Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 16, 1897, Image 11

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    Q!
Q
y ZZ?
JZil
-tu
Die Sängerin.
ifiv aus dein amnikni'chk i tteii.
V
ES war im Mai, im wonnizrn. Herr
lichtn Aai. Ter Flieder blühte und
duftete, und auf feinen Zweigen fafz
eine Nachtigall, die ihr süße?, betau
schendeS i'iebeslieD in die wundersame
Nacht hinauZsang. und unter dem Flie
derbaum auf einer Bank sitzt enz um
schlunen ein Liebespaar und lauscht
der leldenschastdurchdkdten, glühenden
LiebcZsprache. Von Ferne her rauscht
daZ Meer, und geheimnißvoll lockend
leuchtet cZ im gleißenden Monden
scheine.... Jauchzend und frohlockend,
erschauernd, in nie gekannter, nie ge
ahnter wonneseliger Luft birgt daS junge
Weib ihr dun'ellockigeZ Köpfchen an der
Brust dcS geliebten ManneZ.
Harry. wie schön ift doch daS Le
den!"....
Zärtlich umschlingt sie seinen Arm.
.Billy, mein süße, kleine? Mädchen,
meine kleine, herzige Echwärmerin, ja
daS Leben ift schön, laß eS uns ge
nießen, morgen vielleicht schon ift eS zu
spät, der Flieder verblüht, die Nachtigall
verstummt, und meine süße Billy wird
mich vergessen haben!"
Harry. ich sollte Dich vergessen?
Dich, den ich so über alle? liebe ! Und
nicht wahr. Deine Liebe für mich wird
ewig wühren. Tu wirft mich immer lie
den. Schwöre eL mir!"
, Billy, NSrrchen, wer wird an die
Ewigkeit denken, wenn die Gegenwart
so schön ist!"
r küßt sie zürtlich.
Die Nachtigall ist verstummt, tiefes
Schweigen ringsum, nur das Meer
rauscht in der Ferne.
Aus Billy'S Augen füllt eine Thräne
nieder auf des Mannes Hand.
Billy, Kind. Tu weinst? WeShalb,
woran dachtest Du ?"
An Dich, nur allein an Tich. Tag
und Nacht, im Schlaf und im Wachen,
wenn ich singe und übe, immer, immer!
Ach, wenn Du mir doch erlaub
tcft, eS der Mutter zu sagen! Tann
würde sie mich nicht mehr mit den lang
weiligen Stunden Plagen, ach. lieber
Harry, warum darf ich'S nicht ?"
Ihr füßeS. vertrauendes Kindergcsicht
hebt sich fragend zu ihm empor, und
bittend sehen ihn die unschuldigen Kin
deraugen an. Ter Schatten der Büume
verbirgt ihr sein erschreckendes Erblei
chen. '
Billy, mein Liebling. Du denkst zu
viel an mich, wie wird eS sein, wenn
wir unS trennen müßten, daS Leben ei
neS ManncS, es bringt so viel unvor
hergesehene Eventualitäten, so viele harte
SchicksalSschlüge, selbst Gefahren und
Tod. damit müssen wir rechnen!"
Harry, Tu tödteft mich mit Deinen
Worten. Du gehörst mir. Tu hast eS
mir ja oft gesagt, nicht wahr, Ge
liebter ?"
Unendlicher, verzweifelter Schmerz
Hegt in ihren Worten.
Billy. Du bist ein thörichtes Kind,
das das Leben nicht kennt."
Nein. Harry. ich bin kein Kind, ich
bin ein Weid, ein liebend vertrauendes.,
hoffendes Weid!"
In seinen Augen liegt etwas wie er
schreckte Furcht sollte er sie doch un
terschäßt haben? A bah. sie wird
schließlich fein wie alle Andern, die er
gekannt und geliebt hatte!
Er erhebt sich von der Bank. Komm
Billy. eS ift spät, und Du wirft Tich
erkälten in der Nachtluft."
Stumm gehen sie nebeneinander her
bis zu der kleinen Villa, wo Billy mit
ihrer Mutter wohnt.
..Gute Nacht. Billy, mein Liebling,
schlaf wohl und sei ein vernünftiges
Mädchen."
Sie schlingt ihre Arme um seinen
Nacken. Harry", flüstert sie, sage eS
mir, daß wir unZ nie trennen werden,
sage mir, daß Deine Liebe wahr und
treu, daß Tu mich liebst!"
Billy. Tu weißt ja. daß ich Dich
liebe, Tich nur allein!" Noch einmal
küßt er sie heiß und feurig, dann geht
er, mit dem Vorsatz, der Sache bald
ein Ende zu machen ES ift dumm,
daß die Frauen stets Alles so ernst neh
men
Harry Vradford, der elegante, vor
nehme, aber arme Lebemann saß im
Salon seines Hotels und war äugen
scheinlich in sehr schlechter Laune. Eine
tiefe Unmuthssalte lag zwischen seinen
Brauen.
Wie dumm," murmelte er. daß die
i kleine Sreolin die Sache fo ernst nimmt."
V Gerade jetzt, wo er die Alden'S erwartet.
Violet Alden, die in wenigen Wochen
fein Weib werden wird, mit deren Ver
mögen er feine enormen Schulden decken
muß sie ift ja so reich, und sie liebt
ihnl
Da bringt ihm der Diener einen
Brief. Erlieft:
Lieber Harry! Ich schreibe die
sen Brief, ohne das; Mama eS
weiß, sie ist sehr böse auf Dich und
erlaubt mir nicht Dich zu sehen.
Sir Edward hat ihr erzählt. Tu
liebft nicht mich, fondern mein
Geld. Tu liebtest in Wahrheit eine
Straßensängerin. Aber ich glaube
ihm nicht, eS ift ja gar nicht mög
lich, da Tu mich so betrügen
könntest. Ich vertraue Tir und
bin Tein in treuer Liebe.
V i o l e t."
Er laS die Zeilen wieder und wieder.
Dann dachte er eine Weile nach. Billy
wird sich trösten, wie eS schon so viele
ihreS gleichen gethan." murmelte er vor
sich hin. Ein paar Kassenscheine, einige
funkelnd,, feurige Brillanten, und sie
wird weiter ihre Stunden nehmen und
ein Operetten Star werden Und
dann, .na, on rwions toujours
Premiers air.uurs "
Nun setzte er sich an den Schreibtisch
und schrieb :
.Meine geliebte Violet! Wie danke
ich Dir. daß Du mir vertraust. Sir
Eoward will mir nur mein Kleinod
rauben, laß mich Tir alle? erklären.
Tir allein ohne Zeugen. Wir verlangt
mich. Tich wiederzusehen, Geliebte, er
fülle meine Bitte !" Ich erwarte Tich an
lemm Abend um acht Uhr an dem letz
ten Strandhüuschen, ich weiß. Tu wirft
kommen, sobald Tu kannst. Dein nur
Tich allein liebender treuer Harry."
Noch an demselben Abend übergab er
dem durch verschiedene vertrauliche
Dienste impertinent gewordenen Diener,
dessen Hilfe er jetzt nicht mehr brauchte,
einige Scheine und gab ihm vorläufigen
Urlaub er habe nichts dagegen.
wenn sich Jean verändern würde.
Acht lange, bange Tage waren für
Billy seitdem vergangen, lang und
schmerzboll. Sie hatte nun erfahren.
daß der Mann, den sie über Alles ge.
liebt, treulos war. Aber noch immer
hatte sie gehofft und gewartet. ES war
vergeben.
Ta erfuhr sie zufällig, daß er in den
letzten Tagen zu einer bestimmten
Stunde sich am Strande emgefunden
habe. Nun faß sie jetzt dort auf einer
Bank unbeweglich und tief verschleim.
auf fein Kommen harrend. Es war 9
Uhr Abends, und der Strand schien
gänzlich verlassen. Ta kam eine
schlanke verschleierte Dame daher, sich
ängstlich umsehend und offenbar eine
Person suchend. Billy wußte sofort,
wer eS fei, ohne ihr Gesicht zu sehen
Tie Tame ging dem Strandhäuschen
zu. dicht vor Billy'S Versteck stand sie
still, hob den dichten Schleier und spähte
um sich.
Ta kam nun Harry eilig den Weg
über den Sand her. Er war im Jagd
kostüm, und hastig legte er, als er die
Wartende sah, etwas hinter einen der
Ginsterbüsche es war ein Revolver,
Billy sah den Lauf im Mondschein
blitzen, dann eilte Harry auf Violet zu.
Er kommt zu spät vom Taubem
schießen in Croyden, dachte Billy, und
nun will er sie nicht mit der Waste tx
schrecken.
Leuchtend folgten ihm Billy'S Augen.
Jetzt schloß er die schlanke Gestalt in
feine Arme.
Violet," rief er, meine geliebte, süße
Violet, wie danke ich Dir. daß Du ge
kommen bist, ich wußte eS ia "
AthemloS lauschte Billy den Worten.
denselben, heißen, leidenschaftlichen
Worten, die noch vor wenigen Tagen
derselbe Mund zu ihr gesprochen. . . .
Violet, ich schwöre eS Dir, eS ift
eine Lüge Jene Billy, nach der Du
fragst, hat mir nie näher gestanden, sie
ist eine arme, angehende Schauspiele
rin, die ich und meine Freunde unter
stützten, und sie wird sich wohl mit mei
nem Namen gerühmt haben, wie es
solche Damen manchmal thun, ich habe
sie gekannt, wie man eben eine Ehan
fonnettensängerin kennt "
Unheimlicher blitzen bei diesen grau
samen Worten Billy'S Augen. Die Ber
den entfernten sich und kamen wieder
zurück.
Ich habe sie eben gekannt, wie man
eben eine Chansonnettensängerm kennt",
so hallte eS in den Ohren Billy'S. Und
da noch eine lange Umarmung, noch
einige heiße Küsie. das Liebespaar
trennte sich, er ging rechts, sie link.
Noch einmal zögerte Violet's Fuß, sie
wendete sich zurück zu dem Geliebten,
noch einmal drückte sie ihren heißen
Mund auf feine Lippen.. Da.. Ein
Schuß
Violet taumelt in den sie umfchlin
genden Armen Harry's und sinkt zu
Boden.
Tie Strandwärter kommen, stumm
steht er da. keiner Antwort fähig. Man
hebt das Mädchen vom Boden empor,
langsam tropftS von ihrer Brust herab
in großen, rothen Tropfen. . . Todt. . .
erschossen! Wenige Schritte von dem
Ort wurde Harry'S Revolver gefunden,
den er zum Taubenfchießen benützt
hatte.
Tie Gerichtsverhandlung war kurz,
die Beweise lagen so klar auf der Hand,
und Niemand legte daS geringste Ge
wicht auf die immer wieder fo unglaub
lich erscheinende Behauptung deS Ange
klagten, daß er den Revolver im Ge
büsch versteckt habe und Violet in seinen
Armen gestorben sei.
Die Strandwärter hattcn ihn bei der
Leiche gefunden. Niemand sonft war
am Strande gesehen worden. Die
Kugcl entsprach genau dem Kaliber
feines ReöoloerS, die Lüge erschien zu
durchsichtig, die Beweise waren er
drückend.
Ter Gerichtshof zog sich zur Be
rathung zurück DaS Urtheil lau
tete: Schuldig !"
Bradford wird zum Tode durch den
Strang verurtheilt. Tiefes Schweigen
ringsum Aber in dem Augenblick,
als das letzte Wort des Urtheils ge
sprechen ward, erscheint im Zeugen
räum eine tief verschleierte Tame. Sie
tritt vor und hebt den Schleier. Jener
dort. Harry Bradford. ist unschuldig."
sagt sie ruhig. Ich bin die Mörderin
Violet AldenS. ... Mit ihr war er ver
lobt, mir aber schwur er Liebe und
Treue, ich glaubte ihm. wie ihm die
Todte geglaubt hatte. Ich habe sie am
Strande belauscht Daß er mich
hintergangen, ich hätte eS vergeben kön
en. aber daß er mich, die ich ihn
nur um feiner Liede geliebt habe, vor
ihr verläugnet, und meine Ehre in den
Schmutz zog das konnte ich ihm
nicht vergeben. Gttödtet hätte ich sie
nie aber er. er sollte sterben
Ta warf sie sich noch einmal in seine
Arme. eS war zu spät die Kugel.
die für ihn bestimmt gewesen, traf
sie DaS ist'S, was ich zu sagen
habe.
Der Richter nahm ihr den Eid ad
und sie beschwor ihre Aussage.
Im Namen GotteS. ich bin die
Mörderin Violet Alden'S."
Erschöpft lehnte sie sich gegen die
Barriere und warf einen letzten Blick
auf den völlig gebrochenen Harry, und
alS der GerichtSdicner Hand an sie
legen wollte, sank sie lautlos zu Boden.
Ein im Gericht anwesender Arzt
konnte nur noch ihren Tod konftctiren.
Gift, beschleunigt durch einen Herz
schlag!"
Billy Gordon's heiße, treues Herz
hatte auSgeschlagen ihre Liede aber
hatte den Haß überwunden !"
Ter Slrit Wider SiUe.
Ter bekannte Ehroniqueur und
Vaudevillift Erneft Blum erzählt im
.GauloiS" folgende amüsante Erin
nerung auS seinen reichhaltigen Thea
tererfahrungen: Dem Theaterarzt
stellt man, wie man weiß, einen Jau
teuil allabendlich zur Verfügung. Er
muß während der ganzen Vorstellung
auf diesem Sessel bleiben, um sofort
zur Verfügung der Verwundeten und
der Kranken zu sein. Nur kommt eS
natürlich vor. daß der brave Jünger
Galen, wenn er ein und dasselbe Stück
zwanzig Male gesehen hat, lieber spa
zieren, als in das Theater geht und den
Sessel seinen Freunden und Bekannten
der Reihe nach zur Verfügung stellt.
AlS ich ,ung und noch schlank war.
machte ich eines TageS die Bekanntschaft
eineS blutjungen ArzteS, der mit dem
Dienste im PorteSalnt.MartinThea
ter betraut war um diese Zeit schreckte
ich vor keinem Mittel zurück, um gratis
in'S Theater zu gehen! und auf
meine Bitte trat mir der Doktor, dem
das übrigens ganz willkommen war
und der anderswo hingehen wollte!
seinen Sitz ab. Der erste Akt war noch
nicht zu Ende, als der Regisseur auf
mich losgestürzt kam und mich auffov
derte, der jugendlichen Heroine, die
plötzlich in eine Nervenkrise verfallen
war, meine ärztliche Fürsorge ange
deihen zu lassen. Ich war ganz per
plex. Was sollte ich da thun? Ohne
mich zu einem festen Entschlüsse aufge
rafft zu haben, gelangte ich in die Gav
derobe der Künstlerin, die die Hände
rang und schrille Schreie ausstieß. Der
Direktor stand mit angstverzerrten Zügen
neben ihr. Er rief mn zu:
Kommen Sie, Doktor, kommen Sie
schnell und sagen Sie, was wir thun
sollen!"
Hm!" erwiderte ich, roth wie ein
KredS, während mir der kalte Schweiß
auSdrach, denn ich wußte wahrhaftig
nicht, was ich ansangen sollte.
Haben Sie ihr Wasser auf den
opt gegoren?" fragte ich.
I."
Und das hat keine Wirkung ev
zielt?"
Nein!"
Na, dann spritzen Sie keinS mehr!'
as war docy immer etwas, um
meine medizinischen Kenntnisse zu be
weisen, und im Grunde recht logisch.
Lassen Sie sie etwas "Eau de
Cologno" einathmen!"
ES ift keinS da!"
So lassen Sie welches holen!"
Der Direktor und der Regisseur
stürzten gleichzeitig ad. Ich blieb allein
mit der Künstlerin, der ich die Hände
neb, um doch etwas zu thun. Vlök
lich wurde sie ruhig, schlug die Augen
auf und sah mich lachend an. Ich war
starr.
Doktor?" fragte sie. Sind Sie
ein guter Kerl?"
Ich, mein Fräulein, ja "
Sie sind jung, folglich müssen Sie
liebenswürdig sein. Hören Sie also:
ich bin gar nicht krank. Sie wer
den das sicher bald selbst bemerken, aber
ich wünsche einen Urlaub von zwei bis
drei Tagen durchzusetzen. Verhelfen
Sie mir dazu!"
Gern." erwiderte ich entzückt. ..um
so mehr, als auch ich Ihnen ein Ge
flündniß zu machen habe. Sie sind
auch jung und gleichzeitig hübsch, Sie
müssen also gut sein. Ich bin gar
kein Doktor; ich vertrete einen
Freund! Aber sagen Sie daS nicht:
sonst verliert er seine Stelle!"
Die Küiiftlerin lachte laut auf.
Gleichzeitig erschienen der Direktor und
der Regisseur, jeder mit einer Flasche
"iuau cie Uologne" srn der Hand.
Stolz auf meine Kur. sagte ich ihnen.
daß da? nicht mehr nothwendig sei, daß
die Dame spielen könne, aber für die
nächsten Tage einiger Ruhe bedürfe.
Mit süßsaurer Miene bewilligte ihr der
Direktor einen Urlaub und wir schütte!
ten unS verftändnißmäßig die Hände."
Tiamesische Tänzerinnen.
Ein englischer Weltreisender, der
kürzlich aus Indien zurückgekehrt und
nach der Residenz des Königs Ehula
longkorn einen längeren Besuch abge
stattet hat, schildert die Töchter Bang
kokS als geborene Tänzerinnen. Die
Geschmeidigkeit dieser dunkelhäutigen
Schönen so schreibt der Sohn
AlbionS ift geradezu bewundern;
werth. Ein bei den Siamefen sehr be
liebter Tanz i'n ver ($(rTarti, der
allerdings nur von den berus-mäßi
gen" Tänzerinnen auZzesühit werden
kann.
Eine Reihe junger Mädchen, von
denen jede? einen Becher auf dem zier
lichcn Kopfe trägt, stellt sich in der
Mitte der großen Tanzhalle auf. Die
Musik setzt voll und kräftig ein. Bei
dem ersten Klänge Intern die Tänzerin
nen nieder, sch'.inzen die Hände iucin
ander und beugen ihre Köpfe so tief
zur Erde, daß die Stirnen fast den
glänzenden Marmordodcn berühren.
Eine merkwürdig geschickte Bewegung
deS Halses veranlaßt den Becher, sein
Gleichgewicht auf dem, Kopf zu dehal
ten. Dann plötzlich aufspringend, be
schreiben die Sylphiden schnell aufein
ander folgende, eigenartig verwickelte
Figuren, mdcm sie Arme und Kopf
stet? im Takte der Musik bewegen
Diese wird zuletzt immer lauter .und
feuriger. Die Tänzerinnen erheben sich
auf die Fußspitzen und biegen die
schlanken Körper, Arme und Finger mit
ftaunenerregcnder Gelenkigkeit. Ein
von großer Geschicklichkeit zeigendes
Kunftstückchen der siamesischen Tänze
rinnen ift einen Strohhalm mit dem
Augenlid aufzuheben. DieZ müssen
schon die fünfjährigen Elevinnen lernen
und täglich üben, da man glaubt, daß
sie dadurch eine außerordentliche Ge
schmeidigkeit deS ganzen Körpers er
langen.
Hohes Alter.
In Baku lebt ein Mann. Nikolaj
Jwanowitsch Iwanow, der 117 Jahre
1 Monate alt ift. Er wurde alS Sohn
eines türkischen VaterS und einer griechi
fchen Mutter geboren, trat mit 17 Iah
ren in die türkische Kavallerie ein.
wurde langsam befördert, brachte eS
1823 doch zum Kommandeur eineS
Kavallerie-RegimentS.
In demselben Jahre wurde er im
Kampfe gegen die Russen bei Kars ge
fangen genommen und nach TifliS ge,
bracht. Hier trat er in die russische
Armee ein. Er nahm dann am Krim
kriege und am russisch-türkischen Kriege
theil, erhielt endlich, 10 Jahre alt.
1880 feinen Abschied mit einer Pension
von 35 Rubel und lebt bei seinem
0iährlgen Sohne.
Iwanow war während seines langen
Lebens -fünf mal verheirathet, hatte
mehrere Söhne, Enkel und Urenkel
Sein Ausfehen ist ganz munter, aber
er geht langsam, sich auf einen Stock
stützend. Haar und Bart sind ihm
vollständig ergraut, er hört auch etwas
schwer. DaS Gedächtniß hat sich in
Bezug auf vergangene Dinge vorzüglich
erhalten; weniger gut erinnert er sich
an NäherliegendeZ. Er schreibt frei
ohne Brille und hofft noch so an 15
bis 20 Jahrchen" zu leben. Gern ev
zählt Iwanow von feinen Erlebnissen,
gedenkt! Suwarows und SkobeleffS.
Bei der Belagerung von Sebastopol
wurde er am Kopfe verwundet.
Der Alte ist auch der kaiserlichen Fa
milie sehr wohl bekannt. So erhielt
er einmal vom Kaiser 1000 Rubel zum
Besuch der Stadt Jerusalem. Fast
jedes Jahr kommt er nach Petersburg;
so war er auch dieses Jahr im April
dort, wurde dem Kaiser vorgestellt und
erhielt aus dem kaiserlichen Kabinct 200
Rubel zum Besuch eineS BadeS. Er
brachte darauf den Sommer im Bad
PjatigorSk (im Kaukasus) zu und war
den Kurgästen als Tiedoschka" (Groß
Väterchen) sehr wohl bekannt.
ttunststnn."
Ein seines Verständniß für Svmme
trik zeigte ein reicher Marschbauer, der
in ein KlavierMagazin in Kiel trat
und um einen hohen Preis ein mit
reichem Schnitzwerk ausgestattetes Forw
Piano, das dem elegantesten Salon zur
Zierde gereicht haben würde, erstand
Wunderte der Händler sich schon, daß
die Wahl gerade auf dieses theure
Prachtstück getallen, so erstaunte er noch
mehr, als nach kaum acht Tagen otx-
selbe Bauer wieder bei ihm eintrat mit
den Worten: Ick wull noch ak'rat so'n
Klavier köpen!"
Ja, ak'rat so een iS mch mehr da,"
entgegnete der Händler, äwer hier fünd
noch welk , de eben so god sünd."
Ne, ne, dat mutt ganz ak rat fo sin.
aS dat anner!"
Na," fragte der Händler, ward bi
Se denn so veel speelt, dat Se twee
Instrumenten bruken?"
Nee, fpeelen kann Keen," antwor
tete der Bauer, äwer hedben mutt man
ja doch so'n DingS, un nu seggt min
Fru. dat unS' beste Stuw ganz utschändt
würd, wenn nich an de anner Wand
gegenüber just so'n Kasten ftünn, fo
weer dat en scheefen Kram!"
Ja, min leewe Mann, wat Se könt
hebben. dat weer en Wiener Jnftru
ment; ick müßt rein eerft een von Wien
verschrieben un dat kann Se licht en
dreehunert Mark mehr lösten!"
Na ia, denn verschrieben S man!
Laien S' man gau en richtigen Passer
kamen!"
Im Vollgefühle seines guten Ge
fchmacks und stolz auf seinen Geld
beutel, der ihm einen solchen Kunst
sinn" gestattete, kehrte der Bauer auf
seinen Hof zurück.
Vorschlag zur Güte.
Gelcgenheitsdichter: Wissen der Herr
Professor nicht eine originelle Todesart
für den Helden meiner Tragödie?"
Professor: 'Lassen Sie ihn Ihre
Dichtung lesen und ihn sich darüber zu
Tode lachen."
Beertein Tag vör '.Ndnacdten.
Vca l.irrlnt :'cg.
Vl.n jar ::5:nt itii W!Ü,!N ii ti nun Modki
neun mi 2i:;U.
i Tifstis dc 0!i!l MI ivi'dt) un It 'uiigs be
noint im i iU ,
ii ei nu d!o, tas ,k ni ,'!inz itn tat freu
5 i,i ii ik tini.
ifiiu lange!?, Muli' und .Z'ang'.
de iiiiit in na mm 2. um
f !hm en . ''iil!??g' dc hkl'i ipoit, den ,ic"
ik ei'rc Man,
r tun fiiti'i tf tcibc df eiltet" rnnbai, ira
. iiiiina" iS doch dat.
t itnii in ii ciiffbaUii na tte l'nb und liati
tl'UH fip II crilllti),
?ock vernein rag vor Z.:,d,tachi,n. tu ik
guten .!iig.
jt .ieadjft" seggt, ik biin en cUti" tu
echten raiigeiiif.
1 nun fiig ik denn gan; liii'dniUt, immuner
tuUiid) i'Mt.
Un tvntn bi I l'rpcrn nu tu S'lokf", ini
tunft gar lo bcdregn,
I'enn wis' ik cm glik mit de ,üm, dat an mi
iiind feeii ,If(in.
Uni' )lavtx riii'ii lictt en Hund inii tutchi
bar rnae Zuul.
Ten bitt n cn ,'ianii ik an den teert, im denn
denn statt !ic ut,
Xf lach ti n f'.f den Köter na, dat iS ok to
aeliinait ;
Tech vernein ?ag vor j'.!chiachien, biin ik
en giide jung.
(Jn Jeachev, seggt t'c. schall ik wann, N'il
ik so veies nie,
jedoch ohn Baseball" tut uint porlZ, tveet
betör ik escheed.
i'iii'itlo ?ill sin Wild weit shvw", bat is so
nun 'esmack,
Perr un Poiinies nimm lo ribe, en
Wiflr" oi'pe 'Jiotf.
ioi) n ii, n miit ik vrndli we il, inut ophörn
im in ii t swign,
fiil gnde inner ja man bioZ to Wilinachien
ivai krian.
sitl to HiiL n Ickr de eif, be iniie
cchol ivi (iinnti,
Teiln (erteilt Tag vor ihnachirn, biin ik
en gnden niig.
?e i'tilldog- kiki so snnaksch mi an, so Nun
un so ill,
Mi schint, as dehn sin Cgn tni stagn : Wal
ia bet los beim
He kann dat wull begrit'en ni tut siichi bat
wull ni in.
Warum as ik op eeiiinnl nu, so nett tut orri
biin,
Ik rit min Rock un Biir ni twei, un in keett
!l'0i ik slig,
Wil jonst kectt Trummcl tttt iecn Rleit, to
Wihnltchlcn ik krig.
Ia, ik biin cn gescheutes ,inb, tut warr so
licht tti sunqit,
Teint veerlein Tag vör Wihnachlen, bin ik
en gnben ,ung.
Llustcrnantkdote.
Einen klassischen AusternScherz ver
dankt die Welt dem englischen Dichter
Bulwer. Dieser wurde auf einem Spa
zierritte von einem Unwetter überrascht
und suchte in einem Gafthof an der
Heerstraße Zuflucht. AIS der durch
näßte Dichter in die Schankstube trat.
fand er den Platz um den Ofen schon
von Güsten belagert, die keine Miene
machten, zusammenzurücken. Aber der
Dichter wußte sich zu helfen. Gebt
meinem Pferde sofort zwei Dutzend
Austern!" befahl er dem Wirth. Der
Wirth machte ein verdutztes Gesicht.
Zwei Dutzend Austern meinem
Pferde!" wiederholte Bulwer. Beeilt
Euch!' Der Mann stürzte hinaus, um
dem Befehle nachzukommen; sämmtliche
Gäste folgten ihm, um das aufternfref,
sende Pferd zu sehen. AIS sie mit
langen Gesichtern wieder hereinkamen.
hatte Bulwer den besten Platz an der
Ofenbank eingenommen. Herr." ftot
terte der verblüffte Wirth. Ihr Pferd
will keine Austern fressen!" Dann gebt
sie mn!" erwiderte Bulwer ruhig
Dem Gaul aber ein Bund Heu!"
Sin eigenartiger Tiebeskniff.
Der Boss. Ztg." wird auS Paris
geschrieben: Jn den großen Pariser
Modewaarenyandlungen wird viel ge
stöhlen, trotzdem zahlreiche Aufseher
augestellt sind, um über die Diebe oder
eigentlich Diebinnen zu wachen. Ein
findiger Bursche hat nun ein Mittel ge
funden, sich die gestohlenen Sachen an
zueignen, ohne sich irgend einer Unan
nehmlichkeit auszusetzen. Er mischt
sich unter die in diesen Handlungen
wogende Menge, paßt scharf auf, ent
deckt denn auch bald eine Diebin. Er
folgt ihr bi? in ihre Wohnung, wo er
sich als Jnfpector" vorstellt und sie
mit Verhaftung bedroht, wenn sie nicht
das Gestohlene ihm ausliefere.' Damit
aber ist der Bursche nicht zufrieden, er
gibt vielmehr zu verstehen, daß dies
wohl nicht daS erste Mal sei. Er
nöthigt sie, ihm die Rechnung zu zei
gen, wo er alleS mitnimmt, was aus
der fraglichen Handlung herrühren
könnte, vorbehaltlich der Rückgabe.
Eine der so erleichterten Damen ging
vor Kurzem in eine dieser Modewaaren
Handlungen, um Nachsicht zu erbitten:
sie habe nur eine Kleinigkeit genom-
men, während der Jnfpector" sie voll-
ständig ausgeplündert hatte. Hierdurch
ift dieser neueste DiebeSkniff an'S Licht
gekommen.
Spruch.
Merkwürdig ist'S, daß g'rad' die Welt
Den Schwerenöther nennt,
Der alles leicht nimmt und die Noth,
DeS Lebens Noth nicht kennt.
Cin guter Mensch.
Zahnarzt (bei einem Diener): Meine
Herren ! Soeben hat uns der berühmte
Sänger Herr Kehlini, durch den Vor
trag eines Liedes erfreut. Auch ich bin
gern bereit, Ihnen mit meiner Kunst
zu dienen. Will sich Jemand vielleicht
einen Zahn ausziehen lassen?
Druckfcbler.
Fräulein Marie," hub der junge
Mann schüchtern an, könnten Sie sich
wohl entschließen, Ihr MooS (LooS)
mit mir zu tyeilen. '
WiA 5ch!I,.
Mei' Schale hat , Bäila
Wia RöSla zart und fei':
Ma' möcht' no' g'ra) drei' bcißa.
Ja bcißa möcht' ma drei'!
Mei' Schützle hat a Mäula
Wia Kiricha aus und ei'.
DoS scheint no' grad zum Küsia.
Zum Küssa g'macht scheint' z' sei'!
Mei' Schätz!, hat zwo, Acugla
Und guckt fo lieb mit drei';
So lieb guckt no' mei' Schale,
Koi ander'S guckt so drei'!
Mei' Schätz!? hat a Herzle
AIs wia an Engel re,'.
Und i'. aS selbig' Herzle.
Ja Herzle daS si'töi t mei'!
Naii'
Herr: Ach. wollen Sie mir nicht
hundert Mark leiheu?"
WaS füllt Jh::en ein. ich hab'
Ihnen doch erst vorige Woche fünfzig
Matt geliehen!"
Ja, sehen Sie. die wollt' ich Ihnen
eben bezahlen!"
Ensant tei rille,"
Verehrer der Schwester: Karlchcn,
kannst Tu mir nicht eine Locke vom
Haar Deiner Schwester besorgen?"
Karlchen: Nein, aber ich kann
Ihnen sagen, wo sie ihr Haar kauft."
lNdcrne Dienstboten.
Madame: Minna, war Jemand
hier, während ich fort war?"
Dienstmädchen: Ja. der Unterossi
zier Krause war hier."
Madame: Unteroffizier Krause?
Ten Menschen kenne ich doch gar
nicht!"
Dienstmädchen: Ja, er kam auch zu
mir, Madame."
Ans dem Tagcbuche eines Studenten.
Den Mann, der daS dumme Bezahlen
erdacht,
Ten hätt' ich um einen Kopf kürztr ge-macht.
wink.
Er: Oh. mein Fräulein, ich möchte
die Erde küssen, auf der Sie wandeln!"
Sie: Aber warum denn die Erde?
Die macht sich doch gar nichts daraus!"
lvatirbcit.
Zum Arzt hat das Weib schon stet?
Talent,
DaS mußte schon Mancher verspüren,
Denn Jede versteht eS ganz patent,
Die Männer zu kuriren.
Ein Dämpfer.
Geck: Verzeihen Sie, mein gnädiges
Fräulein, man hat mir erzählt, Sie
wären eine so vorzügliche Gedanken
leserin; wollen Sie Ihre Kunst nicht
auch an mir Probiren?"
Dame: Ich bedaure, mein Herr,
aber ich glaube. Ihre Gedanken wären
keine passende Lektüre für mich."
Schlimme Sache.
Standesbeamter: Jetzt find sie schon
zum dritten Male hier, und immer in
eine Zustand, in dem ich unmöglich
die Ceremonie vornehmen kann."
Braut: Ja. aber wenn er nüchtern
iS. dann bring' ich ihn nit her."
Entsetzlich,
Elfter Freund: Du, meine Frau
hat für ihren neuen Hut sage und
schreibe fünfzig Mark bezahlt. Ist daS
nicht entsetzlich?"
Zweiter Freund: Entsetzlicher alS
Du ahnst jetzt muß ich für meine
Frau mindestens einen für sechzig Mark
kaufen."
Die kleine vertraute.
Ter schwärmerische Verehrer (zu dem
sechsjährigen Schwesterchen feiner An
gebelctcn): Setz' Dich ein Vischen her
zu mir, Siddy, Du bist ein kluges
Kind sage mir. haft Du nicht ge
hört, waS für Sachen sich Deine Schwe
fter zum Namenstage wünscht? Ich
möchte ihr eine recht große Freude
machen"
Siddy: ..So komm' nicht, denn sie
hat schon oft gesagt: Der Mensch könnte
mir keine größere Freude machen, als
wenn er nicht käme "
vorsichtig.
Ant: Wie viel Bier haben Sie
denn durchschnittlich pro Tag getrun
ken?"
Patient (mit einem ängstlichen Blick
nach der Thüre): Sehen Sie doch erft
gefälligst nach, Herr Doctor, ob meine
Alte nicht an der Thür horcht!"
!vie ein Rlnd,
Wann wirft Du mir endlich die
zehn Dollars bezahlen, die Tu mir
schon lange schuldest?"
Du bist doch daS reine Kind!"
Kind? Wiefo denn?"
Na. weil ein Kind meistens auch
Fragen stellt, die kein Mensch beant
Worten kann!"
Die entvölkerte Stadt.
Ein biederer Sachse kommt nach Ber
lin und Wird da gefragt, wieviel Ein
wohner sein Heimathsort habe. Ohne
sich lange zu besinnen, gibt er 1,000
Seelen an. Man schlägt im Lexikon
nach und findet nur 5000. Ja, hären
Se !" erwidert ruhig der Provinuale.
eS sind Se doch natürlich auch schon
viele davon gestorben !"
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