Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 14, 1898, Image 11

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Lotten trat da? freundlichste K:?:S '
bcr if hatte allerliebste Mau? 1
f.iztn, die Jeden anlachten, fi:t uvu
'8 rr'.'jc? iHÜnbichen, daZ 2Wt anrief, j
und ein Hermes tnerjährie-e? Herz. 5a? '
Alle? hebte, trcS mir geliebt fein wollte! !
Sie fnfe fiiinBenliim auf fc?r Zr'i
bor bfni Mterhchen Heus?, denn darin
bclünir.ftt? sich Nkmunö um xtjt Üfine?
Dasein, und ihr freundliches: Tag,
Tag," erklang Outn Barüb?rgehenben.
i'Mtch :u bekam immer lehr Diel Besuch
auf ihrer Schwell?, ruo sie wie eine KS
nigin tbvonte ; zur jtül?lil.f ?jeit nörn
it) stellten fit regelmäßig die Hunde
und Katzen an? der ?iach,,zrschaft bei
dem kleinen j'iüdchen ein, und dann
wurde die Semmel m diele Stücke zer
brochen und alle Käulchen sperrten sich
aus und schnappten zu. wenn die Reihe
an sie fein, und der Rest, der niemals
größer, kkcr kleiner war al? die virtheil
'ten Bissen, wanderte in LottchniZ lachen
den rothen l'funb.
.Noch All? nicht satt!" sagte ne da
nach mit ihrer fiiEcn Kinderstimme,
streichelte den Möpsen und Miezen daZ
weiche Fell und schüttelte mitleidig da?
gvldene LoJenkÖt)fichen vor der k)iinuri
gen kleinen Gesellschaft.
'Abend? erklangen feste Schritte die
Strafe entlang, und dann driiifte sich
Lottchen still in eine t5ife bei der Haus
thür und sah scheu zu dem 2'ianne em
por, der bleich um düster die Stufen
hinaufstieg und die himmelblauen Augen
feine 8 KindeS gar nicht sah. die so aus
merlsam auf ihn gerichtet waren.
LuttchenZ Mutier starb, alZ daZ kleine
Weien seinen ersten Schrei that, und der
trostlose Gatte meinte, er könne daZ
Zöchterchen nun und nimmer lieb haben,
weil eS den Tod Derjenigen herbeige
führt hatte, die seines Lebens holder
Inhalt gewesen war.
Bezahlte Personen sorgten für duZ
verlassene kleine Ding. daZ schon in der
Wiege nach allen Händen fasste, in Aller
Augen freundlich hineirilJchelte. Nur
der Bater allein konnte sich schroff ab
wenden, nd er beachtete die runden
Heimchen nicht, die sich ihm liebededürf
tig entgegenstreckten.
AlZ Lottchen schon laufen und spre
chen konnte, war ste einmal zu dem Va
ter getrippelt, hatte leise ihre warmen
Fingerchen um seine Hand gelegt und
zutraulich: lieber Bater" gesagt, aber
der bleiche, kummervolle Mann war mit
einem leisen Seufzer aufgestanden und
aus der Thür gegangen. Da drückte
Lottchen eine Miez fest an sich, blickte
traurig in die grünen blinzelnden Augen
und klagte: Will nicht!"
Plötzlich wurde der Bater krank,
schwerkrank. Die Dienstboten brachten
ihm die Speisen und stellten sie auf den
Tisch vor seinem Bette.
Lottchen saß heute in der Ecke deS
dunklen Krankenzimmers und nicht, wie
sonst, ans dem sonnigen Platz vor dem
Hause.
Der Vater streckte die schwache Hand
nach dem Teller aus, doch kraftlos fan
ken die zitternden Hände auf die Bett
decke zurück, er stöhnte.
Lottchen trippelte heran, ihr kleine?
Gestchtchen war dunkelroth, und gar
energisch drückte sie die frischen Lippen
aufeinander. Sie zog ihren Kinderstuhl
mit gewaltigem Eepolter und lautem
Keuchen an daZ Bett, kletterte hinauf,
schaute gespannt den Vater an, der mit
geschlossenen Augen dalag, tauchte dann
schnell den Löffel in die Suppe, brachte
ihn behutsam an deS Vaters Mund und
sagte, halb zaghaft, halb triumphirend:
Nun ist die Suppe bei Dir, Väterchen!
Iß!"
Der Bater öffnete schlaftrunken die
matten Augen, die goldenen Löckchcn
seines Kindes zeigten sich seinen vermun
betten Blicken, die blauen unschuldigen
Augen, daS kleine Händchen, da so
fest den Löffel umklammerte, der roth?
Mund, der sein: iß, iß. so liebreich Wie
derholte.
Der Bater öffnete den Mund, und jäh
fuhr der Löffel hinein!
Hellauf lachte daZ kleine Lottchen,
und: Mehr, mehr" mehret sie eifrig,
und unermüdlich ließ sie den Löffel von
dem Teller zu dem Bater wandern.
Nun ist'S alle. erklärte sie endlich,
legte den Löffel fort und faltete die
runden Händchen.
Der kranke Mann lächelte und flü
sterte :
..Lottchen. mein liebeZ Kind."
Aber Lottchen safz kerzengerade auf
seiner Bettdecke, sie wußte ja, daß der
Mann, der dort lag, sie nie warm an
fein Herz genommen und geliebkoft
hatte.
Der Bater seufzte schmerzlich; da
strich die weiche Kinderhand über seine
Finger, und ein rother Mund fragte
theilnehmend: ..Thut'S weh?"
..Mein Kind!"
Zitternde Arme umschlangen di: kleine
Gestalt, heiße Lippen küßten stürmisch
daS erstaunte Gefichtchen, und dann
legten sich liebende Hände fanft auf den
blonden Lockenkopf, und im Flüsterton
klang eS durch das Gemach: Gott segne
Dich, mein Kind, tausendmal!"
Vater!" sagte die Kleine, bettete der
trauenZvoll daZ goldige Haupt an seine
Brust und blickte mit den Himmel
blauen Augen freundlich zu Dem auf.
besten Leben ihr kleine?, liebevolles
Herz jetzt auf daS Allerschönfte verklären
wirb.
Natürlich genaS Lottchen? Bater bald
von feiner Krankheit, wer haite baZ
auch nicht thun wollen bei solch' vor
tresch.'r i?.(At B:rx her, v?rschk:hl
sich jnn auch nicht mehr der Liebe, Leim
Loüchen? kleine Finget hatten zu irakj
tiz daran z.-Zlcpi,. ,?dck ti: . herein",
rufen rr.ir.tf. AIS ?? da? aber that. ;
war o::ch ich?:: eitel S?n:;c!fchcin
darin, der ti tränet, hell und reichte
segnet machte in dem, waZ die Haupt
sache ist im Menschenleben: im Lieben
und ll-cktwerdin!
:S'.t
Die fcffiviene ClnUe.
Vurreui
ven i o 1 r t von e ;
In einer kalten Winternacht kam ein
soeben mit dem legten Zuge erngetroffe
ner Weifender. Namens Pechlin-'kh. in
Holzhauten an und wollte in dem dort!
gen Bahnhos Hotel absteigen. (53 schlug
gerade halb zwölf Uhr. Ta nun in
dem kleinen Städtchen zu so vorgerückter
Nachtftunde selten noch ein Fremder zu
erwarten war. so hatten sich die Be
diensteten deZ HolelS schon zur Ruhe be
geben, weshalb Herr PechlinZky zur
Blocke greifen mußte. Bald zeigte sich
auf wiederholte? Klingeln in der ersten
Etage ein schlaftrunkener Kopf und eine
mürrische Stimme fragte den 'Jci'che
störet nach seinem Begehr. Dieser bat
um Einlaß, worauf nch der Kopf mit
der Bemerkung, er möge sich einen
Augenblick gedulden, zurückzog. Nach
fünf Minuten ließen sich schlürfende
Schritte auf dem Flur v?rnehmen und
nun hörte man auch da? Aufschließen
der Thüre. Da diese sich jedoch nicht
öffnete, so rief Herr PechlinZky unge
duldig: Wie lange dauert daS denn
noch? Lassen S:e mich doch endlich
einmal ein!" Entschuldigen Sie einen
Augenblick, ich kann die Thüre gar
nicht aufbekommen. Wollen Sie sich,
bitte, einmal fest dagegen drücken," er
tönte eine Stimme von innen, wahr
scheinlich die deS HauZdienerS. Wieder
hörte man daZ Drehen deZ SchlüffelZ
und das Knacken der Klinke, während
sich der Reisende mit Aufbietung seiner
gesammten Kräfte gegen die Thüre
stemmte; jedoch diese gab dem Drucke
nicht nach, weZhalb Herr Pechlintty
seine Bemühungen einstellte. Da schlag'
aber einer den Teufel todt." rief er
ärgerlich, am Ende ist die Thüre fest
gefroren." Der Hausknecht hatte die
sen Gedanken ebenfalls auch schon ge
habt und der inzwischen durch den Lärm
auch aufgeweckte Hotelier schlug vor,
heiße? Waffer zu machen, damit man
das Ei? auslösen könne. Sie können
mich aber doch nicht hier draußen stehen
lasten, hier muß ich ja erfrieren. Kann
ich denn nicht durch eine Hinterthüre
oder durch eine Fenster hereinkommen?"
Eine Hinterihüre haben wir nicht."
rief der Wirth, da müßten Sie sich
schon durch ein Fenster hereinbemühen!"
Nun blieb dem armen PechlinSky mir!
lich leine andere Wahl übrig und so zog
er denn dem Warten den Weg durch das
Fenster vor. Ein Gott sei Dank" ent
schlüpfte seinem nahezu erfrorenen Her
zen, als er endlich in seinem Zimmer
stand, wo er sich gleich zur Ruhe nieber
legte.
Unterdessen hatte Johann unten weh
rere Kessel siedendes Waffer an die
Thüre geschüttet; aber alle vergebens.
E? schlug schon halb sechs Uhr und noch
immer wurde kochende? Waffer herbei
geschleppt, jedoch ohne jeglichen Erfolg,
we'-hald sich der Wirth endlich genöthigt
sah, ben Schloffer holen zu laffen. Die
se? kam um halb sieben mit Brechstan
gen, Dietrich und allem möglichen
Werkzeug. Er stellte zuerst einen Ber
such mit einem Dietrich an und da der
selbe auf und zuschloß, ohne die Thüre
zu öffnen, so war auch er der Meinung,
daß die Thüre festgefroren sei. Da
diese von dem vielen heißen Waffer
jedoch ganz warm geworden war, so er
schien Meister Hammerstiel die? doch al?
Räthsel und er unterstellte deshalb die
widerspenstige Thüre nochmal? einer ge
nauen Revision. Bon außen konnte
er nichts BerdächtigeS finden, weshalb
er sich durch da? Fenster nach innen de
gab, wo er die Untersuchung fortsetzte.
Durch da? viele herbeigeschleppte Waffer
war auf dem Flur ein förmlicher See
entstanden, weZhalb der Schloffer bl?
an die Kniee im Wasser stand. Schon
wollte er die Thüre aufbrechen, al? ihm
ein Auf dcS Erstaunen? entfuhr.
Gleichzeitig brach er auch in ein unbän
digeS Gelächter aus. Der Wirth stürzte
herbei, um zu sehen. waZ Meister Ham
merftiel entdeckt habe. Dieser konnte
sich jedoch nicht helfen vor Lachen und
endlich brachte er daS Wort Nacht
riegcl" heraus, den er nun auch zurück
schob. Der Wirth sammt Personal
waren ganz baff, baß Niemand an die
sen einfältigen Riegel dachte, der ihnen
nun so viel Mühe verursacht hatte und
doch und theuer verschwor sich der
Wirth, daß der Nachtriegel die längste
Zeit am Schlosse gewesen wäre.
Brauer, da mub ich es c?:!r'c kamen
ti un ;a:;"'i?re ::n :n:;fe fa.u-, saß bei
oem klein? XxcSit, o mir mach?, ,
ker $eZ 9e:w sen !ta:t, daß rn:t die
i'jattii; v:m e:ne vrtn-txlar t-ischlr
könnte und !)ifc f'üU-ravnOt t:t ätt
lutnk'.kV.'kZ den t'rtri. Dollar t;
marK. i na tmi. an 5 .
grad Brauer kein, iaminnn höre, r
genb t Mei',!ch. wo noch f Bit!? k jie
ling hol. be: muß sich vornhin nie, mir
et? ,moi rn Suppkknoch' t Ichcnke, da.
mit niei F.'mili was ze cffe Hot, wann
er mich hört. I
BiikttZ, daß ich Brauer sein, da h-n
ich aww.r dch jitz aach en Serluhn
gekaaft sor mein Schwiegersohn-in !
law. A!S Serluhnkieöer ba den ich!
awmer doch di? Berpilichtun?. uf d'e
Brauer ze schimpfe, wuZ daZ Z:uz halt
un meii.e KaftimmerZ zu erklären. waZ
de? for ? Gemeinheit wär, un? arm?
SerluhnkieperZ, wo sich von MorchenZ
bi? Abend? schinne un Plage müsse nn
wo niz derbei verdiene, während daß
die Brauer MilljenarZ wem un de?
Geld haufewciZ mache, wa? de? for t
HundSzemeii'.heit wär. un? die Wartür
zu tschartsch?. Ich muß dann of eourse
sag?, daß mir Serluhn'.ieperZ, wo so
wie so schon am Berhunzern wärn, of
course den rttiTolle? net aus un?
sitze loffe könnte, sor.nern daß mer beim
ilscher mehr for eS Pein! tichansche
un beim GlaZ schlechtere? Mescher ober
mehr Schaum gewwe müßte. De? sein
so we:t 'zweierlei Seele, wo in meiner
Bruscht wohne.
Ich sein amwer discitz doch aach
Konsjumer. ich sein Kastümmer in der
schieden? Plätz. Obwohl ich doch meiste
theils Wei trink oder wann ich Bier
trink blo? importirte?, muß ich doch
in meiner Eigeschaft al? Konsjumer
zegleich uf die Brauer un uf die Ser
luhnkieper? schimpfe un muß schreie:
An wem geht'S dann au?, als an dem
Pödlik, an dem kleine Mann, an un?
arme Lei!? Mir müsse die ganze War
töz alleenig bezahle un die Brauer un
die erluhukikper wern jede Tag reicher.
Un jede? Mal. traun mer so en Spietsch
gemacht hat üwwer de? Elend, daZ jeß
üwwer un? arme Leit gebracht werd un
daß mer schun bald nix, mehr ze beiße
Hot, vun eme Peint Bier ze sei'm Esse
gar net zu rede, da muß mer denn e
Banelche I champähn of eourse) u
mache oder en Aaund Importirte? oder
die Siggarn triete.
Sie sehn also, Mister Editer, daß ich
de Faust biete thu, indem baß brei
Seele, ach, in meiner Bruscht wohne un
vun alle drei Seele macht jede en Point
daraus, noch mehr zu schimpft wie die
annere.
DeS Schimpfe de? is üwmerbaupt bie
erste Börgerpflicht vun jedem Zittiffen,
un deS iS. warum ich de? Land so
gleich, weil mer hier schimpfe berf so viel
mer will un üwwer wen mer will. DeZ
Schimpfe üwwer baZ Government un
bie Zittiäbministräschen un üwwer alle
annere Sache bifeitZ, beg i? eene vun
unsere schünfle freiheitliche JnftituschenZ
un deS bene mer uns net nemme loffe.
Mit RiaardS vjouts
John Ritsch. ESq.
holen. Honrr? Jollet giebt seinen Geld,
deut?! dem nländer gleich'all? al?
Pfand uud grt zum Tabaklaben. Al
er zuröckkomkn! sind dastündet uns
SuJfrsiNja'i v?r'ch:un!en ur.b mit
ibr.ea Hoaore I?IIkt'Z Ieldbeutel, der
'MO Franken enthielt. Engländer und
usraniofe waren eben Bauernfän
a?r, und der gute Honor? Jollet war
e!'?!! hereingefallen. Krank am Beu
Jet, krank sin Herzen mußte er nun
zu Fuß da? heimathliche Oertchen aus
suchen.
Drei Seelen in einer Artist.
Jhst Neu York Boro.
JvningZ Staat? . NuhZpäper. ükroß
die Britsch.
Mister Editer!
Ich hen emol e Tiäterplay gesehe
Jaust" Hot c? geheiße da is eener
betin vorgekimme. ber Hot gesogt, eS
thäte zwee Seele in sei'm Bruftkaschte
loschire. Domit hat er sage wolle, baß
er e zweierlei Mensch wär.
De? i? gar nie, Mister Editer. Ich
sein jetz in Rigarb ze ber Wartäx uf
Bier dreierlei Mensche. Ich hen doch
Stack in erer Brauerei. All reit. Als
Bauernfänger.
Fröhlich und sorglos war Honore
Jollet, ein biederer Zimmcrmann vom
Lande, nach Paris gekommen, um mit
tcls eine? wohlgeipickten Geldbeutel? die
Leucht? der Welt" zum Pnngftfeft
gründlich zu genießsn. So stand er am
31. Mai von süßen Schauern durch
bebt, auf der Place de la Concorde und
beguckte sich den Obelisken mit vor
schriftZmäßigem Staunen. Plötzlich er
hielt er einen Kippenstoß, und al? er
sich wüthend umsah, sah er emen gutge
kleideten Herren neben sich, der sich viel
mal? entschulbite und so lieben?wür
big that, daß Honore Jollet ganz ?'
rührt wurde. Der Fremde stellte sich
vor: Jean Pcnaud! Eben aus dem
,üd?n angekommen, um Pari? kennen
zu lernen; Sie kennen e? auch nicht?
Wie wäre e, wenn wir e? zusammen
kennen lernten? Herrlich ! Kommen
Sie !" Ganz erfreut über die unerwav
tete Hilfe schiebt Honore Jollet seinen
Arm in den des Südsranzoseu und so
wandern Beide lo?. um Paris zulam
men kennen zu lernen. In der Nähe
de? Theater FroncuiS wird der Süd
franzofe Jean Benaud ganz zufällig
von einem höchst vornehm gekleideten
Engländer angesprochen, der im ge
brochenen Englisch Französisch kaum
verstänblich seinen Wunsch nach einem
Führer durch Pari? vortiägt und bakür
eine gute Belohnung verspricht. Da?
ist ärgerlich!", sagt Jean Penaub zu
seinem neuen Freunde Honore Jollet,
wenn wir selber Pari? kennten, würden
wir ein schöne? Stück Geld verdienen,
denn die Engländer zahlen gut !" Ber
suchen wir'S doch", meint indessen der
muthige Zimmermann vom Lande, ben
ber hohe Lohn lockt, wir führen unfe
ren Engländer fo gut eS geht." Ge
sagt, gethan. Der Handel wirb abge
schlössen, und die beiden Freunde führen
ihren Engländer in Paris herum. Erst
stärken sie sich alle Drei in einem Cafe,
ziehen dann nach dem Trocadero, be
wundern die Aussicht und kommen zum
Jnvalidenhotcl. Nun verspürt der Eng
länder Bedangen nach einer Cigarre.
Der Freund deS ZimmermannS geht,
welche zu kaufen, giebt aber vorher fei
nen Geldbeutel al? Bürgschaft dem Eng-
länder. Die von Pernaud gebrachte
Eigarre schmeckt aber dem Englünber
nicht. Dieser bittet nun den ländlichen
Zimmermann, au? einem anderen Ge
schäst, gerade gegenüber, Cigarren zu
?itc alS Arzt.
Au? Holland zurückgekehrt, wo er sich
in den Iahren 17",', bis 1733 zu
Studienzwecken aufgehalten halte, gc
dachl? si,h der junge Linne, der spätere
berühmte Naturforscher, ausschließlich
der Botanik zuzuwenden. Doch e? kam
vorlüung ander? c? war in Kopen
hugen und die Noth zwang ihn da
mal?, sich sein Brod durch ärztliche
Proxi? zu verdienen. Nur ganz all
mählich aber gewann er sich als Arzt
Ansehen. Der Ruf. baß er Brust,
krankheilen in überraschend kurzer Zeit
heilte, kllhrte ihm nun die ReichSrüthin
Höpken zu. die au heftigem Husten litt.
Llnn? verschrieb ihr ein Mittel, daß si?
io ot wie möglich einnehmen sollte.
E'.ne? Abend? spielte die Reichsräthin
mit der Königin Ulrike Eleonore, der
Schwester Karl? deZ Siebenten, Kurten
und griff dabei von Zeit zu Zeit heim
lich zu ihrem Hustenmittel. WaS
machen Sie benn da?" fragte die Köm
gin schließlich, ber dieS ausfiel.
Ein junger noch unbekannter Arzt,
Majestät, Namens Linne, hat mir ein
Mittel gegen meinen Husten verordnet,
da? mir sehr gute Dienste leistet."
Ulrike Eleonore litt gerade auch an
einem hartnäckigen Husten. Ei, schicken
Sie mir doch auch einmal diesen jungen
AeZkulap, damit er mich ebenfalls von
meinem Uebel befreie", sagte sie. Linne
kam und wurde, da seine Kur gelang,
dadurch am Hof bekannt.
Nach einiger Züt ließ ihn ber
Minister deS königlichen HaufeS zu sich
bitten und fragte: Haben Sie nicht u
gend ein Anliegen? Soeben hat sich ber
Reichstag versammelt, unb ich wäre
gern bereit, Ihren Wunsch bemselben
vorzulegen."
Ereellenz sind zu gütig", entzegnete
Linne, ich hätte schon einen sehnlichen
Wunsch, aber ich weiß, baß er mir nicht
erfüllt werden kann."
Nun, mittheilen können Sie mir
ihn doch wenigstens.
Die Stelle des AdmiralitätZarzte?
ist frei, aber auch schon wieder an einen
anderen vergeben."
Mein Wort darauf, baß nicht er,
sondern Sie die Stelle erhalten sollen!"
Unb einige Wochen darauf erhielt Linne
mcht nur da? Diplom alZ Admiralität?
arzi, sondern auch daZ eine? königlichen
BontanikerS.
Tic holländische Tchlange.
Der Besuch ber jungen Königin von
Hollanb ist nicht ganz ohne Einfluß auf
die schmuckliebenden Pariserinnen ge
blieben. OnS Wilhelmintje" trug
nämlich während ihres Aufenthalts in
der lustigen Seineftadt eine lange gol
bene Kette um ben Hals, an der weiter
nichts Besondere? zu bemerken war. alZ
ein überaus prächtiges Juwel, das den
Verschluß deS Schmuckstücke? bildete.
Dieses eigenartige Schloß in Form
einer zwanzig Eentimeter langen
Schlange, deren Leib theilmeise um die
Kette gewunden ist, hat nun in hohem
Maße Staunen und Bewunderung bei
den Parisern erregt, obwohl eS durch
aus nicht in der Absicht der wenig
senfationSliebenden Königin Emma
unb ihrer kinblichen Tochter gelegen
haben mag. die allgemeine Aufmerk
samkeit durch einen derartig kostbaren
Echmuagegenftand auf sich zu lenken.
Nichtsdestoweniger wurde die holländi
fche Schlange" überall mit kritisirenden
unb nicht selten neidischen Blicken be
trachtet und in jechem Salon disputirte
man über den etwaigen Werth deZ telt
famen Juwels. Der Kopf der Schlange
besteht aus einem einzigen großen Dia
manten von wunderbarem Feuer; der
biegsame Körper und Schwanz deZ far
densprühenden Reptils ist au? lauter
winzigen Gliedern zusammengefetzt, die
fo bicht mit Brillanten, Rubinen unb
den der chiedenartlgften anderen Gem
men besät find, daß man von Gold
kaum noch eine Spur sieht. In höchst
kunstvoller Weise bilden die kostbaren
kleinen Steine baZ Schuppenmuster der
Schlanaenhaut. BemerkenZweith und
auffällig war e?, baß bie junge Körn
gin, so häufig sie auch am Tage ihre
Toilette wechselte, nie ohne ihre gleißende
Schlange gesehen wurde, deren färben
schillernde Strahlen ost blendend auZ
dem duftigen Spitzengekräusel am HalZ
aufschnitt aufleuchteten. Einige recht
zahme Imitationen ber vielbewunderten
dollänbischen Schlange tauchten bereit?
hier unb ba in ben Juwelier.Geschäften
ber Rue be la Paix auf, boch gönnen
bie schmuckverftänbigen Schönen ber
"vills lumiei'e" biefen armseligen
Nachahmungen kaum einen Blick.
Ter Tod Karl's XII.
?kn der ersten Woche beS ?luni baden
auf der bei Fl:ebrikZhald delegenen
Festung FredrikSiten aus eranialiung
deZ Dr. Anton Nhftröm aus Schweden
die lckon länaer beabsichtigten Berwche
mit alten Flinten aus der Zeit Karl'S
XII. stattgefunden, die den Zwea yai
ten. Liebt über den Tob ieneS KöniaS
zu dringen, ber bekanntlich burch einen
Schuß von der Festunz her oder durch!
die Ku.el eine? Meuchelmördern endete.
Da? norwegische Hauplarf, nal hatte j
Dr. Nuftröm zwri Flinten aus der Z.iti
Karl'S XII. fliehen und der Buchen I
macher de? Arsenal? pefe solche Kugeln, j
wie si? dumal? gebraucht wurden. Pul
ver von der Art de? damalizen war
nicht vorhanden, man mußte sich mit
fünfzig Jahre altem Pulver begnügen,
doch wußte man. daß zu Karl XII.
Zeit eine Pulverladuiiz von uugcsahr
12 Gramm zur anwenbung kam. Auf
der Festung FredrikSsten giebt e? zwei
Stellen, von wo au? eine norwegische
Kugel hätte treffen können. Bon der
einen Stelle bi? zum Orte, wo sich der
König befanb, waren IG! Meter, von
der anderen Stell? ab 111 Meter Ent
fernung. Da ?Z nicht möglich war. von
der Festung selbst auS zu schießen.
nahm ?r. Nhström m (emernschait
mit einen norwegischen Offizier die ent
sprechenden Meffungen vor., unb banach
fanden bann die Versuche auf dem
Schießplätze statt. Der erste Versuch
wurde, um den Verhältnissen der be
treffenden Novembernacht nahe zu lom
men, in bewölkter Nacht angestellt, und
daZ Ziel, eine Scheibe, mit Laternen
beleuchtet. Hierbei erzielte btr die
Schießversuche ausübende Sergeant bei
acht Schliffen zwei Treffer, und bei den
am Tag? vorgenommenen Versuchen
mit sechzehn Schüssen elf Treffer, die
sämmtlich die etwa zwei Zoll dicke Holz,
scheide durchschlugen. Damit ist nun
bewiesen, baß Karl XII. von einem
Norweger auZ ber Festung FrebrikSsten
getroffen worden sein kann ohne baß
aber im Ucbriaen baS Dunkel, baS ben
Tod Karl'S XII. umgiebt, irgendwie
gelüftet worden wäre.
Ich muk auch warten !"
Kaiser Friebrich III. war in seinen
gesunden Tagen außerordentlich leut
selig unb zu Scherzen geneigt. AlZ
Kronprinz, kurz nach bem französischen
Kriege, ging er eines Sonntag? Mit
tags burch ba? Kastanienwälbchen in
Berlin. Tort traf er einen Zahl
meifter-Aspirant, ber militärisch grüßte.
Der Kronprinz blieb stehen und
fragte: Wo haben Sie gedient?"
Beim 2. GardeUlanenRegiment,
königliche Hoheit !"
Was für ein LandZmann?"
Schlesier '."
Der wievielte Mann sind Sie in der
Anciennetät?"
Der fünfundzwanzigfte !"
Da werden Sie noch lange warten
müssen, ehe Sie Zahlmeister werden;
aber trösten Sie sich, ich muß auch noch
warten !"
Zur Mosenzcit.
Im Stabtpark früh zur Rosenzeit
Wie schön bei schönem Wetter!
Da fitzt der Herr Commerzienrath
Unb lieft die Tagesblätter. . . .
Ter Herr Professor forscht gebückt
Nach jeber Rose Namen
Unb explicirt jebweben Funb
Voll Eifer seinen Tamen
Der wack're Bürger ftolzirt einher
Mit innigem Behagen:
Wie wirkt bie frische Morgenluft
So förbernd in ben Magen
Da? Pärchen in ber Laube hat
Schon stundenlang gesessen:
EZ küßt und blickt sich an und küßt
Der ganzen. Welt vergessen
Und nach bem Liebespärchm schaut
Bim naher Bank ein Dichter,
Er schreibt nicht mehr, er schließt da?
Buch
Und neidvoll seufzenb spricht er:
O, Ihr habt recht! Zur Rosenzeit
Soll man ba? Küssen wählen.
Ta? Dichten scheint mir einzig gut:
Das Küssen zu empfehlen!"
Georg Bötticher.
ErklZrlich.
Aber Kinb, bu holst noch immer
Suppe für beine kranke Mutter? Die
muß boch schon lange gesunb sein ich
seh' sie ja immer auf ber Straße!"
Ja, gesunb ist sie schon, ade: essen
thut sie immer noch."
Srob.
Er: Da Sie mir einen Korb ge
geben haben, so glaube ich, ich werde
ein reicher Mann werden."
Sie (erstaunt): Wieso denn?"
Er: Na, ich werde mich nie verhei
rathen."
Immer zerstreut.
ProfefforZgattin: Du Karl, ich
glaube es ist ein Einbrecher im Vor
zimmer !"
Professor : Sage ihm, er soll später
wiederkommen habe jetzt keine Zeit I"
Ersannt.
Verschulbeter Baron : Ihre Tochter
wird gewiß mit mir sehr glücklich sein I
Wir haben ja, wie ich mir schmeichle,
ganz bieselben Interessen l"
verschnappt.
Tame (im Tuchgeschäft): Der Preis
wäre schon recht, aber die Farben beS
KlcibeS sind denn boch zu grell. . . "
Verkäufer (schnell): Bitte, ba brau
chen Sie eS nur zu waschen!"
iür Sladler.
Zi,'ob.thät!Z il: daS Scadeln rar.
So lau,; von Rennen kein? Spur,
Und wa? man dann zurücksteht,
dankt man seinen Rad bewegt.
Doch fuichibar wirb der Radler d.'it.
hh er verfuhrt wird zum Reei'ld.
i,',berrgst (Ulf der ttauen Spur,
Wie eine überdrehte Uhr.
Wehe, wenn eZ lo? gelassen.
Jagend wie auf wilder Flucht,
Du?ch der Rennbahn lauge Gaffen
Raset mit gewalt'ger Wucht ;
Wer Vernunft besitzt, muß Haffen
Den. ber so baZ Weite sucht.
Hött Ihr den Trompetenstoß?
Jetzt geht'S lo?! 2lic Orkan,
Hört man'S brausen,
Zetzo stürmt e? schon heran.
Spürt ihr'Z sausen?
Hört. wie'Z kracht !
Platz gemacht !
Rasend, wie von Angst getrieben.
Strampeln jetzt der Rabler sieben.
Keiner ist zurückgeblieben.
Kochenb. wie auZ Ofen? Rachen
Glüy'n bie Köptc. Felgen krachen.
Schrauben fliegen. Speichen schwirren,
Reisen Platzen, Ketten klirren,
Räder knacksen.
An den Achsen ;
Alle? rennet, jaget, trampelt.
Wie verrückt wird hier gestrampelt.
Durch der Radier lange Kette.
Um die Wette.
Jagt jetzt einer ;
Weit im Bogen
Kommen and're nachgezogen.
Jeder will der Erste sein,
Prasselnd füllt ein jede? Bein
Jetzt mit Macht auf die Medale,
Neu belebt mit einem Male ;
Und al? sollt' man in der Stunde
Dreimal um die Erde sein,
Mehren sich die Strampeleien,
Klingelt man zur letzten Runde.
Riesengroß,
HoffnungZlo?
Sieht ber Letzte bi? Diftanze
Sich vergrößern ohne Chance!
Ach, er kommt ja viel zu spät.
Abgerannt ist bie Strecke
Und gebieni ist nun dem Zwecke.
Ist da? Fahrrad auch zerknickt,
Ist ber Fahrer auch zerschuuden,
Schöner Trost wird bald gefunden.
Denn um anderthalb Sekunden
Wurde der Record gedrückt"!
Ueberschrieen,
A. : WaS sagen Sie zu dem Gewit
ter heute Nacht?"
B. : Gewitter? Ich habe von nicht?
gehört."
A. : Nicht zu glauben, zwischen Elf
und Zwölf Uhr hat'S ja gedonnert, daß
ich geglaubt hab?, die Erde geht zu
Grund."
B. : Zwischen Elf und Zwölf? Ach.
jetzt erkläre ich mir'S, warum ich davon
nichts gehört habe : um diese Zeit hält
meine Frau immer Garbinenpredigt."
Wenn ein Mann Morgens aufsteht,
bann schimpft er, wenn sein Frühstück
nicht fertig ist ; wenn er aber angeln
geht, bann wartet er mit ber größten
Seelenruhe ben ganzen Tag, bis ein
Fisch anbeißt.
Jebe schöne Frau steht sich in ber Ge
fellschaft vergeblich nach einer schöneren
um.
Rathschlag.
Willst gelten bu als vollzewicht'ger
Mann.
Darfst dich vom Zeitgeist nicht zu
weit entfernen ;
D'rum kämpf' nicht gegen da? Mo
berne an.
Nur gegen ba? Verrückte im Mo
beruen
Fataler ?ruckfelsier.
(Annonce.) ..Rapio". Ein neue?
Mittel, ba? jeben Zahnschmerz sofort
beseitigt. Großartige Hculerfolge.
Aasernd?fbliit!,e.
Kerls... na, wozu mich ärgern!
So lange 's Militär aus 'm Civil
stand rekrutiri wirb, wird'S doch nicht
besser !"
Ernstliche Gefahr.
Wie benken eigentlich Sie. Herr
Lieutenant, über ba? Frauenftudium?"
Schauberhafte Idee ! Bedenken Sie,
wenn unferein? 'mal in bie Hände von
so einem Fräulein Toctor fiele!, . Ließe
Einem ja nie wieder gesund werben I"
Splitter.
Glück haben" ist dcS Schicksal? Gunst.
Glücklich fein" deS Menschen Gunst.
fassende öelegenl,cit.
A: Wie haft Tu Deine Frau eigent
lich kennen gelernt?"
Radler : Auf der Straße stnb wir
mit den Köpfen zusammengeprallt !"
Herr Schwager! (der sich heute in der
Stammkneipe ungewöhnlich verspätet
hat und nun beim Gedanken an die
sicher zu erwartende Gardinenpredigt
unschlüssig am Hau?thore stehen bleibt):
So geht eS! Erst müht und plagt
man sich, um sich ein trauicS Heim zu
gründen, und wenn man'S hat, traut
man sich nicht heim r
!5oshaft.
Aber, lieber Freund, schreib' boch
Deine Gedichte nicht auf solch' kleine
Bogen.. eS läßt sich ja nichts barin
einwickeln !"
höchste Zerstreutheit.
Professor (nachdem er in'S Bad ge
stiegen): Hm. hm! WaS habe ich benn
eigentlich gewollt?!"