Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 11, 1898, Image 11

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    W-.
Ihre Kadjc.
rznhluiig von l'l. tatp.
Er hatte Glück g'tiaM, enorms
Glück. John Haster gestand es sich sel
ber zu. Arm war er nach Amliika ge
gangen, und wohlhabend war er wie
dergelommen.... dann hatte er einen
entfernten Onkel, der selbst drei Eöhne
gehabt, die aber früh starben, beerbt,
er war zum reichen Manne geworden..
Er liebte ein schöne, stolze Müdchen.
die Tochter eine Ministers. deS höchsten
Staatsbeamten, und ward wieder ge
liebt. In wenigen Tagen sollte die
Hochzeit sein, dann, wenn er von dem
in Italien verlebten Honigmonat zu
rSckkehrte, würde er mit seinem jungen
Weibe nach Paris gehen, wo ihn der
Posten eine GesandtschastSlekretarS er.
wartete. War da nicht Glück? ! Wie
Hütte er davon träumen können, als er
noch drüben in den Goldfeldern ffriS
coS' mit der Spitzhacke fein Glück
suchte !
Er saß vor dem Kamin und warf ein
Bündel Briefe in das ffeuer. Ein klei
neS Bildchen fiel zur Erde.
Seim Blick blieb auf dem kleinen
Bilde haften.
Leffy Willkenl Wo mag sie geblie.
brn sein? Ja, sie war berauschend
schön und so jugendfrisch und leiden,
schaftlich gewesen. Warum mußte sie
aber die kurze Idylle in Pari? so tra
gisch nehmen? Er hatte ihr dZS Schei
den leicht machen wollen, indem er ihr
einen zärtlichen AbschiedSbrief schrieb
und ein paar ttafsenscheine, saft feine
letzten, einlegte. Nein, er konnte
ihre zornsprühcnden Augen nicht ver
gessen, mit welchem Stolz sie ihm sein
Geld und seine kleinen Geschenke vor
die Füße warf l
Das Klopfen des Dieners unterbrach
seine Gedanken.
.Sir, ein Herr wünscht Sie zu spie
chen, er sagt, sein Geschäft sei von gro
her Wichtigkeit.
Führe ihn herein."
Ein noch junger, sonnenverbrannter,
aber elegant gekleideter Mann mit
einem Geftcht, in das Leben und Lei
denschast ihre Runen geschrieben haben,
tritt ein.
.Ich vermuthe, Sie kennen mich
noch, Frank DaviS oder, wie Sie sich
jetzt nennen, John Hafter "
Einen Augenblick droht John die
Fassung zu verlassen, doch er rafft sich
zusammen und sagt ruhig: .Der Name
ist mein gute?, ererbtes Recht. Was
wünschen Sie von mir. Georg Hook?"
.ES thut auch nichts zur Sache,
John Hafter. Ich habe die Weft
Zeitung gekauft, und ich werde meinen
Lesern einen sehr interessanten Stoss in
diesen Tagen erzählen von einem
Manne, der die Tochter eines hohen
Staatsbeamten heirathcn wird, einem
Manne, den man in San Francisco
eines Morde? wegen verfolgt. DaS
ist'S, was ich Euch sagen wollte, John
Hafter, um unserer alten Freundschaft
halber. Sie wissen, wir von .drüben"
bleiben nicht gern Einem etwas schul
big!" Ergeht.
John Haster bleibt zurück, so sehr eö
ihn auch trieb, sich auf den Fremden
zu werfen. Er fitzt gebrochen in seinem
Stuhl vorüber sind alle die stolzen
Glück?plüne.
ES war in jener Nacht gewesen in
der Diggerkneipe in San Francisco,
wo er zuerst Georg Hook beim Marki
ren der Karten entlarvt und dann im
Streit einen der Digger niedergeschos
fen hatte.
Man machte damals in Frikco"
wenig Umstände mit solchen Sachen.
Er floh also, ohne den Prozeß abzu
warten, und natürlich lautete das
Urtheil .Schuldig des MordeS".
Morgen vielleicht schon wird eS die
Zeitung verkünden, daß er der neu er
nannte GefandtschaftSIekretSr Hafter
ein wegen Mordes verfolgter Verbrecher
sei.
Georg Hook verläßt stolzerhobenen
HaupteS das deS so tief Gehaßten. Er
weiß. daS hat ihn getroffen bis inS
Mark.
Er besteigt eine Droschke und fährt
nach einer Vorstadtflraße. Dann tritt
er in ein kleines HauS, über dessen Thür
daS Wort .Pension" angebracht ist.
Eine Dame tritt über die Schwelle
des Empfangszimmers. Sie ist groß
und schlank, etwa dreißig, eine vollendet
klassische Schönheit, ihre Züge zeigen
frappante Ähnlichkeit mit dem kleinen
Bild, das John Hafter in seinem Kamin
derbrannt. Nur die jugendfrische Lieb
lichkeit. der strahlende Glanz der Augen
ist verschwunden .... herbe Strenge liegt
auf den Zügen, und die Augen blicken
kalt und traurig.. ..
.Du. Georg, so früh ?" fragt sie.
Er erhebt sich von seinem Stuhl, und
seine dunklen Augen verrathen die ganze
große Leidenschaft für daS Weid. daS
vor ihm sieht.
.Lessy." sagt er. .ich wollte Dir die
große Neuigkeit zuerst verkünden, wir
werden reich werden, ich werde Dir al
leS zu Füßen legen können. waS Du be
gehrft. und ich will arbeiten um Deinet
willen!"
.Georg, ist daS ein Märchen?"
.Nein. Lessy l Wahrheit ! Ein
Mann, hm, nun Einer von .drüben",
der mir einst einen schlimmen Streich
gespielt hat, damals in Frisco, ich fand
ihn wieder. Er stach damals einen
Digger nieder, floh und ward natürlich
verurtheilt. daS wir'' daS nächste Thema
der Weft.Zeitung fein. Der Mann ist
der Bräutigam der Tochter eines
Staatssekretärs, der bekannte John
Haiter."
Tii Weid schließt einen Augenblick
die Augen, dann sagt sie ruhig :
.Georg, liebst Du mich? So höre,
jener Jvhn Hasicr Hai mir cinji du
Leben gerettet. Bezahle Drl meine
Schuld, indem Du schweigst. Per
räthst Tu ihn, so ist alles zwischen uns
aus,"
.Lcssy, Du kennst ihn? Du willst ihn
schonen, liebst ihn?"
DaS schöne Weib sieht mit einem
Blick in die Augen des Eifersüchtigen,
daß. wenn sie die Wahrheit sagt. allcS
verloren ist. Sie schweigt einen Augen
blick, dann sagt sie :
.Glaubst Du, daß ich Dich heirathen
würde, wenn ich John Haster liebte?
Ich sah ihn nicht wieder seit damals,
doch mein Gatte soll niemals John
Hafter vernichten."
Der Mann kämpfte fchwer. doch die
leidenschaftliche Liede zu dem schönen
Weibe ist größer noch al? sein Rache
durft.
Am anderen Morgen, als John Haf
ter von qualvollem Schlaf erwacht,
dringt ihm der Diener zwei Briefe.
.John Hafter!
Sie kannten einst ein Weib. daS Sie
nicht der Mühe für werth hielten zu
kennen. Sie handelten an ihr wie ein
Schuft. John Hafter, die Stunde
meiner Rache ist gekommen!
Doch ich bin ein Weib und kann nicht
vergessen, daß ich Sie einst geliebt, und
um dieser Liebe willen habe ich Sie ge.
rettet! Um den Preis Ihres FriZcoer
Geheimnisses Heirathe ich einen unge
liebten Mann der Mann ist Georg
Hsok und ich bin
Lessy Willken."
Der andere Brief enthielt nur vier
Worte:
.Ich schmeige! Georg Hook."
Das kieblingsgericht.
Humoreske von F. d. M.
.Nun, Großpapa, waS möchtest Du
am liebsten essen, wenn Ihr morgen
Mittag zu Tisch kommt?" fragte Arm
gard schelmisch. Halb und halb wußte
sie die Antwort schon im Voraus, sie
blinzelte der Großmutter verstohlen zu.
Der alte Herr nahm eine Prise und
sagte dann: .Ei wie wär'S, mein Herz,
chen, wenn Du ich weiß. Du kochst
jetzt ganz .selbständig "
.Na, na," schaltete Großmütterchen
ein, und die 16jährige Enkelin fühlte,
daß sie ein ganz klein wenig roth
wurde.
.AlleS kann ich noch nicht machen",
kam eS zaghaft heraus.
Nun. aber Aale wirft Du doch
kochen können, das müßtest Du inir zu
Liebe schon gelernt haben."
Wenn Du eS befiehlst, ja, so wird
eS geschehen !" Das Mädchen machte dem
alten Herrn eine tiefe Verbeugung.
Wenn ich nur wüßte, warum Du diese
Vorliebe für Aale haft."
Der Großvater sah seine Gattin
freundlich an. .Du weißt es," sagte
er zu Armgard.
.Und ich möchte eS auch wissen,
schrecklich gern," rief daS neugierige
Backfischchen. .Zur Belohnung für
meine Bereitwilligkeit mußt Du eS mir
erzählen, bitte, bitte l"
.Gut. mein Kind, hier fetz' Dich zu
mir und höre. Es war Anfang der
50er Jahre, wie ich als junger Assessor
von Stettin nach Berlin versetzt wurde.
Ich machte unter anderen Besuch bei
einem Freunde meines Vaters und
wurde in dessen Familie sehr herzlich
aufgenommen. ES waren zwei er
wachsene Töchter dort, von denen die
ältere, Auguste, mir ausnehmend ge
fiel."
Aha." fuhr Armgard dazwischen
und sah die Großmutter bedeutungs
voll an.
.Ganz so wie sie, hatte ich mir in
Gedanken immer meine künftige Frau
Assessor vorgestellt. Ich merkte auch
recht wohl, daß Auguste mit nicht ad
geneigt sei. Doch einS gab mir zu
denken. Sie schien gänzlich im Gesell
schaftSleben, in schönen Künsten aufzu
gehen."
.Aber Alterchen." ließ sich Groß,
mama von ihrem Fensterplatz aus der
nehmen.
Der Großpapa aber fuhr fort:
.Auguste'S Vater, ein hochangesehener
Geheimerath, hatte viel Verkehr mit
höheren Beamten und sogar mit Künft
lern. Seine Töchter sangen in Gesang
vereinen mit, übten Quartett'S und
Duett'S mit jungen Mufikgenie'S, lasen
mit vertheilten Rollen, wo zu der Zeit
Sterne erster Größe glänzten, spielten
selbst Theater genug, sie trieben vieler
lei, und ich dachte mir: .Wo bleibt da
die HauSwirthschast?"
Sinnend ging ich eineS Morgens
durch die Wallftraße. Da entdeckte ich
plötzlich vor mir Auguste im einfachen
HauSkleide, schwarzem, schmucklosen
Strohhütchen, an den Händen halb
lange Filethandschuhe. Mit zwei
Schritten bin ich an ihrer Seite : .Wo
her deS Weges so früh schon, mein
Fräulein?"
Sie lächelt und hebt ein Netz empor,
da? sie am Arme trägt ; ich sehe etwas
Langes. Schwarzes darin zappeln.
.Ich habe soeben auf dem Spittelmarkt
einen Aal gekauft, ich will ihn in Gelee
lochen, da wir morgen Abend daS Ver
gnügen haben. Sie, Herr Assessor, und
einige andere Freunde bei uns zu
sehen."
.Ja." platzte ich heraus, verstehen
Sie denn das. Fräulein Auguste?"
Sie sah mich strafend an. dann
lachte sie aber und meinte : Sie haben
schon Mancherlei mit rechtem Appetit
gegessen, was nrnne Schwester und ich
zubereitet haben."
Mir wurde plötzlich sehr wohl und
leicht um'S Herz. Unwillkürlich gerie
thrn wir in ein lebhafte? Gespräch.
Plötzlich sah ich Auguste erschreckt zu
sammenfahren. In demselben Mo
ment schoß der Aal auS dem Netz auch
schon über daS Trottoir der nahen
Gosse zu und verschwand in dem trüben
Wasser.
Ehe ich 'mich's versah, kniete Auguste
neben dem Rinnstein, langte mit auf
gekrempelten Aermeln in daS Wasser
und erwischte thatsächlich den soeben im
Untertauchen begriffenen Ausreißer."
.Aber. Großmama," rief Armgard
ganz entsetzt. .daS schickt sich doch nicht
für eine junge Dame."
.Mein Kind, Tu hast nicht so un
recht." erwiderte die alte Dame, .ich
sah daS sofort ein. denn ein Haufen
von Gassenjungen schaarte sich um mich
und eS hieß: .Kuckt mal die da. die
hat sich 'nen Aal auS'n Spülwasser ge
holt." Zum Glück hatte ich einen Rit
ter ohne Furcht und Tadel, der die
Spötter schnell vertrieb."
Ja," fuhr der Großvater jetzt wie
der fort, .mich lehrte die kleine Jnter
mezto, daß meine Auguste noch etwas
verstand, nämlich ein rasches, ener
gischeS und praktisches Eingreifen zu
rechter Zeit. DaS brachte mich vollends
zum schnellen Entschluß. An der Ecke
der Grünstraße, während der wieder im
Netz zappelnde Aal einen leisen Spül
wafferRegen auf daS Trottoir ergoß,
entdeckte ich Auguste mein Herz, und
am Nächsten Abend wurde bei der Ver.
lodungSfeier der eigentliche Stifter un
fereS Glücks undankbarer Weise mit
Haut und Haaren, oder vielmehr nur
mit Haut aufgegessen."
Reizend!" rief Armgard fröhlich.
Deßhalb kann Mamachen, Eure
Aeltefte. auch so prächtige Aalgerichte
kochen."
.Ja. die weiß natürlich längst um
die Geschichte."
Aritische Zeit.
Jhst Neu York Boro. Tschullei.
JvningS.StaatS'NuhZpäper. ükroß die
Britsch.
Mister Editer!
Mir sein alleweil in erer kritische Zeit
oder win in der alte Kountri die Zei
tunge immer geschrimwe hawwe, Mir
stehn am Vorabend großer Ereignisse".
Nämlich jetz müsse mir DiplomüttS die
OhrnS steif halte.
Mer hen jctz Sankt Tfchago und
Manila, und Porterico nemme mer
nexte Woch. Die Sach mit Spähn war
fa ziemlich gezettelt, kxfept die Friedens
bedingunge.
Aber Mister Esiter, die Pauers! Ich
hen e förderliche Angst, Mister Editer.
daß der Makünlei un des Kädinett in
Washington da MistükS mache.
Ich sein schun e alter Diplomätt un
Staatsmann. In Jhst Neu York da
limme jeden Abend die Leit vun der
ganze Nachbarschaft zum Tschalli un
frage, was ich ümwer die Sache denk,
und was ich sag. des gilt. Wann mer
so viel Häuser Hot wie ich un litt) wer
hunnert TenäntS, da lernt mer Diplo
mesfie.
Also, wag ich sag das iS: Wann mer
in e BüZneß geht un en Suckzeß drauS
mache will, da muß mer derzu sticke.
Mir sein jetz in deS Hjumaniti'Büßneß
gegange, also müsse mer zu Hjumäniti
sticke. Des iS Alles. Un weil mer da
bei sein, müsse mer deS Meiste drauS
mache, wo mer könne.
Die nexte Sach in eme Büsneß iS,
die Oppeftschen baun zu halte. Wann
also jetz ergend e annere Pauer aach
in'S Hjumüniti'BüSneß gehen will, wie
for Jnftänz Schörmüni bei Manila oder
Bubig Bay, wo fe mit unsere Jnsind
schentS aus Hjumäniti interfihrt hen, fo
derfe mir des nit leide.
Passe Sie emol auf, Mister Editer,
wann es erst an'S Friedeschließe geht, da
werd jede vun die PauerS aus lauter
Hjumäniti e paar EiländS un sunst e
paar Stückcher Land hawwe wolle.
Der einzige Weg, wie mir da äkte
könne, iS, daß mir die Hjumäniti
monopoleise, weil mir zeerscht drin
warn in dem BüSneß un im Name vun
der Hjumäniti'diklSrn, daß mir War
mache an einige Pauer, wo interfihren
will.
Ich will Jhne nämlich jetz emal en
Trick verrathe. Wisse Sie, was Diplo
mefste iS. Well, ich will'S Jhne sage.
ES iS grad wie dei'n Pokergäm. Wer
am beste bloffe kann der winnt. Un,
Mister Editer, mitauS e Tschingo ze
sein, da muß ich doch sage, daß ich
glaab, im Bloffe könne mer'S net nor
mit ergend e annerer Rüschen, sonnern
mit alle annere PauerS kombeint auf
nemme. Die einzige, wo eS verleicht
da drin mit uns aufnemme könne, des
fein die Englische. For die müsse mer
en ExtraBloff hawwe.
Also wo mei Diplomessie jetz drauf
nauS geht, deS iS, daß mir zu der Hju
mäniti sticke, uns en Schul'AtlaS her
nemme, wo die Landkarte vun der Welt
un alle annere Hemisphäre drein sein
un daß mer uns da auspicke, was mer
wolle un wann eS die PauerS net recht
iS, wern se geblofft.
DeS iS ieft, wann mer es so fegt,
awwer drauf ze kimme. Mister Editer.
deS iS die Sach!
Ergend e Pauer. wo uns Oppesischm
im HjumSniti.BÜSneß mache will, muß
um gace vun der Erd geweipt wern.
EeS iS deS Prinzippel wo mer winne
dermit. DeS solle sich die Herren in
Washington Di fei hinncr die Ohrn
schreiwe. wann se k Suckzeß sei wolle.
DeS iS mei AedweiS.
Mit RigardS
VourS
John Ritsch EZq.
SVi r sich rettet.
Ein sommerliches lFrlcbniß von M. D.
Der junge Mann, der heute als Gast
am Stammtisch saß. sah so unschuldig
auS, daß die alten Herren förmlich
darin wetteiferten, ihn anzulügen
wie sie das, einer lieben Gewohnheit
gemäß, mit jedem Fremden zu thun
pflegten. So eine Stunde lang hatte
der junge Mann zugehört und sich dar
auf beschränkt, jede einzelne Lüge mit
einem Schluck Bier hinunterzusplllen.
Zuletzt, als sich die alten Herren offen
dar auSgelozen hatten, bestellte er ein
frisches GlaS und begann :
Auch ich, fo jung ich bin, habe be
reitS Verschiedenes erfahren, waS A.n
fpruch darauf machen dürfte, gerade so
originell zu sein, wie die Dinge, die
Sie so gütig waren zu erzählen. Ich
erinnere mich da besonders eines Vor
falleS, der mir gelegentlich meiner l,tz
ten Reise im stillen Ocean widerfuhr.
Wir geriethcn mit unserem Schiff,
einem kleinen Schooner, auf ein Riff
und mußten daS Boot aussetzen, um
uns zu retten. Unsere Hoffnung war.
in Kurzem von einem andern Schiff
aufgefunden zu werden, da die Gegend
ziemlich befahren war. Aber diese Hoff,
nung erwies sich als trügerisch.
Am dritten Tage waren unsere ge
ringen Lebenömittel aufgezehrt und
wir sahen dem Hungertode entgegen.
Da, mit einem Male kam ich auf eine
großartige Idee. Ich ließ mein rechtes
Bein über den Bootrand in'S Wasser
hängen und wartete. Meine Rechnung
war eine völlig richtige gewesen. Nach
ungefähr fünfzehn Minuten zog ich eS
vorsichtig in'S Boot, und siehe da es
hing voller Krebse, einer immer größer
als der ändere. Wir kochten sie in
einem Kübel Seewasser, das wir mit
Hülfe der glühenden Tropensonne zum
Kochen brachten, und hielten uns auf
diese Weise noch drei Tage am Leben,
worauf unS ein französischer Dampfer
aufnahm."
Der unschuldige junge Mann schwieg.
Ja, aber wo kamen denn die Krebse
mitten im Ocean her?" fragte einer
der Herren mit gerunzelten Augen
brauen.
O, ich vergaß zu sagen", erwiderte
der unschuldige junge Mann, daß wir
uns auf dem Wendekreis deS KredfeS
befanden und der Wendekreis wim
melte nur fo von ihnen."
Und mit einem satanischem Lächeln
bestellte er sich noch ein GlaS Bier.
Betrunkene Böget.
Vögel lassen sich leicht betrunken
machen. Bei gewissen five o'clock"
in England und Amerika (?) ist eS
Mode geworden, die Papageien betrun
ten zu machen, indem man ihnen Gin"
(Wachholderdranntwein) oder Madeira
giebt. Wenn sie berauscht sind, fingen
un tanzen sie so drollig, daß sie ledhaf
ten Beifall ernten. WaS die Herrschaft
thut, wird natürlich von der Diener
sehnst nachgeahmt, sodaß die armen
Thiere aus dem Rauschzustände nicht
mehr herauskommen. In diesem Zu
stände wirken sie aber manchmal auch
Gutes. In Norfolk in Virginia soll
sich kürzlich ein sehr amüsanter Vorfall
ereignet haben. Ein Papagei, dem
seine Herrin zu viel Champagner gege
den hatte, wurde so betrunken, daß er
sich im Salon höchst unpassend benahm
und die tollsten Streiche' verübte, bis
seine entrüstete Herrin zu ihm sagte:
Monsieur. Sie sind sehr betrunken,
eS wäre besser, wenn Sie schlafen gin
gen." Darauf ließ sie ihn in einen
dunklen Winkel deS Zimmers tragen,
wo er einschlief. Einige Stunden spä
ter kam ein alter Freund des Hauses
zu Besuch. Jacquot'S Herrin war auS
gegangen. Man führte den Besucher
in den Salon und bat ihn. ein wenig
zu warten. Plötzlich ließ sich eine ent
rüstete Stimme vernehmen: Monsieur,
Sie sind schwer betrunken; eS wäre des
ser, wenn Sie schlafen gingen." Ganz
erschrocken wandte sich der Herr um,
aber in dem verdunkelten Salon konnte
er keine Menschenfeele erblicken. Schon
wollte er sich wieder setzen, als von
neuem die in gereiztem Tone gesproche
nen Worte an sein Ohr klangen:
.Monsieur. Sie sind schwer betrunken,
eS wäre besser, wenn sie schlafen gingen.
Blutroth vor Scham erhob sich der hin
ausgeworfene Besucher, setzte rasch sei
nen Hut auf und li,f davon. Am
nächsten Morgen erhielt die Besitzerin
deS Vogels von ihrem Freunde einen
Brief, in welchem er tu f geknickt um
Entschuldigung bat, daß er sich in
.solchen Zustande" bei ihr eingefunden
habe. Er habe ganz gegen seine Ge
wohnheit bei seinem Diner etwas zu
viel getruuken, aber er habe nicht ge
glaubt, daß man eS merken werde.
TaSLieblingsgericht
der alten Araber bestand, wie ein ögyp.
tischer Gelehrter nachweist, in Hunde
braten. Ader auch die Katzen ver
schmähten sie nicht, namentlich daS
Fleisch schwarzer Katzen hielten sie für
wirksam gegen Zauberei und den bösen
Blick. Eine andere sehr geschätzte Speise
waren gedackcne Heuschrecken und Skor
pior.en. Der NatUlforscher Al-Tjbey
der im 10 Jahrhundert lebte, txll
er habe teim Besuch der Bafsorad
stämme die UderruschenZe Thatsache
konftat.ren müssen, daß sie keine Heu
schrecken aßen, und doch giebt eZ. süt
er hinzu, nicht? W.idllcdri'kck'ndkrkS
ferner dade ec seinen freund, den
Dichter Roodah. angetroffen, wie er,
am Boden kauernd, einen iXatlendraten
und dann Eidechsen schmauste. Trotz
ihrer fast abgöttischen Belehrung für
Pferde aßen die alten Araber auch
Pferdefleisch, jesech nur daS der Zug,
niemals der Reitpferde. Gebratener
oder gesottener Pferdekopf und mit
ReiS und feinen Kräutern gefüllte
Pferdedärme. also Würste, waren ein
ganz gewöhnliches Gericht, ebenso alle
Arten von MolluNen und Insekten.
Bei festlichen Gelegenheiten aber, so er
zählt die Revue deS RevueS". wurden
als etwas ganz besonders Köstliches
schwarze Schlangen aufgetragen, und
zwar zu der Jahreszeit, wenn sich diese
Reptilien eben gehäutet haben, denn
dann soll ihr Fleisch am zartesten fein.
Von allen diesen Gerichten dürften wir
wohl an keinem einzigen sonderlichen
Geschmack finden ; unser ExotismuS in
kulinarischen Genüssen geht nicht über
die indischen Schwalbennester hinaus.
Ei Tchuldenmacher.
Lord Thomas Spencer, derselbe, der
dadurch ein neue?, nach ihm benanntes
Kleidungsstück schuf, daß er sich einst
auf der Jagd durch Hängenbleiben an
einem Aste einen Schoß seines Frackes
abriß, und, weil er sich in diesem Auf.
zuge außerhalb des Walde nicht sehen
lassen wollte, auch den zweiten Schoß
abschnitt, war ein gar wunderlicher
Herr. So machte er, obwohl sehr
reich, doch mit Vorliebe Schulden, und
pflegte durch deren Nichtbezahlung seine
Gläubiger zu den äußersten gesetzlich
zulässigen Mitteln zu treiben. daS heißt
die Schulden gewöhnlich erst dann zu
bezahlen, wenn man ihn in'S Gefäng.
niß werfen lassen wollte. Die Vorfiel'
lungen seiner Angehörigen und Freunde,
doch dieser, mit Rücksicht auf die in
England sehr hohen GerichtSkoften theu
ren Gewohnheit zu entsagen, fruchteten
nichts. Die Unannehmlichkeiten aber,
welche infolge der fortwährenden Jagd
der Gerichtsleute nach seiner Person
eintraten, brachten ihn schließlich auf
den Gedanken, sich vor sich selbst zu
schütz?."
Zu diesem Zwecke veröffentlichte er
im Jahre 1818 in den Zeitungen fol
gende Warnung : Ich warne hiermit
Jedermann, mir jemals mehr als höch
ftenS einen Schilling zu borgen, da ich
fest entschlossen bin. auch diesen nie zn
bezahlen oder bezahlen zu lassen."
Das Mittel war drastisch, leider aber
scheint eS nicht viel genutzt zu haben,
denn Lord Spencer hat Schulden ge
habt bis un sein Ende.
Der schlau MüUersjörg.
Der Herr Richter Scharf hat den
Müllerkjörg wegen einer Schlügerei zu
vierzehn Tagen Arrest verurtheilt. Der
aber sagt: No ftät. Herr Richter, so
pressant ist'S net! Gucket Se no' noh in
Spiegel nei!"
Was soll dieses närrische Ansinnen,
MüllerSjörg ?"
Gucket Se no' amol in Ihren Spie
gel nei'!" erwiderte dieser, no werdet
Se scho' sehen!"
Der Herr Richter geht an den Spie
gel. sieht hinein und sagt: So, was
soll ich da sehen?"
Die Schmarre in Ihrem Gesicht
sollet Se a'seh'n und mir no sage, ob
die von Ihrem fcharfa Rasirmesser her
kommt oder von was sonst ?"
Da hat der Herr Richter gesagt:
MüllerSjörg, das versteht er nicht, daS
ist etwas ganz ander!! Aber weil Er'S
ist. will ich Ihn diesmal noch mit einem
Verweis davonkommen lassen! Komm
Er mir aber nicht wieder! Verstanden?"
Der MüllerSjörg hat sich darauf für
die gnädige Strafe bedankt. Der Rich
ter siehe ihm nach und denkt: Ver
wünschter Kerl, dieser MüllerSjörg!"
Das Galgenfest.
Kulturgeschichtlich interessant ist die
Art und Weise, in welcher noch zu An
fang deS 13. Jahrhunderts in den mei
ften Städten Deutschlands Reparaturen
an der Stätte deS Hochgerichts borge
nommen wurden. Wie der Henker und
feine Gehülfen seit ältesten Zeiten als
unehrlich betrachtet wurden, so lastete
auch auf dem Hochgericht selbst und
dessen R quistten der Bann deS Vorur
theils. War eine Ausbesserung deS in
damaliger Zeit so häufig benutzten
GalgenS oder RabenfteinS nothwendig,
so mußten alle dazu erforderlichen Ge
werbe. Maurer. Zimmerleute. Schlos.
ser u. f. w., Meister, Ges,llen und
Lehrjungen, gemeinsam die Arbeit
verrichten. Der Tag, an welchem solche
Reparaturen vorgenommen wurden,
gestaltete sich zu einem Fest. Auf dem
Hin und Rückwege zur Richtstatt ritten
geschmückte Spielleute vor dem ost aus
Hunderten bestehenden Zuge her, und
nach beendeter Arbeit, bei der jeder ein
zelne Hand anlegen mußte, kehrte man
wieder mit Musik nach der Stadt zurück
und schloß den festlichen Tag mit Tanz
und Gelagen.
vorsichtig.
Dorfwirth (zu seiner Frau): Du
Alte, d.m Touristen gieb keine Ser
viette, der könnte sie benutzen!"
I' netter as,r.
,) H'tfll'aUi'irm ImliH )
Von jeher han ich so mein' Spaß
Am Küsersammle g'hat;
Mer' Sammlung die war hochberühmt
In uns'rer ganze' Stadt.
Un' han die Leut' e' Küfer g'funn'.
Do hvt mer. korz bedacht.
DeS Biech for in mei' Sammlung 'nei'
Ifiir in mei' HauS gebracht.
Do kummt oh am e' schöne Dag
TeS L'hrerS RSSche' her.
E' Mädche'. frisch als wie i Sttiäs
Un' kloppt an meiner Dehr.
Sie weift mer stolz e' Schachtel hin
E' Küfer wür' do drin'.
E' Küfer nett, wie wenig nur
In meiner Sammlung sin' I
,E' netter Küfer." sag' ich. .so? !
Hm. Rösel". aber hör'.
E' Küfer, goldiger als Du.
Gebt'S uf der Welt nit mehr !
Un' fo wie Du. so bräucht' ich 6er.'
Noch in mei' Sammlung 'nei'
Guck. Rösel". sag' ich. .mögft dann Tu
Am End' der Käfer sei?"
Do werd daö G'sichtel purpurroth
Un' lacht verschämt mich an,
Un' ich thu', was seit AdamSzeit
E' Jeder hat gethan :
Ich küss' ihr rothes Mündche' fescht,
Un' pack' se bei der Hand.
.Mei' Käfersammlung" sag' ich.
.Schatz, .
Jetz' iS se beienand' l"
. (Sl.Bl)
, Arqe Enttäuschung.
Buchhalter: .Herr Chef, morgen
werden eS 24 Jahre, daß ich in Ihr Ge
fchäft eingetreten!"
Chef: Na. hoffentlich weiden Sie
doch ein JubilSumsmahl geben und
mich dazu einladen? !"
Ein fleißiger Dicht.
A: Ihr Herr Gemahl dichtet wohl
sehr viel?"
Frau deS Dichters : O ja I Einen
Bleistift verdichtet er durchschnittlich
jeden Tag !"
Der Regenschirm.
Der Regenschirm ist ein wahrer Freund,
Wie man ihm selten wohl begegnet.
Bleibt abseits, wenn die Sonne scheint,
Und geht mit unS, wenn'S stürmt und
regnet.
GemiitPich.
Münchner (sich von seinem, an einer
Nordpol Ezpedition theilnehmenden
Sohn verabschiedend): Und balft
moanft, eS geht nimmer weiter auft,
nacha trinkst D' einfach Dein Bier
aus und fahrst wieder heim !"
Mldtrungsqruno.
Richter : Warum haben Sie dem
Herrn Professor den Schirm gcft?ylen?"
Dieb : Ach, Herr Richter, er hätt'
ihn ja sowieso irgendwo stehen lassen !"
Gute Ausrede.
Acht Tage find wir verheiratet und
Du kommst so spät nach Haufe !"
Ja. ich habe so lange gebraucht,
meinen Freunden daS Glück zu schil
dern, das ich mit Dir habe."
Zerstreut,
Ehemaliger Schüler (zu seinem alten
Professor): Und hiermit erlaube ich
mir auch meine Frau vorzustellen !"
Professor: Aha wird wieder 'mal
eine Cousine sein !"
Im Bilde geblieben.
Verleger: Gut, Sie sollen mein
Herzblatt bekommen."
Brautwerber (die Geste deS Geldzäh
lenS machend): Und wie steht'S mit
der Beilage?!"
Galgenhumor.
Delinquent (zum Scharfrichter): Also
machen S' keine langen G'schichten
ich bin a G'fühlSmensch !"
In der verwinung.
Bürgermeister (eineS LandstädtchenS
die Gemahlin des regierenden Fürsten
begrüßend): Durchlauchtigste LundeS
matter MandeSlutter LundaSmet
ter MenduSlatter LendeSmattur
Landesmutter !"
ZVortsinn.
Woher mag nur daS Wort kommen, '
Schwiegermutter?"
DaS kam fo: Wie keine da war,
hatte der Mann zuweilen etwas zu
sagen. Wie aber die Schwiegermutter
kam, schwieg er."
vie yausftau im Museum.
Kastellan: ....Dieses Porzellan ist
über 20 Jahre alt !"
Dame : .Da schau'n Sie her. Kathi,
und bei Ihnen hält das Geschirr keine
14 Tag'!"
Boshaft.
Ach. gut. daß ich Sie treffe, lieber
Herr Notar hab' ein kleines Anlie
gen an Sie!"
Na. lügen Sie mich 'mal an,
Herr Förster!"
verkannt.
A: ...Was haben Sie denn nur
gegen den Herrn Müller?"
B: Ein fader Kerl! Jedesmal,
wenn ich ihn um etwas anspreche, hat
er sein Portemonnaie vergessen !"