Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 21, 1898, Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    p?"
Tausend Rentner Karree.
G.tu uskit Vd..tf V,'N r ; h : t ii V,.
Im Städtchen Schmi.oeberg im Slif
fengebirgf steht hart am iXauDf be?
mitten durchfließenden Ezlitzftüßchens
tin stattliches. alterthümlicheZ. dicht von
IFpljcu umrankte; HauZ mit rothen
Giebeldach. Heute gehört es dem
preußischen Minifler von der Siecke.
Ler Herr Minister wohnt aber nur fei
ten darin, und nur ein altes HauZmei
fterpaar treibt sein lautlose? Wesen in
den verlassenen Wänden. Aon diesem
Hause erzählen die Schmiedederger noch
folgende Beschichte.
13 war im Jahre IS'Ki gegen Ende
October. Da? stattliche HauZ gehörte
dazumal dem im ganzen Hirschderger
Zhal wegen seine? ausgebreiteten Han
delZgeschüftZ bekannten Kaufherrn
Samuel Weber. Schmieöedcrg Mühte.
Friedrich der (Stoße hatte an der EgliK
eine große Leinen und Teppich-Jndu
strie in'Z Leben gerufen, und der Wohl
stand war in das arme Städtchen ein
gezogen. Eine ganze Anzahl so statt
lichcr Wohn und HandelSgebSud, wie
da? am Flußrande war in den kiim
merlichen Gassen emporgewachsen ;
über der HauZthür, in Stein gemeißelt,
schwebte der Anker mit dem darum ge
wundenen Seil, das alte Kaufmann?
zeichen, und hinter den vergitterten
Fenstern herrschte in den Schmdßuden
und Speichern ein fleißige? Regen und
Streben.
Samuel Weber bandelte mit Kola
nialwaaren und Spezereien. eein
Hauptartikel aber war Kaffee. Die
Schmiedederger raunten sich in die
Ohren, daß von seinen Kellern auZ g?
hcime Bünge in'Z Gebirge, ja, bis über
die nahe böhmische Grenze führten, und
daß er ein eifriges und recht einträg
lichcS SchmugglcrgcfchSft treibe ; aber
niemals ist auch nur ein Schimmer die
ser Behauptung erwiesen worden.
Tie Schlacht von Jena hatte auch
da? schlcstsche Gcdirgöland aufgestört.
Noch war zwar das franzöftsche Heer
bis in die Berge nicht vorgedrungen,
aber aus BreZIau kamen schon schreck
liche Gerüchte : die Franzosen, hieß eZ,
hausten wie die Wilden, den fettesten
Rahm tranken fte aus KrUgen und
gössen Zimmetessenz darüber, und die
Offiziere verlangten, daß ihnen Schin
ken in Rothwein gekocht würde. Von
Kontributionen und weiteren Uebeln
hatten die Schmiedederger vorläufig
noch nicht? gehört.
Weber war ein angehender Fünf
ziger. Seine Frau war gestorben,
dagegen befaß er em anmuthigeS Töch
terchen. das selbstverständlich, wie die
meisten Mädchen damals. Lottchen hieß.
Lottchen hatte braunes Haar und
braune Augen, und mit ihren muntc
ren rothen Wangen sah ste auS wie daS
rothe Blümchen Hademichlieb", das
oben im Gebirge an den Abhängen
wächst. Unter den zahlreichen Ange
stellten deS Handelsherrn befand sich
auch ein Faktor mit Namen Fritz
Schmidt. Der junge Schmidt war
Faktor in der Schreibstube, sah äußer
lich nicht häßlich auS, hatte feine
Manieren, denn er stammte auS BreS
lau. und wenn Weder alljährlich in sei
nein Hause für das Personal daS große
..Traltament" veranstaltete, wobei er
sich nicht lumpen und sogar Champag
ner zum Nachtisch geben ließ, so trug
der junge Mann mit Lottchen, wenn
erst die eigentliche Unterhaltung be
gann, sogar kunstgerechte musikalische
Duette vor ; Lottchen spielte Klavier,
Frik blies die Flöte dazu. Stunden
lang konnten bei dieser Gelegenheit
Lottchen und FrlK miteinander muftzi
ren. ohne eZ satt zu bekommen. Sie
störten niemand und wurden von Niel
mand gestört. Mver selbst saß in
einem Hinterzimmer und spielte mit
seinen deinen ältesten Buchhaltern das
von ihm sehr geliebte l'Hombre, und
daZ übrige Personal war zur Genüge
mit dem Wein beschäftigt, dessen Fla
schen an diesem Tage nicht nachgezählt
zu werden pflegten.
Nur eine einzige, vom kaufmünni
schen Standpunkt aber sehr verwerf
liche Untugend hatte der junge Schmidt
allmählich angenommen. Wenn er an
seinem Schreidpult stand und auZ dem
Zimmer über ihm das lavier ertönte,
so verloren die Ziffern und Buchstaben,
die er auf daS Papier vor sich hinzu
malen hatte, jedes Interesse für ihn
Nur noch mechanisch schrieb er weiter,
und die Folge davon war gewöhnlich.
daß er sich ernstliche Verweise von sei
nem Prinzipale zuzog. Statt aber
besser, wurde es mit ihm nur schlimmer,
..Ich möchte nur wissen, was Sie
seit einiger Zeit im Kopfe haben,"
hatte bereits erregt der Prinzipal zu
ihm geäußert.
Hätte erst Herr Samuel Weber ge
wußt, was cZ war. das fein Faktor im
Kopfe hatte! Aber niemand wußte,
niemand ahnte eS. Nur Lottchen allein.
Es war also an einem der letzten
Octobertaae im Jahre 1806. Bei
Weber war ein auswärtiger Handels
freund eingekehrt, und die Artigkeit
verlangte eS, daß er mit ihm am Abend,
bevor in seinem Hause zu Nacht gespeist
wurde, einen Besuch in der städtischen
Ressource" abstattete, wo um diese
Zeit auch die anderen angesehenen
Männer SchmiedcbcrgS sich zusammen
fanden. UeberdieS war es ein Freitag,
einer der drei Tage in der Woche, an
welchem die Königlich privilegirte Zei
tung" auS Berlin erschien. Zwar er
schien sie bereit unter französischer
Zer.'ur. die politischen N;inf:it'r.
ciu:d,n der darin nicht verschwiegen,
tu Schliche Zeitung" aus BreJlcu
h-.c'.t ehrnihultitr jeder Schmiedederger
Ko'h.rr schon im tigere:; Haus.
Der junge Schmidt stand an seinem
Pul. (S3 war sch?n dunkel geworden.
. . . . v ... r . .. r , . 1 . x -Ti ' . . v
üliu ju jciuru luuii.i uu ml .cuuuu
brannte bereit; die Öellampe. Einige
Schreibgehilfen, die noch im Zimmer
saßen, bedeuteten nicht viel. Geld
schränke gab es noch nicht im Jahre
18CÜ und nur einige hohe Ständer mit
den in Schwew.Zleder gebundenen Ge
schüftZdüchern gaben der Schreibstube
ein würdigeres Aussehen.
Die Thür wurde aufgemacht. Auf
der Schwelle stand im Mantel, den
niedrigen tky'.inderhut auf dem Kopf
und den spanischen Rohrstock mit dem
goldenen Knopf in der Hand, der Kauf
mann.
.Schmidt!" rief er und pochte mit
dem Stock auf den Fußboden, weil ihn
sein Faktor nicht zu bemerken schien.
Fritz Schmidt schrak zusammen.
Haftig fuhr er mit dem Gänsekiel
empor. .Jawohl, Herr Prinzipal!
Sie wünschen?'
.Lassen Sie noch heute Abend einen
Bestellzettel abgeben an PawkinS BroS.
Tausend Zentner Java. Prima. Liefe
rung umgehend Hamburg. Londoner
Tageskurs. Rimesse drei Monate nach
Eicht. Der Zettel muß noch heute fort.
Haben Sie verstanden ?"
Jawohl. Herr Prinzipal, soll sofort
besorgt werden."
Guten Abend."
Guten Abend. Herr Prinzipal."
Seine Laterne in der Hand, geleitete
Weder dann seinen HandelSsreund über
die dunkle Straße nach dem Ressourcen
gedäiide.
Die Firma Weber bezog ihren Kaffee
aus Lcndon direkt und ohne Zwischen
Handel. Tausend Zentner das war
ein schöner Posten. Tausend Zentner
Java, noch dazu Primawaare, reprü
sentirten ein Kapital.
Fritz Schmidt streifte inzwischen sei
nen Schreibänne! auf. (3 war einer von
schwarzem Kattun, tauchte seinen Gänse
feder in daZ Tintenfaß und fetzte sich
eben in Bereitschaft, den Bestellzettel
auszufüllen, als durch die Studendecke
die leisen Klänge eines Klavier? ertön
tcn. Sofort setzte er feine Feder wieder
ad und lauschte. Er kannte diese Klänge.
DaZ ganze HauZ kannte ste. Lottchen
spielte diese? Lied, wie da? bei manchen
Mädchen ist, vielleicht zum hundertsten
mal. Die anderen Hörer hatten eZ schon
satt bekommen, Fritz Schmidt nicht.
Tage, Wochen, jahrelang hätte er lau
schen können. Wenn die Engel im
Himmel auf ihren Harfen spielten, so
konnte das nicht himmlischer klingen,
als dieses Lied, da? von treuer Liebe
sang.
Friß war auch diesmal ganz hinge
rissen. Er faß und träumte von der
Geliebten, mit der er am letzten HauZ
sefte in'Z reine gekommen war. Nur
eine einzige kleine Schwierigkeit war
noch zu überwinden: WaZ würde Lott
chenS Vater, wa? würde Herr Samuel
Weber zu der heimlichen Verlobung
sagen ?
Da? Klavier tönte noch immer. Fritz
hielt noch immer seinen Gänsekiel zwi
schen den Fingern und lauschte und
träumte von der Zukunft.
Soll ich noch wa? zur Post mitneh
rnen?" klang plötzlich eine Stimme an
sein Ohr. .
Der Markthelfer Pietsch war einge
treten. In der Hand hielt er seine
große, schwere Ledertasche. Er sah sehr
würdevoll au?, wie eS einem Markthel
ser der Firma Samuel Weber zukam.
Fritz Schmidt befand sich wieder in
der rauhen Wirklichkeit. Vor ihm lag
noch der leere Zettel.
Jawohl," sagte er. Haftig füllte er
den Zettel aus, packte ihn, weil Eouverts
noch nicht bekannt waren, in einen Bogen
Papier, klebte diesen zusammen und
schrieb die Adresse darauf.
Der Bnef ist freizumachen." fügte
er, Pietsch das schreiben übergebend,
hinzu. Pietsch ging. daS Klavier oben
war verstummt, und seufzend wandte
sich tiittz wieder seiner Arbeit zu.
Etwas über drei Wochen waren seit
diesem Abende vergangen. Fritz und
Lottchen waren in ihrer Liede keinen
Schritt vorwärts gekommen. Ohnehin
war e? eine Liebe, die mit den größten
Schwierigkeiten verknüpft war. An
jedem Sonnabend holte sich Lottchen in
der Kaffenstube ihr Wirtschaftsgeld,
und wenn sie dabei durch die Schreib
ftuve kam, so war da? fast die einzige
Gelegenheit, dem Geliebten zu begegnen
Was sollte Fritz thun? Zu seinem Priw
zipal in'? Privatcomptoir zu treten und
ihm zu sagen: Herr Weber, ich bitte
um die Hand Ihrer Tochter," da? war
unmöglich. Die Liebe zwischen Ferdi
nand und Luise in dem bekannten
Trauerspiel vom Professor Schiller
konnte keine auZstchtZlosere gewesen sein.
Fritz stand an seinem Pult und malte
wieder gleichgültig Buchstaben und Zif
fern auf ein Löschblatt.
Plötzlich wurde die Thür aufgerissen,
und stürmisch trat Samuel Weder her
ein, m der Qano einen mit, r iay
sehr aufgeregt auS. und sein Gesicht war
unnatürlich geröthet. Sonst galt er
als ein kluger und bedachtsamer Mann,
den nicht leicht irgend etwas, selbst nicht
die neue Politik, au? der Fassung
brachte. ES mußte also etwas Schreck
licheS geschehen sein.
.WaS haben fcte angestellt,
Schmidt ?" schrie er diesen an.
Fritz fühlte sein Herz erbeben. Was
konnte andereZ gesch.i? sein, uls daß
! er urd Lottchen verraihn: worden w2
i "n
Wiedicl Zentner haben fcie brPaw
!tr.5 befallen sollen, Mietn,. ?" schrie
Weder nach viel lauter cl3 vorher.
Fug athmete für einen Augenblick
,,k ; n,f....v1 --w. ; v . i . ...
uu. .4.uuiiiw; (flUiUllu iC.
Und wieviel haben Sie bestellt ?
Fritz schwieg. Tarauf wußte er
nichts zu sagen.
.Zehntausend!" schrie Weber und
schwang den Brief in seiner Hand.
Der Brief enthielt Pawk-.nS Brothers'
Antwort. Die bestellten zehntausend
Zentner Prima Java seien unterwegs.
Fritz war bei der Bestellung eben sehr
zerstreut gewesen, er hatte eine Null zu
viel auf den Bestellschein gesetzt.
Zehntausend Zentner Kaffee! Die
Magazine von ganz Schmiedeberg reich,
ten nicht dafür aus. Zehntausend Zent
ner und in drei Monaten zahlbar!
Zehntausend Zentner! Ging der Kaffee
preis herunter, so erlitt die Firma einen
Verlust, der in den Kriegszeiten. wenn
eZ schlimm kam, zu ihrem Verderben
führen konnte.
Sie sind entlassen," fuhr Weber
außer sich fort. .Gehen Sie auf der
Stelle! Ich will Sie nicht mehr sehen!"
EZ war schon später Nachmittag.
Auf der Gasse fegte ein ungemüthlichr
Novemberwind und auf den Bergen
lag längst der Schnee. Lotte war bei
einer Tante zu einem Kaffeekränzchen,
und ohne einen Adschiedsblick von ihr
mußte Fritz daZ Haus, in dem daZ
Glück und Unglück feines Lebens auf
ihn gewartet hatte, verlassen. Morgen
früh ging nach Breslau die Post. Mit
dieser wollte er fort. Lottchen niemals
wiedersehen daZ war das beste !
Fritz packte seinen Koffer. Als die
Reii;e an die Flöte kam, mußte er in
seinem Weh wieder an das Trauerspiel
des Professor? Schiller denken. Un
g:ua,eiige ivioienipici : nogrue er in
sich hinein.
Auch an diesem Abend begab sich
Samuel Weder gewohnterweise nach
der Ressource. Dort wurde ein guter
Punsch von Burgunder gebraut, bei
dem sich in Ruhe nachdenken ließ und
bei dem sich, wa? die zehntausend Amt
ner betraf, vielleicht Ni.'ch ein Weg der
Rettung finden lassen würde.
In der Ressource herrschte, als Weber
eintraf, allgemeine Aufregung. Die
Königlich privelegirte Zeitung" aus
Berlin brachte einen Erlaß Napoleon?,
datirt vom 21. November, desien Trag
weite noch unübersehbar war.
Auch Weder nahm von der Neuigkeit
Kenntniß. Während sich der anderen
Reffourcenmitglieder aber die helle Ver
zweiflung bemächtigte, ging eZ merk
würdigerweife mit Weder gerade umge
kehrt. Nachdem er den Erlaß genau
verstanden hatte, schien ihn sogar mit
einem Mal eine große Freude zu ergrei
fen. und während auf den Kaiser Na
poleon die leidenschaftlichsten 5k
schimpfungcn sielen, hüllte sich Samuel
Weber in ein zufriedenes Schweigen.
Er verheimlichte den anderen etwas,
aber niemand kümmerte sich um ihn.
Alles sprach nur über die unerhörte
Vergewaltigung. So trank er seinen
Punsch aus und zeitiger als sonst kehrte
er nach Hause zurück.
Pietsch," sagte er dort zu dem
Markthelfer, seh Er sich 'mal nach dem
Schmidt um und bring Er ihn her !"
Pietsch verwunderte sich, denn die
Entlassung und daZ Verbrechen deS
Faktors war bekannt geworden ; er ge
horchte aber schweigend.
Was war geschehen? WaS hatte es
mit dem Erlaß Napoleon? für eine Be
wandtniß? Der siegreiche Eroberer be
fahl darin die Kontinentalsperre, da?
heißt, er ordnete an, daß England
fortan von aller Verbindung mit dem
Feftlande Europas ausgeschlossen wer
den sollte. Tie britischen Inseln wur
den in Blockadezustand erklärt und aller
Handel und Verkehr mit englischen
Waaren ausgenommen die bis zum
Tage deS Erlasses bereits erfolgten Ab
schlösse wurden als strafbar der
boten. Die Folgen dieser Kontinental
sperre lagen vor den Augen des Kauf
mannZ klar zu Tage. Kolonialwaaren
würden schnell in ungeheurer Weise im
Preise steigen, wenn die englischen
Schiffe nichts mehr in Deutschland ein
führen durften. Besonders natürlich
der unentbehrliche Kaffee. Wer sich
zur rechten Zeit damit versorgt hatte,
und je mehr, desto besser, der hatte jetzt
fein Schäfchen im Trockenen.
Eine Viertelstunde später stand Fritz
Schmidt vor seinem bisherigen Prinzi
pal.
Ich will'Z Ihnen noch einmal hin
gehen lassen, Schmidt." sagte Samuel
Weber mit väterlichem Tone. Wenn
Sie mögen, dann können Sie bleiben.
Die Zerstreutheit müssen Sie sich aber
abgewöhnen. Heute Abend essen Sie
an meinen Tisch. Ich denke. Lottchen
muß bald kommen. Oder habn Sie
schon was besseres vor?"
Herr Prinzipal!" entrang eZ sich
endlich, als träumte er, den Lippen
des Glücklichen. Er wußte sich vor Er
staunen und Freude gar nicht zu faf
sen...."
Als der Nachtwächter von Schmiede
berg in dieser Nacht die elfte Stunde
auZsang. erblickte er im Hause dcZ
Herrn Webr noch Licht und hörte
durch? Fenster fröhliches Glüserklin
gen. WaS gab'Z nur heute dort? Das
Traktament" war in diesem Jahre
doch schon vorbei I
der Kaste, bis aus dos Zehnfach, sei
rie? tiZlzkrig, Preises. Herr Samuel
Weber wurde durch doZ Versehen scineZ
Faktors ein steinreicher Mann, und
ijvi Schlniot sein Schwiegersohn. Von
d,Z Letzteren Zerstreutheit hat man
aber nicht? mehr vernommen.
Wie manche anbete Dinge, würd,
Anno Dreizehn auch der Kaste, wied,r
billiger und der alt, Herr Weder gab
sein Geschäft, weil eS ihm nun nicht
mehr lohnte, auf. Noch lang, ad,r
hatte ,r im Kreis, seiner heranwachsen
den Enkel sich e'meS rüstigen Alter? ,r
freut. Auch Fritz und Lottchen kamen
zu hohen Jahren. Nun ruhen sie in
schleftschcr Erde, und ihr alteS HauS in
Schmiedederg gehört den Herrn Mini
fter.
Ein Nagbluidenftrcich.
.umou":-te von l'l a t H i I ch k I d.
Nach dem 21. November 1306 stieg
im Verlauft der nächsten sieben Jahre
EinZ schönen SommertageS trafen
sich auf der (Hausse?, welche nach dem
Torf, Weltdrett führt, zwei .arme Rei
sende". Der eine kam auS dem Wei
zenfeld von linlZ. der andere aus dem
Haferfeld von recht?, und gerührt san
ken sie sich in die Arme.
Wo kommge denn her, Dresdener?"
Eiherrjemersch. Rirdorfer, da?
gannft Du mer doch ansähn. au? der
Sommerfrische komm' ich. Jetzt geht'?
alleweile wieder an de Arbeit."
Na. det hast, ooch sehr nötig. Mün
neken. Nach Deine Kluft zu urtheilen,
ig et Zeit, det Tu bald wieder uff'n
Mühlendamm kommst."
,.Nu freilich, Rlxoorfer. aber Du
siehst mer ooch nich so au?, als ob Du
vom SubdschgribdionZ'Ball kommen
dhüdft."
Dct stimmt, oller KümMelterke,
wenn ick ut die Wahrheit raus soll,
denn muß ick jeftchn, det ick mir ver
wünscht elend fühle. Kiek mal, dieZ
Stück Kommisdrod is det eenzigste, wat
ick mir heil, zufamiueniereist habe
Und die Pulle is ooch leer. Wo ick
hinkomme, sage ick: Erbarmen Se
Ihnen, ick hab' schon seit eene Woche
keenen warmen Pappenstiel im Magen",
denn ick schäme mir, zu sagen, det et
eegentlich schon z wee Wochen find."
Weeß Gnebdchen, mer geht's egal
so. Da hasde meine kanze Echbeise
gammer."
Und der Dresdener wickelte aus einem
Stückchen Zeitungspapier ein kleines
Ende Schweizerkäse aus.
Det is jcrade wat ScheeneZ, wenn
blos nich so ville Löcher dadrin wären."
Das muß sinn. Rixdorfer, dadermit
die Maden eenen Ausweg hamn. "
Nun ließen sich die beiden am Rande
des Chausseegrabens nieder, theilten
und aßen Brot und Käse, und waren
bald damit fertig.
Jetzt fühl' ick erst so recht den Hun
ger. Weeßte nich, Dresdener, wo man
so ?tn keines Diner mit fünf Jänge
kriegt?"
Nu freilich, im Weltbrett beim
schwarzen Roßwerthe."
Unterdessen hatt, der Rixdorfer daZ
Zeitungsblatt aufgenommen, in welches
der Käse eingewickelt war, und studirte
eS eingehend, während der Dresdener
sich im Grase lagerte. Plötzlich sprang
der Erstere auf.
Dresdener, hafte Appetit uff die
fünf Jänge in't schwarze Roß"?"
Gee'n Gedanke!"
Spaß bei Seite! Komm mit, Du
sollst so nobel essen, wie in Deinem jan
zen Leben nich."
Eine Viertelstunde später betraten die
beiden Vagabunden da? schwarze Roß"
und gingen zwar direkt in daZ Honora
tiorenzimmer.
Fort!" schrie ihnen der Kellner zu,
Schnaps giebt eS nebenan im Laden."
Ich wünsche den Wirth zu sprechen."
sagte der Rixdorser mit Würde.
Den Kuckuck könnt Ihr sprechen!
Hinaus, oder ich rufe den Hausknecht."
Nich den Hausknecht, fondern den
Wirth bitte ich oller Serviettenfritze.
Sie!"
Sie Lump "
Was ist da los? WaZ giebt es?"
fragte der Wirth. Scheert Euch fort,
Ihr "
Halt, halt. Herr Wirth, - Ihr
Irrthum is allerdings mch so ohne,
aber er iZ doch bitte, wollen Sie
jütigft diese Zeitungsnotiz lesen?"
Mißtrauisch nahm der Wirth den
Ausschnitt und las:
Journalisten al? Vaga
bunden. Zwei Journalisten. Re
daktionSmitglieder einer angesehenen
hiesigen Zeitung haben die originelle
Idee gehabt, als Vagabunden gelleidet
die Provinz zu bereisen. Sie wollen
hauptsächlich daS Verhalten der Beam
ten und der Polizei den Vagabunden
gegenüber ftudiren, dagegen geht ihre
Opferwilligkeit nicht so weit, von den
Gaben zu leben, die sie unterwegs ein
sammeln. Sie speisen und logiren in
den Hotels, über deren Mängel und
Vorzüge sie in den demnächst zu erwar
tenden Veröffentlichungen ebenfalls be
richten werden."
Kaum hatte der Wirth zu Ende ge
lesen, als er die beiden Vagabunden in
fein Privatzimmer nöthigte, wo sie
ganz ungenirt" wären.
.Das is ooch sehr scheene, Herr
Werdh," sagte der Dresdener, sich mit
großer Mühe einer gebildeten Au?
spräche befleißigend, unser Gebäck
gommt nämlich ersch nach "
,O, Sie kriegen auch bei mir Gebäck,
meine Herren "
Nee. nee, mein Kollege meint: Ge
päck. er eS nämlich een Sachse, wat ihm
ader schwer onzumerkkii is Si, wer
den beweisen, det macht di, Bildung."
WaZ wünschen ie zu essen, meine
Herren?"
KncbUlnder w.ii Bratk ree,
nee, wat feg' ick, jeden S'.e uns fünf
Jange, Herr Wirth, vom Besten, was
Sie haben."
Ich möcht, gern Gäsegeilchen."
.Halt Dein Mau , nämlich
Herr Wirth, mein Kolleg, iZ auS Each
! fen zu Haufe, aber das hab' ich Ihnen
woll schon gesagt, aber fünfJünge "
.Und ,,ne Bulle Kümmel
Hahada." lacht, d,r Wirth, der
Herr spielt seine Roll, sehr natürlich!"
Ja. weeß der Deibel! Also ein,
Pulle Wein. best, Mischung wenn ich
bitten darf."
Bei mir ist er ganz kcht," erwidert,
der Wirth, worauf er mit kinem huld
vollen Kopfnicken seitens deS RirdorferS
entlassen wurde.
Die beiden Herren aßen und tranken
nun, was sie irgend vertragen konnten.
Als sie nun dasaßen, jeder ein, fein,
Havanna zwischen den Zähnen und der
Wirth lächelnd fragte, wi, eS ihnen g,
schmeckt Hütte, suhr auf der Straße ein
grünlackirteS Gesührt vorbei, dem einige
Straßenjungen mit Gejohle folgten.
WaZ i? deS?" erkundigt, sich der
Dresdener.
DaS ist unsere neue Feuerspritze, die
soeben angekommen ist und in'Z
Spritzenhaus überführt wird. Morgen
findet die Einweihung statt. Wenn
die Herren geneigtest diesem Ereigniß
beiwohnen wollen "
Aber natürlichemang. det iZ jerade
wat ScheeneZ, da bleiben wir bei
aber wo is denn hier daS Telejrapher.
Amt?"
Auf der Post, drei Häuser weiter."
Denn muß ick hiniehn, sofort an
meine Zeitung telejraphiren, daß hier
daS Spritzenhaus euijeweiht wird."
Flugs enteilt, der Rixdorfer, wäh
rend der Dresdener behaglich sitzen blieb
und einige Details über di: neue Feuer
spritze anhörte. Aber plötzlich sprang
auch er auf.
Mein Kollege werd da in eener hib
schen Verlegenheit sinn, wissen Se,
unser Geld kommt mit unserm Gebäck
nach mer hawen meiner Seele nischt
bei unS wenn ich blos die Debeschen
Gebühren hädde, damit ich se ihm nach
tragen gennde."
Bereitwillig half der Wirth mit eini
gen Mark aus, und auch der Dresdener
eilte davon. Natürlich ließ er ebenso
wenig wie der Rixdorfer sich wieder im
schwarzen Roß" blicken, und obwohl
der enttäuschte Wirth sofort den Gen
darmen benachrichtigte, sah er daS par
noinle fratrum nicht wieder.
Einige Tage später kehrten wieder
zwei Vagabunden im schwarzen Roß"
ein, welche sich als die erwähnten Jour
nalisten meldeten. Sie wurden vom
Hausknecht auf Geheiß des Wirth? sehr
unsanft vor die Thüre gesetzt, zu ihrem
eignen Schrecken, mehr aber noch zu
dem des Wirthe?, denn die?mal waren
eZ die echten Journalisten.
.,':; Au. -!'.-,.
Tu mußt hrut: ei cos m.'hr gelnm
l;n Hoden, li bit Mann, ich foh gtiz
deutlich, wie Tu oei jeVsn Schritt, den
D.i vi?rw.'.l!Z gingst, zwei, drei Schritte
zur!!ck!:o!cfl.-
Hcha. köstlich!" D.:Z kom?nt daher,
wenn man zu diel Krebs; ißt.
lltU'ilif.
dichter: Dem Huberbauer haben
Sie bei der Prügelei mit dem Bier
seidel den liiiken Arm zerschmettert!"
Angeklagter: Ja. aber daZ war
Unglück.... ich hatt' eigkntlich nach
dem Kopf gezielt !"
3 het verlccii ioil.
..D,r Jung, hat sich nur den Fuß
verstaucht. WaZ für ein Mittel haben
Ei, denn bereits angewendet?"
Wir baden g'rad' nix bei der Hand
'habt. Herr Doktor, und da hab' ich
ihm a' paar Blutegel in'Z Gnick
g'fttzt !"
Kell
ganz
ildte wirthsch ni.
Gast: .Ader hören Sie mal.
ner, daZ Stück Rindfleisch ist ja
fc.irf I
Kellner: Kaun: möglich ! Der Herr
Registratur hat'S vor 'ncr Stund' zu
rückgeschickt und seitdem ist'S immerzu
gekocht worden !"
Geistreiche Icriii.
Major der Bürgergarde (zum Haupt
mann): Jetzt hat die Stadt eine Sta
mmt angeschafft, mit der mer's Halde
Pulver verspürt !"
Hauptmann : Ader da hüttenZ
doch können zwei anschaffen, da hätt'
mer sich'S ganz, Pulver verspant !"
Tie Nach, d,s Patienten.
Herr Meier hat von seinem Arzte für
achtwöchentliche Behandlung eine sehr
gepfefferte Rechnung bekommen, für
deren Uebersendung er sich zu rächen
beschließt. Um ein Uhr wird der Dok
tor, der ein großer Feind gestörter
Nachtruhe ist, zu dem plötzlich erkrank
ten Meier gerufen. Wüthend über die
Störung begiebt er sich in schlechter
Laune dorthin und findet Herrn Meier
schwer athmend m seinem Bett. Nun,
wo fehlt's denn schon wieder?" fragte
er mit dem Aufwand aller ihm zu Ge
böte stehenden Liebenswürdigkeit.
Ach, Herr Doktor, ich hatte schon
den ganzen Tag über starkes Herz
klopfen, und da legte ich mir, als ich
zu Bett ging, ein Senfpflaster auf die
Herzgrube, aber jetzt ist das Uebel ge
radezu unerträglich geworden; eS liegt
mir förmlich centnerschwer auf der
Brust." Der Arzt befiehlt den Stöh
nenden, da? Senfpflaster zu entfernen
und ruft beim Anblick desselben auS :
Aber das ist ja ein einfaches Papier I"
Seltsame Verwechslung !" mur
melt Herr Meier, und ruft dann plötz'
lich freudestrahlend: Jetzt ist mir AlleS
klar, ich habe mich im Dunkeln vergrlf
fen und statt deS Pflasters Ihre
Rechnung auf die Brust gelegt ; dabei
kann einer allerdings Alpdrücken be
kommen !"
Der Herr Doktor soll den Rest der
Nacht nicht sehr gut geschlafen haben !
Unerlaubter Za!srt,
A. wird von B. wegen eines gering
fügigen Streite? auf Pistolen gefordert
und nimmt die Forderung an. Dem
B. wird die Eliche dann bald wieder
leid, . jedoch besteht jetzt darauf, daß
der Handel aufgetragen werde. AIS
die beiden Gegner sich schußbereit gegen
überstehen, wird B. von heftigem Zit
tern befallen und vermag kai'.m die
Pistole zu halten. Erst jetzt reicht ihm
. die Hand und erklärt sich damit
einverstanden, daß daS Duell unter
bleibe. Der Andere athmete erleichtert
auf. Wie kommt eS nur," fragt er
dann, daß Sie auf einmal so ver
söhnlich gestimmt find?"
A.: Mir siel eben ein, daß ich mei
nen Jagdschein nicht bei mir habe. Ich
darf also nicht auf Hasen schießen !"
Sächsisches RLllisel,
Bcmmchen : Nu härn Sä 'mal, ich
will Sü ä gleeneS Räthsel uffgeben.
ES liechd unter änen Kerschenboom. is
rodh un hab änen Kern inncwend'ch.
WaS ist das?"
Bliemchen : Nu. das is doch üne
Kersche !"
Bcmmchen : Nee, daS
DaS is ü rodhcr Husar,
tterschkern geschluckd haö.
Sä l"
iZ falsch,
dür ünen
Na. söhn
und
Mit gleicher Münze gezahlt.
Er: Weißt Du, wann Kerzen
Frauen am angenehmsten find?"
Nun?"
Wenn Sie nicht geputzt zu werden
brauchen."
Sie: Und weißt Du Carl, wann
Oefen und Männer am unausstehlich
ften find?"
Na?"
Wenn fte fortwährend rauchen."
Ans dem Gericktssal.
Richter: Sie haben die Dame erst
angebettelt, bevor Sie ihr daZ Geld
täfchchen raubten?"
Angeklagter: Freilich, Herr Amt?
richter i hätt ja sonst nicht gewußt,
wo'? steckt !"
Bosl,.,ft.
A.: Ihre Frau ist wohl linkZhün
big?"
9.: .Weshalb?"
A.: Na. Ihre ganze rechte Wange
ist doch angeschwollen !"
Wunsch.
Knabe: Bitte. Mutter, gieb mir
de? VaterZ Geige."
Mutter: Willst Du denn spielen?"
Knabe: Nein, aber ich möchte de
SüngerZ Fluch deklamiren, da brauche
ich ein Instrument, welche? ich an der
Säule zerschelle !"
Zustinimung.
Köchin: Jetzt mag ich ja hüßltch
fein, Madam,, doch in meiner Jugend
habe ich viele Herzen gebrochen."
Madame : Na. wenn Sie mit den
Herzen so umgegangen sind, wie mit
meinem Porzellan, dann will ich Ihnen
da? glauben I"
Auch eine Ansicht.
Kellner: Der Dollar, den Sie mir
gegeben, ist ja falsch !"
Gast: Wa? fällt Ihnen denn ein?
Sehen Sie sich doch die Jahreszahl an !
Denken Sie. man hätte ihn so lange
im Verkehr gelassen, wenn er falsch
wäre?"
!v.icum V Ros'I beitttht' !
Ros'l iö fcho' siebzig Jahre vorbei.
Da möcht' f' no heirath'n, da? alt,
Wei'.
An Wittwer mit vier kloane Kinder
gar,
A fescher Conduktcur mit fünfund
vierzig Jahr.
Schau Ros'l." sagt die Wirthin. Du
bist z' alt,
Daß Dir a solche Dummheit no ein
fallt
In Deine Jahr, das laß i mir nit
sag'n,
Thuat Einen 'd Lied do nimmermehr
so plag'n."
Beilei"), lacht d' Ros'l uud macht
a dalkertS G'schau)
Wissen S', wann i Heirath', wir i a
gnädige Frau,
Und jetzt hab' i zwar an guaten
Lohn
Aber wenn mei Mann stirbt, krieg
i a Pension."
sterauigefressen.
Sonntagsjäger (auf einen Hasen an
legend) : Hundert Mark, daß der
Racker morgen meinen Tisch ziert l"
Kollege : ES gilt !"
Sonntagsjäger (zielt und fehlt, trifft
aber einen Treider): Heda, Du bist
morgen bei mir zu Tisch geladen.
Bursche !"