Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 28, 1897, Image 12

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    Dii paukktd.
Humoreske von cnoka, !ann iagln.
Eo halte sich das Ehepaar Hampel
Die Sack auf keinen Fall vorgestellt.
aentllch mein Zimmer ist. eine förmliche
VollStxrfaninuunfi ad
ttx Student machte eine abBxljrenbe
Gebärde, welche so heftig war. dafz er
beinahe daZ Gleichgewicht verloren hatte.
c-tnu, mns lier " ttötete er.
acgk ü i! innen uuu ' .. . . , ,, a...
Z,, ,wei alleinstehenden Leuten ,ft ..führe wich m Dem Z.mmer. welche,
äi 3""'.1""' ' ... . A Im! mim R nhrr lit
ein nett mooimcs Jimmer u i
rechtschaffenen Herrn zu vermiethen.
J ' Ji- tu- a n Rftttflifll K.
Welcher :i!in ?ur inuc ,nn?" w
sitz, und gemüthvollen Berkehr in der
Familie zu schützen weiß."
Diese Bekanntmachung klingt doch
aemisz so einladend, daß sie für jeden
jungen Mann einen Anziehungspunkt
bildet, und das wackere Ehepaar hatte
ein echt, zu erwarten, daß cZ deispielS'
weise Klavierspielern oder sonstigen zur
Lürmmacherei hinneigenden Naturen
nicht einfallen werde, sich bei ihm ein
Heim zu suchen.
Am nüchften Zage stellte sich denn
auch ein junger Mann vor, der in Be
zug auf uhe den hdchftgespannten For
derungen zu entsprechen schien: HanS
Wallner. stud. jur.," so stand auf der
Karte zu lesen, die cr überreichte. Er
in ninflnrtp" Stimme wie ein
Operettentenor mit zweitausend (ulden j
Monatsgehalt, blaffe Gesichtsfarbe, ge
röthete Augen und roch nach Bier.
Dieser letztere Umstand wirkte durch-j
niedt linaiinsiia auf Herrn und
Frau Hampel,' denn diese beiden Men
schenkenner wußten, daß sich Biertrinker
ftetS durch eine gewiffe Gutmüthigkeit
auszeichnen.
Der Student besichtigte da? nett
moblirte" Ammer und nachdem er eine
Weile mit dem Spazierftock über seinem
Haupte herumgefuchtelt hatte, erklärte
er, daß eö seinen Zwecken entspreche,
vorausgesetzt, daß man die Einrichtung
beträchtlich vermindere.
Die Erfüllung dieser seltsamen Be
dingung wurde gewährleistet und hier
auf der Miethvertrag in aller Form ab
geschloffen. Und was da? Geld anbelangt "
5atte der Student nachdenklich beigefügt.
Die Hampelfchen zeigten durch Gebärden
heftigen Abscheue-, daß ihnen eine Be
sprechung dieser Frage unerwünscht sei,
und Studiosus Wallner war zartfüh
lend genug, sie von nun an mit keinem
Sterbenswörtlein mehr anzuregen.
Am folgenden Tage wurde das Ehe
paar, das die Gewohnheit hatte, ein
wenig lange zu schlafen, durch ein
schreckliches Geräusch geweckt, welche?
aus dem Nebenzimmer drang. ES
brachte ungefähr den Eindruck hervor,
als ob einige Klempner (Spengler)
stfefmumip ftdi abmüden wurden, in
M dock eigentlich da- meine ist. oder ich
lege mich hier auf der Stelle nieder. .
denn ich gedenke einen langen Schlaf zu '
thun." WU
Diese gemüthliche Auffaffung der;
Sachlage vermehrte die Entrüstung
Hampel?; ohne die Einwendung zu
beachten, fuhr er mit erhöhter Stimme,
fort: : K:m:
.Dann machen Sie mir einen Kra i
wall, daß ich Gefahr laufe, vom HauS
Herrn die Kündigung zu erhalten."
Thut nichts, ehrwürdiger rei5,"
tröstete ihn der Student, die Polizei
ftatiftik ertheilt uns die erfreuliche AuS
kunft. daß im vergangenen Vierteljahr
clftausend Wohnungen gekündigt wur
den. von denen wahrscheinlich noch eine ,
zu haben sein wird."
Herr Wallner. sür Ihr Alter zeigen
Sie eine große Unvcr froren heil."
Wallner verbeugte sich geschmeichelt
und gerieth hierbei in Gefahr, auf die ;
Nase zu fallen.
Und da Sie außerdem, nachdem
Sie zu solcher Stunde und in solchem
Zustand nach Hause kommen, ein un-;
verbefferlicher Schlemmer sein müs-1
sen "
, halt. Better, das ist Tusch!" er
klärte Wallner. plötzlich ernst werdend,
und ich müßte Dich ohne weiteres vor
die Klinae fordern, wenn ich nicht Rück-
sicht auf Deine zahllosen, unmündigen
Kinder zu nehmen hätte !"
Wir haben gar keine Kinder."
kreischte in diesem Augenblick die Dame
des HauseS entrüstet; sie hatte in aller
Eile nothdürftige Toilette gemacht.
Wollen Sie nicht die Güte haben,
mich diesem Geist vorzustellen?" bat
Wallner, auf die weißgekleidete Dame j
zeigend.
Ah ! Sie wagen eZ, mich ein e;
spenft zu nennen !" rief sie. vor Zorn
mit der Stimme kicksend, ich kratze
Ihnen, wenn Sie noch eine derartige
Unverschämtheit sagen, beide Augen
aus."
Dadurch würden Sie kontrakt'
brüchig, verehrte Ahnfrau," erwiderte
der Jurist gelaffen. denn ein gemüth
voller, familiärer Verkehr" wurde zwi
sehen unS ausbedungen ! Und nun gute
Nacht, theure Quartier Kaffern; die
geistvolle Unterhaltung hat mich er-
müdet und da Ihr mich durchaus nicht
eoriungen neu aomuocn wuiucii, m .77,, n . , ra i
-SÄrtfB
JrNnmrner einigen Takt UI bringen
In Wallners Studirstube unterhielt
sich eine Corona von Couleurstudenten
Mit Fechtübungen.
Am selbigen Abend blieb Herr Ham
pel, ganz gegen seine sonstige Gewöhn,
heit, bis nach zehn Uhr auf. Er wollte
mit seinem Miether, deffen er während
des TageS nicht hatte hadhast werden
ffttinctt ein ernste? Wdrtchen reden.
.,, nun hTs öS WltHr. I
iUK S 11 IUIII UlUfl, V411W .
nacht schlug, gab Herr Hampel den
ohnehin aussichtslosen Kampf gegen
Schlaf und Müdigkeit auf und legte
sich zur Ruhe, die allerdings nicht lange
währen sollte. Er wurde plötzlich von
seiner Frau au? dem Schlaf geweckt.
Um GotteZlvillen man will bei
UNS einbrechen!"
Er horchte mit angehaltenem Athem.
Richtig, draußen hantirte jemand am
Schloß der Wohnungsthür herum.
Wenn ich nur eine Waffe hätte,"
rief Hampel bebend vor Angst, dem
Kerl möchte ich da? Lebenslicht ausbla
sen !"
In diesem Augenblick erscholl draußen
heftiges Gepolter.
Sie laufen Sturm!" ächzte Hampel,
aus dem Bette springend.
Und eine umflorte Stimme ließ sich
gleichzeitig auf dem Gange vernehmen:
Zum Henker! Ma machen Sie
auf, o oder !"
Wer ist vor der Thür?" frug Ham
pel, wobei er sich eine? möglichst bar
sehen Tones befleißigte.
Ich!" erwiderte selbstverständlich der
Gefragte.
Wer ich? Ich mache Sie aufmerk
sam, besser Herr, daß wir unser Leben
bis zum letzten Blutstropfen vertheidi
gen werden. Was wollen Sie denn ei
gentlich ?"
Unsinn, in meine Wohnung will ich.
aber ich kann das Schlü Schlüsselloch
nicht finden!"
Der blutdürstige Hampel athmete
auf.
Ach, Sie find -"
Ihr Zimmerherr!"
Wallner wollen Sie sagen. Na, das
ist ja eine recht nette Bescheerung!
Er öffnete die Thür, was zur Folge
hatte, daß der Student seinen letzten
Halt verlor und seinem Quartiergeber
in die Arme stürzte, dergestalt, daß ein
uneingeweihter Zuschauer von diesem
Vorgang gewiß den Eindruck empfan
gen 'hätte. eS habe da zu so früher
Stunde ein zärtliche? Wiedersehen zwi
fchen nahen Blutsverwandten.
Hampel hatte angesichts dieses uner
warteten Zusammentreffens seine ein
studirte Rede völlig vergeffen, er war
genöthigt, seinen Unmuth in freier Rede
los zu lassen.
Herr Wallner," begann er, wäh
rend er gezwungen war, die Umarmung
feines Zimmerherrn weiter zu dulden,
da fich dieser fichtlich außer Stande
fühlte, allein zu stehen, Ihr Beneh.
men ist ein unerhörtes. Zuerst halten
Sie in Ihrem Zimmer, welches doch ei
teS bringen wollt, so werde ich mich
hier in der Küche häuslich nieder
laffen." Da fich der Bekneipte anschickte, dieses
Persprechen ohne Weiteres zu verwirk
lichen, so mußte sich der bedauernswerthe
Herr Hampel dazu verstehen, ihn in'S
Schlepptau zu nehmen und auf fein
Zimmer zu lotsen.
Auf diesem, m studentemrelien
ganz ungewöhnlichen Wege er-
hielt stud. jur. Wallner die vierzehn
tägige Kündigung, die er mit großer
Seelenruhe zur Kenntniß nahm,
worauf er umfiel wie ein Sack und
stracks melodisch zu schnarchen be-
gann.
Am Morgen diese TageS, der für
das Ehepaar mit so großer Aufregung
begonnen hatte, klingelte e?, und zwei
Jünglinge, von denen der Eine quer
über den Mund, der Andere jedoch an
der Nase mit einem breiten, schwarzen
Heftpflafterftreisen verziert war, rückten
mit einem umfangreichen Koffer an.
Herr Hampel erkundigte fich, was e?
mit dem Koffer für eine Bewandtniß
habe.
Auf unsere Paukbude tragen wir
ihn, lieber Mann," erwiderte der mit
dem Nasen-Zierath, dieweil eine Men
sur dort steigen soll."
3 meiner Wobnuno?" stotterte der
erbleichende Quartiergeber.
Nimmermehr. Ich verständige die
Polizei !" rief Frau Hampel.
Das wäre nicht das erste Mal, daß
wir abgefaßt werden," entgegnete der
Student lächelnd.
Damit gingen sie.
Hampel war völlig zerknirscht. Viel
leicht könnte er durch gütliches Zureden
die Duellanten bewegen, anderwärts ein
Blutbad (denn ohne solches ging es
natürlich nicht a! !) anzurichten.
Er öffnete die Thür de? vermietheten
Zimmers und prallte sogleich wieder
zurück. In der Mitte des Gemach?,
das von einem mehr erdrückenden al?
angenehmen, aus Bier-, Tabak- und
Karbolduft gemischten Geruch erfüllt
war, spazierte sein Zimmerherr und der
Gegenpaukant" in dem schrecklichen,
bei solchen Gelegenheiten üblichen Wichs.
Der blutbefleckte, lederne Paukschurz
und die übrigen Mensur - Toilettenge
genstünde, die abenteuerlich kriegerische
Bekleidung der bereits in AmtStracht
befindlichen Sekundanten, die auf dem
Tischj liegenden, scharfgeschllffenen Re
serveklingen daS Alles und manches
Andere gab ein Gesammtbild, das
vielleicht auch auf eine muthige Persön
lichkeit, als der friedfertige Hampel
war, einen beklemmenden Eindruck her
vorgebracht hätte.
Er wollte fich eiligst wieder zurück
ziehen, doch sein Miether hatte ihn be
reit? bemerkt und trat auf ihn zu.
Herr Hampelmann "
Hampel !" verbesserte dieser beschei
den. Wie Sie wünschen. Sie haben
heute Morgen wie ein Freund an mir
gehandelt; da? giebt mir den Muth,
Sie um einen neuen Dienst zu ertuchen.
Unter Paukdader kommt nicht. Wür
den Sie in der Lage fein, un einen
verläßlichen Arzt zu besorgen ?"
Einen Arzt l jammerte Hampel. ,
Könnten Sie daS Tournier "
Die Mensur." berichtigte Wallner.
Nicht anderwärts abhalten ! In
einem Gafthau? zum Beispiel? Ich be
streite gern die Kosten."
.Lieder Freund, wir werden von den
Wächtern deS Gesetzes derzeit so hart
herzig verfolgt, daß wir unS nur in;
Privatwohnungen einigermaßen sicher
fühlen. Deshalb hab ich ja auch bei i
Ihnen diese Paukdude gemiethet, in der
in den nächsten Tagen noch eine er
kleckliche Anzahl von Mensuren steigen j
werden."
Hampel knickte innerlich zusammen;!
sein nett möblirteS Zimmer" sollte1
eine Mördergrube werden
Da blitzte ein reitender Gedanke durch '.
seinen Kopf.
.Nun. wenn es denn einmal nicht.
anders ist m zehn Minuten werde ich
mit einem Doktor hier fein."
Und in zehn Minuten kam er that
sachlich mit dem Doktor, einem glatz
köpfigcn, sehr dicken und sehr gemüthlich
aussehenden Herrn, der fich den Duel
lanten freundlich vorstellte und dann
sein Verbandzeug und die erforderlichen
Nühutcnfilien zurechtlegte.
Fünf Minuten später erschollen be
reit? die Kommandorufe der Sekunda
ten. Auf Meniur legt Euch au?!"
Sie liegen auS!"
LoS'" . V .i
Und eS erhob fich ein Getöse, daß in
der Nachbarwohnung eine Frau zu
ihrem Mann sagte: I möcht nur
wiffen, waS bei dö Hampelfchen für
Ausbesserungen g'macht werd'n, die
müff'n fich'? vergrößern laffen!"
In einer Viertelstunde war da? Was
fenspiel zu Ende. Zum Glück für
Wallner hatte sein gefürchtet Gegner
mit ausgesprochener Vorliebe flach ge
schlagen und e? war nahezu erfolglos
auSgepaukt" worden. Nur ein Bluti-
ger! Die vielen rothen Striemen, welche I
dem Gesicht Wallner s das Aussehen
eines Kinder - Luftballon? verliehen,
zählten nicht.
Der Doktor packte fein Besteck wieder
zusammen und strich, immer freundlich
lächelnd, daS Honorar ein.
Leicht verdienter Mammon, lieber
Doktor, was?" sagte jovial der Zweit
chargirte zu ihm. Aber morgen wird's
hier ander? zugehen, da steigen zwei
Duelle auf unbedingte Abfuhr (bis zur
Kampfunfähigkeit) und eine intereffante
Sübelpartie. Ich lade Sie ein,"
Der Doktor nahm eine Prise und
erwiderte; Habe leider sehr wenig
Zeit."
Da? ist die alte Großthuerei aller
Aerzte. " philosophirte der witzige Zweit
chargirte. Ich bin nämlich der Polizei-BezirkS-arzt,"
fügte der Doktor gutmüthig hin
zu, während er dem Studenten die Tose
hinhielt, und unten warten einige
Beamte auf Sie und mich."
Vielleicht ist eS überflüssig, zu der
sichern, daß auf der Paukbude" deS
Ehepaare? Hampel keine Mensur mehr
stieg". '
Und dann aus einmal, wie der Wir
delwind um die Ecke, hochroth . . . . der
Junge, der Junge!!
Summa um lamio!" Er schrie'S,
daß saft die Wände krachten, und dann
halbtoll fast vor Glück und Freude, halb
Wahnsinn, g vor närrischem Jubel, sprang
er von Einem zum Anderen und herzte
sie und lachte lleS. AlleS, so
glücklich, so selig!
Die Mutter wußte nicht, was eS be
Er lachte wieder und um
waren; tu ncv au- Dem neinen "
,'chüfte. daS sie sich Beide nach ihrer
Hochzeit gegründet hatten, langsam die
große Firma entwickelt hatte, zu der
von allen Seiten die Kunden kamen,
und deren Rus saft durch daS ganze
Teutschland ging! Sie konnte sich ihr
redlich Zheil dasür auf ihre Rechnung
stellen. Sie hatte mitgeholfen vom An
fang an. sie war mit ihrem Gatten
thätig gewesen von früh bis spat in die
Nacht hinein, und selbst. alS sie schon ; deutete.
Angestellte. Buchhalter und Verkäufer armtc sie
hatten, wich sie noch nicht von ihrem t Mit dem größten Lobe. Mutter!"
Platz. ; rief er ihr zu. und die so geüngftigte
Auch al? dann in ziemlich schneller j Frau, deren Herz vor übergroßer Liede
Folge die beiden Kinder kamen, der schon geschwollen war, sank wie betäubt
Junge und lai Mädchen, auch dann ', auf ihren Stuhl.
noch hielt fie fest an ihrer Pflicht, trotz- Junge. Junge " Tann
dem die Last ihr bald über den Hals zu . stürzten ihr die dickn, Thränen über die
wachsen drohte. heute etwas bleichen Backen, und ihr
Aber fie ließ nicht locker. Sie wollte , war. als müßte sie ihrem Kinde danken
ihren beiden Kindern schon von srüh aus ' für soviel Glück!
das Beispiel strengster Pflichterfüllung Und nun?
geben, denn wer wußte, wie eS im eben : Zwe, stunden späte tuhr der Wagen
vor. drei klunöeu ipalcr war er on.
dem Bahnkörper gefunden wurde. Man
kann fich die Freud, der armen Eltern
au-malen. al sie ihr wiedergefundenes
Kind umarten.
Kurzer prc;rß.
Richter Sagen Sie mir nur, Stop
peldauer. wie Sie sich so weit vergeffen
konnten. Ihr eigene? Weid zu schla
gen?"
Etoppelbauer; Ja sehen Sie. Herr
Richter. döS war o: I komm zu HauS.
mei Alte beklagt fi über , i erstatt so
fort Tudlik. sie replizirt, i gib die
Schlußred, sie die Gegenschlußred und
da hav i hall a gle, daS Urtheil g'süllt
und vollzog'n."
einmal kam.
Sie mußte dabei immer an ihr eige
neS Elternhaus denken. Sieben Ge
schwister. und so verwöhnt und verzür
telt Alle! Und dazwischen noch fünf
Mädchen, die ohnedies der Welt gegen
über schon denachtheiligt waren!
Tie Mutter war zu gut, der Vater
Unteroffizier (zu einem Soldaten, der
den Helm etwas schief auf dem Kopf
hat,: Ick jlod' wahrhaftig, der Kerl
will mit mir kokettiren!"
Und bei der hellen Lampe, deren Schein
fich noch mit dem trüben Tümmerlichte
stritt, saßen schweigend drei stumme Ge
stalten.
Ein vierter Platz war leer, wenn in
Gewohnheit dort auch der alte Scffel
noch stand.
Schirf,
A. : Sehen Sie dort die lange,
dürre Miß King, die richtige Englän
derfigur. nicht wahr?"
B, : Ja. die richtige Miß-Gestalt."
Bescheren,
Sächsischer HandwerkSdursche: Ach
bidde, meine Gnädichfte, gennd ich nich
was gleeneS vom Middag griechen?
Awer nor geenc fedden Schnidzel, die
gann ich Sä nämlich nich verbrachen!"
zu schwach. Da- war der ganze Fehler. ; Sie blickten unwillkürlich immer wie
Als fie dann Beide nicht mehr waren. I der auf ihn hin, und ihre Blicke wurden
da standen Alle hilflos da. nur sie. fie dann wohl feucht, wie Nebel oft die
- die dem Manne ihrer Liebe gefolgt Erde feuchte I K1 fine5 , mannes.
war und vor keiner Anstrengung fich. Im Bahnhof hatten sie ihn Alle noch
scheute, fie war auf sicherem Boden. gehabt, und jetzt? Der Mutter war's rn gedenk ich meines Brautstandes.
1 ' 1 . ' ... . ,r n r n t Yrn iicMih oK hi.ihfKtiri K.ii4.im
Z hinr hr Ktnli hnh he dann 11(11 kkkan a wilde nt IM eine 1(1011 eine "","""
helfen konnte, heimlich von ihrem Er-! Züge nicht mehr.
sparten,... daß sie Allen eine aus-! Ist's nun nicht wahr? Wird'S
kömmliche Eristenz bereiten konnte, und nicht um uns ,qon yeron k fcie Hrnt nun iftniunie Frau
. r .- . t j, n:n.. i.uA.-i.:iiB 'i i. rni.. r;c ,, ..x;t; , " .ylu"
OüB ne es in init puul jtiiytiucuycu j ßiuy ocin touwi tii UV" utu "Ul ,
und heiterer Laune dankten. gen Arm.
Aber ihre Kinder wollte sie davor be Er seufzte tief. Vielleicht ! Auch sein
wahren. Sie sollten allezeit fest und Humor war jetzt verflogen. Er fühlte
muthig für sich einstehen können, ohne ! wirklich schon das Alter nahen, wo die
die Hülfe eine Anderen, als eigene. Kinder die Großen, die Kräftigen wer
zielbewußte Menschen! den, und wo die Eltern sich zurückziehen
Und daß ihr das nun wirklich gelun- auf ihr Altentheil.
gen jetzt bereitete eS ihr schon Nur Grete saß still bei ihnen. In
Herzweh und Melancholie. Sie hatte j ihrem Köpfchen reifte ein Entschluß, so
noch nie daran gedacht, daß sich das so j schön und glücklichmachend, daß es wie ;
Hütte ich am liebsten meine
Braut vor Liede aufgegessen.
Dh nach kurzer Ehefrist
Ist eS mir schon klar geworden,
Daß sie ungenießbar ist.
wenn die Blätter stillen.
Heibnskiizc von Paul A. Kirstein.
Wie AlleS fich im Leben ändert ! Wie
auS dem Sommer so schnell der Herbst
fich schält !
Tie Frau de? Kaufmanne? Brandt
hielt ihrem Gatten die schmale, etwa?
hartgearbeitete Hand hin. Meinst du
nicht auch, Wilhelm? Wir werden alt!"
Ueberrascht sah er fie an. Trud
chen, wo denkst du hin! Du mit deinen
achtunddreißig Jahren, mit dem vollen
braunen Haar noch und den frischen
rothen Wangen!"
Er strich ihr liebkosend die darge
botene Hand.
Sie aber schüttelte den Kopf, leise,
geheimnißvoll wie man's wohl thut,
wenn man für den Anderen etwas auf
dem Herzen hat. EtwaZ, was Lust und
Freude weckt, und was man trotz Allem
nicht sagen möchte vor dem richtigen
Moment, weil sonst der Erfolg nicht
ganz fo schön, nicht ganz so selig ist !
Wir haben zu früh geheirathet,
Mann! Mit achtzehn Jahren ich! Da
kommt das Alter schneller noch, glaub'
nur."
Er legte ihr den Arm um die vollen
und doch zarten Schultern.
Meinst du daS wirklich?"
Sie nickte nur.
Und bereust du's etwa?"
Sie machte fich von ihm los. Aber
Mann wie kannst du das denken!"
Sie sah ihm fast entsetzt in die guten,
ehrlichen Augen.
Nun ja. die Jahre waren nicht
leicht. Wir haben uns Beide tüchtig
plagen müssen!"
'Wir haben doch aber auch was er
reicht ! Sieh, Wilhelm ist da? nicht
schön, wenn man fich das sagen kann!
Wir blicken doch auch auf etwa? zurück!"
Ja und das nennen wir dann
unseren Herbst, wo wir doch noch so viel
für unseren Sommer übrig hätten."
neckte er fie weiter. Sie aber hörte
nicht mehr recht darauf. Im Gefühle
ihres Glückes, das ihr in den herrlichen
Sommermonaten auf den Bergen und
an der See immer wieder zum Bewußt
fein gekommen war. faß fie und träumte
vor sich hin.
Wie doch die Jahre hingegangen
schnell entwickeln und plötzlich zeigen
könnte, und nun
Ihr Albert, ihr großer, einziger
Junge, ihr Abgott und Stolz,... er
machte den Anfang.
Vorgestern, so ganz wie von unge
führ, war er plötzlich gekommen und
hatte in seiner lieben, zutraulichen Weise
gesagt: Wißt ihr, ihr Beiden" feit
er groß war, nannte er fie immer fo,
weiter fie nie getrennt, nie Einen ohne
den Anderen gesehen hatte wißt ihr,
chimmer über ihr Antlitz zog
Und Abend-, al- die Mutter doppelt
traurig und zum Weinen geneigt zu ihr
in s kleine Stubchen kam, da war sie
mit sich einig, da führte fie ihn aus.
Die Mutter hatte ihre Hand genom
men und sah ihr in die klaren Augen.
Sie mußte von ihm, von ihrem Jungen
sprechen.
Sie seufzte tief. Ja, nun ist er
weg. Dem Vater wird eS furchtbar
schwer!" Sie wollte nicht von fich
riethen fie.
Und Gretchen lüchelte und faßte sie
um: Er wird ja wiederkommen."
sagte sie, und dann erzählte fie der
Mutter ganz leise und erröthend in's
Ohr von einem jungen Manne, der
den Sohn gern ersetzen wollte, den fie
kennen gelernt da oben im Bade die
Mutter wußte schon wo und der
fie ... . liebte
Sie hauchte es nur hin, aber die
Mutter verstand sie doch, und in Heller
Freude rief fie den Vater, und der
Als fie in später Nacht Beide allein
waren, faßte er fie um und sagte
lachend: Ja, Trudchen, Herbst wird's
nun wohl, denn die Blätter fallen
aber hat der Herbst nicht auch schöne
Tae? Schönere wie oft der kühle
Frühling und der heiße Sommer?! Ich
denke doch!"
Sie nickte nur und träumte in der
selben Nacht vom Schwiegersohn und
von den Enkeln, und von dem hochbe
rühmten Sohn !
Ja. wenn die Blätter zu fallen be
ginnen !
ich glaube, ich fange mein Studium reden, aber die schweren Thränen ver
gleich in Heidelberg an. iZorl pu s
entzückend schön sein, dort sind für mich
die besten Lehrer, und Wenn's euch Bei
den recht ist "
Er hatte nicht zu Ende gesprochen, er
hatte sie nur Beide halb bittend, halb
siegesbewußt angeschaut, und fie nun
ja, fie hatten fich nicht anders getraut
fie haben zögernd wohl, aber doch
.... immerhin ihre Zustimmung
gegeben. Ja....
Wenn's nun einmal für den Jungen
am besten war! Es war ihr einzigster
Trost. DaS sagten fie fich wohl hun
deitmal in den paar Tagen, die bis
zum Abschied noch waren.
Der Junge wollte ja gleich fort, ja!
Er wollte beileibe nicht später kommen,
als all' die Anderen, trotzdem 'S schon
jetzt im Anfang", wie die Mutter
meinte, nichts schaden würde."
In ihrer Aufregung vergaß fie schon
alle ihre Lehren von Energie und Pflicht
erfüllung. Aber doch war der Tag der Abreise
immer näher gekommen. Heute sollte
es nun fein. Abends, daß er am frühen
Morgen gleich an seinem Bestimmungs
orte war.
Und deshalb saß jetzt Frau Brandt,
nachdem fie alle Vorbereitungen beendet,
neben ihrem Gatten und war weh
wüthig und traurig gestimmt. Des
halb sah sie den Herbst herüberziehen,
trotzdem die helle Sonne lachte und die
Blätter noch fest an den Bäumen saßen,
und deshalb auch kam fie fich alt und
grau schon vor. weil doch ihr Sproß
selbständig frei hinauszog in die Welt.
Sie hatten eben von seiner Equipi
rung gesprochen. Ein Koffer stand de
reit, der sich sehen lassen konnte, muster
gültig in jeder Form. Auch die
Summe, die er monatlich gebrauchen
sollte, hatten fie bestimmt, und doch
waren Beide dann, Vater und Mutter,
in heiinlicher Angst hinausgegangen
und hatten ihm noch extra was zuge
steckt. Der Vater in die Studenten
mütze, die Mutter in das Papier, in
dem fie das bunte Band verwahrte
dort mußte er es finden!
Und unwillkürlich war Beiden dabei
wieder die Erinnerung gekommen, wie
er fich die beiden Zeichen seiner neuen
Würde errungen. Der Tag stand ihnen
klar vor Augen. Keine Minute hatten
sie Ruhe gehabt, während der ganzen
Zeit, wo er im Examen war, trippelten
fie nur von einem Fenster zum anderen,
immer forschend, immer spähend.
ES war wohl das erste Mal, daß
Herr Brandt seinem Geschäfte fern
blieb.
Immer wieder hatten fie fast unwill
kürlich die Hände gefaltet, immer wie
der sahen fie fich angstvoll an. und wenn
fie eS dann gar nicht mehr au-halten
konnten, dann umschlangen fie zärtlich.
alS wollten fie fich die auf jeden Fall
festhalten, ihre Tochter Gretc, die mit
ihnen wartete, und küßten fie, drückten
fie--
Zu späte Erkenntniß,
Meine erste hieß Emilie,
Und die zweite hieß Cäcilie.
Meine dritte hieß Johanna.
Und die vierte, die hieß Anna.
Meine fünfte hieß Rosalie.
Meine sechste hieß Bmalie;
Aber keine von den sechsen
Konnte mich so sehr behexen,
Daß ich fie zur Frau begehrte,
Erst die siebente, die lehrte
Mich die wahre Liebe, Grethc
Hieß mit Namen fie, ich flehte
Sie wie eine Göttin an,
Und so wurde ich ihr Mann.
Heute ist es mir erst klar,
Was ich für ein Esel war,
Grad' die siebente zu lieben,
Denn fie ist 'ne döse Sieben.
Drohung,
Schritstellergattin: Wenn Ihr nicht
sofort artig seid, Kinder, lese ich Euch
Papa'S Gedichte vor!"
Malicc.
Er: Ist eS Dir auch angenehm,
wenn ich heut' Abend einen Freund mit
nach Hause bringe?"
Sie: Na, jedenfalls ist mir daS lie
der, als wenn er D i ch nach Haufe
bringt!"
Kennzeichen.
Herr: Richten Sie mir die Uhr,
achten Sie aber, daß fie ja nicht zu spät
geht!"
Uhrmacher (für sich): Der ist gewiß
untei'm Pantoffel!"
Günstig,
Madame: Diese Woche wollen wir
'mal eine Gan braten!"
Köchin: Ach. daS ist hübsch. Mitt
woch hat mein Schatz Geburtstag!"
Abenteuer eines Kindes.
Aus Paris wird un? über da? Schick
fal einer neuen Mignon" berichtet:
Während der letzten Manöver lagerte
eine Truppenabtheilung in Segerie
(Sarthe). Ein Soldat. Namens Hee
aus Nogent-le-Rotrou, unternahm nach
Beendigung seines Dienstes einen spa- j
ziergang durch die Ortschaft, als ex
einem kleinen, in Lumpen gehüllten j
Mädchen begegnete, daS ihm bettelnd!
die Hand entgegenstreckte. Der Soldat
glaubte, das Kind zu erkennen; er
näherte fich ihm behutsam, rief eS beim !
Namen an und im nächsten Augenblick
lag e? schluchzend in seinen Armen.
Hee hatte in der kleinen Bettlerin seine
19jährige Schwester erkannt, die vor
einigen Monaten aus dem väterlichen
Hause verschwunden war, ohne daß die
Polizei irgend eine Spur ausfindig zu
Neuester öxrcchsch.itz.
A. : Wie gefällt Dir die Tochter deS
Herrn Professor??"
B. : Eine reizende Käthe der-bliithe!"
Ach so!
Weißt Du auch, daß Du meine erste
Liebe bist?"
DaS ist doch nicht möglich, Du bist
doch bis zur vorigen Woche Soldat ge
wesen." Na. seit ich wieder Civilist bin,
meine ich."
Nie verlegen.
Käufer: Der Gaul gefällt mir nicht,
er schlügt und beißt ja, sobald man in
seine Nähe kommt."
Pferdehändler: Aber ich bitte Sie.
können Sie sich denn eine bessere Ver
sichcrung gegen Diedftahl denken?"
verfebltc Anpreisung.
Wissen Sie. achtzig Mark für
machen vermochte. Das Kind war von
fahrenden Leuten gestohlen und aus'Sj Ja,
Betteln abgerichtet worden, wobei eS ! den Papagei finde ich ein bischen viel.
natürlich an Hieben 'und Entbehrun- j Kann er denn sprechen?"
gen nicht fehlte. Indeß der Soldat' Sprechen kann er nicht, aber ver-
fein wiedergefundene? Schwesterchen stehen thut er Alles!"
herzte und labte, waren die Nomaden,
die den Vorfall angesehen, über alle Lcht weiblick.
Berge verschwunden. DaS Müdchen Frau A.: Also die Frau Hetzer ist
wurde noch im Laufe deS Abends mit eine so unterhaltende Person? DaS
der Eisendahn nach Nogent zurück- wußte ich noch gar nicht.
geschickt, hätte aber beinahe nicht die! Frau B.: Ja. riefig unterhaltend!
Freude erlebt, seine Eltern wicderzu- Die weiß Ihnen von jedem Menschen
sehen. DaS Kind war vor Ermattung etwa; Unangenehmes zu erzählen!"
eingeschlafen und erwachte erst, al? der !
3im Roaent bereit? verlassen hatte. In !
der Bestürzung öffnete e? die Waggon- j Dichterling (zu einem Herrn, dem er
thüre und sprang von dem dahinsau-1 bereit? zwei Alte seines Trauerspiels
senden Zuge ab Die Insassen zogen vorgelesen): Ucbrigens, wenn ich Sie
an dem Nothfignal, der Zug hielt und ! belästige, mein Herr, höre ich sofort
man machte fich sofort auf die Suche l mit dem Lesen auf."
nach dem Mädchen, das ohnmächtig, Herr: Warum haben Sie daS nicht
aber ohne ernstliche Verletzungen auf j gleich gesagt?"
Knickend.