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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Jan. 13, 1898)
i II. Iml Rentier Schnurrn. Hün,0!lk ton ,p A,ka?e. 7lo.i i;S. v r Der fiüjjcrr Bäckermeister, jetzige i Rentier August Lkhmann befand sich heute in einer Ausreguuz. wie man sie an ihm selten zu beobachten pflegte. EZ war Sonntag Vormittag. Echon seit scchz Uhr srüh war Lehmann aus den Beinen und machte Toilette, als od eZ galt, sich einem Minister vorzustellen. Er hatte die neuen tadellosen Hosen an gezogen und schimpste soeben Über die Plätterin, welche die weiße Wefte au? aller Fazon geplüttet hatte. .Eo'ne dusseligen Frauenzimmer." meinte Lehmann zu seiner besseren Ehe hülste, .nick) 'mal eene Weste können se plattern. det se een vernünstiger Mensch anziehn kann." Seine Gattin, geborene Butterhünd ler Müller versuchte ihn zu beruhigen und meinte beschwichtigend: .Aber Aujust, nu sei doch man blos ruhig, die galten an die Weste find ja jar nich zu sehen, da kommt ja der jute schwarze Jehrock ruft.' .Na ja. Du haft ooch recht. Karline.' beruhigte fich jetzt Lehmann. .die Weste kommt ja ooch fast jar nich zu sehen. Hat mir denn überhaupt der Hutmacher schon den neien Cylinder geschickt?" .Natürlich Aujuft. et iS allenS da." Der Grund der unbeschreiblichen Auf regung war ein Brief, den Lehmann am gestrigen Sonnabend erhalten, und der ihn zu Sonntag'Vormittag zum Besuch bei Herrn Ingenieur M. in der PotSdamerftraßr in Berlin einlud. Lehmann war sonst ein ruhiger Mensch, den so leicht nichts in Auf regung bringen konnte, Er war früher Besitzer einer Bäckerei gewesen, und hatte fich mit den Jahren ein kleines Vermögen zusammen gebacken. Obwohl eS unter seinen speziellen Be kannten und seiner früheren Kundschaft stadtbekannt war, daß er die Schrippen und Brot so klein gebacken, wie kein anderer seiner Kollegen, behauptete Lehmann doch immer, daß eZ nur in seiner früheren Bäckerei große Backmaare gegeben höbe, während die früheren Kollegen eS von den armen Leuten näh men, um fich ein Vermögen zu schaffen, indem fte die Backwaare so klein wie möglich machten. Er schimpfte denn auch weidlich auf diese Schwindler, wie er fte nannte. In Wahrheit hatte er eZ ärger ge trieben und deshalb oft Vorwürfe hören müssen. Er hatte eS fich'S aber immer ruhig gefallen lassen und sich fein Theil dabei gedacht. Er hatte eS ja nun auch so weit gebracht, daß er von sei nen .Zinsen" leben konnte, wie er bei jeder Gelegenheit zu bemerken beliebte. Lehmann lieble eS überhaupt, nach außen hin den feinen Mann zu spielen. Er kleidete fich möglichst modern und prahlte, wo er nur konnte, mit seinem erarbeiteten Vermögen. Thatsächlich war aber Lehmann nur ein sogenannter ,SechSdreierRentier', da? heißt, er gehörte zu derjenigen Klaffe der Rentiers, die zum Verhungern zu viel, zum Satt effen jedoch zu wenig haben. Dabei befaß er jetzt einen wahren Abscheu gegen daS Bezahlen von Rechnungen und verlangte überall, daß man ihm. als den reichen Mann, unbegrenzten Kredit einräume. Im letzten Sommer hatte sich Leh mann nun mit feiner Gattin eine Bade reise geleistet. Sie waren in HeringSdorf gewesen und hatten dort die Bekanntschaft deS Ingenieurs M. mit Familie gemacht. Dieser Familie hatten fich Leh. manns eng angeschlossen oder beiier ge sagt aufgedrängt. Letztere hatten sich denn auch anstandshalber weiter mit den LehmannS eingelassen, als ihr spä ter lieb war. Die Folge davon war, daß die M.'fche Familie ihren Aufent. halt in HeringSdorf früher abbrach, als sie vorher beabsichtigt hatte. Wenn sie aber geglaubt hatte, die LehmannS loS zu fein, so hatte fte fich geirrt, denn diese ließen eS fich nicht nehmen, ihren Aufenthalt ebenfalls abzubrechen und zum Leidwesen der Ingenieur M'schen Familie mit nach Berlin zu fahren. Hier angekommen, verabschiedeten fich LehmannS besonders herzlich mit dem Versprechen, die Bekanntschaft durch häufiges Zusammensein fortzusetzen, waS von der Ingenieur M.'fchen Fa milie mit süßsauerem Lächeln hinge nommen wurde. LehmannS hatten nun wiederholt versucht, fich auch hier in Berlin den M.'s aufzudrängen, bei ihren wieder holten Besuchen seitens der Dienerschaft jedoch den Bescheid erhalten, daß die Herrschaft nicht zu Hause sei. Nach mehreren derartigen nutzlosen Versuchen hatten eS LehmannS aufge geben, weiteren Verkehr mit den M.'S zu suchen. Um so erstaunter war Lehmann am gestrigen Sonnabend gewesen, daß er plötzlich von M. einen Brief erhielt, worin ihn dieser zu einem'Besuch auf Sonntag.Vormittag um 11 Uhr ein lud. Ter Brief war gerichtet an den Ren tier Lohmann, Brunnenftraße 20. LehmannS Hausnummer lautete nun zwar 29, aber eS fiel dem freudetrunke nen Lehmann, durchaus nicht auf. daß da geschrieben stand Nr. 20. Ebenso auch nicht, daß die Aufschrift lautete : .Herrn Rentier Lohmann." Lehmann meinte vielmehr zu seiner besseren Hälfte : .Det iS doch doll. der M. schreibt hier statt Lehmann. Loh. mann ; ja, ja, son'ne Leite, die so ville beschäftigt find, die nehmen et mit die Der Sem tttagMst Jahrgang 1. Beilage ;um Ncliraöka taatö-?ln;eiger. No. 34. Adressen nich so jenau, da iZ unserem? doch uffmerksamer, na et schad' ja ooch nischt. sieh mal bloS an. er entschul digt sich ooch. det wir ihm am dorigten Sonntag nich angetroffen haben. Et war ja zwar schon vor drei Wochen, det wir det letzte Mal bei ihm waren, aber det hat er wahrscheinlich übersehen." LehmannS Aufregung am heutigen Eonntag'Bormittag wurde noch mehr gesteigert durch daS plötzliche Erscheinen deS Schneidermeisters, welcher vor acht Tagen den neuen, schwarzen Anzug Be liefert hatte. Juten Morjen, Herr Lehmann," führte fich der Besuch ein, .ick dringe Ihnen die Rechnung und möchte um Drahl" bitien." Nanu, Meester, heite iS doch Sonn tag. det müßten Sie doch wissen, det man Sonntags nich gestört fein will, wie Sie sehen, muß ick eben au-jehen, um meinen Fremd, den ,Jngenjer M. zu besuchen," entgegncte Lehmann ärgerlich Über den Besuch deS Schnei dermeifterS, welcher in der Absicht ge kommen war. feine Kasse zu schmälern. .Det verkneifen Se fich man. heite be zahle ick nich, Sie wissen doch, mit wem Se zu duhn haben, ick bin der Rentier Lehman, un außerdem habe ick keenen Oogenblick Zeit. Sie sehn doch det ick auSjehen muß. Heite habe ick ooch keen flüsstjet Jeld, ick kriege erst morgen meine Zinsen die jriechischen Papiere." Na, wenn Sie jriechische Papiere haben, denn jeden Sie mir man mein Jeld jleich." meinte der Schneidermei stet, denn die find faul." Da kam er aber bei Lehmann schö.z an. .Machen Sie det Sie rauSkom men, det jeht Ihnen jar nischt an, wat ick for Papiere habe." Damit komplimentirte er den Schnei der zur Thür hinaus. Natürlich war Lehmann durch diesen Zmischenfall die Laune total verdorben. ES schien über Haupt, als ob fich heute alles gegen ihn verschworen habe, denn der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet, und eZ regnete in Strömen. Aber Aujuft. in det Wetter wirft Du doch nich zu M.'S jehen, det jießt ja wie auZ Mollen," wagte seine Ehe hälfte zu bemerken. Natürlich jehe ick nich, Karlineken, ick fahre mit 'n OmnibuS. Adjeh Schnutekcn, ick fahre jetzt." Wo blos heite wieder der der wünschte Omnibus bleibt," meinte Lehmann ärgerlich zu fich selbst. Wenn man so 'n Ding braucht, denn kommt ct nich." Endlich kam der OmnibuZ in Sicht, und Lehmann beeilte sich mit aufge spanntem Regenschirm auf denselben loszustürzen. Sie Männecken halten Sie 'mal 'n Oogenblick," rief er dem Kuscher schon von weitem zu. Dieser winkte nur ablehnend mit der Hand. Ter Omni bus fuhr an Lehmann vorüber, und dieser trabte nach, dem Kondukteur wüthend zurufend : Lassen Sie doch 'mal Ihre olle Aktienschaise halten, Sie seh'n doch, det ick mit will." Er über hörte vollständig, daß ihm der Konduk teur zurief : Thut mir leid, alles be fetzt!" und. rannte wüthend nach, daß ihm der Straßenschmutz bis ins Gesicht spritzte. Jetzt hatte auch der Wind seinen Schirm gepackt und denselben umge knickt. Lehmann befand fich in Heller Verzweiflung und war eifrig bemüht, den Schirm wieder in die richtige Lage zu bringen. Hierbei entfiel ihm der Hut und rollte vom Winde getrieben den Stra ßendamm entlang. Außer sich vor Wuth wollte Lehmann dem Ausreißer nachsetzen, rutschte aber auf dem durch den Regen schlüpfrig ge wordenen Pflaster aus und fiel der Länge nach auf den Straßendamm. Ein über die Straße kommender Schufterjunge rief ihm zu : Sie, Männeken, wenn Se da wat gefunden haben, denn müssen Se et adjeben. det Fundbüro iS uff'n Alexanderplatz." Miserabler Lümmel," schrie Leh. mann wüthend, wirft Du woll det Maul halten, hole mir lieber meinen Hut, fiehfte nich. wie der feine Cylin der in 'n Dreck 'rumtrudelt?" Sie find woll von 'n Luftballon überjefahren, Männeken. ick bin doch nich Ihr Dienftmann, an't Rosenthaler Dohr fteh'n welche, hol'n Se sich man een'n." Lehmann hatte fich jetzt aufgerafft und eilte seiner entflohenen Kopfbe deckung nach, um fte vor gänzlichem Verderben zu retten, aber zu spät. Eine soeben in gemüthlichem Trabe an kommende Droschke fuhr über dieselbe weg und machte auS dem feinen Chlin der einen Chaupeou Claque. Jetzt hatte bei Lehmann die Wuth den höch sten Grad erreicht. Wie besessen rannte er der Droschke nach, welche er denn auch, da ja die Berliner Trotschken kutscher gewöhnlich Vollblutaraber" vor ihren Droschken haben, bald ein holte. ..halten Cie doch'mal Mensch. Sie fahren ja, als od eie 'ne Fuhr hät ten," schrie er dem Kutscher u. Na, ick halte ja schon, st.'igen Se man in. wohin darf ick denn Eier Hochwohlacdoren fahren, Sie haben woll een Kleenen zu ville heute Vormit tag gedrunken?" erwiderte der biedere Roffelenker gemüthlich. Hat fich wat mit det Fahren," rief Lehmann nach Luft schnappend, mei nen neien Eylinder haben Sie mir ka putjefahren, der koft't zehn Mark, die Sie mir bezahlen wer'n, Sie find eben mit ecnS von die Hinterräder drüber weg jefahren, warten Se 'mal 'n Ogen blick, ich wer' Ihnen 'mal des Korpus DiliktuS zeijen." Ein mitleidiger Straßenpassant, wel cher den Vorfall beobachtet hatte, brachte ihm soeben den zerbeulten Cylinder, den Lehmann mit einem steifen Bückling und Worten: Ick danke Jhn'n scheen. Sie find doch noch der eenzigfte berninf tige Mensch, der een biZken Mitleid mit een'n vom Unfall befallenen, ehrlichen Bürger hat. Sie find mein Zcije, lie ber Mann, det der Kutscher mir hier soeben den Hut kaput jefahren hat." .DaS thut mir leid, werther Herr, aber ich habe nichts gesehen, zudem aber auch nicht eine Minute Zeit, denn meine Frau wartet zu Hause mit dem Essen." Damit verschwand der mitleidige Herr" schleunigst, offenbar glaubend, mit einem Betrunkenen zu thun zu ha den. Na seh'n Se Männeken, nu jeht Ihnen der Zeije ooch durch die Lappen, nat wat denn nu ?" .Denn fahr' Sie zum Henker, ick bin ja jlücklicherweise 'n reicher Mann, der sich ooch alleenc eenen neien Hut koo fen kann." Na seh'n Se, lieber Freind, nu wer'n Se doch wieder jemiethlich, nu bezahl' Se mir man, un wir sind wie der die alten Freinde!" Wat woll'n Se denn bezahlt haben, ick bin doch mit Sie jar nicht jefahren?" Nee, det stimmt." erwiderte der Droschkenkutscher, jefahren sind Se nich mit mir. aber uffgehalten haben Se mir zehn Minuten, det macht sechzig Pfennige, dafor fahre ick Ihnen ooch noch finf Minuten." Sie find woll nich janz gesund," erwiderte Lehmann, wieder grob wer dend. det fehlte noch, mir meine Ja derobe zu verrujiniren und denn noch dafor bezahlt haoen woll'n, det wär' ja so'n Ei." Schutzmann," rief der Droschken kutscher jetzt dem an der nächsten Stra ßenecke stalionirten Wächter der öffent lichen Unsicherheit zu. Bitte kommen Se doch mal 'n Ogenblick uff unZ zu zu, der Herr will mir nich bezahl'!" Der Schutzmann, dem , das laute Zwiegespräch längst aufgefallen war. kam eiligst herbei, und nun begann ein Wortgefecht, von dem der Schutzmann ganz betäubt wurde. Schließlich gelang es ihm aber doch. daS Wort zu erhalten, und gemüthlich auf den erregten Leh mann einsprechend, erwirkte er, daß die ser sich bereit erklärte, die verlangten sechzig Pfennig an den Droschkenkutscher zu zahlen. Na denn meinSwegen," meinte Leh mann mit süßsaurer Miene, det also ooch noch", und langte in die Tasche, um den geforderten OboluS dem Kut scher zu verabfolgen, im nächsten Augen blick besann er sich jedoch und meinte, daS Portomonnaie wieder einsteckend, zu dem Droschkenkutscher: Wenn ich Jh nen doch bezah'n muß. denn kennen Se mir ooch fahren, also PotSdamerftraße neinundfufzig, Jnschenjer M." Jut." erwiderte der Droschkenkut scher gemüthlich, een oder zwee Trep pen?" Det wer ick Ihnen nachher sagen, fahr'n Se man los." Der Vollblutrenner setzte sich in Trab und der Kutscher lächelte vergnügt. Det war noch 'n jescheidter Je danke." dachte Lehmann. Zu M. muß ick doch, un wenn ick ihm mein Malheur erzähle, denn wird er woll' meine Toi leite entschuldigen." Ohne weitere Unfälle erreichte Leh mann sein Ziel, und nachdem er dem Droschkenkutscher für die lange Fahrt zwei Mark und fünfzig Pfennig bezahlt hatte, zog er die Portierglocke deS sei nen villenartigen HauseS Potsdamer ftraße 59. Zu wem wünschen Sie." fragte ihn der Portier. Zu wem soll ick denn wünschen? Natürlich zu Herrn Jnschenjer M.I" Sooo," meinte der HauZhllter ge dehnt, ich glaube kaum, daß der Herr M. für Sie zu sprechen sein wird," und musterte Lehmann .von oben bis unten. Sie können eS ja 'mal versu chen, parterre rechts." Nachdem Lehmann in ungestümer Weise an der Thürzlocke gedrückt, er schien ein dienstbarer Geist, welcher Leh mann erstaunt und fragend anblickte. Na, wat kieken Se mir denn so an. als od Se noch keen anständigen Men schen nich jeseh n haben ? Ich bin der Rentier Lehmann aus die Brunnen ftraße. melden Sie mir!" Entschuldigen Sie Herr Lohmann, ich werde Sie gleich melden." Passen Se doch uff. Lehmann heeße ick, nich' Lohmann." Mein Herr. daS iS doch wohl nicht möglich." erwiderte der Diener zögernd stehen bleibend. Natürlich iZ et meglich. ick wer doch woll noch wissen, wie ick heeßen dhue." Ter Diener verschwand kopfschüttelnd und erschien nach kurzer Zeit mit dem Bemerken : Der Herr läßt bitten." Lehmann wurde in den Salon geführt und befand sich einige Minuten später Herrn M. gegenüber. Juten Dach, lieber M.", begrüßte Lehmann den letzteren, ihm zum Gruß die Hand entgegenstreckend, wie jeht et Ihre Jattin. Entschuldigen Se man, det ick so spät komme, ick bin nämlich verunjlückt. aber mit die Fahrjelegen Heiken hier in " Ja, was verschafft mir denn daS Vergnügen, Herr Lehmann?" unter brach Herr M. ihn fragend, die darge botene Rechte LehmannS nicht bemer kend. Na nu, Sie haben mir doch zu heite Vormittag um elf Uhr injeladen, hier iS ja ihr Brief." Ah, das ist ein Irrthum. Herr Leh mann, der Brief ist ja an Herrn Loh mann, Brunnenstraße 20, gerichtet, da hat unS die Post einen dummen Streich gespielt. Fatales Versehen, habe mei nen Freund Lohmann deshalb auch der gebenö erwartet. Entschuldigen Sie Herr Lehmann, aber ich bin sehr in Anspruch genommen." Damit war Herr M. verschwunden, den verdutzten Lehmann stehen lassend. Bald darauf erschien der Diener, um Lehmann den AuZzang zu zeigen. Vollständig geknickt, trollte Lehmann nach Haufe, um feiner erstaunten Gattin fein Erlebniß zu erzählen. Laß mir eener mit die feinen Leite zufrieden," meinte er schließlich, det alte Sprüchwort Schuster bleib' bei Deinen Leisten" iS doch wahr." Ein Pferderennen in Neu-Aleriko. Skizze aus den, anierikckiiischen eben. Eines der sonderbarsten Nachspiele zu einem Pferderennen, wie ich eS noch ze, weder in Neu-Mexiko, noch über Haupt irgendwo sah, trug fich vor eini gen Jahren in der Nähe deS kleinen Städtchens Ocate in Colfax.County zu." so erzählte mir ein Mann auZ Santa Fe. Dort hatten fich nach dem Frühjahrs Round up" eine Anzahl Viehdesitzer und .Cowboys" sKuhhir ten) versammelt, und da das Vieh fich gut durch den Winter gehalten hatte, waren die Rancher sehr guter Laune und zu allerlei Späßen aufgelegt, die entweder aufregen oder beluftigen sollten. Natürlich hatte man, wie gewöhn lich bei solcher Gelegenheit, eine ansehn liche Quantität Whiskey vertilgt. Man spielte Karten, würfelte und hielt Pferderennen im Freien auf offener Prärie ab. Das schnellste Rennpferd besaß Bill JoneS. ES war ein herrlicher, perl grauer Kentucky-Wallach. der schon seit zwei Jahren Alles geschlagen hatte. waS mit ihm wettrannte. Natürlicher Weise hielt Bill JoneS viel von seinem Thier, und Sie können fich denken, wie er eZ aufnahm, als eine? Morgens ein ganz gewöhnlich aussehender Bursche, Na mens Meechman, auf einem erbürm lichen Klepper heranritt und JoneZ ohne Weiteres zu einem Wettrennen herausforderte. Wir begrüßten das Ansinnen mit brüllendem Gelächter. Meechman aber spöttelte so lange über Bill Joncs und seinen Wallach, daß dieser, in seinem Rausche wüthend geworden, schwor, mit ihm zu rennen um jeden Einsatz, den er vorschlagen würde. Geld habe ich keinS bei mir!" rief Meechman höhnisch auZ, indem er unS der Reihe nach ansah. DaS habt Ihr auch gewußt, sonst würdet Ihr nicht so frischweg gewettet haben! Aber ich will Euch fagen, wie wir eS machen wollen! Wir rennen eine halbe Meile und ich fetze mein Pferd gegen das Eurige! Wir lausen dreimal. Wer zwei Mal gewinnt, ist Sieger! Seid Ihr das zufrieden? He?" Mein Pferd gegen EureZ?" brüllte JoneZ in rasender Wuth. Mein Thier ist zwölf Mal so viel werth, als jener Schindgaul! Ihr seid der rückt!" Nun!" lächelte Meechman sarkastisch. Wenn Euer Pferd wirklich so gut ist. dann wird eS ja das meinige auf jeden Fall schlagen! Ueberhauvt." fetzte er lauernd hinzu, ich denke, daS beste Pferd ist immer dasjenige, welche? ge winnt, od eS theurer oder billiger ist. als das besiegte!" Bill JoneS biß die Zähne zusammen.. Solch' kaltblütige Frechheit war ihm noch nicht vorgekommen. .Angenommen!" schrie er und ging nach dem Corral, seinen Wallach zu holen. Ich eilte ihm nach. Billy!" flüsterte ich ihm zu. .Sei auf der Hut! Der Hallunle hat ein Surprise Horse"!" "kut uz,!" fuhr JoneS mich an und war in einer Sekunde im Sattel. .Mein Pferd ist das beste!" Dann nahm er seinen Revolver und Patro nengürtcl ab, um leichter zu reiten, und gab sie mir zu halten. ES ging loS. Wie der Wind flogen Beide davon. Meechman'S Thier lief wie ein Hirsch. Bill JoneS fluchte, spornte aber auch sein Pferd und gewann um eine halbe HalZlünge. Hurrah für Billy!" lärmte die Wer sammlung. als beide Wettenden auf schaumbedeckten Pferden im Schritt wie der am Starter" erschienen. Meechman kniff die Lippen zusammen und wagte nicht, aufzuschauen. Ohne ein Wort zu sagen, wandten Beide um und jagten auf das Zeichen des Kampfrichters loS. Bill JoneS schien verlieren zu sollen, aber der Perl graue gewann wieder, wenn auch dieses Mal nur um eine Kopflänge. JoneS hat gesiegt!" jubelte der Haufe, al? beide Reiter zurückkehrten. JoneS' Augen strahlten, Meechman'S Züge verzerrten fich zu einem entsetzlichen Grinsen. Nun. mein Junge!" rief Bill spöt tisch. Jetzt steige ab und gehe zu Fuß heim und sage Deiner Mutter, daß JoneS grüßen lasse!" Oho!" entgegncte Meechman. ES wurde ausgemacht, dreimal zu reiten! Habt Ihr etwa Furcht, Herr Sieger? Ich bestehe auf dem dritten Rennen, ob ich gewinne oder nicht!" Gut, Bestie, infame!" zischte JoneS und wandte sein Pferd, um loSzureiten. Auf, Du Hallunke! Wir reiten in die Hölle!" Damit jagte er davon. Doch waS war daS? Meechman hielt still, allerdings, ohne den Grauen auS den Augen zu verlieren. JoneS war ihm ungefähr fünf Pferdelängen voraus, als auch er fich in Galopp setzte. Dadurch aber stutzig gemacht, zügelte Bill seinen Renner, um sich nach Meechman umzusehen. Diesen Mo ment benutzte der Schwindler, um nun mehr an seinem Vorgänger in voller Carriere dicht vorbei zu sausen. Da durch wurde der Graue erschreckt und bäumte fich, daß JoneS gezwungen war. auS dem Sattel zu springen, um nicht bei einem etwaigen Ueberschlag deS Thieres unter diesem begraben und zer quetscht zu werden. Mit höhnischem Gejohle jagte Meech man über den Zielpfosten hinaus und verschwand in einer dichten Staub Wolke hinter dem nächsten Hügelrande. Im nächsten Moment galoppirte JoneS zurück und auf mich zu. Meine Pistole!" schrie er rothblau vor Zorn. Ohne ein Wort zu sagen, reichte ich ihm die Waffe hin. Er drehte den Cylinder, probirte den Hahn und schnallte dann heftig den Patronengür tel um. Eine Sekunde später jagte er in Windesftille in der Richtung, die Meech man genommen halte, davon. Volle acht Stunden vergingen, als wir Pferdegetrappel auf der Straße hörten. Hallo! Das ift Bill JoneS!" riefen Einige von uns. indem fie aufsprangen und der Thür zueilten. In demselben Augenblick aber wurde dieselbe von außen geöffnet und Bill JoneS trat, über und über mit Staub und Schweiß bedeckt und hier und da an den Kleidern mit Blut bespritzt, ein. Draußen stand sein schaumbedeckter Grauer mit fliegenden Flanken und neben ihm der entsetzlich abgerittene Klepper Meechman'S mit blutüderftröm tem Sattel. Jim! "A glass of ycrnr best Bourbon! Quick!" daS war AlleS, waS Bill JoneS sprach. Nun, und waS thatet Ihr?" Was sollten wir thun? Gar nichts! Wir wußten, daß Bill JoneZ im Rechte war und daS Pferd Meechman'S ge hörte ihm!" Achtzigjähriger (zu seinem abgelebten Enkel): Wie, fünfundzwanzig Jahre bist Du alt? Potz Blitz. Du bist ja beinahe noch ebenso rüstig, wie ich?" Heiler ilitSrgksckiichte au Japan dringt seit einiger Zeit fast taglich die Jommri.Schimdun". Besonder, Hei teike.t erweck!? in ganz Japan die Er zählung von der Gefangennahme de? verdienten Genera!? Kuroda. Dieser Herr fuhr eine? Abend? nach einem Festmahl in seliger Stimmung mit dem letzten Zuge von Kode nach Osaka. Er nickte während der Fahit ein, und si!3 er nach langer Zeit erwachte, war e? um ihn herum stockdunkel und er wußte nicht, wo er fich befand. Der Schaffner de? ZugeS hatte ihn nämlich bei der Ankunft in Osaka nicht bemerkt: die Lichter deS WagenS wurden ausgelöscht und der Wagen in einen Schuppen ge bracht, der darauf verschloffen wurde. Als General Kurado endlich begriff, wo er sich befand, machte er im Schuppen einen großen Lärm, bis zuletzt ein Nachtwächter herbeikam und Seine Er. cellenz auZ der unfreiwilligen Haft be freite. Auch vom Herrn Oberstlieutenant Tamura, dem bisherigen Militürbevoll mächtigten bei der kaiserlich japanischen Gesandtschaft in der deutschen Reich? hauptftndt. wird eine Anekdote berichtet. Er hat viele Jahre in Europa verlebt und liebte eZ. al? er vor einigen Jahren in fein Vaterland zurückkehrte, bei jeder Gelegenheit Vergleiche mit Europa an zustellen, weshalb er bald von seinen Kameraden den Spitznamen Europa" erhielt. Eines Tages ging sein Diener mit einem seiner Pferde durch die Straßen von Tokio. Da trat ein Of fizier an den Burschen heran und fragte ihn. wem daZ schöne Thier gehöre, das er schon irgendwo gesehen zu haben glaubte. Der Diener antwortete nur: Europa", worauf der Ossizier lachend bemerkte: Ein europäisches Pferd hat keinen so kurzen HalS." Da entgegnen der Dienet: DaS Pferd stammt nicht aus Europa, sondern gehört dem Herrn. Europa in Jotfuja." Da lachte der Osfizier noch mehr, denn er wußte, daß mit dem Herrn Europa auS Jotfuja (einem Stadttheil von Tokio) fein Ka merad Oberstlieutenant Tamura ge meint war. englische StudenteN'Ulke. Der Vorstand deS Downing College an der Cambridge-Universität hat fich wieder einmal veranlaßt gesehen, böse Miene zum guten Spiel zu machen und etliche seiner "Undergraduates" für den Rest deS Termin? strafweise fortzu schicken. Jüngst kam Lord Russell, der Lord-Oberrichter, nach Cambridge, um daselbst zum Ehrendoktor promovirt zu werden. Te? Abend? gab der Vize Kanzler der Universität einer Reihe her vorragender Richter ein Bankett im Feftsaale, nach welchem fich die Gäste zu einem ganz intimen Plausch in eine? der kleineren Gemächer de? Colleges be gaben. Man war bester Laune und brach erst spät auf. Aber der Erfte, der zur Thür kam, bemühte sich der gebenS, sie zu öffnen, der zweite und Dritte desgleichen, bis man schließlich die wahre Lage erkannte: die äußere Klinke war mit Draht an den Pfosten gebunden, und der Anstrengung aller Herren Richter zum Trotze ließ sich die Thür nur einige Zoll weit öffnen. Der Vize-Kanzler war in der höchsten Ver legenheit. er nahm beide Hände, ein Tischmesser, und waS ihm sonft unter kam, zu Hilfe, aber umsonst: der Draht war der Stärkere und zahlte ihm seine Eingriffe mit blutigen Schnitten heim. Die Uebelthüter standen inzwischen un bemerkt in einer Ecke des Korridors und freuten fich wie Max und Moritz. Das war jedoch nicht Alles. Ein Theil der Verschworenen hatte fich inzwischen auf' Dach begeben, wo fie just in den Kamin, der zu dem fraglichen Zimmer hinunter führt, einige Krüge Wasser gössen und dann rasch die Oeffnung bedeckten, um den Rauch nicht entwischen zu lassen. Im Nu war daS Zimmer in Qualm gehüllt, und Ihrer Majestät Richter begann furchtbar zu schimpfen. Man riß die Fenster auf, und ein Gast nach dem anderen purzelte mit so viel oder wenig Grazie, als er nach dem luftigen Abend noch auftreiben konnte, auf den sechs Fuß tieferen Rasen hinunter. Biädchen.Freundschaft. Wenn Du noch eine Freundin haft, So danke Gott und sei zufrieden. Doch reize nie mit Unverstand Die Freundin, die Dir ward beschicken. Schmück' nie Dich mit dem schön'ren Hut. Willst Du die Freundin Dir bewahren. Auch an der Kleidung mußt Du stets Der neu'ften Mode Tand Dir sparen! Und wenn Du klug Dich nicht vermählst. Bevor die Freundin ihn" gefunden, Dann hält der Freundschaft festes Band Euch bis zum ersten Zank verbunden! ländlicher Familiensinn. Der Mich,! kommt mit einem Recepte für fein krankes Schwein in die Apo theke. Der Apotheker verlangt für die Arznei 90 Pfennig'. Ei", sagt Michel, .i' bin ja in der Krankenkass' !" Das glaub' ich gern, daß Sie Mitglied der Krankenkasse find, aber Ihr Schwein doch nicht!" Ja warum denn das nit auch? I' bin do' mit allen meinen Ange hörigen versichert!" Unter Dienstboten. Ist die Anna denn noch nicht mit ihrem Kutscher verheiraihet?" Nee, der hat sie ja wieder fahren lassen."