Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 02, 1898, Image 9

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    Aperkriez.
ie Vrinnkiung aiti dkm iffnianttulctttt
von t'niiiiiaii 7waio.
V .Wohin geht die Rkike?
J .Nach Sardiff.'
f .Lurch dkn Kanals'
.Nein, nördlich um Schottland.'
.an, neueZ Schis?
..SateoM."
.?ia. dann lagen Sie sich nicht von
den Franzosen kapern, uie ee r
Unser Kapitän winkle dem Komman
danten der Korvette .Elisabeth", der
ibn anaerusen. im Weitersezeln Tank
und Grus; zu, auch die beiderseitigen
l'iannschasten schwenkten die Mützen
dann laa daS Baterland dinier unZ
und vor UNS dehnte sich die von den
französischen Kriegsschiffen beherrscht
Nordsee. Ob ti unserer leichtdeschwing
ten Dorotbea" wodl aelinaen wltrde
den feindlichen Kaperschissen, die vor
der Eldmündung aus gute Prisen lauer
ten. ein Scknidvcken iu scblaien?
Tret Wochen lang halten wir bei
lklirdaven aeankert und mit mebr alZ
hundert anderen Handelsschissen auf
eine günstige Gelegenheit gewartet, die
Bioaaoe zu ourazoreqen. um oie yoy
Eee in oewinnen. Nacbdem die itran
zosen angeblich abgedampft, warcn wir
det frischem Cnirnnd an einem heuen
Novembertag 1370 unter Segel gegan
gen und steuerten nun wohlgemuth in
die Nordsee hinaus.
WeffinS-. HinM hlrtr TinE Hrth5 nsfr
I IJUIIV119 WUyt UUI Wtkll Hl MV.-
tf.ngs nicht zu Muthe, sah man doch
ffiyf der sonst von Fabneuaen aller Art
belebten Unterelbe weder Lootsenschuner
noch Feuerschiffe! auch die das Fahr
waffer bezeichnenden Tonnen und son
stiaen Seezeichen waren natürlich ent
fernt worden. Tagegen bedürfte ti
keiner großen Geschicklichkeit, gegen
einen der vielen hier versenkten Torpe
daS anzurennen und in die Luft ni
fliegen. Auch konnte unversehens ein
französischer Kaper angedampst lom
men, um uns angestchts der deutschen
Kriegsschiffe in daS Schlepptau zu neh.
men. Die alte Holzlorvette .Elisabeth"
hatte unZ kaum davor schützen können,
ebenso wenia da? ibr beiaeaedene recht
langsame (9z Knoten) Panzerschiff
.Prinz Adaldert' oder die außerdem
noch vor Cuxhaven liegenden Kanonen
boote.
Wir segelten unter Ballast und mach,
ten. von der Ebbeftrömung begünstigt,
gute Fahrt. Tie Mannschaft arbeitete
aus dem Vordeck, wo der Oberfteuer
mann die Anker auf die Back setzen und
seeseft zurren liesz. aus dem cyieroea
stand außer dem Mann am Ruder nur
der Kapitän und suchte mit seinem
Krimmftecher den Horizont ab.
.Stüermann l" rief er plötzlich und
zwar in einem so eigenartigen Tonfall,
daß Alle aufsahen. Ter Oberfteuer
mann wollte dem Rufe gerade Folge
leisten, da kam der Kapitän schon auf
die Back, reichte ihm den Krimmftecher
und deutete mit sehr ernster Miene bei
rahe recht voraus, wo in der Kimmung
in" dunkler Streifen zu sehen war,
wodl die Rauchfahne eine? TZMpferS.
Ter Oberfteuermann quckte, setzte daS
Glas ab. spuckte über Bord und sagte:
.Tat iS 'n Damper."
.Tat weet min Großmutter". ent
gegnete der Kapitän, halb ärgerlich.
Tann nahm er den Krimmftecher. reichte
ihn abermals dem Oberfteuermanne
und meinte kopfschüttelnd: Siebt juft
ut öS en Hut."
TieSmal dauerte tS länger, bis der
Steuermann feine Anficht äußerte; um
so überzeugter kam fte nachher heraus:
.En Manuar" (vom englischen "man
of vär"-KriegZschiff).
.El, Manuar?"
.Jawohl, en Thurmschipp."
Wir sahen uns verdutzt an und reck
ten neugierig die Hälse, aber lange
Zeit blieb und nichts zum Gucken, da
rief der Kapitän: Braß an vorn!"
und lief wie besessen nach achtern, dem
Mann an dem Ruder zurufend: Luv
an l"
TaS Schiff drehte an den Wind, so
daß wir den angeblichen Manuar'
nicht mehr voraus, sondern anerad hat
ten. Allein er änderte gleichfalls fei
nen Kurs und kam schnell näher, that
sächlich anzusehen wie ein schwimmen
der Lut. biS außer dem Geschützthnrm
auch der Schornstein deutlich fichtbar
wurde und endlich der niedere Schiffs
rümpf.
.Klar zum Wenden ! Ruder in Lee !
HM, und Schooten!" rief unser
gcXZitan, und Jeder that sein Bestes,
dent, es galt, wenn nicht das Leben, so
doch die Freiheit. Ueber dem anderen
Bug war noch Rettung möglich, wenn
wir unter Preß von Segeln in die Elbe
zurückliefen.
TaS Schiff luvte, daß eS ein Staat
war, dann aber lag'S unbeweglich in
dem Wind, ohne auch nur einen einzi
gen Kompaßstrich weiter zu drehen.
Wahrscheinlich waren in der Eile die
Achterraaen zu früh rundgedraßt wor
den, kurz eS lag wie an einer Boje fest
gemacht, die Schooten der klappernden
Vor und Untersegel knallten uns nur
so um die Ohren und das Thurmschiff
mit seinen drohenden Geschützen und
seiner kleinen, vor Rauch und Ruß un
kenntlichen Flagge kam näher und
näher. An ein AuSreißen war jetzt
schon gar nicht mehr zu denken, jeden
Augenblick konnte der blinde Kanonen
schuß fallen, der unS aufforderte, die
Flagge zu zeigen.
Und wenn wir unsere flagge mcht
zeigten?
Tann folgte ganz einfach ein scharfer
r
"y w
nil1tfrti1iirt
7VllllHUI.'llUll
Jahrgang 11).
Beilage zum Ncbraska Ztaatö-?ln;eigcr.
No. 2.
Schuß und waS bei derartigen Gelegen
heiten sonst noch zu folgen pflegt.
Ein paar Tage zuvor hatte unser
Segelmacher aus der Wache erzählt.
wie er einst während des Krieges zwl
schen zwei mittelamerikanischen Raub
naaten mit einem Ballaslschiff m
einem heißumstrittenen Hafen gelegen
und bei Beginn der Kanonade mit der
ganzen Mannschaft in den Bade
räum geflüchtet war, um nch zum
Schutze vor etwaigen .Treffern' in
den Eandballaft einzugraben. Tiese
nicht eben heldenhafte Handlungsweise
erschien mir plötzlich sehr nachahmend
werth: ich war erst siebzehn Jahre alt
und Volontär an Bord, der nicht ein,
mal für seine Ticnfte bezahlt wurde.
Sollte ich mich für nichts und wieder
nichts zum Krüppel schießen lassen?
Ja, wenn wir uns hätten wehren kön
nen. würde eS mir nicht an Muth ge
fehlt haben; unter diesen Umständen
aber
.Tat iS ja gar keen Franzmann, dat
lS en Dütschen Junge, wat 'n Ulk
sagte plötzlich der Oberfteuermann neben
mir. Ich traute meinen Ohren nicht,
nachdem er mir aber daS GlaS gereicht.
überzeugte ich mich selbst und daS Ge
lächter deS Kapitäns und der Matrosen
bestätigte eS. Einer lachte den Andern
auS, daß er fo furchtsam gewesen. Jetzt
hatten wir plötzlich Alle eine MordS
kourage, wir sprangen auf die Reiling
und schrieen dem Kriegsschiffe ein
.Hurrah !" entgegen, daß eS nur fo
dröhnte.
ES war der ArmmiuZ", mit dem
wir eS zu thun hatten. TaS aus den
vom deutschen Volke gesammelten Flot
tengeldern (700,000 Thlr.) in England
erbaute, nunmehr längst auSrangirte
Thurmschiss kam von einer RecognoS
zirungSfahrt zurück und hat uns der
folgt, weil wir keine Flagge hißten und
vor ihm auSriffen. Nun gab'S noch
einmal ein großes Gelächter, ein hei
tereS Zurufen hinüber und herüber,
dann braßten wir wieder voll, der Ar
miniuS" steuerte elbVärtS, und gar
bald umfing unS wieder der tiefe Ernst
der wlnterllchöden Nordsee.
Wir segelten unangefochten biS gegen
Abend weiter, als unS knapp vor Dun
kelwerden ein Dampfer zu folgen be
gann, der augenscheinlich hinter Helga
land auf der Lader gelegen. An feinen
roth, grün und weißglühenden Later
nenaugen sah man. daß er unS ziemlich
schnell auflief: später frischte aber der
Wind auf und wir liefem ihm außer
Sicht. Dann begegneten unS auf der
zehntägigen Fahrt um Großbritannien
und Irland nur kleine Küsten und
Fischerfahrzeuge: erst vor dem englischen
Kanal wurde eS wieder lebhaft. Lost
senkutter und Schleppdampfer brachten
den einsegelnden Schiffen Zeitungen mit
den neuesten Kriegsnachrichten, und der
Führer eines Fallmouther Echleppdam
pferS macht unserm Kapitän klar, daß
er sich, um den zahlreichen französischen
Kaperschiffen zu entgehen, von ihm
innerhalb der neutralen Zone, d. h.
dicht unter der englischen Küste, nach
Cardiff müsse schleppen lassen. Der
Scherz kostete zwar 2000 Lftrl. (4000
Mark), wir gelangten aber doch sicher
an'S Ziel, während eine in der
Mitte deS BriftolKanalS segelnde Dan
ziger Bark von einem französischen
Aviso vor unsern Augen weggefangen
wurde.
Der Genuß, zur Winterzeit in den
Cardiffer DockZ Steinkohlen zu laden,
ist ein recht zweifelhafter, wir waren
daher goldfroh, als es am zweiten
Weihnachtsfeiertage hieß, die Luft fei
draußen rein und wir könnten eS
wagen, im weiteren Verlauf unserer
Reife nach Smgapore in See zu gehen.
Bald lagen der englische Nebel und
Kohlenstaub hinter unZ und mit vollen
Segeln steuerten wir südwärts, der
Tropenwärme entgegen. Monatelang
sahen und hörten wir sozusagen nichts
von der Welt, das Kap der guten Hoff
nung im weiten Bogen umsegelnd,
liefen wir zs?r die mitten im Indischen
Ozean liegenden ZwillingSinfeln St.
Paul und Amsterdam in Eicht, diese
find jedoch unbewohnt, und Gegensegler,
die unS .Neues' hätten mittheilen kön
nen, trafen wir nicht. Selbst in der
nach hundertsechStägiger Fahrt erreich
ten Sundaftraße konnten wir nichts
Bestimmtes über die Weltlage erfahren,
da die uns mit Massenangeboten mit
Hühnern. Süßkartoffeln und Südfrüch
ten bestürmenden Malahm sich nur für
den Verkauf ihrer Waaren intereffirten
und mit ihren Kanus ar.S Land zurück
ruderten, sobald ihre Geschäfte erledigt
waren. WaS lag auch daran? Man
lernt Geduld auf See, und hatten wir
so lange gewartet, so konnten wir unZ
auch noch ein paar Tage länger bis zu
unserer Ankunft in Singapore gedul-den.
In der Bankastraße geriethen wir
zwischen den Inseln in eine Windstille,
und damit uns die Strömung nicht auf
den Strand setzte, mußten wir den
Lnker fallen lassen. Wir hofften. eS
erde bald wieder eine günstige Brise
aufspringen und vertrieben unS emft
weilen die Zeit mit Fischen, als von
Norden her ein vollgetalelteS Krieg,
schiff durch die Meerenge herandampfte
Ueber seine NationalitätSzugehdrigkeit
blieb unS kein Zweifel; von seiner
Gaffel wehte eine weithin erkennbare
französische Trikolore!
So zu sagen schon mit einem Fuße in
Singapore, hatten wir an eine Kriegs
gefahr gar nicht mehr gedacht: um so
niederschmetternder wirkte daher die Er
kenntniß. noch in zwölfter Stunde dem
Feinde in die Hände gegeben zu sein.
Hier konnten wir nicht einmal einen
k.uuchtveriuch unternehmen, die Fran
zosen brauchten nur die Hand nach unS
auszustrecken.
Vielleicht konnte eine Lift unS retten
Der Kapitän ließ eine Flagge an Teck
holen, deren Farben unter dem Ear
disser Kohlenstaub und nachdem beim
Waschen Noth gelitten hatten: diese
Flagge hißten wir verkehrt auf, daS
Rothe nach oben. Die Fardenfolge
war jetzt rothweißscharz. daS sehr
verwaschene Schwarz konnte aber ebenso
gut für blau gelten. Gingen du Fran,
zosen auf den Leim, so hielten sie unser
Schiff für em holländliches, zumal wir
uns in den niederländisch'vftindischen
Gewässern befanden, wo die holländische
Flagge naturgemäß vorherrscht.
Die Korvette kam schnell heran, und
unS schlug daS Herz bis an die Kehle
vor angstvoller Erwartung, als wir die
Krimmftecher von einem Halddutzend
Offiziere auf unsere Flagge gerichtet
sahen. Plötzlich fetzte einer daS GlaS
ab. deutete nach dem Heck unseres
Schiffes und machte wohl eine witzige
Bemerkung, denn wir hörten deutlich
Alle lachen. Gleichzeitig ward die Ma
fchine gestoppt und ein Kutter zu Wasser
geftert, mit dem ein Offizier bei uns
lüngöseit kam.
Der will die Schiff-papiere prüfen
adjüS .Dorothea!" knirschte unser
Kapitän. Aber die Franzosen mach.
ten gar keine Anstalten, an Bord zu
kommen, der betreffende Offizier steuerte
vielmehr hinter unserem Schiffe herum
und rief in ziemlich geläufigem Englisch
herüber: Sie können getrost Ihre
Flagge richtig aufhissen, der Krieg ist
leider zu Ende, und wir dürfen Sie
also nicht mehr bitten, unZ zu folgen
Wenn Sie übrigens wieder den Hollän
der spielen wollen, dann streichen Sie
vor allen Dingen an Ihrem Heck den
Namen deS HeimathZhasens über. Gu
ten Morgen!"
Sprach?, griff an die Mütze und fuhr
nach seinem Schiffe zurück, da? sofort
weiterdavlpfte: wir aber beugten unS
über daS Heckgeländer, als hätten wir
jetzt erst erfahren, daß da hinten in
weithin leuchtenden vergoldeten Lettern
zu lesen stand: Dorothea, Hamburg."
Späterhin gelobten wir unS gegenseitig
Stillschweigen über diesen Fall; die Ge,
schichte wurde aber bald nach unserer
Ankunft in Singapore dennoch ruchbar.
und unser Schildbürgerstreich machte
auf allen im Hafen liegenden Schiffen
und an allen WirthZtischen die Runde.
Anfänglich ärgerten wir uns über das
unausbleibliche Aufgezogen werden,
endlich aber bewiesen wir, daß wir auch
klug handeln konnten: wir lachten mit.
So war unsere Dorothea" doch noch
gut davongekommen, vielen anderen
deutschen Handelsschiffen erging eZ da
für im 70er Kriege um so schlimmer.
Oft lief ein solches, von einer langen
Reife heimkehrend und ohne von dem
KriegSzuftande überhaupt etwas zu wif
sen, noch kurz vor dem Hafen den fran
zösischen Kreuzern in die Hände, und
wenn die weggenommenen Schiffe und
Waaren bei der großen Schlußabrech
nung auch ersetzt werden mußten, fo
konnte doch Niemand die betroffenen
Seeleute entschädigen, die als Kriegs
gefangene" unter vielfachen Mißhand
lungen seitens des StrahenpöbelS von
einer Festung zur andern, zum Theil
bis nach Algier hinüber geschleppt wur
den.
Habe und Gut der Bewohner deS
feindlichen Landes stehen unter dem be
sonderen Schutze deZ Gesetzes," fo be
ginnt einer der deutschen Kriegsartikel,
der dem Marodeur und Plünderer
harte Strafen androht ; auf See da
gegen ist im Kriege das Privateigen
thum vogelfrei.
Auf Befehl.
iUt von Tx. Mar Floh r.
Tie Augen weit aufaerissen. die bu
fchigen Brauen zusammengezogen und
die Stirn in zahlreiche Falten gelegt
so stand der Regiflrator Alberding in
der Mitte seines Zimmers und starrte
prüfend und forschend auf einen in sei
ner Hand befindlichen Gegenstand, für
dessen Namen und Zweck er sich erficht
lich bemühte, eine hinreichende Diagnose
zu stellen.
Im Zimmer seine! Neffen Fritz, wel
cher den Rest seiner UniverfilätSferien
im Hause seiner Verwandten zubrachte,
hatte er jeneS verdächtige räthselhaste
Ding aufgegabelt und alsbald mit ei
nem längst bestehenden Argwohn in ei
nen unabweisbaren CausalnexuS ge
bracht.
Wenn man weiß, daß Herr Alber
ding einer von denjenigen war. denen
daS vielgehörte: WaS werden die Leute
sagen? zum Alpha und Omega jeglicher
Moral und Sittlichkeit geworden ist,
wenn man ferner weiß, daß derselbe
Herr Alberding eine siebzehnjährige hüb
sche Tochter besaß, so wird man eZ er
klärlich finden, daß er sich dem Lieb
lingZwunsche seiner Frau, ihren Schme
ftersohn Fritz während einiger Tage in
seinem Hause aufzunehmen, nur mit
Widerstreben gefügt hatte und daß er
sich nunmehr als verpflichtet fühlte, al
len Annäherungsversuchen der beiden
jungen Leute nach Kräften die Gelegen
heit zu entziehen.
Wo hatte er nur solchen länglichen,
buntgestreiften Gegenstand, wie den so
eben aufgefundenen, früher schon gese
hen? Wo nur? Er durchstöberte die der
gilbten Blätter feiner Erinnerung vor
wärtS und rückwärts und wieder vor
wärt, und siehe! plötzlich glaubte er'S
gefunden zu haben, denn er spitzte die
dürren Lippen und schnippte mit den
Fingern. Ja, daS war'S sicherlich!
Und wenn eS das war, dann war alles
erwiesen und dann
Er eilte mit großen Schritten im
Zimmer auf und ad, den begonnenen
Gedankenfaden emsig weiter spinnend.
DaS Unwetter seiner Gemüthsftimmung
entlud sich allmählich in unzweideutigen,
bruchstückweise hervorgestoßenen Ge
fühlSauSbrüchcn.
Mit einem freundlichen Guten Mor
gen, lieber Onkel!" betrat in diesem
Augenblick der vermeintliche Delinquent
in Gestalt feines Neffen Friß die Höhle
des Löwen. Auch der Ritter DelorgeS,
der sich erkühnt. auS der Ungeheuer
Mitte den Handschuh seiner Dame zu
holen, hat kaum in höherem Maße An
spruch auf daS Mitgefühl theilnehmen
der Seelen, als der zwanzigjährige
Korpsstudent unter den obwaltenden
Umständen.
Na warte!" dachte der Regiftrator
und verbarg, aus strategischen Gründen.
daS fragwürdige Corpus delicti in
seiner Rocktasche, um sich gleich darauf
wie ein Raubthier auf sein Opfer zu
stürzen.
AuS dem übersprudelnden Quell sei
ner Beredtsamkeit zischten mit vernehm
barer Deutlichkeit nur von Zeit zu Zeit
die Kraft und Schlagwörter seiner
Philippica auf, diese freilich meist in
verdoppelter Auflage.
Kindereien Dummheiten
Indiskretion VertrauenSdruch
wie? "
Aber, lieber Onkel," entgegnete der
Angegriffene nicht ohne Erröthen und
nicht wenig verwundert über die arg
verkannte Spürnase deZ OdeimZ, so
schlimm war'S doch gar nicht!"
Nicht schlimm? nicht schlimm ?
Unglaublich wie?"
UebrigenS kann ich gar nicht begrei
fen, wie Du so schnell dahinter gekom
men bist," sagte Fritz kleinlaut.
Ich hintergekommen ha!
Habe ich Augen wie?" rief im
Tone berechtigten Selbstgefühls der
siegreiche Regiftrator und bemühte sich.
eine imponirende Pose einzunehmen.
Auf Deinem eigenen Zimmer eige
nen Zimmer sah ich'S ja mit die
fen Augen "
Aber aus meinem Zimmer war s
gar nicht." warf Fritz etwaS erstaunt
ein.
Ha noch besser ! war'S
nicht ! Natürlich war's "
Aber lieber Onkel "
.Wie? daS närrische obscöne
Ding I "
Aber Elly ist doch kein närrisches,
obfcöneS Ding "
Unsinn ! Red' ich von Elly
wie?"
Aber wovon denn?"
Na, natürlich von dem langen far
bigen, gestreiften Tinge mit einem
Worte, von Elly'S Strumpfband ! "
rief mit der vernichtenden Grandezza
eines Großinquisitors der Onkel, indem
er gleichzeitig dem Neffen den ominösen
Gegenstand hinhielt, sich im Voraus
auf die Wirkung dieses HauptschlageZ
etwa zu gute haltend.
Statt der erwarteten Zerknirschtheit
des also Ueberführten erfolgte eine don
nerähnliche Lachsalve.
Brillant, Onkel I Famosen
Scherz I "
Scherz? Erlaube Fritz "
Na, natürlich. Onkel. Meinen ehr
baren Bierzipfcl für ein wnblichcS
Strumpfband auszugeben "
.Wa waS! Bier wie?"
grunzte der Regiftrator.
Freilich, lieber Onkel : ein an der
Uhrkette zu tragendes VereinZzeichcn
unserer (Jouleur, wovon Du Dich übn
genS bei näherer Betrachtung leicht
hättest überzeugen können. Sieh hier
unser Zirkel : .Vivat. CreZcat, Floreat
Alemannia."
Mit ebensoviel Haft als Mißtrauen
stülpte der Angeredete eine umfangreiche
Brille auf die Wölbung seiner Habichts
nase und überzeugte sich etwas refignirt
don der Fehlerhaftigkeit seiner gestellten
Diagnose. Einen kläglichen Rückzug
antretend, goß er die reich gefüllte
Schal: seines Zornes über den Erreger
seines MißmuthS. indem er Moralin
rend vor sich hinkurrte :
Bierzipfel! So was! Dinger
gab'S früher nicht früher nicht
moderne Faxen lauter Unsitten
Unsitten "
Fritz hatte wieder Oberwasser.
Ich glaubte schon,' sagte er. Du
hättest wirklich gesehen, waS mir Elly
heute Morgen geschenkt hat."
Die Blöße, welche sich der Neffe durch
dieS freimüthige Geständmß gegeben.
bot dem Alten einen willkommenen An
griffSpunkt.
Haha! Also doch waS geschenkt!"
fuhr er aus. Doch wohl ein Strumpf,
band oder so was he?"
Nicht im geringsten. Nur ein klei,
neS Andenken da ich doch morgen
abreise. Im Grunde lft doch Elly.'
wagte Fritz einzuschalten, meine rich
tige Cousine und dazu Deine leid
liche Tochter. "
Unglaublich !" unterbrach ihn der
On'el barsch, die Gedanken in der ein
geschlagenen Richtung weiter spinnend
und daher der Argumentationen deZ
Neffen nicht achtend. Will die Faxen
nicht! Thörichte Schenkerei! Kenne
das ! An der Kneiptafel damit renom
miren wie? !"
Aber. Onkel "
Geht nicht, auf keinen Fall ! Was
würden die Leute sagen ! Wird zu
rückgegeben heute noch verftan
den !"
Vollständig, lieber Onkel. Aber Elly
wird eS vielleicht nicht wollen."
Nicht wollen wie? Muß !
Ich hab'S gesagt verstanden?"
Na ja, Önkelchen, wenn Du eS
denn durchaus wünschest mir soll'S
recht sein nur um Dir gefällig zu
sein."
Recht so verlasse mich drauf."
Am Abend erfuhr der Regiftrator
von Elly auf seine Anfrage, daß Fritz
Wort gehalten. Er rieb sich vergnügt
die Hände.
AIS er am folgenden Tage seinen
Neffen zur Bahn gebracht hatte und
auf dem Bahnsteig der Abfahrt deS
ZugeS harrte, drückte er in die flch ihm
auS dem Coupee zum Abschied entgegen
streckende Hand ein Zehnmarkstück mit
den Worten :
Hier, Fritz, weil Du Wort gehal
ten. Bravo ! So fortfahren ! A
propos, wag war'S denn eigentlich.
waS fte Dir geschenkt hatte? Haarnadel
oder so waS?"
Ach bewahre." lächelte Fritz und
winkte mit der Hand, denn der Zug
setzte sich in Bewegung. eS war nur
ein herzhafter Kuß."
in seinem um die Mitte dir siebziger
Jahre verfaßten Werke über den däni
schen Krieg von 1343 und 1S49 gezollt
mit den Worten: Einen sehr guten
Eindruck machte das Erscheinen deZ jun
gen Prinzen Albert von Sachsen vor
den sächsischen Truppen in einem Lugen
blick, wo diese im heftigsten tfeuei Ban
den. Seine ruhige Besonnenheit und
sein anspruchsloses Wesen erwarben
ihm schon damals die Liede und Achtunz
Aller und verkündeten im Voraus dL
Eigenschaften, welche ihn später als
Feldherrn auszeichneten."
Feuertaufe bet Tüppel.
.Aus dem Leben des Königs Albert
von Sachsen" daS ist der Titel eines
vom Direktor deS Dresdener Haupt
ftaatSarchivS Geheimrath Dr. Paul
Hassel herausgegebenen werthvollen
Werkes, von welchem jüngst der erfte
Band erschien. AuS dem reichen Ma
terial dieses BucheS, dessen Held kürzlich
feinen 70. Geburtstag feierte, heben
wir die lebendige Schilderung hervor,
welche der Verfasser von dem Verhalten
des 21jührigen Prinzen Albert beim
Kampf um 13. April 1849 gibt. Als
der Geschützkampf," so berichtete der
sächsische General Heintz, seinen Höhe
Punkt erreichte, Morgens 7 Uhr, sprengte
der Prinz auf seiner weißen Stute
Stella" zu dem SchützenBataillon.
Die brausenden HurrahZ, mit denen die
Krieger seines Vaterlandes ihn empfin
gen, lenkten die Aufmerksamkeit deZ
Feindes auf diese Stelle, die jetzt der
Zielpunkt für die Geschosse wurde. ES
bedürfte einer zweimaligen, zuletzt sehr
dringlichen Aufforderung des Generals
Prittwitz, der die Gefahr erkannte, ehe
der Prinz sich entschloß, zu dem Stand
ort deS Hauptquartiers auf dem Müh
lenberge bei Düppel zurückzukehren: doch
ritt er später noch einmal zu den süchfi
schen Batterien und wurde auch hier mit
Judelrufen empfangen. Ter Prinz
konnte mit gutem Recht feinem Vater
schreiben: Die Feuertaufe, die Du mir
wünschtest, habe ich gründlich erhalten."
Die rühmendste Anerkennung aber
hat dem tapferen Verhalten deZ jungen
Wittiner Feldir.arschall Graf Moltkc
Bonaparte al Jurist.
Nach dem Beschlusse vom 13. Juli
130 traten die bedeutendsten Juristen
Frankreichs, wie Tronchet. Portalis,
Treilhard und andere zusammen, um
ein öiv'.lgesetzbuch zu entwerfen. Die
ser Entwurf wurde dann im Staats
rath unter d?m Vorsitze der Konsuln
Bonaparte und CambacereS geprüft
und umgearbeitet. Zum allgemeinen
Erstaunen entwickelte dabei Bonaparte
eine ungemeine Kenntniß deS römischen
Rechte? und cilirte ganze Seiten deS
"Corpus juris". Eines Tage? fragte
ihn Treilhard, woher feine so große
Kenntniß stamme, da er sich doch meist
im Feldlager aufgehalten habe. Bona
Parte gab folgende Antwort: AIS ich
noch Lieutenant war. wurde ich einmal
mit Arrest bestraft, gleichgültig. weS
halb, aber ungerechterweise. I dem
Zimmer, das man mir als Gefängniß
gegeben hatte, befanden sich ein alter
Stuhl, ein altes Bett, ein alter
Schrank und auf diesem Schranke ein
großes Buch, das noch verftraudter,
wurmstichiger und älter war als Stuhl,
Bett und Schrank; eS war ein "Cor
pus juris". Da ich weder Feder noch
Papier, weder Buch noch Bleistift zu
meiner Verfügung hatte, so war mir
die Scharteke willkommen. Sie war
so umfangreich und so mit Handschrift
lichen Bemerkungen überladen, daß ich
auch bei Jahrhunderte langem Aufent
halte im Arrest Lesestoff gehabt Hütte.
Ich war nur auf zehn Tage meiner
Freiheit beraubt, aber als ich sie wieder
erhielt, war ich voll gepfropft mit Iu
ftinian und allen Entscheidungen der
römischen Juristen."
Alte Fahnen im österreichische
Heeresmuseum.
In den letzten Jahren find mehr als
hundert alte Feldzeichen der Lsterreicbi
schen Armee, sowie auch einige von ihr
erbeutete fremdländische KriegSfahnen,
die in allen Theilen der Gefammt
Monarchie verstreut waren, kür daS
HeereSmufeum gewonnen worden. In
letzter Zeit erfolgte auf Grund kaifer
licher Ermächtigung die Uebergabe der
bisher im Emausklostcr ,u Vraa be.
findlichen Kriegsfahnen an daS Heeres
museum. Dem genannten Kloster war
von seinem Stifter Kaiser Ferdinand
III. eine große Anzahl der im dreißig,
iäbriaen Krieae. insbesondere in der
Schlacht von Nördlingen erbeuteten
seinoilchen Feldzeichen überlassen wor
den. von welchen, sich zehn Stück bis
beute erhalten haben und bis in iiltin.
fter Zeit im Ehor der Klosterkirche zu
mauz in beträchtlicher Höhe neben
dem Hochaltar angebracht waren. Diese
Stücke sind nunmehr dem HeereSmufeum
einverleibt worden. Trotz deS schlechten
Zustandes der Fahnenblütter laffen sich
die ursprünglichen Devisen und Wap
den. welche theils auf scbwediscken.
theil? auf französischen und deutschen
ur,prung hinweisen, noch deutlich er
kennen.
Komische am Ladentisch.
FolaendeS niedliches (MitMträ
schreibt dem kmnrio. Kourier" in
Kaufmann aus Sittensen: Kommt da
ein kleines SzährlgeS Mädchen zu einem
Kaufmann in Sittensen. einem nich??
sächsischen Kirchdorfe. .Kann ick woll
en Pund Syrup kriegen, vum den
besten?" sagt die Kleine, einen bran.
nen Milchtopf auf den Tresen stellend.
Ganz geern, mien Kind." antwor
tet der Kaufmann, stellt den ?nh?
die Waaae und läfct aus feiner Sann-
die süße Flüssigkeit Hineinlaufen. So
mien Kind, Hier best Du een Pund Sy
ruv. dat löst 25 Vennen."
Stumm sieht die Kleine den Mann an.
Du mußt 25 Pennen utgeben."
Keine Antwort.
Hett Mutter Di keen Geld mn
geben?"
Jaaa !
Na. denn giv dat man her!"
Schmunzend antwortet die Kleine:
Tat Geld iß in'n Pütt!"
Der fleißige wilbelm.
Mutter (zum kleinen Wilhelm).
Höre. Wilhelm, aus welcker Rank Bkt
denn Du in der Schule?"
Wilhelm: ..Aus der neunten Nank ur
Zweit!"
Mutter: Und wie viel Bänke sind
denn in Deiner Klasse?"
Wilhelm: Zwölf!"
Mutter: So. dann sitzt Du ja nicht
ganz unten."
Wilhelm: ..Nein, oar.i unten fit
keine, die letzten drei Bänke find leer.
uno aus oer neunten sitzen wir ihrer
zwei."
Zm Gebirge.
Fremder: Sie haben in Ihrem
Dorfe nun auch einen Verein
welchen Zweck verfolgt derselbe?"
Gebirgler: Daß'S beim Raufen
ordentlich zugeht!"