Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 11, 1897, Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Das Rind.
Sie waren ausnahmsweise kräftige,
schknk Menschen, die zur Familie des
PiicuZdirektor Äomdait gehörten; der
Bater. die Mutter, die beiden Söhne
und zwei Töchter. Nur die Jüngste war
wns körperliche Entwickelung anbetrifft, j
von der Natur vernachlässigt. Sie war i
ein Krüppel. Schon von früher Jugend
an war sie gelähmt und im Wachsthum ;
zurückgeblieben! und die olge davon :
war, daß sie nicht Artistin hatte werden
können. Ihre Eltern, wie auch ihre
sämmtlichen Beschmifter arbeiteten stets
zusammen im eigenen CircuSi und mit
Recht waren sie ftolz auf ihre Leistungen.
Sie stillten ein 5ircuS Programm zum ;
großen Theile selbst au?; und nur !
wenige fremde Kräfte waren in der;
Manege deS CiicuS Nomdart thätig.
Aber während die Eltern und die We
schmifter alS Artisten ihr Brot verdien
ten. sorgte dat Kind", wie die Jüngste ,
genannt wurde, für den Haushalt, jo
weit von einem solchen bei stetig herum
ziehenden Menschen die Rede sein kann,
DaZ Kind besorgte Alle, was dazu ge
hört, die Behaglichkeit in einer Familie
zu fördern. Mit rührender Emsigkeit
gab sich dieses gelähmte Wesen seiner
Ausgabe hin. Da? Kind mußte sich ja
erkenntlich zeigen für all' die Liebe, die
ihm in fast übergroßem Maße von all'
den Seinen zu Theil wurde. Alle diese
großen, starken Menschen, die in ihrer
unbezähmbaren Kraft mit schweren Ck
Wichten hantirten, wie andere Menschen
mit Papierkugeln, die die unbändigsten
Pferde zu lammfrommen Geschöpfen
umwandelten, die, soweit es die münn-
lichen Mitglieder der Familie betraf,
!der unter all dielen Antrügen war
nicht einer, der ein Besammtengagement
enthielt. Die Familie Hütte sich trennen
mtislen; in alle Welt hinaus Hütten sie
sich zerstreuen muffen, und da war eS.
wovor sie sich fürchteten. Sie Hütten
voneinander müffen. sie Hütten, wie ja
alle Artisten sonst, die Welt durch
streifen müffen und sich Jahre lang
nicht fehen können. Das war eS. was
! sie kaum begreifen konnten : so sehr sie
i sich auch deshalb Mühe gaben. Ten
noch würden sie schließlich zu der Ueber-
zeugung gekommen 'ein, vag ne naj
dem Schicksal Hütten beugen müffen,
wenn die Existenz deS Kinde?" nicht
jeden Gedanken daran im Keim erstickt
Hütte.
Bon dem ..Kind" konnte sich einer
trennen! fortmachen und den Liebling
längere, ja vielleicht lange Zeit nicht zu i ling
Gesicht zu bekommen. daS war etwa!
Unmögliche. Und dennoch mußte etwas '
geschehen! so tonnte und dürfte es ja,
unter keinen Umstünden bleiben. Das
hieße ja sich dem Ruin preisgeben, mit
sehenden Augen in das Unglück rennen, !
Diese Unthütigkeit war ja ne unwür
dige Schwäche, trotzdem sie so edlen!
Motiven entsprang.
Trotzdem schien das Glück der fto
milie wieder lücheln lll wollen. Bon;
den nächsten Tagen sollte ihr Debüt
sein.
Mit Jubel im Herzen fuhr die junge
Künstlerin zu ihrer Familie zurück, wo
da Erstaunen über diesen Porgang kein
Ende nehmen wollte und die Freude über
die Klugheit und die Herj'nSgüte deS
k'"t?- n wKa( A.?t M Ufe Wlir
MUl . 1 1 01 i i i V iif ivu.
Der Zag des Auftretens kam heran.
Schon wenige ftril nach Kaffenöffnung
Steifest übrig war und dann bin ich in
de Schlohr zurückgegange. Wie ich
draußen war, hör ich, wie er mit de
Schpuhn in dem Plehl huumkloppt,
und da denk ich. der puhr Feller muß
doch arg groie Hunger habe. Ich geh
zu ihm und frag, ob er schon so lang
nichtS gegeff? hett. de Pleht war scho
ganz leer. Da hat er sich mit de Koht-
slief e !hrün aus de Aug gewischt und
war daS g-oße HauS di auf den letzten gesagt, er hüt schon Kmg nichtS zu effen
platz ausverkauft. r,e eklamk. die geyan. xsa oin ica an oe loo? p
SlkkiN'HimalagaS wurde daS Abend j
drot eingenommen. Mit einem Male ;
war die Gesellschast umgeben von einer
Menge bewaffnen i AsridiS. an ihrer (
Spitze der junge Fürst HasiS den Ullah. ;
Der junge Fürst übte, da er die Unge
führlichkeit der Fremden erkannte. fo
fort die Gastfreundschaft seine Lande?
und lud die Gesellschast zu einem Be
suche seines SchlvffeS ein. Frl. Jane
Hardie verliebte sich sterblich in den
iunen. dlldbüdschen hülsten, und alS
ttnmodcrn.
Beim DSrflein auf der Ellern Gute
Floß Deine Kindheit froh hindann !
Dort reistest Du im Blüthenmeere
Zur schönsten Blüthe selbst heran.
Doch alS den Forft der Winter wieder
Einst hüllte in demant'ne Pracht.
Fuhr Dich zur Stadt zum ersten Balle
Der Schlitten durch die helle Nacht.
Wie wurde da die fremde 3 litt he
Umrittst von eitler Gecken d'hor !
der rührige Direktor in Scene gesetzt gange und hab de Pot runtergenomme ;& Jagdgesellschaft das Asridi-Schlcß !ch lauschte still im Psellerschatten
:t,on rang im Qiwpiii wm " ufi
So Übel ist sie mit - die leme I"
Sprach Der und Jener sehr entzückt.
Die? frische lh der sammt'ncn
OTinn ist
hatte, war nicht ohiie Wirkung geblie
ben. Unter den Erschienenen befand sich
selbstverständlich die Familie Siombart
und ihm noch
Mosch gegede
Pleht vcll Milk und
Und wie ich in de
verließ, blieb die reizende Engländerin ,
dort zurück alS des Fürsten (cliebte.
Schtohr nauSgegange bin. hat de Feller HasiS den Ullah machte die schöne Jane -
wieder mit de Schpuhn in de Disch g?
vollzählig. Sie Alle, die von frühester ! fahre, daß man es in de Schtohr gehört
yai. '.'caazger ,s er rausgeiomme uno uiuunuyt jH 1U"'" in tUnisA MwHH '
hat gesagt ich het, ihm seiLei, ges.hft. j tig wurde. Die ernsten Bergkrieger D,e reizend noch ein Giüdche schmückt .
als sie jetzt die Tasten anschlug. Man
konnte ihr die Befangenheit deutlich an
alten College!, und Freund des j merken. Aber daS dauerte nur kurze
einem
Paters der Familie gelangte eineS TageS
ein Brief an diesen, worin er ihm mit
theilte, daß er von dem Schicksalsschlag
der so unerwartet über ihn
Seinen hereingebrochen, gehört habe,
weshalb er sich beeile, das, was in sei
nen Kräften stehe, ,u thun, und ihm
die Uebernahme seines eigenen EircuZ
anbiete, da er sich selbst vom Geschäft
jedem Handgemenge aus dem Weze ! zurückzuziehen gedenke.
gingen, ans Furcht, mit ihren Eien
fäuften dem Gegner einen Denkzettel
für daS ganze Leben zu geben, oder gar
einen Todtschlag zu begehen, die hüteten
sich, daS Kind" zu berühren, aus Be
forgniß, ihm wehe zu thun, die dämpf
ten ihre Stimmen, wenn sie zu ihm
sprachen, und lachten in der unbändig
sten Weise, wenn die kleine Person
ihnen mit der zierlichen Hand drohte,
oder ihnen gar Eins auswischte. Mit
allen nur erdenklichen LiebeSbeweisen
überhäuften sie den Krüppel! und wenn
sie nicht Alle so viel von einander gehal
ten hätten, dann würden sie sogar un
eins geworden sein, wenn es sich um
den Borzug handelte, den Fahrstuhl des
geliebten FamiliermitgliedeS zu fahren.
Da Alles war es. was die BerhätscheUe
vergessen ließ, daß sie nicht war wie die
Anderen, daß sie auf den freien Ge
brauch ihrer Glieder verzichten inußte.
Sie zog mit ihnen herum, von einer
Stadt zur anderen, von einem Lande
zum anderen, und überall freute sie sich
an den Triumphen, die ihre Riesen"
feierten. Sie war glücklich in dem Be
wußtsein, von diesen guten Menschen,
die trotz der nahen Berwandtschaft so
ganz, ganz anders waren als sie, geliebt
zu werden! und sie war froh und heiter
wie ein glückliches Kind.
Die Familie Rombart hatte nur
wenig oder gar keinen Umgang! die ein-
zelnen Mitglieder waren sich gegenseitig
genuz und gingen in dem Bestreben
auf. daS Kind" glücklich zu machen.
Wenn sie des Abends nach der Borftel
lung beisammen saßen und die kleine
gelähmte Person sich an das Klavier
setzen ließ, um mit Meisterhand zu spie
len und dann mit ihrer glockenreinen
Stimme, die eine Kraft besaß, die von
keinem Menschen in diesem gebrechlichen
Körper geahnt wurde, zu singen, dann
lauschten sie Alle mit andächtig gesenk
ten Köpfen und ließen die herrlichen
Töne, die au? der Brust des Kindes
und aus dem meisterhaft gespielten Kla
vier hervorquollen, auf sich einwirken,
Sie nickten einander freudestrahlend zu,
wenn die herrlichen Töne verrauscht
waren; und wenn sie Diejenige, die
ihnen diesen Genuß bereitete, Eins nach
dem Andern zum Gutenachtgruß auf die
Stirn küßten, dann war es, als wenn
sie mit ganzer, voller Inbrunst den
Segen des Himmels auf dieses Geschöpf
hcradflehten, das sie mehr liebten, als
sich selber. M A
ES schwanden die Jahre. Nichts
änderte sich in der Lebensweise der Fa
milie Rombart. D.i brach eine Kata
strophe über diese Menschen herein, die
Alles, was sie bisher errungen hatten,
über den Haufen warf. Eine Feuers
brunft brach in d?r Stadt, wo sie sich
aufhielten aus und zerstörte den tziccus
mit all' dem lebenden und todten In
ventar. Nichts wurde gerettet, als ge
ringe Habfeligkeiten. die kaum dazu
dienen konnten, die Blöße zu bedecken.
Mit einem Schlag war aus den wohl
habenden Leuten eine arme. Nichts de
sitzende Familie geworden. Gar nichts
war gegen Feuerschaden versichert ge
Wesen und Keiner war da. der die Ber
pflichtung hatte, diesen großen Schaden
auch nur um ein geringes zu decken.
Zwar waren die College sofort bereit,
eine größere Summe zusammenzubrin
gen, um wenigstens etwa an Neuan
schaffungen besorgen zu können! jedoch,
in der Äoraussetzung. daß Derartiges
geschehen könne, hatte das Familien
oberhanpt eine Erklärung abgegeben,
wonach ein solches Thun eine Belei
digung gewesen wäre. Wir sind Alle,
bis auf unser Kind", gesund und
können arbeiten! wir brauchen daher
keine Unterstützung, so sehr wir auch die
Bereitwilligkeit dazu anerkennen."
Allerdings, sie konnten Alle arbeiten,
und die vielen Engagcmentsanträge,
die den Einzelnen von der Familie
Rombart gemacht wurden, bewiesen,
daß man sie sehr wohl zu schützen mußte.
Der 'udel. den dieser Brief verur-
sachte, war groß. Wie von einer furcht
baren Last befreit, athmeten sie Alle
auf. und mit dem nächsten Zuge fuhr
der alte Rombait bereits nach dem
Orte, wo fein Freund sich aufhielt.
Mit ehrlicher Freude wurde er em
pfangen, und nach den ersten Stunden
schon besprachen die beiden alten Ar-
tiften das Geschäftliche, um so bald wie
möglich zu einem Resultat zu kommen.
Da zeigte eS sich aber, daß sich der
Realifirung ein unübersteiglicheS Hin
dcrniß entgegenstellte: der gänzliche Man
gel an Kapital auf Seiten des Reflek
tanten. So günstig die Bedingungen
auch waren, von einer Anzahlung war
gar nicht die Rede, so konnten sie den
noch nicht erfüllt werden. Es gehörte
immerhin eine nicht ,nerhtbliche Summe
zum Betriede deS CircuS, und die
konnte, so gern er eS auch gethan Hütte,
der Besitzer fernem Freunde nicht vor
strecken, da er nicht wohlhabend genug
war.
So mußte der alte Rombart denn
unverrichteter Sache wieder abziehen,
und niedirgefchlagen. aller Hoffnung
für die Zukunft beraubt, langte er nach
kurzer Zeit wieder in seinem Heim an.
ES war ein böser, böser Trauertag
für die Familie, als ihnen von ihrem
Oberhaupte die Kunde wurde, daß jede
Hoffnung auf die Erfüllung ihrer
heißen Wünsche, die Uebernahme des
CircuS betreffend, geschwunden war.
und daß sie sich sämmtlich entschließen
mußten, der Eine hierhin, der Andere
dorthin Engagement anzunehmen. Sie
mußten sich darauf gefaßt machen, von
ihrem Kind" zu gehen, daS sie zurück
laffen mußten, oder das war der
einzige Trost abwechselnd mit auf
die Reise nehmen wollten.
Es war ihnen Allen schwer gewor
den, sich darüber auszusprechm. Als
jedoch die erste Scheu davor gewichcn
war, da ging man energisch daran, sich
auf die Zukunft vorzubereiten.
Schweigend sah das Kind" diesen
Vorbereitungen zu. Dann trat sie je
doch plötzlich aus ihrer Reserve heraus.
Bevor Ihr irgend etwas unternehmt,"
sagte sie eines Abends zu den Ihrigen,
laßt mich auch einmal handeln. Ich
habe einen Plan, der, wie mir eine
innere Stimme sagt, gelingen wird.
Ich bitte jedoch, mich gewähren zu laffen
und in keiner Weise mir hindernd in
den Weg zu treten."
Diese Worte hatten nur ein ungläu
diges Lächeln zur Folge: was konnte
denn daS Kind thun, um der Zukunft
der ganzen Familie eine andere Wen
dung zu geben, wenn alle die Anderen,
die großen, starken Menschen, nicht dazu
im Stande waren. Aber man wollte
sie gewähren lassen. Warum denn die
fem armen Wesen die Hoffnung rau
den. helfen zu können?
Am andern Tage begab sich das Kind
auf die Reise, ihr ältester Bruder be
gleitete sie. Bis zum Bahnhof gaben
ihr die Ihrigen da? Geleite. Dann
fuhr der Zug davon, und mit wehmü
thigem Lücheln blickten ihr die Zurück
bleibenden nach.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Die
nächste größere Stadt war da Reise
ziel. Dort ließ sich daS Kind in seinen
Fahrstuhl setzen und von seinem Bruder
nach einem erstilassigen Variete-Theaier
fahren, dessen Direktor eS sich vorstellte
und ihm den Porschlag machte, bei ihm
als Sängerin aufzutreten.
Der Herr war sehr erstaut, als ihm
dieses Ansinnen gestellt wurde. Aber
die Antragsteller, erbot sich, sofort eine
Probe ihreS Könnens abzulegen und es
hiervon abhängig zu machen, ob sie en
gagirt werde.
Das war ein Borschlag, den man be
rücksichtigen konnte! und bald saß daS
kleine Perfönchen am Klavier und fang
und spielte, daß eS dem Hörer warm
umS Herz wurde.
Sie wurde engagirt und bereits in
Jugend an gewohnt waren, sich zu pro
duciren. tterten iekt lür ihren Vied
'iftnn er nicyk zu ene geiriegl heil, weyr ,
Und iekt war der banae Augenblick er schi r gefchtorbe.
herangenaht. Die Musik setzte ein. der Da hab ich gefehe. daß er keine voi
Porhang hob sich, und von einem Die de gewöhnliche TrümpS war. die blos
ner gefahren, zeigte sich die kleine, zarte Monieh habe wolle, um eS zu vertrinke.
Gestalt Derjenigen, die das große Wag. j und ich bad de Erzepschen gemacht und
nih unternommen hatte, ihrem unvor-! ihm e Kmarter gegebe. Tann noch e
theilhaften Aeußeren zum Trotz, an die GlaS Bier, und er hat noch mal gedankt
Oeffentlichkeit zu treten. und noch mal gesagt, er werdS nie der-
Sie war blaß, blaffer als gewöhnlich. ! sie, wie ich ihm ki Leif gesehst hätt.
sobald er wieder e kchob hätt, wollt er
mir de Kwarter returne. Ich hab ge
sagt, das wer i icht nethig, ih freit
mich immer, wenn ich e dießente Men
helfe kennt, und er is weiter gegange.
Ebaut e halb Schtund später mußt
ich in e Kommischen Schtohr geh. Ich
leg die SchlipperS ad und will mer die
hohe TopbuhtS anziehe. Ich fahr
schnell mit de ffuß in ei Buht nein, da
schpritzt's hoch auf, bis in die gehß
nein. Zch gua hin, oa war oe um
voll Mosch und de andere Buht auch.
Der schlechte Kerl hat gar sei Hunger
gehat und hat blos Monieh habe wolle,
und weil de Mosch ihm nicht gut genug
war. hatt er ihn in de Buhts getha.
Well, wenn jetzt e anderer Tramp
kommt, kriegt er die beide Hiels von
mei Buhts. (Westl. Bl.j
zu leinet allen wemupun, uno ininn
len der Bergmildniß verlebte diese zwei
glückliche Jahre bis eS ihr langmei
Zeit : dann hatte sie sich freigerungen.
i Und nun quollen die Töne unter ihren
I Fingern hervor, sich zu einem derau-
und die j Ichenden Klingen und Singen der-
einend, bald sehnsuchtsvoll jauchzend,
schluchzend und klagend, wie das fern
hin tönende Singen der Nachtigall.
Stille, ganz stille war es geworden
in dem weiten Saal ! athcmloS lauschte
die große Menge. Und nun begann sie
zu singen, die kleine, große Künstlerin
dort oben auf der Bühne ; und waS sie
sang, drang in die Herzen der Hörer
tief, tief, alS wolle es dort ewig wohnen
bleiben.
Das Kind hatte seinen Bortrag be-
endet. Stürmischer, enthusiastischer
Beifall war gefolgt. Ader Die, der
dieser Beifall galt, folgte nicht dem lau
ten Berlangen deS Publikums, sie zu
sehen. Sie saß in der Garderobe in
ihrem Fahrstuhl und vor ihr waren
ihre Eltern niedergekniet, die die kleine
zerbrechliche Figur umschlungen hielten
und ihre Hände mit Thränen der Freude
netzten.
Das Publikum der Großstadt hatte
wieder einmal einen sensationellen Fall
zu besprechen. Derartiges war seit
langer, langer Zeit nicht pasftrt. Wie
ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde
oon Ort zu Ort, und überall, wo die
Künstlerin erschien, da stürmte da?
Publikum das Lokal, in dem sie auf
trat, um sie zu hören.
Ein Jahr lang trat das Kind öffent
lich auf. Dann legte der Vater sein
Veto dazegen ein. Das Vermögen,
welches feine Jüngste während dieser
Zeit erworben hatte, war reichlich groß,
um hiermit ein Institut zu errichten,
wo er und seine Söhne und Töchter
wirken konnten, um zu arbeiten, wie es
gefunden, kräftigen Menschen geziemt,
die ihr Glück darin fanden, die Ge
lühmte ausruhen zu lassen und für sie
zu sorgen für ihr feineres Leben.
gesielen ihr nicht mehr, und eines TageS
entwich Jane Hardie. Nach mancherlei
Führlichkklten langte sie in Kalkutta
an, und da sie vorher ihre Familie de
nachrichtigt hatte, ihr fürstlicher Ge-
mahl sei in einem Kampfe gefallen,
nahm man sie mit Freuden auf. Wie
der verliefen ein Jahre, in denen die
reizende Jane mehr alS zuvor gefeiert
wurde, und vor einigen Wochen trat sie
mit einem englischen Ossizier vor den
Altar. Während die Trauung voll
zogen wurde, hörte man plötzlich einen
furchtbaren Schrei, und mit einem
Dolche im Herzen sank die Braut blu
tend zu Boden. HasiS den Ullah. der
Afridifürst. hatte fein treulose? Weib
nach mohamedanischem Rechte gerichtet.
Kürzlich wurde HasiS den Ullah vor den
Mauern Kalkutta'S gehängt am an-
deren Morgen war die Leiche verfchwun
den. Afridi-Leute hatten ihren todten
Fürsten in die heimathlichen Berge ge
tragen. Herr Boscklagert."
Folgende? Postcuriofum wird aus
Ostpreußen berichtet: Aus einem entle
geilen Oertchen deS lieben Vaterlandes
kam vor einiger Zeit ein ncs mir ?oi
gcnder Aufschrift in einer oftpreußischen
ffin
an
De Trubel mit de Träinps.
Von Schan chorch Ziillsnoe, (roeerie und
Saliihnkieper.
Wenn de Blätter von de Beim zu
falle anfange und die Trümps sinde
thun, daß sie RumetiZm kriege, wenn
sie in de open Ehr schlafe, dann komme
sie in de Citi und suche, wo sie waS zu
esse kriege, vielleicht auch e Lodsching
Plehß. Ich hab diese Leit schon lang
auf de Muck. Sobald der warme
Lunsch in de Salubn auf de Tisch ge
stellt werd, da find sie schon da. Ver
schpende thun sie uichlS. aber dafohr
helfe sie um fo mehr de Lunsch iimsche.
Wenn sie eS nicht zu toll treibe, da
drück ich schon e Aug zu und laß sie
miesse. Wenn sie aber zu fresch werde,
da ruf ich sie an die Thier und sag:
Seh, Mister, gucke Se mal. wie scheen
das Wetter drauße is. und wenn sie
nicht verfchtehe wolle und nicht gehe,
da kann es auch pasfire, daß ich ihne
mit de Buhts auf de Weg helfe. Ich
kann kei Rent und kei TäxeS bezahle,
for um de Leit umsonst zu filiere.
Manchmal is e anschtendiger Mensch
darunter und wenn der um Permische
frage dhut, so kann er esse, soviel er
will, wenn er sich behehft. Und da
kommt? mir auch nicht auf e Deim an.
Aber bei de Erpiehrienß, wo ich die
Woch gemacht hab, glaub ich nicht, daß
ich noch eim waS gebe werd.
Da war's so um siebe Ubr, da kommt
e Mann in de Schtore und sagt, er wehr
brok. Er wär aach emol e Saluhntie
per gewese, awer hie Poliß hett ihn so
geboddert, daß er hett misse das Bißneß
aufgebe, und jetzt hett er gar nichts
mehr und fragt, ob ich ihn nicht etwas
helfe kennt. Ja. hab ich gesagt, mit de
Helfe is das so e Sach. Zu verschenke
hab ich auch nichts. Da hat er ge
meint, ich kennt ihm doch at liebst e
Kwarter gebe. Da bin ich fußpifcho?
geworde und hab mir gedenkt: De Fel
ler will dir e Kwarter abnehme und ihn
in e andere Saluhn verfchpende. Ich
hab ihm gesagt, wenn er hungrig würe,
kennt er e Brekfeft habe und wenn er
gebrelfeft hett, wollt ich sehe, waS ich for
ihn thue kennt. Er hat gesagt, er hett
schon seit drei Tag nichts gegesse, da hab
ich ihn in de Ruhm beheind de Schtore
gefetscht, da hab ich ihm e große Pleht
voll Milk und Mosch gegede, wo von de
junger Zmwave schreibt
seine Braut.
Der St. Louis Tribüne" ist da?
Folgende entnommen :
Ein braver junger Deutscher, welcher
mit einem ebenso lieben al? braven
Müdchen au? dem Schwadenland ver
lobt, jedoch zu arm war, um sie zu hei
rathen, entschloß sich zur Auswande-
rung. Hier fand er Beschäftigung und
einen guten Lohn, und nebenbei lernte
er eifrig englisch. Er schrieb Alles ge
treulich feiner theuren Braut und ver
sprach ihr bald einen englischen Brief
zu schreiben. Hier lassen wir denselben
folgen :
Heute schreibe ich Dir den ver
sprochenen Brief mit englischer Ueber
setzung. also jetzt paß auf :
Ich habe Dir versprochen, Dir zu
schreiben, wie man hier lebt.
I liave ycni proniiseil, io write you,
how one Iwe Ii;es.
Hier lebt Alles auf einem größeren
Fuß als draußen, deshalb bringe Dei
nen Hausrath nicht mit, weil hier Alle?
schöner ist.
Her livcs all iip a Isrgei foot.then
abroad, therefore 1 iririjf your house
eounsil not with, because herc is all
nicer.
Du wirst auf dem Kopf stehen, wenn
Du Alles siehst.
Ym will stand 011 yonr liead, wlien
you see all.
Die Frauenzimmer hier machen einen
großen Staat und lassen sich gerne den
Hof machen und diele Männer sind mit
ihnen angeschmiert und was Kochen
angeht, glaube ich, daß unter hundert
nicht fünf gute Leberknöpfe machen
können.
Tlie ladies roonis here niake a great
state and let tlieni easy make tlie yard
and many men aie one pe&sed irith
them and what tlie cookiog oigoes I
believe. that below lumdred not five
can make good liverbottons.
Diebstahl und Unterschlagung giebt
es hier genug, aber habe keine Furcht,
ich bin ja Dein Schutz und Schirm.
Thiefsteel and nnderstrokes gives it
liere enough, lrnt liave no sear. I am
yes your guard and uinbrella.
Wenn Du auf dem Schiffe bist, dann
lies diesen Brief oft, damit Du Dich
bald ausdrücken und englisch unterhal
ten kannst.
Wlien you are on tlie ahip, tlien ea,l
tliis letter Osten, so that you can soon
ontsqueese you well and english undei
hold. Nimm Dich nur vor den Offizieren
auf dem Schiffe in acht und laß Dir
nichts vormachen, denn das find große
Spitzbuben, doch ich verlasse mich auf
Dich.
Take y,i only bes,,,e tlie officers Up
tlie sliip in eight and let you nothing
make 1'or. because they are big point
boys. but 1 leave myself upon you.
Ich schließe jetzt meinen Brief und
erwarte Dich mit treuem Herzen und
grüße und küsse Dich tausendmal.
1 shul nov rny leitet and expect you
wilh true heai t and greet and kiss you
a thousand tirnes.
Dein H a n n e s.
Stadt an: An den.
Sinnend betrachtet der Beamte die omi
nöse Aufschrift, denn der Herr Boschla
gert ist ihm nicht bekannt, obwohl er im
Umkreise von zehn Meilen alle Leute
beim Vornamen kennt, in Folge der
Tausende von Adressen, die täglich durch
feine Finger gehen. Stumm winkt er
einen College heran, aber auch dieser
vermag das Räthsel nicht zu lösen.
Dann kommt ein dritter, ein vierter
Beamter, und schließlich bildet sich ein
größerer Kreis, in welchem ein sörm-
licher Kriegsrath abgehalten wird, ov
der Brief seine Mission noch erfüllen
kann, oder als werthlose Maculatur zu
rückgeschickt werden soll. Da ertönt
plötzlich ein halb unterdrückter Freuden
schrei in der Runde: Kinder. Boschla
gert soll sicher postlagernd" heißen!
Und postlagernd" tönt es im Chor
zurück, natürlich, das kann nur post
lagernd heißen!" Schnell wandert der
Brief nun in da? dazu bestimmte Fach.
Irgend ein Sohn des sonnigen Italiens,
so calculirt man, hat das schöne Wort
postlagernd" nicht verunstaltet, son
dern es auch noch in die große Klasse
der Eigennamen versetzt. Richtig! Nach
mehreren Stunden erscheint denn auch
Bruder Jtaliano, der sonst das Land
Publikum durch die harmonischen Wei
sen einer gedrehten" Orgel zu entzücken
pflegt, um seinen von einem Lands
mann und Kunstgenofsen abgesandten
Boschlagert" unter vielen DankeSbe
zeugungen in Empfang zu nehmen.
AuS Erkenntlichkeit aber bringt er auf
dem Posthof den vergnügten Beamten
ein herzerquickendes Ständchen.
Das eigenthümlichstc Stations
gebäude" nicht blos der dünischen Staatsbahnen,
sondern wohl aller Eisenbahnen über
Haupt, befindet sich, wie man aus Ko
penhagen mittheilt, auf der Haltestelle
Hee an der jütischen Weftbahn. Als
Warlesaal" und FahrkartenVerkaufS
stelle dient dort nämlich ein richtiges
Schiffskajütenhaus (sog. Roof), das
man auf einen Backstein-Sockel gestellt
hat. Von einem der Fahrgäfte, die
dort wartend sich aufgehalten halten, ist
im Sinne de? ausgedienten Schiffsthei
les ein Ver? an die Wand geschrieben
worden, der in Uebelsetzung so lautet:
Einst wiegt' ich mich auf den Wogen
der See,
Litt Sorgen oft wohl und Qual.
Jetzt trauere ich, daß ich hier im Hee,
Soll enden als Wartesaal."
Wie zart ist ihre Jugenafülle,
Wie bell strahlt ihrer Augen Stern
So recht deS Kenners HerzenSweide
Nur schade schrecklich unmo
dern!"
Indessen sah mit dösen Llickin
Auf Dich der Damen reiche Schaar,
Bon denen Jede Dir im Jnuern
Um Deine Frische neidig war.
Die Köpfe steckten sie zusammen.
Ihr Zischeln klang von Nah und Fem:
Wie laut sie lacht! Ihr Teint wie
häßlich!
Pfui" hieß es da w i e u n m o
dern!" Ach ja, eS lüßt sich auch nicht leugnen.
Die Herrn und Damen sprachen wahr.
Du selber muß ich daS bekennen !
Bist unmodern ja ganz und gar.
Jedoch in meiner tiefsten Seele
Fleh' ich um Eines inniglich
Und bete, daß eS sich erfülle
Zum Segen so für Dich wie mich :
Bleib', wie du bist, mein holder Engel :
Dem Trug, der Lüge weltenfern ;
Bleib' wie die Unschuld, wie die Liebe
Und wie die Demuth unmodern!
A. I. Lerch.
Ein Roman auo dem Leben.
Ein indischer Roman hat in Kalkutta
seinen wahrhaft grausigen Schluß ge
funden. Jane Hardie, Tochter eines
englischen Offiziers, machte vor einigen
Jahren mit ihrem Vater und anderen
Herren einen Jagdausflug in Nord
Bengalen. Man gelangte in das Ge
biet der AfridiS, desselben Bergvolkes,
daS jetzt mit England im Kriege liegt.
Zelte wurden ausgefchlagen, und ange
fichtS der himmelhohen Bergzinnen deS
Kleines MiszvcrslZndnifz.
Gnädige : 'Fanny, gehen Sie gleich
zur Frau Majorin und sagen Sie eine
Empfehlung von mir, ich könnte heute
Abend zu meinem Bedauern nicht in die
Gesellschaft kommen ich fühl'te mich
nicht wohl !"
Fanny (zur Majorin): Eine Em
pfehlung von der gnädigen Frau und
sie könnte heute Abend nicht zu Ihnen
kommen sie fühlte sich in der
Gesellschaft nicht wohl !"
Lrster Gedanke.
Buchhalter : Herr Tulpenthal, den
ken Sie sich, unser Kassier ist mit Ihrer
Tochter durchgegangen die Kasse hat
er aber dagelassen !"
Chef : Gott, was e' schlechter
Geschäftsmann!"
Durch die Blume.
Wirth : Sie wollen in meinem Ho
tel nicht wieder über Nacht bleiben?"
Fremder: Nein! Ich habe stich-
haltige Gründe !"
Tborheit.
Die Welt schult eine Thorheit
Mein Lieben heiß und sroh,
Und nach vernünst'gem Sinnen
Nannt' ich es ebenso.
Mit Spott und Achselzucken
Lernt' schau'n ich d'rauf zurück,
Und doch barg jene Thorheit
Mein ganzes Erdenglück.
iLnfant teniblc.
Besuch (zur kleinen Ella, als deren
Mutter auf kurze Zeit das Zimmer ver
lassen): Nun, mein Kind, jetzt komm'
einmal her zu mir !"
Ella : Nein, das darf ich nicht.
Mama hat gesagt, ich soll auf dem
Stuhl sitzen bleiben, weil der Ueberzug
ein Loch hat!"
Rindliche kogik.
Karl, gib Deinem Schwesterchen die
Hülste des Apfels ! Du weißt ja : Ge
theilte Freude ist doppelte Freude !"
Ja, aber ein getheilter Apfel
ist doch kein doppelter Apfel!"
INalitiös.
Junger Mann (zu einem Barbier):
Warum lassen Sie mich bereits 'ne
halbe Stunde eingeseift sitzen und
rasiren mich nicht?"
Barbier: Ich warte nur noch eiu
wenig, bis Ihr Bart besser wächst."
Zgerkitein.
Meine Herren! Sie wissen, daß die
Raben schwer zu schießen sind, weil sie
davonfliegen, sobald sie einen Menschen
mit einer Flinte sehen. Soll ich Ihnen
sagen, wie ich sie überliste? Ich stelle
mich betrunken und iaumle hin und
her; da denken die Vögel: der Betrun
kene trifft doch Nichts, und bleiben ruhig
fitzen."
Im Gebirge.
Aber, Mizi, wie kannst Du Dich
nur von diesem ungebildeten jungen
Führer, der nicht einmal hochdeutsch
spricht, küssen lassen? !"
Tantchen, der Kuß war vollständig
dialektfrei!"
Die Arme 1
Backfisch (Tochter eines Gutsbesitzer?
bei dem sehr viele Offiziere nach
einander im Manöver einquartirt wer
den zu ihrer Freundin): O Gern,
Ella, wenn Du wüßtest, wie schreck
lich das ist, fortwährend neuen Tren
nungsschmerz aushalten zu müssen !"
Unsere Dienstboten.
Hausfrau (zum sich meldenden neuen
Dienstmädchen): ..Aber wenn Sie
selbst sagen, daß Sie von der Wirth
schaft nicht viel verstehen, dann finde
ich, daß Sie zu viel Lohn verlangen !"
Dienstmädchen : Na. gnädige Frau,
wenn ich nichts kann, dann wird'S mir
ja doch um so schwerer!"
Aus dem Kiismibof .
Unteroffizier : Kerls, wenn ich sage:
Rührt Euch", so dürft Ihr nicht
gleich eine Reise um die Welt
machen !"
pasiend.
Frau (die von einer Reise zurück
kehrt): Hier Lina, haben wir Ihnen
einen Hut mitgebracht. Sie brauchen
ja einen?"
Dienstmädchen: Gewiß! Gnädige
grau wissen halt immer, wo unsereincn
der Schuh drückt !"