Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 19, 1898, Image 11

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Alorzan,
der
prcusjische Ir
landcr.
JiOll i I. l'l. .
George der Vierte tfkgie 17S7, alZ
ei noch Prinz von WaleS war, mit gro
feer Vorliede folgende (schichte von
den Erlebnissen eine JrlünderS zu er
zahlen :
Morgan, der hübsche und luftige
Cohn eine? unbemittelten LandmanneZ
in dem (ftnintu, Carlos erzählte der
Prinz, war eS Uberdrüsflg. hinter dem
Pfluge herzugehen und nahm von den
Eein'.gen Abschied, um sein Glück in
der Ferne zu suchen. Wie er England
durchwanderte und spater auch seinen
Weg durch Frankreich nahm, verdankte
er seiner Riesenlänge von sechZ Fuß und
sieben Zoll mit der damit im Verhältniß
entwickelten ManneSkraft. Ein bestirn
tes Steiseziel hatte er nicht, wollte die
Welt kennen lernen und das Weitere
dem Zufall überlasten. Eein Geschick
brachte ihn über die preußische Grenze,
zur Zeit, wo in Preußen der König
Friedrich Wilhelm der Erste regierte,
ein Despot, der unter den gekrönten
Häuptern des Kontinents als eine
Mischung von Narrheit und Wahnsinn
gefürchtet wurde. Er hatte nur eine
Leidenschaft, Geld zusammen zu schar
ren, und einen Ehrgeiz, zwei Mal tcig
lich ein Regiment von tausend Grena
dieren, von denen nicht einer unter
sechs Fuß sechs Zoll lang war, einzu
exerzieren.
Morgan wurde sofort von den preu
fzischen Werbeoffizieren in Beschlag ge.
nommen und gezwungen, als Frei
williger dem Siiesen'Regiment ein
verleibt zu werden.
Dieser Schicksalswechsel war natür
lich total gegen deS JrlünderS Berech
nung. Die AuZstcht. bis zu seinem
Lebensende die Muskete zu schultern,
statt die Welt zu durchstreifen, verleitete
ihn oft zu dem Entschlüsse, Flinte und
Soldatenehre hinter sich zu lassen und
da? Weite zu suchen ; aber ein solcher
Versuch war nicht auszuführen. Die
Landesgrenze war zu entfernt und zu
scharf bewacht, und Morgan marschirte
schweren HerzenS in seinem Regiments.
Eines AbendS wurde ein türkischer
Rekrut eingeliefert, der volle sieben Fuß
hoch war.
.Wie viel hat unser König für das
Anwerben dieses Heiden zu bezahlen
gehabt?" fragte Morqan den Corpo
ral. Vier Hundert Thaler." war die
Antwort. ..WaS 1" rief Moraan
So viel Geld für einen Türken?"
Für weniger kann man keinen Re
kruten bekommen," entgegnete der
Korporal.
Schade ! Jammerschade, daß meine
fünf Brüder in Irland dag nicht wif.
fen I" rief Morgan. Ich bin unter
ihnen der Kleinste, und Jeder von
ihnen würde für dreihundert Reichs
thaler sofort nach PortSdam kommen."
Diese Nachricht verbreitete sich sofort
von Unten nach Oben bis zum Ober
ften, der den Monarchen davon im
TabakS'Collegium in Kenntniß setzte.
WaS !" rief der König, fünf Kerle
größer als der Jrlünder ! Die muß ich
haben l Der Kerl soll sofort nach ihnen
schreiben. Habe ich sie erst hier, so
wird der PreiS für sie sich schon sin
den," lachte er, indem er mit den Augen
blinzelte. Er muß sofort schreiben l"
Der Oberst ließ Morgan kommen,
welcher that, alZ könne er sich nicht er
innern, je etwas gesagt zu haben. Ich
habe weder Eltern, noch Bruder, rief
er, das Regiment ist mein Vater und
meme Mutter und in unserem Regt
tnentt hoffe ich zu leben und zu fter
den. AIS man ihn auf den Befehl de?
Königs aufmerksam machte, der nicht
ungestraft hrntergangen werden dürfe,
gestand er zögernd, daß er fünf Brö
der habe, welche größer seien, als er,
aber daß keine Macht der Erde sie zwin
gen könne, sich von ihrem Vaterland
und von ihrem Pfluge zu entfernen.
Der Oberst sah die Unmöglichkeit
em und schwieg. Aber Friedrich Wll
Helm war ärgerlich, alZ die fünf Bist
der nicht kamen; er wollte Werbeof
fiziere absenden, um sie zu bringen, und
IS man ihm vorstellte, daß dieselben
weder in England, wie in Irland,
ohne zu Krüppeln gehauen zu werden,
nicht erscheinen dürften, wurde er
wüthend. Schickt den Bruder, daß er
sie hole ! rief er. Ich muß die fünf
Kerle haben 1 Die Order wurde ge
geben. Morgan war nun untröft
lich. bat den Oberst, einen anderen
Soldaten abzuschicken. DeS König
Befehl mußte streng, buchftüblig befolgt
werden, hieß eS. Morgan war un
tröstlich. Mit trauriger Miene" bereitete
er sich zur Abreise. Aber ein neuer
Zweifel ergriff ihn. Wie konnte er
seine Brüder zum Kommen bewegen,
ohne daß er ihnen daS Werbegeld
zeige? Der Oberst, der die Ungeduld
deS Königs fürchtete, entschloß sich zu
einem Wagniß. Ich werde Dir
die Hälfte dcS Werbegeldes aus mei
ner Kafse vorstrecken; die ander Hülste
erhalten sie in Potsdam. Damit war
Morgan zufrieden. Als er nun, das
Geld einsteckend aus den Thoren Pot S
d a m ' S schritt, entstand ein anderes
Bedenken, daS ihn zur Umkehr zwang.
Herr Oberst sagte er die Jrlünder
find unter allen Nationen diejenigen,
welche jeden auS der Fremde heimkeh
renden LandSmann für einen Lügner
und Prahler halten. Wenn ich ihnen
von der guten Behandlung und der
schnellen Beförderung in unserem Regi
ment erzähle, so lachen sie mir ins' Ge
sicht. Zeige ich ihnen de- Geld, so
glauben sie. deß ich eS entweder Jeman
dem gestohlen oder adeschn?indelt habe.
Mein Leben wäre unter den Kerlen
nicht sicher, komme ich all Gemeiner
zurück. Dieser Einwand tncr vernünf
tig genug, und wurde dem Könige hin
tcrdracht, txr wie ein Grenadier über
diese Verzögerung zu fluchen begann
und befahl, dem Jrländer die Treffen
zu geben und mit den nöthigen Pässen
über den Rhein zu spediren.
Morgan erreichte feine Heimath
im Eountq Earlow, erfreute seine
LandSleute auf Meilen in der Runde
mit der Erzählung, wie er den Preußen
könig und daS ReseN'Regiment über
listete. Für daS Werbegeld kaufte er
Land und wurde wohlhabend auf Un
kosten der preußischen Staatskasse.
Wie jeder Held, erhielt auch er einen
Beinamen. Bis zu seines LebenS Ende
nannte man ihn Morgan Prussla.
(SonntagS'korresp., Baltimore.)
Der Torpedojagcr.
i2luä The C ii ! ! 0 0 ".)
Von der summenden Schiffswerft bis
jenseits zum niederen Hügelsaum breitet
sich in der Morgensonne der blinkende
Hafen US. Glatt wie GlaS. Vor
den Hügeln liegen die schwarzweißen
Rümpfe der alten hölzernen Kriegs
schiffe, die ehrwürdigen Zeugen mancher
großen Schlacht, deren Lärm lange
verhallt ist auf der See. Tort liegen
sie im stillen Hasen, die Veteranen,
deren KriegSlaufbabn vollendet, und
nun find sie die Pflanzschulen für die
Mannschast der neuen Marine.
Hart an der Werft liegt ein eben
vollendetes Kriegsschiff vor Anker: ein
lange?, niedrige? Jahrzeug, das Rauch
auöstößt auS seinen drei dicken Schloten,
und dessen ganzer kühner Bau gleichsam
von heftiger, unwiderstehlicher Energie
strotzt. ES ist schwarz vom Steven bis
zum Steuer, nur ein scharlachrother
Strich zeigt sich über der Wasserlinie,
die Schlote, der einzige Mast, die Ka
puzen tragenden Ventilatoren groß und
klein, die Boote, die an den JUtten
hängen AlleS ist schwarz. Auf dem
zitternden Deck sind Säcke von glänzen,
der. mit der Hand zerhackter Kohle aus
geschichtet und Blechbehälter voll Oel,
Einige dreißig Mann, Heizer, Tla
schiniften und Matrosen, rauchen und
schwatzen, und erwarten den Befehl:
Auf die Posten!", während daS Zischen
deS den Sicherheitsventilen entströmen
den Dampfes den mannichfachen Lärm
der Schiffswerft übertönt. Denn der
neue Torpedojöger schickt sich an zu
seiner ersten Probefahrt.
Zwei Männer rudern um daS Schiff
herum in einem Kahne; sie fegen seine
Wasserlinie rein vom letzten Theilchen
Hafenschaum. Ein Befehl, und die
Männer auf Deck verschwinden nach
unten, der Lieutenant steigt auf seinen
kleinen Commandothurm vorn im Bug
und stellt sich neben den Kapitän, und
unten im Maschinenraume schellt die
Klingel. Der Torpedojäger bewegt sich
rückwärts, dreht sich langsam und glel
tet über den ruhigen Hafen vorbei
an den geschäftigen Werften, den großen
offenen Schuppen, dem Gewirr der
Masten. Taue und Schlote und den
rothen Backfteinhäusern der Werftbehöv
den, und weiter in leichtem, glattem
Zuge an den dichten Massen alter rother
Häuser vorbe, zum Hafenwachtschiffe.
den runden Forts hinaus in das
grüne Waffer.
Wieder schellt die Klingel im Ma
schinenraum, wo die Nadel des tele
graphischen ZeigerS auf Voll Dampf
voraus!" zeigt, und eine heftige zitternde
Bewegung packt und schüttelt daS Schiff
wie ein Fieber. Eine lange, schäum
besäumte Welle kräuselt sich schräg weg
von den Backen, hinten aber steigt eine
Schaumfontäne höher als daS Achterdeck,
die niederfüllt als fächerförmige
Schaummasse, und schnell geht sie über
m eine weine Wegspur aus Schaum
perlen. Die drei Schlote laffen Massen
von braunem Rauch entquellen, der sich
seitwärts als große, sich ballende Wolke
dahinzieht, die ihren Schatten wirft auf
die gewellte See. Die Männer, welche
auf Deck hin und gergehen, müssen
gegen den Druck der Luft ankämpfen,
die das Schiff durchschneidet, während
fern an der versinkenden Küste dünne
Rauchsäulen sich in die stille Luft er
heben hier und dort. Aber noch hat die
Prüfung der Geschwindigkeit nicht be
gönnen, denn die Maschinen müssen
eine halbe Stunde arbeiten oder länger,
bis sie ihre höchste Schnelligkeit er
reichen.
Jetzt wird der auZquellende Rauch
von einer rothen Flamme durchzogen,
das Hintertheil senkt sich nieder, bis die
bekappten schwarzen Ventilatoren, von
denen das ganze Verdeck besetzt ist und
auf deren jedem ein beller Reffer li-at.
bergauf zu laufen scheinen dem Bug zu.
Der stehende Seeschaum fliegt wie ein
Regen von Kieselsteinen, und die Maß
foittf zittert wie eine Veitscde von her
furchtbaren Erschütterung. Drunten
im Maschinenraum, dort herrscht ein
knatternder höllischer Lärm: die 3eiaer.
nadeln zittern alle auf den mesfigum
rahmten Zlfserviattern; die Maschinisten,
voll Fett von Kopf bis zu Fuß, gießen
Oel und Waffer auf die Wellenlaa.
bis die Maschinen wie wild laufen und
hämmern in undurchdringlichem Dunst.
uno unten im Heizraum. tn den die
Lust durch wirbelnde ffäcker oetrieben
wird, schwitzen die Heizer in einem
rurm von oyienpaud. Mit einer j
ihnen zur Natur gewordenen wilden
Eneraie schaufeln d:e schmutzigen Män
nr mit Staubbrillen, ohne aufzuhören
Koblen in die weißglühenden Offen
zu stoßen und schieden die langen Eisen,
gäbe umher in den unerträglichen
F?uern.
Die erste weiße Boje, die die cbge
messene Meile markirt, ist erreicht; die
beiden entsprechenden Pfähle an der
Küste blinken hintereinander auf. und
in einem Augenblick hat das Schiff sie
hinter sich. Die zweite Boie ist pasfirt.
da? zweite Paar Pfähle taucht auf für
einen Moment und Dreißig Punkt
vicrachtbi:r!" sagt der Ingenieur der
Schiffbaufirma, mit der Arretii'Uhr in
der Hand, voll Genugthuung. Er will
sagen, daß der Torpedojäger mit einem
Bruchiheil unter eirninbdreißig und
einem Halden Knoten oder ungefähr
fünfunddreißig engl. Meilen in der
Stunde führt.
Und danach schneidet daS kleine mäch
tige Monstrum der Zerstörung drei
Stunden lang durch das Waffer mit
höchster Geschwindigkeit, bis daS zit
ternde. tosende Geschwirr eS in Stücke
sprengen möchte. Die Schlote find
Säulen von Seesalz, und beständig
klingt aus dem Herzen des knatternden
Treibwerts ein Ton wie ein Vorzeichen
drohenden Unglücks.
Endlich schlägt die Stunde. Die
Versuchsfahrt ist geschehen, die Schlote
hören aus, auch zu speien, und daS
gemarterte und marternde Fahrzeug,
befreit vom dämonischen Zwang.
schwimmt plötzlich m gesegnetem Fnc
den. So gleitet der Torpedojäger heim
wärtS, leicht wie eine Schwalbe, und
legt an am Quay. während die frostige
FrühjahrSdämmerung herniedergeht
und die Werftarbeiter in Trupps nach
Hause ziehen.
Ausgerüstet mit dem heimtückischen
Torpedo, bemannet mit sechs Schnell
feuerkanonen und schneller als jedes
schiff aus dem Meer, bat der Torpedo
jüger seinen Platz in der Vorhut der
Armeen der See.
Brautwerbung in Honduras.
Auf ganz eigenthümliche Art lassen
die Schönen in der Republik Honduras
in Central'Amerua um ihre Hand an
halten. Begegnet ein junger Mann
einem Mädchen, das ihm gefällt, dann
vertraut er nch zuerst seiner Mutter an.
die wiederum ernsthaft die Sache mit
ihrem Gatten bespricht. Sind beide
Eltern mit der Wahl ihres Sohnes ein
verstanden, so werden zunächst alle
Freunde und guten Bekannten zu Rathe
gezogen, und sobald die ganze Gesell
schuft jedes Für und Wider" gründlich
genug erwogen zu haben glaubt, begiebt
man sich in Prozession mit Musikbeglei
tung nach dem elterlichen Hause der
Begehrten und offerirt der Mutter deS
Mädchens einen großen Korb voll G
schenke, die gewöhnlich in geschlachtetem
Geflügel, eigengebackenem Brot, selbst,
gezogenem Obst, getrockneten Kornäh,
ren und auf Schnüre gereihten Pfeffer,
körnern bestehen. Der gute Ton er
heischt nun. daß die Mutter mit der
Antwort zögert, bis sie Zeit gehabt hat.
ebenfalls mit ihrem Gemahl und der
ganzen Verwandtschaft und Bekannt
schaft eine Berathung abzuhalten. Bei
dieser Berathung hat natürlich auch die
Hauptperson, da? Mädchen selbst, ein
Wörtchen mitzureden. Obgleich in den
meisten Fällen kaum 14 Jahre alt, darf
die Schöne doch zuerst ihre eigene An
sicht über die Sache äußern, und zeigt
sie sich nicht abgeneigt, so wird alles
Nähere eingehend besprochen. Der seiet
liche Zug der Freiwerber tritt aber stets
den Heimweg an, ohne im geringsten
zu ahnen, ob der Antrag angenommen
oder abgelehnt werden wird. Ist nun
daS letztere der Fall, so sendet man den
Korb mit den Geschenken unberührt an
die Mutter deS Freiers zurück. Geschieht
dieS nicht im Verlauf der nächsten zwei
Tage, dann ist Hoffnung vorhanden,
daß die Antwort günstig ausfüllt, ob
wohl der endgültige Bescheid nie vor
Ende der zweiten Woche an die Eltern
deS harrenden JünglSngS gelangt, da
große Eile den Verdacht erregen würde,
daß man nur zu gern bereit sei, die
Tochter fortzugeben. Die Zusage er
folgt nun ebenfalls in Form eines Kor
beS mit Geschenken, der an die Mutter
deS werbenden ManneS geschickt wird.
Dann erst darf der schmachtende Lied
haber sich seiner AuSerwählten persön
lich nähern.
Königin Hortenfe in der Schweiz.
Die letzte Nummer der Bibliotdeaue
Universelle" bringt folgende Mittheilung
über den Aufenthalt der Königin Hör
tenfe in der Schweiz: Die ehemalige
Königin von Holland verbrachte den
Sommer deS JahreS 1816 zum Ge
brauch der Melkenkur zu GaiS in den
Appenzeller Bergen, wo sie in Gesell
schaft ihrer Vorleserin mitten unter den
Hirten ein höchst idyllische? Leben führte.
Wir vertrieben uns." schreibt die Vor
leserin. gewöhnlich die Zeit damit, daß
wir eifrig vierblättrigen Klee suchten ;
denn die Königin lebt in dem Glauben,
daß. wenn wir daS Glück hätten, solchen
zu finden, dieS ein Zeichen unserer Rück
kehr in die Heimath wäre. Auch die
kleinen Schweizerbuben halfen uns fu
chen und brachten uns ganze Sträuße
von vierblättrigem Klee, aber unser
Wunsch ging nicht in Erfüllung."
Der Landamman deS Kantons that fein
Möglichstes, um der Verbannten den
Aufenthalt in seinem Ländchen ange
nehm zu machen, und faßte schließlich
eine tiefe Leidenschaft für sie. EineS
TageS. als er wieder in begeisterten
W'rricn da- Lob der Königin in Ge
genwart deS damaligen p:eußikch?n Ge
sandten ?uft::S Grunner sang, meinke
dieser: Nun, wenn Ihnen die Königin
gar so gut gefällt, so machen Sie ihr
doch einen HeirsthZantrsg!" Und der
naive Beamte, der den Scherz für Ernst
nahm, that bis 5 wirklich mit dem Bei
fügen, die Ehcscheidung mache in der
Schweiz keine Schwierigkeiten. Königin
Hcrtense wie? da! Ansinnen deZ Ver
liebten in so reizender Form zurück, daß
er auch ferner ihr Freund blieb.
Teutsche Zticrftchttrinnen.
Zwei der populärsten und reichsten
Stierfechter Spanien? gehören dem
weiblichen Geschlechte an und sind
Deutsche. Lola und Angelica Pretcl,
wie sie sich nennen, find au? Branden
bürg an der Havel gebürtig und waren
ursprünglich kircuSreitcrinnen. bis sie
zufällig auf einer Tournee durch Epa
nien ihr Talent als ZorcroS entdeckten.
Die Geschwister Pretel", die von An
fang an vom Glück begünstigt waren,
haben seit Langem einen wohldegründe
ten Ruf als Stierfechterinnen. Heute
find sie die Leiterinnen einer großen
Guadrilla, d. h. einer Truppe von
weiblichen BanderilloS und PicadoreZ.
Die Truppe reift während der Früh
jahrZ und Sommermonate innerhalb
Spanien von Stadt zu Stadt und giebt
ihre Vorführungen zum Besten, nach
dem sie lange vorher schon diesbezügliche
Contrakte abgeschlossen hat. Der Be
ruf der Stierfechter ist übrigens ein
traglicher, als man denken soll. In
einer Saison, also ungefähr vom Mai
bis Oktober, soll z. B. jede der beiden
Schwestern ungefähr 500. Mark
verdienen. Allerdings muß sie hiervon
ihre eigenen glänzenden Eoftüme bestrer
ten, die nicht selten von Gold und Edel
steinen funkeln. Sie muß aber auch
alle Bedürfnisse ihrer Guadrilla"
decken. Die beiden Brandenburgerin
nen nennen eine prachtvolle Villa ihr
eigen, die mit den anschließenden, in der
Nähe von Madrid gelegenen Trainir
Höfen wohl in ganz Spanien nicht ihres
Gleichen haben dürste.
handgreifliche Lektion Über Mein und
Dein ertheilt war. wurden sie gefesselt
nach der Stadt gebracht.
Tas Mitleid des Hundes.
Einen interessanten Beitrag zur
Psychologie der Thiere (so erzählt die
Teutsche Wochenzeitung in den Nieder
landen) liefert ein Hund unbestimmter
Rasse in der Keppelftraat zu S Gravew
hage. DaS kleine Thierchen schleppte
eines Mittag? einen Theil seines auS
Knochen und Brot bestehenden Futters
zur geschlossenen HauSthüre, an der eS
kratzte. Als man ihm bedeutete, daß
ein gut erzogener Haushund keine fol
chen Experimente machen dürfe, sing er
an zu brummen und stellte sich über den
verschleppten Futtervorrath. ES war
deutlich, daß er auf die Straße wollte,
und man willfahrte denn auch feiner
gekratzten Bitte. Fein säuberlich nahm
er einen Knochen um den anderen auf
und trug ihn an eine HauSccke. Darauf
entfernte er sich für kurze Zeit und kam
mit einem alten, blinden Hunde zurück,
der gierig über die Speisereste herfiel,
während Zwart", so hieß der Hund,
schweifwedelnd zu seinem Herrn hinauf
schaute, der von nun an die Rationen
verdoppelte. Ueber drei Wochen dauerte
diese Fütterung, dann sah man den
blinden Hund nicht mehr.
Zwei kostbare Tchlüffel.
Eine italienische Zeitschrift bringt die
Mittheilung, daß unlängst von einem
Rothschild 34.000 Mark für einen ein
zigen Schlüssel ausgegeben wurden.
Dieser Schlüssel ist allerdings ein
Kleinod in feiner Art, und man be
hauptet, daß er das Werk deS berühm
ten italienischen Künstlers Venvenuto
Sellinl fei, der im sechzehnten Jahr
hundert lebte. AuS einem Block Stahl
gearbeitet, stellt der Schlüssel zwei weid
liche Figuren vor, die vielfach der
schnörkelt und verziert find; der Bart
weift außerdem noch daS Wappen einer
der ältesten AdelSsamilien Italiens auf.
Ein ähnlicher, ebenfalls höchst werth
voller Schlüssel, der einft im Besitz der
Medicis gewesen, befindet sich jetzt im
South Kensington Museum in Eng
land. Ten Griff dieses Schlüssels bil
det ein kunstvoll ausgeführter viereckiger
Tempel, der eine aufrechtstehende Figur
einschließt, die ein wappengeschmücktes
Schild emporhält. Ter übrige Theil
des Schlüssels soll eine alterthümliche
Säule vorstellen mit einem korinthischen
Capital als Bart.
Tie wachsamen Gänse.
Seit dem grauen Alterthum find die
Gänse berühmt wegen ihrer Wachsam
keit, haben sie doch einst, als eine Hee
reZrotte feindlicher Gallier die römische
Burg, daS Capital, nächtlicher Weile
überfallen wollte, durch ihr warnendes
Geschrei Rom gerettet, in die Weltge
schichte also mit Nachdruck eingegriffen.
Daß die Gänse noch heute diese nützliche
Eigenschaft haben, beweift folgender
Vorfall: In einem GutZhof bei Brüs
sel drangen zur Nacht Einbrecher ein.
Schon hatten die Diebe Leitern ange
legt und waren im Begriffe, in die
Fenflcr einzusteigen, alZ die Gänseheerde
im Stalle durch daS Geräusch aufmerk
sam wurde, die Anwesenheit von Jrcm
den bemerkte und eine Höllenlärm be
gann. DaS erregte Geschnatter machte
die Bewohner munter, und einige Re
volverschüsse erweckten die GutSleute,
denen eS alsbald gelang, die verblüfften
Diebe bis auf einen zu fassen. Nach
dem den Raubgesellen zunächst eine
Vclj", der Hund auS Pommern.
Gladstone'S langjähriger treuer Ge
fährte, ist gestorben. Neun Jahre hat
der Schwarze den Greis aus Schritt
und Tritt in Hawarden begleitet. Die
Sache erinnert an den Hund de? Odys
seuZ. BiZ zum letzten Herbst, ehe
Gladftone nach Cannes reifte, war Petz
so wohl und glücklich, wie der Hund
eine? guten Herrn nur fein kann.
Dann wurde Schloß Hawarden einsam.
Petz war an Geselligkeit gewöhnt. De-
halb zog er auZ und ließ sich im Haufe
deZ Schwiegersohnes feine? Herrn. dcZ
Pastors Trew. nieder. In dem Hause
wohnte die kleine Torothy. Petz war
ihr Liebling, und sie war seiner. Ader
seltsam zu sagen, die Lustigkeit war
aus dem treuen Thier verschwunden,
nachdem sein Herr Linderung seiner
Leiden im Süden gesucht hatte. Häufig
lief Petz von der Pfarre in Buckley nach
Hawarden zurück. Er fahndete nach
dem geliebten Herrn und fand ihn
nicht. Letzthin verweigerte daS Thier
die Nahrung. öS ließ sich nicht mehr
trösten, sondern kauerte einsam im
Winkel. AIS Gladftone nach Hawar
den zurückkehrte, brachte man Petz in
seine alte Heimstätte. Aber nur wenige
Tage hat er die Rückkehr seines Herrn
überlebt. Tann ftarb er.
Am njc tvrn ITIonat.
K,llner : Wünschen Herr Doktor
nach der Karte zu speisen?'
StudiowS: Danke ich steife nach
dem Abreißkalender! Bringen
Sie mir eine Lederwurft mit Kraut !"
Tie Berliner grauen
müssen vor 250 Jahren viel schlimmer
gewesen sein als heute. Wenigstens
lassen darauf die bitteren Klagen
schließen, welche der kurfürstlich dran
denburgische Rath HanS Georg von
dem Borne in seinem Buch über den
gegenwärtigen betrübten und kümmer
llchen Zustand der Kurmark Branden
bürg anstellt", welches im zweiten
RegierungSiahre deS Großen Kurfür
ften erschien. In dieser merkwürdigen
Schrist heißt eS wörtlich: Unsere Wel
der und Töchter können ihren Vorwitz
in der Bonität nicht genug büßen, sogar
daß sie mit der natürlichen Gestalt und
Farbe, so ihnen Gott der Schöpfer ge,
geben hat, nicht zufrieden find, sondern
damit sie weißer und schöner erscheinen
möchten, waschen sie sich mit Mischungen
von wohlriechenden Wassern, streuen
Poudre de Cypre in das Haar und
tragen hohe Sturmhauben auf dem
Kopfe, als ob sie alles, was ihnen de
gegnet, niederreißen wollen."
Wiener Pratcr-Jdnlle.
(Frei nach Heine's Vorn Stamm der 2I3ra".)
Täglich fuhr die GreißlerStochter
In dem Prater auf und nieder.
Meistens fuhr sie ganz erträglich.
Fiel vom Rad nur hin und wieder.
Täglich an derselben Stelle
Sah sie einen Jüngling lehnen,
Stumm nur grüßend, aus den Augen
Sprach bereits em heißes Sehnen.
EineS Tage? fiel das Mädchen,
Von dem Rad ihm in die Arme,
Und er fing sie auf behende,
Preßt sie an die Brust, die warme.
Und er sprach (fein Deutsch klang reine,
Wie ste'S sonst nur laS in Büchern):
Bin Agent und möchte gerne
Gegen Unfall Sie versichern."
Slls Czar Nikolaus der erste
einmal daS PreobrashenZki Garde
regiment auf dem MarZfeld bei PeterS
bürg infpizirte, schritt er auf den rechten
Flügelmann zu und fragte ihn: Wie
heißt Du, Grenadier?"
Romanow, Majestät!"
WaS, wir find wohl beide ver
wandt?"
Zu Befehl, Majestät!"
Sage eS mir gleich, auf welche
Weife?"
Majestät sind der Vater des Vater
landeS und ich dessen Sohn."
,Du bist also mein Enkel und von
heute an Unteroffizier."
Der kleine Nationalökonom.
Lehrer: Wenn die Ausgaben
die Einnahmen überschreiten,
wie nennt man das?"
Peperl: Eine Sauwirthschaft,
Herr Lehrer !"
Unerwarteter Bescheid.
Buchhalter: Heute, Herr Principal,
find eS zwanzig Jahre, daß ich in Ihren
Diensten stehe !"
Principal: Da seh'n Sie, wie lange
ich Geduld mit Ihnen gehabt habe !"
Boshaft.
Junger Tondichter : Nach der Auf
führung der neuen Oper wurde der
Komponist stürmisch gerufen I"
Herr : Und wer AlleS ist denn
da gekommen?"
kzavsherrn kogik.
Weißt Du schon. Kathi, daß unser
Hofrath in der ersten Etage Excellenz
geworden ist? Den müssen wir ftei
gern !"
Schon wieder?"
Nun, er kann doch nicht für das
gleiche Geld in einem Haufe fein,
wo Excellenzen wohnen, wie in
einem, in dem nur H o f r ä t h e logi
ren l"
Ucbcnaschung.
, . . Meine Freundinnen. Arthur, be
Häupten immer. Tu nähmest mich nur
deZ Gelde wegen!"
Jft das auch Deine Ansicht, liebe
Wilhelmine?"
Ach wo... ich habe ja gar kein' !"
Manchen Bildern sieht man eS sofort
an, von welchem Pinsel sie gemalt wur
den.
Rosenzeit.
ES war ein Sommertag warm und
mild,
Tie Blumen blühten ring? im Gefild.
ES schritten Zwei durch daS sonnige
Thal.
Die küßten einander wohl hundert Mal.
Leb' wohl. Tu Liebster. Gott sei mit
Dir; ..
Oh sage, wann kehrst Du zurück zu
mir?'
.Und muß ich voll Weh' verlassen
mein Glück,
Herzlicbfte mein, ich kehre zurück.
Wenn wieder blühen die Rosen !" "
ES kam der Winter rauh und kalt
Da trieb ihn heim der Liebe Gewalt.
ES schritten Zwei durch daS eisige Thal,
Tie küßten einander wohl hundert Mal.
Ich wär' gestorben in SehnfuchtLleid,
BiS die Rosen dlüh'n, daS ist noch so
weit !"
Du kehrst ja zurück zur rechten Frist,
Geliebter, sieh', seit Du bei mir bist.
Da blühen wieder die Rosen !"
ver Lifcrsiichtige.
Köchin, wo ist denn der Schlüs
sel vom Speise schrank?"
Ach. Madam', den., den hat mein
Bräutigam diesen Abend mitgenommen
... der Mensch ift so furchtbar
eifersüchtig !"
verfelzltcr Beruf.
Aber. Herr Apotheker, warum ha
den Sie denn Ihren neuen Lehrling
schon wieder forgeschickt?"
Hab' ihn nicht brauchen können!
Der Kerl hat so große Hände gehabt,
daß er mir beim Pillendrehen
immer die reinsten Knödel gemacht
hat!"
Begründeter verdacht.
Gattin: WaS unsere Lina für viele
Unarten zeigt, seit sie Braut ift."
Gatte: Du, ich glaube, die ift von
ihrem Bräutigam dazu ermuntert wor
den, damit er mehr Mitgift dafür ver
langen kann."
Die Hauptsache.
WaS, Elfe, Tu willst Medizin stu
diren?"
Ja, Tantchen, Sprechstunden gc
währen doch wohl viel Unterhaltung."
Gedankensplitter.
Das einfachste Gericht ift besser als
das. theuerste Kochrezept.
Im Glücke den Kopf oben behalten
ift oft schwerer als im Unglücke.
Manchen ift das Spiel nur dann eine
Erholung, wenn sie von Anderen viel
holen" können.
Das neue Bild.
Dilettantin : Sehen Sie nur, schon
wieder hab' ich ein Bild fertig gestellt."
Herr: WaS! Schon wieder eins?
Das geht bei Ihnen ja wie geschmiert l"
Brautalück.
Wie harrte ich danaend am 5ocb,eitSta
Dem lieblichen Bräutchen entgegen,
Das höchste Glück der Erde lag
Auf allen meinen Wegen.
Und hell ein jauchzender Jubellaut
Entrana ftch der BruS wie ein Beten
Als endlich die myrtengeschmückte Braut
rrolyend zu mir getreten. ..
Ich konnt' mich nicht halten, ich mußte
bin
ES wollte mein Glück mich ersticken,
Aus die schwellenden Lippen roth wie
Rubin
Einen glühenden Kuß zu drücken.
Jäh schoß ihr die Röthe in'S holde Ge
sicht,
Das Blut will sich ihr wohl erhitzen?
-le ruft: Mein Himmel, zerdrücke
mir nilfit
Meine schönften Schleifen und Spitzen !
Der Oolzhacker iensvan
hat den ganzen Tag im Regen gearbei
tet und freut sich, als er heimkommt,
auf die warme Stube und die warme
Suppe. Aber er hat die Rechnung
ohne den Wirth gemacht. Die Frau
ruft hinter dem Ofen bervor: . rnn,
'S iS kei' Wasser da. Geh' Du an den
Brunnen und hol S. Dir macht der
Regen doch nix mehr. Tu bischt doch
jetzt emol naß."
Ter FrllNZ NlMMt den Kim?r. rtent
läßt ihn voll laufen, kommt zurück,
schilttet ihn der Zrau über den ffnhf
und sagt: So. Gretel, jetzt bischt Du
,o nag wie icy; zetzt kann cht Du Dir
Dei' Wasser selber hole'!"
Zm Zweifel.
Kaö (der JUNI rilpn TOnT in Mwom
i- (j ) W V t in JVlIllUt
Leben vom Hausknecht aus einem
M!.tk.,.. . 7 .
v,l,uu yinausgemorsen wuroc):
Wie ift das eigentlich gibt man da
dem Mann ein Trinkgeld?!"