Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 23, 1898, Image 6

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Jerühmtes '. Lagerbier !
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La Crosse
Wisconsin
Tai 9tMn der Jodn Sund'schen Brauerei ton La Crofte, 3Bi?:., frfrfut sick in den
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Dindell Hotel, 13 und M
Zn drr klnnstkn ijsittf.
Roman an F. d. pssffenther.
.Ich wollte gern allein mit Ihnen
vnien, ai Wentjel,- begann fit
gepreßt, .etwas febr "
sollen Sie sich vielleicht auf mein
Zimmer bemühen?" ersetzte et fast ge
f iliaf tetttafjiij.
tciut tj gerne ! "
Noch eine Galgenfrist von zwei
Minuten !
Lei Zimmer, das war das große
Balkonzimmer vorne, welche? bei den
protzigen Stall hinweg nach dem ?alde
sät), d,e Perle des Kurhauses, entzel
konnte sicti bas leinen, lia war eine
Art Salon mit Schlafkabine!! ; die
Auesicht wirklich schön.
So freundlich, so tiaulich war das
Alles, eö machte hinein fast das Her;
leichter. Und enyel fand auch'ein
paar Bonbon? für Hellmuth, die er für
den fall einer öikalting vorsichtiger
5li!eife mitgenommen.
Ich will jur Sache kommen, Herr
Wendel," sagieEveline jetzt mit ihrem
unbewegliche, bleichen Besicht, den
Blick nicht zu ihm erhebend. .AIS
wir, Sie und ich. zum letzten Mal mit
einander sprachen, da machten Sie mir
ein Anerbieten'
Ja. wegen des Ballonsieuerö, gnä
dige rau."
Ich habe eö damals barsch obge
lehnt, Herr entzel ich hoffe, Sie
tragen es mir nicht nach."
hnen ovchen ?"
Das war wieder der fiiße Blick von
damals, der ihr immer brauen ringe
flößt hatte. Aber sie wollte tapfer sein,
sie bezwäng ihr namenloses Umsetzen,
ihre brennende Schani, ihre tödlUche
Zeiknirschung.
Mein Mann "es versetzte ihr
den Athem, nun auch von ihm sprechen
zu müssen mein Mann bat, wie Sie
ia wissen werden, eine schwere Existenz
krisis durchgemacht, ttzt wate er in
der Vage, sich eine ehrenvolle, durchaus
befriedigende Stellung zu erringen,
wenn wenn wir einiges Capital hcit
ten. Deshalb komme ich, Sie zu fragen
wegen Ihres damaligen Angebotes"
iin leiies, befriedigendes Vacheln
huschle über sein bieiteö Besicht. Er
Halle die S!iudoivS ja in der Hand
behalten wollen, und wie großartig
war das geglückt ! Da saß sie, die
stolze liiuiuic als Bittende. Aalür
lich wollte er ! Aber seiner nörgelnden,
tnaufelnden Manier enisprechend, sagte
er :
Zwar, ich bin ein kranker Mann,
ein sehr kranker Mann, und eS ist für
mich eigentlich nicht die Zeit zu .hoch
fliegenden' Planen."
Er lächelte bei dem Witz.
Aber da balle sich Eveline auch schon
erhoben und flammenden Auges sah sie
zu ihm herab :
,e wollen nicht? Wenigstens nicht
unbedingt, nicht rückhaltlos? Nur aus
Mitleid mit mir? Dann nicht! Es
müßte in Ihrem Interesse liegen,
ebenso wie in dem unseren ! Also lieber
nicht! Adieu!"
Sie nahm ihr Kind auf den Arm
und schritt in stolzer Erregung .zur
Thür.
Er stürzte ihr nach. Das wollte er
nicht, gewiß nicht. Er konnte ja nicht
leben ohne die Bnrghaus-Strandows!
Darum war er ja gekommen.
Gnädige mau, rief er, um Gottes
willen, bleiben Sie fg war'S ja nicht
gemeint !"
Hub er zerrte sie m Arm, geradeso,
wie damals.
Und gerade so, wie damals, als sie,
von ihm gezwungen, Waldemar den
Abschied gegeben, erhob sich in ihr eine
gewaltige Richtersiimme :
Sie sind ein herzloser, böser
Mensch! Sie wurden mir das Geld
geben, aber nur, um uns immer quälen
zu können. Sie müssen benschen.
Wenn wir nicht nahe am Untergang
ständen, so wäre ich nicht gekommen.
Mein Mann und ich, wir Beide haben
auch den Mulh zu sterben. Nur des
Kindes wegen bin ich gekommen."
Und sie hielt ihm das weinende Ge
fchöpfchen entgegen, das durch die er
regte Stimme der Mutter geängstigt
war.
Wentzel hatte noch immer ihren Arm
krampfhaft umsaßt. Nein, so durfte sie
nicht gehen! Er wollte nicht als der
böse Mensch in ihren Augen erscheinen,
nicht dieser bleiben!
Sie haben mich nicht ausreden las
sen, gnädige firau." keuchte er jetzt ;
ich bin wirklich kränklich und habe
daher augenblicklich wenig Sinn für
das Steuer. Aber ich will Ihrem
Manne ein sür längere Zeit nnNind
bares Darlehen geben zu mäßigen Zin
sen. will auch das Steuer kaufen, ganz
wie Sie wünschen eS ist mein bei
liger Ernst. Ich will es Ihnen sogleich
notariell geben. Und auch für Ihr
Kind werde ich etwas thun"
Er sann mit finsterer Miene einige
Augenblicke nach.
Bitte, fetzen Sie sich." sagte er
dann mit ungewohnter Entschiedenheit.
Er druckte sie auf den Stuhl. Es
handelt sich um Ihr Kind, gnädige
grau!"
Nun zog er die Zimmerglocke und
dem eintretenden Kellner rief cr zu:
Ich lasse Herrn Doklor Meiner!
bitten und den Herrn Bürgermeister"
Dann wandle er sich zu Eveline: ES
ist der Nechlsanwalt des OrteS, dieser
Herr Meiner!. Ich habe die Herren
gestern kennen gelernt und höre sie
unten Billard spielen. rau von
Slrandvw." fuhr er feierlich fort, Sie
erinnern sich vielleicht, einmal gehört
zu haben, daß ich zu Ihren Gunsten
tesiirt hatte Nun. es kam eine
Stunde, in welcher mich die beiden
schast oder, wenn Sie wollen, der
Groll fortriß, jene Testament um zu
stoßen. Und nun bin ich hierher gekom
men. um es von Neuem, diesmal zu
Gnnstcn Ihres Sohnes, auf;urichlen.
Meine Ei,c ist kinderlos; für meine
Frau ist durch das Pflichttheil aus
reichend gesorgt. Ich frage Sie, Fiau
von Strandow, nehmen Sie die Schen
kung, im Namen IlitcS unmiindia.cn
II' Nern ?t8 für kidumUm.
Sölüic an?'
.ja, sagte E"clinc, und auch ihre
Stimme klang tief und feiert icki. ein
Wrnl brätle sie sonst bei vor ; stamm
und überwältigt saß sie da. walnend
üvemxt Papier und Tii'le zuiechilegie
ie beiden ciren kamen lachend,
Aber sckwn die beklommenen Mienen,
die seltsame Situation machte sie Der
stummen.
Entschuldigen Sie. daß ich Sie be
miike, es geschieht in einer wichtigen
Angelegenbeit. Ich balte das unver
niullieie (N'liick" Wentzel deutete auf
Eveline hier die Tochter meines ein
zigen, unvergeßlichen freundes wieder
zufinden. In Anbetracht meiner schwer
erschntierten Gesundheit" er unter
brach sich, um die widersprechende Ge
berde de Herrn Bürgermeisters dnich
ein melancholisches Kopfnicken zu be
antworten möchte ich ein Testament
machen zu Gunsten des kleinen Han
oder nein, Hellmuth heifzt er. Hell
mulh von Strandow. Wurden Sie,
Herr Doktor Meinen, Ivobl die Gute
haben, den Akt sogleich aufzunehmen?"
Natürlich! Einen so fetten Bissen
halle der Nechtomann von Wernedorf
in seiner ganzen Praxis noch kaum qe
schluckt. Und was den Herin Bürget
meisler betraf, so beeille sich dieser
Würdenträger, in Person sofort den
erforderlichen lempelbogen herbei
zufaiaffen, auch einen Zeugen zur
Stelle zi rufen, und zwar entschied er
sich für den Oberkellner, weil der
Holelwiith eben beim Bierabziehen
und deshalb nicht ganz präientabel war.
Nun war Alles zur Stelle. r,nd jetzt
erst wurde man sich ganz der Bedeutung
des Augenblickes bewußt. Eine benom
mene, ängstliche Stimmung lag auf
Allen. Nur der kleine Hellmuth lallte
sorglos, feine Bonbons immer wieder
aus dem Mäulchrn ziehend und sie der
Mama zum Kosten hinreichend.
Das Testament ward aufgesetzt, vcr
lesen, unterschrieben.
Eveline weinte, lief ergriffen und
in ihrem Bedürfniß, sich zu äußern,
drückte sie das iind zärtlich an sich.
So war denn alle Sorge vorüber für
Gegenwart und Zukunft ! Und Wentzel
halte sich doch wirtlich als der freund
und Bruder erwiese, wie der Selige
immer gesagt.
Ihr war, als käme Alles von dem
guten, theuren, wenn auch ein wenig
närrischen ater, der es verstanden
halte, sich über daS Grab hinaus diesen
Freund zu sichern.
Die drei Herren zogen sich, nachdem
der Akt beendet war. taktvoll zurück ;
allerdings batte der Oberkellner den
Anfang damit gemacht.
Inzwischen batte auch det mnibus
kiitjcher einmal heraufgerufen, ob denn
die gnädige Frau nicht käme. Wentzel
schickte ihn fort. Die gnädige Frau
würde schon nach Hause gebrach! wer
den. lind der Wagen rumpelte davon.
Ich will nichts, gar nichts," wehrte
Wentzel Evelinen, die ihm jetzt herzlich
die Hand hinstreckte; darf ich Sie
begleiten, gnädige Frau?"
Neu,, ich danke, Herr Wentzel, las
sen Sie mich allein gehen. Ich muß
mich erst fasse! Ach , wenn doch Papa
dies Alles erleb! halte, wie glücklich
wäre er gewesen! Morgen Bormittag
schicke ich Ihnen meinen Mann."
Keines von ihnen hatte bedacht, daß
heute kein Personenfuhrwerk mehr zum
Bahnhof ging. Unterwegs erst fiel
Evelinen der Omnibus ein. Wenn sie
jedoch rasch den Fußweg :infchlug. der
unterhalb des Crte die Ebanssee
kreuzte, so konnte sie den Wagen viel
leicht noch erreichen.
An der Kreuzung angelangt, sah sie
den unförmlichen Kasten schon unten
im Thal dabinschaukeln. Dagegen traf
sie eine Wäscherin, die in einem alten
Kinderwagen Wäsche nach dem Dorfe
karrte. Und bereitwillig stellte ihr die
Frau die kleine Equipage zu Diensten;
man brachte darin den jetzt schlafenden
Hellmuth unter.
Eveline folgte dem Wägelchen, mit
pochendem Herzen. Was würde Walde-
uiiir innpn'
Ganz betäub! war Wentzel zurück
geblieben ; cs war ihm selbst neu, so
von seinen Ernpfindungen hingerissen
zu weiden. Und doch war er mit sich
zufrieden. Er wußte sich wieder mit
den Burghaus verbunden.
Natürlich wollte er auch Vollinhalt
lich Wort halten, wollte auch seinerzeit
Fanny sagen, wie sich die Dinge nun
verbleiten.
Nun hatte sein 'ebett wieder einen
Zweck und Inhalt. Zum zweiten
Male empfing diese Familie ihr Heil
aus seiner Hand; wiederum war er
der Gott, zu dem sie beten mußten.
Während cr sich jetzt bedachte, was
nun zunächst folgen würde, fiel ihm
ein, daß er doch Evelinen eigentlich zu
leichten Kaufes entlassen halle. Was
er wiinschie, nein beanspruchte, das war
freundschaftlicher Verkehr mit ihr.
Mochte doch sein Kapital gefährdet
sein, die Zinsen wollte er nicht ver
lieren. Und diese Zinsen waren, wieder
in EvelinenS HaüS zu verkehren wie
früher, als der bevorzugte, gehätschelte
Freund.
Und zwar jetzt, wo Eveline tief ge
rührt war. jetzt in dieser Stunde mußte
der Bund erneuert werden. Wer weiß,
da Waldemar irgend eine günstige Be
Ziehung halle, vielleicht wandle sich die
Sache nachher in's rein Geschäftliche ;
und überhaupt, er halle wohl gar nicht
viel Zeit zu verlieren.
Und da kam ihm eine Idee. Ihm fiel
jetzt ein, daß Eveline den Rückweg zu
Fuße angetreten haben mußte; denn
der Omnibus war fort. Sie halte ihr
Kind bei sich, nd Hellmuth schien
schon vorher einschlafen zu wollen.
Wie also sollte sie nach Hause kom
men? ES war ein Wagen im Hause, die
Droschke" von Wenisdvrf. Die ließ et
anspannen und fuhr die Ehaussee ent
lang, um Evelinen einzuholen. Doch
war diese wohl den Fußweg gegangen
oder auch schon z Hause; gleich viel,
er traf sie nicht mehr, und daS ärgerte
ihn.
Er war jetzt mit seinem Wagen zur
Station gc,kvmmcn; das war durchaus
u7.;;...r..t; .e ninipus fanj a
ka. Jeden Auaen'.'Iick r.wie der be
schleunige P.nera'iizug einlaufen : je
sah es ane, alj hole er, Wentzel.
Jemand ab.
Er sueg aus. ließ den Wagen warten
und ging eine Welle unichlnsiig aus
und ab und zwar noch dieweil der
Station, auf der Ebauii 'e. Da glaubte
cr Eveline zu sehe, die eben driiben
durch die Anlage schritt. Er verfolgte
sie mit dem Blick, sah sie jetzt in der
rolhbliihenden Vanbe verschwinden, wo
er sie geilern zur ersten Male erblickt.
Ihr Mann war jeyl aus dem Bahn.
Hof festgehalten, bis her Zug wieder
abgefahren. Die Gelegenheit war
günstig, ihm blieben zehn bis fünfzehn
Minuten Zeit.
Er wollte ihr sagen, daß er ihr aus
Besorgnis gefolgt, daß ihr Mann nicht
zu ihm zu kommen brauche, denn cs
würde ibiii ja sauer werden, lind dann
wollte er ihr nochmals sagen, daß sie
noch immer seine einzige l'iebe war.
daß ihn, sr sie nichts zu viel wäre.
Sein Herz pochte zum Zerspringe.
Sie konnte, sie durste ihn ja nicht so
unsrenndlich abweisen, wie sonst, wie
damals sie glaubte ,a jetzt auch an
ihn, wie es einst iln Bat er gethan.
Dort drüben saß sienur das Ge
leise, das hier die Ehaussee kreuzle und
etwas dürftiges Gesträuch trennte ihn
von ihr.
Er gewahrte in seiner Aufregung
nicht, daß der Zag bereits herankam.
Waren doch feine Blicke wie gebannt
von dem grünen Häuschen da driiben.
Und da streifte ihn clwaS Schweres
an der Schalter und machte ihn lau
mein. Im allerletzten Augenblick, da der
Zug schon herein war, hakte man die
Schranke fallen lassen und er, Wentzel.
stand innerhalb derselben, nicht zwei
Fuß breit von den Schienen entfernt.
Nicht viel mehr auch trennten ihn von
Eveline und tie Minuten waren kostbar.
Aber bevor er sich gefaßt, sauste der Zug
ihm unmittelbar an der Nase vorüber.
schwerfällig, von Schreck betäub!.
dachte er nicht daran, rücklings unter
der Schranke fortzukriechen, was ihn ja
völlig außer Gefahr gebrach! halle. Er
drängte sich nur zitternd au die Bar
riere, während die Wagen an ihm hin-glitten.
An den Zensiern einige qlcichgiltiqe
Gesichter, die er kaum unterschied ; eine
nervöse Angst hatte ihn ergriffen, ob-
gleich der Zug ihm nichts thun konnte.
Ihm war. als wolle dieser entsetzliche
Zug gar kein ende nehmen. Noch
immer, noch immer diese uuaufhal!-
faiu vorbeisausenden Wagen und dieser
Höllenlärm, der ihm die Besinnung
rauben wollte.
Da plötzlich der Aufschrei einer
Frauenstimme. Ein erschrecktes
Franengesichk beugte sich weil aus dem
Wagen zwei weilaufgerissene Augen
starren ihn an, als wollten ie ihn auf-
spießen: das war Fa.rnu,, Fanny,
seine Frau, die hier vorbeifuhr, die
sich zwischen ihn und Eveline drängle.
Auch er schrie aus, taumelle, glaubte
eine Halluzi Nation gesehen zu haben
um ein Haar wäre er unter die Näder
getorkelt. Da faßte er sich noch einmal,
drückte mit seinen breiten Schultern
gegen die Schranke, diese hob sich eben
langsam und Wentzel stürzte mit schwe
rern, dumpfen Fall nach hinten.
Alle Wiederbelebungsversuche waren
vergebens geblieben. Anfangs waren
Eveline und Fanny um den Bewußt-
losen beschäftigt.
Ohne Wort hallen sie einander er-
karrn! ; denn es gibt Momente, wo das
auch ohne Borstellung geschieht.
Eveline weinte in tiefster Ergriffen-
heil; Fanny schrie und heulte. Inder
Haltlosigkeit ihrer Natur machte dieser
plötzliche .od, ohne Betftandigung und
Bersöhnung. sie ganz verwirrt.
Tann kam Waldemar, toll vor Zorn
und Eifersucht, da er weder seine Frau
noch Wentzel getroffen hatte.
Blaß nnd flili stand er vor dem
todten Manne, ohne andere Gedanken
als menschliches Mitgefühl.
Er hat Alles gut gemacht," flüsterte
Eveline ihm zu.
Und Waldemar griff herzhaft mit
an, froltirtc, hob und trug den schweren
Mann. Die Droschke war nach dem
Arzte geschickt worden, und dieser kam
sofort, beider zu spät! Das Wahr
scheinliche war eine Herzlähmung; die
Verletzung am Hinterkopfe erwies sich
als ganz unbedeutend. Aber eine Ge
hirnerschütleruirg schien nicht ausge-schlössen.
Die Dro chke. die Wentzel mit so
jugendlichen Gedanken bestiegen, brachte
jetzt seinen Leichnam nach Wernsdorf.
Und nanny, ehrlich erschüttert von
der Theilnahme der StrandowS, sagte :
Ich gönn S Ihnen, wenn er die
Frau Eveline nicht enterb! hat ich
gönn's Ihnen, Wäldchen."
Eveline verzieh dielen inkorrekten
Ausdruck und winkle Waldemar, die
tffau zu begleiten.
Der Omnibus stand noch immer da
und wartete auf Kurgäste sür Wernsdorf.
r2. Kapitel.
Die Baronin von Strandow hatte
eine sehr traurige Zeit verlebt. Sie
Halle, wie sie selbst sagte, ihre Sünden
reichlich gebüßl.
Als Orirrrd in den Aazar eintreten
wollte, war die Baronin drauf und
dran, ihre Tochter zu verstoßen; dann
aber überlegte sie, welche Gefahren
damit heraufbeschworen würden. Sie
mußte das Maochen im Hause behal
len. In ihr aber brodeile ein unauf
hörlich wachsender Groll, der sich in
Vorwürfen, in wortreichen Anklagen
ttft machte. Orlrud ertrug es gelassen
und tuhig. Sie schien ihrer Sache
tchcr.
Die Baronin war eben aS der
Kirche heimgekommen. Da trat Ortrnd
zu ihr in's Zimmer ; ohne irgend
welche Borrede, stellte sie der Mama
einen jungen, sehr eleganten, hübschen
Mann vor, den die Baronin vorher
nur flüchtig gesehen Halle.
Herr Adolf Vöive, liebe Mama.
Sei nicht böse, das; wir Dich über
rumpeln, ober wir sind seil zrjci ,Vi!)
ren vollkommen mit einander einig,
vk. M!ls' paln Plll.rs
rr.f va in ;,r.tieit atmet: kennen, wem
D rollteit. Nach uu'ßer Mul.e ut e?
mir gelungen, die Zuuiinmuua. von
Vlklf Eltern zu erhallen," fa füll
Onrud fort. Und nun litten ivtt in
die Deine."
Jetzt nahm Adolf das Wort. Er er
lauleilf sehr geschäftsmäßig, unter '.'in
fiikrung von Ziffern und Zahlen, die
rirlbfchaftliche Vage des elterlichen
Hauses. Er hatte allerdings in abieh
barer Zeit die 'Mitgift von zwei
.?i"tllt1ftfm lliMrtltÄM'llCMhlt'M l-tll'n-t
MjiU tltil t ktlUV mu yuiuu ti4tllt
mehr als hunderttausend Matk zusam
men genommen. Dann aber blieb er
alleiniger Erde und Inhaber der kras
tig ausblühenden Fitnta.
Sein Vater, der noch immer reiste,
hatte eine Trennung dcr beiden Ge
schüft sbranchen in der Weife vorbe
teilet, daß man früher oder später das
von ihm allein bediente Engrosgeschast
ohne Schwierigkeit von dem Berliner
Bazar würde ablösen können. Seine
Mutter schwärmte für Ottrud und
wurde sie in das neue Veben einfuhren.
Nur noch kurze Zeit, dann zögen sich
die Eltern zurück, nnd dann würde er
und Orirud die Sache allein machen."
Die Baronin, nun längst gewitzigt
durch unzählige Geldmaiiipulationen
und Geldsorgett, begriff das Alles
schneller, als man sonst bei einer so
ariftoktalischen Dame hätte voraussetzen
dürfen. Besonders die Zahlen halten
für sie eine überzeugende Beweiskraft.
Ihre Tochler versorgte sich brillant,
und was die lästigen Schwiegereltern
betraf, so hatte ja der junge vöwe nicht
ohne diplomatisches Geschick betont,
daß sie sehr bald von der Bildslache
verschwinden winden. Damit waren
der Baronin auch unangenehme Beruh
rungen erspart.
Die Baronin war schon gewonnen,
wie sich deutlich auf ihrem feinen,
beweglichen und ansdrucksfähigen Ge
ficht zeigte.
Und Crtrud, mit ihrem nnbezähm
baren Vorwitz, bemächtigte sich sofort
des eroberten Terrains :
..Waldemar rollte ja immer mi!
seiner Geliebten in der , kleinsten
Hütte' glücklich fein," sagte sie, das
will ich inch, Mama, will sogat. wie
Du siehst, ganz tief hiuunterfteiani
trotz der Vorstellung bei Hofe, Aber
unsere .kleinste Killte, Mama, die
vird Dir gefallen, da wirst auch Du
Dich wohl fühlen."
Adolf begriff den Sinn dieser
Schlußworte sehr wohl. Er reichte der
Baronin die Hand :
Sie behalten den Ehrenplatz in
unserer .Hütte.' Frau Baronin," sagte
er iai! bescheidener Würde, wenn Sie
für Orlrud wirklich mütterlich fühlen."
Er küßte der gnädigen Frau Mama
mit ritterlicher (Galanterie die noch
immer schöne, schlanke Hand. Und
die Baronin ließ sich in der That er
iveicken, den ihr angetragenen Ehreit'
plati anzunehmen.
Die Gegenfät-e glichen sich voll
kommen aus, als nun Waldemar mit
seiner Frau nach Berlin kam, um die
Erbschaft, die sie gemacht, zu beheben.
Da halle der Freund und Soeiuö des
verkrachten Burghaus den Kindern auch
noch ein Vermögen hinterlassen, wenn
dies Vermögen auch nicht an die er
hoffte Mitgift heranreichte. Aber es
war doch sehr schön so, eine wahre
Fügung Gottes.
Nur daß Waldemar nun mit einem
Male die Absicht äußerte, Ingenieur
werden zu wollen, schien der Baronin
eine sonderbare Schrulle, denn dazu
halte sie den Erben und Träger des
Namens derer von Strandow nicht er
zogen. Er aber freute sich auf eine ihm zu.
sagende Thäkigkeil. Er Halle große
Pläne, glaubte mi! jener Brücke ein
Talent in sich eindeckt zn haben, das
ihm im bürgerlichen Veben eine uner
wartete Karriere eröffnete.
Nun konnte er auch dem Weib feiner
Liebe eine entsprechende Existenz schas
sen, ohne auf daS angewiesen zu sein,
was ihr Geburt oder Zufall in den
Schoof, geworfen. Er durfte um so be
ruhigter der Zukunft entgegensehen, als
auch seine Schwester, und zwar, vie er,
aus eigener Kraft, glücklich versorgt
und endlich sogar die Mama zufrieden
war.
Ende.
(tr.v:!, lege iüm Vie.teiMuWM von ttirer
Au'inbruni, ibre Weilen, ihren Ge
danke ab."
Elftes Gebot. .Wenn er sie
aussäiili. ioll iie !',ini für feinen guten
Wille Dank ia,iei:."
Z w o I f I e s Gebot. Wenn rr
sie' schlagt, emp'a'.ige s,e geonldig die
Zucht igiif.g. nehme seine Hand, kasfe
sie uns lütte rim Verzeihung, daß sie
ihn zoni'.g gemacht habe."
Mißvrrstiindniß. .Friedlich," sagt?
der Atzt zu tetiieiti Patienten, einen
Pferdew.irter. Sie sind ein bischen
herunteigekemmen, d,is ist Alles. Sie
müssen mehr thierische Nahrung ver
zehren." Friedrich ging zufrieden ab.
Einige Tage spater erinnerte sich der
Atzt dieses Patienten und sprach bei
hm vor. .Nun. Friedrich." fragte et,
.vie bekommt Ihnen Zen meine
Diatoorfchritt?" Ach. Herr Doktor,
io weik ganz gut." erwiderte der Stall
adonis, mit dem Hafer tverd' ich so
ziemlich leicht fertig, aber Heu und
Häcksel zu rerschluekeit. da? ist den
doch nicht gar so leicht !"
Kindermniid. Die 'Mama hat d.-n
ungestüm sie um irgend etwas bitten
den Knaben oft gesagt : i,nder. grial!
mich doch nicht so." Eines '.'Ibeuds nist
der Ile,ne !onrad entrüstet aus der ge
meinsamen Schlafkammer : Mama,
komm doch 'mal her. Waldi quält den
lieben iott." .Abet wie so denn?"
Ja. er will durchaus ein Schaukel
rferd."
Ittlnndischcs.
Dir zwölf inWchni Ehrst.tndskzcliotc.
Erstes Gedo!. Es gib! für daö
Weib keinen anderen Goll aus Erden,
als den Mann."
Zweites Gebot. Sei der
Mann noch so alt, häßlich, abstoßend
und brutal, ja ob er sogar durch Vieb
schoflen Hab und Gut verschwende,
dennoch soll das Weid ihr ganzes Dich
ten und Trachten daraus richten, ihn zu
behandeln als ihren Herrn und Meister,
als ihren Gott."
Drittes Gebot. Was zum
Weibe geboren wird, ist da, um zu ge
horchen, als Mädchen soll sie sich beu
gcn vor dem Vater, als Frau vor dem
Gemahl, IS Wrttwe vor ihren Kin
dern." Viertes Gebot. Jedes verhei
rathete Weib soll vermeiden, den Man
nern, die mit geistigen und leiblichen
Vorzügen ausgestattet find, die kleinste
Beachtung zu erweisen."
Fünftes Gebot. Ein Weib
soll sich nie erlauben, mi! ihrem Ge
mahl zu Tische zu sitzen, sondern eine
Ehre darein setzen, eisen zu dürfen,
was er übrig läßt."
Sechstes Gebot. Wenn ihr
Manu lacht, soll sie lachen, reinen,
wenn cr weint."
Siebente Gebot. Jedes
Weib, gleich viel weß Standes, soll
mit eigener Hand des Mannes Vieb
lingsfpeisen zubereilen."
A cli t c ö Gebot. Um Wohlgefal
len vor seinen Auge zu finden, soll
sie sich bald in reinem Wasser, in
Safranwaiser. ihr Haupt kämmen und
salben, und ein rvtheö Zeichen auf die
Stirn malen."
Neuntes G e b 0 1. . Ist der Gatte
fern, soll sie fasten, auf der Erde schla
sen, sich jedes Schmuckes enthalten."
Zehn! eS Geb ol. Kein! ihr
Gatte heim, gehe sie ihm jubelnd ent-
Der über Artillerie am
Testen informnte Mann im amcrika'
titschen Heere ist Brigadier-lÄeneral
John J. Nodcrcrs. j
Ein Neugeborener in,
New Bork ist dazu verurtheilt worden,'
mit dem 'Namen Walter Sampson
Schley Dewcy (Julien durch dieses ir
bische Jammerthal zu wandern. j
Die Kansaser 2) an len
ija&cn 3111: 3eil $20,000,000 nicht 2epi
fiten als vor zwei Jahren. j
Die jährliche Pioductiou'
von Flachssamen in den Aer. Staate
wird jetzt auf zwölf Millionen Bushel!
geschätzt. Die Fasern wirft man rveg
statt Leinwand daraus zu machen. ;
Gin junger Eisenbahnprcifi'
den! ist John Mag, an der Fall Brook
Eisenbahn. Er zählt erst l!'J Jahre, j
Dcr Chicagoer Weizen
spclulant Joseph Leiter soll in W
letzten zwei Monaten ÜNO.OOO ..rx
dient" haben. !
Vor einiger Zeit resig,
nute Ncv. Theodor I. Schaffer nj
Brownsville, Penn., auf das Nectorat
dcr dortigen Melhodistcnkirche und ging'
in den Eisenwalzwcrkcn au die Arbeit,'.
In wenigen Wochen war er der 53o& -Siolcr"
und ist soeben zum Präsidenten,
dcs-lokalen Zweiges dcr Association dek
Eisen- und Stahlarbeiter gewählt nw'
den. .
-In D a n b u r y. N. H..'
wurde kürzlich dcr lOQste Öc
burtstag von Elcazer Smith
feierlich begange. Smith ist
der einzige noch lebende Bürger des
Staates, dcr an dem Kriege von 1312
thcilgcnommen hat. Zur Feier
Tages mufztc der Greis noch einmal
auf dcr alten Trommel trommcln, bie
tr im Kriege gebraucht Halle. Eleazer,
ist in Graflon, N. H geboten unh
liefz sich am 5. Oktober 1SU eimuuj
stcrn.
Admiral S a m p s c n ' s Fa
mrlrc wohnt in Glen Ridge. N. I. Ske
bcsleht aus Frau Sampson.zweiSöhnc'n
und ebensoviclen Stieftöchtern. Zwei
Trichter sind vcrheiralhel. thu an LicurV
Slot) 3. Smith von dcr Jndiana",die
andre an N. H. Jackson, Eommandcur
dcs Torpedobootes Jootc".
-In K ans as herrscht jetzt an
gcblich Mangel au Schullchrcrn. da
300 von ihnen sich der Freiwilligen
Arm angeschlossen haben.
Ein Streit zwischen Pond
Ercck und Medfmd, Oklahoma, um der
Eountysitz. hat die Steuerzahler von
Girant Gsluntt) in jenem Territorium
bereits $6000 gekostet und ist immcr
noch nicht entschieden. j
Frau E a r o l i n a Mize
von Atchison, Kansas. verschwand die
scr Tage. In ihrem Zimmer fand
man eine Karte, auf welcher geschrieben
stand, der Herr habe sie gerufen. Eia
paar Wochen später fischic man ihre
Leiche aus dem Missouri Flusse.
R i ch t e r Mcycrs von Lea
vcnworth, Kas.. tiefe kürzlich in einer
Gcnchlösitzung eine Pause von vierzig
Minuten eintreten, um einen der Ge
schworencn in den Stand zu setzen, ein
in seiner Familie angekommenes Baby
zu begrüben. In 35 Minuten war
dcr glückliche Papa wieder zurück und
die Räder der Justiz begannen wieder
ju mahlen.
-Die Ecrldwell (ß ans o'fi)
e w s" räth ihren Lesern, ihren
Weizen dieses Jahr früh zu verkaufen.,
da cs billiger sein wird. Sckiuppcn für,
ihre Silbcrlhaler als für das GeUcidV
zu tauen. ,
Die Vaumwollsamenin
d u st r i e der Acr. Staaten hat einen!
Umsatz von circa vier Millionen Ton
ncn jährlich, im Werthe von $120.000.
000. Im Jahre 1807 gab cs hier
kands vier Mühlen. In 30 Jahren
ist ihre Zahl auf 300 gestiegen. rnik
einem Anlagekapital von $10,400,000
und einem Personal von 10,000 Per !
so neu. . i
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