Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 25, 1898, Image 12

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Z einem r5l-r;tr.n 2i:?.rn d:Z
gewerblichen 6ar.Lr.8 (la:u lebte bar
Jahren auf dem kleinen Heiir.toefen
fernes Schwiegervaters zufrieden uno
glücklich der zum Krüppel gewordene
Fridolin Hefti. dem man ti nicht an
sah. daß er ehemalz ein leidenschaftlicher
GemZiager gewesen war.
Fridolin oder Fridli, wie er gewöhn
lich genannt wurde, war der einzige
Eohn einer armen Wittwe, deren
ganzes Befißthum in einem alten, halb
verfallenen vüuSchcn. einem kleinen
Gärtchen und einem einzigen Stück
Wieenland bestand. Er war em
frischer, froher und kühner Bursche, der
sich gern auf den Bergen herumirieo
und überall dabei war. wo eZ ein
muthigeS Wagnifj galt.
Schon mit zwölf Jahren fuhr er in'S
Bergheu. 9ctrn hatten die Ziegen gut
leben, denn sie ließen sich die balsamisch
duftenden Blpenkräliter vortrefflich
schmecken. Als Fridli einmal bei seiner
lebensgefährlichen Arbeit ein Rudel
Gemsen erspäht, welche pfeilschnell vom
Freiderg an den schmalen FelSrandern
nach den Buchberghohen hinüdergeflohen
waren, da hatten die flinken Gratthiere
kS ihm angethan. Mit unbezwingbarer
Leidenschaft hatte er sich der Jagdluft
ergeben. AIS er neunzehn Jahre alt
war, hatte er sich einen Doppelftutzen
angeschafft, den er freilich nicht aus ein
mal hatte bezahlen können. Ader das
Jagdglück lächelte dem jungen Nimrod,
und bald konnte er auS der eleganten
Beute seine Schuld tilgen. Wohl hatte
die arme Mutter viel heimlichen Rum
mer und Sorge um ihren verwegenen
Sohn. Dennoch schmeichelte eS ihrem
mütterlichen Stolz, als Fridli, kaun,
zwanzig Jahre alt. zum vereidigten
Freischützen der Gemeinde gewühlt
wurde. AIS solcher hatte er für jeden
Bräutigam aus der Kirchengemeinde
um ein müßiges Schußgeld eine Gemse
auS den Freibergen auf die Hochzeit?
tafel zu liefern.
Mit Fridli war Heinrich's, des Nach
barS, Töchterlein Gertrud zur blühen
den Jungfrau herangewachsen, und eS
hatte sich die Knospe kindlicher Kamerad
schast zur duftigen Aose der ersten
Jugendliebe unvermerkt entfaltet.
Fridli that immer freudig, was er
Gertrud an den Augen absehen konnte.
Mit der größten Lebensgefahr holte er
oft für sie die duftigsten Alpenrosen und
daS schönste Edelweiß von den steilsten
Felsengraten herunter. Umsonst waren
deS Mädchens Bitten, doch ihretwegen
sich nicht in solche Lebensgefahr zu be
geben. Gertrud gab sich ihrerseits alle
mögliche Mühe. Fridli'S Mutter im
Hauswesen zu unterstützen, wo sie nur
konnte. An den langen Winterabenden
ging sie zu ihr hinüber mit dem Spinn
rocken, um mit ihr um die Wette zu
spinnen und traulich zu plaudern. Bis
weilen geleitete sie ihr alter Vater hin
über, der mit der Wittwe stets gute
Nachbarschaft hielt. Der Vater besaß
ein einträgliches Heimwesen und hatte
obendrein die Aussicht, einen alten
ledigen Vetter zu beerben, der ein hüb
scheZ Gut besaß. Miterbe war ein
Bruder, der als junger Bursch in die
Fremde gegangen war und von dem er
seit mehr als fünfundzwanzig Jahren
kein Lebenszeichen mehr vernommen
hatte. Er wußte daher nicht, ob jener
noch lebe oder nicht.
Da erschien an einem schönen Morgen
ein geschniegelter, nach der neuesten
Pariser Mode vornehm gekleideter,
junger Herr in Heinrich'S Haus und
stellte sich als seines Bruders einziger
Sohn vor.
Er fei nach der Schweiz gekommen,
um feinen Oheim und Vetter kennen zu
lernen und letzteren beerben zu helfen.
Der zierliche Vetter au-Z Paris hatte so
gleich an feinem frischsn, hübschen Bits
chen Gefallen gefunden und gab sich in
gewandter Weise Mühe, seine Gunst zu
erwerben. DaS Gleiche that er auch bei
dem reichen Better, bei dem er sich aus
guten Gründen einquartiert hatte. Der
alte Mann hatte ihm seinen Willen
kundgegeben, er solle die Gertrud hei
rathen,' damit sein Erbgut nach seinem
Tode ungetheilt verbliebe. Robert
so hieß der Pariser hatte sich mit dem
Plane einverstanden erklärt und betrieb
nun mit Eifer seine Bewerbung um
Gertrud'S Hand. Des MüdchenS Herz
aber fühlte keine Neigung für den eitlen
Vetter, sondern hing mit der Wärme
der Jugendliebe an dem Genossen ihrer
Kindheit, an dem bescheidenen Fridli.
Dieser sah mit schwerem Herzen, aber
stillschweigend die Bewerbungen Ro
berts. DaS Gefühl seiner Armuth ließ
keine Hoffnungen in seinem Herzen auf
kommen, jemals Gertrud erringen zu
können. Heinrich seinerseits fand die
Heirath mit dem Vetter auch angemessen
und redete in diesem Sinne seiner Toch
ter zu. Diese selbst fühlte sich schließlich
durch Fridli'S Zurückhaltung gekränkt,
und in dieser Mißstimmung erachtete sie
S als ihre Pflicht, dem Willen deS
VaterS zu gehorchen und ihm ihre stille
HerzenSneigung zum Opfer zu bringen.
Aus einmal hieß eS im Dorfe, die
beiden feien Brautleute. Diese Nach
richt traf den Fridli wie ein Donner
schlag. Ganz betäubt davon ergriff er
fein Jagdgerüth und rannte in den
Nebel hinaus den Bergen zu. Drei
Tage irrte er herum, ohne einen Schuß
zu thun. Beeren und trockenes Brod
waren während dieser Zeit seine Nah
rung und Gletscherwaffer sein Labe
trur.k. Unter defZen litt die amt ilut
ter daheim wahre Todesangst. Gesüßt
und ruhig kehrte Fnbl: endlich am Hin
ten Tage wieder nach Hause. Er der
rtitd eS sorgfältig, van Gertrud zu
f?i:chert oder ir.it ihr zu'aminenzutrks'
scn. K.-rkiud bemerkte tut rein schar
Un Blick der Liede, wie sehr sich Fridli
im stillen grämte', und das ging ihr
wiederum sehr zu Herzen.
Inzwischen war der Sommer geksm
men und die Hochzeit aus Jakodi feftze
fetzt. Auf der Hochzeitstafel sollte nach
altem Brauch em SemZdock den Haupt
braten bilden. Fridli sollte ihn als
vereidigter Freischütz liefern.
Dieses Gesuch vorzudr'.ngen. kam
Gertrud eines Abends in daS Häuschen
hinüber. Wie griedli daS Mädchen
kommen sah. schlüpfte er eiligst in die
Nedenftude. wo er jedes Wort hören
konnte, das gesprochen wurde. Gertrud
eröffnete der Mutter ihre Bitte und zu
gleich ihr schwerbeklommeneS Herz. Sie
gestand offen, daß sie den Fridll stets
geliebt habe, aber nun als gehorsames
Kind den Willen ihres VaterZ erfüllen
müsse. Deshalb hoffe sie getrost. Fridli
werde ihr den Gefallen thun und die
Gemse aus die Hochzeitstafel schaffen.
Ein Stück davon werde ihr Leckerbissen
sein, und eingedenk der glücklichen
Jugendliebe werde sie stillschweigend in
ihrem Herzen auf Fridli'S Gesundheit
trinken. Mit hochklopfendem Herzen
hatte Fridli ihre Rede zugehört. Ohne
Verzug ergriff er sein Gewehr, hing die
Jagdtasche um. in die er zuvor etwaS
Proviant gesteckt hatte, und stürmte ge
rauschvoll durch die Hinterthür hinaus
in'S Freie. Sinnend blickte Gertrud
ihm nach, bis er um eine Felsenecke bog
und verschwand. Ein tiefer Seufzer
rang sich auS ihrem gepreßten Herzen
und eine Thräne zitterte in ihren
Augen.
Beim ersten Morgengrauen hatte
sich Fridli bereits an ein Rudel Gem
fen angepirscht, die friedlich auf einem
Grasplatze weideten. Mit scharfen
Blicken hatte er sich rasch das feisteste
Thier zum Ziele auSersehen, und aus
feinen Schuß schnellte dasselbe richtig
hoch empor und stürzte dann todt über
die Flüh hinaus hinunter in die Tiefe.
Vor Freude hatte Fridi ganz den Kopf
verloren. In haftigen SäZen sprang
er den jähen Abhang von Vorsprung zu
Vorsprung hinab, um die ersehnte
Beute zu ergreifen. Auf dem unter
ften Vorsprung glitt sein Fuß aus und
umsonst versuchte er blitzschnell einen
Haltepunkt zu erHaschen. ES mißlang,
und Fridli fiel so unglücklich zwischen
zwei FelSblöcken, daß er den Unter
schenke! brach und die Bruchenden auS
weiter Hautwuude hervordrangen.
Da wurde eS Nacht vor seinen Augen,
und bewußtlos blieb der Jäger auf dem
Platze liegen. Als er aus tiefer Ohn
macht erwachte, sah er sich erstaunt
unter der sorgsamen Pflege Gertrud'S
und ihreS VaterS.
Eine unerklärliche Angst und Bangig
keit hatte Abends nach Fridli'S Weg
gang Gertrud'S Herz ergriffen, und
schlaflos durchwachte sie die ganze Nacht.
Am frühen Morgen bat und beschwur
sie den Vater, mit ihr auf den Frei
berg hinaufzusteigen, um nach Fridli
und der Gemse sich umzusehen, da sie
den Schuß deutlich vernommen hatte.
Nur ungern willfahrte der alte Vater
seinem Kinde. Nach mühsamen Stei
gen erreichten sie endlich die todte Gemse
und etwa dreißig Fuß weiter oben den
anscheinend leblos daliegenden Jäger.
Mitinem Schrei des Entsetzens stürzte
Gertrud athemlos neben dem Körper
auf die Knie und nannte sich verzweif
lungsvoll ein treuloses Müdchin und
die Mörderin ihre? Geliebten. Umsonst
suchte der Bater sie zu beruhigen und
von der UnglückZftätte wegzubringen.
Noch sorgfältiger Untersuchung fand er
an Fridli noch Lebenszeichen. Vorstch
tig löste er daS gebrochene Bein zwi
fchen den FelZftücken heraus, während
Gertrud mit feinem Hut zu einer nahen
Bergquelle hinabeilte, um mit frischem
Wasser den Verunglückten aus seiner
tiefen Ohnmacht wieder zum Leben zu
erwecken. Eifrig bespritzte sie ihm mit
dem Gletscherwasser das Gesicht und
rieb ihm damit die Schläfen. Endlich
öffnete der Jüngling die Augen. Ein
Freudenschrei entrang sich bei diesem
Anblick Gertrud'S beklommener Brust,
und heiße Freudenthränen rollten über
ihre Wangen. Von Schmerzen, Durft
und Blutverluft erschöpft, meinte Fridli
sterben zu müssen. Mit schmerzlichem
Lächeln reichte er der Geliebten die
Hand, um versöhnt und dankbar von
ihr Abschied zu nehmen. Laut scheuch
zend preßte sie die Hand an ihre Buft.
Mit aller Macht trat die zurückgedrängt
Jugendliebe unverhüllt in Wo:t und
Blick zu Tag. Und diese war für den
Jüngling daS kräftigste BelebungZun!
tel.
In diesem Augenblicke ließ sich ein
höhnisches Gelächter hören. ES rührte
von Robert her, der Vater und Tochter
nachgeschlichen war. Eine Fluth von
Scheltworten und Verwünschungen aus
seinem Munde folgte. Während er
herumlaufe, die HochzeitSmustlanicn
zu bestellen, halte hier feine saubere
Braut ihren Buhlen in den Armen,
und ihr Vater biete zu dem Stclldich
ein selbst die Hand. Der Vetter werde
sich, wie billig, über solches Thun ent
setzen und sein Testament noch rechtzei
tig ändern. Er werde schon dafür sor
gen und ihnen die Mühe der Erbschaft
ersparen. Mit diesen Worten rannte
Robert eiligst von bannen.
Heinrich richtete den Beinbruch noth
dürftig ein und verband ihn mit seinem
Xafchatii'e. ?:iikzziU eilte :r
Irud zum r.ichjt'rt Haus tu:b, um
Leute und eint Tiabaie ietiiizu
holt::, l.i möglichster Sorgfalt
wurde der otruiigUckie i-iauf gelegt
und der jcnnitinöen Mutter heimge
bracht. e:u!ich theil;,: Äecirud mit
ihr die $e;e M iy-re:: Jünglings.
Ein Wunöarzt mußtc aus der Ferne
herbeigeholt werden, der leider noch
obendrein den schwierigen Beinbruch
fehlerhaft behandelte. Die Kur war
schmerzhaft und dauerte sehr lange.
Wegen Echiefheilung des Bruches war
eine Verkürzung des Beines zurückge
blieben, und Fridli sah sich daher ze
zwungen. sein Leben lang an Krücke
zu gehen.
lodert hatte indessen sein Ziel er
reicht. Er hatte den erbosten und
schwer kranken Vetter durch seine Zin
reden so umgestimmt, daß dieser ihn
durch ein von neuem aufgenommenes
Testament zu feinem alleinigen Eiben
einsetzte. Bald nachher starb er. Ro
bert verkaufte das Gut. schnürte sein
Bündel und zog mit dem Erlös von
bannen. Man hat nachher niemals
wieder etwas von dem Erbschleicher ver
nommen.
Fridli hatte in kurzer Zeit daS Korb
flechten erlernt und ernährte sich und
seine Mutter mit diesem kümmerlichen
Erwerbe ehrlich und redlich. Er konnte
eS aber nicht über das Herz bringen,
als Krüppel um die Hand Gertruds zu
werben. Da legte sich die Mutter ins
Mittel. Sie bekannte dem Mädchen
offen, wie feinfühlig Fridli denke, und
fragte dann Gertrud, wie es in ihrem
Herzen stehe. Diese erklärte, sie halte
sich für ihr Leben an Fridli gebunden
und werde keinem anderen Freier ihre
Hand reichen.
Nun faßte sich Fridll ein Herz, bei
Gertrud selbst um ihre Hand anzuhal
ten und erhielt freudig ihr Jawort.
Der Vater seinerseits fand auch kein
Bedenken, dem treuen Bunde der schwer
geprüften Herzen seine Zustimmung zu
geben. So wurden sie ein glückliches
Paar. Niklaus, Fridli'S Jugend
freund, war für ihn Freischütz gewor
den, und Fridli hatte ihm all'S fein
Jagdgeräth geschenkt. Dafür lieferte
NiklauS eine besonders feiste Gemse auf
die Hochzeitstafel und noch eine zweite
aus eigener Jagd dazu. Fridli zog
mit feiner jungen Frau und seiner alten
Mutter hinüber in Heinrich'S HauS und
hals ihm neben dem Korbflechten ge
treulich in der Wwhfchaft. Er ist als
betagter Mann nach einer langen,
glücklichen und mit braden Kindern ge
segneten Ehe gestorben. Einer feiner
Söhne ist jetzt ein angesehener Regie
rungsbeamter in der Schweiz und Ger
trud lebte vor nicht gar langer Zeit
noch als fteinaltes Mütterlein dahinten
zwischen den hohen Glarnerbergen.
Das ensterln.
Humoreske von Wilhelm Herbert.
Ich war ermüdet aus den Bergen
heruntergekommen, wo mich eine in
teressante geologische Studie im Gestein
herumgetrieben hatte. Im Hinterftüb
chen de! kleinen Dorf Wirthshauses
hoffte ich, wie schon des öftren, eine
Nachtherberge zu finden.
Aber der alte Ahndl" der Groß
vater hatte mix einen Strich durch
die Rechnung gemacht; er war plötzlich
krank geworden und hielt nun das Hin
terftübchen befetzt, während er sonst bei
dem Gesinde schlief.
Die gute Wirthin war rathlos.
Schließlich jedoch wußie Rcsl, ihre bild
hübsche Tochter, einen Ausweg.
Weißt'. Mutter!," sagte sie. ich
schlaf' bei Dir, dann künn der Herr
Doktor in meinem Kammer! üdernach
ten!"
Der Vorschlag wurde mit Dank an
genommen und bald batte ich mir'? im
ersten Stock in dem behaglichen Raume
bequem gemacht. Das kleine Fenster
war mit Blumm umstellt, die Obst
baumzweige klopften im leisen Nacht
wind an die Scheiben und nichts unter
brach die lautlose Stille, als da fern?,
bis hierher nicht mehr störend wirkende
Gebell eines HunSZs.
Ich schlief mit wH!ig'M ENpfinden
ein.
Aus einmal erwachte ich ilkr einem
unbestimmten Geräusche.
Es war, als hät.'c man tUt Znkt
am Hause angelegt.
Richtig du kletterte auch schon
jemand die Sposscn herauf.
Ein lalis: Schrecken überrics.lie mich.
Ich hatte noch zu wenig Umgang mit
Einbrechern gehabt, um die Aussicht
auf Aesr.ch eines solchen angenehm
zu find?::.
Auch fehlte eS mir an jeder Waffe.
Mein goldener Chronometer auf dem
Nachttifchchen war mir für ein Wurf
geschoß in'S Ungewisse doch zu werthvoll,
auch in ftiner Wirkung durchaus nicht
verlässig: denn er traf nicht einmal die
Stunden richtig, geschweige denn fremde
5?öpfe.
Und ein respektabler Kops erschien
jetzt außen an der Scheibe.
Ich dachte an Flucht; aber die Gewiß,
heit, daß ich riir über die sicile Treppe
hinunter das Genick brechen oder in den
gähnenden Keller abstürzen würde, hielt
mich fest.
Ich beobachtete mit Herzklopfen und
Spannung, was der Kopf außen an
png.
Zunächst drückte er sich offenbar die
Nase an der Scheibe platt und spähte
herein.
! Natürlich! Ob ich schliefe und tras ich
jzu suhlen halte.
Tann auf einmal rief er leise:
Hollah! WaZ war das?
.'?!! Resl!"
Mir ging ein Licht auf. Eine La
wine von Zentnecfteinen rollte mir von
der Brust.
Es war ja gar kein Einbrecher. ein
Ton Juan. e:n Verliebter war es. der
nächtlich die schöne Wirthstochter an'S
Fenster rufen und ern Stündchen mit
ihr plauschen wollte.
Fenfterln" nannte man das nach
Landesfiite.
ReZl." rief er ungeduldig wieder.
.geh', mach auf i bin'Z. der
Toni !"
Ich war einen Augenblick unschlüssig.
ob ich auf diese förmliche Vorstellung
hin meine Visitenkarte ihm zum Fenster
hinausrelchen und dadurch seinen Irr
thum aufklären sollte oder ob ich mich
besser ruhig verhielte. Die Hoffnung.
daß die kühle Nachtluft draußen den
Bursch.'n allmählich verscheuchen würde,
ließ mich das letztere wählen.
Aber ich hatte mich in der Beharrlich
keit und Eigenwärme eines verliebten
JünglingS der Berge gewaltig verrech
net. Er begann nijch mit einer Reihe
sanfter Lorwürfe zu überschütten und
gab mir dazwischen ein Fluth von Kose
namen. Nun ich hatte ja schon einiges
in der Welt und diese und jene Aner
kennung geerntet; aber ich muß doch
sagen, es erfüllte mich mit einer nie ge
kannten Genugthuung, mich da nun
auf einmal Zuckergoscherl" Herz
käferl" Almenröserl" genannt zu
hören, und eS reute mich wirklich, daß
ich mich seit vier Tagen nicht mehr hatte
rasiren lassen und daher eher einem
Jgdl alS solchen süßen Wesen glich.
Daß mir der Bursche vorwarf, ich
Hütte doch neulich daS große Lebkuchen
herz von ihm angenommen, zwei Schop
pen Wein mit ihm getrunken und drei
Ländler mit ihm getanzt, machte mich
allerdings einigermaßen über meine
Gedächtnisschwäche erstaunt, da ich von
alledem nichts mehr wußte.
Dann aber plötzlich geschah etwas
Ungeahntes.
Unten wurde eine zweite Stimme
laut.
Von Sanftmuth konnte bei ihr keine
Rede fein; ein wildes aufgebrachtes
Schimpfen wetterte zu dem Süßholz
rasplcr herauf und ich sah, wie er er
schreckt nach unten schaute.
Ui", schoß eS mir durch den Kopf,
der Nebenbuhler !"
Plötzlich verschwand der außen vor
dem Fenster. Der andere mußte ihn
bei den Beinen gefaßt und herunter
gezerrt haben.
DaS ganze darauf folgende Versah
ren hatte für den an die übliche Ad
Wickelung eines Ehrenhandels Gewöhn
ten etwas Rasches.
Kartellträger und Versöbnungsver
suche schienen hier nicht erst der Brauch
zu sein. Auch trug das Duell, dessen
Zeuge ich nun vom Fenster auS wurde,
einen ausgesprochen einseitigen Charak
ter.
Der Ankömmling nämlich ein
Riesen'erl hielt den andern zwischen
den Beinen fest, und zählte ihm mit
einem kräftigen GebirgSstock hageldicht
seine Argumente auf und der andere
suchte vergeblich durch Strampeln und
Luftsprünge mit den Beinen der Ezeku
tion zu entgehen.
Nach einiger Zeit schien die Ehre des
Gewaltigen gesühnt. Er ließ ad sie
schüttelten sich zwar nicht die Hand
aber er gab dem andern noch einen
Abschiedspuff, daß dieser über drei
Gartenbeete an den Zaun flog ; dann
kletterte der Gemaßregelte mit einer
Behendigkeit, die ich seiner angegriffc
nen Kehrseite nicht zugetraut hätte,
über den Zaun und entfloh. Ich
fühlte : ReSl hatte in dieser Stunde ein
Herz verloren, das der Enteilende in
der Hose davontrug.
Eme gewisse Befriedigung erfüllte
mich trotzdem, weil ich nun der unge
wohnten und fchlafraubenden Huldi
gungen überhoben war.
Ader nun kam das Entsetzlichste.
Plötzlich, als ich mich froh meiner
eigenen heilen Glieder schon wieder it
haglich in den Kissen dehnte, erschien
abermals ein Kopf am Fenster.
Mich überlief es h:iß und kalt.
Der Entsetzliche der Wütherich !
Jetzt kam er zum Jenfterln".
Seiner ganzen Charakteranlage eilt
sprechend war sein Ton gleich von Zln
sang an ein ganz anderer.
Resl", brummte er und hämmerte
mit seinen Stahlfingern an'S Fenster.
Ausmachen !"
WaS sollte ich thun?
An'S Fenster eilen alleS erklären ;
aber der Schreckliche würde mich jeden
falls beim dritten Worte zermalmt oder
mit seinem Prügel zerstampft haben.
So blieb ich.
Ha", rief er jetzt, willst mir bald
a Antwort geben? Meinst', Du kannst
mich da heraus warten lassen, so lang'
Du willst? Mein Schatz mußt' werden
und wann ich noch Zehne durchprügeln
müßt'!"
Ich fühlte mich als voraussichtlich
erster in dieser Reihe außerordentlich
angenehm berührt und zog mich in den
äußersten Winke! zurück.
Ta begann er wieder :
Jetzt paß' aus l Ich zähl' ein?
zwei drei! Wann Du bis drei nct
am Fenster bist, schieß' ich in Dein
Kammer! l"
Da riß mich der Schreck empor.
Zuzutrauen war dem Wildling alle?.
! icimlicher Bergfchütze tect er jcdcn
fc"3 aui weit übe: d!e Sor!Ntag?!.-r
Cualitili erhaben und ich f:d c?
du?ch,',r? entbehrlich, von einen: -o',n
der Alpen aus Liede todt coec lichu: fi
schaffen zu werden.
E:n3" zählte der außen.
Die Gedanken jagten sich in meinem
Hirn.- Biitzichnei! war ein Entschluß
gefaßt. Fahr' wohl. Geologie ich
wurde Resl die nächsten Minuten
waren dann wenigstens gerettet.
.Zwei
Ich hüllte mich in meine Bettdecke,
schlüpfte aus den Kissen, schlang im
Fluge ein Kopftuch. daS aus der Kom
mode lag. über meinen kahlen Scheitel
und huschte an'S Fenster, wo ich mich
aus einem Stuhle zusammenkauerte.
Aha!" murmelte der Wilde, der
Luchsaugen zu haben schien, befriedigt
und steckte etwas in die Tasche. .Mach
auf !"
Ich folgte zitternd.
So!" fuhr er fort. Und iatzt
schwör mir, daß Du mich heirathen
willst und niemand anderen "
Ich dachte an meine Frau und meine
drei Kinder und wollte ihn bitten, we
nigftenS zuerst die Ehescheidungsklage
einreichen zu dürfen.
Schwör'!" polterte er da.
Ich schwör' ja schon !" murmelte ich
rn der Fistel.
So !" sagte er wieder. Und iatzt
gieb mir a Außl l"
DaS war mir denn doch zu viel
Meiner Amalie untreu werden um die
ses Ungeheuers willen niemals.
In jäher Wuth packte ich ihn an den
Schultern ein heftiger Ruck und er
purzelte sammt der Leiter rückwärts
praffelnd durch die Odftdäume.
Sakra", schrie er unten, iatzt bin
ich in d' Heugabel einig'sessen I Unser
Lieb is aus. Dirndl !" .
Welch' fürchterliche Träume mich den
Rest der Nacht quälten, kann man sich
denken. Bald erwürgte mlch der Ent
setzliche, bald schleppte er mich zum
Standesamt, bald wurde ich als fein
Mörder verhaftet.
Am anderen Morgen empfahl ich
mich zeitig mit bestem Dank für das
vorzügliche Nachtquartier und einem
dösen Blick nach dem Großvater. Die
guten Leute hatten natürlich bei ihrem
märchenhaften Schlafe nicht? gehört
und ich verschwieg, waZ ich als Pseudo
ReSl" durchgemacht hatte.
Als ich über die Felder schritt, sah ich
zur Linken und Rechten je einen hinkend
der Arbeit nachgehen. Ich dachte an
daS Duell und an die Zinken der Heu
gabel. Im übrigen schienen sich beide
wohl zu befinden.
Meine Amalie weiß noch heute nichts.
Aus dem New Yorker Leben.
BlanknäS erzählt in der Plattdeut,
fchen Post":
Bi William Steinway leht sick eene
Künstlerin anmelden.
Vorlassen!" rsep Billy.
Sei köm.
Ach, Herr von Steinway (fei wör
eene Oefterreicherin), ich habe eine große
Bitte an Sie."
Steinway rück siene Brille torecht,
um die Jroo beter sehn to können.
Wo sehlts denn?" frag hei.
Mein Mann ist sehr krank, ich
glaube, er wird sterben."
Un denn fung fei pflichtschuldigst to
weenen an.
Und was sagt der Arzt?" wull
Steinway wehten.
Die Nieren, Herr von Steinway.
die Nieren!"
Und Sie brauchen Geld?"
Ach, ich möchte ihn so gern Pflegen,
ich habe schon meine Juwelen versetzt!"
Tor mohk hei ehr eenen Check for
$25 uht.
IM wör VormiddagS.
NochmiddagS gung Steinwayr öder
noch Philipp Mauer.
Dor seht an eenen Disch de kranke
Mann un twee Frünnen vun em.
Sei drunken Marcobrunner.
Steinway kenn hei nich.
Dor wull de kranke Mann siene Zeche
betohlen.
Wieviel?"
Bier Dollars!"
Wollen Sie mir wieder 'rausgeben. "
und dor lang hei Im S 25-Check ruht.
Ader ich kenne Sie ja nich," meen
Philipp.
Ader den Äilliam Steinway kennen
Sie doch!"
Mauer wie den Check nu an Stein
way.
Un dei röp denn vun'n annern Enn:
Das ist allright", ich kenne den
Mann, der liegt im Bett und ist Nieren
leidend!"
Lebendes Bild!
Brieftaubenpost.
A. zu L. (beim Frühschoppen): C
welch' eine segensreiche Einrichtung, die
mit den Brieftauben! Wäre sonst jetzt
nicht hier."
B. : Wieso denn?"
A.: Ich fuhr vorgestern per Dom
pfer von K. nach R., wir blieben jedoch
im Haff stecken und froren ein; Alles
war rathloS, da fiel dem Kapitän ein,
daß er zwei Brieftauben an Bord hatte;
schnell schrieb er die Bitte um Hilfe auf
einen Zettel, band ihn der einen Taube
um den Hals und schickte sie an die
Firma H. in K.; in ein paar Stunden
kam der Eisbrecher, half uns aus dem
Eise und brachte uns glücklich nach P."
23.: Ader wie fand die Taube die
Firma in K. auf?"
A.: Na. die Adresse stand ja aus
dem Zettel!"
iv.:u;:
Mir geht ein Äadl in Kops herum
W:r.t:'s il.il nur u:: traä gab' ich
d'ni.n !
5 hoit halt lüi uni ?'cchi :it! aus
Im SaSlf teiii Mud! d'taiif !
.ieüiS;";.
Xatne (&t Äiduu; zeigend) : Da?
hier ist das Bild mem?s eft'n Mannes
und diffen zweiter Frau. Dies hier ist
die erste Frau meines jetziaen ManneS
und deren zweiter Mann.' Das ist mein
zweiter Mann und dessen erste, und hier
ich als seine zweite Frau. Hier die
Mutter des ersten Mannes zwei
ter "
Herr: Danke, danke! Haben Sie
nichts Unmoderneres?"
E:n Reisender ?'!. ,1 l:,.,!,
Wie haben Sie eZ nur angefangen,
um dei dem alten Müller, der nur bei
wenigen, ihm schon längst bekannten
Reisenden kaust, vorgelassen zu wer
den?"
Ich ließ mich von ihm als Haus
knecht engagiren, warf alle Coneurren
ten regelmüßig hinaus, und als der
alte Müller die Reifenden zu vermissen
anfing, entpuppte ich mich selbst als
solcher und legte ihm meine Waaren
vor!"
Blrcaut!'ät-g?eit.
Wenn es so stille Zeit auf dem
Bureau ist, dann langweilen Sie sich
wohl recht?"
Oh, doch nicht."
Ja, um Alles, was thun Sie denn
den ganzen Tag?"
Nun. mein Gott man putzt die
Brille schaut auf'S Thermometer
.... man frühstückt.... steht nach der
Uhr nimmt 'ne Prise kurz:
Beschäftigung giebt eZ immer I"
Gi:t heraiisgcredet.
Herr: Nanu, gestern kommen Sie
aus Krücken zu mir. bitten um eine
Gabe, und ich laß mich in meinem Mit
leid hinreißen, Ihnen eine Geldunter
ftützung zu geben und heute sehe ich Sie
ganz vergnügt mit gesunden Glied
maßen umherlaufen, wie geht denn
das zu?"
Bettler: Ja, sehen Sie, lieber
Herr, Ihre reichlichere Gale hat mir
eben im wahren Sinne des Wortes wie
der aus die Beine geholfen."
Rasch gefaßt.
Ein schwäbischer Bauer blieb oft zum
Aerger feiner Frau lange im WirthZ
HauS sitzen. Die Frau beschloß, ihn
durch Schrecken ihn aus andere Wege zu
dringen. Sie vermummte sich als
Satan und trat, als der Bauer wieder
einmal bezecht nach Haufe ging, ge
fpenftifch hinter einem Baum hervor.
Wer ifcht dös?" fragte der Mann
etwa? stutzig.
Ich bin der Satan !" brummte die
Bäuerin.
Komm her und gieb mir die Pfot,"
sagte der Bauer, i han Dei Schwester
zur Frau."
3n der Rechtsanwalts Kanzlei.
Der junge Mitarbeiter: In der
Sache Schleim gegen Hecht habe ich
nun alle Einreden, die wir gegen die
Klage erheben können, der Reihe nach
geprüft, glaube aber nicht, daß wir
auch nur mit einer einzigen davon
durchdringen können !"
Der RechtZanwalt : Das ist unan
genehm. Ja. Herr Kollege, wenn gar
nichts mehr hilft, versuchen wir's ein
mal mit dem Aeußerften bleiben wir
bei der Wahrheit !"
Bosliafte Ailffassiir.g.
Tenorist : Wie ich mein erstes Con
cert hier in der Tonhalle gab, mußten
vier Menschen ohnmächtig hinausgetra
gen werden !"
Freund: Seit der Zeit hat sich
Deine Stimme aber bedeutend gebes
sert !"
Scherzfrage.
Was ist ein Briefgeheimniß?
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D,'ppelslniliz.
Bureau.Vorftand: Sagen Sie mal,
Maier, können Sie denn gar nichts
selbständig erledigen, müssen Sie denn
bei jeder Kleinigkeit zu mir gelaufen
kommen !"
Bureau.Schreiber : Herr Vorstand,
ehe ich eine Dummheit mache, frage ich
Sie lieber !"
Berechiigicr Zweifel.
. . Was denken Sie, gnädige Frau.
von dem Maler Albino, der Spinnen
gewebe so natürlich an die Zimmerdecke
malte, daß ein Dienstmädchen sich den
ganzen Vormittag bemühte, sie wegzu
kehren?"
O, es mag wohl einen solchen Künst
ler gegeben haben, Herr Professor
nie aber ein solches Dienstmädchen !"
Schlau,
Junge Frau (weinend): Ich glaube
einmal nimmer an die Ausrichtigkeit
Deiner Liede !"
Mann: Durch waS hab' ich Dir
Anlaß zu solch' einem Mißtrauen gege
den, wo ich Dich doch geradezu vergüt
tere?"
Frau: Das ist'S eben! Wie kann
ein Mann eine Frau mit so einem
alten, abgetragenen Hut aufrichtig lie
den?!"