Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 03, 1898, Image 12

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    Per rettend Einfall.
den Oitiinnunqni rmtS tf-.njatnijj-tUriuuUiani.
t'uii ,'iltd! ch Oou'rn.
Xaä Lugen U eine schlechle Eigen
schaff üderhaup und eine ganz desond're
Unchre für den Soldaten, tai merkt
Euch, wo vieünch dem einen oder an
dern unter Giuch daS Lügen vom Cßivil
her noch in den Gliedern fitzt. "
Eo begann der Bicefeldwedel feine
berühmte Instruktion über die morali
sche Erziehung deZ Soldaten, nachdem
er dem inspizirenden Hauptmann seinen
Zug aI3 vollzählig gemeldet, obwohl
zwei ihm zugehörige Unteroffiziere, die
bis drei Uhr Nochturlaud hatten, noch
im Bett lagen.
ES handelt sich also darum, feilju
stellen. WaS eine Lüge iS. Eine Lüge
iS, wenn einer was peccirt hat und'S
liegt klar vor aller Augen ßu Tage und
iS auch gar keine Menschenmöglichkeit,
daß eS etman anders gewesen sein könne,
und iS dann noch so dumm, eS einfach
abzustreiten oder faule Ausreden zu ma
chen und sich dabei fzehn Mal ßu der
plappern, so iS daS ein jammerliches
und eines Soldaten unwürdiges Beneh
men. In solchem Falle iS eS Wich deS
Soldaten, offen und ehrlich die Wahr
heit zu sagen, vorhutreten: .Ja wvhl.
Herr Havptmann. daS had'ich gethan!"
oder das bin ich gewesen!" Tann wird
er ihm daS hoch anrechnen aber in
Kasten fliegt er darum doch!"
Hier hielt der Vicefeldwebel. fein
volles. rotheS Gesicht zu einem breiten
Grinsen verziehend, inne. und auf un
fern Gesichtern lagerte sich der Wider
schein seiner Heiterkeit. Dann faßte er
ein paar besonders aufgeweckte alte
Leute" nüher inS Auge und, ihnen ein
wenig auf den Leid rückend, fuhr er
also fort:
Darum giebt eS natürlich immer
einige gerissene Hunde, die sehen noch
einen Ausweg aus der Klemme, den ein
"'derer sterblicher Mensch nich mehr
' tM. wie eS doch wohl noch anders ge
wesen sein könne und versuchen, sich
mit 'n biSchen Schnaps und Courage
im Leib 'rauSzureißen. Nich? Aber
die riskiren das auf ihren Kopp. Denn
wenn sie dabei gefaßt werden, daß sie
geschwindelt haben, so müssen sie drei
fache Strafe gegenwärtig fein. DaS
wißt Ihr doch ? Natürlich. wenn'S ih
nen nich anders nachgewiesen werden
kann, da iS der Kompanie viel Echwei
nerei erspart. Sie selbst hätten'S ja
nich besser verdient, als daß sie in Ka
ften geflogen wären, aber wenn alle, die
waZ peccirt haben, auch immer gleich
inS Loch sitzen sollten, da wär' ja kaum
'n ordentlicher Dienst abzuhalten und
man könnte nur gleich Arrefthüuser an
statt der Kasernen bauen. Denn
schwache Menschen und Sünder sind wir
allßumal. Darum macht, was Ihr
wollt, aber laßt Euch nicht dabei fassen,
das sag' ich Euch! So! Das wär' das
Kapitel von'S Lügen. DaS werd't Ihr
ja wohl alle verstanden haben!"
Ja wohl, Herr Feldwebel!"
Kein philosophisches Kolleg ist mir
jemals so klar geworden wie dieser licht
volle Vortrag unseres braven Vicefeld
roebelS.
Er hatte Recht, Courage, und mehr
noch als Courage gehölte ein ordenlli
cher Schnaps dazu, besonders wenn man
sich bereits mit einem Fuße vor dem
Standgericht befand, und welcher Sol
dat wäre noch nicht ohne große Schuld
seinerseits in diese Nothlage gerathen ?
Darum ist der Schnaps gut, damit
man sich der Glöße der Gefahr, in der
man schwebt, gar nicht recht bewußt
wird. DaS verleibt einem die nöthige
Unbefangenheit. Denn wehe dir. wenn
du nur mit der Wimper zuckst, blaß
oder roth wirst, wenn die Erklärung,
die du abgiebft, nicht fest und sicher wie
ein Kommandomort im Gefecht, ver
bluffend mehr durch Keckheit und Unver
frorenheit als durch Wahrscheinlichkeit
herauskommt!
Gott sei Dank, wir hatten unS reich
lich mit dem Seelenftärker versehen in
dem Anzeigehäuschcn auf dem Schei
benftarid, wo ich einen Spiegel nach
dem andern markirte. bis daS Schießen
plötzlich aufhörte und nach wenigen Mi
nuten hinler dem Wall der aufsichtfüh
rende Premierlieutenant und neben ihm
der Schiebunteroffizier mit der Schieß
kladde erschienen.
Was ist denn loZ?" fragte ich mich.
Sollten mich die miserablen Kerls beim
Verkleben der Löcher betrogen und ich
selbst nicht ordentlich aufgepaßt haben?"
Mal alle herauskommen da! So.
Sergeant, nun addiren Sie 'mal die
Zwölfen, die angeblich geschossen sein
sollen."
Siebenundzwanzig, Herr Lieute
nant!"
Und nun zählen Sie 'mal die
Schüsse hier auf der Scheide im Ring
Zwölf."
Der Sergeant begann zu zählen, und
ich sah neugierig, wie sich die Sache ent
wickeln würde, seiner haftigen Arbeit
zu. Wo die Kugeln oder die Finger
meiner Leute ein etwas größeres Loch
gerissen hatten, behauptete er. da könn
ten mindestens drei Schüsse durchgezan
gen fein uns zählte vier, wie er auch
herauZrechnete. daß dreizehn und vier
neunzehn gäben. Dann zählte er alle
Schüsse im Ring Elf mit in den Ring
Zwölf hinein, indem er erklärte, daß sie
alle auf dem Rand von Ring Zwölf
säßen, und trotzdem fehlten zuletzt immer
noch sieden Schüsse, die sich nirgendwo
auffinden ließen.
Wo find die nun geblieben?" frazte
mich der Lieutenant.
Kaltblütig zeigte ich auf daS große
Loch. daS mitten in den Spiegel gerissen
war und durch da? der Sergeant schon
vier oder fünf Schüsse hatte hindurch
gehen lassen.
Die sind olle hier durchgegangen."
So, alle sieden durch die? eine
Loch?"
Ja wohl. Herr Lieutenant! Ich habe
sie selbst hindurchfliegen sehen. Ich habe
genau aufgepaßt."
Der Lieutenant tippte an seine Mütze
und wandte sich, den Mund zusammen
kneifend, rasch ad, im Weggehen noch
befehlend, daß eine neue Scheibe aufge
setzt werde, worauf die dummen Re
kruten nun freilich alle Vorbeischossen,
zur großen Genugthuung des Lieute
nants und zu meinem eigenen großen
Verdruß.
ES giebt indessen Lagen im Soldaten
leben, in denen einem kein Schnaps
und keine Courage bilft, Lagen, die so
verzweifelt find, daß nur ein meteor
artig in die dunkle Seele hinabtauchen
der plötzlicher Einfall einen daraus er
retten kann.
In solcher Lage befand ich mich, als
ich zum zweitenmal den Dienst verschla
fen hatte.
DaS erstemal war eS nicht bemerkt
worden. Ich war vorsichtig den ganzen
Morgen zu HauS geblieben, und als
ich Nachmittags in der Kaserne erschien,
erfuhr ich. daß die Compagnie getheilten
Dienst gehabt, daß die eine Hälfte ezer
cirt und die andere geschossen und jede
der beiden Abtheilungen mich bei der
andern vermuthet hatte. Ich ließ beide
Abtheilungen in diesem Glauben, in
dem ich mit dem selbigen Berliner
Kommerzienrath Landauer dachte :
Gott, bin ich 'n Vogel, daß ich kann
sein an zwei Stellen zu gleicher Zeit ?"
DaS zweitemal aber ging es mir hart
an den Kragen. Die ganze Compagnie
war ungetheilt um sechs Uhr nach dem
großen Erercir platz hinausgerückt und
um acht Uhr wachte ich auf.
Unschlüssig. waS ich machen sollte,
nicht wagend, einfach wieder zu HauS
zu bleiben und den lieben Gott für
mich sorgen zu lassen, troddelte ich zur
Kaserne, um mich beim Feldwebel zu
melden. Vielleicht kam mir auf dessen
Bureau, ein Einfall.
Nun. sind Sie auch schon da ? Gu
ten Morgen !"
Guten Morgen!"
Sie find wohl krank. Herr!!!"
Ja wohl. Herr Feldwebel."
Darnach sehen Sie ganz aus!"
(Ich sah aus wie das blühende Le
den.)
WaS fehlt Ihnen denn?"
DaS weiß ich nicht. DaS wird wohl
im Revier festgestellt werden."
DaS glaube ich auch. Also Sie
wollen fich revierkrank melden ? Wuß
ten Sie denn nicht, daß Sie daS vor
Dienstantritt, also vor sechs Uhr zu
thun hatten ?"
DaS war mir nicht möglich."
Gewiß, weil Sie noch im Bett la
gen.
Ja wohl, aber ohnmächtig."
Natürlich! Ohnmächtig aufzustehen,
weil Sie schliefen. Ganz richtig! Gehen
Sie nur zum Revierarzt! Sie find todt
krank."
Der Spott deS Feldwebels bohrte sich
mir wie ein Schwert in die Seele, und
mir wurde auf dem Wege zum Revier
arzt wirklich schlecht. Wäre ich doch zu
Hause geblieben! seufzte ich.
Ich machte einen weiten Umweg durch
sämmtliche Souterrainerüume der Ka
ferne, immer auf den rettenden Einfall
wartend.
Auf diesem Platz hier vor der Küche
hatte ich noch gestern Mittag als Höchst
kommandirender Kartoffeln schälen las
fen! Ich blieb stehen und versenkte mich in
wehmüthige Erinnerung der Macht
fülle, die ich mnn genannt, und die mir
vielleicht für immer genommen weiden
sollte.
Jetzt stand auf demselben Platz ein
großer Waschkorb voll Eier. Die blasse
Farbe zog meine Blicke magisch an.
Da, wa war da?
AuS der gebrochenen Schale eines der
Eier strömte eS gelb heraus
DaS Meteor!
O über den wunderbar geheimniß
vollen Zusammenhang der Dinge und
Ideen!
Der gelbe Eidotter weckte in mir die
Erinnerung an die Ohrenschmerzen mei
ner Kindheit, die man zu jener Zeit
durch Eintröpfeln heißer Milch und sie
derben OelS kurirte. Vielleicht hatten
sie sich infolge dieser Linderungsmittel
so tief meinem Gedächtniß eingeprägt,
daß sie mir jetzt zur rechten Stunde ret
tend einfielen.
Gierig fuhr ich mit zwei Fingern zu
gleich in die gelbe Tunke und schmierte
mir beide Ohren damit so voll, daß ich
zuletzt, halb taub, das eigene Jauchzen
der erlösten Seele nicht mehr hörte.
Mit geflügelten Schritten eilte ich
zum Revierarzt.
Der maß mich mit eigenthümlich
mißtrauischen Blicken.
Sie machen ja so'n vergnügte? Ge
ficht. Sie freuen sich Wohl schon, im Re
vier faullcnzen zu können 1"
Konfternirt starrte ich den Arzt an.
Alles stand wieder auf dem Spiele.
Nein. Herr Stabsarzt. Aber ich
hörte eben die Engel im Himmel pfei
fen ?"
Jetzt war eS an dem Arzt, überrascht
zu sein. Er war sprachlos und schien
fich zu überlegen, ob er mich aufweinen
Geisteszustand untersuchen oder wegen
unerhörter Frechheit direkt in Arrest
abführen lassen sollte. Mir selbst
stockte der Athem über meine Verwegen
heit.
Der Stabsarzt mußte aber zu keinem
rechten Resultat gekommen s.'in. Sie
sind ja ein luftiger Kranker." brummte
er. WaS fehlt Ihnen denn ?"
DaS weiß ich nicht. Herr Stabsarzt.
Mir sauft und hämmert eS im Schädel,
als ob er zerspringen sollte. Ich kann
nicht denken, nicht ordentlich hören "
So. Sie können nicht ordentlich
hören ? Na nicht
wahr?"
Während der Gedankenstriche, die ich
in die Rede deS ArztcS gesetzt habe, hörte
ich thatsächlich fast nichts, und vorüber
gehend schlich fich mir selbst ein leichtes
Gefühl der Angst und Hilflosigkeit inS
Herz, das sich auch wohl meiner Miene
mittheilen mußte. Denn der Arzt, der
sich 'waS darauf zu Gute that, einen
Simulanten sofort zu durchschauen,
nickte befriedigt.
Haben Sie früher schon 'mal an den
Ohren gelitten?"
Ich griff in meine Erinnerungen zu
rück uns kam fo auf die heiße Milch und
das siedende Oel.
Der Stabsarzt lächelte. Kein Wun
der. dß davon was nachgeblieben ist.
Na, denn wollen wir 'mal untersuchen.
Natürlich!" rief er, förmlich zurückpral
lend. Da läuft ja die schon
aus dem Ohr heraus. ES ist die höchste
Zeit, daß Sie zu mir kommen. Das
hätten Sie schon eher bemerken und zur
Meldung bringen müssen."
Er verschrieb mir mehrere Rezepte,
erklärte mir deren Anwendung, der
sprach, daß er übrigens noch heute den
Lazarethgchilfen zu mir schicken werde
und diltirte mir vorläufig vierzehn Tage
Revier. Ich sollte mich sofort zu Bett
legen.
So kehrte ich zum Feldwebel zurück.
Na ? lauerten die schlauen Augen.
Vierzehn Tage Revier. Ich soll mich
sofort zu Bett legen."
Wa-a-aS?"
Er glaubte, mich schon sicher gefaßt
zu haben.
Wo sitzt denn die Krankheit ?"
In den Ohren."
So, in den Ohren? Wissen Sie
waS? Der Doktor hätte Ihnen nur
hinter die Ohren gucken sollen, daS
wär' gescheiter gewesen! Na, meinet
wegen !"
ES blieb dem Feldwebel auch nichts
anderes übrig, als feine höhere Einsicht
unterzuordnen. Ich mochte jetzt selber
anstellen, waS ich wollte, kein Gott konnte
mich vor vierzehn Tagen wieder gesund
machen.
Mein Ohrenleiden sollte übrigens
noch einigen anderen zu Gute kommen.
Als die Compagnie wieder in die
Kaserne einrückte und der Feldwebel
von meiner schweren Erkrankung dem
Hauptmann berichtete, hielt dieser eine
längere eindringliche Ansprache an seine
Leute, daß sie sich ja vor Erkältung in
Acht nehmen sollten. Da sei der Ein
jährige , der habe bei der scharfen
Luft sein alteS Ohrenleiden wieder de
kommen und müsse nun wenigstens vier
zehn Tage den Dienst versäumen. Wer
sich deshalb nicht ganz wohl fühle, der
solle vertreten, damit er sich ein paar
Tage schone, ehe er ernstlich krank
werde.
Wäre der Feldwebel nicht dagewesen,
die halbe Compagnie würde Wahlschein
lich vorgetreten sein. So aber bannte
der drohende Blick und die heimlich ge
ballte Faust die meisten an ihren Fleck,
und auch von denen, die fich ein Herz
gefaßt hatten und vorgetreten waren,
wich die Mehrzahl wieder in'S Glied zu
rück, als der Feldwebel ihre Reihe ent
lang ging und jedem Einzelnen Nasen
spitze an Nasenspitze in die Augen starrte.
Vier geriebene Kerls aber hielten allen
Drohungen und Verwünschungen des
Feldwebels Stand, und die, so meinte
der Lazarethgehilfe, der mir am Abend
davon erzählte, toürden fich wohl um
das ganze Compagniekloppen herum
drücken.
Na," fügte er ehrlich hinzu, der
denken kann man'S ja niemandem.
DaS Ez'ciren im ganzen macht ja
manchmal Spaß, aber das Ausein
andcrziehen nnd stundenlang einzeln mit
Gewehr über vorbeireiten. daS hab' ich
heute noch im Magen!"
Die Erbin in Gefahr.
H!iiocstc ach dcin Eilglischc von Mich.
B u r t o n.
EineS Tages, als ich ein fiebenjähri
geS Mädel war, wurde mir erklärt, daß
mein alter asthmatischer Onkel sanft wie
ein Lamm verschieden sei und daß er
mich zur Erbin von jährlich zehntausend
Pfund Zinsen eingesetzt habe.
Diese Nachricht, welche mir mit sehr
ernster und wichtiger Miene mitgetheilt
wurde, machte keinen großen Eindruck
auf mich, uud ob mir gleich meine sran
zösische Gouvernante bei jeder Leicht
fertigkeit von meiner Seite daZ nämliche
wiederholte, so kümmerte ich mich doch
bis in mein achtzehntes Jahr wenig um
diese Aiigelegenheit; zu dieser Zeit aber
mußte ich mir daS Testament meines
OnkelS vorlesen lassen.
Es gab mir in der That reichlichen
Stoff zum Denken. Rechtsanwalt Mar
rowfatS' Gesicht ich seheeS noch vor mir,
indem ich dieses schreibe erfüllte
mich wahrhaft mit Grausen, während
er mir die gewichtigen Punkte korlas.
Ich ersah daraus, daß mein Vater und
Onkel, obgleich sie Brüder, oft im Leben
mit einander zusammcngerathen waren,
und daß sie bloß in einer Angelegenheit
übereingestimmt, nämlich in Aufrecht
Haltung der Würde der Familie Vava
four. In einem Augenblick drüber
licher Einigkeit hatten sie beschlossen,
daß, da der Titel meinem Vetter
Edgar, die Besitzungen aber mir zu
fielen, um beide? der Familie vereint zu
erhalten, wir einander heirathen sollten.
AIS ich zuerst von dieser Anordnung
hörte, war ich sehr niedergeschlagen und
Sir Edgar stieß einige Dutzend Flüche
aus. Cm leidenschaftlicher, herrsch
süchtiger, ja liederlicher junger Mann,
dachte ich. soll Dein der Gatte einer
Waise werden, die in der Welt keinen
näheren Verwandten hat als ihn, die
keinen Vater, der ihr rathen, keine
Mutter, welche ihr beiftehen konnte, ihr
eigen nennt? Dazu ein erklärter Wüst
ling. der mich bloß als eine Belastung
feines Erde? betrachtet, der weder Liede,
noch Vertrauen zu mir haben, der meine
Gefühle verhöhnen, meine Grundsätze
verlachen und nieine Zärtlichkeit und
Treue mit Unfreundlichkeit lohnen wird?
Nein! schloß ich ich hege die größte
Achtung gegen einen Vormund und
zittere vor seinen Machtsprüchen, aber
mich elend zu machen, bloß um ihm zu
gefallen, daS wäre doch zu weit ge
gangen.
Der junge Mann hatte nur noch
einige Monate bls zu seiner Volljährig
keit und an dem Tage, wo er diese
erreichen würde, sollte er fich erklären,
ob er die von unseren Vätern getroffene
Anordnung eingehen wolle. Nach mei
ner Meinung wurde gar nicht gefragt!
Ich dachte über meine seltsame Lage
nach, als mir plötzlich ein guter Einfall
in den Sinn kam. Könnte ich ihn nicht
sehen und, ungekannt von ihm selbst,
feinen Charakter prüfen?
Jetzt ist die Zeit, wo er meiner Pathe
feinen jährlichen Besuch abstattet, könnte
ich sie nicht überreden, daß ich fie, für
Andere unerkannt, besuchen darf?
Eine Woche darauf befand ich mich
in Dale bei meiner Pathe. Einfach,
ohne Wagen, ohne Pferd, ohne Bedien
ten, allem Anschein nach ein Mädchen
ohne Ansprüche oder Erwartungen Und
vorgeblich ganz von dem guten Willen
eine? entfernten Verwandten abhängig.
Noch jetzt erinnere ich mich lebhaft,
wie mein Herz pochte, al? ich nach dem
Speisezimmer hinabstieg, wo ich zum
ersten Male Denjenigen sehen sollte, der
über mein zukünftiges Schicksal zu ent
scheiden bestimmt war; und ich werde
nie meine Ueberraschung vergessen, als
mir anstatt eines wilden, liederlichen
Baronets ein blasser, artiger, etwas un
päßlich aussehender junger Mann vor
gestellt wurde. Man hat mich tüchtig
zum besten gehabt, dachte ich bei mir
selbst, als ich nach einer langen und
ziemlich anziehenden Unterhaltung mit
Sir Edgar nebst den anderen Damen
daS Zimmer verließ.
Der Zufall brachte uns fortwährend
zusammen, und eineS Abends, am
Schluß eines langen Zwiegesprächs
unter vier Augen, erwiderte auf meine
Behauptung, daß ich Geld und Glück
durchaus nicht für gleichbedeutend halte,
auch mit fünfhundert Pfund Sterling
jährlich recht gut auszukommen gedächte,
Sir Edgar:
Noch ein Zugeständniß! Würden
Sie unter solchen Umstünden mit mir
leben können? Sie haben wahrschein
lich." fuhr er nach einer Pause mit
wachsender Bewegung so, von mei
ner unglücklichen Lage gehört, ahnen
aber vielleicht nicht, daß ich vor einer
Vereinigung mit Miß Vavasour zurück
bebe, mich fest entschlossen habe, mich
um ein Amt zu bewerben und einen
Jahresgehalt von einem Freunde anzu
nehmen. Wenn fie glänzende AuSfich
ten zurückweisen und sich herablassen
wollten, mit mir zu theilen . . . . "
Sein Benehmen, der Augenblick, die
liebliche Umgebung allcS vereinte fich
gegen mich und der Himmel weiß, welche
Antwort ich in der Verwirrung ertheilt
haben würde, hätte ich mich nicht mit
einer meinen Herzen ganz fremden
Luftigkeit aus der Verlegenheit gezogen.
Ich kann Ihnen nichts hierüber
sagen, bis Sie in eigener Person Miß
Vavasour Ihre Gesinnungen erklärt
haben werden; zunächst müssen Sie die
selbe sehen."
Aber wie in aller Welt." sagte er.
kann sehen und abermals sehen mich
mit ihren Manieren, ihren Gewohnhei
ten und ihren Gesinnungen versöhnen,
oder wie könnte eine noch so große Geld
summe mich verleiten, zu Häupten mei
neS Tisches eine bucklige, schieläugige
Person mit einer grünen Brille auf der
Nase zu sehen."
Bucklig?'
Ja. von Kindesbeinen an. Aber
Sie erröthen. kennen Sie meine Ver
lobte?" Ganz genau sie ist meine beson
dere Freundin."
Ich bitte tausendmal um Ver
zeihung ! WaS bin ich doch für ein
Tölpel ! Ich hoffe, Sie find nicht
beleidigt !"
Beleidigt? O nein, keineswegs be
leidigt. Bucklig ! Guter Himmel
nicht im geringsten beleidigt, nein, um
alles in der Welt nicht !" Und ich warf
unwillkürlich einen Blick in den Spie
gel.
Ich hatte keine Ahnung," ergriff er,
sobald er sich wieder entwaZ gesammelt
halle, daS Wort, daß eine Bekannt
schast zwischen Ihnen besteht."
Die vertrauteste, welche Sie sich nur
denken können." erwiderte ich ; und ich
kann Ihnen versichern, daß Sie ihr als
dcr ludcilichste, leidenschaftlichste, bos-
haftcfte Wüstling, der unter dem Him
mcl zu treffen ist. geschildert worden
find.'
.Alle Wetter noch einmal !"
.Brausen Sie nicht auf. bitte, son
dern hören Sie mich : Sehen Sie Ihre
Base, Sie werden sich getäuscht finden
weiter sage ich nichts !"
Er schwieg mit einem sonderbar der
zerrten Geficht und einem Versuch zu
lächeln, während ich mich sehr zum
Weinen geneigt fühlte und durch meine
Entweichung aus mein Zimmer jeder
weiteren Erörterung vorbeugte.
Wir begegneten unS nicht wieder,
denn am nächsten Morgen noch im
mer zürnend über die ihm von meiner
Persönlichkeit gegebenen Schilderung
leiste ich nach Hause.
Wenige Wochen darauf wurde Sir
Edgar mündig.
Die Glocken tönten herüber die
Dorfbewohner zechten auf dem freien
Platze vor dem Hzuse als der Er
wartete bei mir vorfuhr.
Mein Plan war gefaßt. Mit einer
altmodischen Mütze bedeckt und einer ge
waltigen grünen Brille auf der Nase,
in einem verdunkelten Zimmer an
einem mit großen Folianten belaste
ten Tisch, bereitete ich mich auf die
verhängnißvolle Zusammenkunft vor.
Nach unzähligen hm! hm!" und
mit einer Verlegenheit, die ihm ebenso
peinlich als für mich spaßhaft war.
gab er mir zu verstehen, daß er die ihm
zugemuthete Verbindung nicht eingehen
könne, und wie eS ihm sehr leid thue,
daß eine solche Anordnung von unsern
Eltern getroffen worden.
Nein, nein." sagte ich mit einer
Stimme, die ihn stutzen machte, indem
ich die Gardinen aufzog. Mütze und
Brille von mir warf, nein. nein. eS
ist widerfinnig, zu erwarten, daß Sir
Edgar Vavasour mit einem ungedilde
ten, albernen, buckligen Mädchen fich
vermählen werde."
Ausrufungen und Erklärungen,
Gelächter und Scherze, vermischt mit
ernsteren Gefühlen, folgten jetzt schnell
nacheinander, aber der Ersolg davon
war, daß daß daß wir einem
der heiratheten.
Recht hat er gehabt.
Honvedminister General Baron Geza
Fejevary. der jüngst seinen Sohn in
Fünfkirchen besuchte, hatte, wie daS
Neue Bester Journal" mittheilt, ein
kleines Erlebniß in der schönen Pro
vinzstadt. Der Minister machte vor
der Feftvorftellung im Theater einen
Spaziergang in den Gassen Fünfkir
chenZ. Während seiner Promenade
wollte Baron Fejevary fich eine Cigarre
anstecken, doch hatte er keine Streichhöl
zer bei fich. Se. Exzellenz spähte also
nach einem Herrn auS, der ihm aus
der Verlegenheit helfen könnte. Da
erblickte der Minister einen schmucken
Husaren, der haftig an ihm vorüber
eilen wollte. Baron Fejevary, der
in Civil" war. rief dem Soldaten
nach:
Halt I mein Sohn."
Der Soldat blieb stehen, drehte fich
um, maß den Civilisten vom Scheitel
bis zur Sohle und herrschte ihn ziem
lich barsch an :
Na, was gibt'S denn?"
Lächelnd sagte der Minister: Gib
mir ein wenig Feuer I"
Der Husar zögerte eine Weile und
warf einen Blick deS Erstaunens auf
den Civilisten, der ihn zu duzen wagte.
Doch siegte schließlich sein gutcS Herz
und er reichte dem Civilisten die Cigarre
zum Anbrennen hin; doch einer Be
merkung konnte er fich nicht enthalten :
Ein andermal kaufen Sie fich Zünd
Hölzchen, wenn Sie ausgehen!"
Erklärliche Ursache.
Gast (zum Kellner): Ich kann dieses
Rindfleisch nicht essen."
Kellner: Bitte, versuchen Sie Ham
melfleisch, ich werde Ihnen ein sehr
schönes Stück bringen." (Bringt Ham
melfleisch,) Gast: Ich kann dieses Hammelfleisch
nicht essen."
Kellner: Tann versuchen Sie. bitte,
Geflügel, ein schönes Bruststück." (Bringt
das Geflügel.)
Gast: Ich kann auch dieses Geflügel
nicht essen."
Kellner: Bcdaure sehr, mein Herr.
Vielleicht versuchen Sie einmal Kalbs
kotolettes. welche heute gerade sehr
schön find. (Bringt alsbald KaldS
kotelettcS.) Gast: Ich kann beim besten Willen
diese Koteletts nicht essen, Kellner."
Kellner: Sapperlot, da ist eS besser,
Sie sprechen mit dem Prinzipal." (Holt
den Prinzipal.)
Prinzipal: Ich muß gestehen, mein
Herr, Sie haben nun bereits vier ver
schieden Gerichte zu essen verweigert,
die sämmtlich besonders gut zubereitet
find. Was, ich bitte Sie, ist denn die
Ursache?"
Gast: Durchaus keine, die Speisen
schienen ausgezeichnet zu fein."
Prinzipal: Aber denn, um Gottes
willen, warum essen Sie denn nicht ?"
Gast: Sehr einfach, verehrter Herr,
ich habe weder Messer noch Gabel!"
(Tableau.)
c kennt seine Gattin.
Dienstbote: Gnädige Frau suchen
ein Zimmermädchen?"
Hausfrau : Die Stelle ist leider
schon besetzt !"
Hausherr (freundlich): Ja. leider
schon vergeben kommen Sie über
morgen wieder !"
Deutschland in ljinj.
Schultze: .Also China soll ausjctheilt
werden."
Müller: Se sagen eS ja."
Schultze: .Dann kricjcn wir doch auch
unser Stück."
Müller: .Natirlich."
Schultze: Wut machen wir denn da
mit?"
Müller: .Denn wird natirlich allenS
uf preußische Art injerichtct mit Assessoren
und Jeheimräthe un Landräthe u. s. w."
Schultze: .Und der Zopf?"
Müller: .Der bleibt vor'S Erste.'
IVrgifcrten.
Frau A.: .Also haben Sie fich wirk
lich entschlossen, einen Wittwer zu hei
rathen?"
Frau B. (Wittwe): .Jawohl."
Frau A.: Ader denken Sie nur,
wenn er Ihnen nun von seiner ersten
Frau erzählt."
Frau B.: Erzähle ich ihm von mii
nem ersten Mann."
.Mischer IViojdjt.
Polizist der einen Taschendieb auf der
That ertappt hat): .Heda waS mach,
ten Sie denn mit der Hand in der Tasche
jenes Herrn?"
Dieb: .Sein Portemonnaie hab' ich
besser 'rcingcfteckt, weil'S so weit heraus
sah!"
l?crnglücklc Ansprache.
Herr (zu einer Jungfer, die ihm
einige sehr alte Damen vorgestellt): Ach.
die Damen find gewiß ihre Jugend
freundinnen?"
lcchcndufijjbc.
Eine Frau kauft für ihre 7 Söhne
13 große und 13 kleine Aepfel, vertheilt
diese Aepfel dann gleichmäßig unter ihre
Kinder. Wie fängt fie das an?"
ivq snmizjci i(poj. iZ :BunjgiJn&
ISNV
in Aufsitzer.
Ich reise öfter zu meinem Onkel,
dort finde ich die beste Aufnahme."
So. was ist denn Ihr Onkel?"
Photograph."
Aus der Schule.
Lehrer: Nenne mir einen Satz mit
dem Worte ansteckend"."
Schüler: Die Laternenanstecker find
alle ansteckend."
Unsere Dienstboten.
Stubenmädchen (zum Bedienten):
Nicht wahr. Jean, ich bin schöner als
unsere Gnädige?"
Bedienter: Das schon, nur noch
etwas dümmer!"
Nicht beleidigt,
Gast: Herr Wirth, ist eS wahr, daß
man Sie den Ochsenwirth nennt?"
Wirth: Gewiß. Sie müssen daS ja
wissen, ich bewirthe Sie schon vier Jahre
lang."
was sich der Vater kaufen soUI
Paul: Vater, der Hänfling, den Du
mitgebracht haft, ift meiner."
Alfred: Und der Kanarienvogel ift
meine:."
Vater: Und toaZ bekomme ich."
Paul (fünfjährig): Vater. Du kaufst
Dir noch einen Affen."
Vorzug.
Metzger (zum Dichter, von dem er
mehrere Mal Makulatur gekauft hat):
Ihre Verse gefallen mir ich werde
nur die besten Wurftsorten darin ein
wickeln!"
verunglückte kiebeserklärung.
Bin ich wirklich Dein Alles, Max?"
Ach. Anna! WaS ift mir die Sonne,
wenn Du nicht meine Sonne bist; was
ift mir die Luft, wenn Tu mir nicht
Luft bist!"
verschnaxpt.
Gast: Kellner. waS ift denn das?
Ich finde hier in meinem Kalbsbraten
eine richtige Kotzenpfote."
Kellner: Ach. entschuldigen Sie nur.
da haben Sie aus Versehen jedenfalls
Hasenbraten bekommen."
vorsichtig.
A. : Na. Aujust, wat haben denn
die in de Klinik wejen Deine Kopf
schmerzen gesagt?"
B, : Ick soll keene jeiftige Jetränke
trinken."
A, : SchnapS ooch nich?"
B. : Tct habe ick mir nich jetraut zu
fragen, den hätte er mir vielleicht ooch
verbeten."
indlich.
Fritz (Sohn eines Kaufmanns, als
dieser eineS TageS einen großen SchmauS
giebt): Tu. Papa, hast Du wieder
'mal Konkurs gemacht?"
Rückschluß.
Er: Sie wissen, wie sehr ich Sie
bewundere und wie sehr Sie mir gefal
len; nun sagen Sie mir aber 'mal auf
richiig, waS gefällt Ihnen an mir am
besten?"
Sie: Ihr guter Geschmack!"
Zugabe.
i,,Jch sag' Dir, mein Schwiegersohn
ist ein Prachtmensch. Ich geb' ihm
noch 40,000 Mark I"
Wo denkst Du hin. Jakob! Eine
halbe Million Mitgift und noch ertra
dazu -.0.000 Mark?!"
Ich will, er soll meine Tochter auch
gern haben!"