Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 09, 1898, Image 11

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dfiSShal
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mein weid?
In einem dunkel vkihanxcnen Ge
mach, durch dessen dichte Vorhänge Zaum
ein Lichtstrahl zu bringen vermag, ruht
auf dem inmitten deS ZimmerZ ftchen
den Bette ein Mann. Tiefe, reget
müßige Athemzüge Heden und senken die
breite Bruft deS CchläferS, dessen von
dichtem blondem Vollbort umrahmte?
Kcficht von Kraft und Energie und
trotzigem Willen spricht.
Jetzt ein tiefer, klagender Eeufzer.
dem dumpfe! Etöhnen. unruhige? Be
wegen folgt; die Arme verschränken sich
wie in verzweiflungSvoller Eedürde
unter dem Haupte, die Augen öffnen
sich einen Moment und starren inS
Dunkel, um sich schnell wieder zu
schließen, als Hütten sie GrauftgeS ge
schaut! Nun dringt'S zwischen den
Lippen hervor: .ES ift nicht möglich,
nicht möglich!" und dann wieder ein
Stöhnen, als ob unsagbares Leid die
Seele beschwerte.
Ja! eS ift doch möglich, es ift Wahr
beit. entsetzliche, fürchterliche Wahrheit I
sie ift todt I Mitten auS dem vollen
Leben heraus hat der unerbittliche
grausame Tod sie gerissen da? Weib,
fein liebeS, geliebtes Weib, die nimmer
raftende, treue Mutter ihrer Kinder!
Gestern noch lebte sie und war um
ihn und Alle in ihrer Umgebung besorgt
mit hausfraulichem Thun und fürsorg
licher Liebe und nun so plötzlich, so
schauerlich schnell ausgelöscht ihr Leben,
erstarrt die Sand, die in nimmermüdem
Schaffen Segen spendete um sich her.
Warum erkennt er jetzt erst ihren vollen
Werth, jetzt, da sie ausruht für ewig
von Allem, was sie gethan und gelitten?
Gelltten? wie kommt er darauf? nem.
gelitten hat sie nicht, nicht mehr, wie
wir Alle, die wir leben. Oder dock?
sprechen die feinen Falten auf ihrer
Stirn, die früh ergrauten Haare ihre
eigene Sprache; wissen sie zu erzählen
von heimlich nagendem Leid, von still
getragenem Kummer?
War'S immer so gewesen, wie eS
hätte sein sollen zwischen ihnen, die sich
einft gefunden in grenzenloser, Himmel
stürmender Liede? Hatten sie selber an
nca daS erfüllt, was ne einander urnäb
liae Male aelobt mit beiliaen Schwüren.
sich m lieben in Glück und Leid ? Ack!
im Glück war eZ fo leicht gewesen daS
Lieben, aber im Leid. Sie hatten eS
kennen gelernt in der für Elternherzen
traurigsten Gestalt. JungeS, lachendes
Leben. ibreS eiaenen Lebens beSen Tbcil
mußten sie mit zuckender Seele
ytnablenken in die kalte, fUhllose Erde,
und hatten solche SchmerzenSzeiten sie
weicker und nachichtiaer aefiimmt mit
deS Andern Schwächen und Fehlern?
War eS nicht oft mit heißer Unae
duld über ihn gekommen, wenn die
trauernde Mutter sich nickt aufraffen
konnte aus ibrem Sckmer;. wenn der
Gram um die todten Lieblinge sie ganz
erfüllte?! Ift sie Nicht trotzdem allen
ihren Pflichten nachgekommen und hat
sie nicht gearbeitet und geschafft trotz
allem Heneleid?
Ja, ja, und tausendmal ja! er ift
undarmderna. er ,n Hart ju ihr aewe
sen, er hat getadelt, wo immer er nur
etwas zu tadeln fand, aber des Vielen,
was lobenZwerth war. dessen hat er
alS etwas Selbstverständliches hinge
nommen.
Und nun Alles vorbei, für ewig vor
bei, abgeschnitten für immer die
Möglichkeit, je etwa? wieder gut zu
machen, nachzuholen, was versäumt
wurde. Seine Schuld scheint ihm inS
Riesenhafte zu wachsen, und mit ihr soll
er nun weiterleben ohne sie, die einzig
ne ihm vergeben könnte.
Da aufS Neue krampst
sich sem Herz zusammen in schneidendem
Weh da tönt'S mit klagenden Lauten
auS dem Nebenrollen : liebe Mutter,
Mütterchen, kommst Du nicht bald.
komm und hilf uns!" DaS sind die
Kinder, die fo rufen, die keine andere
Hülfe kennen als die ihre, für die sie sich
aufopferte bis an die Grenze des Mög
lichen! WaS soll auS den kleinen Ge
schöpfen werden, die die sorgende 3J?ut
terhand noch nicht entbehren können?
O! nicht auSzudenken der Jammer
Berzwemung und noth, wohin er
blickt !
Und nun all die traurigen Pflichten,
die erfüllt werden müssen, um einen ge
liebten Leib der Erde wiederzugeben.
Diese unheimliche, geschäftliche Stille
im ganzen Haus dies lautlose Kommen
und Gehen von fremden Menschen, und
der süßliche, betäubende Duft der Blu
men die in reicher Fülle von Nah und
Fernstehenden gespendet werdan. Und
dann da? letzte, fürchterlichste, der Ad
schied von dem stillen Antlitz. daS so
herzbrechend kalt und theilnahmSlo
bleibt den wahnsinnigen Schmerzen
gegenüber, die sein Inneres durch
wühlen.
WaS rauscht über seinem Haupte,
sind es des Wahnsinns Fittige, die sich
Über ihn breiten, die seinen Geist in
Nacht und Tunkel hüllen wollen, damit
den Höllenqualen, die feine Seele fol
tern, ein Ende werde oder ift eö ein
Engel aus lichteren Höhen, der in
todesähnlicher Ruhe lindernden Balsam
für daS wunde Herz bringt? Eine
wohlthätige Ohnmacht umfängt feine
Sinne, aus der er sich erft wiederfindet
am geschlossenen, unter Blumen fast
verborgenen Sarge.
Wie auS weiter Ferne dringen die
Worte deS Geistlichen, der die Trauer
rede hält, an sein Ohr. Die Liebe
höret nimmer auf !" hört er ihn sagen,
und hierin geht alles Uebrige der Siede
für ihn unter. Fort und fort tönen
diese Worte ihm nach; sie begleiten ihn
auf dem langen Schmerzen-wege zum
offenen Grade, sie klingen ihm auS dem
trauernden Geläute der Glocken, sie
wandern mit ihm heim inS leere HapS.
.Die Liebe höret nimmer auf'
der Muth der Verzweiflung erwacht
ihm auS diesen Worten; er wird weiter
leben, er will eS! Mit feinem Le
den wird er die Schuld auszulöschen
suchen, die er fast unwissentlich
auf sich nahm, da sie an seiner Seite
noch weilte; wenn eZ wahr ift, waö daS
heilige Buch sagt, daß die Liebe nim
mer aushört, dann wird ihm auch über
Tod und Grab hinaus Vergebung wer
den für alles, dessen er sich anklagt.
Aber wie öde, verlassen und leer ihn
Alles anblickt! noch brennen die
Kerzen mit flackerndem Schein, die
neben der Bahre geleuchtet, vereinzelte
welke Blüthen und grüne Zweige Ire
gen umher, die den Todtenkrünzen ent
fallen, und in dem ganzen Raum ift
ein Hauch von Vergehen und Sterben,
Ihm ift. als würde fein Herz von tau
send Schwertern durchbohrt, von tau
send Messern zerrissen faft in wilder
Haft verläßt er da; Todtengemach und
durcheilte die anderen Räume ; auch
hier dieselbe entsetzliche Leere und Ein
samkeit ! Die Kinder find vorüber
gehend bei guten Freunden unterge
bracht so unterbricht auch nicht ein
mal ihr sorgloses Plaudern und Lachen
die unheimliche Stille.
Ruhelos wandern seine Blicke um
her; dort am Fenfler war ihr Lied
lingsplatz, dort schafften die fleißigen
Hände in rastlosem Eifer. Noch liegt
die Arbeit da, wie sie sie selbst vor
wenigen Tagen fortgelegt; die txxiat
fädelte Nadel steckt noch im Stoß, als
harre sie der schassenden Hand zur Vol
lendung. daneben liegt ttinderspielzeug.
Dunkel dämmert eS in ihm auf. daß er
heute Morgen fein kleines Mädchen
damit habe spielen sehen; wie oft hatte
die Mutter solche Schäden heilen müf
sen da hoffte daS Kind auch jetzt
darauf, daß sie helfen würde wie sonst
immer. WaS für beredte Zeugen
treuen WirkenS solche leblosen kleinen
Dinge sein können, und wie durch sie
von Neuem der mühsam zurückge
dämmte Schmerz durchbricht.
Mechanisch tastet seine Hand jetzt in
dem Arbeitskörbchen umher, das auf
dem zierlichen Nähtifchchen steht; da
sieht er zwischen verschiedenen kleinen
Arbeiten ein Buch liegen, wie eS zu
Notizen gebraucht worden sein mag
Ein ihm selbst unbewußtes Lächeln
überfliegt seine Züge ; nach Frauenart
sind die verschiedenartigsten Dinge darin
verzeichnet. Hier einzelne Anschasfun
gen, daneben eine Adresse, dann fol
gen einige Gesundheitslehren, auch
Rezepte haben ftch hineinvmrrt, dazwi
schen kurze Sentenzen wie sie die Erleb-
nisse deS Tages hervorgerufen, die letzte
in der Reihe fesselte feinen Blick. Da
lieft er: Der Glaube an den Tod
läßt mich das Leben tragen."
Allmächtiger! Hat sie die Worte
eines lebensmüden Herzens niederge
schrieben, weil sie ihr eigenes Empsin
den offenbarten, würde ihr der Tos ein
Erlöser von qualvollem Dasein dann,
ja dann ift er einem Mörder gleich !
Mit wildem Aufschrei läßt er daS
Buch zur Erde fallen und fährt empor
da, was ift daS, täuschen ihn seine
Sinne oder ift'S Wirklichkeit? Da fteht
fein todtgeglaubtes Weib, um deren
Verlust er noch eben die bltterften See
lenqualen erduldet, vor ihm; Heller
Sonnenschein durchfluthet das Zimmer,
sie neigt sich zärtlich über ihn und sagt:
Du schliesst so lange und fest und ich
wollte Dich nicht wecken."
.Die Liebe hört nimmer auf," hörte
sie ihn jetzt wie traumverloren vor sich
hin sprechen. Da umschlingen ihn ihre
Arme und ihr Mund flüsterte ihm zu :
DaS ift ein schönes Wort, mit dem
Du mich heute begrüßest eS ift unser
Hochzeitstag, Liedfter; zehn Jahre ge
hören wir nun einander schon an." Er
aber preßte sie voll leidenschaftlicher
Liede an sein Herz und in beredten
Worten strömt alleS Leid, das er, wir
er jetzt weiß, nur in furchtbaren Trüu
men um sie hat tragen müssen, auS
seinem Herzen heraus.
Tiefe Rührung malt sich auf ihren
Zügen und endlich spricht sie: Laß
uns diesen Traum eine ernste Mah
nung sein für unser ferneres Leben.
Die Liede hat uns emft verbunden.
aber Geduld und Nachficht müssen sich
dazu gesellen, damit die erste nimmer
aushört. Und nun komm und beeile
Dich, unsere Kinder warten auf uns."
Noch einmal ein stummes Umarmen
der beiden Ehegatten, daS beredter ift,
als die wortreichsten Versprechungen,
dann tritt der Tag mit seinen Pflichten
und Anforderungen in sein Recht.
Blockade-Brecher.
rTnrslpn Tfintrrt nnn .ßntiitnnpti im Übten
Krieg. Hoher Lohn.
AlS Präsident Lincoln am 19. April
1361 feine Proklamation erließ, durch
welche sämmtliche Häfen der Südftaa
ten blockirt werden sollten, war dies
leichter zu sagen, als durchzuführen.
Für 3000 Meilen Küsten standen ihm
nur 35 Fahrzeuge im Ganzen zur Ver
füzung und davon waren nur drei
Dampfer, die sofort in Verwendung
gebracht werden konnten.
Lincoln mußte daher damals, ebenso
wie eS McKinley jetzt gethan, zur
Schaffung einer Hilfsflotte schreiten.
Und eS war eine merkwürdige Flotte,
Ader zu ihrem L?be muß eS heute noch
gesagt werden. daS der damals als
kchnellfahrer geltende Dampfer IVir
casfia" von einem Fulton Fährdoot ad
gefangen wurde I
AlS aber der Krieg sich mehr m die
Länge zog, wurde auch die Blockade
Flotte essectiver und bald gehörte ein
guteS Stück Verwegenheit dazu, die
Alockadekette durchbrechen zu wollen.
Dieser Zustand brachte denn auch
Thaten hervor, die sür alle Zeit be
merlenZmerth bleiben werden. DaS
Hauptprodukt der Eüdftaaten ift be
kanntlich Baumwolle.
Infolge der Blockade wurde aber
die Baumwolle immer weniger und die
großen britischen Fabrikanten von
Baumwollwaaren geriethen in arge
Verlegenheit. Ihre ganze Industrie
stand auf dem Spiele.
Um dem drohenden Unheil vorzubeu
gen, wurde eine förmliche Blockade
drecherZunst gebildet, der sich Haupt
sachlich Offiziere auS der britischen
Kriegsmarine anschlössen und zwar die
tüchtigsten, verwegensten und muthig
ften Leute unter ihnen.
Seitens der Union gab man sich alle
erdenkliche Mühe diese Leute adzufan
gen, aber erfolglos. Kapt. Roberts
war einer dieser britischen Offiziere, der
sich einen großen Ruf als Blockade
brecher erwarb. Sein eigentlicher
Name war Hobart.
Roberts entkam stets in wunderbar
fter Weise. Jahre später offerirte ihm
der Sultan das Oberkommando über
die türkische Flotte und er erwarb sich
auch da. wie geschichtlich bekaunt ist,
großen Ruhm als Hobart Pascha. Ein
anderer berühmter Blockadebrecher auS
jenen Tagen ift Kapt. Wilkinson, der
in zehn Monaten 21 blockirte Häfen
anlief und sie mit Waaren beladen
wieder verließ. Sein Schiff war die
Girasse", apt. Murray AynSley.
Kommandant der VenuS" kam eben
falls zu Ruhm. Er wurde später noch
Admiral in der britischen Kriegsmarine
Einmal fuhr AynSley sogar beim hell
lichten Tage zwischen den Blockadeschif
fen hindurch in den Hafen von Wil
mington. Wahrend ein halbes Dutzend
Kriegsschiffe die VenuS" verfolgte und
auf dieselbe Feuer gab. ftand AynSley
auf der Brücke jeneS Schiffes mit den
Hemdärmeln biS an den Oberarm auf
gestülpt und dabei kühl wie ein EiS
zapfen.
Die Clyde Schiffbauer erlangten
damals ihren Ruhm im Bauen von
leichten, schnellen Fahrzeugen ; die
typischen BlockLdebrecherSchifft waren
lange schmale Raddampfer, deren
Schlote jederzeit versenkt werden konn
ten und deren Schiffskörper nur wenige
Fuß über dem Wasserspiegel empor
ragte. Die Dampfer waren durch
wegS mit bleigrauer Farbe angeftrichen.
fo daß man sie bei TageSgrauen kaum
auf einige hundert Äard weit sehen
konnte. Sie gebrauchten auch rauchlose
Hartkohle. wie Eardiff sie liefert. ES
war daher für die Blockadeflotte schwer
diese lautlos und rasch dahingleitenden
Dampfer zu entdecken.
Der Hafen von Wilmington wurde
seiner günstigen Einfahrt willen am
meisten von den Blockadebrechern be
günftigt. Ihr HauptauSfahrtshafen
war Nassau auf den Bahamas, da sie
von dort die Küfte van NordCarolina
leicht erreichen konnten. Nassau ent
wickelte sich damals auch von einem
schläfrigen Orte zu einer profperirenden
Stadt.
Wahrend des Krieges wurden von
der Union BlockadeFlotte nicht weniger
wie 1149 Prisen gemacht und 855
Schiffe theils zum Sinken gebracht,
theils in Brand gefteckt. Der Werth
der vernichteten Schiffe und Waaren
belief sich auf 30 Millionen Dollars.
Daß unter solchen Umständen er
folgreiche Blockadebrecher riesigen Ver
dienst hatten ift selbstverständlich. Sie
wurden für das Risiko, das sie auf sich
nahmen, tüchtig entschädigt.
Die reichste Prise welche Union
Schiffe machten, war der Dampfer
MempylS". gekapert im Jahre 1863
und $500,000 im Werthe.
Ueber die Profite, welche erfolarei
chen Blockadebrechern winkten, giebt
Mr. Taylor Aufschluß. Er selbst zahlte
in Nassau für die eine Fischladung von
Fleisch und Vegetabilien $30.000.
Sechs Tage später gelang eS ihm mit
seinem Schiffe die Blockade zu brechen
und er erhielt für seine Fracht 8135.-
000 in Baargeld von der conförderirten
Regierung. DaS war ein Profit von
der 400 Prozent. Auf der Rückfahrt
nahm Taylor eine Ladung Baumwolle,
so daß der Gesammtprofit für die eine
Reise sich auf $425,000 belief.
Die Leute wurden auch dementspre
chend bezahlt. Sie erhielten per Reise
von anau nach Wlimmgton und zu
rück: Kapitän. 55000. 1. Offizier.
1C00. 2. und 3. Offizier, $750.
Matrosen und Heizer je $250. Chef
Maschinist. $2500 und Lootse $3750.
Unter solchen Verhältnissen mangelte
eS selbstverständlich nicht an Leuten, die
gerne ihr Leben auf'S Spiel fetzten.
Flottcn-Manöver im Alterthum.
Ueber Flottenmanöver im Alterthum
veröffentlicht der Wirkl. Geh. Admirali
tütZrath Major Perels in dem Maihefte
der MarineRundschau" einen hoch
interessanten Aufsatz, dem wir Folgen
deS entnehmen: Wiewobl das Alt?r.
thum eine Wissenschaft der Kriegfüh
rung zur & naturgemäß nicht kennt,
so finden sich doch hier und da primitive
taktische Elemente. Man entlastet die
Kriegsschiffe vor dem Kampfe, um sie
manövrirfählger zu machen; man war
tet mit dem Vorgehen behutsam. biS
Sturm und Wellen sich gelegt haben,
und achtet sorgsam darauf, dem Ufer
wenigstens so fern zu bleiben, daß man
bei eintretender Ebbe nicht auf'S
Trockene gesetzt" wird, wie eS im Li
viuS heißt. Die GefechiZordnung selbst
ift willkürlich, doch fahren die Segel
schiff imeift in gerader Front, die Ru
dersahrzeuge im Halbkreis, um eventuell
den Feind einschließen zu können. DaS
GroS, bestehend auS den schweren
Schlachtschiffen, die durchschnittlich mit
300 Ruderern und 120 Seesoldaten
bemannt sind, befindet sich im Emtrum;
beide Flügel werden durch leichtere
Fahrzeuge gedeckt, und hinter der Front
wartet die Reserve. Seltsam erscheinen
auch die Kampfmittel, wenn z. B. ein
Schiff versucht, so dicht an dem feind
lichen Fahrzeug vorbeizukommen, daß
dessen sämmtliche Riemen gebrochen oder
unbrauchbar werden. (Caesar bel
lum cevile u. o.) Dann erst beginnt
der Handkampf der Seesoldaten, der im
Entern sein Ziel erreicht.
Im Allgemeinen aber kann von
einem antiken Gefechts und Manövrir
System keine Rede fein. Merkwürdi
germeife finden wir in Italien feit der
römischen Kaiferzeit ein eigenartiges
Aequivalent für die fehlenden Flotten
manöver im engeren Sinn; es find das
die sogenannten Naumachien, die alS
Schaustück aufgeführt wurden, das dem
Ernftkampf nachgebildet fein sollte.
Eäsar ift in diesem Sinne der Begrün
der deS Flottenmanövers. Er ließ im
Jahre 46 v. Chr. in der Nähe von Rom
ein Bassin graben, daS durch Röhren
leitungen und mit Schleusen versehene
Kanäle unter Waffer gesetzt wurde
Hier erschienen zwei Flotten, eine
syrische und eine egyptische". jede mit
2000 Ruderern und 1000 Seesoldaten
bemannt und aus zwei, drei und vier
rudrigen Galeeren zusammengestellt, und
lieferten eine Seeschlacht. Ungeheuer
war der Andrang zu diesem nie vorher
gesehenen Schauspiel. Kleinere Schau
gefechte auf dem Wasser ließ PompejuS
im Jahre 38 im Eicilifchen Meerbusen
bei Rhegium aufführen. Kaiser Au
guftuS hatte anläßlich der Weihe deS
Tempels deS MarS Ultor nahe dem
Tiber im Hain der Cüfaren ein fteinev
neS Basfin erbauen lagen. daS 1800
Fuß lang und 1200 Fuß breit war.
Hier stellten 30 Schiffe eine Seeschlacht
zwischen Athenern und Persern dar.
Dies Manöver hat OvidiuS Naso in
seiner ars amanui besungen.
ungleich großartiger war die im
Jahre 52 von Kaiser Claudius veraw
ftaltete Naumachie, für welche zwischen
dem Fucinersee und dem Strome LiriS
ein Berg durchgegraben war. An 20,
000 Kämpfer erschienen auf 100 Schis
fen, als Rhodier und Sicilier koftümirt.
und riefen dem Kaiser das bekannte
rnontun te salutant" zu. Schiffs
kämpfe zeigte auch Kaiser TituS. An
Ausdehnung und Pracht überragt alle
erwähnten Flottenmanöver, das Domr
tian veranstaltete. An der Stelle der
heutigen Piazza di Spagna ließ der
Kaiser ein großes Basftn anlegen und
inscenirte in demselben ein Seegefecht,
bei dem die Flotten kriegsmäßig auSge
rüstet waren und faft die ganze Schiffs
Mannschaft ihr Leben verlor. Die
Pracht dieses Schauspiels hat Martial
besungen. Zu Roms MilleniumSfeier
veranstaltete Kaiser Philipp, der Ära
der, von der Gründung PhilippopelS
zurückgekehrt, im Jahre 243 die letzte
Naumachie, von der wir Kunde be
fitzen."
SS kommt Alles nur auf die Me
ihode an,"
schreibt Charles Blunt. daS will ich
gleich auS meiner Schulpraxis bewei
fen." Johny." sagte ich, wenn drei
Birnen auf dem Tisch liegen und Dein
Schwesterchen kommt dazu und ißt eine
weg, wie viele bleiben noch!"
Dann bleiben noch drei Schwestern.
ift die Antwort. Nein. Johny. " sagte
ich, ich frage nicht nach Deinen Schwe
ftern. sondern wie viel Birnen bleiben."
Dann bleibt keine, weil meine
Schwester die anderen Birnen auch ißt."
Nicht doch. Johny. ES sind ja nicht
wirkliche Birnen, um die eS sich han
delt. Wir nehmen nur an, daß die
Birnen da find."
Wir dürfen aber nichts annehmen,
was nicht erlaubt ift, Herr Lehrer, auch
keine Birnen."
Du verstehst mich falsch, Kind. Ich
denke mir nur, daß drei Birnen bei
Euch auf dem Tische liegen."
Da denken Sie falsch. Herr Lehrer,
denn eS liegen wirklich keine dort, weil
wir gar keine im Hause haben."
Du willst mich nicht begreifen,
Johny. Ich stelle mir bloS vor, daß
die Birnen da find, in Wirklichkeit find
ja gar keine da. Deine Schwester
kommt nun und ißt von den drei Bir
nen, die wir uns da vorstellen, eine
weg; wie viele bleiben?"
Gar keine, Herr Lehrer, weil Sie
selbst gesagt haben, daß keine da find."
Wenn aber doch welche da wären
und Du stehst, daß Deine Schwester eine
wegnimmt und ißt, wie viel bleiben
dann?"
Auch keine, Herr Lehrer, denn da
würde ich natürlich miteffen." Ja, eS
kommt Alles auf die Methode an.
Tie Zeitungen in China.
Das Reich der Mitte kennt keine
Presse in unserem Sinne, und Zeitun
gen sind dort in großen Städten kaum
mehr als .Mürchknerzählerinnen". sie
erscheinen überdies auch sehr unregel
müßig und fiiid äußerst mangelhaft her
gestellt. Weder in Peking noch in den
fünf großen Städten Chinas unter
diesen sind zwei mehr alZ einer Million
Einwohnern giebt eZ zuverlässige
Journale, und die sogenannten Zei
hingen in kleineren Orten sind von
geradezu unglaublicher HüIfloSfigkeit.
So giebt eZ Zeitungen, die die Ereig
niffe der chinesisch'japanischen Krieges
erft ungefähr ein halbes Jahr später
in Wort und Bild brachten, als sie ge
fchehen waren. Dabei giebt eS aber
viele Orte, deren ZeltungSdefitzer auch
heute noch nicht die geringste Ahnung
haben, daß zwischen den beiden Reichen
ein Krieg stattgefunden hat, WaS bei
den trostlosen Verbindungen der Posten
und Fahrgelegenheiten auch nicht zu
verwundern ist. Der ZeitungSverkäu
fer haustrt nur mit seinem Erzeugniß
auf der Straße herum. Er liefert sie
für Geld. Fische. Reis und alte Kleider.
Die Versammlung der Berge.
AlS Alexander der Zweite von Ruß
land den Baron Budberg zum Ge
sandten in Paris ernannt hatte, sagte
man in Petersburg, eS ginge bergauf,
und der Großfürst Konstantin, den man
für den Urheber dieser Ernennung und
überhaupt für den Förderer aller Re
formen seines kaiserlichen BruderS hielt
bekam eines TageS folgenden Brief, der
nicht geringe Heiterkeit erregte:
Kaiserliche Hoheit!
Berg. Budberg, Adlerberg. Stackel
berg, Dannenberg nehmen hohe Stel
lungen im russischen Kaiserreiche ein.
Darf ich Sie bitten, bei der nächsten
Gelegenheit meiner gedenken zu wollen,
da ich der schönste von allen Bergen
bin?
Schöneberg in Königsberg.
Veränderung.
War einft ein armes Mädchen, das
Sein Brod mit Harfenspielen
Verdiente Nachts im Restaurant,
Um nicht die Noth zu fühlen.
Ein reicher, junger Elegant.
Den oft ihr Spielen rührte,
Verliebte sich in sie; er war'S,
Der sie zum Altar führte.
Nun war sie reich mit einem Mal,
Trug sich in Sammt und Seide:
Die feinsten Clubs besuchte sie
An ihreS Mannes Seite.
Die Harfe, die sie einft gespielt,
Liegt längst bei altem Zeuge ;
Im Kreis, in dem sie jetzt verkehrt.
Spielt fle die erste Geige.
Schlecht aufgefaßt.
Offizier (zum Burschen): Ich wollte
Dir eS schon längst sagen, Johann, daß
Du mir über alle meine Weine und
über meine Cigarren gehst.
Bursche (gerührt): ES ift wirklich
sehr schmeichelhaft für mich. Herr Lieu
tenant, daß Sie mich Ihren feinen
Weinen und Cigarren vorziehen."
Zrech.
Agent: Wie können Sie nur an
nonciren Geschäft mit täglich wachsen
dee Kundschaft zu verkaufen", während
bei Ihnen thatsächlich nur die beiden
Kinder IhreS Bruders einkaufen?"
Kaufmann : Nun, wachsen die etwa
nicht?"
Sie treiben mit Entsetzen Scherz.
Erster Miether: Und waS ich Ihnen
noch sagen wollte, lieber Meyer den
ken Sie sich, mein HauSwirth ift heute
mit der Miethe heruntergegangen !"
Zweiter Miether: ,Ach nein. Sie
Glückspilz!"
Elfter Miether: Nun in, die Treppe
heruntergegangen! Wenn Sie fünf
Minuten eher gekeommen wären, hätten
Sie ihm noch gesehen !"
Vtl schlimmer.
Vater (zu seinem erft kürzlich in die
Lehre gekommenen Sohn): Nun.
.ritz. wie behandeln Dich denn der
Meister und die Meisterin?"
Sohn : Die behandeln mich nicht
die mißhandeln mich !'
Vater: Du und Karl Lehmann,
Ihr fitzt wohl in der Schule nebenein
ander?"
Willy: Ja, zeitweise."
Vater: Nur zeitweise?"
Willy: Ja, Karl Lehmann steht
meistens in der Ecke."
Vater: Na, und Du?"
Willy: Ich ftehe gewöhnlich in der
anderen Ecke."
!iirch die IMarnt.
Shef (zu feinem KommiS. der etwas
angeheitert ift): Müller, für die Folge
wollen Sie sich merken, daß ich kein
Hundefreund bin."
KommiS : Wie soll ich daS der
stehen?"
Chef: Weil iie beute einen Spitz
mit in S Sontor gebracht haben."
Boshaft.
Junger Ehemann: Na. waS giebt'S
heute zu essen, Herzchen?"
Junge Frau (der daS Essen ange
brannt ift): Heute giebt'S
giebt S giebt S '
Ehemann : Na, laß nur ich
rieche den Braten schon !"
Aus der Schule.
Lehrer : HanS, wie viele Feldzüge
gab eS unter Friedrich dem Großen?"
HanS: Eins, zwei, drei, vier, fünf,
sechs, sieben. '
OerhZngnißr'oll.
Sie : O. es wird eine Wonne fein,
alle Sorgen mit Dir zu theilen!"
Er : Aber ich habe keine."
Sie: O, die kommen schon, wenn
wir erft verheirathet find."
vor Gericht.
Richter : Angeklagter, was für ein
Geschäft haben Sie?"
Angeklagter: Ich war früher Zahn
arzt, jetzt bin ich Fauftkämpfer. Früher
setzte ich Zähne ein, jetzt schlage ich fie
aus."
Im Serichtssaal.
Richter : Sie geben also zu, in daS
Komptoir deS StellenvermittlerS Meier
nächtlich eingebrochen zu haben?"
Angeklagter: Jawohl, Herr Rich
ter, det jed' ick zu, ick wollte mir aber
bloS 'mal seine VakanzenLifte durch
lesen, weil ick nämlich Arbeet suche."
Gelungene Ausrede.
Arzt (um Mitternacht): Halt, waS
wollen Sie hier?"
Einbrecher : Donnerwetter, ich
glaub', ich hab' mich in Ihrer Sprech
stunde geirrt, Herr Doktor?"
Der Zug des Herzens.
Tochter : Mama, ich glaube, Herr
Kroner wird mir nächstens einen An
trag machen."
Mutter: Glaubst Du?"
Tochter: Ja, und was soll ich
thun?"
Mutter : Laß Dich nur von Deinem
Herzen leiten. Vergiß nicht, daß Herr
Kroner 100.000 Dollars befitzt und Du
alle Jahre eine Badereise machen kannst.
ES wäre eine brillante Partie für Dich ;
aber ich will Dich nicht beeinflussen.
WaS sagt denn Dein Herz?"
Tochter: Mama, hat er wirklich
100.000 Dollars im Vermögen?"
Mutter: Ganz sicher!"
Tochter: Dann sagt mein Herz ja!"
Mutter : Ach, mein Kind, wie freut
eS mich, daß Du den Mann heiratheft,
den Du liebst !"
Unterm Pantoffel.
A: Wir haben morgen einen fidelen
Abend auf der Kegelbahn, kommen Sie
'mal mit."
B.: Kann eS noch nicht bestimmt
sagen, will 'mal mit meiner Frau dar
über sprechen!"
A.: So na dann vielleicht ein
anderes Mal!"
Kaum glaublich.
Zahnarzt: Sie haben also schreck
liche Zahnschmerzen?"
Patient: Ja, ganz fürchterliche, ich
bekomme fie alle zehn Minuten!"
Zahnarzt: Und wie lange dauert eS
jedes Mal?"
Patient; Mindestens eine Viertel
stunde."
Wer nur feine Schuldigkeit thut,
thut nicht feine Schuldigkeit.
Zieht nicht.
Lehrerin : Hans. Du big ein ent.
sedlicher Faulpelz, ich will'S Deinem
Vater sagen !"
HanS (dessen Vater Rentier ist):
Fräulein, der thut selber nichts !
Vualifikation.
Hausfrau (die ein Mädchen vom
Lande als Köchin enaaairt bat): .Und
noch eins : Kartoffeln und Gemüse, die
bei unS übrig bleiben, werfen Sie nicht
weg. ES findet alleS feine Verwen
dung." Köchin : Madame können sich in der
Küche ganz auf mich verlassen. Ich
hab' schon früher die Schweine gesät
tert."
Getroffen.
Sag' mir. liebe Frau, haft Du
heute gekocht?"
.Nein."
Ich hab' mir'S gleich gedacht."
Schmeckt Dir denn das Essen nicht?"
Im Gegentheil! Ganz vorzüglich !"
Ah so!
Mama: Sag' Trudchen, weshalb
haft Du die Hälfte Deiner Suppe in
meinen Teller gegossen?"
Arudchen : Na. Mama. Du sagtest
doch immer : Getheilter Schmerz ift hal
der Schmerz."
Widerlegt.
Schlächterfrau (deren Mann 2 Zent
ner wiegt): Nehmen Sie den Fall
nicht zu leicht. Herr Doktor !"
Junger Arzt: ..DaS brauchen Sie
nicht zu besorgen, liebe Frau, ich halte
Ihren Mann für meinen schwersten
Patienten !"
INcdizinischcs Lramen.
Nennen Sie mir verschiedene Schä
delknochen. Herr Candidat?"
Die Schädelknochen sind.... find
. Ach, Herr Professor, ich bin mo
mentan fo aufgeregt ich. ich weiß
fie augenblicklich nicht, aber ich ich
hab' fie alle im Kopfe. Herr Professor."
Fataler Irrthum.
KommiS : Diese SchönheitS.Essen,
wird Sie, gnädige Frau, so verjüngen,
daß Sie nach Gebrauch von nur drei
Fläschchen so aussehen werden, als
wenn Sie erft 40 Jahre alt wären!"
Dame (entrüstet): Danke ich bin
erft 30 1"