Treten Sie ein, meine Herr schaften, treten Sie ein! Hier ist zu sehn Emmahu, der Schrecken Afrika's! Wie er mit den Ketten raffelt! Emmahu, er hebe Deine Stimme!" Und nun kam aus der dürftigen Bude, vor welcher ein dicker, förmlich in feinem Fett erstickender Mensch diese Worte schrie, ein gräßliches Geheul hu hu hu uuuuuu " ' Die Leute, die noch zwischen den Bu den umher gingen, lachten vnd hörten dem Ticken zu. Dieser erzählte, er habe den gefährlichen Wilden auf einer Eklavcnjagd in Afrika selbst einqefan- gen; er frcffe Feuer und glühendes tii sen, sauge Tauben das Blut aus und fei so bös, daß er stets in Ketten gehal tcn werden müsse. Das Publikum riß schlechte Witze und rief dem Dicken zu, er solle sich nur in Acht nehmen, daß Emmahn nicht mal nach ihm selber Appetit besame. Schließ lich erlegten Zwei oder Drei ihren Odo lus und gingen in die Bude. Und wieder begann das Treten Sie ) (5 in Polkolkst, das drei Tagk dauert und zur Zeit der Pstaumcuernlc in Wabgehal tcn wird. ein, meine Herrschaften! Treten sie ein?...." Aber in die gräulich erhobenen Stim mrn lLmmahus griffen die beiden Dampsorgeln mit ihren gellenden Klan- gen wieder ein. Und als der ai Mann, dessen Bude gerade zwischen den beiden varousjelS stand, noch einige vergebliche Versuche gemacht hatte, sich trotz des Schukelwal,;erS, den seine bei den Nachbarinnen in wüthender von currenz herunterleierten, verständlich zu machen, da aab er ach elzuaeno eine furchtlosen Bestrebungen auf und ver ckwand. um die Bude herumgehend, in der Hinteren Zcltlcinwand. ..Ich Hab s satt " sagte er drin zu dem Schrecken Afrika's und letzte sich auf eine umgestürzte Kiste, dreic stnd drin, aber laß sie ruhig warten, die SchafSköppe! Nicht zehn Pferde kriegen mich jetzt mehr vor den Eingang Puh, die Hitze!" Er wischte sich mit einem groken, roth und blau gewürfelten Tuch, daß er zu diesem Zwecke seiner eigentlichen Be stimmung als Halstuch oder Kravattc für einige Zeit entzog, den Schweiß von der glühenden Stirn. Der Wilde" saß, an einer kurzen Thonpfeife, sogenanntem Nasenwär- Hier , fangend aus einer Paule, 'cein noch recht junges Gesicht war früher zweifellos weiß gewesen, auch ließ die Negcrpcrrücke, die sich ein bischen vcr- choben hatte, einen Streifen hellblon- den Haares sehen. Uebrigens war er vom Kopf bis zu den Füßen mit Nuß- arbe eingerieben. Aus Brust und Ar- inen war dieses Braun dann noch mit Grün, Gelb und Roth bemalt, ein ent- etzllches Geschmiere, das Tätowirungcn und Kriegsfarben darstellen sollte. Seine ganze Bekleidung bestand aus einem braunen Trikot, das die Hüften umschloß und überdeckt wurde von einem Schurz aus angeblichen Papageien federn der Papagei, der diese Federn geliefert, hatte wahrscheinlich früher auf einem guten, deutschen Misthaufen ge- kräht. Uebrigens war Emmahu eben damit beschäftigt, einen schon recht sauberen Schinkenknochen noch mehr zu säubern, mit den Zähnen natürlich, ein Beweis, daß der Schrecken Afrika's" im Pri vatleben auch noch andere Sachen, als Feuer und glühendes Eisen, zu sich nahm. Hast nich noch wat to supen dor. Corl?" fragte ihn jetzt der Ticke, in einen heimathlichen Dialekt verfallend. Emmahu kippte die Pauke, auf der er saß, ein wenig und zog, stolz lächelnd eine nicht unbeträchtliche Boutcille mit dunkelroth funkelndem Inhalt darunter hervor. Siehste, da liegt Nordhausen in der Morgensonne!" sagte er. die Flasche hoch emporhaltend, wonach der Ticke begierig griff. Halt! Immer lang- ani, alter Sohn, ecce eo! Erst komm' ich!" Ach, laß Dein französisches Gequat- che, Corl, un giv mi de Buddel. Tau wirst doch dat nich all alleene utsupen wulln!" mmayu uoerließ tnm mmelvig ei nen anstandigen Rest, den der Ticke kluckernd hinuntergoß. bic transit glona mundi ! ?o vergeht der Rum im Munde," fugte der Wilde' elegisch und nahm die Flasche wieder an sich. Wat snackft Du da immer for dumm Tilg," meinte der Dicke, wat. büst Du denn eigentlich vun Profession. Du wirst doch woll noch wat Anncrs ken- nen, als her upp n Wandsbecker Plu- menmarkt den wilden Mann fpcelen." Kann ich auch," kopfnickte Emmahu. aber ich bin ein faules Luder, sagte meine liebe Braut Gott hat he not- entlich schon selig immer zu mir. Auf der Schule war ich sehr fleißig, ich hab' sogar das einjährige Zeugniß." Wo hest denn Din Johr afdient?" Garnich. Am Geftellunqstaqe hatte ich gerade keine Zeit, und nachher bot ch nicht mehr so recht die Gelegenheit dazu. Ich bin deshalb auch 'ne sehr gesuchte Persönlichkeit." Der Andere lachte dumm, ohne den cherz eigentlich zu verstehen. Na vu dann?" Dann?" Ter Schrecken Afrika's" wiegte nach- denklich seine Negerlocken. Tann bin ich Zkaufmann geworden. Erst war ich im Speditionsgeschäft und dann im Getreidchandcl. Aber da be gann mein Unglück." Wie so denn?" Ich lernte da meine Euscbia ken- nen. ' Der Du nachher ausgekniffen bist?" Du sagest es." Der Wilde" sah sich trotz des spötti- chen Tones seiner Antwort scheu um, als befürchte er, die Genannte könnte plötzlich hinter ihm steh'n und ihn ge hört haben. Verteil mi dat doch mal, Eorl." meinte der Dicke neugierig. Da, viel is da nicht zu erzählen. Das Eomptoir, wo ich arbeitete, lag parterre; eine Treppe hoch wohnte eine alte Jungfer, die reichlich doppelt so alt war wie ich Fräulein Eusebia Böhm weißte, Dicker, sie war im Grunde 'il olles braves Mädchen, aber sie paßte nich für mich. Aber mich seh'n und wie ein Spiritusfah aufflammen, war eins für sie. Bouquets und Früchte und Bonbonnieren hat sie mir ins Fenster geworfen und später auch Chlipfe und Glacehandschuhe. Es war gerade, als wär' sie der mann und ich die Jung frau. Na, weißte. Ticker, vom Nehmen ist noch keiner arm geworden, und so nahm ich denn auch alles mit Seelen ruhe an. Schließlich forderte sie mich aus. mit idr auszugehn am Sonntag. Mich genirtk der absolute Mangel an Schönheit, den sie besaß, und so sagte ich idr denn, ich hätte kein Geld. Aber sofort offerirte sie mir ihre Börse, und diesem Goldblick konnte ich nicht wieder stehen, co gingen wir oenn nema, n paar Mal zusammen aus. und als ich beim dritten Mal Abends mit ihr nach Hause ging, da war ich plötzlich verlobt mit ihr. Wie mir das eigentlich hat passiren können, das weiß ich deute noch nicht. Genug, sie hatte heimtückischer Weise Ringe mitgebracht, und auf ein mal waren wir beide Braut und Bräu tigam Weißte, es giebt ein alteS la- teinifches Sprichwort, das heißt: dv gustibus non st disjmtandum oder auf gut Teutsch Mit Justen soll man sich nicht rumstreiten!" Na das hätt' ich mir merken sollen. Euscbia war, was ich anfangs garnicht bemerkt hatte; ungemein kräftig. Ich erinnere mich eines KochtopfeS. der, von ihrer zarten Hand geschleudert, an mein da mals noch blondlockiges Haupt prallte, und ich suhle den Schmerz noch heute." Der Wilde" griff sich wie in peinlicher Erinnerung an den Kopf. Schließlich, am Hochzcitsmorgen, verduftete ich. Es war nicht schön, aber im beiderseitigen Interesse sehr nothwendig. Wir hätten uns sonst doch noch vor lauter Liebe umgebracht wenigstens sie mich!" Un möchst Du nich doch Widder zu- rück zu ihr? Ein anständigeres Leben hast Tu auf jeden Fall geführt, wie jetzt Min Gott, wenn ick 't blos könnte, ick würde de Ohlsch qlickers hei- rathen!" Um deS Himmels willen, Dicker. Mich hat sie von Ort zu Ort getrieben. Kaum war ich wo in fester Stellung, dann war ein Brief von ihr oder sie selber da mit dem vcrd Heiraths- versprechen, das ich ihr gegeben habe, ich Esel! Und dann blieb mir natürlich nichts weiter übrig, als auszureißen. Nein, eh' ich sagen würde: Eusebia, nimm mir's nicht übel und sei wieder int, Olleken eher will ich mein Lebe- lang als Schrecken des dustern Erdtheils rumlaufen und brennendes Werg fres sen Aber, sieh nach, Dicker, ich glaube, wir können wieder anfangen die Andern schreien auch schon Alle." Aiire verlief; den Raum au demselben Wege, den er gekommen war und Emmahu präpanrte sich zu der Vorstellung. Bald scholl es draußen wieder in all den Lärm hinein: Meine Herrschaften. Für zehn deutsche Reichs Pfennige sehen Sie hier den berüchtig ften Emmahu, den Schrecken Afrika'? Wie er mit den Ketten raffelt." Er rasselte furchtbar drin in der Bude. Emmahu, erhebe Deine Stimme!" Und das grauenermeckende Hu hu hu u u u lockte jetzt, da der Ver- kehr sich wieder mehr belebte, die Men- scheu schnell hintereinander in die Bude. Ein Klingelzeichen verkündete den Anfang der Vorstellung. Emmaha er- schien, iettenbeladen, gräßlich fauchend und schnaubend auf der Bühne und setzte die hübschen Hamborger Deerns nicht wenig in Angst. Mitten in der Vorstellung betrat eine schon ältere, sehr hagere Frau mit axo ßer Hakennase die Bude. Im Eingang stehenbleibend und so ihrer kleinen dicken Begleiterin die Aussicht vcrsper- rend, blickte sie eine Weile fest nach dem Wlldeil auf der Bühne hin. Und plötzlich kam es grell und fcharf, wie der Ton der Dampforqel draußen, von ihren Lippen : Earl, Carl, gleich kommst Du runter und ziehst den schwar zcn Kittel ab! Tu Schlumps! Ist denn das 'ne Art und Weise, seine verlobte Braut so schändlich sitzen zu laffen?! Du schlechter Kerl! Gleich kommst Du runter, sag' ich Tir! Tu hast mir die Ehe versprochen und wirst mich heira- then oder....! Ta soll doch gleich! Willst Du woll runter kommen, Du schlechte Seele!" Dem Schrecken Afrika's" war Lanze und Schild entglitten. Ein Bild schlot- ternden Entsetzens stand er auf dem Podium und blickte wortlos angstvoll hinab, gebannt von den funkelnden Au- gen feines Drachens". Den Zuschauern fing die Sache an, Spaß zu machen. Dat 's recht. Muddcr! Wies ehm den Pantuffel, Ohlsch!" schrie der Eine. Die Frau kümmerte sich absolut nicht um das Gerede. Sich einen Weg durch die Bänke bahnend, wollte sie hinauf zu ihrem Verlobten und fetzte schon den Fuß auf die Podiunitreppe, als plötzlich Leben in den erstarrten Wilden kam. Mit einem Schrei, wie ihn keiner der wirklich Schwarzen in, Urwalde auszu stoßen sähig gewesen wäre, war er hin ter dem rothen Vorhang verschwunden. Drin riß er. ohne eine Antwort auf die Frage seines dicken Kompagnons, einen weiten Mantel vom Nagel, zog die Negerperücke vom Kopf und war fort, als hätt' ihn der Sturm hinaus geblasen. Fräulein Eusebia. die eine Sekunde später auf der Bildfläche erschien, fand nur noch den dicken Ausrufer, den sie mit einer Fluth von Schmähungen übergoß. Er solle ihr den Bräutigam wiederschaffen, oder sie brächte die Sache vor den Richter. Der Streit, in den sich das Publikum mit Gejohle einmischte, zog sich bis hin aus vor die Bude, und der Thierbändi ger aus der benachbarten Menagerie er zählte später, daß schon nach deii ersten Worten Fräuleins Euscbia's sein gro ßer bengalischer Tiger in die entfrnteste Ecke des Käfigs gekrochen und absolut nicht tu bewegen gewesen sei. wieder vorzukommen. Unterdessen war Emmahu. mit der Oertlichkeit wohl vertraut, hinter den Buden entlang, bis an das Zelt einer ihm befreundetenRiesendamk geschlichen, zu derer sich wohl seinerMagrrkeit wegen besonders hingezogen sühlte. In deren Kabinet erHolle er sich beim Glase Bier von dem überstandenen Schrecken, wobei er den Verlauf deS Ereigniffes sehr dra matisch beleuchtete. Die Bude Zum wilden Mann" blieb am dritten Festtag geschloffen. Emmahu aber bekam einige Tage spä ter von seinem dicken Kompagnon einen Brief, der ihn dor Freude satt b,S an die Decke springen ließ. Die Dicke schrieb nämlich, daß Eufc- bia und er sich gefunden und sofort vcr lobt hätten. Er sei sehr glücklich, und Eusebia lasse ihren früheren Verlobten, den sie natürlich seines Eheversprechens nunmehr feierlichst entbinde, bitten, ihr doch wenigstens den Berlobungsring zurückzusenden. Darauf suchte Emmahu lange in ei- ner Eiqarrenschachtel, welche die Stelle des Reiseloffers bei ihm zu vertreten die Ehre hatte, und fand endlich einen Pfandschein auf den gewünschten Per lobunqsring. Diesen packte er sauber in ein Eouvert und schickte ihn dem Brautpaare mit den herzlichsten Glück- wünfchen. Sein Geld. ,G!auben Sie mir, da größte Un- glück meines Mannes ist fein Geld Sie sprach es mit einer verzweifelten Gebärde. Der Andere zuckte mit den Schultern, wiegte verständnißinniq daö blonde Lockenhaupt, und richtete die großen Blicke seiner dunklen Augen sehnsüchtig in die ,rne. Ja, ia. was er zuviel hat mehr wie nothwendig" gab er gedehnt zu ,Bei seinem Talent brauchte er kein Geld. Gar keins. Dann würde er mit Ernst seiner Kunst sich widmen; jetzt tändelt er nur, vertändelt seine schönste Lebenszeit wenn es zu spät dann kommt- die Vernunft und das Unbefriediatsein ich ahne cS o Gott das unglückselige Geld!" Jetzt lächelte der Andere, der Freund jhreS Gatten. Verschenken Sie, es doch!" Sie stutzte. Geld kann man doch los iverden, fuhr er fort. Er wird es schon los aber zu spät dann ist cs zu spät," feuszte sie. Grüßen Sie Ihren Mann und überlegen Sie, ob Geld nicht doch ein Glück ist!" ..Gewi, es tu ein ungi.ua ne rief cs ihm noch noch, als er ungläubig lächelnd verschwand. Sinnend schritt sie in dem eleganten Arbeitszimmer ihres Gatten auf und nieder. Daneben, durch eine Portiere getrennt, war fein Atelier. Jetzt trat sie hier ein. Alles kostbar. Bollge pfropft mit Andenken von ihrer Hoch- zeitsreise. die zwei Jahre dauerte und eine Reise um die Welt war. Das machte ihn so leicht Keiner nach. Sie ließ sich aus einen ganz niedri- gen. echt lurlifmen ivan nieoer uno träumte von ihrer langen, wundcrvol- len Hochzeitsreise. Farbenreiche herrliche Bilder zogen an ihrem weift vorüber. Reben ihr lagen Skizzen-Bücher in buntem Durch- einander auf einem japanischen Tisch- chen. einem Andenken aus Japan. Mechanisch blätterte sie dann. Kleine , cv n . . . w r jr. - r rizzen, einölen, ciniaiur-anvfeyas- ten. mit kecken Strichen hingeworfen, scharf in den Umriffen, von ungemei ner Klarheit. Das war seine künstleri- sche Ausbeute der Reife um die Welt Was wollte er Alles daraus machen! Die Welt sollte staunen über seine in ternationale Kunst, ein Pinsel wollte die Erde beherrschen. Nichts sollte ihm fremd fein. Wie schön war sein Elfer damals, wie feurig leuchtete sein Auge, wie gläubig blickte sie zu ihm empor. Nichts von Allem ward Wahrheit. Riesige Leinwand ließ er auf die Rahmen spannen. Seine Hand irrte mit dem Stift, dem Pinsel zaghaft darauf. Mißmuthig ging er fort, wenn der Tag zu Ende lvar. Sie wußte, wo er dann weilte. Zwi chen Freunden saß er. Er besaß deren eine Legion. Er yalle ja wio. tc huldigten ihm, seinen Witz, seinem Geist, seinem Talente: sie priesen ihn in allen Tonarten. Es gab auch echte darunter. Ter eben fortging, das war Einer, sie wußte es. Sein Wort haftete in ihrer Seele: Verschenken Sie es doch!" Wie leicht sich das sagen liefz! cie hatte ja kein Geld; es gehörte ja Alles ihm, ihrem Gatten. Es war Nacht geworden. Nervös ging sie von einem Fleck zum anderen in der großen, schönen, künst lerisch ausgestatteten Wohnung. Er kam nicht, noch immer nicht. Mitten in einem Kreis, an der Stammtafel einer höchst gemüthlichen. alldeutschen Weinlneipe saß er. Sein großes, blondes Haupt steckte schon etwas tief in den breite schultern, eine hellen Augen wurden kleiner und kleiner, seine Stimme lallte zuweilen, der Geist des Weines betäubte sein Hirn. Sie gingen allmählich Alle. Nur er blieb, blieb immer noch. Ganz allein schlürfte er noch ein Glas nach dem anderen. Endlich zahlte er die Zeche. Einige Goldstücke warf er hin. Mancher hatte aus feine Kosten gezehrt aber Keiner dielt e? so lange aui wie er. Schwankend trollte er sich hinaus. ..Wieder einmal der Letzte." gähnten die schlaftrunkenen Kellner hinter ihm her und klapperten mit den Goldstücken und lachten sich grinfend an. Seine Gattin empfing ihn. Er lachte sie verschmitzt an und fetzte ein Monoele auf's linte Auge, sprechen tonnte er nicht mehr. Am andere Tage schlief er bis Mittag. Sein Weib stand an feinem Lager mit einer großen Tasse Haferschleim. Er blinzelte ihr zu. quälte das Ge tränk hinunter, küßte sehr ritterlich und zärtlich die sorgende Hand, die ibm die Tasse abnahm, drückte sie zärtlich an die brennenden Augen, die heilte tirn. ..Wir gut das thut, schätz, sei mir nicht bös." Ihre kühle, weive. schöne Hand ruhte einige Minuten auf dem großen, blon den Haupt und streichelte ein paar Mal darüber wie hvpnotisirend. Er schlief schon wieder. Leise zog fie sich zurück. Gegen vier Uhr war er munter und machte sorgfältig Toilette. Tann er fchien er im Speisezimmer und genoß mit Behagen sein rohes, geschabtes Rindfleisch, das sehr appetitlich mit Sardellen und anderen guten Tinqen zurecht gemacht war. Er vermied es, dein na feiner Gattin zu begegnen, er wußte, er Ia einen Vorwurf in ihren Mienen. Früher hatte es wohl auch Scenen gegeben, aber jetzt nicht mehr. Sie wußte, er konnte sein Wort nicht hal ten, deshalb rang sie eö ihm nicht meh ab in heißem Kampf. Briefe?" fragte er, und fie holte aus feinem Zimmer einige Postsachen Ein Brief. Aha von Tem. Bitte lieS ihn mir vor." Sie las, und ihre Brust hob sich, ih Auge leuchtete vor Freunde. .Das das ist das Rechte." schloß sie dann und sah ihn ganz verklärt an So o! Meinst Tu? Ich denke man wird sein Geld dabei los." Du kannst es nicht besser anlegen Ausbeutung eines längst verschütte ten Bergwerks auf feinem plötzlich gc erbten, armseligen Gut. Er die thätige Kraft, tch der Geldgeber imponirt mir nicht sonderlich. Er war immer ein starler Phantast." O, er weif?, was er will. Vertraue ihm Dein Geld nur an, und es ist gut aufgehoben. Jch telegraphire ihm gleich zustimmend, ia bitte ia." Ta Tu die Schlauere m Geldsachen bist, so magst Tu es thun." Sie küßte ihn ftürmlfch sür da Wort und lief sofort zum Telegraphen amt. Nun nun wird er es los", trium phirte sie. Erlöst von dem Unglück seligen Geld." Zwei Jahre sind vergangen. Bei den Beiden sieht es jetzt ganz anders aus. Er ist schlank geworden. Sobald der Tag beginnt, sitzt er in feinem Atelier, das nur dürftig ausgestattet ist, und malt. sie waltet nur in stiller Häuslich seit. Jetzt zieyt er fie zu sich vor fein Bild. ,Wie findest du es?" Schön nur ich weifz nicht mit daucht, die Figuren follen ein wenig heraus sie sind nicht recht d'rin in der Landschaft ein wenig los gerissen. So, Du meinst? Es wird wohl wieder nichts?" Toch doch es find nur Kleinia- leiten, das Ganze ist so schön. Dies- mal werden sie cs sicher annehmen aus der Ausstellung." ir man es fettig, auch noch ein anderes. Beide milder werden, wie immer. zurückgewiesen. Mein Geld bin ich los", meinte er. aber ein großer Maler, wie Tu glaubtest, bin ich doch nicht geworden." Er greift wieder zu feiner Klein- kunst, zu den Skizzen und Miniaturen Nur kärglich verdient er fein Brod. Er zeichnete Earrieaturen für ein Witz blatt, damit sie nicht verhungern. Unverdrossen besorgt sie den kleinen Haushalt, kein Vorwurf nur Er munterung: Es wird fchon werden! Aber es wird nichts. imes islges iinoei fie irrn, wie er eben den Revolver hebt. Sie nimmt ihn entsetzt ihm aus der Hand. Das nicht. O Gott, nur das nicht." Der Schreck lähmt sie. Sie sinkt in einen veimtiui i. Er füllt zu ihren Füßen nieder, er birgt sein großes blondes, stolzes Haupt in ihren choofz und zittert weint. Sie legt die schöne, noch im- mer weiße, weiche Hand auf seine ilini, sie beschwichtigt den Sturm, der ihn durchbebt. Liebkosend streichelt sie das blonde Haar. Sie bebt ihn empor. Sie fetzt sich dicht neben ihn und redet aus ihn ein. Du mußt mir verzeihen, Schnp, ich meinte, es so gut mit Dir ich und er Dein Freund." ..Jawohl cr der mein Geld für leine phantafnfchen Ideen geopfert!" meinte er bitter. Sie schüttelt den Kopf, sie lächelt. Du bist reicher, denn je!" Er starrt sie ungläubig an. Er und ich wir haben ein Eom- plott gegen Dich geschmiedet. Drin Geld trug hohe Zinsen. Nur Tu solltest es nicht wissen. Du solltest Deine Kraite erprobe solltest Dich losreißen von dem Leben, dem T zum Opfer fallen mußtest. Ich wvllle Tich wieder haben sür mich für die Welt. Fort aus der Sphäre des Wein dunstes. Tein :dd bat Viele glücklich gemacht. Tein Freund ist ein reicher Mann, seine Kohlengruben sind die ergiebigste der ganzen ('iegend. Hun derte arbeiten sür Tich und ihn und haben ihr austominlichcs, wenn auch schweres, sehr schweres Brod." Er faßte sich an die Stirn, cr schlingt seinen Arm um sie, er Preßt sie sest an sich. Er sühlt es. sie hat ihn vom Abgruude hinweggerissen nu sieht er ihn, in den cr sich kopsloö hat stürzen wollen. Tem Zrunke hat sie ihn entrissen, in dessen Armen er Be täubung suchte, weil ihm das Große nicht gelang, was er wollte weil et nur ein kleines Talent zu habe glaubte. Tu hast Tich gequält und gearbci tet und gedarbt", spricht er mit leisem Vorwürfe. Mit Tir für Tich. Nun wirst Tu eS schätzen, Tein Geld, nun ruht der Segen der Arbeit daraus nun ist es nicht mehr Tein Verderben. Und nun nun wollen wir eine Fahrt machen in Tiin Kohlenrevier, und D machst Studien und E kizzen und zeigst der Welt, wie schwer die Arbeit der Armen ist." Er folgte ihrem Rathe und nannte sie seinen guten Geist. Nach einem Jahre erregten auf der großen internationalen Ausstellung sein? Skizzen und Studien aus dem Kohlen revier die Bewunderung Aller. Ergreifend, packend, wahr und schlicht schilderte cr. was cr gesehen, die Menschen in ihrer unterirdischen Thüiigkeit. Mitten darin prangte sein erstes, großes, Aussehen machendes Bild Schwarze Tiamanten." Strahlend stand fein Weib vor ihm und sagte: Nun hast Tu es doch er-reicht!" Auf Befehl bfö $tntcr. Ter italienische Sänger Guadagni war ebenso berühmt wegen seines Ta lentes, wie bekannt wegen seines Hoch muthes; ersteres verschaffte ihm große Reichthümer, letzteres zog ihm oft ge waltige Demüthigungen zu. Ter Herzog von Parma, welcher ih gern hatte, prieS einmal sein ausge- zeichnetes Talent vor zwei französischen Kavalieren, welche seinen Hof besuchten. Er forderte Guadagni auf, feinen Ruf vor diesen Herren zu rechtfertigen; der änger aber, welcher die Franzosen wohl nicht leiden mochte, fang ganz er- barmlich, wobei ihm angebliche Heiser- keit als Vorwand diente. Ter Herzog gewährte ihm einen Er- holungSurlaub von sechs Tagen, dann sollte er wieder auftreten, über nichts half er sang noch schlechter als das erste Mal. Ein neuer Aufschub wurde ihm ae- stattet und als er dann in einem Kon- zerte bei Hofe singen sollte, war er nir gends zu finden er war auf die Jagd gegangen. Empört über dicfc Unverschämtheit. ließ der Herzog den Sänger in's Ge sängniß bringen, mit der Weisung, ihm acht Tage lang nichts als Brod und Wasser zu reichen, eine Anord- nnng, die Guadagni durchaus nicht be-hagte. Am neunten Tage wurde ihm i seinem Gefängnisse ein köstliches Mahl ausgetragen, und ein Beamter bcka Befehl, ihm bei der Mahlzeit Gesell- chaft zu leisten. In dem Augen- blicke aber, als der ausgehungerte Ge fangene über die Speisen herfalle wollte, hielt sein Tischgesellschafter ihn zurück. Einen Auqenölick, mein err." prach der Tischgenosse, ich habe stren- gen Befehl, -le nicht eher effen zu lassen, als bis Sie mir etwas vorae- sungcn haben." Ich fingen Wie kann ich singen: ich sterbe ja fast vor Hunger!" Gleichviel, erst nachdem ie gefun- gen, dürfen ie effen. Guadagni fang, und der Beamte wollte sich darauf entfernen. Wie? ie wollen fort? Wollen Sie nur nicht bei ifche Gesellschaft leisten?" fragte der Länger. Nein," entgegnetc jener kaltblütig, ich habe keine Zeit, ich muß heute noch drei Spitzbuben hangen!" Wie? Sie wären " Der Scharfrichter. Ihnen zu die- neu. i-ie wollten nicht auf Befehl des Herzogs singen jetzt haben Sie dem Henker etwas vorsingen müssen." Die milche wurde fchncll bekanns. und Guadagni sah sich genöthigt, die ihm widerfahrene Schande fern von Italien zu verbergen. ?urch die,!?lme. A.: Dein brauner Anzlia da ist aber sehr dauerhaft.. . ." B. : Wieso?" A.: Na, ich habe Tir as Geld geliehen, das Anzug fehlte und wie chon her!" 4 doch Tir lang damals zu dein ist das 3 der Aii5stcUmia. Freund ischnuppcrndf: Hier rieck'ts nach Schinken!" lualer: va, das kommt von ieii:em tillleben her; da ist ein Schinken draus abgemalt!"