Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 10, 1898, Image 12

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    3U
Hui drin j;mbfilifcin von Z. u t 1 ( r
Git war ein unscheinbares Ting von
zartem Körperbau und einem bluffen
unauffSlliaen tfesiii, daZ ganze Ge
oenibkil diin drm robusten, strammen
rfi&erfien. daS so ceräuschvoll trepp
aus treppad trampelte, mit lauter
Glimmt seine Wünsche kundgab und
lai oonif flaui atünMiit inrannifule
.Wie verschieden doch ihre Kinderchen
sin!' meinten die gelegentlichen SÜe
sucher der Familie HolferS. vergleichende
Wirf,- cuf die leinen werfend, und
Frau HolferZ vftcgte mit einem Kopf
nicken Über dm glatten, braunen Schei
11 KretZicnS fort auf das d!ondgklocll
ödkckkn idnS Knaben niederiuschaucn,
dan reichen kannte den Hergang
aeiiau mit mütterlichem stolze vi,
Übermüthigen Streiche beZ SöhnchnS
aufzuzählen und endlich die lange sei
dene Locke aus der verfchloffenen Lade
vorzunehmen und sie lüchelnd stolz zik
zeigen:
.So goldig war das Kerlchm! Ich
habe ihm die Strayne aoge,nii,en, als
er kaum zwei Jahre zahlte !"
Gretchen hatte die lichte Strähne oft
gesehen. Zuerst mit der ihr eigenen
Villen Bewunderung und dem leicht ge,
weckten KindeZintereffe und später mit
einem staunenden Verwundern darüber,
dak die Mutter niemals die von ihrem
Haupte geschnittene Locke zeigte, die doch
jedenfalls auch ln der rase liegen
mußte; und auZ dem Staunen wuchs
ein inniger Wunsch, ein einziges Mal
dineinzubliacn m daz ver chto ene mq,
dos Gretcden zweifelte nicht einen
Augenblick daran die andere Strähne
barg. Gewiß war sie nicht schön wie
die cc3 Kliaen die Matter hatte es ja
oft gesagt, daß sie stets häßlich war fte
konnte also auf sie nicht stolz fein, wie
aus das Biüserchen, da sie ja auch so
ungeheuer liebte. Gretchen hatte, wenn
sie diesen bedanken nachhing, ein so
eigenthümliches Drücken im Halse, und
eine solche Schwere in der Brust, daß
sie unaeachtet der mütterlichen Mah
riung. doch ihr ewiges Gejammer ohne
Grund' mal endlich einzustellen.-trotz
der stürmischen Liebkosung BrthurS. in
helle Thränen auSbrach. Ja, diese
leidigen Thränen ! Gretchen wußte
wohl, wie sehr die Mutter Thränen
baktc und diese trugen auch die
Schuld, daß die so heitere Natur der
Mutter Reh rnmer mehr dem Bruder
chen zuivandte, dessen leidenschaftlich
zärtliche Natur von allen Liebe forderte
und ollen Liede cab. der. wo er
ärgerte, auch gleich wieder versöhnte,
und dessen Thränen, wenn sie fielen,
gleich einem sonnigen Regenguß im
öinterarund lichte Strahlen zeigten.
.Wenn sie nur etwas von deS Knaben
Art in ihrem Wesen hätte," hörte Hont
chen ibre Mutter klagen.
DaS Kind hatte die Klage, unbemerkt
am Fenster sitzend, mit angehört, und
lanae darüber nachge onnen. Mwl.
sie war gerecht. Selbst wußte sie ja
nicht, was ihr Herz bedrückte, bis es ihr
tmeS Morgens klar wurde, und von da
ab weinte fte nicht mehr.
Sie bat nie davon gesprochen, Nie,
mand erzählt, wie eS gekommen, daß fte
an einem Tage, da wiederum die schöne
goldene Locke Arthur'S vorgezeigt und
bewundert wurde, von einem inrnniti'
den EtmaS angespornt, ganz heimlich
an die nachlas tia aufgebliebene Lade
schlich. Auf einem Schemel ftehend.
mit vorgestrecktem Halse und eifrig
dastiaem Auge, hatte fte daS Fach durch
ßödert, um neben der goldblonden Locke
die noch niemals vorgezeigte buntlere zu
suchen.
DaS kleine Mädchen hatte lange
regungSloS vor dem verrütherischen
Fach gestanden. Niemand hörte je ein
Wort darüber, was in dem Kinder
herzen vorgegangen war. da Gretchen
in der mit Seide auSftafsirten Schachtel
die Stelle neben Arthur'S Locke leer
fand, und eS zum ersten Mal ihr däm
werte, daß man von ihrem Kopf nie
eine Sträbne adzeschnitten hatte, um
sie aus Liebe und aus Zärtlichkeit auf,
zubemahren.
Der Abend fand die Familie HolferS
um den Speisetisch versammelt, und
zweimal hatte man die Kinder rufen
lassen.
.Wo bleibt denn Gretchen?" fragte
über seine Zeitung fort der Bater, als
Arthur frischgewafchen in der Thür er
schien.
.Nicht gesehen k" erwiderte der Kleine,
und Frau HonerS sagte, dem fcohn
chen liebevoll zunickend: .Sie wird
wohl oben sein, sie läßt sich gern zwei
mal rufen l"
Oden war sie; aber ihr Nichterschei
nen war weder Trotz noch Prätenston.
Im guten Zimmer lag daS Kind
halb hingekauert vor dem Schrank, die
Augen weit geöffnet, das blatte Köpf
chen hintenüber an die Wand gelehnt.
.Was ist mit ihr? Gretchen!" Sie
hört den Augftruf nicht, mit dem die
Mutter sich an ihrer Seite niederwirft.
ES wählte lange, bis der starre Aus
druck aus dem Kinderantlitz schvand.
und als er schniand. lag in den blauen
Tiefen ihrer Augen ein der Mutter
fremder, düsterer Ausdruck.
.Bist Du gefallen. Kind?" Die Lip
pen sprachen nicht sogleich. ES war.
als köme langsam von dem Herzen zu
dem Mund herauf ein kaltes, hartes
Etwa?, das die Stimme Gretchen hci
ser machte:
.Gefallen ein I"
.WaS ist dem Kinde nur sie ist so
anoei??" Die Mutter fragte sich'S von
jenem Zage an gar oft. wenn sie das
stille Kind mit dem verschlossenen Ant.
li kommen und geh'N sah und eS deut
lich erkannte, deß sie ihr scheu auSwich
und mit Btharrlichkeit die Zärtlichkeiten
des goldhaarien Bruder? schroff von
sich wie?.
.Sie bat mich nicht mebr lied. weg
klagte Arthur, und grau HolferS nickte
schmerzlich bitter vor sich hin und sagte
nur:
.Sie bat aar Niemand l'.ed, mein
Kiud !"
TaS blaffe Mädchen hörte Klage und
Antwort und saate nichts.
Der Sommer war gekommen. Die
Zeit, in der man in die Bäder zog
:"5m Hause HoUerS machte man die
ersten Borbereitungen zur Reise, und so
gewann der kleine Arthur Zeit, mehr
f. m&11i4 fr im rpitt 11
UIV UCWUUtUllM UIIViUMfi im uvi g
sein, und die Mama unternahm nicht
ohne Besorgn, die kleine eise über
Land, um die Beschlüsse über die in
Aussicht genommene Sommerwohnung
endgültig zu treffen.
.Wenn nur dem Kleinen nichts ge
schiebt!" ief sie vom Wagenschlag zu
rück ; .wenn ich nur wüßte, daß man
auf ihn achten wollte !" Der Mutter
Blick lag auf dem Antlitz GretchenS.
die, an der Thür siebend, ihr unver
wandt in'S Antlitz sah. ES war ein
eigenes Etwas in den Augen beider, da
sie sich zum erstenmale seit lange m ein,
ander senkten. Zum erstenmale empfan
den vielleicht zu gleicher Zeit die Mutter
und daS Kind, daß in der Seele beider
von dem andern unverstanden
etwas lag, was ungeklärt zu fchlum
mein schien.
Was war'S, das plötzlich die Mutter
bestimmte, aus dem Wagenfenfter zu
schauen und dem stillen bleichen Kinde
einen liebevollen Gruß zuzunicken? WaS
gab'S dem Mädchen ein. die kleine Hand
fast unwillkürlich auszustrecken an
den Mund zu führen nochmals aus
zustrecken?
Der Wagen fuhr davon, und lang.
sam sielen ungesehen zwei schwere Thrä
nen. die eine in den Schooß der Mut-
ter, die andere auf die Hand deS Kin
deS, daS regungslos an der Thür stand
und dem Geführt mit großen Augen
lange nachsah
Gretchen I Gretchen!" Der Kopf
deS Kindes fuhr aus seinen Träumen
auf. DaS war Arthur'S Stimme. Sie
klang so hell, so jubelnd. Woher kam
sie nur?
AuS dem Stall vielleicht l
.Ist Arthur dort?" Sie ruft eS in
den Stall hinein, und ehe der Diener
Antwort gibt, sieht sie durch die weit
offene Stallthür den kleinen Burschen
allein auf dem noch ungezähmten Fül
len sitzen, das der Vater neuerdings
dem Kleinen zum Geschenk gemacht.
Gretchen schreit ängstlich auf.
Wie können Sie nur?" ruft sie
dem Diener zu ; doch dieser zieht verle
gen beide Schultern hoch.
Er schrie und strampelte so sehr.
was sollt' ich machen?"
So gehen Sie nach und halten ihn I
Arthur !"
Der Ruf entfährt erschreckt den blas.
sen Lippen GretchenS, da sie gewahrt,
wie Arthur unerschrrcken seine Zügel
hält und dem erregten Thier zuschnalzt.
Arthur I" ES hil t n,chtS mehr, daß
der verlegene Diener dem Kinde nach
eilt, der gelenkige Bursche trabt ganz
unbekümmert um die Rufe semer
Schwester durch den Thorweg auf die
Straße, und Gretchen eilt, von einem
Angstgefühl erfüllt, durch'S HauS. um
durch den kürzeren Weg dem Brüderchen
den weiten um die Straße abzuschnei
den. Gretchen kommt nicht einen Augen
blick zu fiüh. Bon einem Stein, aus
eines NachbarkindeS Hand geworfen.
wild zur Flucht getrieben, kommt das
Füllen auf sie zugefauft. Der kleine
Reiter hängt bleich, voll Todesangst die
Mähne seines Thieres fest umklam
mernd, zitternd da. Von allen Seiten
stürzen sich die Menschen vor und suchen
ihn durch Rufen anzuhalten.
Wenn eS ihn abwirft, ist das Kind
verloren! Der arme kleine Bursche!"
Ach Gott I Ach Gott l"
Gretchen hörte die Woete, die Jam
merruse. Ihre Augen sind weit auf
gerissen, die Hände fest ineinander ge
schlungen. Ein entschlossenes blasses
Gesichtchcn hebt sie zu dem Bruder.
.Halte fest. Arthur, halte fest I'
Um GoiteSwiven, was macht daS
Mädchen?" Die Menge schreit auf. und
um fte der er chauen WarnungSrufe.
Zu spät!"
Mit ihrem kleinen Körper hat sich
daS Mädchen dem Füllen in den Weg
geworfen. Die Arme hoch empor hol
tend, fällt sie dem schäumenden, erreg'
ten Th er in die Zügel ein
Stur,, ein Schrei das arme, arme
Kind!
Die Pferdehufe hatten sie getreten.
nachdem der zarte Kinderleib schon eine
Strecke weit geschleift und arg mißhan
delt worden war.
Jetzt lag sie denn bewußtlos auf dem
weichen Beitchen.
Die schnell herbeigerufenen Aerzte
chütteln stumm die Köpfe.
ES ist nichts mehr zu machen!"
ES war schon spät, als sie die Augen
langsam öffnete.
.Arthur?" Sie flüsterte den Namen
leise fragend.
Die alte Köchin zeigte aus das Bett
chen ihr zur Seite.
Er schläft ganz gut, der kleine
Mensch !"
Ein Lächeln gleitet über Gretchen
Antlitz. Sie hat die Agen auf die
jchüc gehast.t. die von erregten Hän
den autgestcßkN wird.
.Arthur ist nicht vetlttzi, erschreck
nicht. Mu:ter !"
So leiS die Worte sind, die blaff
grau hat sie gehört.
.Aithur ia. aber du. mein arme
liebes Kind?"
.Ich? o Mama!"
ES war das erste Md. daß nc den
Namen Mutter mit dem kindlichen
.Mama" vertauschte, da? erste Mal
daß sich die zarten Arme um der Mut
ter Nacken legten. ES war. alS ob da?
überfüllte Kinderherzchen all den Kam
mer seines kurzen Dasein? von sich :väl
zrn. all die unterdrückte Zärtlichkeit von
Jahren in die einzige letzte Stande er
gießen müßte. Halb klagend, halb
kosend bewegten sich die erbleichenden
Kinderlippen, und sprachen leise Ge
ftändniffe von Liebe ur.d Kummer und
Hcrzwev.
Ich war immer so einsam ich
.0 M. Kind, still !'
.Thut eS Dir leid Mama?
EZ war das Letzte, was sie sprach. Die
Äugen sahen noch sekundenlang mit
großer Andacht auf zur Decke dann
schloffen fte sich langsam. Still, unauf,
füllig wie eS gelebt, so starb daS Kind,
und über dem Bettchen lag die Mutler
und schluchzte verzmeiflungSvoll auf.
as Alles süylte sie, das arme
kleine Ding : und ich erfuhr eS erst
zu spät!"
Eine Ittilitärlviratb.
DeS Obersten einzige Tochter, Fräu-
lein Hilda von Bündig, war ein schö
neS, munteres, kluges Mädchen, voll
schöngeistigem Schwung. WaZ waren
ibr die flachen Komplimente all' der
Osfiziere, welche bei paffenden und un
paffenden Gelegenheiten ihr galantes
Pensum herunterdeklamirten? Wußte
sie doch daß die meisten Lieutenants,
welche bei OberftenS hosirten. Adjutan
ten werden oder in die Kriegsschule
gehen wollten; daß die Oberftlieute
nante. welche am meisten mit ihr tanz,
ten. hervorragend für die KoipSschule
beschrieben oder nach beliebten neuen
Muster außer der Tour Rittmeister
werden wollten: und die Rittmeister
erst diese ausgebrannten Krater der
Liebe diese egoistischen Könige der
Schwadronen für sie war doch das
Wohlwollen des Obersten und keiner
Damen nichts Anderes, als eine Etape
zu den Zielen threS ärarischen Streber
thums.
So kalluurte Hilda und sie hatte
noch niemals versucht, unter den vier
Dutzend Offizieren, welche sie also in
Bausch und Bogen verurtheilte, auch
nur eine Aufnahme zu finden. Die
Unempfindlichkeit gegen die Artigkeiten
der Offiziere vertiefte sich allmählich zur
Gleichgiltigkeit gegen das zweifarbige
Tuch überhaupt, und als die schöne
Tochter deS strengen Obersten achtzehn
Jahre alt geworden war. da kannte sie
nur eine Furcht, die Furcht vor einer
Militürheirath....
Mama, vor welcher Hilda aus ihrer
Scheu vor einer ehelichen Verbindung
mit einem Angehörigen des Heeres
niemals ein Geheimniß machte, versuchte
nicht einen Moment, ihre militärfeind
liche Tochter umzustimmen ; im Gegen
theil I Sie freute sich sogar über tt
kluge Richtung, welche die Wahl ihrer
Tochter Hiloa einzuschlagen schien, wenn
sie bedachte, was sie selbst, die so oft
und diel beneidete OberftenSgattin. in
den zwanzig Jahren einer im Allgemei
nen glücklichen Ehe mitzumachen hatte :
eme Modilistrung. zwei Trennungen
von fast Jahres rist. drei Jahre Gali
zien und zu dem Allen noch elf Ueber
siedlungen !
Wie wenige Monde ruhigen Glückes
bleiben da noch übrig? DaS Undank
bare Menschenherz vergißt auch diese
gar zu leicht.
Also standen Mutter und Tochter
mit ihren geheimen Zukunftsgedanken
bald in schroffem Gegensatze zu dem
LieblingStraume deS Herrn Obersten,
welcher nur im Wege einer Militärhei
rath seinen zukünftigen Schwiegersohn
finden wollte : Ein schneidiger Reiter
ossiuer oder ein hoffnungsvoller Gene
rainavier iou:e einn iloa s erz er
obern
Eden o gehorsam und fügsam, wie
der brave Oberst die Dienftbefehle fei
ner Vorgesetzten vollzog, ebenso willig
respektirte er auch die Anordnungen des
Kommandanten seiner Häuslichkeit, der
Frau Oberftin, in allen Dingen, welche
daS Leben der Familie betrafen; in
Folge dieser Anordnungen der Frau
Kommandeuse sah man aber die Fa
milie Bündig außer bei den offiziellen
Veranstaltungen deS OfsizierZcorpS fast
ausschließlich nur in jenen GesellschastS
reisen, in welchen die vornehmsten Ver
treter deS CivilS sich vereinigten.
Hilda war ganz glücklich in diesem
Verkehr. Der junge Maler Paul.
welchen sie auf dem Fest der Künstler
Genossenschaft kennen gelernt hatte,
tauchte in allen diesen Gesellschaftskrei
en aus ; uoerall fand fle. daß sein
Talent anerkannt und sein Verkehr von
Allen gesucht wurde. ' Ihr kam er mit
ener wortlosen Anbetung entgegen.
mit welcher hoffnungslose erste Liebe
zu ihrem Ideal emporblickt.
Hilda ermuthigte ihn nicht ; aber sie
reute sich jedesmal, wenn fte von ibm
sprechen hörte, wenn sie von ihm in der
Zeitung las. und je öfter fle mit dem
Maler in Berührung trat, desto wär
im wurde izr Empfinden. ür d,n in
knabenhafter sangenheit sie verchien
den Künstler. Ader we::n Paul zu ihr
von feiner Kunst sprach, da schien er
emporzuwachsen z:m lzip?:liredkn
Äann. und seine Begeisterung sür da
Erhabere seine? Berufes vermochte daS
schöne Mädchen stundenlang gefangen
zu halten, ihren Geist zu entfahren in
eine Traumwelt.
Wochen und Monate verstrichen in
solchem Verkehr ; sein Minnen blieb
ein edles, nie ein Wort von utot vif
rathende? Umschwärmen deS geliebten
WesenS und ihre Zuneigung zu dem
jungen Künstler äußerte sich uur in
dem willigen Verständniß, daß sie sei
ner Kunst und ihren Zielen entgegen
brachte.
Hilda hatte, noch bevor Paul in die
Lage kam. ihr von seiner Familie zu
erzählen, dem Künstler ihr Mchser
gnügen an dem Verkehr mit Ossizicien
geoffenbart, in Folge dessen hielt eS
Paul für angezeigt, darüber Still
schmeigin zu beobachten, daß sein Vater
pensionuter Major und sein Bruder
Hauptmann im GcneralgabS Corps
sei, bis er eines Abend? auf dem Wer
ßen Kreuz-Bälle Hilda im eifrigen Ge
fpcäch mit einem Offizier, mit seinem
eigenen Bruder Fritz traf. Ueber die
Eröffnung daß der GeneralZftabs
Hauptmann der Bruder Paul'S sei.
war da? osfizierSfeindliche Mädchen
merkwürdigerweise außerordentlich er
freut, und unter dem unwillkürlichen
Eindruck dieser Freude rief sie auS
A! wie herzlich gern wird Papa eS
hören, daß Sie einen Bruder haben
der Hauptmann vom Generalftab
ist."....
Der GcneralftabS'Hauptmann hatte
mehr erlebt und erfahren. IS der seit
timentale Künstler, fein verliebter Bru
der. Fritz übersah mit raschem Auge
die Situation ziZlschen Paul und der
Obeistentochter, und er legte feinem
Bruder allen ErngeS nahe, daß er
Hilda entweder freien oder meiden
müsset Man kann ein Mädchen auS
vornehmem Hause nicht, monatelang
säuselnd umspinnen, sie von Saison
zu Saison gesellschaftlich binden, ohne
ihre Zukunft oder gar ihren Ruf zu
gefährden.
Paul wäre trotz der Anleitung deS
schneidigen Ofsiz'erS noch lange nicht
zum Beftündniß seiner Liede gekommen,
wenn ihm daS kluge Mädchen nicht auf
halbem Wege entgegengekommen wäre,
und acht Tage später haben die Alten
dem akademischen Maler Paul S. die
Hand ihrer Tochter zugesagt.
War da? em schönes, glückliches Lie
beZpaar! Alle Welt mußte feine Freude
haben an diesem reinen Bilde idealer
Zuneigung.. ..
Nur der junge Maler konnte seines
Glückes nicht von ganzem Heizen froh
werden ES lag wie ein Stein auf
seinem Herzen, ein Alp. den sein treues
Gemüth abschütteln mußte.
Hiloa! gute, liebe Hilda!" hub er
wenige Tage nach der Verlobung, als
sie allein im Salon sich fanden, an.
unserem Bunde droht noch eine große
Gefahr!"
DaS schöne Mädchen wurde bleich
und brachte nur mühsam die Worte
heraus :
Aber. Paul was haft Du?"
Ach, theuerste Hilda. mir bangt.
wenn ich daran denke, daß ich noch die
Bewilligung des Herrn Obersten zu
meiner Vermählung mit Dir einholen
muß."
Welches Herrn Obersten denn?"
Nun. unseres Herrn Obersten, Dei
neS VaterS."
Aber, Paul, hat er Dir denn nicht
gerne und bedingungslos meine and
zugesagt?"
Dem Papa wohl; aber der Herr
Oberst noch lange nicht, meine gute
Hilda.. .."
Ich versteh' Dich nicht. WaS hat
eS Dich zu kümmern, daß mein Papa
zufällig Oberst ist?"
.Ach. Tu wirft mich gleich verfteden.
mein Engelchen! gleich, wenn ich Dir
age. daß ich auch dienstlich die Ehebe
willigung von Deinem Papa erbitten
muß."
Aber geh. Paul, was sprichst Du ?
Du bist doch kein Ossizier?"
DaS bin ich leider nicht.
Und unter Papa's Kommando stehst
Du auch nicht."
Gewiß stehe ich unter Deine! Papa
Kommando, und noch dazu sehr lief."
Du scherzest wohl. Paul ?"
Glaubst Du? Hilda. ach, wenn es so
wäre! WaS gäbe ich darum, wenn Du
Recht hättest! Ader Wahrheit, ernfte
Wahrheit ist jede? Wort. daS ich Dir
age. Die Nachsicht meiner Professoren
und das Wohlwollen der maßgebenden
Kunstfreunde berechtigen mich zwar, den
Titel akademischer Maler" zu führen,
von AmtSwegen bin ich nur o, erschrick
nicht! bin ich nur OsfizierSdiener
n dem Regiment, daS Dein Vater kom
mandirt."
Paul! Wie ist daS möglich?" rief
Hilda.
Ganz einfach! Als ich in daS ftel.
lungSpflichtige klier trat, h:tte ich g?
rade den ersten Jahrgang der Akademie
mit glänzendem Erfolge abfolvirt ; ich
hätte zwar vermöge meiner Vorstudien.
sowie überhaupt als Zögling der Aka
demie daS Recht gehabt, als Einjährig.
Freiwilliger zu dienen; aber dann hätte
ich mich, um dem Dienste zu genügen
und überdies noch die OlsizierSprüfung
zu bestehen, ein volles Jahr gänzlich
loksagen müssen von meiner Kunst.
en
iir.t 3 lange Unterbrechung meine
ckademischen Ausbildung htte rii
nur meine Karriere geschädigt, sondern
wie viele solcher tfäJe zeigen mein
Siüüichr zur Kui st gänzlich in Frage ge
stellt; ich entschloß mich daher. cl3 ge
wöhnlicher Soldat einzutreten. Nach
dem ich die Strapazen der Rekruten
auSbildung klaeilo? bestanden hatte, er
hat sich mein Bruder im ordentlich
Dienstwege die Uebersetzunz deS Husaren
Paul S. zum OsnzierZdiener für seine
Person und am I. Dezember I. . der
edschikdcte ich mich von der dritten ES
kadron. So diene ich auf dem Papier
schon seit zwei Jahren im Stande de?
Regiments unter dem Kommando
Deines Papa. Meine militärischen
Obliegenheiten als OsfizierSdiener hat
eine Bedienerin zur vollsten Zufrieden,
heit meine? BrudcrS versehen, während
ich täglich zur Akademie ging."
Da? klingt ja wie ein Roman,
sagte Hilda.
.Jawohl, gute Hilda, wie ein Ro
man. aber durch Deine Lieb: und die
Thatsache, daß Dein Papa niemals feine
Tochter einem OsfizierSdiener geben
wird, ist eS leider ein trauriger Künft
lerroman geworden."
Sei nicht so kleinlich. Paul. Fü
Papa bist Du ja nur der akademisch
Maler."
Bis heute wohl: aber meine Ehrlich
keit verbietet mir. Deinen Eltern länger
zu verschmelgen, woran fte mit mir el
gentlich find."
Paul, dann sagen wir'S erst der
Mama."
Mama war natürlich ganz außer sich
als sie erfuhr, welche Staatsstellung"
der Bräutigam ihrer Tochter mne hatte
Mein Gott, was wird Papa sagen
wenn er das hört!" war das Einzige,
was über ihre Lippen kam.
Als Mama und Tochter nach dem
Speisen unter großen Vorreden und
Vorbereitungen dem Obeisten von dem
fürchterlichen DiensteSverhältniß. in
welchem Paul zu seinem zukünftigen
Schwiegerpapa stand, Mittheilung
machten, da lachte der Alte hell auf
Kinder, wenn Ihr einen so alten Krie
ger. wie ich eS bin, einen solchen Bären
aufbinden wollt, dann kennt Ihr Papa
schlecht!"
Die bestürzten Mienen und die feier
lichen Versicherungen der beiden Damen
machten aber den Oberst doch stutzig und
er schickte den Ordonnanz Uiitcroffifier
um die PrüsenzftandeSlifte der dritten
Eskadron. Da stand eS aber wirklich
schwarz auf Weiß: OffizierSdiener
Paul S. beim Generalstabshauptmann
Friedrich S., im Regiment üderkom
plett zu führen."
Ein langes Gesicht dann tiefes
Schweigen dann kam aber die feste
Soldatennatur des tüchtigen Obersten,
jene fröhliche Energie, welche jedem Er
eigniß keck entgegengeht und nie zurück,
weicht, zu vollem Durchbruch in den
Worten :
Geschieht Dir schon recht, Du kleiner
Eigensinn! Ich Hab'S ja immer gesagt:
meine Tochter wird eine 'cilltär'Eye
eingehen. Einen GeneralstabSHaupt
mann oder einen Kavallene-Rittmeifter,
wie ich ihn mir gewünscht, haft Du
nicht haben wollen, jetzt schau, wie Du
mit Deinem Offizier? Diener glücklich
wirft."
Der alte Tchadow und Jriedrich
Wilhelm der Vierte.
Am 20. Mai 1344 feierte der Aka
demie'Direktor Gottsried Schadow sei
nen achtzigsten Geburtstag. In aller
Frühe erschien ein Adjutant Friedlich
Wilhelms des Vierten in der Wohnung
des Seniors der Berliner Künftlerschast
und überbrachte ihm des Königs Glück
wünsche nebst einem hohen Orden. Ter
Alte, noch im Schlafrocke, nahm den
Uederdringer ziemlich kühl auf. Be
sonders schien ihm der Orden nicht zu
behagen. Ach nee, sagte er verdrieß
lich, waS soll ich noch mit 'nem Orden?
Nehme Sie den man wieder mit ! Ich
bin schon zu alt dazu!"
Aber Herr Direktor," gab der Ossi
zier zu bedenken. waS soll Seine Ma
jefiüt zu einer solchen Antwort sagen?
Na ja. das is ja richtig! Na. dann
legen Se den Orden man dahin!" Der
Adjutant kam dem Wunsche SchadowS
nach und empfahl ftch dann.
Eine Stunde später erschien der
König selbst in Schudow'Z Wohnung
Er trat in ein leeres Zimmer. Der
Alte war im Nebenzimmer mit Anklei
den beschäftigt; er sah aber den Monar
chen durch die Thürspalte und rief durch
dieselbe hinein: Majestät, ich kleide
mich eben erst an!"
Schön, lieber Schadow." entgegnete
der König, ich werde warten." Nach
einer guten Weile erschien der Alte end
lich. Ader sagen Sie mir, lieber
Schadow, waS ist Ihnen denn in den
Kopf gefahren?" fragte der König.
Ich will Ihnen eine Freude machen,
und Sie lassen mir durch meinen eige
nen Adjutanten Grobheiten sagen!"
.Ach nee, Majestät," erwiderte der
Greis, nee. nee. das hab' ich man nur
so gesagt. daS war ja nich so gemeent.
Sehen Se, Majestät, ich habe mir man
blos gedacht, ich bin ein alter Mann,
was soll ich noch mit 'nem Orden?
Wissen Se was. Majestät, geben Se
den meinem Schwiegersöhne Lende
mann: der freut sich darüber!"
Ucbecraschung.
Karlchen : ..Hören Sie 'mal. Fräu
lein Silbcrfeid, meine Schwester Mar
tha wird Ihren Bruder Robert hei
rathen; aber sprechen Sie nicht darüber,
er weiß ei nämlich selber noch nicht."
Tr-tj.
O klage nicht, wenn i?iim:.ier D ch
häufig Ldtrmani.t,
Denn Zeugniß giebt du'ö sichtlich,
Du haft ein W:!ck tukann.
DaS Glück, da? einst fch kic genaht.
Hat kurz eS auch gestrahlt.
S bat auf Deinem Lkte.ivps,,d
Dir feine Schuld bezahlt.
O klage nicht, was willst Du mehr,
rtiag Dein Leid geduld!,,.
Stell' an daZ Schicksal kein Begehr.
EZ ist Dir nicht? mehr schädig!
Knt;f.
Eavallerift: .Herr Wachtmeister, ich
möchte bitten, den Hufer für die
Schwadron."
Wachtmeister : Lassen Cic mich in
Ruh' mit Jhecm Hafer, ich hab' jetzt
daZ Ctro) im Kopf l"
Anpreisung.
Seitliche Dame: .Macht diese Seife
den Teint auch recht frisch und jugend
lich?"
Verkäufer: Nach achl',ägigem Ge
brauch können Gnädige aas Kindcrbil
let fahren!"
Mildernder Umstand,
Vater (ftrafpredigend): Und
dann sollst Du auch oft bezecht im
Rinnstein gelegen haben."
Studiosus : .Aber Väterchen, die
Rinnsteine sind ja bei unZ zu Land so
sauber !"
tvalzrscheinlich.
Hausfrau (im Bäckerladen): Das
sind merkwürdig kleine Brode für 50
Pfennige. In meiner Heimath bückt
man viel größere. Wie geht das nur
zu?"
Bäckcrin: Ja, mein gutcsteS Ma
damchcn, da nehmen die Bäcker wahr
schcinlich mehr Teig dazu I"
Frau:
Köchin :
Band."
Moderne Dienslbotc.
Haben Sie ein Dienstbuch?"
Ja, hier ist der erste
kzaildelseinz.
Was koft't de:
bizarren
Zwanzig Krcizer, lieber
Gast
spitz?"
Hauftrer
Herr l"
Gast : Sag'n m'r sufzchn?"
Hauftrer : Geht nicht, bester Herr !"
Gast : Sag'n m'r zehn?"
Hauftrer: Püh. wie kimmen Se
mer vor?"
Gast : Sag'n m'r fünf?"
Haustrer : Also nehmen Sie ihn
üm sünef, weil iach schon seh', daß iach
ihn Ihnen sonst eppeS noch geben müßt'
ümsonft I"
Lin wirksames Schlafniittel.
Mama: Wie haben Sie es denn
angestellt, daß Kurt so rasch eingefchla
fen ist?"
Kindermädchen : ..Ich habe mit ihm
Papa und Mama gespielt. Er war
der gnädige Herr und ich die gnädige
Frau; und wie ich angefangen habe
mit der Strafpredigt, weil er so spät
nach Hause kommt, hat er mir den
Rücken zugekehrt und gleich zu fchnar
chen angefangen."
Nur galant.
Ein junger Mann, der cicrne Kom
plimcnte machte, aber kein Geschick dazu
hatte, befand sich einft in Gesellschaft
von mehreren interessanten Mädchen.
Man verehrte ihm etwa?, er nahm
jedoch keine Notiz davon, sondern starrte
unverwandt die Mädchni an, deren
Eine ihn endlich fragte : Ja, warum
essew Sie denn gar nicht?"
..Ach." antwortete er Mit verleaener
Miene. ..wenn man mit soliden liebenS.
würdiaen Damen zusammen sikt. der-
geht einem der Appetit I"
Zurückgegeben.
Barbier: Wie kann man nur so
grausam sein, und einen Aal lebend
abziehen !"
Frau: Chloroformirg Du Deine
Kunden erst, ehe Du fte rasirft?"
Richter: Könen Sie einen vernünf
tigen Grund anführen, wckhalb Sie
den Mann fo geschlagen haben?"
Angeklagter: ..Freilich! C? war
halt g'rad kein Anderer da. den ich
hätt' schlagen können."
Malitiös.
Student: Ich habe 'mal einen
Schiffbruch mitaemacht. da mukten mir
Passagiere, um das Schiff vor dem
Sinken zu retten, alle pumpen helfen."
Herr : .Na. dabei haben Sie fieb e.
miß besonder? ausgezeichnet, denn das
Pumpen verfleyen sie ja doch groß
artig?"
denn
Auf dem Maskenball.
Sachse: WaS stellen Sie
eigentlich vor. kudeS Herrchen?"
!!)caSle: Ich bm Ton Juan."
Sachse: Aha. den Goethe saaen
läßt : Tee scheemn Dage von Arana
chuez find. weeß. Gnebbchen. ooch schon
vorbei" nicht wahr?"
Anders gemeint.
Bankier : .Mein Kasftrer ift mit der
Kasse durchgegangen."
Frau: So ein Elender! Und er
hat fo oft versichert, er ginge für Dich
buiays Feuer."
Bankier: ..Gesagt bat er ..durch'S
Feuer", gemeint hat er üdcr'S Was
er" !"