Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 24, 1898, Image 11

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    tttJ'Jh.
wie Du willst.
i'iBi;(;!( von f c 1 i n.
Sir, riil fiäeiul, ufiiiuüiisteS tuuf'.il
um die Lippen, er himmlische Unbe
kümmertheit im frischen Besicht, beide
FrstcZglanz in den Augen, so wandeln
fie eng aneinandergeschmiegt durch die
prächtige Stieße der Reftden,. Für
die im Scheine Uttjähliger elektrischer
Lamven prangenden Schaufenster ha
den sie keinen Blick natürlich nicht,
denn Hoch;?itZreisenden sind solche pro
fane Dinge wie Schausenster durch eine
fie stetig umhüllende Volle weicher Ee
lizkeiten entrückt.
Wollen wir irgendwo ein wknig ra
fien, Liddi?"
Wenn Du eZ willst. Liebfter. gern!"
Sie schlügt ihre süßen blauen Augen
hingebend zu ihm aus. und er drückte
Örtlich ihren Arm an sich.
Tanr eine kleine Pause.
.Vielleicht ist Tir'S recht. Liebling."
versuchte er freundlichst zu forschen,
.wenn wir ein wenig in ein Cafe ein
kehien?"
Wie Du willst!" kommt fie ihm lie
benswürdig entgegen.
Nein. Du bist die Hauptperson.
Liddi. UedrigenZ giebt'S ja auch ßho
koladel Vielleicht.... "
O ja. wenn Tu Shokolade lieber
trinkst, Schatz ich trinke auch CHoIo
lade. Wie Tu willst!"
RathloZ führt sich der AmtZrichter
über den stattlichen Bart.
)6r' mal. Mäuschen." beginnt er
" zärtlich überredend, am Ende magst
Du überhaupt keine Cafe's und ziehst
ein Restaurant vor ?"
Nervöses Zucken fliegt über Liddi'S
Geftchtchen. Sie ttciß so wenig von i
reS Gatten LedenSgemohnheiten!
Männchen," stottert fte und streichelt
verstohlen feine Hand Du Tu
hattest doch ein Eafe vorgeschlagen
Wie sollte ich nun dem entgegen in ein
Restaurant gehen wollen ?"
Schatz, einziger, aber um mich han
delt fich'S garnicht! Wir brauchen ja
überhaupt nirgends einzukehren, wir
können ja auch nach Hause! Sag doch
nur Deine Meinung."
Gewiß, Liebster,- wir können
auch "
Hier stockt Frau Liddi plötzlich, hemmt
ihre Schritte und schaut ihren Mann
fragend an.
Dicht vor ihnen an der Straßen
biegung winkt ein glänzende? Cafe.
Also hier hinein möchtest Du?" ruft
da der Amtsrichter plötzlich mit Ent
deckerfreude und öffnet voreilig den Ein
gang zum Cafe.
Bitte, mein Herz. "
Und beide betreten verstohlen seufzend
das Lokal.
Nur mit Mühe finden sie ein beschei
deneS Plätzchen zwischen zwei mit Win
terhüllen überladenen Kleiderständern.
Der liebe Otto weidet feine Blicke ab
wechselnd an den beiden Garderodehal
lern, die seine einzige Aussicht bilden.
Der Kaffee, den fie sich schließlich be
- stellen, ist recht mäßig. Frau Liddi
aber behauptet, noch nie besseren ge
trunken zu haben; ihr Männchen stimmt
ihr zu.
Hütte fie indessen ahnen können,
welche lockenden Münchenerbier und
Fleisch' Hallucinationen ihrem vermeint
lich so kaffeebedürftigen Gatten aufftie
gen. fie würde ihm verftändnißinnig die
Hand gedrückt haben.
So aber fie in der Annahme.
in Amtsrichter Grunert den vornehmst
gewöhnten Mann der Gegenwart gehei
rathet zu haben, und er im Glauben,
fortan die LedenSgemohnheiten eines
ätherischen Engels zu theilen ver
schweigen fie sich beide den wahren Zu
stand ihre Her.eiS. vielmehr ihres
ManenS.
Endlich mit der Versicherung, sich
herrlich amüftrt zu haben, verlassen fie
das dunftgeschwüngerte oiai, um Arm
in Arm ihr Heim aufzusuchen.
Der Weg dahin ist nicht weit und
führt durch keineswegs interessante Ge
genden.
Nlöklicb iedocb in nächster Nähe ihrer
Behausung wird der glücklichen Ehcleute
Aufmerksamkeit gemeinsam von eimas
in Anspruch genommen. . . .zu gleicher
Zeit unterbrechen fie ihr süßeS Zärtlich
keitSgeflüster. und die Augen, die sogar
für die prächtigsten Schaufenster der
Hauptstraßen leinen Blick hatten, rich
ten sich leuchtend auf eine trübselig er
hellte Glasscheibe, hinter der die In
v schrift prangt: Stehbierhalle. Heute
v Sauerkraut mit Eisbein und Bock-
r wurst !"
Sekundenlang zeigt sich in AmtZrich
Grunert'S Miene ein Schmunzeln, das
viel zu irdisch ist, um dem himmlischen
Wesen an seiner Seite zu gelten, und
sekundenlang formt sich Frau Liddi'S
Mündchen zu einer undeutbaren Run
dung. Doch alleS nur sekundenlang, dann
erneute? LieöeSzegirre, erneutes alle
vergessendes Aug' in Auge tauchen
AIS sie daheim ihr trauliches Nest er
reicht haben, bittet die kleine Frau t
rcn Gatten, sie nunmehr ein Weilchen
entschuldigen zu wollen, da sie sich zum
Souper umkleiden müsse. Er wider
spricht nicht, sondern zieht sich in seit
samer Eilfertigkeit in fein Zimmer zu.
rück.
Ihr ist'S so sonderbar zu Muthe
ihr Magen schmerzt. Aber Hunger!. . .
Entrüstet weist fie diese prosaische Er
klärung ihres Zustandes zurück.
Nem! TaS das wäre ja Profani
rung des heiligsten zweitägigen Flitter
wochenglückeS I
Zwei Standen noch bis zum ouJ
per!" flattert'S ihr da abermals durch
die Bedanken, und im Anschlug daran
erscheint vor ihrem leiste ein Schuld
V,- N r . ; t . CvtMnn( mi
mit mi wu.ii nuui
Bockwurst!"
Wen fie
Toch nein. kS ist unmöglich!
1htx heimlich könnte fie Ach.
sie hat wiiklich ganz gewöhnlichen Hun
gcr! Ein ff'ingeldruck befördert daS dienst
thuende Madchen herbei.
Minna." beginnt die Gnädige nun
mehr verlegen, drüben befindet sich ein
kleine? Restaurant, nicht wahr? Holen
Sie mir von dort so schnell wie möglich
eine Portion Sauerkraut mit Bockwurst.
Hier." ein Geldstück gleitet in deS Müd.
chcnS Hand. ..der Rest für Sie. Hebn
genS, meinem Manne brauchen Sie von
dem Gange nichts zu sagen. Er er
liebt kein Sauerkraut!"
Minna verspricht zu fliegen, wird
aber von Herrn AmtZrichter oufgchal
ten, der draußen im dämmerigen Kor
ridor wartend vor seiner Zimmerthür
steht.
Pst. Minna." rust er flüsternd,
suche Sie gerade!" Sie könnten mir
nämlich mal umgehend aus der De
ftillation drüben 'ne Portion Sauer
kraut mit Eisbein holen. Aber "
ein zweites Markstück senkt sich in
Minna'S Rechte erzählen Sie mei
ner Frau nicht? von dem Auftrage,
feie haßt eö nämlich, vor dem Souper
noch zu essen."
In sich hineinkichernd geht Minna,
um ihre Toppelbeftellung auszuführen.
Nach einer Weile wird an Herrn
Amtsrichters Zimmer gepocht.
Herein!" ruft er freudig bewegt und
schaut erwartungsvoll auf eine dam
pfende Schüssel, die das eintretende
Mädchen vor ihn hinstellt. Toch kaum
ein Blick, und finster runzelt sich seine
Stirn.
Aber Minna, daS ist ja Sauerkraut
mit Bockwurst! Ich hatte Ihnen doch
bestellt: mit Eisbein!"
Herrsch," entführt es Minna auf
diesen Vorwurf hin erschreckt, da hab'
ich mittlerweile der Gnädigen Ihr EiZ
dein hingesetzt !"
Was " der AmtZrichter horcht
hoch auf sprechen Sie von meiner
Frau?"
Blutroth werdend stottert das Mäd
chen außer sich:
Ich ich follt's ja doch nicht der
rathen, daß die Gnädige auch "
Meine Frau auch ?" Grunert'S
Schnurrbartspitzen fangen an zu zit
tern. Schon gut, Minna, gehen Sie
nur zwei Schoppen Münchener könn
ten Sie übrigens noch besorgen!"
Gleich darauf klopft der Amtsrichter
bei feiner jungen Gattin an die Thür.
Mit eigenthümlich würgenden Lauten
bittet ihn feine Liddi indessen, noch ein
paar Minuten draußen zu verharren.
Allein er besteht darauf, gleich einzu,
treten.
Nunmehr wird der Riegel zurückge
schoben. Frau Liddi erscheint mit etwas
verstörtem Geftchtchen und schließt in
augenfälliger Haft wieder die Thüre
hinter sich zu.
Was ist denn geschehen, Liebster?"
Ach, komm' nur, schau Dir das
Furchtbare selbst an!" antwortet er
tragischen Tones, legt ihr den Arm um
die Schultern, geleitet fie so bis zu fei
nem Zimmer, öffnet es und
Betroffen bleibt Frau Liddi auf der
Schwelle desselben stehen und starrt nach
dem Tische, auf welchem
Darf ich Dir Deine Bockwurst prü
sentiren. liebstes Herz? Vielleicht bist
Du dafür so freundlich, mir mein EiS
dein herauszugeben! Ich habe nämlich
schauderhaften Hunger!"
Frau Liddi ist sprachlos.
Nachher aber, als fie Seite an Seite
auf dem Sopha sitzen, mit den Bier
seideln anstoßen und sich daS Mahl aus
der Droschkenkutscherkneipe schmecken
lassen, wie ihnen niemals später im
Leben wieder ein Gericht geschmeckt hat.
muß Frau Liddi ihrem unerfahrenen
Gatten daS feierliche Versprechen geben,
nie mehr zu sagen: Wie Du
willst."
in i3ricf der Frau Ritsch..
An die N. Z). StaatSzeitung, Herrn
Redaktör im vierten Stock.
Geehrter Herr Redaktör, Mister.
Dieses ist, um meinem HoZband, den
Mister Ritsch ESq. zu erkjusen, daß er
nicht schreiben kann an Ihnen. Er war
auS Rent kollelten. ES iS Niemand
sein Bißneß waS ihn fehlt. Er iS ftck,
deS i? alleS. waS ich sage. Sie wissen
vielleicht selber wie es is, Herr Redak
teur, Mister.
Wenn er es bei den Rentkollekten
kriegt, da blamir ich ihn nicht derfor
Da kann er eS nicht helfen. Aber sonst
den ganzen Month. was braucht er da
hirumzesitzcn und dann talken fie über
Sachen wo sie nix versteh und spenden
da? Geld derzu und die Frau kann
derheim sitzen mit dem Effen, was
geben die drum, wenn fie von War und
Spam talken. Dabei wissen sie gar
nix die Männer und Sie auch nicht,
Herr Redaktör, Mister, entschuldigen.
daß ich eS sage, aber von dem Krieg, ob
eS in gebt oder nicht, da wissen Sie gar
nix, enihau steht eS nicht drin in Ihnen
Ihrem Papier oder enihau nicht in die
CopieS, wo bei unS in Broollyn herum
kommen.
Sie sagen, e? gebt ihn nicht, den
War. Sie sein aber schmart! Woher
wissen Sie eS dann? Wollen Sie mir
sagen. Sie missen eS besser wie die
Frau Weder an der Mi Sie iZ Ztudiit
als eine Doktorin, aber sie prükt:ßt
nicht, except als ein Midwkif. Die Frau
Meyer kommt jeden Tag zu der Misse?
O'iXcifferta, wo ihr Hosdand .Polie?
mann iZ un die rechte Ha?id von den
stapten i?. wo jeden Tag mit dem
Zschief zesammkn iS. wo fie eS alle?
ausmachen wegen den War. Der
TschiefepslicZ iS der nerte zu den Prcsi
denl und die wissen eS, da machen Sie
eine Weite. Herr Redaktör. Mister.
Tie Misses O'Rasterty bat eS der
Frau Meyer gesagt, fie soll e? oder
nicht weiter sagen und da? thut fie auch
nicht erfept mir. und da iS eS kein
Tünfcher, da kennt mich die Frau Meyer
gut genug derzu, daß ich nicht die Frau
bin. die es weitersagt, denn fie kennt
mich fchon von Schikago. WaZ die
MiffeZ O'Rafferii? der MisscZ Meyer
gesagt hat. das iS, daß alleS schon
gefixt ist für den War und fie
haben dloZ gewartet, damit daS spa
nische Kriegsschiff auS den Hafen geht,
mit den Frieden iS eS blos Making
belief, damit eS die EpäniärdS nicht
merken.
Tie EpäniärdS haben ihre Spione
überall und damit die e? nicht merken,
wird gesagt, eS gebt keinen War. Die
niff3 sYW,ift".rtt nni i3 wr sein
VMllt .VI.
Gebrauch sich zu fürchten, daß die Spä
niürdS in die Häuser schießen. Sie
derfen da? nicht thun und fie können
auch nicht, weil die PolicZ fie nicht so
nah heranläßt an die Zitly. Wie daS
spanische Warschiff hier war, da hat der
Mister Ritsch sich nicht getraut auS den
Bäsment herauSzegehn. damit er gleich
im Keller is, wann sie zum schießen an
fangen. Die Misse? Meyer sagt aber. eS hätt
gar nicht? paffiren können. Der Mister
O'Rafferty und andere Poliesmänner
waren in einem kleinen Schiff mrt zu
die Späniärds und in den Augenblick,
wo der Käpten das Mätfch gestrichen
hätte, um es an die Kännon zu halten,
um den Shot zu feuern, hätt ihn der
Mister O'Rafferty arrested und in die
penitentscherri gebracht for Leif.
Die Misses O'Rafferty hat cZ der
MisseZ Meyer selbst gesagt, Herr Re
daktör, Mister, ich kann eS beschwören.
Es werd alleS in Sitret gefixt. ES
erfährt eS Niemand außer dem Tschief
und den Küpten und den Mister
O'Rafferty, die Soldschers werden in
Sikret gedrillt und eS werd blos so
lange gewartet, bis sie das Schießen
gelernt haben, dann telegrüfft der
Tschief an den Präsident und der Prä
fident telegrüfft an die Omen of Spain,
daß der War diklärt iZ un in dieselbe
Minute, ob der Telegräff abgebt, fan
gen die AmerikänS zum Schießen an
und nehmen dann die Späniärds bei
SerrpreiZ.
Dies is. wie eS kommen wird. Herr
Redaktör.Mifter. EinJournal-Riporter
ist schon bei MisseS Meyer gewesen und
sie hat es ihm gesagt und eS wird ein
großes Eitem darüber kommen mit die
PiktscherS von der Misses Meyer und
die Misse? O'Rafferty und den Mister
O'Rafferty in Päräd-Juniform. Die
Misse? Meyer weiß eS auch, wer es ge
than hat wegen die Exploschen in
Havana nier Kjubä. Sie geht es aber
jetzt noch nicht sagen.
Entschuldigen Sie. daß ich Ihnen
meinen Meind gegeben bade, es is alleS
in Freundschaft und Grüße.
Ihre
Misse? John Ritsch EZq.
Der neue Wald und die Rinder
des Königs.
Skizze von Ix. Hermann Wcbcr.
Wilhelm der Eroberer, König von
England, war ein leidenschaftlicher
Liedhaber der Jagd und von unerbitt.
licher Strenge gegen jeden Wilddieb
oder Ucbertreter der Jagdgesetze. Da
die bestehenden Vorschriften ihm noch
nicht streng genug waren, erließ er ein
neues Gesetz, welche? Über Jeden, der
einen Hasen tödtete. ohne dazu berech
itgt zu sein, die entsetzliche Strafe der
hängte, daß ihm die Augen auZgeftochen
werden sollten.
So unglaublich die? auch scheinen
mag. so hat dennoch die englische Ge
schichte mehrere Beispiele aufzuweisen,
daß diese Strafe wirklich vollzogen
wurde. Al? der König England er
obert hatte, verwandelte er eine Strecke
von dreißig (englischen) Quadratmeilen
in ein Wiidgehege. Die Grundbesitzer,
welche auf diesem Lande ihre Güter
hatten, mußten dieselben hergeben und
konnten noch ihrem Schöpfer danken,
daß sie in anderen Gegenden, aber ohne
freie Wahl derselben. Ersatz erhielten.
Alle Gebäude wurden zerstört und dann
die Strecke, welche den Namen Der
neue Wald" erhielt, mit Wild von jeder
Gattung reich bevölkert. Das Volk
aber betrachtete diesen durch Gewalt ge
schaffenen Wald mit Abscheu, und mehr
al? ein Fluch wurde gegen den Wald
und dessen Begründer ansgestoßen.
In diesem Walde fanden drei Söhne
Wilhelm? des Eroberers einen gewalt
famen Tod: Zwei wurden von Hirschen
getödtct, der dritte von einem Pfeil.
Dieser letztere war Wilhelm Roth
haar. Zu der Krone England? be
rufen, sollte er von Wilhelm IX., dem
jungen Herzog von Aquitanien. auch
noch Guyenne und die Grasschaft Poi
tier? erhalten, als Pfand für dedeu
tende Summen, die er dem Herzog vor
geschossen hatte. Dadurch wäre er ein
Vasall der Krone Frankreichs, schon auf
dem Festland mächtiger geworden, sl?
fein Oderleh'hcrr. und wer weiß, wie
dann das Geschick der Völker sich gewen
&et hätte, ob nicht Frankreich eine Beute
öngland? geworden wäre. Doch anders
war e? beschlossen, denn ein Zufall
machte dem Leben Wilhelm Rothhaar's
plötzlich ein Ende.
Tyrccll. ein französischer Edelmann,
schoß einen Pfeil auf einen Hirsch ab.
aber er, sonst al? einer der geschicktesten
Schützen bekannt, verfehlte sein Ziel,
der Pfeil streifte einen Baum, bekam
dadurch eine ganz andere Richtung und
durchbohrte die Brust Wilhelm'S, der
den Augen deS Schützen, welcher den
tödt.ichen Pfeil abgesendet hatte, nicht
einmal sichtbar war. Die Spitze war
gerade in da? Herz gedrungen und
Wilhelm starb, ohne einen Laut auZzu
stoßen. Die Engländer schrieben diesen ZodeZ
fall, sowie die beiden früheren, der gött
lichen Gerechtigkeit zu, welche strafend
eingeschritten sei, um durch eben dieselbe
Lustbarkeit, wegen welcher der Eroberer
so viele Ungerechtigkeiten begangen hatte,
den Schuldigen auch noch in seinen Kin
dern zu züchtigen.
Der Baum, an welchem der Pfeil,
der den König tödtete, abprallte, war
noch lange Zeit zu sehen, später wurde
zum Gedächtniß deS Ereignisses ein
Stein an diese Stelle gesetzt.
Tie Leiche deS König? wurde auf
den Karren eine? Pächters geladen, der
seinen Pachthof in der Nähe hatte und
PerkinS hieß. Tiefer Pachthof bestand
auch noch später und soll noch immer
im Besitz der PerkinS sein, welche von
jenem abstammen. Der Karren, von
dem Blut deS Königs geröthet, wurde
lange Zeit als eine Merkwürdigkeit in
der Familie aufbewahrt; ob er nun ab
Handen gekommen oder zerfallen ist, dar
über fehlen alle Nachrichten.
In der Nähe dieses PachthofeS stand
früher ein BierhauS eigener Art; eS war
nämlich in dem ausgehöhlten Stamm
einer Eiche angelegt und geräumig ge
nug. um eine bedeutende Anzahl von
Gästen zu fassen. In neuerer Zeit ist
damit aufgeräumt, doch wissen ältere
Leute sich noch daran zu erinnern, fie
nannten diese Gegend den Neuen Wald"
und diesen Namen führt fie auch noch
jetzt.
Ucberraschung.
Episode aus dein Mililärlcbcn.
Ter Herr Major ist, besonder? der
Mannschaft, ein sehr wohlwollender
Vorgesetzter. Er duldet nicht das ge
ringste Unrecht gegen diese, und ctwai
gen Mißhandlungen derselben sucht er
m icder Weise vorzubeugen.
Er besucht daher zu den verschieden
sten Zeiten die Kaserne und betritt uw
vermuthet die Räume seines BotaillonZ-
RayonS.
Auf einem solchen Rundgang war eS,
daß ihm aus einem Zimmer vielftimmi
geS, erbarmungswürdiges Stöhnen ent-
gegendrang. Er schlich näher und,
nachdem er sich die Stubennummer an
gesehen hatte, wußte er sofort, daß
hier gegenwärtig Sergeant Schultrich
den Einjährigen theoretischen Unterricht
ertheilte. Es mußte eine Mißhandlung
staltfinden, denn nach einigen Worten,
die er den Sergeanten sprechen hörte,
begann das ominöse Stöhnen aber
mals. Zu ganzer Höhe sich aufreckend, riß
er plötzlich die Thüre auf. in deren
Rahmen er stehen blieb, wie der Gott
der Vergeltung.
Wa? geht hier vor?" donnerte er,
warum wurde hier so lamentabel ge
stöhnt? reden Sie Einjähriger!"
Der wollte aber nicht heraus mit der
Sprache, er wendete sich daher an einen
Anderen, den tr gern leiden mochte.
Nichtwahr, hier hat eine Mißhandlung
stattgefunden?"
Der Einjährige sah den Vorgesetzten
offenherzig und mit einem kleinen
Lächeln an er durfte sich schon etwas
herausnehmen und sagte:
Zu Befehl, Herr Major, wir sind
allerdings mißhandelt worden, aber nicht
körperlich, fondern geistig der
Herr Sergeant hat nämlich ein paar
selbfterfundene Witze in den
Unterricht eingeflochten!"
Tie Lampe der Königin.
Eine englische Zeitschrift erzählt fol
genden kleinen Vorfall, der sich in
Windsor Eastle ereignet haben soll :
Englands Herrscherin faß eine? Abends
umgeben von mehreren Damen ihres
Hofstaates, in ihren Drawing-Room,
als eine Lampe, die in ihrer Nähe
stand, zu rauchen begann. Tie
Königin erhob sofort ihre Hand und
zum größten Erstaunen ihrer Um
gebung drehte sie selbst die Flamme
etwa? tiefer. Warum bemühen Ew.
Majestät sich selbst damit?" fragte die
erste Hofdame in fast entsetztem Tone.
AuS einem sehr einfachen Grunde,"
entgegncte die Königin ruhig. Hätte
ich auSgerusen : Diese Lampe raucht,"
so würde eine von Euch Damen dem
Kammerdiener die Mittheilung gemacht
haben, daß die Lampe der Königin
raucht; dieser wieder hätte eS dem näch
ften Diener anvertraut und jener Die
ner würd: abermals einen anderen her
beirusen, damit er dem Uebel abhelfe,
und während dbser ganzen Zeit hätte
die Lampe ganz ungestört weiter ge
raucht. Ich zog eS also vor, fie eigen
händig niederzuschrauben." ES ist
ziemlich bekannt, daß Königin Viktoria
nur selten die Hilfe ihrer Umgebung
in Anspruch nimmt, und ebenso weiß
man, daß die ersten Diener im Schlosse
Windsor nie etmaS thun, wa? von den
untergeordneten Dienern für fie gethan
werden kann. Von diesem Geiste sind
auch die vornehmsten Personen deS Hos
staateS angeltcckt und da wollte Eng
land weife Regen::., die Gelegenheit zu
einer kleinen Lektion nicht unbenutzt vor
übergehen lassen. Ob Ihrer Majestät
wohl jemal? da? vollkommen wahre
Geschichtchcn von dem großen Lord
ShaitSbury zu Ohren gekommen sein
mag? Tieser saß an einem rauhen
Wintertage in dem Studirzimmer sei
ne? Paläste? am Gro?venorPlatz und
blickte wehmüthig auf da? ersterbende
Feuer im Kamin und von da in die
gähnende Leere deS Kohlenkaftens.
Traurig murmelte er vor sich hin :
l? wird sicher ausgehen, aber was
hülfe eS, wenn ich nach dem Kammer
diener klingelte? Er würde sagen, e?
wäre Sache deS OberdienerZ ; dieser
wieder beauftragte einen unteren Die
ner und so weiter, bis da? Feuer in
zwischen ganz erloschen ist."
Ii,irncnik.
Frau: Na. Du Lump. Du kommst
ja wieder schön besoffen nach Hause!"
Mann: .Na. ich bin nur froh, daß
Du'? auch schön findest." ,
Bravourstü eines Matrosen.
Dem Wiener Fremdenblatt" wird
auZ Olmütz geschrieben: An einem der
letzten Sonntage fuhr mit dem von Ol
mutz um 3 Uhr früh abgehenden Zuge
der Nordbahn auch der Matrose der
Kriegsmarine Rudolf Reiter nach März
dorf. Zwischen den Stationen Hlusso
Witz und Boniowitz wollte Reiter von
einem DurchgangSwagen in den nächsten
übersteigen, wobei ihm, während er aus
der Plattform stand, durch einen hcsti
gen Windstoß die Mütze entrissen wurde
und über den an dieser Stelle etwa 20
Meter hohen Damm flog. Ohne sich
lange zu besinnen, rief Reiter den Mit
reisenden zu, daß er seine Mütze holen
müsse, sprang im nächsten Momente zum
Entsetzen der Reisenden von dem Wag
gon über den hohen Damm hinunter.
Auf die Meldung deS Schaffners ließ
der Stationsleiter von Boniowitz sofort
die Strecke absuchen, doch war von dem
Matrosen keine Spur zu entdecken. Zum
Erstaunen des Stationsleiters kam je-
doch am letzten Sonntag Vormittag der
Matrose in'S Bureau, meldete, daß er
ein wenig' abgesprungen sei und nun
komme, um sein im Waggon liegen ge
blicbeneS Gepäck zu holen. Al? nun
der Stationsleiter das Nationale deS
Matrosen verlangte und ihm die mög
lichen Folgen seines tollkühnen Gedah
ren? vorhielt, erwiderte dieser wörtlich:
Aber, geehrter Herr Vorstand, ich bin
k. u. k. Matro e, heie Rudol Reiter,
bin auS Pola und springe sehr oft von
einem zwanzig Meter hohen Mafte in'S
Wasser als machen Sie wegen eines
Katzensprunges Nicht so viel Aufheben?,
denn hätte ich meine Mütze gleich gefun
den, wäre ich ja, indem der Zug ganz
gemüthlich gefahren ist, auch wieder auf
gesprungen." Sprach'S, salutirte und
empfahl sich.
Der erste Kuß.
Ein spröde? Mägdlein wollte nie
Den schmucken Liebsten küssen.
Umsonst blieb Bitte, Red' und Rath.
WaS er versuchte, wa? er that.
Hat'S bleiben lassen müssen.
Da kam er einst, die Augen naß.
Und sprach : Nun geht'S an'S Meiden,
Muß jüh auf eine Reife fort.
So gib mir noch ein Abschiedswort,
Und einen Kuß zum Scheiden !"
Ach, daß der Liebste scheiden müßt',
Sie wollt' eS fast nicht glauben.
Vor herbem Schmerze und Verdruß
Gab sie ihm schluchzend einen Kuß
Und ließ sich einen rauben.
Toch Tag? d'rauf war er wieder da
Und sprach : Ich reis' erst morgen
Beim allerfrüh'stcn Sonnenstrahl.
Küß mich zum Abschied noch einmal !"
Sie that S voll Gram und Sorgen.
Doch al? er 's dritte Mal verschob
Die Reife in die Ferne
Da merkte sie ja wohl den Trug,
Sckmiea aber mäuschenstille kluo, :
Jetzt küßte sie schon gerne!
E. Hellmrch.
weiblich.
....Also das Kleid gefällt Ihnen
nicht?!.. Da werden gnädige Frau
wohl keine Bestellung mehr bei mir
machen?"
Nein, aber ich werde Sie meinen
Freundinnen empfehlen!"
S.'nttb.'.re ca,k.
i.fi.f (jÄ.iMi'n prtin tirtiMnf
viiini. .tt.mvii it. 5 ,
tigen Grund angeben, warum Sie den
Mann f geschlagen haben?"
,,. , , I,,-M Iti nnr fcrtlt
izlltUtl! . fjinni. wh
g'rad kein anderer da, den ich hätt'
schlagen können."
t.'ijieinzer.
Kunstgärtner: Da habe ich nun die
Kunftgürtncrei erlernt und kann doch
auf keinen grünen Zweig kommen."
wcrlkru.
A.: Warum schlicken Sie denn die
Kassette so sorgfältig zu?"
B.: Ader ich bitte Sie. cZ sind ja
drei bezahlte Rechnungen d'rin."
s'wtzerei.
Wie viele Kinder haben Sie denn,
Herr Commerzienrath?"
Zwölf !"
So !. . Leben denn die alle?"
Und wie!"
Rafernhofblüthe.
Feldwebel (zur Rekrutenabtheilung):
Jetzt seid Ihr schon vier Wochen da
und, statt strammer zu werden, werdet
Ihr all'weil civil iftrter I"
verborgene Schönheit.
Michel: Annamirl, na, muaßt Du
aber nachher schön sein, wann'S die
amal waschen thälst !"
Sicheres Zeichen.
A. : Du, Herr und Frau Knurrig
müssen sich mit einander gezankt haben."
B. : WeShalb glaubst Du daS"
A.: Sie sprechen so höflich mit ein-
ander."
:ilj-di,yt.
..Mein Fräulein, ich würde Sie auf
Händen tragen."
Ich ziehe eine Equipage vor."
linier ,srcmieiue.
Was muß ich hören, Marie, Du
haft Dich mit dem jungen BehrenS
heimlich verlobt? So viel ich weiß,
hast Du doch Deine Hand schon ver
geben." Na ja, eine; ich hab' aber doch zwei
Hände."
Erklärte Abneigung.
A. : Lassen Sie unS 'mal hier in
diese Kneipe gehen, da spielt eine Kin--derkapelle."
B. : Nee, ich danke, Kindcrkonzert
hab' ich zu Haufe genug."
prradcr.
Sträfling (der aus dem Gefängniß
entlassen wird und nun wieder zu seiner
Frau zurückkehrt): Schade, nun ist eS
mit der Freiheit wieder vorbei."
pwtzig.
Wird ihr Sohn sich auch um eine
öffentliche Stellung bemühen?"
Kommerzienrath: Wird eZ nicht
nöthig haben, sich um etwa? zu b e
mühen, wenn er eine haben will,
wird er sich eine kaufen!"
Druckfehler.
(Au? einer Konzertkritik.) Ganz
Hervorragendes leistete der Männerchor
deS Vereins im Biergesang."
Kindliche Rache.
Klein Aennchen zur Mutter: Mama,
deS Bäckers Gertrud hat gesagt, Papa
wär ein Bücherwurm!"
' Mutter: Und waS haft Du darauf
erwidert?"
Aennchen: Ich habe gesagt, dann sei
Vater ein Mehlwurm."
Einen, Goldfisch I
ES strahlet licht und milde
Dein güld'ne? Ohrring-Paar,
ES leuchtet hell und schimmernd
Der Stern in Deinem Haar.
ES funkeln Deine Ringe
So glänzend rein und klar,
ES blinket Deine Kette
Verführerisch fürwahr.
ES gleißet an Dir AlleS
Vom Fuß bi? zu der Stirn,
In Dunkel nur gehüllet
Ist einzig Dein Gehirn!
Unmöglich.
Vor Allem dürfen Sie nicht mehr
rauchen."
Ja, ich rauche nie, Herr Doktor."
Hm! Dann müssen Sie mit dem
Trinken aufhören."
Ja, ich trinke nie."
Hm!! Hm!! Dann hören Sie mit
dem Bicyclefahren auf."
Ja, ich fahre gar nicht'"
Ja. mein Lieber, wenn Sie nicht?
aufzugeben haben, kann ich Sie nicht
gesund machen."
Kasernendofblütbe.
Kerl, wenn eS stimmt, daß die
Dummen das meiste Glück haben, müß
ten Sie ja au? den Lotteriehauptgewin-
nen gar nicht herauskommen!"
Ein Och? kann den Pflug ziehen, aber
nicht ackern.
Aus dem Gerichtssaal.
Richter: Zehn Jahre Zuchthaus.
Das Urtheil ist also rechtskräftig!"
Gauner: Ja, recht kräftig
ist'S !"
Der fantoffelhcld.
Richter : ..Sie sollen mit dem
Hausschlüssel zugeschlagen haben !"
Angeklagter (empört): Das ist nicht
wahr. . ich bin verheirathet !"
Ermuntcriing.
Was meinen Sie, wenn ich mein
Drama auf einen Akt reducire?"
Thu'n Sie eZ eS wäre ein
G n a d e n . A k t !"
Zarte Lcbndlung.
Gast (zur Wirthin, welche soeben
einen betrunkenen Bauern vor die
Thüre geworfen): Aber, Frau Wir.
thin. daS ist eigentlich leine w e i b
liche Beschäftigung, sich mit
betrunkenen Bauern herumzuschlagen!
Da? könnte Ihr Mann besser bcsor
gen !"
Wirthin : Bleiben C' mir weg mit
dem '. Wissen S', der versteht nicht, mit
seinen Gästen umzugehen der wird
immer gleich grob!"