Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 25, 1898, Image 11

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    Zlaiser Friedrich und Iennr ixn
Die jtfjnte Wiederkehr seines TodeS
tageS hat zahlreiche Erinnerungen cn
Kaiser Friedrich wachgerufen. Eine der
anmuthigflen dieser Erinnerungen bildet
die Schilderung eine? Zusammentreffens
des im Jährt i850 in Bonn ftudiren
den Prinzen Friedrich Wilhelm mit
Jenny Lind, der schwedischen Nachtigall.
Bei olandZeck. dicht am User Des
heinS. stand ein zierliches Häuschen,
ganz eingesponnen in ClemahS und
eben; dos riesige SiLmerglaS auf dem
kunstvollen Thürschilde verrieth, daß für
den Durstigen ein guter Turnt kredenzt
werde. Turch den schimmernden Mvnd
schein schritten vier gute Eesellen" dem
gastlichen Hause zu; kräftige Jünglings
gestalten, doch einer don ihnen ragte wie
eine junge Tanne hervor, ausgezeichnet
durch schlanken, geschmeidigen Glieder
bau, durch ein ofseneS. schSneS Geficht,
aus dem ein Paar Blauaugen klug und
treuherzig in die Welt sahen. .Wie
ist'S, wollen wir noch beim Smerwirth
einkehren, Königliche Hoheit?" fragte
ihn einer der Begleiter.
Ich din'S zufrieden," erwiderte er,
vorausgesetzt, daß Ihr die Königliche
Hoheit bei Seite laßt und Euch erin
nert, daß ich Student bin. wie Ihr drei,
und Fritz heiße! So kommt."
In die Worte hinein tönte ein wun
dcrdarer Klang. War eS die Nachtigall,
die vor dem Verstummen noch einmal
in mondbeglänzter Juninacht ihren
Zauberfang ertönen ließ? Mit Nichten,
eS war eine Frauenstimme von so hold
seligem Klänge, daß die Vier gebannt
stehen blieben.
Magnetisch wurden die Jünglinge
angezogen. Sie bestürmten den Römer
Wirth mit Fragen, wer die Sängerin
sei. Dieser zuckt die Achseln, begibt sich
aber auf Andringen der erregten Stu
denten zu der Sängerin mit der Bitte,
noch ein einziges Mal zu fingen. Die
Bitte wird erhört. Welch' eine wun
derfame Stimme! Das Entzücken der
Zuhörer kannte keine Grenzen. In den
blauen Augen des blonden Friß flammte
eS auf und ungestüm aufspringend stieß
er hervor: ES ist Jenny Lind! ES kann
nur Jenny Lmd sein!"
In dem Schatten der überhängenden
Blätierranken eindringen, einen großen
Strauß wilder Rosen, den er auf dem
Wege nach RolandSeck gepflückt, in die
Hand der Sängerin drücken und in den
Lichtkreis hineinziehen, scheint daS Werk
eines Augenblicks. Und eS war Jenny
Lind!" Das Mondlicht lag auf dem
feinen klaren Geficht, flimmerte auf den
blonden Locken der berühmten Künft
lerin. Lachend nahm sie den enthu
fiaftifchen Dank deS Jünglings tut
gegen. Eigentlich sollte ich zürnen.'
meinte fie, aber man kann den Zorn
in RolandSeck schwer aufrecht erhalten.
zumal wenn der Mond scheint, eS ist
gar zu schön hier!"
Gar zu schön." wiederholte Fritz
und Sie. gnädiges Fräulein, haben
uns durch Ihren himmlischen Gesang
die Schönheit doppelt zur Empfindung
gebracht !" Die Studenten stimmten ein
zum Lobe deS schönen Fleckchens Erde. .
Und doch, was mich am meisten ent
zückt hier, ist noch etwas Anderes; etwas.
das Sie ausgedrückt haben, als Sie
vorher so:,gen:
Sie rauschen von den Tagen
Der längst vergangenen Zeit,
Von Liebe. Luft und Klagen,
Von deutscher Herrlichkeit !"
Von deutscher Herrlichkeit ! Nirgends
kommt sie mir so zum Bewußtfein, wie
hier am Ufer deS deutschesten Stromes,
den der deutsche Wald umrauscht. Ich
möchte meine Arme schützend ausbreiten
über den Rhein, und wie der Held dort
oben mit dem Drachen kämpfte, käm
pfen. streiten bis auf'S Blut gegen
feine, Deutschland'S Feinde!" Er war
aufgesprungen. Jenny Lind schaute
unverwandt in sein strahlendes Geficht.
Wenn ich eine Stimme hätte, wie die
der schwedischen Nachtigall." sagte der
Jüngling leiser und ruhiger, so würde
ich meine Empfindungen hier schon
überzeugungsvoll einkleiden können,
aber "
Ei." erwiderte Jenny. Sie find
Student, mein junger, unbekannter
Freund, alle Studenten können fingen,
das weiß ich aus unzähligen Ständchen,
die fie mir schon gebracht haben! Also
frisch an's Werk. Ort und Stunde
find dazu angethan wie selten! Geben
Sie meinem Gesänge Antwort in einem
Liede, welches Ihre Gedanken wieder
spiegelt!" Ihrem Drängen folgend,
fetzte fich einer der Studenten an'S Kla
vier, auf welchem Vater Römer ein
paar Windlichter angezündet hatte und
.Fritz" fang:
WaS blasen die Trompeten? Hu
saren heraus!" Wie Geschmetter der
SiegeSfanfaren ertönte die frische Jüng
lingSftimme hinaus in die schweigende
Landschaft. Aufmerksam und ergriffen
lauschte Jenny Lind. Ein schönes
Lied," sagte fie leise, ich möchte eS
auch singen können." Möchten Sie,"
jauchzte Fritz", o das wäre ja die
schönste Weihe dieser Stunde!" Und
nun entwickelte sich, so erzählte vor
einem Jahrzehnt die Neue Mufikzei
tung". eine reizvolle Szene; Jenny
Lind, die große Künstlerin, zeigte fich
als eifrige Schülerin, und würend die
Melodie auf dem Klavier leise weiter
ging, lehrte fie Fritz" die Worte deS
LiedeS. Voller und mächtiger schwoll
die köstliche Stimme, und als in ihren
unvergleichlichen Zauber gekleidet die
Schlußworte:
Dem Siege entgegen, zum Rhein,
Über'n Rhein!
Tu tapf'rer Degen, in Frankreich hin
ein !
wie Orgelten und Elöckenklang über
den rauschenden Strcm dahindrauften,
da bemächtigte fich der Zuhörer eine
Bewegung ohne Glrichkn. Dank,
Tank !" sprach Fritz, als er der Rede
wieder mächtig war. Wenn der Him
mel einst meinen Wunsch erfüllt und
eS mir vergönnt, mit meinem Schwerte
die Raben zu verscheuchen, für Deutsch
land, für den deutschen Rhein zu käm
pfen, die Erinnerung an dies Lied, von
Ihnen gesungen, wird mich ftetS um
klingen und mich geleiten in Kampf und
Streit !'
Da klang draußen weich und lockend
ein Posthorn; Jenny Lind erhob fich.
Ich muß fort." sagte fie. .in wenig
Wochen trägt mich das Meer hinüber in
die Neue Welt, auch ich werde dieses
Abends nicht vergessen, zur Erinnerung
nehme ich diese Rosen mit, gern aber
wüßte ich auch den Namen Dessen, der
fie mir gab, und der mich das deutsche
herrliche Lied lehrte." Sie blickte fra
gend in dtm kleinen Kreise umher, aber
ehe einer der Jünglinge antworten
konnte, erschien in der Thüre eine im
ponirende Greisengestalt. Die Etüden
ten erhoben sich ehrfurchtsvoll und
flüsterten: Ernst Moritz Arndt." Ja.
Ernst Moritz Arndt," wiederholte der
GreiS, fich an Jenny Lind wendend,
Ernst Moritz Arndt, welcher als
Deutschland mit dem Erbfeinde rang,
jeneZ Lied schrieb, daS so wundervoll,
so begeistert von Ihren Lippen tönte.
Wenn Sie aber, holde Sängerin,
nach Jenem fragen," er deutete auf
.Fritz." so will ich Ihnen für ihn
Antwort geben! Er nennt fich: König
liche Hoheit Prinz Friedrich Wilhelm
von Preußen !"
n Erploschen.
Von Jochen Knaak.
Wo mancher ein, wenn he don'n
KrankenhuuS reden hört, denkt, dat dat
en Ort iS. wo dat nickS aS Trurigkeit
un Sorg un Qual geben deiht. un doch
geiht dat in fo'n KrankenhuuS towielen
so lustig to, dat'n denken möcht, ein wär
in n Danzsaal nnner geraden.
Krankenhüser giwt dat jo üwerall,
un wat ick hier vertellen will, kann grad
so aood in dieser Stadt pasftrt fien aS
nich, ämer ick will't nich nahseggen, wo
dat pasftrt iS, denn fünften künn mi de
Doktor böS warben.
In fo'n Hospital, da gerät allen aS
up'n Draht, de Dotier iS de Hauptpev
fon. awer nah em kämmt de Oberwärte,
rin un de beiden arbeiten Hand in
Hand, natürlich so, dat de Dolter aS de
Boß de Befehle giwt un de Wärterin de
Be ehle ut ührt. In dit Hospital awer.
wo ick von schriewen will, da WaS ein
Oberwärterin, de was all so veele Jahr
da. dat fe fick sülwften sowatt aS de
Boß föhlen ded un besonners stet se den
niegen, jungen Dokter lregen hebben,
hett se fick manchmal up de Hmnerbed
nen fest, wiel se dacht, se kennte den
Kram beter aS de jung Dokter, un
manchmal ded se em sogar Rathsläg g
wen. un de Dokter let se ook ümmer
ruhig reden, denn he iS einer von de
Goodmödigen, un wenn se denn genog
red't harr, denn ded he doch so, aS he
för good Hollen ded.
So lregen se denn vör einige Tag
einen kranken Mann nn wat em feh
len ded, dat hew ick nich utfunden, awer
so ganz summ ward dat wol nich mit
em West fien: un aS de Dokter un de
Oberwärterin so an fien Bett ftahn
deden. dunn streit de Dokter den Kran
ken so fründlich äwer de Backen un fegt:
Hew man Geduld, mien Jung, Di
will'n wi wol bald wedder up de Bein
hebben!" Schuhr," fegt de Wärterin
ook ick denk, fo'n beten Rhabarber,
en beten Kamillenthee un denn de
Maag good warm Hollen, dat ward em
wol wedder gesund maken l"
De Dokter grient so vör fick hen.
während he wat upschriewen deiht, segt
awer kein Wort, un aS he mit fien
Schriewerie fang iS, dunn fegt he to de
Wärterin: So, dat lat em man tobe
reiten un gim em dat in, fo aS ick hier
upschrewen hew !"
Damit güng de Dokter fiene Weg un
let de Wärterin ftahn, de dat Rezept irft
ganz genau ftudiren ded, un aS se den
Dokter fiene Kreihnföt richtig utklüftert
het. schriet se mit einem Mal hoch up:
Herrgott in'n hogen Himmel! Nitro
Glycerin ! Tat iS'n MiStehek, dat'5 jo
gefährlich !" Un damit löpt fe hinner
den Dokter an. un aZ fe em inhalt het,
hüllt se em dat Rezept ünner de NSS un
segt: Doktor. dat'S en MZtehk, danken
Se Ehren Schöpfer, dat ia dat noch
utfuuden hew !"
De Dokter lest dat Rezept noch mal
äwer und kikt dunn de Wärterin an un
fegt: Wo iS denn de MiStehek? Ick
kann würklich keinen feihn !" ..Ne?
röpt de Ollsch Steiht da nich Nitro
Glycerin"?" Na ja, warüm nich?"
Na, Dokter, weiten Se nich, dat
dat explodiren kann? Dat'S jo noch
flimmer aZ Deinemeit un Swewel
sticken, un so wat will'n Se den Kran
ken ingewen?" De Dokter wull irft
ärgerlich worden, awer he besünn fick
un segt: O, fien Se man nich bang,
Mamselling, de Kirl het'n harte Maag,
de ward von fo'n beten Nitro Glycerin
wol nich platzen. Gewen Se em dat
man in !" Un ohne fick wieder um de
Ollsch to kümmern, güng he ruhig
fienen Weg.
De Ollsch harr dat nu mit de Anft
lregen: da de Dokter awer fiene Ordn
gewen harr, so müßt se wol gehorchm.
Se let ook de Medizin maken, un aZ se
rupkamen ded. dunn gewse den Kranken
fix fienen Theelepelsull. dunn awer
malt se. dat se ruter kamen ded ut d?n
Saal. .,Denn säd se ick diin wol
all olt. awer noch nich olt genoz, üm
mi in de Luft blasen to laten !"
Nu harrn awer welch von de Kranken
dat Gespräk twischen den Dokter un de
Wärterin mit anhört un so deslöten se
denn, se wull'n de Ollsch mal enZ ganz
gehörig bang maken. Dat was all mit
de Wiel Abend worden, un de Kranke
harr noch twei oder drei Zheelepclfull
von de gefährliche Medizin inkrcgen.
un nu slep he ganz sanft un de
anneren Kranken druselten ook. wäh
rend de Wärterin fick to Bed leggen
ded. AllenS iS bohmenftill un de
Wärterin, de den Tag äwer harr hart
ran müßt, was möd un duselte ook bald
in un füng an to drömen, wo se en
frischen Kranken kriegen deden un wo de
Dokter em mit Gewalt Nitro Glycerin
ingewen wull, wo se em dat awer weh
ren wull, un bi dat Wrangen, da füll
de Buddel mit den Nitro Glycerin up'n
Floor un dann gäm dat en Exploschen,
dat de Ollsch ganz entsetzt upwaken
deiht. In den fülwigen Oogenblick
giwt dat baden in den Krankensaal
einen Höllenlärm, grad öS wenn de
ganze Saal tofahmslagen würd: Herr
Du meine Güte jammerte de Ollsch
ick hew dat jo gliek segt, dat giwt en
Unglück !" Se fohrt ut das Bett herut
un in ehren Unnerrock rin, awer dunn
güng dat noch mal loS da baden, dit
mal noch'n beten düller aS dat irfte
Mal. Alle guten Geifter miene
armen Kranken o jh, wo fall dit
warben," jammert de Ollsch un unner
Zittern un Bewen krigt se endlich ehren
Unnerock an. un aS fe domit farig was,
löpt fe so fixing, aS ehre Beine ehr blot
dragen wullen, nah den Doltcr fien
Stuw un röpt in einem fort : He iS
cxplodirt, ick hewt ja gliek fegt, de arme
Mmfch lS utenanner platzt !"
De Dokter Müßt nich, wat he feggen
füll; he kreg dat ook'n beten mit de
Angst ; he fohrt in fiene Büxen rin un
dunn güng dat in'n Draw nah den
Krankensaal, de Ollsch hinner em her.
aS dat leibhaftige Ungewitter.
AS fe awer nah den Saal kamen
deden, dunn leg uns kränke Mann ganz
ruhig un tofreden in fien Bett un all de
annern Kranken flöpen so sanft, oder
deden doch wenigstens fo, aS wenn fe
unschuldige Lämmer Wesen deden.
Well segt de Dokter wat'S
denn nu los, fünd Se verrückt wor
den?" Ne, segt de Wärterin, dat
nich awer ick hew dat doch klor un
dütlich hört, dat waZ'n Larm, aS wenn
mi dat ganze Huus äwer n Kopp to
fahmfallen wull !"
Nu würden denn de Kranken fragt.
awer de harr'n all nickS nich hört, un so
unschuldig wüßten se dat to vertellen,
trotzdem se doch all na de Reih ehr ifern
Bettstellen upheben un se up'n Floor
harr'n fallen laten. Awer de Wärterin
blew dabi, fe harr da hört, dat künn
awer fien, dat se dat in'n Drom hört
harr, denn se harr so slimm drömt hatt ;
awer fo natürlich harr fe in ehren gan
zen Lewen noch nich drömt.
Na, de Dokter het denn noch en beten
fchimpt. wiel dat se em ut'n schönsten
Slap stört harr ; de Wärterin het awer
ümmer so vör fick herpappelt: Ick
hew t so gliek segt, dat giwt en Unglück ;
wenn he den Kranken nich de gefährliche
Medizin gewen harr, denn harr ick ook
nich fo flimm drömt !"
Aus der Schlinge gezogen.
Neben den äußerst verwickelten dienst
lichen Obliegenheiten war eS vornehm
lich das Beschwerdebuch, welches dem
StationSvorftande Reiner in der mit
Anschlußbahnen versehenen Station
Kreuzberg daS Leben sauer machte.
Brachte eS der große Verkehr mit fich.
oder waren wirkliche Uebelftünde die
Ursache, genug, eS verging kein Tag,
an dem nicht von Fahrgüften daS Be
fchwerdebuch verlangt worden wäre.
Bei den dienstlichen Revisionen der vor
gefetzten Organe gab eS dann immer
Rügen in Hülle und Fülle, welche oft
genug noch schriftliche Vermahnungen
im Gefolge hatten. Trotz seiner Schlau
heit wollte Reiner nicht einfallen, auf
welche Weise fich das Beschwerdebuch
unschädlich machen ließe, bis ein kleiner,
eines Abends im Bureau auZgebroche
ner Brand ihn auf eine erhabene Idee
brachte. Wahrscheinlich durch ein weg
geworfene? Zündhölzchen hatte der Pa
pierkorb Feuer gefangen, und, da man
dasselbe rechtzeitig entdeckte, waren nur
der Papierkorb selbst, sowie einige un
wichtige Schriften und Schmierbücher
vernichtet worden. Reiner aber benützte
daS kleine Malheur, indem er dem Be
richte hierüber an feine vorgesetzte Tirek
tion bedauernd beifügte, eS fei auch das
Beschwerdebuch mitverbrannt, und um
die unverzügliche Zusendung eineS neuen
Exemplars ersuchte.
Da man die Sache plausibel fand.
erhielt er auch nach einigen Tagen ein
neues Beschwerdebuch. Frohlockend
empfing er dasselbe und versenkte eS tief
in fein Privatfach.
Jetzt sollen sie kommen, die ewig
unzufriedenen Engländer, die choleri
schen Professoren, die griesgrämigen
Ehemänner und die keifenden Tanten !"
lachte er.
Und fie kamen euch, nach wie vor.
vollen Sie mir das Besuerdebu!
geben !"
.TüS ist mir noch nicht vzrzkksm
nen Herr Vorstand, ich bitte uu:
daS Belchwerdeduch ! '
DaS ü bx eine .Sjjtsbf.dt !
Herr Eia:i."N:?o:Ng,''.i. :?? :ft daS Be
fchwerdebuch ?"
WaZf Kein Damncsubke? ?rfucht
sofort um das Bk'chwerdebuch !"
Reiner aber händizke ihnen allen
freundlich grüßend und mit einer ans
fallenden Bereitwilligkeit daS Beschwer
debuch ein. scldstverstZndlich da alte.
Da mochten fie hineinschreiden. waS fie
wollten.
Kam nun eine Revision, den welcher
er stets in kollegiali'cher Weife von ein!
gen Freunden auZ du Centra!? verftZn
digt wurde, dann verschwand daS alte
Beschwerdebuch tief im Priöatfache, und
daS neue, rein wie die Unschuld, wurde
aufgelegt.
Ja, ja. Herr Oderinspektor staunen,
nicht wahr? Habe jetzt ein eiserne? Re
giment eingeführt, und soweit eS auf
mich ankommt, soll daS Buch auch rein
bleiben l" pflegte er jetzt zu sagen.
Und eS blieb auch rein dank seiner
Pfiffigkeit, welche ihm ein für allemal
Ruhe verschafft, ja später sogar eine
außerordentliche Beförderung eingetra
gen hatte.
snn eficht erhellte fich wie eitel Eon
nel'.schiin."
Ei zSdlte ihr da? Kcld in die v.:id:
ZTk, Zchnce'.itflNZe und tunf-nd
panzla. einzelne ssen:Z. 55 war zwar
jlrin Dcnnerftaa" der Rttcur'.ut
!svn" arlt'rt nu fnnH
IM,'.. tt""" Ms
5in heiteres aunerftückchen
so schreibt man auS Berlin ereignete
am Sonntag in FricdrichZhagen. Vier
in der Damenmäntel'Fadrik von L. be
schäftigte Mädchen machten am Sonntag
eine Landpartie nach FricdrichZhagen,
und trotzdem eS den vier Schönen an
Herrenbegleitung mangelte, amüfirten
sie fich nach Herzensluft. Nachmittags,
als die Damen bei Kaffee und Kuchen
im Restaurant Waldkater faßen, gesell
ten fich drei fein gekleidete Herren zu
ihnen und erbaten sich die Erlaubniß,
an ihrem Tisch Platz zu nehmen, die
auch gern gewährt wurde. Bald ent
wickelte sich eine recht gemüthliche Unter
Haltung, bei welcher die Herren den
Vorschlag machten, mit den Damen im
Walde zu spielen. Als noble Eavaliere
bezahlten, trotz eifrigem Proteftiren der
Damen, die Herren die unbedeutende
Zeche im Reftaurant. Im Walde wur
den nun verschiedene Spiele gemacht,
bis, nachdem man sich ordentlich getum
melt hatte, einer der Herren erklärte,
müde zu fein, und ein Pfänderspiel vor
schlug, was allgemeinen Beifall fand.
Nachdem man sich über das Spiel ge
einigt, begann dasselbe. Meistens
mußten die Damen Pfänder geben, die
einer der Herren in Verwahrung nahm.
Einigen werthlofcn Sachen folgten bald
goldene Ringe, Brache, Armband und
sogar Uhr und Kette. Nachdem sich die
Damen so ziemlich ihrer Schmuckgegen
stände entledigt hatten, hörte man mit
dem Spielen auf und die Vertheilung
der Pfänder sollte beginnen. Während
fich die Gesellschaft im Walde lagerte,
verschwand der Herr, welcher die Pfün
der in Verwahrung hatte. Als er nach
geraumer Zeit nicht zurück kam, wollten
die beiden anderen Herren ihren Kolle
gen suchen und der eine gab den Damen,
die schon ängstlich wurden, sein Porte
monnaie, welches ziemlich gewichtig
aussah, als Pfand. Minute auf Mi
nute verrann, die Kavaliere kehrten
nicht wieder. Jetzt öffneten die Damen
das Portemonnaie, um zu sehen, wie
viel Geld darin fei, doch wie erstaunten
fie, als fich darin nur werthlose Blech
marken und 50 Pfennige in 10 Pfg.
Stücke vorfanden. Sogleich war eS den
Damen klar, daß fie Betrügern zum
Opfer gefallen waren. Die Verfol
gung wurde sofort aufgenommen.
Trotzdem man sich trennte und fämmt
liche Lokale absuchte, fand sich von den
liebenswürdigen Herren keine Spur.
Tief betrübt, ihrer Schmucksachen be
raubt, fuhren die Damen nach Berlin
zurück, im Herzen ihre Vertrauensselig
seit verwünschend.
Wie Tu mir, so ich Dir.
Em FraueAneIdvchcn aus ölncago.
Damen find bekanntlich auch manch
mal zu kleinen praktischen Scherzen auf
gelegt. In der Stimmung, die dazu
nöthig ist, befanden fich jüngst einige
Damen, die von dem Eöttervergnü
gen" deS ShoppenS" heimkehrten.
Alles war gut gegangen, die herrlichsten
BargainS" waren gemacht, da fuhr
ein Gedanke von Schiller" der Jüng
ften durch den Kopf, als fie fich in die
Trolley" setzten. Sie hatten bei ihren
Einkäufen IS Change" einige PennieS
erhalten. daS bildete den Anhaltspunkt.
Leise flüfterte die Schelmin ihrer Nach
barin zu : Wir wollen dem Konduktor
lauter PennieS geben, um ihn ein bis
chen zu ärgern. Und so geschah'S.
Bei der ersten Verschwörerin der
änderte fich fein verbindliches Geficht
ein wenig, bei der zweiten noch mehr,
bei der dritten verzog fich eS in einer
Weife, als ob er eine Nacht bei den
MoSquitoS in New Jersey verbracht
hätte ; bei der vierten war er wüthend,
schwieg aber in heroischer Weise, ebenso
bei der fünften. Die sechste Dame, die
Urheberin deS grausamen SpieleS"
war aber nicht so glücklich wie ihre
Freundinnen, sie suchte und suchte in
ihrer Börse, fand aber nur vier einzelne
Cents. Ich habe nur vier davon,"
sagte sie bedauernd.
Der Fahrpreis beträgt 5 Cents,"
gab er zur Antwort und sah dabei
wirklich fchurkenhaft" auS.
Wohl oder übel mußte sie ihm nun
einen halben Dollar geben.
Bitte um den Change." sagte sie.
Mit Vergnügen!" rief er, und
ingkgangkn.
Sin Bankier machte in der Sommer
frische mit feiner Familie einen Mer
genspaziergang. Er hatte seinen Hund
bei fich. eine wcrthvolle Dogge, die er
über alles liebte. Da kam ein kleines
Mädchen des WegeZ. welches Egen auf
das Feld trug. Kaum sah der Hund
daZ Körbchen, in welchem fich das Effen
befand, so sprang er darauf zu. de
schnupperte eZ und begann daraus zu
fressen. DaZ Mädchen wagte nicht, den
großen Hund abzuwehren und blickte.
Hilfe suchend, den Bankier an. "Dieser
aber wollte seinem geliebten Thiere den
Spaß nicht verderben, und that, alZ be
merke er eS nicht. Der Hund fraß gic
rig weiter, während das Mädchen in
feiner Rathlosigkeit bitterlich zu weinen
anfing. Endlich schien der Hund genug
zu haben und der Bankier zog nun seine
Börse, reichte dem Kinde ein Geldstück
und sagte: So mein Schatz, dem
Hunde hat eS geschmeckt, hier haft Du
fünfzig Pfennig, jetzt kaufe Deinem
Vater ein anderes Essen."
ES war ja kein Essen für den Va
ter." schluchzte daS Kind.
Was war eS denn fonft 1" fragte
der Bankier betroffen.
Gift für die Feldmäuse."
Ter Löwe von 5höronea.
Zur großen Freude der Alterthums
liedhaber macht die griechisch-archäolo
gische Gesellschaft endlich Anstalten, den
Löwen von Chäronea wieder aufzurich
ten. Der Architekt ist ernannt, der den
Sockel wieder herstellen und die verstreut
umherliegenden Stücke deS kolossalen
Löwen wieder zusammenfügen soll. Der
Löwe von Chäronea wurde als Denk
mal für die in der Schlacht gegen Phi
lipp von Macedonien gefallenen The
baner errichtet; die Athener begrub
man am KerameikoS. die Macedonier in
der Nähe einer Eiche, die noch Plutarch
gezeigt wurde. Der Löwe war allmäh
lich in die Erde versunken, überdauerte
aber die Türkenherrschaft und wurde
erst während der Freiheitskriege von et
nem Bandenführer, deffen Name nicht
bekannt geworden, zerstört. Die ersten
Ausgrabungen 1879 brachten den vier
eckigen Sockel an'S Licht, der die Gebeine
der Gefallenen umschloß.
Bcschtide!?eit ist eine Jter.
So dachte jedenfalls auch ein Frem
der, der kürzlich Abends den Laden
eines Schlächtermeisters in Cuxhaven
betrat und an den Meister die Frage
richtete: Haben Sie gute Wurst und
was für welche?" Diensteifrig antwor
tete der Meister : Sie können vorzüg
liche Mett. Blut- und Leberwurft er
halten". Könnte ich die Wurft mal
probiren?" fragte der Fremde lächelnd
Recht gern", antwortete der Verkäufer
erfreut, in der Hoffnung, dem anstän
dig gekleideten Fragesteller recht viel
von feiner Waare zu verkaufen. Be
haglich verzehrte dieser die nicht zu
knapp geschnittenen Scheiben der der
schiedenen Wurftsorten und sagte dann
mit befriedigter Miene: Sie haben
nicht zu viel gesagt, die Wurft ist vor
züglich. Guten Abend !" Verblüfft rief
der Mcifter : Ja, wollen Sie denn
keine Wurft mitnehmen?" Nein, ich
danke schön, ich bin nun faat !"
Tie Königin von Holland
war noch nicht eine junge Dame wie
jetzt, wo sie ihren Thron besteigen wird,
sondern ein kleines Mädchen, als man
eine luftige Geschichte von ihr erzählte.
ES war ein ganz harmloser Streich,
den die Königin ihrer englischen Gover
neß gespielt hatte. In der Geographie
stunde warS. eine Landkarte von Europa
sollte die Königin zeichnen. Sie that
eS, zeichnete aber Holland fo groß wie
eS kaum jemals gewesen, während Eng
land, Irland und Schottland einfach
vergessen waren. Wer kann denn an
daS Land auch immer fort denken.
Diese Demüthigung Englands" impo
nirle den Holländern, und als später
klein Wilhelminchen in London war
und Königin Victoria fragte, wag fie
denn in dem neuen Lande da am mei
ften in Erstaunen fetze, meinte die kleine
Königin : Am meisten staune fie, daß
es auch fo nette Leute in England gäbe.
Sie habe geglaubt, eZ feien alle so ledern
wie ihre Governeß."
Yin Name, der leicht zu merken ist.
Man berichtet auS London: In Eng
land macht man fich oft über die Länge
gewisser deutscher Worte luftig. Tie
wallifischen geographischen Namen aber
überflügeln bei Weitem Alle, was
Teutschlanb in dieser Beziehung auf
zuweisen hat. Auf Anglesea giebt eS
einen Ort, der fich Llanfairpwllg
wyngyllgogerchAYynrydrobwllll -
idsilliogogogoch nennt. Die ge
wöhnliche Abkürzung heißt allerdings
nur Llanfairpwil. Da weiß der Post
meister schon. waS gemeint ist.
wenn ein L fehlt.
Junge Dame finb: Nun muß fich
Alles. Alles wenden!" Sorgenvolle
Mutter, eme Treppe höher, die verbli
chene Garderobe ihres Töchterchens be
trachtend: Nun muß ich Alles. Alles
wenden!"
gnat,r?ka,n.
I :r:uf; nkt," se;, niil fir.Senn G'iicht
Cer cppe! n fei'm Wei,
.Mir 'chmcckk 5eu ca Hu visier! ;;Jt,
Wo; mag denn &55 nur sei l
.Zum Fnialz 'in war dr Appetit
Ss guai wia funst no ma ;
I hos vier Aualwürschl aeiit v.3,
Än KaZ und drei ffc Bia.
Und jetzt iS grad als wia verhext.
iFs schmeckt und schmeckt halt nöt ;
Da muaß der Mag'n nöt richt! sei..
ES is a wahres G'ftött."
Na. tröst Ti nur." lacht da fei Wei.
..Wannst dSZ haft all'S vatrag'n
Zum graahftuck fchg. na kann'S do nöt
So schlecht fteh'n mit'n Mag'n."
G. Ctingl.
INißrrrstönkmisj.
Arzt (zu Fräulein Eulalie. die ihn
wegen eines Unwohlseins konsultirt
hat): Bitte, zeigen Sie mir Ihre
Zunge! So und jetzt reichen
Sie mir Ihre Hand !"
Fräulein ElaÜe (erröthend): O,
Herr Doktor daS kommt so plötz
lich....!"
vorsichtig.
Hausfrau: Heute erde ich 'mal
selbst kochen. Anna."
Köchin: Ja,, aber auf eigene Ge
fahr, gnä' Frau!"
Ein Uiiifiirn.
Fremder: Hört mal, Eepp. Eure
Schweine find aber 'mal groß und fett!"
Bauer: Ja, hören E'. Herr, mei'
Jochen, döZ is aber au' a Saubud', der
fich g'wafchen hat!"
Z dumm.
Frau: Sind Sie schon lange stumm,
armer Mann ?"
Bettler: Dumme Frage; Sie wissen
doch, daß ich Ihnen nicht antworten
kann !"
Sicherer beweis.
Chef: Na. haben Sie das Geld von
Müller bekommen?"
Kommis: Leider nein. In der
Straße wohnten eine Menge Müllers
und keiner wollte uns etwas schuldig
sein. Einer warf mich sogar die Treppe
hinunter."
Ches: DaS war der richtige. Gehen
Sie sofort wieder zu ihm!"
Die gute Medizin.
Doktor: ES geht Ihnen also besser
heute."
Patient: Mir schon, aber unser
Jüngster ist jetzt so krank, der hat mir
meine ganze Medizin ousgetrunken."
Das böse Gewissen.
Kellner (in's Lokal tretend): Meine
Herren, da draußen wartet eine Frau,
fie sagt, ihr Mann wäre im Lokal und
sollte schon längst nach Hause kommen,
er möchte nur herauskommen, fie würde
schon mit ihm reden."
Alle (aufspringend): Ich muß doch
mal nachsehen."
kiiibschc Aussicht.
Herr (ein Zimmer miethen wollend):
Und daS nennen Sie eine hübsche Aus
ficht, wo das Fenster in den Kirchhof
auZgeht ?"
Frau : Gewiß, ist der Gedanke
nicht herrlich, noch immer nicht dort zu
liegen ?"
Ach so!
A. : Unser Freund Lehmann war
ein unverbesserlicher Verschwender, ehe
er fich verheirathete ; aber seine Frau
hat ihn,kurirt."
B. : Wodurch denn?"
A.: Sie bringt daS Geld selber
durch.
Wortspiele.
Er hatte keinen Anhalt dafür, dak
sie feine Werbuna aushielt, dies
that ihm aber keinen Einhalt, und
er hielt um sie an. Da sie durch
nichts abgehalten wurde, fo ließ er
fich auch nicht Hinhalten, und nach
Erhalt ihres Jawortes hielten
fie fich nicht länger auf und gründeten
ihren Haushalt.
Boshaft.
RegaurationSfrau: Mein Mann
war früher Schuhmacher."
Gast: Hm, aus der Zeit stammen
auch wohl noch ihre Beefsteaks."
Stoßseufzer.
rCruil : . fl ei nnifi mnhr TOUnn
daß ich Dein einziger Gedanke bin?"
Mann: Ja, und den Gedanken kann
ich nicht mehr los werden."
Gcnau befolgt.
Radfahrer (Student, in Mmr
Stammkneipe): Ich muß aufbrechen.
Wollen mir nicht eben meinen Rei
fcn aufpumpen. Johann?"
vauslnecht (achfelmckendl' ,7but
mir sehr leid, der Chef hat streng der
ooien. Jynen emas zu pumpen!"
Franengilte.
Die Güte einer Frau geht oft fo weit,
Daß milde fie sogar verzeiht
Dem schwergeprüften, armen Mann
Das Unrecht, das f,e ihm gethan. '
Mancher ünalina ,iebt nur hcsfinifi
die Kinderschuhe nicht aus, weil er den
Pantoffel fürchtet.