Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 08, 1898, Image 11

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    Ein 2eman am Fenster.
Z'.ut vs'A X . ioSn-s.
Kam ich dc? 9Iachi5 heim, sah ich
sehr oft, baß ein vnfter de? gegenüber
liegenden HauseZ, daZ durch einen Hei
nett harten von dem meinen getrennt
war, erleuchtet war. Manchmal stand
da gcnster sogar C'ien, und der Tchzt
ten einer biegsamen Gestalt, die einein
Mädchen oder einer jungen grau enge
hören mußte, huschte vorüber.
TaZ Licht wurde regelmäßig um 2
Uhr angezündet und um 3 Uhr wieder
ausgelöscht. Anfang glaubte ich, daß
die junge Lame erft um dieie Stunde
ihr Lager aufsuchte, und ich hielt sie für
eine Nachtschwürmerin. Bald bemerkte
ich aber, daß sie sich schon vor Mitter
nacht zur Ruhe begab, sich aber um 2
, Uhr wieder erhob und sich schon nach
einer Stunde niederlegte. Ta? war
eine seltsame Gewohnheit, deren Reiz ich
aber nachempfinden konnte. l'lan ge
nicht um so lebhafter daS wunderbar
Mystische der Nacht, wenn der Echlum
mer auf kurze Zeit unterbrochen wird.
Tie Stille ist um so köstlicher, die
düsteren Schatten der Bäume find um
so gehkimmszvoller.
In einer Aprilnacht war eS. al? die
Unbekannte träumerisch zum Halbmond
empoischaute. Ehrerbietig grüßte ich
sie. indem ich den Hut zog. und sie
dankte mit einer Verbeugung. Mein
Herz erzitterte. WaS für ein lieblich:?
(cftchtchen schien da unter den verhül
lendcn Spitzen eineS Kopftuches der
borgen zu sein! Diese weiche, schlanke
Gestalt! Von nun an grüßte ich jede
Nacht, und jede Nacht machte mir die
holde Unbekannte jene liebenswürdige
Verbeugung, die an die langsamen,
feierlichen, rhythmischen Verbeugungen
im alten Minuett erinnerten.
Mein Herz war damals frei. Meine
nächtliche Freundin zog darin ein. Mit
jedem Abend wurde sie mir theurer.
Ueber den blühenden JaSmin, Über die
ESpenzweige und die kleinen, rothen
Büsche hinweg verständigten wir unS
durch Zeichen. Ein alter Onkel hatte
mich einst in die Elemente einer Zeichen
spräche eingeweidt. Welch' ein Wunder,
welch' ein glücklicher Zufall ! Meine An
gedetete kannte sie auch und beherrschte
sii hfti'r als ick. Sie forderte von
mir die strengste Verschwiegenheit und
das Versprechen, nicyl zu ergrunoen
und zu erforschen, wer sie sei, bis zu
dem Buoendlil da sie selbst da? Ge
hcimniß lüften wollte. Ich beschwor
mit meinen heiligsten Eiden, ihre
Wünsche zu achten. Immer freund
schaftlicher gestalteten sich unsere Be
lietmnaen. Nur oam allmählich de
nnnn ft?. meine deike Liebe zu erwidern:
anfangs war sie schüchtern, dann wurde
sie ledhaper. bis fie mir in einer &ep
tembernacht ihr volles Herz gab auf
fünfundfiebzig Schritt Entfernung !
T.rr fteist veraina. dann der Winter.
und noch immer spann sich unser Idyll
in der gleichen Weise fort. Vergebens
bat und ttebte icb um eme Zusammen
kunft. Umsonst! Immer wieder und
wieder versteckte sie sich hinter einem m
Itibdc. von dem sie sich erst später de
freien dürfte. Der Frühling kam. und
ich befand mich in einem Zustande der
Raserei. ?Sc& maaerte ab. ich wurde
kl'ick. nickt? interesstrte mich mehr,
Ich dachte nichts mehr und erwartete
beständig sehnsüchtigst die Nachtftunde,
in welcher der Schatten jener biegsamen
Gestalt mit dem von Spitzen einge
rahmten Gesichtchen mir erschien. Und
eine sckmerülicke Stunde war eS. eine
Stunde verzweifelter, vergeblicher Bit
ten. eine Stunde der entsetzlichsten, quä
lenden Leidenschaft !
Eine Nacht brach an, in der ich daS
fliifit nickt mebr iab: eine Zweite folgte
Nnn Sckreck ergriffen, verharrte ich
zwei Tage an meinem Fenster. Ich
konnte weder schlafen noch efsen.
7!ns?k Abnunaen beglichen mich.
Am Morgen deS dritten TageS empfing
ich einen Brief, welcher oie AUfforoerung
enthielt, mich zu einem mir unbekann
ten RechtZanwalt zu begeben. Da mir
mein Instinkt eingab, daß ich dort un
bedingt etwas über meine Freundin er
f.inren würde, eilte ick sofort zu ihm.
Chile Einleitung erklärte er mir. deß
ich der UniversaLErbe deS in der vor
lebten Nackt verstorbenen FräuleinS V
toistr. Sie besaß keine Familie und
hatte mir ihr ganze Vermögen ver
macht.
Wie mir der RechtZanwalt erklärte,
war eS in guten Papieren und Hypo
theken sicher angelegt und belief sich un
nfflfir ns die Summe von achtziatau
send Mark. DaS Testament war. wie
mir der Mann deS Gesetzes mittheilte.
juridisch unanfechtbar.
Lächelnd betrachtete er mich und
sprach mir seinen Glückwunsch auS.
Hier ist auch noch ein Briefchen.
mein Herr, das ich beauftragt bin,
Ihnen zu überreichen." sagte er.
Haftig ergriff ich den Brief. Ich
werde ein andere? Mal kommen. Herr
RechtZanwalt, um noch verschiedene
Einzelheiten mit Ihnen zu besprechen."
stammelte ich und eilte davon.
Ich konnte kaum auf meinen Füen
stehen. Mein Herz war gebrochen. Ich
trat in daS nächste Cafe und schlüpfte
in einen Winkel, um daS hinterlassene
Schreiben meiner Freundin zu lesen. ,
Der Brief war kurz und lautete:
. Verzeihen Sie einem armen, alten
Mädchen, da? Ihnen daS einzige wahre
Glück feine? Leben? verdankte. Häßlich
nd stolz war ich und habe nie einen
Mann meines Preise? der sogenann
ten guten Gesellschaft lieben können.
Die Heuchelei der Männer, ihre Reh
heit, ihr ganze! Auftreten gieß mich ad.
Eo war ich 05 Jahre alt geworden,
mein Herz war von Zärtlichkeit erfüllt,
und nicht ein einzige? Mal hatte ich die
himmliiche Freude gekostet, einen
Menschen lieben zu dürfen. Sie haben
mir dieses unfaßbare Glück gegeben.
Durch Sie allein habe ich erst gelebt.
Fast ein Jahr lang schwelgte meine
Seele in Entzücken. Jetzt bin ich glück
lich. Nun habe ich gelebt, und der Zod
mag kommen; denn in meiner Sterbe
stunde erhebt mich die Hostnung. daß
Sie Ihrer armen .Freundin vom Fen
fter" ein mittleidvolle? Erinnern be
wahren."
Ich weiß nicht, wie Andere die Sache
aufgefaßt hätten, aber ich saß wohl eine
halbe Stunde tlkf erschüttert m der Ecke
deS EafeZ. Und seltsam ! Die Erinne
ng an meine romantische Liede büßt
nicht; von ihrer Frische ein. Sie füllt
mich oft mit ihrem ganzen Zauber.
Sobald ich mich an S Fenster setze, er
faßt mich eine sanfte, zärtliche Etim
mung, und ich sehe dann die biegsame
Silhouette vor mir. Der Zauber der
Phantasie zieht mich in seinen Bann
kreiZ. jener unbeschreibliche Zauber, für
den es sein Alter giebt.
Eingegangen.
Auf der neu eröffneten Bahnstrecke
in einer bisher verkehrsarmen Wald
Gegend fuhr der Morgenzug eben an
dem Bahnwärterhäuschen No. 85 vor
über. Der Streckenwärter schien hier
von ganz überrascht worden zu sein,
denn er stand nicht stramm, wie ein
Wachtposten, auf dem Platze, fondern
bewegte sich, die zusammengerollte
Signalflagge unter'm Arm und die
qualmende Pfeife im Munde, langsam
von der Hausthür weg dem nahen Rat
toffel Acker zu. Der Lokomtivführer
ließ einen WarnungSpsiff ertönen und
zugleich machte er eine drohende Armbe
wegung, welche jedoch, wie eS schien,
nicht verstanden wurde; der gemüthliche
Wärter erwiderte mit einer grüßenden
Handschwenkung.
Nachdem der Zug in der nächsten
Station eingetroffen war, erstattete der
Lokomotivsührer Meldung von dem
eigenthümlichen Verhalten deS Strecken
Wärter?, und auf Anordnung de?
StationS Chef? begab sich der Bahn
meifter sofort per Draisine zu dem
Posten No. 85. Auf einer Bank vor
dem HüuSchen faß ein alte? Bauerlein
mit der dampsenden Pfeife im Munde
sonst war Niemand zu sehen. Wo
ist No. 85?" herrschte er den friedlich
Dasitzenden an. Dieser nickte freund
lich mit dem Kopfe und erwiderte:
Bist scho' recht da fan mir Hau?
No. 85 !"
Wo der Wärter No. 85 ist. möcht'
ich wissen," forschte der Beamte weiter,
und la? au? seiner Brieftasche herau?:
der Kaspar Hiendlbeck !"
..Ja der" berichtete der Befragte.
den siehst T' nimmer, der i? scho' vor
drei Tüg furt. ES iS in d' Stadt 'nei'
und machNdie Sach' wegen dem HäuSl
in Richtigkeit, hat er g'fagt und nachher
geht er rn 8 Amerika eine, zum Gold
außergraben hat er g'fagt !"
Der Bahnmeister schluckte seine Ueber
raschung hinunter, dann fragte er in
gereiztem Tone: Der Bahnwärter
durchgebrannt? Wie kommst denn nach
her Tu da her und in daS Hau?? Hat
er Dir den Posten üdergeden k"
..Freili'". sagt der brave Mann.
jetzt g'hört AUeS mei'; und i wär' so
weit ganz z'fried'n. Ta Kaspar war
nämli' a' Lump und iS mir schon vor
seiner Anftelling sünfzig Mark'ln schul
big g'wesen. Wie i' eahm mit'n G'richt
'droht hab . hat er ft a' wen lg b'sunna,
nachha bat er 'sagt: Daß D' siehst.
Guggenbauer. daß i' an ehrlich Mensch
bin. mach' v Dir an Vorschlag. Tu
bist eh im Austrag und da wär' döS a'
schöne G'leg'nheit für Di Du kaufst
mir böS HüuSl ab; e? iS für Ti' und
Tei' Alte a'rad wia 'macht a' bis! a'
Grund iS auch dabei und i' gib Dir'S
billig, weil der EifenbahnphyfikuS einen
Auttrsg d'rauf hat so oft a' gug
vorbei fahrt, muß ma' nämlich außa
gkh'nl"
mern an, er rief seine öhegesponstin
herbei und eS gab ein furchtbares
vamenio. nviiq ermannie er r.qj ur.a
fragte den Zerstörer seine Glück'S:
.da mei' Geld kriag' i' do' wiedak"
Da mußt du den Kas?ar srazen,"
erwiderte der Bahnmeister. a'.kg
biZ Nachmittag !'
Dann ging er fort.
Wortlos sah sich daS geprellte Paar
an. Da saufte ein Zug vorüber; der
Führer gab ein Signal der Dampf
pfeife. Ingrimmig ballte der Gugzen
bauer die Faust und rief der dahin
eilenden Lokomotive nach: O du
Deif'lZz'sellschaft i' hab' g'moant.
wia schön i'S verrath' hab' und jetzt
pfeifen f' mir waS !"
erzählenden Bauern wie ein Wundev
thier an. No ja." fuhr dieser fort,
da hab' i' mir denkt, auf die Weis'
kommst am besten zu dein Geld, hab'
eahm no' 300 Mark'l nauszahlt, er hat
mir'? schriftlich geb'n. und so bin i' zu
dem Sacherl kemma !"
Der Bahnmeister schlug die Hände
über dem Kopse zusammen und rief
au?: Herrgott im Himmel, ist'? mög
lich. daß ein Mensch so vernagelt sein
kann I Der Gauner hat Dich schön
angeschmiert. So wenig Du den
Pfarrhof verkaufen kannst, ebenso
wenig hat der Kaspar diese? Dienftge
bäude veräußern können. Tu mußt
augenblicklich das Haus räumen; was
sonst noch nachkommt, daS wird sich
zeigen !"
WaS?" schrie der Bauer wüthend,
,,i' hab' mei' G'schrift döS HSuZl
g'hört jetzt mir i' laß'S auf an' Prozeß
ankomma !"
Da wird kurzer Prozeß gemacht."
erwiderte der Bahnmeister wenn
bis heut' Nachmittag da? Hau? nicht
geräumt ist, kommt der Gendarmerie
kommandant und besorgt da? Weitere!"
Nun sing der Guggenbauer zu jam
Vine historische 5krfkig,.'
Bo Wikman.
Peter Schulte war noch in späten
Jahren ein schöner Mann. Schlank
gewachsen, stand er seine sechs Fuß
rheinisch Maß hoch in den Stieseln, und
kam sich besonder? dann wichtig vor,
wenn er bei dem alljährlich wiederkeh
renden Schützenfeste in der glänzenden
Uniform eines Feldwedel erscheinen
konnte.
Tret Feldzüge hatte er mitgemacht.
aber da? war e? nicht, worauf er sich
etwa? zugute that. daS war eine wich
tige, bedeutendere Sache.
Wenn bei kameradschaftlichen Zusam
menkünften viel vom Kriege, vom Ma
nöder oder vom Garnisonleben erzählt
wurde Peter sagte nichts, lächelte
nur lächelte sehr überlegen. Und
er datte dazu alle llr aaze. nun es
aber einmal in unserer plattdeutschen
Gemeinschaft: Peter, Tu düS jo von
Dag rein ftille?" dann zog er die Schul
tern hoch: Na dat het sinen Grund.
Eck Herr ja finer Tid mit en hogen
Herrn to dauhn, un von so wat fchnakt
ma nit alle Tag !"
Jo, Peter, do heft Tu nu Recht,
oder ide jungen KirlZ het dat noch
nit Hort eck betohle eenen mitten
Ollen, un nu lot Ti nit lange nödi
gen."
Dann ging Peter in'S Zeug.
Jei mittet doch, wat eck in minen
jungen Jahren för ein Kärl was.
Erste Cumpnnie bi Lehrbatalljon PotS
dam det well wat heiten. Na, da
kreg eck eene? TageS Mache im Schlotte,
bi unserm Fritz, bim Kronprinzen.
Te Unterossizier weeS mi dat ganS genau
an, du wid a? eck to gohn harr, un eck
füllt abfolutemang nit äwer minen
Postenbereck ruter gohn.
Süh, nu goh ick dann immer so hen
un her op un dal. Da hör eck op
eenmal ümmeS de Treppe ropper kum
men, un hei was et? Hei hei selb,
unse Fritz, de Kronprinz.
Jea stallte ml faste in Positur, un
ftonn do. aS een Boom. Hei stallte seck
för meck hm. un kek ml recht fründ
leg an.
Wie heißest Du. mein Sohn?"
Sgulte", sagte eck, Peter Sgulte,
Königliche Hoheit."
Du bist wohl Westfale, Peter?"
frög he Widder.
Zu Befehl. Königliche Hoheit, ich
bin ein WaSfülingerr
Tie mag ich leiden. Peter. und
Du bist ein forscher Kerl ! Wohl zum
ersten Male auf diesem Posten bist
doch genau mstrunt s"
Gan? genau, Königliche Hoheit.
gan? genau!"
Ta lachte hei mit dem gansen Ge
sichte, winken mi, un sagte: Schön,
Peter, folge mir."
Nu smet eck mi oder m der Boft, un
spazerte ächte em her en gansen
Strichen över min Postenbereck fort.
To blev hei mit eenmal ftahn, drehte
seck üm un sagte: Peter, Peter, Tu
bist doch einEsel!" und snack heig he mi
eene an de Snute ravver, dat eck denke,
Ostern un Pingften föll op eenen Tag!
Junge?, de sat! Tet wa? ne safte!
Do sah eck minen Bummel in. En
Zoldat fall genau nach der JnftruckS
jon gohn, un wenn em füS eener wat
legst.
Nu pack he in de Tasche und Halde do
eenen fungelnagelniggen prüseschen Do
ler ruter un sagte: Gute Nacht. Peter,
immer genau nach der Instruktion
leg den Thale auf die Stelle, wenn'?
weh thut!"
Dann öffnete Peter Wefte und Hemd
Ein solcher Erzgauner!" unterbrach l uno 'imie aus e nein ininen eoer
ibn d Bobnmeitter und ickaute denl Mchen einen funkelnagelneuen puß,
------ 7 . . . ' ' f sri
fchen Thaler, den er feit jener Zeit
trug.
Ja, Kinder", sagte er dann, und
wischte sich mit dem Handrücken die
Augen, det was ne Ohrflege, det was
eene! Eck sin süZ keen Fründ von Ohr
siegen, und nähm keine för twee Doler
wer van Fritz dat e? wat Anner?.
do könnt Jt nit an tippen !" Und er
steckte feinen Thaler ein, trank seinen
mitten Ollen und verschwand.
Theridan's Ritt. .
Ueber den berühmten Ritt deS General
Sheridan im Bürgerkriege, erzählt Herr
M. A. Andrews aus Bangor in Maine,
der damals der Kapelle de? 12. Maine
JnfanterieRegimentS angehörte, Fol
gendeS :
An jenem Tage." so berichtet Herr
Andrews, lagen da? 8., 9. und 6.
Armee-CorpS bei Cedar Creek hinter den
Verhauen nach dem SiegeSzug durch
daS Shenandoah'Thal.
EZ war zu früher Morgenstunde
und es herrschte ein fast undurchoring
licher Nebel, als plötzlich die drei Armee
Corps durch ein Vorpoftengefecht aus
dem Schlafe gestört wurden.
.Wir vermutheten sofort, daß sich eine
kleine Truppe der R.'bellen bei Nacht
und Nebel an unsere linke Flanke her
angeschlichen hebe, aber wie groß die
Gefahr war. in der wir un? befanden,
ahnten wir nicht. Tie '.Hebellen hatten
da? 8. Regiment in großer Stärke n
gegrinen und sie trieben unsere Man
nen. von denen die meisten nur halb de
kleidet waren, vor sich her.
.Nun erst erkannten wir die Gefahr
voll und ganz, denn eine Batterie der
Rebellen und deren Infanterie kam ge
rade auf unZ zu und wir hatten noch
keinen Befehl zum Vorgehen.
.Schließlich gab uns unser Brigade
Commandeur den Befehl, die Rebellen
Infanterie anzugreifen und wir gingen
vor. weßhalb weiß ich heute noch nicht,
denn unsere kleine, dünne Linie zerstob
vor dem anstürmenden Feinde, dem wir
nur schwachen Widerstand entgegensetzen
konnten. I
Und wir gaben Fersengeld. ES war
ein veritadle? Wettlaufen, als wäre für
den. der am ersten hinten anlangte, ein
großer Preis ausgesetzt.
.To s. Armee v orpS war an unserer
rechten Flanke, aber feine Mittelcolonne
befand sich in voller Flucht.
..Ich selbst war, wie don Furien ge
peitscht, geflohen und befand mich plötz
lich einsam in einem dichten Gehölz,
noch dazu in einer mir völlig fremden
Gegend.
AIS ich mich am späten Nachmittage
aus dem Dickicht hervorwagte, sah ich
vor mir die Verhaue, von welchen auS
wir am Morgen so schnell ReißauS ge
nommen und bei ihnen starke Truppen
abtheüungen. ES war mein eigenes
Regiment, da? dort Aufstellung genom
men.
Aber noch immer wurden wir von
den Rebellen hart bedrängt.
Ta plötzlich sprengte der Reiter
general Sheridan heran ; er kam von
Winchifter.
Auf seinem freurigen Araber jagte
er zur Front, und al? er so durch die
Reihen stürmte, fluchte er, hochaufge
richtet in den Steigbügeln stehend, wie
ein Türke und mir schien eZ, als ob feine
Augen Feuer sprühten.
Vorwärts, vorwärts JungenS!"
donnerte er. vorwärts, sie dürfen uns
nicht zurücktreiben. Auf. mir nach, und
heute Abend werdet Ihr wieder an
Euerm alten Wachtfeuer schlafen."
Und wir schliefen dort. General
Sheridan hatte Recht gehabt. Sein
unerschütterlicher Muth, fein Fluchen
und Wettern war die richtige Medizin
für unZ ReißauZnehmer gewesen. Wir
waren ihm blindlings und zum Siege
gefolgt.
TaS war Sheridan'S berühmter Ritt
von Winchester nach Cedar Creek."
Zchön schwarz.
In der bekannten Zeitschrift Har
per? Monthly" wird folgendes hübsche
Geschichtchen erzählt: Ein Amerikaner
bringt zwei Monate in Wien zu und
findet mit der Zeichensprache sein guteS
Auskommen. Er kann fließend Eng
lisch. Französisch kann er ein wenig und
Italienisch m semer Weife. Deutsch
kann er aber gar nicht. In Wien bt
kam seine Füllfeder einer ihrer chrrnil
fchen Anfälle von Verftspfung. Er
dlieS bei einem Ende hinein und sog
dann am andern Ende. Dann schraubte
er sie auseinander und versuchte, durch
den spitzen Theil zu schauen. Nachdem
er beide Theile wieder zufammenge
schraubt hatte, klopfte er damit sanft
und beharrlich aus daS Löschpapicr tv
ner kazrelvmappc. Endlich omg er
einige Schritt weit mit ihr und öffnete
da? Fenfter. denn er wollte sie hinau?
werfen. Er ließ sich dabei hinreißen.
einige kräftige Worte in lautem Tone
zu sprechen. Und siehe da, al? er eS
am wenigsten erwartete, begann die
Feder plötzlich reichlich zu fließen, aber
nicht auf fein Schreibpapier, sondern
auf ein Paar neue lichte Sommerbeiw
kleider, die er gerade zum ersten Male
angezogen hatte. Taraufhin erleich
terte er sich mit noch einigen kräftigen
Worten. Er zog die Bemneider aus.
gab sich Mühe, ihnen das Aussehen
einer Manuskriptrolle zu geben und
trug sie eigenhändig in eine chemische
Reinigungsanstalt, die er im Vorüber
gehen bemerkt hatte. Um zu erklären.
daß die Flecken von Tinte und nicht
etwa von Wagenschmiere herrühren,
lenkte er die Aufmerksamkeit deS Flecken
Putzers auf ein Tintenflüschchen, daS
auf dem Einschreibpult stand. Er deu
tete zuerst auf die Tintenflasche, dann
auf die Flecken im Beinkleide, nickte mit
dem Kopfe und wiederholte einigemal :
"sie". Der Fleckenputzer war sofort
Herr der Situation und antwortete!
"Yah! Yah!" Dann sagte der Ame
rikaner zur Bekräftigung auch: "Yak!
Yak!" Sie lächelten Beide befriedigt,
denn sie wußten, daß sie sich gegenseitig
vollkommen verständigt hatten, und
daß eS ihnen geglückt war. der Ver
wirrung der Sprachen" durch Einsil
bigkeit auszuweichen. Als dann der
Amerikaner eine Woche später die neuen
bellen Sommerdeinkleider auS der chemi
schen Reinigungsanstalt zurückbekam,
waren sie schön schwarz gefärbt."
t?it (fhclottcrie.
'man mgl oft, vag die löge eine
Lotterie sei. DaS ist nicht nur bildlich
wahr, denn eZ exiftirt in der That eine
russische Provinz, in welcher die Eben
im Wege der LooSziehung geschlossen
werden. In SmolenSk und in einem
Theile von Russisch. Litthauen findet
diese sonderbore Lotterie viermal im
Jahre statt. Der Gewinn ist ein jun
gks Mädchen au? der Gegend, dkr
Preis eines Loose? ein Rudel. EZ wer
den 5000 Looe ausgegeben, aber eZ ist
nur ein einziger Gewinn vorhanden.
Der Gewinner hat die Wahl zwischen
iwei Möglichkeiten. Er heirathct daS
Mädchen, da? die 5000 Rudel als Mit
gift erhält, oder er überläßt, wenn ihm
der Gewinn nicht zusagt, sein Gewinn
locZ einem Anderen. In diesem Falle
bat er natürlich keinen Anspruch auf die
5000 Rubel, die daS Eigenthum deS
jungen Mädchen? bleiben. ES kann
aber auch ein dritter Fall eintreten.
Tie auZzeloofte Braut lehnt eZ ad, den
Gewinner zu heirathen. In diesem
Falle werden die 5000 Rubel zwischen
beiden Interessenten gleichmüßig ge
theilt..
XU Utberzither der Ztadtvcrord
nett.
Theodor Mommsen'? Bruder Tycho
war Gymnaftaidirektor in Frankfurt
a. M. Ein witziger Herr, wie er war.
suchte er mit sarkastischen Bemerkungen
den Stadtverordneten, die ihm den Etat
seines Gymnasiums arg zu beschneiden
Pflegten, gern etwas am Zeuge zu
flicken. Einst ging er mit einem Freund,
der bei ihm zum Besuch war, durch die
Straßen von Frankfurt. Sie kamen
auch am RathhauZ vorbei, wo die
Stadtverordneten tagten. Dicht dane
den hatte ein Lederhändler Ochsenhäute
ousgbeängt. Der Gaftfreund kannte
diese Sitte nicht und fragte den Gym
nalfialdirektor. was daS bedeute. Mit
unnachahmlicher Miene antwortete
Mommsen. auf die Ochsenhäute zeigend:
DaS weißt Du nicht? DaS sind ja die
Ueberzieher der Herren Stadtverordne
ten!" mm
Zwei stlbstgkfertigte Grabschrif.en.
Benjamin Franllin, der berühmte
amerikanische Buchdrucker, Naturforscher
und Staatsmann bestimmte sich selbst
folgende Grabschrift :
Tcr Körper
von
V e n j a in i F r a n k l i n
einem Trucker
gleich dein Einbande eines alten Buches,
dk!ien .viihalt herausaermen,
denen Inschrift und Vergoldung vermischt in,
liegt vier, eine pene der Türmer.
Aber das Vcrk soll nicht verloren sein ; denn
es wird, wie er glaubte, noch einmal
erscheinen in einer neuen und
schönere Ausgabe,
durchziehen und verbessert
von
dein Autor.
Der plattdeutsche Dichter Fritz Reuter
ließ in seiner Krankheit eineS Nachts
durch feine Frau folgende Grabschrist
für sich niederschreiben :
?er Aniang, daS Ende, o Herr sie sind dein,
.ic Spanne da;wnchcn, das $.'evm, war
mein,
Und irrt ich im Tuntel und fand mich nicht
aus,
Bei dir. Herr, ist Klarheit, und licht ist dein
Haus !
5k un der Herr Aeneral.
Jüngst wurde in Berlin ein Pferde
bahnwagen vor der Potsdamerbrücke
aufgehalten, weil man ein hochbeladene
Schiff durchlaffen mußte. Auf dem
Vorderperron deS Wagens standen ein
Metzgergefelle und ein greiser General,
der in GalaUniform von der Parade
kam. AIS da? Niederlassen der Brücke
etwa? lange dauerte, schrie der Metzger
geselle einem Arbeiter zu: Lude, spute
Dir doch 'n bisken; jloobft Du etwa, ick
un der Herr Jeneral können ler n ian
zen Morjen Maulaffen feil halten ?"
Der Genral schaute seinen Gefährten zu
erft etwas verblüfft an. dann aber
machte er gute Miene zum bösen Spiel
und lachte.
h.
Herr: .Sie könnten Ihren Bräu
tigam für alle Zeiten glücklich machen."
Braut: Wieso denn?"
Herr: .Wenn Sie ihn nicht hri
lhen."
U'al'llchkmlich.
I .inaer Ehemann: .Herr Doktor.
mir schmeckt da? Effen gar nicht mehr.
WaS mag mir wohl fehlen ?'
Arzt: Eine gute öchin.
wink.
Er: Halten Sie es für ein Unglück.
wenn man sich an einem nreiiag v?r
heirathet ?'
lie: Ach nein, wenn Sie den Tag
für geeignet halten, ich bin nicht ober.
glüudifch.
Yciie und piofa.
Gouvernante im Seebad: Zhalatta
Thalatta. sei mir gegrüßt du ewiges
Meer! Jft e? nicht ''.haben groß
artig ?"
Herr Münchener : Oft ja
wenn nur nicht dloZ lauter Waffer wär!"
Der neue Regenschirm.
Auf dem Schützenplatz in Potsdam
kam kürzlich die folgende komische Scene
vor. Bei einem Ausrufer" hatte eine
Frau vom Lande für 1 Mark 50 Pfen
nige einen Regenschirm erstanden. Sie
triefte bei dem anhaltenden Regen
förmlich, aber statt den Schirm sofort
zu benützen, klemmte sie ihn unter den
Arm und ging davon, um gleich wieder
umzukehren und an den Verkäufer fol
gende Worte zu richten: Ach schenken
Sie mir doch eenen Bogen Papier da
mit mein neuer Regenschirm nich naß
wird."
Cinfam.
Geck: ES giebt doch nichts Amüsan
tereS, al? sich mit dem Wesen zu unter
halten, welche? man am meisten auf der
Welt liebt."
Dame: Werden Sie denn manchmal
Ihrer eigenen Gesellschaft müde ?"
Abgewinkt.
Verehrer (dringend): Wenn Sie
wüßten, gnädige.. .."
Reiche junge Wittwe (ihn unterbre
chend): Ich weiß schon, Ihre Schulden
zu bezahlen, reichen selbst meine Mittel
nicht auS."
Schlau.
Student (zum Schneidermeister, der
bei ihm Geld einkafftren will): Wie
geht eS denn mit Ihrer Gesundheit,
Meifter?"
Schneidermeister: .Der Arzt meint,
ich müßte mir recht viel Bewegung ma
chen."
Student: Na. dann 'ist eZ Ihnen
gewiß nicht unangenehm, wenn ich Sie
bitte, wegen deS Gelde? noch einmal
herzukommen."
Der bestrafte tiigner.
Gigerl (im Stadtwäldchen lange Zeit
auf und abschreitend): Zum Kuckuck,
jetzt habe ich den Leuten so lange vorge
logen, daß ich heute ein Rendezvous
habe, bi? Ich selber der Meinung war.
ich hätte ein solche!"
Ans der Schule.
Lehrer: Wenn ein Dienstmädchen
ein Zimmer in zwei Stunden putzt, wie
lange brauchen zwei Mädchen zu demselben?"
Schüler: Vier Stunden!"
Lehrer: Falsch, ich dächte, doch nur
eine Stunde!"
Schüler: Herr Lehrer vergessen da?
Tratschen."
Auch ein Grund.
Madame: Warum wollen Sie un?
denn verlassen. Minna ? Ich denke, eS
gefällt Ihnen bei uns ?"
Köchin: Ja, eS gefällt mir auch,
aber...."
Madame: Aber was?"
Köchin: Ja, sehen Sie. Madamc.
ich glaube, der Herr schätzt seine Köchin
nicht genug, und darum ziehe ich."
Madame: Aber wer sagt Ihnen
das?"
Köchin: Ja. sehen Sie, mein letzter
Herr hatte immer Magendrücken, weil
er zu viel gegessen hatte; aber mein
jetziger Herr hat sich noch nie den Ma
gen verdorben, folglich schmeckt ihm
meine Küche nicht, und darum ziehe ich."
In verlcgenbeit.
Rentier Bliemchen ftößt unerwarter
bei seinen Wanderungen im nordamcri
konischen Urwald aus einen Trupp der
gefürchtetenSiouxJndianer. Hären'
Sä, meine guteften Herrchen," sagteer,
ich hab' Sä nur fragen wollen, ob
nicht eine HeiptlingSftelle bei Ihnen zu
vergäben wäre ? I"
Vo siehscht's.
Zwei Schwaben sehen in der Nähe
von Berlin zum ersten Male eine große
Heerde Gänse. Da sagt der eine zum
andern: Guck no, Frieder, sind daS
amol GänL!" G'schwätzwer!! WaS
werdet doch deS da EänS fei'!" ist die
Antwort. Ein Berliner der dazu kommt
und merkt, daß die zwei über die Vögel
sprechen und nicht einig sind, fällt ihm
in die Rede und sagt: Mein Jutefter.
daS sind Jänse!" To siehscht'S jetzt!"
sagt der Frieder zum HanS. i hab'S ja.
gier g'sagt. es seit lome GänS'I"
Aindervorstcllung.
Tie kleine Ella: Karlchen, auf was
müssen eigentlich die Wachen passen, die
da vor dem PalaiS stehen ?"
Karlchen: Die müssen aufpassen,
wenn ein Offizier vorbeikommt, der kein
Gewehr hat. Und dann halten sie ihm
ihres hin. Aber cr winkt dann ab und
will e? nicht haben."
Selbstgespräch.
Student (der nach durchkneipter Nacht
aufwacht und vor seinem Fenster Katzen
konzert hört): Die Beefter scheinen zu
riechen, daß ich einen Kater habe."
Vet wahre Grund.
Hausfrau : . . Nimm Dir an Tei
ncr Freundin ugufte ein Beispiel!
Tie ift so reinlich, daß sie sich täglich
dreimal wäscht !"
Dienstmädchen: Glaub'S schon
ihr Schatz ift aber auch Schornstein
feger !"
Fataler Doxpelsinn.
Dame: Ich stehe allein auf der Welt
ich habe weder Vater noch Mutter."
Herr: Keine Mutter ? 0, wer
den Sie die Meine, Fräulein!"
Durchschaut.
Junge Frau (beim Mittag-tisch):
Ich habe heute Deine LieblingSspeisk
bereitet, liebeS Männchen!"
Mann: Aba der Weg zur Mo
diftin geht durch den Magen!"
Schwierige Beweisführung.
Halten zu Gnaden, Herr Amtsrich
ter. der Wastlsepp hat mi an dummen
Esel geheißen!"
So? Und was für Beweise haben
Sie für die Unwahrheit dieser Behaus
tung?"