Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 27, 1898)
,), Mcfo renuvrter ! limoHüft ui!t Ludwig Tifbl. ficlu-n Sie mit, Herr Cbcrstlieutc iw.'M'." fragte der Miiiiiterialratb '.Ke-Otii'-burvcr den Oberstlieutenant von Mettenbera,, ben u gerade auf der Pro' menabe antraf. Im Oiolbfnen Vö inü" gibt a beute editec- Bockbier mit 'orfnuirlhtKii unb Kraut. Ich bin o,c i.ide noch auf dem Wege zum Bureau, in bort einige Unterschriften zu eile tmini. begleiten Sie mich, in zwei Minuten bin ich fertig,, und bann geben mir gcinriiN'chaillich zu einem (Waschen von diesem herrlichen Gerstensaft." raiim Tit. ganz erzcllent!" antwor tete der Offizier. Aber auch ich muf, t'ch schnell eine wenn auch ganz rninii l, se Affaire ans meinem Bureau im ,!a"erueineitt erledigen. Tie Reftau ration zum (Goldenen Löwen" liegt ja in der Tireftion des Kasernenienls. Villa erledigen Sie schnell Ihr Pensum und erwarten Sie mich dann an der Kaserne. Ich werde dem Posten vor dem asernenthor die Ordre geben, mich rufen, wenn Sie da sind. Also u rivederci. 111011 clVr". Xer Herr Ministerialrath grüßte freundlich lächelnd und verschwand nach rechts, wahrend ftettenberg feinen Weg nach links, nach der aferne fort feste, Bor dem 2 hör derselben schritt stramm die Schildwache auf und ab. Als sie den Cffijier erblickte, eilte sie schnell auf ihren Platz am Schilder haus und prafentirte das Gewehr. .stopf mehr in die Hohe! TaS Ye wehr mehr nach der Nase!" rief ihm der Oberlieutenant zu. Tas war so feine (Gewohnheit, las that er jedes mal, wenn er an dem Posten vorbei kam. Ter Soldat legte mit einem Ruck feine Molf so weit zurück, baß er fast den rothen tragen hinten herabdriickte und schob das Gewehr so dicht an das Besicht heran, daß er sich fast die Nase daran platt gestoßen hätte. Tenn es war ein strammer, gewissenhafter Sol dat, der die .Befehle seiner Borgesetiteii stets aus das Pünktlichste und nnver weigerlich besorgte. So!" sagte ber Oberstlieutenant darauf und nickte be friedigt mit dem Kops. Nun aufge paßt, mein Sohn! Nachher wird ein Herr daherkommen im grauen Zvlin der, Herr Ministerialrath :!egensbur ger. Wenn er nach mir sragt. avcr tiren Sie ihn mir sofort. Haben Sie mich verstanden?" Zu Befehl, Herr Oberstlieutenant!" antwortete der Soldat, und seine Augen blitzten ordentlich vor Diensteifer. Beruhigt begab sich nun Kettenberg auf sein Tienstzimmer, und der Sal dat schaute sich eifrig nach allen Seiten um, ob der Bewußte noch nicht zu sehen fei. Endlich kam ein älterer, würdig ans sehender Herr in granein Zulinder auf die Kaserne zugeschritten. Ter Posten faßte ihn sofort scharf in's Auge. Aha, das ist er." murmelte er vor sich. Fein siebt er aus: aber die Feinen, das sind immer die Schlimmsten." Ter Herr lüftete hoflich seinen Hut und sprach: Ist Herr Oberstlieutenant von Kettenberg noch in der Kaserne?" Genuß!" antwortete der Soldat und blickte den Ministerialrath spöttisch an. Sie sind wohl der Ministerialrath Regcnöburgcr?" Jawohl," erwiderte dieser freund lich lächelnd. Also der Herr Oberst lieutenant hat Sie in Kenntniß ge fest?" Und wie!" sagte der Posten, indem er rasch einen Schritt vorwärts machte, so daß der Herr Ministerialrath schnell zurücktrat, um sich und seine Hühner äugen aus dem Bereich der schweren Kommißstiefel des Kriegsmannes zu retten. Aber vergebens! Plötzlich schlug ihm der Posten seine Hand auf die Schul ter. daß er erschrocken in die Kniee sank, und rief mit Tonnerstiinme:. Sie sind arretirt! Stellen Sie sich sofort ins Schilderhaus und zwar mit dem Ge ficht gegen die Wand. Wenn Sie sich nur im Geringsten rühren, oder wenn Sie gar einen Fluchtversuch nntcrnch mcn, dann mache ich sofort von meiner Waffe Gebrauch." Tabei riß er wirk lich sein Gewehr von der Schulter, pflanzte das Seitengewehr darauf und ruckte mit gefälltem Bajonnct dem armen würdigen Staatsbeamten zu Leibe. Sie sind wohl verrückt!" schrie die scr. Ter Herr Oberstlieutenant ist ja mein guter Freund, und ich soll ihn hier abholen." Tas war aber dem treuen Soldaten, der mit Stolz an seinem Borgesetztcn in die Höhe sah, zu viel. Mensch," sprach er mit einer Stimme, die vor Wuth bebte. Mensch, daß Sie mich verrückt" nennen, will ich Ihnen noch verzeihen, daß Sie aber meinen Herrn Oberstlieutenant Ihren Freund heißen, das verbitte ich mir ganz entschieden. Ter hat andere Freunde als einen sol chcn Kerl wie sie. Ihnen sieht man schon von Weitem an, was Sie sind, trotz Ihrer feinen Kleider. Sie kennt man schon lange. Teshalb hat mir der Herr Oberstlieutenant selbst besohlen, Sie zu arrctiren, wenn Sie kämen. Also vorwärts! Marsch, hinein in's Schilderhaus!" Aber ich " wollte Rcgcnsburgcr noch einmal anfange. Maulhalten!" schrie jedoch der Sol dat. faßte den Ministerialrath am Rock kragen und schob ihn unsanft in's Schilderhaus. Tann pflanzte er sich breit vor letzterem auf und hielt das scharfe Bajonnet gegen den armen Ge fangenen hin, um ihn sofort aufzu spießen, wenn er sich rubrtc. Nach einer Weile öffnete sich das Feinter der nebenan befindlichen Käfer nenwache. und der wachthabende Ilnter o'fiiier streckte feinen Kopf heraus. Sofort rief der Posten: Herr linier ofnzier, ich habe einen Arrestanten. Ter Herr Oberstlieutenant hat mir selbst befohlen, ihn festzunehmen." iut." antwortete der Unteroffizier, werde sofort eine Patrouille heraus schicken, die den Kerl ach der Haupt wache transportirt." Gleich darauf kamen aus dem Käfer nenthor ein befreiter und zwei stramme Soldaten heraus, pflanzten ihre Seiten gewehre auf und stellten sich vor das Schilderhaus. Ter Posten zog den Ministerialrath, der aus Angst vor den blitzenden schar feil Waffen nicht mehr den Mund auf zumachen wagte, an den Rockzipfeln rück wärts aus dein Schilderhaus heraus und übergab ihn der Patrouille. Marsch!" kommandirte nun der Ge freite. Ter Ministerialrath wußte na türlich nicht, daß dieser Beüchl ihm galt und rührte sich nicht. Marsch!" schrie der Gefreite och inals. Marsch! Oder wir gebrauchen Gewalt." O. das ist ja ganz gegen das Gesetz," jammerte Regensburger, nach den Pa ragraphen " Maul halten!" antwortete der Ge freite lakonisch und faßte ihn beim Rock ärmel, um ihn fortzuziehen. Willenlos zog der Herr Ministerial rath nun ab. umgeben von den starren, drohenden Waffen, fort nach der weit entfernten Hauptwache. Ein netter Bocksrühschoppen!" war das Einzige, was er noch vor sich hinmurmelte. Unterdessen hatte Oberstlieutenant von Kettenberg seine Geschäfte auf dem Ticnslzimnier erledigt und zog die Uhr um nach der Zeit zu sehen. Wie, schon eine halbe Stunde bin ich hier, und der Ministerialrath läßt noch nichts von sich hören! murmelte er vor sich hin. Tas ist doch sonderbar." Tann schnallte er seinen Säbel wieder um, setzte die Mütze auf und begab sich wie der hinaus vor die Kaserne. Er schaute sich nach allen Seiten um und begann dann kopfschüttelnd aus und ab zu ge Heu. Ter Posten blickte ihm unver wandt nach. Er hatte den sehnlichsten Wunsch, dem Oberstlieutenant die glück liche Ausführung feines Befehles zu melden und ein Lob dafür zu ernten. Aber von selbst sprechen durfte cr natür lich nicht. Er mußte warten, bis der Borgesetzte ihn anredete. Tiefer sah nach einer Weile wieder nach der Uhr. Wenn er jetzt nicht kommt, gehe ich," brummte cr dann verdrießlich. Jetzt warte ich schon fast eine Stunde. Meine Frau aber wartet nicht mit dem Essen." Tann ging er wieder eine Zeit lang auf und ab. Endlich ward ihm die Sache zu dumm. Wenn der Herr kommt, von dem ich mit Ihnen vorhin sprach," sagte cr zum Posten, so theilen Sie ihm mit, ich könne seine Einladung nicht mehr akzep tiren: ich hätte nach Hause gemußt." Zu Befehl, Herr Oberstlieutenant," war die Antwort. Aber der Herr wird wohl nicht kommen können." Wieso?" fragte der Oberstlieutenant erstaunt. Weil cr schon auf die Hauptwachc verbracht ist." antwortete frcudestrah lend der Posten. Teiln nun kam sicher das erwartete Lob. Aber nein! Sein Borgesetzter sah ihn nur starr an, wie wenn er nicht rcht gehört hatte. Was. Hanptwache? Was soll denn das heißen?" rief Kct tenberg erstaunt. Ich habe ihn sofort arretirt. als er kam, wie der Herr Oberstlieutenant mir befohlen hatte, und eine Patrouille hat ihn dann auf die Hauptwache trans portirt!" lautete die stolze Antwort. Wa.. ..Wie. ..Wo.. ..ich soll so etwas gesagt haben?" Zu Beseht! Arrctiren Sie ihn mir sofort!" sagten der Herr Oberst licutenant." Tie Antwort Kettenbcrgs bcstand nur noch in cincm kräftigen Fluch über sich selbst. So schnell er konnte, eilte er auf die Hanptwache, um seinen Freund zu befnien. Zum Frühschoppen beim Bockbier war aber Beiden die Lust für beute vergangen. Ter Ministerialrath schwur, sich niemals mehr auf näher als einen Kilometer an eine Kaserne heran znbegeben, und der Oberstlieutenant that ein feierliches Gelübde, dem deut schen Sprachverein beizntretcn und nie nials mchr ein Fremdwort zu gebrau chen. Ceifcen der prominenten. Jhst Neu York Boro, Oktober de dritte d. Mts. Jvnings - Staats Nuhspäpcr, akroß die Britsch. Mister Editcr ! Ich will Jhnc emol sage, Mister Edi ter. was der Trowwel is im was des Lewc c Börden macht, des sein Man ners un Steil un Edschukäschen un so Sache. Früher war's viel schöner, espeschelli ant West. Ta Hot mer sei Lewc noch genieße könne, un wer Hot noch was dcrvon gchatt, wann mer Geld gchatt Hot. Hcunzetag is des anncrscht. Ta Hot mer nix wie Zrowwcl. Wann wer hennzetag e Prominenter is, da is mer nix wie e Släf, weil mer immer auf lewe muß zu seiner Prominenz. For Jnstenz früher, da war es eins vun die stolzeste Borrechte vun eine freie Amerikaner, daß mer mit 'in Hut iif'm stopp in einige Platz un bei einige Lent fiieigkgange is und daß mer in Herndsarmle dorch de feinste Straße elegante is. wan incr dernach gefnblt Hot. Awwer beunzetag da schickt sich Tas net un Seimiges is et Steil un was Annas derf mer net thun wegen die Leit. Ich that am Liebste fchnn manchmal sage, die Leit sollte mer all initanaiier uf de Buckel steige, awwer des schickt sich aach fchun wieder net. da thäte Ei'in die annere Praniinente boti lote un mer wär in der Supp. Ta is for Insten; jetz die miferab liche Fa scheu mit dem Ivning-Treß. Tes is jetz Steil hier, daß die Prami eilte am Abend cninilaaü' wie die Kellner im schwarzen Frack. Tes Hot doch ieen Sinn. Wann ich mer mei große Teim,d-Pin vorne in's Hemd steck, da kann schnn cnihan Jeder sehe, daß ich e Pramincnter sein nn daß ich Edschukäschen Heu. Was brauch ich da noch en Frack un e Schörtfront bis enuniiner uf dc Nabel? Tie verwünschte Schorifronts an so cmc Ivnings-Treß-Suit die haß ich wie Einiges. Mer traut sich keen Bier un kccn Wein mehr ze trinke, weil des so zeigt uf der Schörtsront, wann's crnnner tröpelt, un des kann wer doch net helfe. Kann mer? Aivwer des is noch Alles nir gegc die Zäbelinänncrs. wo jetzt Fäfchen fein. Wann wer früher gcwüßt Hot, daß mer am Zisch nct laut rülpse sollt un daß incr sich dic Zahn nct mit dcr Oiaimoclfpitz stochert, da war mer stei lisch genug. Heunzetagc kimmt mer vor lauter Täbclinänncrs nimmer zum Esse. Einiges, was derzu helft, des Este in's Maul ze kriege, des schickt sich net. Mei Eidie is, daß der Mann, wo die heintige ZäbelmannerS inwented Hot, ergend e elendiger trauriger Hnn gerleider war, wo seltner nir ze fresse gehatt Hot un aach Niemand was Orn liches Hot vorsetze könne. Tann die ganz Zäbelmänners die laufe drauf enaus, daß mer hungern muß. Wan mer zu meiner Zeit Jemand eigelade Hot. da Hot mer Schüßlc uf dc Tisch gcsctzt un Stückcr Fleisch, so groß, daß mcr net mit crcr Stang Hot drüwwcr springe könne, nn dann Hot mer ze sei', liebe Gast gesagt: So, jetz frcß bis Tc platzst, oder Tu mußt hungere, bis Te vcrreckscht," un dann Hot wer eigcpitscht und Hot sich's gut schmecke losse und des war Alles. Un wann die Leit net träsi wär, da thäte sie' Heini noch so mache, in stead sich die Appeteit spoile ze lasse bei des ganze Esse dorch Acht zc gewwc, daß die Täbclmänncrs un dic Ruhls nn RegjnläschenS net verletzt wem. Awwer, was will mer mache, Mister Editer? Mer inust mitthun, wann mcr praminent sei will. Enihan is es awwer hart an uns Praininentc, daß mir aach noch Man nerS hawwe solle. Wann cinol c Mäßrnictung vun Pra ininentc eibcrnsc wcrde that so die Purpoß, dic Männers un de Steil un de gottverdoppelte nixnutzigc Edschnkä schcn abzcschwörn, un wieder frie un iesi dc altc Wcg zc lewc, da wär ich glei derbei un thät rner's aach was löschte losse. Tan was geb ich um Expen se? Thun Sie emol die Fielings vun die annere Praminente e Bißle saunde, Mister Editer, un obleitsch. Mit Rigards Z)olirs John Ritsch. Esq. Sie könne schreiwwe, dcr Töne-Quetsch-Hannes un dcr Wcißc-Wcstc-Wilhelm hätten es nach gesagt, un vun dcnc is Jeder sei siwwchunncrttansend Tollers werth. Tic Rache einer Sängerin. Friedrich der Große soll bekanntlich wenig galant gesagt haben: Lieber wollte ich mir von einem Pferde eine Arie Vorsingen lassen, als eine Teutsche in meiner Oper zur Primadonna zu haben." Tie nachher so berühmte Sängerin Schmchling, genannt Mara, sang nur einmal vor dem König, und zwar aus feinen Wunsch vom Blatt, was Friedrich für eine Teutsche für un möglich hielt. Kann Sie vom Blatt singen?" fragte dcr König. Ja, Ew. Majestät." Na, höre Sie mal, das ist schwer!" Mein Bater hat mich darin unterrichtet." co! Getraut Sie sich, alles zu singen, was ich Ihr vor lege? Zu singen und auch auf dem Klavizimbel zu begleiten, Ew. Maje stät." Kopfschüttelnd holte dcr König ans scinem Kabinct die Partitur der Oper Pyramus und Thisbc" von Haffe, lcgtc sie selbst auf das Pult und stellte sich hinter sie. um zu sehen, wie sie diese Aufgabe lösen würde. Tie Mara sah erst Blatt für Blatt durch, um den Text kennen zu lernen. Ter König wurde ungeduldig und sagte: Sicht Sie wohl, Sie muß sich die Noten doch erst vorher ansehen." Nicht der Noten wegen, Ew. Maje stät, sondern dcr Worte wegen, damit ich doch weiß, mit welchem Ausdruck ich zu singen habe." So! Also des wegen? Na. nu fange Sie aber an." Und dic Sängerin fing an! Gleich das Recitativ sang sie mit außcrordcnt lichcr Bravour. als hätten sich ihre Kräfte auf das Toppclte gesteigert. Tabei gab sie den Worten ihr volles Gewicht und erreichte gerade dadurch ihre volle Wirkung, dic dcr König bis dahin am italienischen Gesänge nicht gekannt. Freundlich klopsle er ihr auf die Schulter und sagte einmal über das andere, ja fast nach jeder Phrase: Bravo!" Nun ging es zum Adagio, Tie junge Künstlerin halte Muth ge faßt, suhlte sich ihres Sieges gewiß und mußte, daß gerade der getragene Ton des Adagio ihre eigenihümlickie Kraft war. Aber der Muthwille ging mit dem Triumphe Hand in Hand: sie gedachte der schlechten Meinung, die der Konig vorn deutschen Oietainie ausge fprochen. und fang dic Halste des Adagio so schlecht, so tonlos und mit erzwungener Rauhigkeit, daß der Konig unwillig mit den Händen auf die Schulterlehne klopfte und sich um drehte. Tas hatte dic kleine Here eben gewollt. Berzeihcn, Ew. Majestät, es ist mir etwas in den Hals gekoin inen, darum habe ich so schlecht gesun gen, daß man es sast für das Wiehern eines Pferdes halten mußte. Haben Ew. Majestät die Gnade, ein Ta eapo" zu erlauben." Und ohne dic Erlaubniß weiter abzuwarten, sang sie mit dem ganzen Schmelz ihrer Wunder stimme das Adagio noch einmal, ging dann zum Allegro über, stand mit der letzten Note auf und machte lächelnd eine tiefe Bcrbcugung vor dem Könige. Erfreut sagte dieser: Höre Sie ein mal, Sie taun singen, will Sie in Bcrlin bleiben? Und die Schmehling blieb und wurde Primadonna an dcr italienischen Oper des Königs, der so wenig von den Talenten seiner Landes kinder in Kunst und Poesie hielt. Schaffst und Fürftenkrone. Tie russische Fürstenfamilic dcr Or low feierte im September mit großein Gepränge durch Einberufung eines Familientages ihr 2()0jähriges Adels jubilämn. Allerdings dürfte sie wohl bei diesem Feste weniger Werth darauf legen, daß die näheren Umstände in die breite Oeffentlichkcit gelangen, unter denen ihr Urahne im Jahrc WM zuerst mit dcr Kronc in nähere Bcrüh rung kam. Es geschah nämlich nach weislich am Fußc dcS Richtblockes, deren der erbarmungslose Peter der Große damals etwa hundert hatte, auf stellen lassen, um die widerspänstigen Strelitzen fii masso durch Hcnkcrhand ins JcnscitS zu crpediren. Ein russi scher Geschichtsschreiber erzählt den Hergang so : Kaiser Peter I. war Uü'8 eben in Begriff, die Reise welche er zu seiner Ausbildung unternommen hatte, bis Italien auszudehnen, als er dic Kunde von einer neuen Empörung der Strelitzen erhielt. Mit ungestümer Eile kehrte er heim, und cs erfolgte obwohl dcr Aufstand bereits gedämpft worden war ein schreckliches Gericht. 10 Strelitzen wurden gehenkt, doppelt so viel geköpft, die Uebrigen nach Sibi rten verbannt und das ganze Eorps aufgelöst. Bei einer der Hinrichtun gen. welcher Peter I. beiwohnte, erregte ein Strclitzc seine Aufmerksamkeit. Er war ein Mann von schöner, athlcti scher Gestalt, von finsteren, trotzigen Ingen. Als an ihn dic Rcihc kam, lag dcr todte Körpcr seines Bormannes noch im Wege. Mit dein Fuße stieß er den Leichnam fort und rief : Platz da!" Schon faßte ihn der Henker als Pe tcr I., der kein Auge von dem Strc litzcn gcwandt hatte, mit gewaltiger Stimme ein Halt!" hören ließ. Ich sehe." sagte dcr Ezar zu dcm erstaunten Strclitzcn, daß Tu zu ster ben weißt: ich will einmal versuchen, ob Tu auch zu leben vcrstchst !" Ticscr Strclitzc hieß Iwan, und seine Kameraden hatten ihm, feines kühnen Wesens halber, den Beinamen Orl" (der Adler) gegeben, aus dein später der Name Orlow" wurde. Iwan, in die kaiserliche Garde Peters aufgenommen, zeichnete sich durch An stclligkcit und Diensteifer aus und vaneirtc bald zum Offizicr. Sein Sohn Gregor brachte cs zum Gcncralmajor und starb als Gouvcr ncnr von Nowgorod. Er hintcrließ fünf Söhne, von welchen Gregor und Alcrei bei der Thronbesteigung Katha rinas II. und während ihrer Regie rang eine so bedeutende Rolle spielten. Katharina erhob die Orlows in den Fürstcnstand uad überhäufte sie mit Ehren aller Art. Kaiser Joseph II. ernannte Gregor zum deutschen Reichs fürsten. und der schöne Günstling der Kaiserin würde mit ihrer Liebe auch ihre Hand erhalten haben, wenn er die Gebieterin nicht so ost durch seine Rück fichtslosigkcitcil verletzt hätte. Tie Familie Orlow in allen ihren Zwcigcn blicb auch unter der Regierung Pauls und Alexanders in wichtigen Stcllungcn, und Alexci Orlow, 1787 gcboren, zeigte bei dem Ausstände dcr Gardcn in Petersburg, (1825) eine so große Kaltblütigkeit und Kühnheit, daß cr wesentlich zur Niederwerfung dcssclbcn beitrug. Kaiscr Nikolaus vcrgaß dics nie und schenkte dem Gra fen Orlow sein volles Vertrauen. Or low begleitete ihn auf allen seinen Reisen und war der einzige Mann am Hofe des stolzen Ezaren, der zu seinem Gebieter in dem Tone des Freundes sprechen dnrftc. Gras Alexci Orlow ward 18.',i) von Kaiser Alexander II. in den Fürstcnstand crhobcn. Tresflrte Iagdbente. Aus Bukarest wird folgendes amü sänke Jagdabenteuer berichtet : Ter Kronprinz von Rumänien hatte auf seiner jüngsten Reise in den Tistrilten Argesch und Baleea den Wunsch anSgc- fprochen, in den dortigcn herrlichen Karpathenwalderii zu jagen. Tcr an wesende Pratett beeilte sich, die Borbe reitungen zu einer für den nächsten Tag angesagten improvifiiten Jagd zu tret fen. Tas Jagdglück war den. Krön Prinzen insofern sehr gunstig, als er sich bald nach Beginn der Jagd zwei ausgewachsenen Baren gegenüber sah. Ter Prinz gab Feuer. Einer der Baren stürzte in's Herz getrosten, todt ziifamineiit, wahrend der zweite fein Heil in der Flucht suchte. Tie her beieüeiibefl Jagdgenossen priesen das Glück des hohen Schützen, und schon war man dabei, eine Bahre herzustel len, aus welcher der erlegte Bär im Triumphe in's Torf gebracht werden sollte, als der Kronprinz auf die Nase seines Opfers aufmerksam machte, die allem Anscheine ach bis aus die letzten Tage dc Ring eines Tanzbären ge tragen hatte. Tcr herbeigerufene Prä fett gestand denn auch nach einigem Zögern ein, daß er, um dem K ronprin zen das Bcrgnügcn einer Bärenjagd zu machen, cincin Zigeuner zwei zahme und zum Tanzen abgerichtete Bären abgelaust und kurz vor Beginn der Jagd im Walde ausgesetzt hatte. Ob gleich der Kronprinz über dieses Ent gegenkommen des Präfelten nicht sehr erfreut war, machte cr doch gute Miene zum bösen Spiel und lachte über sein eigenartiges Bärenabcnteuer ebenso wie über dic zerknirschte Armesündermiene des unglücklichen Jagdarrangeurs. Älpenmoos" als Heilmittel. Einem Privatgelehrten F. in Berlin, dcr zu dcr Kunst dcr Aerzte das Ber trauen verloren hatte, war gerathen worden, sich von einem Grazcr Heil künstler Alpenmoos kommen zu lassen, dessen Hcilkrast gepriesen wurde. Ter Leidende licß sich cwa 8 Sendungen von etwa 20 Gulden die Sendung kom inen und nahm gewissenhaft die damit bereiteten Bäder. Als nach längerer Zeit auch nicht dic gcringstc Heilung eintrat, drohte er dem Naturarzt" mit einer Anzeige. Hierauf erhielt er fol gcndc liebenswürdige Antwort : Ihnen hat das Moos nicht geholfen, mir ja! Seit langer Zeit bereitete es mir uuge heure Schmerzen, daß das für das Le ben Nothwendigste mir mehr und mehr abging. Ich kam daher auf den Ge danken, mich nach Mitmenschen Hinzu" sehen, die Ueberfluß an Lebenskräften besitzen. Zu diesen gehören auch Sie. Auf Ihren Wunsch trat ich mit Ihnen in ei Tauschgeschäft. Ich sandte Jh neu das Moos meiner Berge und ie mir das Moos Ihres Geldbeutels. Wenn Sie mit dem gelieferten Moose, welches Sie in gleicher Güte auch ans dem Berliner Markte haben können, im Herbste die Fenstcrritzen gehörig ver stopfen, werden Sie sicherlich weniger Zug und Schmerzen empfinden. Ebenso hat auch Ihr Moos" mir Linderung gebracht, denn es hat dazu geholfen, daß ich dem weiteren Reißen meines Geldbeutels Einhalt gebictcn konnte. Uebrigens bin ich, wenn diese Zeilen Sie erreichen, langst selbst ausgeknif fen. Trum Servus!" Glückliche Dcrciniijimg. Heiratsvermittler: Ich habe da ein Mädchen ans der Schweiz, die ist sehr reich, und eine andere aus Sachsen, die ist sehr schön." Hcirathskandidat: Haben Sie nicht eine aus der s ä ch s i s ch e n S ch w c i z?" Das genügt. Kom mcrzicnrath (Millionär): Sic haltcn um dic Hand incincr Jüngsten an? Hm, hm, Sic sind Künstler; ha den Sie schon cincn Ruf?" Künstlcr: Wenn Sic mir Jhrc Tochtcr zur Frau geben, werde ich dessen gar nicht bedürfen. Gwßmüthig. Ehef szu dein stellcnsnchenden Eoin uns): Gehalt gcbc ich Ihnen nicht; nur freie Station!" Eoininis: Und Weihnachten?" Ehef: Ta können Sie mir schenken was Sic wollcn!" Abgelehnt. Tickcr Hcrr: Sic würden mich glück lich machen, wenn Tie mir ein Plätz chen in Ihrem Herzen einräumen wür den !" Fräulein: Ncc, dat jcht ich, Tie sin mir fir det klenc Herz viel zu korpu lent !" Summarisch. Unteroffizier: Tas merkt euch, dcr Soldat muß uff Proprctc. trcu zur Fahne, sowie Schritt und Maul hal tcn! Verstanden?" Aulwr im Gebirge. Tcr Nazi hat von cincm Somincrgast ein altes Fahrrad gcschcnkt bckoiinncn, auf dcm er auch fleißig umhcrgcradclt. Nculich trifft ihn dcr Somincrgast wic dcr. abcr zu Fuß und mit einem Sack ans der Schulter. Na Nazi, wo kommst Tu dcnn hcr?" Born Raufcn." Und was hast Tu da im Sack?" Tic Stücke vorn Fahrrad !" ratcrstolz. Erster Bettler: Bettelst Tu nicht mehr mit Teinem Jungen zusammen?" Zweiter Bettler: Ne, der ist jetzt selbstständig geworden, der bettelt für sich ollccne." m .f., II. Erstes Aadel: ..Mietze, vertrag' Tich man wieder mit Teinem Willein!" Zweites Madel: Nee, der ist mir zu tief gefallen, erst hab' ich ihn im Herzen getragen und nun liegt er mir im Magen." llVlchc Freude, Sonntagsjäger (zu einem Treiber, den er angeschossen): Wie heißen Sie?" Treiber: Kern." Sonntagsjäger (freudig): Ah, da hab' ich ja 'n Kernschuß gethan!" j'cmrs Gescheit. Tienslinädchen: Tas Buch gefallt der Madam auch nicht, das kennt sie schon!" Buchhändler: Tas Geld kann ich nicht mehr zurückzahlen, also Sie muffen schon etwas anderes kaufen." Tieiistmädchen : Ja, dann soll ich für das Geld Briefmarken bringen." IHofrem. Tienrr: Herr Baron, Ihre Braut ließ nach Ihnen fragen!" Baron: Welche?" verwarnt. Junge Hausfrau: Wo nur mein Mann bleibt, es ist schon halb 2 Uhr und sonst ist er doch schon immer um eins zu Hause." Köchin: Ich habe inir's gleich ge dacht, Sie hätten nicht sagen sollen, das; Sie heute selbst kochen wollen." Am l?honogniph, Frau Kulicke: Nee, wat doch die Menschen alles erfinden wenn wir so 'n Ting zu Hause hätten, könnte man also den anderen Tag noch hören, wat ick an den eencii alles gesprochen habe?" HerrKnücke: Na,' Alte, wo sollte bet alles auf die Walze druff!" !Zetwchtnng. , Merkwürdig, im Tuuleln finden sich die Lippen zweier Bcrlicbten viel leichter als im Hellen." Ei Schkubcrg. Tieiistmädchen : Sic sagen doch nichts davon, daß ich die Schüssel zer brechen habe, Max?" Tiener: Hm, da müssen Sie mir aber halt einen Schweigekuß geben!" Unter Freundinnen. Ter Baron ist sehr galant gegen junge Tarnen; besonders gegen mich war cr gestern wieder sehr aufmerksam. Er scheint mich doch sehr hoch zu schätzen." Aus sünfiinddreißig Jahre etwa, wie er mir neulich im Vertrauen mit-theilte." Die Unschuld vom iaubt. Madame: Aber Marie, warum halten Sic dcnn dic Weckeruhr an?" Tieiistmädchen: Ach, Madame, das dämliche Ting macht ja morgens immer solchen Radau, gerade, wenn ich im besten Schlaf liege." scheinbarer lvidersxnich. Gymnasialprofessor: Wenn Sie sich weiter so gehen lassen, Müller, bleiben Sie sitzen wollen Sie fortkommen, müssen Sic mehr Sitzfleisch zeigen!" Nicht übel. Ein Isländer, dcr sich mit seiner Frau zankte, geriet!) Über den Wunsch feiner Frau, er möge todt sein, so in Wuth, daß er ausrief: Freilich, du mochtest Wittwe sein ; aber fo lange ich lebe, werde ich dafür sorgen, daß du es nicht wirst !" Tas Wahrzeichen Schottland's ist bc kanntlich die Tistcl; ein besonders schönes Ercmplar einer solchen wurde dem Vorsitzenden irgend eines schot tischen Elubs überreicht, als dieser eine Sitzung abhielt. Tic Tistcl lag noch aus dcm Zischc. als ein Witzbold zu sallig eintrat und sich sofort mit den Worten zurückzog: Berzeihung! Ich wußte nicht, daß die Herren noch beim Frühstück wären." Ans der schule. Tcr Lehrer erklärt das Sprichwort: Tas gebrannte Kind fürchtet das Feuer". Zum Schlüsse fordert er die Schüler auf. cincn ähnlichen Satz zu bilden. Nach einer langen stummen Pause incldct sich Karl. Lehrer: ..Nun?" Karl (freudig): Tas gewaschene Kind fürchtet das Wasser." Vnkcls Studien. Onkel: Na, Karlchcn, wo habe ich studiri? In Würz in Würz ?" Karlchcn: In Wirthshäusern." Ans der Instniktimisstnildc. Ofsizicr: Nennen Sie wir ein Bei spiel, wo dcr Soldat auch in Fricdcns Zeiten sich ninthig zeigen kann." Rekrut: Wenn er sich beschwert." Dic Kehrseite der Medaille. Zum Regisseur Stawinski, kam einst der ihm befreundete, später so berühmt gewordene Schauspieler Töring und sagte zu ihm: TenkeTir, meine Braut hat keine Ahnung vom Klavierspielen." Ta solltest Tu Tich freuen, lieber Töring! Und Tu machst ein so trüb seliges Gx'sicht?" Ja. weißt." entgegnete Töring, das Schlimmste ist eben, daß sie' trotzdem thut !"