Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 05, 1898, Image 10

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    ilTein Sdnitjcncjel.
Auch
um .Kiiik: '.i'Ai
ti a 11 n f o .
! da.
.Eh! Eh! Eignor tf&imko!"
Ich stand eben im Begriff, daS eiserne
Gitterthor deZ hoch ummauerten Fabrik
boseS iu verlassen. ol3 dieser Stuf er
tönte. Ich wendete mich um.
.Nun. Utobbalena?"
TikZLölfjSbrige hockte da im Lchat
ten der Zhorpfeiler.
Srft wenige Tage befand ich mich olZ
Shemiker auf der Zuckerfabrik im liljia
nathal und überhaupt in Italien, nud
ich derftündigte mich, da eS mit meinem
Italienisch noch schlechter als müßig be
stellt war, nur mühsam mit dem kleinen
BauernmSdchen, daS immer zu uns auf
den Hof kam und mich besonders in ihr
Herz geschloffen zu haben schien.
.Wo wollen Sie so allein hin, Signor
Eliimteo? fuhr fte fort, und die prüch.
tigen dunklen Augen schauten ängstlich
zu mir empor.
.Wer wird so neugierig sein. Kleine!
Spazierengehen auf die Landstraße,
in'S Dorf "
.Aber die großen Torfhunde, Sig.
no!"
Lächelnd hielt ich ihr meinen Stock
unter das Naschen.
.Der hilft Ihnen nichts, Signore!
Sie müssen so thun, als ob sie Steine
aufnehmen und werfen wollten: oaS ist
das einzige. Aber "
.Aber?'
DaS Kind zog wichtig und besorgt die
feinen Augendrauen in die Höhe.
.Gehen Sie wenigstens nicht allein, und
auch nicht auf die Straße nach Arezzo.
Wissen Sie, was gestern Abend pasftrt
ist? Sie haben wieder einen erstochen,
die Birbanti." Die kleine braune Hand
fuhr energisch durch die Luft. Er
mordet so, genau an dem Kreuz, wo
Ripamonti Achille erschoffen wurde. Die
Earabinieri haben die Mörder nicht ge
faßt!"
Ich stutzte, obgleich ich die Schauer
mahr nicht glaubte; wir hätten fte sonst
sicher schon erfahren. Ich würde auch
wohl ruhig meinen Spaziergang ange
treten haben, wenn nicht oben an einem
der Fenster unserer Wohnrüume in der
Fabrik Signor Edoardo erschienen wäre,
um mich zurückzurufen.
Im Weggehen wollte ich die Wange
de für mich so besorgten Mädchens
streicheln; Maddalena aber, die vor jeder
Berührung scheu wie ein Wildvogel
war, fuhr mit dem Kopfe zurück, rief
mir jedoch herzlich nach: O, ich bin so
froh, daß Sie den Hof nicht verlassen,
Signore so froh!"
Signor Edoardo, ein magerer deut
scher Junggeselle, Inspektor der Zucker
fabrik und Vertrauensmann des Be
fiderS, wollte mir nur mittheilen, daß
die Apparate, die ich mir in Florenz be
stellt hatte, eben eingetroffen feien. So
mußte ich in meinen heißen ArbeitS
räum, euphemistisch .Chemisches La
boratorium" genannt, um die Retorten
Abdampfschalen, Reagenzgläser und so
weiter auszupacken und aufzustellen,
Mit dem Studium der Umgegend war
es also an diesem Tage nichts, llebrr
genS erzählte mir Signor Eooardo, daß
die Mordgefchlchte tn der Phantast der
regten Dorfbewohner dadurch entgan
den fei, daß Earabinieri des Distrikts
in der That auf Banditen gefahndet
dätten.
Gegen Abend hatte eS sich empfindlich
abgekühlt. ES machte mir Spc,ß, mit
den Aufsehern der Fabrik, Orefte und
Achille. vor dem offenen Kamin deS
Wage und Wächterhäuschens zu sitzen.
das dem ThorhauS gegenüber lag
Luftig prasselten die Flammen der
großen trockenen Wurzelkloben, die so
hellflackernden Schein über den kleinen.
sonst dunklen Raum warfen, und das
Gespräch drehte sich auch fast auSschließ
lich um Räubergeschichten, dmen ich
mit der gruselnden Wißbegier deS Neu.
lingS folgte.
Die verschmitzten Italiener erhitzten
dabei die empfängliche Phantasie ihreS
.Signor Chimico" mit offenbarer und
doch wirksamer Gefliffenheit; nament
lich erzählten sie mir viel von einem an
der Chiana wohnenden und mir noch
unbekannten Alten, der früher einer der
gefürchtetsten Briganten der Gegend und
lange Jahre Galeerensträfling gewesen
sein sollte.
An diesem Abend legte ich meinen
höchsten Stolz, meinen deutschen Revol
der, die erste Waffe, die ich je besaß,
vorsichtig auf mein Nachttischchen.
Nachmittags darauf beschloß ich, trotz
MaddalenaS Besorgniß. mir endlich die
Gegend anzu ehen. Signor Edoardo,
der immer in gelben schlarrenden Schu
hen die Fadrikräume zu durchwandern
pflegte, sah, wie ich mit dem Revolver
hantirte. .Keinesfalls nehmen Sie das
Ding da mit sagte er. Aber doch
rathe ich Ihnen, vor Dunkelheit wieder
auf dem Hofe zu sein!"
Schon wegen der Eitelkeit meiner
sänfundjwanzig Jahre würde ich nicht
auf daS Vergnügen, meinen schönen
Revolver zum ersten Mal spazieren zu
führen, verzichtet haben; doch aus
Furcht, daß der Inspektor mich für
einen Hasenfuß halten könne, wenn ich
mich nur bewaffnet fortgetraut haben
würde, widersprach ich nicht. Glück
licherweise hockte mein kleiner Unglücks
rabe nicht wieder am Thore. Unbe
helligt schritt ich auf die tagsüber noch
immer sehr heiße Landstraße hinaus.
Wie nüchtern die Fabrik innerhalb
ihrer weißgetünchien Mauern dalag!
Das war nun das zauberhafte Land,
von dem ich mit so heißem Sehnen ge i
träumt hatte! Ein scheußlicher Land
weg, links und rech:? rüden mit
trüben Wasier gefüllt: in einförmiger
Slüche endlose Zuckerrüdenfelder. oller
dingS das Natürliche in der Nachdar
schait einer Zuckerfabrik, aber doch da?
Unpoetilchefte. waZ man sehen kann.
Nur die von Reben umrankten Bäume,
eine Art Rüstern, die ringsum die Fel
der umsäumten, besserten den Eindruck
einigermaßen.
Hie und da zeigte sich frisch dearbei
teter Acker und ein Bauer hinter dem
Pfluge: rüstig schritt ich weiter. Da
winkte er mir. der prächtig gezackte, über
die Ebene ansteigende Apennin, der in
diesen Zagen von dem Fenster meines
Fabrikzimmers aus der Gegenstand
meines beißen Verlangens gewesen war;
zumal AdendZ. wenn der nackte FelS in
gebrochenem Lichte wie in Purpur und
Rosengluth getaucht leuchtete.
Nach einer Halden Stunde gelangte
ich an die lehmfarbene schmale Ehiana.
die dem Thale seinen Namen gegeben
hat. Wie nun ans jenseitige User deS
FlüßchenS kommen ?
Da wurde mir auf die Schulter ge
klopft. "l.uon' grionio, Signor Ehi
misol"
Ich wandte mich um. Ah, der Land-
ant aus dem Dorfe, den ich fchon ken
nen gelernt hatte! Der kleine, freund
liche Herr stand breitbeinig da in seinem
etwa? schädigen Anzüge, einen gewalti
gen Feigenftock. noch einmal so lang als
er selber, in der Hand und auf der
Schulter eine nicht viel kürzere Flinte.
Guten Tag. Herr Doktor!"
Na, ein bischen den Rubikon über
schreiten? Sehen Sie sich aber vor, Sie
wiffen. die Briganten "
Ich weiß, ich weiß! Ich habe mich
vorgesehen!" entgegnete ich, indem ich
auf meinen Revolver wies.
Nun, eS ist wenigstens gut, daß Sie
sich sofort einen Permeffo verschafft ha
den. Sehen Sie, dort im Busch der
steckt, liegt das Fährhaus mit der Führe.
Klatschen Sie in die Hände, dann holt
man Sie über. Ich empfehle Ihnen
aber, vor Dunkelheit wieder über den
Fluß zurück zu sein."
Damit schritt der kleine Herr wieder
fürbaß. In der Ferne sah ich noch,
wie er seine Flinte von der Schulter riß
und piff, paff! irgend einen harm
losen gefiederten Sänger vom Baume
schoß.
Ich hatte seine Worte nur ohnehin
verstanden. Wozu sollte ich einen Per
messo, einen Erlaubnißschein, haben?
Ich dachte in dem Augenblick nicht wei
ter darüber nach; mein ganzes Sinnen
war nur von dem Gedanken erfüllt,
vorwärts zu kommen. Die Warnung,
die wie die Signor EdoardoS lautete.
wollte ich schon beherzigen.
Ich klatschte in die yände. Gleich
darauf tauchte auS dem Busch drüben
ein nicht besonders vertauenerweckender
alter Bauer auf, der mit einem einzigen
Ruck am Seile den Nachen zu der Eiw
steigestelle diesseits herübergleiten laß
Ein finsterer Bursche war eS ; vielleicht
der ehemalige Galeerensträfling, von
dem die Aufseher mir erzählt hatten?
Auf eine Unterhaltung ließ er sich
gar nicht ein, steckte mürrisch den gebo
tenen Soldo ,n die Hosentasche und
wies mir auf meine Frage stumm die
Richtung an, in der ich weiterschreiten
solle. Dabei entging mir Nicht ein blitz
artiger Seitenblick auf meinen Revol
verkolben.
Hoffentlich wird er dir Respekt ein.
flößen, alter Racker, wenn du Luft der-
spüren solltest, wieder in ehemalige Ge
wohnheiten zurückzufallen!" dachte ich
Singend und pfeifend schritt ich flott
vorwärts. Dann und wann führte du
Straße durch Dörfer mit ärmlichen
Häusern. Gelegentlich zeigt fich eine
herrschaftliche Villa unter fast architek
tonisch modellirten Plnienkronen, mit
vergoldeten Gittern, hinter denen Blu
menrabatten leuchteten und majestätische
Eypressen sich dunkel in das satte Blau
hineinspitzten. Aber überall Zerdrücke,
lung. Roft, Spuren deS Verfalls. Ja.
der pflichlloS in den Städten hausenden,
nur hohen Zins von den Verwaltern
heischenden Aristokratie war auch die
Jahrhunderte währende Abholzung deZ
ApennlnS zu danken, so daß jetzt Hitz
und Kälte schroff wechseln, und die eisige
Tramontana ftetS die Früchte dcS rei
chen BodenS bedroht.
ES ist ganz eigen, so mutterseclen
allein in fremdem und auf seine Sicher
heitSverhältnisse beargwöhntem Lande
zu wandern. Jedes Detail der Land.
icyasl inttrenne mich, zeser der mir
spärlich begegnenden Menschen schien
etmaS Besonderes. Anziehendes und
Verdächtiges zu haben.
Ich merkte wohl, daß eS längst Zeit
geworden fei, umzukehren, wollte ich
vor Dunkelwerden den Fabrikhof wieder
erreichen, allein eS zog mich unwider
neoncy vorwärts. kam er immer
näher und näher, der geheimnißvolle
Apennin, dessen malerisch gezackter
Rücken tm gebrochenen Lichte der unter
gehenden Sonne wie in Purpur und
osenduft getaucht erschien. Auf einem
dünnbeftandenen Eichenhügel lagerte ich
mich inS Gras und genoß das schöne
Bild vor mir. Um mich her grunzten
fchwarze, haarige Schweine, die raschelnd
das braune Abfalllaub nach Eicheln
durchwühlten, und durch die Bdendftille
klang das Aveläuten zu mir herüber.
Ich dachte der Lieben daheim und ver
gegenwürtigte mir ihre bewundernde
Theilnahme, wenn fte mich so heldenhaft
bewaffnet in der ungewöhnlichen, roman
tischen Umgebung hätten sehen können.
Und weil mich wirklich die lange vergeb
lich ersehnte Stimmung übermannte,!
im Lande zu weilen,
dlüh'n". dachie ich
.wo die Zitronen
auch liebevoll an
seine Bewohner, zumal an die kleine
schwarzäugige Maddalena, die mir so
seltsam zugethan war.
Ob nun so ein Kmd wohl irgendwie
nach Deutschland dringen, dort erziehen
lassen konnte, und Unsinn!
Aber wührend dieser Träumereien
war die Zeit gewaltig verstrichen, und
als ich nun plötzlich den lahmen, jer
lumpten Schweinehirten von ferne durch
die Eichenftümme hinken sah, und daS
Adcndlüftlein kühl daherftrich. fühlte
ich unwillkürlich nach meiner Arufttasche
und sprang auf beide Biine.
Jetzt hieß eS eilen. Ich wendete mich
schnell zum Gehen, aber eS wurde dunk
ler. und noch hatte ich den Fluß nicht
erreicht. Mir wurde wcrm, ja, ehrlich
gestanden, ein wenig ängstlich, zumal ich
kaum noch den Weg zu erkennen ver
mochte und nur im dunkeln Dränge
deS rechten WegeS mir bewußt" instinktiv
der Richtung zustrebte, in der ich die
Fähre vermuthete.
Die sämmtlichen Räubergeschichte,
mit denen man mir meine Phantasie
vollgestopft hatte, durchzogen mein auf
geregtes Hirn. Ob ich der guten, klei
nen Maddalena nicht doch lieber Gehör
hätte schenken sollen ?
Endlich! Da. der schwarze Klumpen
in der Finsterniß vor mir war zweifellos
daS JährhauSl Ich suhlte mich form
lich heran und schlug dann an die Schei
den deS Fensterchens, indem ich gleich
zeitig den Fährmann wachrief.
Ein Hund begann drinnen zu rasen,
und eS dauerte eine geraume Weile, bis
der Alte, den ich nur an dem Brummen,
mit dem er meine Entschuldigung erwi
derte, erkannte, heraustrat. Ich merkte,
daß der Köter mit herausfuhr; aber
nur halb. Er mußte festgebunden fein.
Der Alte ergriff mich bei der Hand,
und unsicher tappte ich so durch die
Büsche den schlüpfrigen Uferhang hinab
und wäre auf ein Haar in daS leise
gurgelnde Waffer gefallen, wenn mich
die führende, kräftige Hand nicht noch
rechtzeitig durch einen Ruck in den schwan
kenden Nachen befördert hätte.
Ich war so gerührt über diese hochher
zige Hilfe des von mir innerlich so arg
verunglimpften GreiseS. daß ich ihm am
jenseitigen Ufer eine Papierlir ein die
Finger drückte.
Darauf hörte ich trotz deS ununter
brochenen KläffenS drüben, wie der Alte
wieder in sein HauS ging, während ich
uferaufwärtS tappte, weit Zuversicht,
licher im Gemüthe, da mir die Richtung
nun klar und daS schützende Dach näher
war.
Da mir stand daS Herz still, und
meine Kehle schnürte sich zu! waS
war das? Urplötzlich sah ich mich von
etwa einem halben Dutzend Gestalten
umringt; deutlich erkannte ich, wie
lange Gewehrlaufe sich von dem Him
mel abhoben. Gewaltsam unterdrückte
ich meinen Schrecken; letzt hieß eS, Gei
fteSgegenwart bewahren! Offenbar war
ich heimlich beobachtet worden und be
fand mich auf Gnade oder Ungnade in
den Händen von Briganten. Vielleicht
war eS der fürstlich belohnte Greis ge.
wefen, der tückisch an mir zum Ver
rätbcr geworden war. O Maddalena
Nichtsdestoweniger war es nicht Furcht
allein, waS mich befiel, mm, auch em
gewisser romantischer Reiz regte fich in
mir, und dessen Wirkung verdankte ich
eS wohl, nach einigem Schlucken ein
leidlich unbekümmertes buona sera'
wünschen zu können, worauf ich ruhig
weiierichrili, als ov miq die ganze
Bande nichts anginge.
Mein Gruß wurde murmelnd erwi
dert; man vertrat mir auch nicht den
Weg. aber lautlos schlössen sich die un
heimlichen Gestalten mir an, mir immer
dicht an den Fersen bleibend. Ich wurde
einfach eZkormt! Doch wohin? Noch
immer war ich der Führende, was frev
lich, da eS zunächst nur einen einzigen
Weg durch die Rübenfelder gab, nicht
viel sagen wollte.
Hundert Gedanken zuckten durch mein
Hirn. Meme Hand hielt den Revol
verkolben; sollte ich schießen? DaS
wäre unsinnig gewesen. Vielleicht hätte
man m der Fabrik die Schnßerei ge-
hört; waS aber würde mir dies genützt
haben, wenn ich inzwischen von einem
halben Dutzend Flinten niedcrgiknallt
morden wäre? Oder sollte ich den
Burschen mein für meine Verhältnisse
ausnahmsweise recht hübsch gefülltes
Portemonnaie mit höflichen Worten
überreichen?! Das Leben war immer-
hin kostbarer als achtzig Franken
mein ganzer Reichthum; und was sollte
ihnen wohl am ersteren gelegen sein
wenn sie nur den letzteren hätten? Doch
nein, mit dieser Opferfreudigkeit wollte
ich lieber noch zurückhalten.
Nun begann einer der Burschen erne
Unterhaltung mit mir. Ob signore
sich nicht fürchte, meinte er harmlos.
Keme Spur! Ich fei leider kein
reicher Jnglese, sondern nur ein armer
deutscher Fabrikchemiker, der knn Ge
genftand deS Neides für begehrliche Mit
menschen sein könne.
Ob mir die Italiener gefielen?
Ausgezeichnet natürlich ! Sono
galantuomini Ehrenmärine' !"
,,Si Hignore! Per Banco
galantuomini tutti, tutti!"
Na, na," dachte ich. alle doch nicht,"
und hielt eS für rathsam, ug achtet
dieser mit edlem Feuer gegebenrn Per
sicherung, noch längere Schritte zu
machen. DaS half mir aer blut
wenig, denn die Kerle trabten nun in
demselben Tempo. Ich lief, bi mir
der Schweiß von der Stirn m.h; sie
thaten eS ebenfalls und schwitzten ,vhr
scheinlich auch. Endlich bemerkte ich zu
meiner größten Erleichterung den Licht
schimmer emeS HautiS, und dieser An
blick stärkte meine LebenSgeister derart,
daß ich tollkühn stillstand, mir den rin
mir bezahlen zu lassen und im lledrigen
verlesen die Achseln zu zucken, wührend
die Räuber mir meinen AuZdinck Bri.
danti" ersichtlich sehr iid.lnahmen. So
von allen Seite verlassen, wurde ich
nenden Schweiß abwischte und. den! von den (karadinieri odne diel Feder
Sie
deZ
erst.
tigenlbümlichen Kehllaut der ToZkaner
nachahmend, sagte: jci. una rasa
da ist ein HauS!"
..Si Signoro, una rasa
Und plötzlich wird eS Licht um mich
DeS war ja das kleine Wirthshaus.
das am Wege nach unserem Dorfe lag
und in dem ein achtungZwerther Wirth
die Schänkgerechtsame defi?kn sollte.
Dorthin mußte ich die Kerle locken.
dann befand ich mich auf besserem
Boden!
He. meine guten Burschen." meinte
ich wohlwollend, ich denke, wir find
alle em wenig durstig vom Laufen ge
worden; wie wäre ti, wenn wir eins
tränken?"
Die Räuber steckten die Köpfe zufam
men. und ich machte heimlich meinen
Revolver fertig. Wurden fte letzt un
gemüthlich, so wollte ich den Wirth
alarmiren und mein Leben auf'S
Aeußerfte vertheidigen. Blieben sie ge
müthlich. und sie berechtigten in diesem
Punkte zu den schönsten Hoffnungen, so
sollte mich List auS der schlimmen Lage
ziehen.
Sie blieben auch gemütdlich! Viel
leicht, weil der Durst die stärkste aller
menschlichen Leidenschaften ist.
folgten mir in'S WirthShauS.
Im freundlichen Lampenlicht
niederen SchänlzimmerS sah ich
wie gefährlich meine Begleiter auZschau
ten; besonders ihr Hauptmann, offen
bar der, der mit mir gesprochen hatte.
war em inaioo Mlnaioinl. wie er im
Buche steht.
Ich machte dem ob deS späten Besuche?
offenbar erstaunten, aber muthig drein
blickenden Wirth ein Zeichen, baß ich
drinoend mit ihm zu reden bade
Subito, Signore sofort, Herr!
nu ierie er und ver cymano wie ein
Mann, der die Situation erfaßt hat.
Dann tauchte er wieder mit Wein
flaschen beladen auf; mit so gewaltig
großen ftrohumflochtenen Weinflaschen,
oan im nicyr meyr voran jueireiie, er
wolle die Räuber, um mich zu retten.
total betrunken machen
Meine Herren Gäste wurden nun über
die Maßen fidel. Sie ließen mich ein
mal über daS andere leben, was doch
sicherlich das befriedigendste ist. was
man irgend von Räubern verlangen
kann, und im Handumdrehen waren
die Flaschen leer. Ich blinzelte dem
Wirthe zu, um ihm meine Genugthuung
für seine thatlrSstige Hilfe auSzu
drücken; mißverftändlicherweife veran
laßte ihn dies, eine neue Flafchenbat
rerie yeraunuyoien. Jetzt wurde mir
die Sache aber doch etwas zu bunt
Für den Preis hätte ich mich schließlich
auch direkt ausplündern lassen können !
Wer weiß, bis zu welchem Gipfel
Punkt sich dies Gelage noch gesteigert
dätte. wenn nicht mit einemmal das
Klirren von Waffen hereingedrungen
wäre.
Hurrah, ich war gerettet ! Jedenfalls
durch den weit mnauSschallenden Lärm
der wemsrohen Banditen angelockt, be.
traten zwei Carabimen dröhnend daS
Zimmer. Die wackeren Männer, ich
hätte sie an mein Herz schließen mögen !
Wenn man aber glaubt, daß die
Kerle um mich her nun in alle Winde
zerstoben oder gar, daß ein blutiger
Kamps entstanden fei, so irrt man fich
Nichts dergleichen geschah! Die Eara
binleri sprachen nur le.se mit dem
Wirth, und die Briganten zechten ver
gnügt weiter, als ob die Boten der hei
ligen Hermandad Gott weiß wie fern
wären l Ja, steckten denn diese verruch
ten Menschen alle unter einer Decke?
Da war das Räuberunwesen im Lande
der Zitronen allerdings erklärlich
Erregt trat ich auf die schnurrbürtl-
gen Herren zu und sprach ihnen meine
dringende Bitte um Geleit nach der
Fabrik auS.
Mit stechenden Augen musterten sie
mich von oben bis unten ; worauf der
eine, an meine Brusttasche tippend.
dreist fragte : WaS ist daS?"
Nur em Revolver."
Darf ich ihn sehen, Signore?"
Warum denn nicht I"
Die Earabinieri betrachteten die
schöne Arbeit mit Interesse ; dann ev
klärte der Neugierige brüst : DaS 8a
liber ist weit über daS gesetzliche Maß;
ich bedauere, die Waffe konfisziren zu
müssen."
O ich, war daS em Reinfall !
Ader erlauben Sie." stotterte ich,
das habe ich ja gar nicht gewußt I"
Das bedauere ich Ihrethalben, und
ttzt, bitte, Ihren Permeffo den Waf.
fenpaß."
Permeffo Wanenpaß? Nur für
einen kleinen Revolver?"
Sie haben also keinen?"
Nein."
Dann muß ich Sie verhaften."
Na, das war denn doch zum Toll.
weiden !
Die zechenden Räuber ließ die edle
Polizei ungeschoren und mich Unschuld?
wurm behandelte sie wie einen Strauch-
died! Mir lief die Galle über. Ich
ließ mich zu Aeußerungen hinreißen, die
allerdings von Ehrerbietung vor der
italienischen Polizei nicht gerade über
flössen. Der Wirth müsse eS bezeugen,
daß ich ein ganz harmloser Mensch fei ;
habe mich a vor jenen Schuften,
jenen Birbanti dort am Tische, retten
wollen.
Aber der Wirth beschränkte sich dar
auf, sich seine Rechnung schleunigst von
lesen? auf einen Marterkanen von
Bauernrvagen gesetzt, und fort ging'S
in die Nacht hinein.
?,ach zwei stunden holperten wir
üder da; Pflaster der guten Stadt
Arezzo. und zehn Minuten später lag
ich verzweifelt a, f harter Pritsche in
ftockzunkler Zelle, die nicht nach den
Rosen von SchiraS duftete, und hatte
genügend Zeit, üder die mir jetzt
klar gewordenen Warnungen Eignor
EdoardoS und dcS kleinen Doktors nach
zudenken.
Der Morgen brach an und wieder
harrte ich stundenlang. Gab eS denn
im Heimathlande deS Corpus juris
mcht Recht und Ge,etz mehr? Man
mußte mich doch mindestens vor einen
Richter bringen. Aus lauter Verzweif
lung beschäftigte ich mich mit dem Sud
pennapf, der mir großmüthig herein
geichooen worden war. 'te graue
Flüssigkeit schmeckte besser, als fie aus
iah:
Indem ich so beschäftigt war. mich
moralisch und physisch aufzurichten.
hörte ich draußen auf dem Gange
nahende Schritte. DaS Schloß rayelte,
meine Thür önnete fich und in deren
Rabmen, umspielt vom himmlischen
Lichte, stand in Begleitung einiger
Beamten Signor Edoardo und der
Landarzt.
Ich flog ihnen in die treuen Arme
und beschwor fie, mich zu befreien
Sie find frei, . werther Ehimico !"
laqcl signor Edoardo und gab mir
dann kurze Aufklärung. Kaum hatten
die Herren von verschiedenen Seiten
mein Unglück erfahren, so waren sie in
aller Frühe nach Arezzo gefahren, wo
der Polizeicommissar fich alsbald bereit
erklärte, mich gegen Bürgschaftsleistung
meiner beiden Befreier laufen zu lassen
fünfzig Franken wird Ihnen das
Waffentragen ohne Permeffo allerdings
noch kosten, darum kommen Sie nicht
herum, meinte Signor Edoardo zum
Schlüsse seiner sonst so erfreulichen Mit.
theuungen.
O weh. das war hart. Trotz der
Sonne der Freiheit machte ich eine etwas
bekümmerte Miene über diese theuerste
Nacht meines Lebens.
Brauchen Sie etwa Vorschuß auf
Ihr Gehalt?" fragte Signor Edoardo.
IS er mich so leiden sah.
Ich blickte ihm gerührt in die ehrli
chen Augen.
Nein, nein. Herr Inspektor! Zum
srn it w u c ,
mm oaoen oie infamen äuver mir
meine Börse gelassen, wenn schon ihr
Durst nicht von schlechten Eltern war.
Welche Räuber?" erkundigte fich der
In peltor erstaunt.
Nun die. die eben schuld daran find.
daß ich in diesem Höllenloche gesessen
habe! ES ist aber doch auch em uner
hörter Skandal, wie die Behörden selbst
mit den Schuften unter einer Decke
stecken."
Signor Edoardo und der kleine Dok
tor sahen mich erstaunt an, und dann
sahen sie sich gegenseitig an und be
gannen so rücksichtslos zu lachen, daß es
schon nicht mehr schön war.
Ja, waS ist denn da zu lachen?
rief ich ärgerlich. ES waren echte.
ricyiige anouen; tit hätten sie nur
sehen sollen!"
Bester Ehimico," sagte Signor Edo
aroo, meinen doch die Leute, die
Sie an der Chiana abgeholt haben?"
Abgeholt? Nun ja. wenn Sie eS
so....
DaS waren aber doch keine Räuber!"
Na, waS denn sonst?"
Friedliche Landleute, mein lieber
Freund."
Nicht möglich! Sie hatten doch alle
Veweyrel
Jeder Bauer hier besitzt seine Flinte.
um Vögel damit zu schießen
Zum Kuckuck, wer hat mir die Kerle
denn auf den Hals geschickt?"
Ich mcht! Mir wür g nicht einae.
fallen, die ganze Sippe Ihres kleinen
Schutzengels für Sie mobil zu machen!"
Himmel, es war doch nicht etwa"
Allerdings!"
O Maddalena!
PonieZ und schliefen Nacht? an selbst
angezündeten Feuern, fest eingewickelt
in aridou-Häute. Monate lang be
gegneten sie keinem menschlichem Wesen
und erst in der Nöhe deS HandelSpostenS
der Hudson Bah Gesellschast stießen fie
auf einige indianische Jäger und
irapper.
EmeS Nachts hatten fich Beide auf
einer von Hohen umgebenen Fläche ge
lagert und waren, nachdem fte die
PonieS versorgt und sich selbst gestärkt
hatten, in tiefen Schlummer gesunken.
NachtS 2 Uhr wurde Jordan plötzlich
von einem umheimlichen Geheul erweckt
und gleich darauf sah er in der mond
hellen Nacht einen Haufen Wölfe im
schnellsten Laufe auf sein Lager zustür
men. Er weckte den Indianer, beide
fachten daS beinahe ausgegangene Feuer
an und erwarteten, fest entschlossen, ihr
Leben theuer zu verkaufen, den geführ
lichcn Feind. Die PonieS schienen die
Gefahr zu wittern, fte steckten die Köpfe
zusammen und setzten ftch so in ihre ge
drüuchliche VcrtheidigungSpofttion.
Heulend kamen die Bestien näher und
Jordan erkannte bald, daß sie wohl 30
an der Zahl fein möchten. Die Situa
tion war eine äußerst gefahrvolle. Von
dem Geheul der Wölfe widerhallten die
Berge. Als die ersten Bestien bis auf
40 Schritt herangekommen waren, legte
der Indianer mit größter Ruhe fein
Gewehr an und gleich darauf stürzte
einer der größten Wölfe todt zusammen.
Nun bot ftch ein merkwürdiges Schau
spiel dar, welches den bedrohten Jägern
zu Hülfe kam. Der ganze Haufen der
blutgierigen Bestien stürzte ftch auf das
todte Thier, von dem Blute desselben
angelockt. Sie rissen dasselbe in Stücke
und diesen Umstand benutzten Jordan
e
e
von lvölfon umringt.
Eine höchst aufregende Episode, welche
deutlich die vielen Gefahren kennzeichnet,
die den Reisenden in Alaska bedrohen,
hat Arthur Jordan, ein englischer Jä
ger im nordwestlichen Territorium er.
lebt. Jordan war siebzehn Jahre lang
Voldgraver und Jäger in diesem Ge
biete.
Seiner eigenen Erzählung nach vev
ließ er in Begleitung eines Chilkat-Jn-
dianerS, Namens Eeeta. Barkerville,
im Earibou-Distrikt. Britifh Columbia,
um sich auf die Jagd zu begeben. Beide
langten ohne Hindernisse an dem 200
Meilen nördlich gelegenen Peace-Flusse
an und befanden sich kurz darauf bei
Fort Norman am Mackenzie Strom,
Jordan hatte fein besonderes Augew
merk auf Bisons gerichtet, eine Art
Büffel, welche ftch meistens in Wäldern
aufhalten. Diese Thiere leben nur noch
in ganz kleinen Yeerden und werden
nach JordanS Meinung, wie in den
Ver. Staaten, bald gänzlich vertilgt
sein. Die Jäger begaben ftch nach den
im Gebiete ds Mackenzie'StromeZ be
findlichen Höben und Schluchten, die
herrliche landschaftliche Schönheiten
darbieten. Sie ritten auf Eayuse
und Seeta um noch mehrere der Wöl
niederzuschießen. Nun wandten bie1
ftch aber mit erneuerter Wuth auf die
Beiden, deren Lage jetzt eine geradezu
verzweifelte wurde. Mehrmals kamen
ihre fletschenden Zähne in unmittelbarer
Nähe JordanS. Aber stets, wenn ein
Wolf unter dem Jeuer der Flinten zu
fammendrach, fielen die anderen Thiere
über ihn her und dies gab den schwer
Bedrohten immer wieder Gelegenheit
zum Laden und sicherem Zielen.
Doch ihre Lage war zuletzt eine der
artige, daß die Aussicht auf Rettung
immer geringer wurde. Mit furcht
barer Wuth drangen die Bestien auf
Jordan und seinen Begleiter ein und
ein riefiger Wolf, welcher auf ihn zu
sprang, grub seine Zähne in seinen Pelz
ein. Kurz entschlossen durchstach Jor
dan der Bestie mit einem Jägermcsser
den HalS, so daß dieselbe todt zu Boden
sank. Bei dem Stich hatte er sich jedoch
selbst verletzt und daö Blut floß in
Strömen üder feine Hand. ES war
aber keine Zeit an die Wunde zu den
ken, die Wölfe erneuerten unter schreck
lichem Geheul ihre Angriffe. Einer
nach dem andern fiel von der Hand
JordanS und SeetaS, welche jetzt zu den
Revolvern griffen.
Nun entstand aber eme neue Gefahr
für die arg Bedrängten. Ein mächtiger
Wind erhob fich und schürte das Lager
feuer, an dem sie standen, derartig, daß
die Gefahr deS Erstickens erwuchs.
Auch konnten ihre Kleider jeden Augen
blick Feuer fangen. Mit erneuter Wuth
ft:l jetzt der WolfShaufe über sie her
und mit dem Ausgehen der Munition
und der Unmöglichkeit, schnell zu laden,
wurde ihre Lage eine geradezu verzwei
felte und ihr letztes Stündlein schien ge
kommen.
Da trat etwas Unerwartetes ein.
Seeta, der Indianer stieß einen Kriegs
ruf aus, ließ sein Gewehr fallen, und
stürzte fich mit geschwungener Streitaxt
unter die Wölfe. Wie ein Rasender
schlug er um fich und jede Bestie, welche
in seine Nähe kam, brach zusammen.
Er erschien fast wie ein Dämon und
indianische Wildheit schien ganz von
ihm Besitz ergriffen zu haben. Jetzt
traten auch, angesteckt durch daS Bei
spiel deS Indianers, die Ponies in
Aktion. Sie beschränkten fich nicht auf
das Ausschlagen, fie bissen wie rasend
um ftch. Einer derselben, ein Hengst,
faßte einen Wolf mit den Zähnen und
schüttelte ihn, wie die Katze die MauS.
Während des Kampfes, der unaufhör
lich weiter tobte, erscholl auch neben
dem Geheul der Wölfe daS Schreien
dir Ponies, die vor Aufregung und
Furcht zitterten, aber wüthend weiter
bissen und schlugen.
Endlich kam der Moment, wo die
größte Gefahr beseitigt war. Die
Wölfe, nachdem so viele von ihnen todt
hingestreckt waren, schienen den Muth
zu verlieren, ihre Angriffe nahmen an
Heftigkeit ad, und nur heulend umkrei
ften fte die Jäger, den erspähend, wo
sie einen Sprung wagen könnten.
Bis zu Tagesanbruch blieben die Bestien
auf weitere Distanz um das Lagerfeuer
herumschleichend. Dann stahlen fte sich
langsam davon. Jetzt bemerkte Jor
dan, daß 14 Wölfe getödtet waren, sie
waren aber von den anderen Begien
o zerfleischt, daß man nicht wahr
nehmen konnte, ob fie von den Kugeln
der Gewehre und Revolvern oder von
der Streitaxt SeetaS getödtet worden
waren.
Jordan und fein tapferer indiani
scher Begleiter hatten drei lange Stun
den gegen diesen Haufen wilder Bestien
gekämpft und waren ohne tödtliche Ver
letzungen davongekommen.-
Dwlzung.
Bettler (zu seinem Sohn, der nicht
folt): Du, wenn Du mir nicht pari
reu willst, enterbe ich Dich l"