Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 30, 1897, Image 11

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    Durch bas Telephon.
Bs x 1 1 S
9' NludhcuseS
Maroni an. sin
l . i 4 MM
- .
Bei'm als
schloß ftch mir
Mann von ungf.
Wesen, dessen ganz, Pzi,ftsg::om,c adkr
da Gepräge dünner chm?rm,h trug.
Wir schritten scharrt, den Boulevard
kntlang. und vor dem Poftdäude an
gekommen, sagte ich zu .hm :
JA komme sogleich zurück ..Ich
habe zwei .nuten ar Telephon zu
thun.' m
Er zittert, bei diesen letzten Worten
und ich sah r.'ie seine Hand ftch kromps
hast um I n Griff seines Stockes
spannte, 9 h al ich zurückkehrte, schien
er noch feb aufgeregt. lind um s,in i:n
erklärlich?? Schweigen zu brechen, de
merkte i.D leichthin:
Mmt wunderbare Erfindung doch
dieses lekpfwn ist und welche unichtttz
baren Dienste un? Zag für Tag die
Fortschritte der Wiffcnscha't leistend
Sie finden!" meinte Herr Marour
rit bitterem Spot!. scheint mir
im R gentheil, daß die Wiffmschaft.
Hl entfernt un? zu untersiützen, un?
Ttx höhnisch unse menschliche Ohn
n acht vor Augen s,rt und die Mittel
inserer Leiden in ruusamor Weise der
" W. Ein Bei'piel, mein eizeneZ
-chlbares Erledniß. wird e Ihnen
leichtern, meinen Ge sanken zu erfaffen
Ihnen zugleich ,? 'äimcr,!.chc Auf
irrung erklären, die mich noch jetzt,
n ch Verlauf mehrerer Jahre erbeben
cht.
Ich befand mich während der Herbst
en mit Louise. meiner Gattin, und
?iKel, meinem kleinen Knaben, auf
v -inem Landfttze Moranda, einer drei
teilen von Marseille inmitten drachlie
. iiber Landstrecken und kleinem Gehölz
gelegenen Billa, die ich kurz vorher an
getaust hatte. Nanette. unsere alte
Magd, führte den Haushalt und die
Küche. Blasn,?, ein erprobter Diener,
der hocherfreut war, in der ?kähe der
Stadt weilen zu können, wo seine
Mutt.r, eine brave Marseillerin lebte,
versah den Posten eines Gärtner und
bewohnte ein Gartenbaus für sich.
Mein Gewehr auf dem Rücken und von
meinen beiden Hunden gefolgt, unter
nahm ich mit meiner grau und meinem
Söhnchen tagklanqc öpazicrgäne in
dieser köstlichen Einsamkeit, Um die
große Abgelegcnheit auszugleichen,
hatte ich auf meine eigenen Kosten eine
Aeiephonleitnng herstellen lassen, die
mich mit dem Central - Bureau von
Marseille verband. Durch den dortigen
Anschluß unterrichtete ich mich jeden
Abend von meinem Schlafzimmer aus
üder die laufenden Geschäfte meiner
Hüttenwerke bei Paris.
Unsere schöne Ruhe wurde durch eine
Nachricht meine? Prokuristen gestört:
ein persönlicher Schritt konnte uns einen
bedeutenden Auftrag seitens der Regie
rung sichern. Es war noch immer so
schön und Marcel befand sich so wohl,
daß Louise ftch entschloß, meine Rückkehr
in Moranda abzuwarten.
Am Abend meiner Abreise nach Paris
regnete es in Strömen. Als der Mieth
wagen vorfuhr und gegenüber der wei
ten Haide und dem düsteren Waide vor
der Estrade hielt, zog sich mir dnZ Herz
zusammen. Louise beruhigte mich:
Bah! Du wirft ja nur zweite Nächte
abwesend sein. Nanette wird neben
meinem Zimmer schlafen: Blaftus hat
Dein Gewehr uns von dem Gartenhause
aus, wo er sch'.äst, hört er uns rufen:
die Hunde find sehr wachsam wa?
sollte unS da geschehen?"
Ihre Stimme schien mir nicht sehr
fest. Ich war schon im Begriffe, die
Reise aufzugeben, aber meine Frau er
neth meinen Gedanken.
Wir können uns ja durch das Tele
Phon zu jeder Tagesstunde sprechen.
Reise ruhig ad, ich wiederhole Dir, mit
BlaftuS uns Nanette fürchte ich nichts."
Ich schämte nucd meiner Aengstlich
keit, umarmte Louise, Marcel und
reiste ab.
Ich brachte auf der Eisenbahn eine
sch'.nflose Nacht zu. In Paris sprang
ich aus dem Waggon und stürzte nach
der TelephonzcUr, Nachdem die Ver
biüdung hergestellt war, vernahm ich,
etwas näselnd und verschleiert, über
gleichwA sehr sanft, die Stimme mei
ner lieben Frau.
Hallo! Ist die Nacht gut vorüber
gegangen, Louise? Haft Du Dich nicht
zn sehr gefürchtet?"
Doch ein rjeri.!. Besonders Ba
dette. Wir Ijakn Bitt bei Tagesanbruch
geschlafen, weil Du muß! Dich des
halb nicht beunruhige,,! weil Nanette
geglaubt hatte. Schritte im Garten zu
hören. Die Hunde, die durch ein Ver
geffen an der Kette geblieben waren,
haben lange gebellt. Wir haben schließ
lich das Fenster geöffnet und Blaftus
herbeigerufen. Er hat da? Gewehr ge
nommen, die Hunde losgelassen und
mit ihnen einen Rundgang um das
Haus gemacht, ohne etwa? Verdächtiges
zu bemerken. Marcel, der von alledcm
rnchts wahrgenommen hat. der liebe, j
kleine Mann, ift soeben erwacht uud
ruft nach Mir. Aus Wiedersehen! Wenn
.troaZ, cai wir diesen Abend kaum
erwartet hätten. Die Fensterläden
waren schon geschloffn die Hunde
loslassen und Ranette machte gerade
für BlaftuS ein Bett in der Bo.
halle zurecht um unS die Angst der
vergangenen Nacht ! ersparen, als
ein Junge auS der Stadt eintraf und
einen Brief üdcrdracht.'. in welchen
ait-C . x.
Oiarilis unnuujim iuuiui, uuc imm
Zwei kleine rchlr.efcztt noch, voll un
fäglichen Schreckens, dann ein und'
stimmte? verworrenes Geräitsch. ein (je
knifter von undf finirbaren Tönen, dann
nichts mehr.
Darauf suhlte ich in meinem Gehirn
etnaZ krachen und ich stün'e rücklings
nieder in eine unendliche Leere."
Und keuchend, als wenn er dieses
gräßliche Ereiziiiß nochmals durchlebte.
Mutter plötzlich auf den Tod erkrankt schloß Herr Maroux:
sei uni ,dn bitte, ogleich zu ihr zu
kommen. Dieser fremde Junge hat
ftch unbemerkt entfernt, ohne unS wei
tere Aufklärung zu geben. LlaftuS ist
sehr bestürzt gewesen, denn er ver
göttert seine Mutter. Er wollte unS
vor Tag nicht allein lassen, aber sein
trostloser Blick zeigte mir deutlich, wie
schwer ihm dieses Warten ankam. Ich
bade gedacht, daß, wenn die grau diese
Nacht sterben sollte, ich den armen Bla
fiu? darum bringen würde, seine Mut
ter ein letzte? Mal zu umarmen. Ich
habe seine Skrupeln besiegt und ihn
überredet, gleich zu gehen. Er hat mir
versprochen, noch heute Abend zurück,
kommen, und um Zeit zu gewinnen,
ans dem Rückweg einen Wagen zu neh
men. Soeben habe ich die Riegel hinter
ihm zugeschoben, deswegen mußtest Tu
auch warten. Bift Tu zufrieden mit
dem Stande Deiner Angelegenheit?"
Ja, aber sprechen wir von Dir.
Du hättest BlaftuS auf keine:, Fall
weggehe lassen sollen, selbst mit
einem Wagen kann er vor elf oder zwölf
Uhr nicht zurück sein. Mein einziger
Trost war, ihn bei Euch zu wissen, und
nun ift er auch sort ! Und dieser Junge,
der davon geht, ohne daß Ihr daran
dachtet. Euch zu vergewissern, ob die
Nachricht richtig war. Hat Tir Blaftus
wenigstens die beiden Hunde und das
Gewehr zurückgelassen?"
Die beiden Hunde liegen auf der
Veranda und schlafen. TaS Gewehr
dürfte BlaftuS in die Vorhalle gelegt
baden. Ich werde eS zu mir nehmen.
Hörst Du, Marcel? Er hängt ftch an
mein Kleid und ruft Dir Guten
Abend" zu. Höre doch!"
Guten Abend, Papa, guten Abend!"
Guten Abend, meine Lieben! Ich
gehe jetzt speisen und komme dann zu
rück." Draußen angelangt, fühlte ich mich
von Dem, waS mir meine grau soeben
mitgetheilt hatte, völlig niedergefchmet
tert. Ich hatte meine Angst verheim
licht, auS Furcht, die eigenen Besorg
niffe Luisen'S noch zu vermehren. Meine
Gedanken nahmen eine so düstere Wen
dung. daß ich, in mein Hotel zurückge
kehrt, keinen Bissen hinunterbringen
konnte. Ich erhob mich vom Tische,
um in's Telephonbüreau zurückzukehren,
aber mein Prokurist kam, um mir och
einige für den Erfolg meines Geschäftes
sehr nothwendige Anhaltpunkte zu
oeben. - cb konnte itm nickt so schnell
! l.-u.: ....w k 5l. ri.xi jAm
!,!.' W-H'--!'. "!! I IUUV CUl Iplll, U19
ich die Telephonzelle wieder betrat.
Mein Herz klopfte hörbar vor Unge
duld, und meine zitternden Hände
ließen die Schalldecher vor meinen
Ohren hin und her schwanken. Ich
blieb einige Sekunden, ohne etwa? zu
hören.
Hollo! Luise, hallo! Bift Du da?
Antworte mir ich bin unruhig!"
Ich erkannte endlich ihre Stimme,
aber eine leise, beklommene Stimme,
tonlos vor Schrecken.
Ach, seit fast einer Stunde find wir
fassungslos. Ich habe das Gewehr
nicht wiedergefunden. ES ist nicht an
der möglich, als daß es der Junge
bei'm Weggehen gestohlen hat. Bla
fius ift nicht zurückgekehrt. Man wird
ihn absichtlich entfernt haben in
einen Hinterhalt gelockt ich kann nicht
mehr athmen, so sehr habe ich Furcht !
Ich glaube etwas zu hören im Gar
ten ganz fern Warte, damit ich
horche!"
Regungslos über die Platte gebeugt,
hielt ich den Athem an.
Luile, ich bitte Dich um Himmels
willen, laß mich nicht in dieser qual-
vollen Ungewißheit WaS hörst
Du?"
ES sind die Hunde, die knurren. . .
jetzt bellen sie , ... sie bellen wüthend , . ,
sie laufen gegen das kleine Gehölz. . . .
Spie schweigen, sie schweigen ganz plötz
lich . . . . eS herrscht eine tödtliche Stille
.... indessen jawohl, man möchte
glauben. . .dumpfe schleichende Schritte
aus dem Äandc der Alice .... man
möchte glauben, daß Leute auf da
Haus zukommen "
Sprich, sprich Luise! Ich ersticke, ich
muß verrückt werden! WaS hörst Du
noch? Sag", waS Du noch hörst!"
Nichts mehr. , , beinahe Nichts mehr
....Oh, doch! Ein verstecktes, leises
und fortgesetztes Knirschen, wie von
einem Meiscl, den man vorsichtig unter
einen Laden zwängt, um ihn zu
sprengen Der Laden gibt nach
eine Scheibe bricht, , .Oh! welche Angst
ich habe!"
Ich schrie in den Apparat hinein:
Telephonire nach Marseille, damit
man die Polizei, die GenSdarmerie be
nachrichtigt I"
Was soll DaS? Die Stadt ist drei
Meilen entfernt man wird zu spät
Du heute Abend vor dem Diner eine kommen. . . .und dann, ich kann nicht
Minute erübrigen kannst, so komm und
'celcphonire mir nochmals."
Etwas beunruhigt . beschäftigte ich
mich nun eifrig mit meiner Angelegen
heit und erst nach acht Uhr fand ich et
!?aS freie Zeit, um zum Telephon zu
lückzukehren. Ich mußte ziemlich lange
rufen.
Hallo! Hallo! Warum säumst Du so
Zange, Louise? Was giebt e? denn?"
mehr ich werde wnhnsinig, .
Mach' Lärm .... oder verbirg Dich,
flüchte Dich. . . . Ja. da? ist eS, nimm
den Kleinen und flüchte Dich!"
Ich kann nicht, ich habe keine Kraft
mehr..,, sie kommen die Treppe her
auf. die Stufen knarren , , , . sie find
auf dem Gange sie suchen, fie tasten
.... Marcel .... Großer Gott ! Komm !
....Zu Hülfe!,. ..Hül.
Ich verweise Sie bezüglich der Ein-
zelheilen de? Verbrechens. daZ unter
dem sensationellen Titel .DaS Blutbad
von Moranda" bekannt ift. auf dieGk'
richtZ-Zeitung". Ich verlo: dabei meine
grau, mein Kind und meine zwei
Dienftleute. Ader da?. waS kein Be
richt schildern. waS mit Worten nicht
ausgedrückt werden kann, das ift dieses
Alpdrücken, welches die Wissenschaft er
funden hat. diese entsetzliche golterung
eines Manne?, der auf hundert Meilen
Entfernung die verzweifelten Hülferuse
seiner grau und seines Kindes hört, die
man abschlachtet, ohne daß er etwa?
And'.res thun kann, als ohnmächtig vor
einem elenden Täfelchen au! Holz zu
jammern."
oft hier witzig und amüsant, und sei ! noch deute Generalsrang in der p'eußi
nen Schilderl'ügk!! flocht er die komisch schon Armee ein. ES ist kein Zweifel,
ftcn Anekdoten ein c:ii dem Privztleden l daß die dringende, äußerfte Noth den de
der mir b;S dabin nur dem Namen nach ' dauernSwerthen Menschen in den Tod
bekannten Millionäre, den gair und getrieben hat: er ist, man kann beinahe
Mackey X, Er verbreitete ftch dann sagen, verhungert, ehe er Hand an ftch
über da? Theater, über die Kunst, über l?gte. Und die Ironie deS Schicksal
die Zeitungen, die Hotels, die Sitten wollte e?. daß zwei Stunden nach sei-
und 'Gewohnheiten der Einwohner, in
dem er sich die ganze Zeit dicht an mei
ner Seite hielt. Wenn ich nicht ge
j radezu brutal sein wollte, konnte ich den
, Mann nicht abschütteln. Die Laute
der Muttersprache auch, hier in diesem
vielsprachigen Gewimmel, am User de!
, Stillen Meere?, so weit von der Hei
nem Tode die regelmäßige monatliche
Geldanweisung von seinen Eltern ein
traf, die ihn dem Elend entrissen hätte.
Zugleich hören wir vom deuilchen Kon
sul hier, daß der Verewigte der Erde
eine? kinderlos verstorbene!, OhrimS
ist. und daß dieses Erde schon seit
Wochen auf ihn wartete, ahm daß der
I)or 5andsmaim.
Neulich i amkiiiaimche 2fiz,t von Ä. v.
,chierbrad.
Jawohl. Herr LandSmann !"
Die Stirn des alten Behrend verfin
sterte sich, und er schickte dem bedienste
ten Kellner, der scheinbar mit dem Titel
LandSmann" eine Art Band zwischen
seinem unscheinbaren Selbst und dem
reichen, stadtbekannten Brauer zu knü
pfen versuchte, einen unwilligen Blick
nach. Aber er sagte nichts in Erwi
derung. Als sein Schoppen Markgräfler vor
ihn hingestellt ward, da nippte er von
Zeit zu Zeit daran, schwieg aber noch
immer beharrlich.
Na, alter Freund, so nachdenklich?"
ertönte die heitere Stimme seines Busen
freundes Mansfeld. Eine Spinne
über die Leber gelaufen?"
Herr Behrend raffte fich auf. ES
mußten trübe Gedanken gewesen sein,
die ihn beschäftigt hatten, denn seine
für gewöhnlich lachenden braunen
Augen blieben düster, al ob sie im
Schacht der Vergangenheit traurige
Bilder erblickten.
Eigene Geschichte," murmelte er
dann halb für sich. Wie so ein Wort
Einem doch da? Geschehene wieder so
lebendig vor die Seele ruft."
Was denn?"
Nun, so erzähle doch, wenn eine
Geschichte darin liegt."
Grab' sie aus, Deine Erzählung."
So scholl eS im bunten Chorus um
ihn herum.
Der alte Behrend strich sich den er
grauenden Bart.
Meinetwegen," sagte er dann,
,,wcnn's Euch interesstrt. Obwohl an
der Sache an und für sich eigentlich
nicht viel ist. Gleichviel wenn Jhr's
wollt !"
Na, ja. nur loS !" brüllte eS.
Gut denn. So hört!"
math. umschmeichelten mein Ohr. und Kon'ul die Adresse de? ManncS wußte,
der Mann war wirklich unterhaltend, Die Leich? wird anständig beerdigt
darüber konnte kein Zweifel sein. Ec werden."
mußte eine gründliche Bildung genossen Das ungefähr waren die
haben seine Sprache und LuSdrucks-; denen der lange Bericht schloß
wiise verriethen daS. Ich stand an Ich sch-ue mich nicht, zu gestehen,
einer Ecke still und sah mir dcn Mann j daß mich liefe Reue erfaßte. Durch
ctwaS genauer an. Er hielt meinen ! meinen filzigen Geiz hatte ich die? hoff.
LU'.chdringenSen Blick aus. ohne mit
der Wimper zu zucken. Die Prüfung
fiel trotzdem nicht zu seinen Gunsten
aus. Er war noch jung, aber AuS-
schwcifungen oder Entbehrungen ! strebe, mich
vielleicht Beides hatten schon tiefe i zu lassen."
furchen in dem jungen, bleichen Gesicht
gegraben, und um die Mundwinkel lag
ein schlaffer, müser Zug.
Wie heißen Sie?" frug ich.
Max Weber," antwortete er prompt.
WaS sind Sie und was wollen Sie
von mir?" forschte ich weiter.
Darauf erzählte er mir eine lange
Leidensgeschichte, mit derselben Suada
und derselben Geste, die er bei seinen
vorherigen Schilderungen angewandt.
Er sei der Sohn vermögender, hochge
nungSdolle junge Leben auslöschen hcl-
fcn, so sagte ich mir."
Und daS. meine Herren, ist der
Grund, warum ich seitdem mich bk-
nicht vom Schein blenden
21 wecklesg'schicht'.
Von M. Tw'n.
Ich war damals schon ungefähr 30
Jahre alt und hatte mir den Wind
schon tüchtig um die Ohren wehen las
sen. Reich war ich zwar och nicht,
aber doch schon wohlhabend, und nahm
eine gesicherte, geachtete Stellung in der
Stadt ein. Da wurde ich dringender
Geschäfte halber nach San FranziSco
gerufen. Ich war och niemals dort
gewesen. Die Stadt und ihre Umge
bung waren mir fremd und interesfir
ten mich, und nachdem ich das drin
gende rein Geschäftliche erledigt für den
ersten Tag meiner Anwesenheit, schien
derte ich im Gcschäftstheil der unteren
Stadt umher, indem ich die bedeuten
deren Gebäude damals gab es noch
wenige wirklich stattliche dort musterte
und die größeren Läden mir ansah.
An der Montgomery-Straße, al ich
mir da? Gewühl vor der Börse att
schaute, stieß mich plötzlich Jemand am
Arm, und zugleich hörte ich eine
Stimme, die mich deutsch anredete.
Interessante? Treiben hier. Herr
LandSmann, nicht wahr," sagte der
Fremde.
Ich drehte mich rasch um und firirte
den Mann scharf. Wie ein Bauern
fänger oder Abenteurer sah er eigentlich
nicht aus ; aber schäbig und herunter
gekommen. Wa? mich aber abgestoßen
und stutzig gemacht hatte, das war die
Anrede, LandSmann. Gegen das Wort
hatte ich seit Langem einen Widerwil
len, schon seit der Zeit, als mich kurz
nach meiner Landung m New-Jork ein
Kerl, der vor einem Laden an der
Ehotham - Straße stand und dessen
Wiege offenbar nicht in Deutschland,
sondern in Rußland oder Galizicn ge
standen hatte, so angeredet. Und seit
dem habe ich häusig gefunden, daß
wenn in Amerika Jemand als Lands
mann angesprochen wird, man ihm da?
Fell über die Ohren ziehen will.
Kurzum, die Anrede gefiel mir nicht,
und ich drehte dem Mann, kurz cnt
schlössen, den Rücken und schickte mich
an, weiter zu gehen. Der aber ließ
nicht locker. Er haftete fich an meine
Sohlen und folgte mir auf Schritt und
Tritt, immer unermüdlich auf mich ein
sprechend. Er erzählte mir von San
Franzisco, von seinem Leben und Trei
den, von den vielen rij,s und dcnvir
seiner Bewohner, von den Silber- und
Goldminen und den Erösufsen dersel
den. Er erzählte ganz unterhaltend,
stellt Leute in der Frankfurter
Gegend, erzählte er, und durch eine un
glückliche Liebe und etwas Leichtsinn
nach Amerika gekommen, wo er fein
Glück zu machen hoffte, fich aber
gründlich getäuscht habe. Wenn er
nicht von seinen Eltern jeoen Monat
eine Unterstützung von 810 erhielte, so
wäre er schon längst hier verhungert,
dem, nirgends sei'S ihm bisher geglückt.
ES schlägt eben nicht bei Jedem an,
Herr LandSmann," so schloß er.
LandSmann!'' schon wieder diese?
Wort, daS mir so verhaßt. Ein
Schwindler, ein Gauner jedenfalls, so
sagte ich mir im Geheimen, und indem
ich für die dringend angebotene fernere
Begleitung dieses Menschen dankte,
wollte ich gehen. Da sah mich der
Fremde aber mit einem Blick voll Thrä
nen an.
Herr Landsmann, helfen Sie mir,
retten Sie mich," so schluchzte er dann.
Ich habe seit drei Tagen schon nichts
WarmeS im Magen, und zu meiner
Wirthin traue ich mich nicht davon zu
sagen, denn ich schulde ihr die Miethe
noch, Haben Sie Mitleid mit mir ich
will Ihnen Alles bei Heller und Pfen
nig wieder erstellen !"
Ich blickte den Menschen nochmals
genau an, Die Musterung fiel nicht
günstiger aus. ES lag Etwas in seinen
Zügen, daS mir nicht gefiel etwas
Verstecktes, Unaufrichtiges, etwas, das
mir entschieden nicht gefiel, mich ab-
stieß. Und dann mit seinem ewigen
LandSmann" daS Wort verdroß
mich.
Ich griff in die Westentasche und
suchte einen Silderquarter heran?; das
reichte ich ihm. Das ift Alles, waS ich
für Sie thun kann," brummte ich dabei
und drehte mich auf den Hacken.
Aber. Herr LandSmann, feien Sie
doch darmherzig ich leide wirklich die
äußerste Noth," schrie mir der Mensch
nach.
Lassen Sie mich ungeschoren," rief
ich entrüstet und geärgert nnd schritt
schnellen Schrittes von bannen.
An der nächsten Straßenecke drehte ich
mich rasch noch einmal um. Da da
stand der Mensch noch auf demselben
Flecke und starrte den Himmel an
scheinbar das Bild der Verzweiflung.
Es schoß mir dnrch den Kopf, daß ich
gegen den armen Kerl vielleicht doch un-
barmherzig gehandelt hatte. Schon
seine Anekdoten waren mehr werth ge
mesen, als diese lumpige Münze, die
ich ihm gegeben. Ob ich umkehrte und
ihm etwas mehr gab? Fast Hütte ich'S
gethan da klang mir's wieder in den
Ohren, sein Aber, Herr LandSmann!"
Nein, brummte ich vor mich hin der
Kerl ist ein Humbuggcr ganz gewiß.
Würde er sonst diesen Ausdruck fort
während gebrauchen? Ein Gauner, ganz
sicher. Er hatte auch so etwas an fich
Und ich entfernte mich.
Ich blieb im Ganzen eine Woche in
San Franzi?co, amüsirte mich ganz
gut, erledigte mein Geschäft zu bester
Zufriedenheit, und hatte das Zusam
mentreffen mit Max Weber, oder wie
er sonst heißen mochte, ganz vergessen.
Begegnet bin ich ihm nicht mehr obwohl
ich m der Gegend, wo ich ihn getroffen,
Der Schmid'Ehriftoph und d'r Hos
ners-Karle von Oberhcmmlenga hent
müassa in G'schästa nach Kilchberg:
und weil'S allcweil onterhaltlicher iich
zu zwei, no hent se anander mit
g'nomma. Kilchberg isch nämlich 'S nüchscht'
Schtädtlc bei Oberhcmmlenga und zwei
guate Schtond' von der 'segnete Ort
schaft entfernt.
Jetzt der Schmid-Ehriftoph hat gar
an schwache Maza, deßwega hat er vom
Beckafrieder vier MordSmecka mit
g'nomma. I han voriz Oberhcmmlenga a
g'fegnete Ortschaft g'heißa, ond i sag'S
no amal, denn dort hat's nämlich die
größte Wecka em ganz Ländle.
Zwei von dene Wecka hent onterwegS
dia Männer geffa, ond zwei hent so no
nach Kilchberg 'neibracht. Dort hent se
ihre G'schästa zu ihrer Zufriedaheit
b'sorgt, so daß se denkt hent. 's wär' sei
eend, wenn se fich a schöpple Wei
vergönn thätet.
Tu, Karle," sait jetzt der Christoph,
nerr jetzt gonget mer zom Bücka
Zwackerle, uf den han i en klein Pick,
woisch jo au, wegen, Rickele. ond do
wirscht seha, wie i den für Narra halt."
Richtig, se ganget zom Zmackeile. ond
cb' se 'neiganget, Hot fich der Christoph
no ebbeS an der Auölag von dene
Bückawaara z' tho g' macht.
Dia send nämlich vor em Fenster
dussa, uf so m' a Brettle g'lega.
Drenna hent se sich a Schöpple
b'stellt, ond: Zwackerle, breng' mer au
a Weckla oder zwei !" hat noch a ma
guata Weile der Christoph g'fagt.
Richtig, der Zwackerle drengt seine
Weckla. Der Christoph b'sieht's von
älle Seita, diesemet a Weile mit 'm
Karle, ond auf einmol secht er: Aber,
Zwackerle, dös isch g'spässig. dia Weckla
send ja dreimal kleiner als dia uf Dei
ner Auslag' dussa. Wia kommt denn
dös?"
O. schwätz no koi Blech," secht der
Zwackcrle a bisle verftemmt, denn 's
ischt em glei net recht g'wä, wo'n 'er de
Christoph Hot reikomma seha.
'S isch Thatsach'." secht aber der
Christoph hartnäckig. Karle, schwätz,
hau , reacht oder hau , net reacht?"
Reacht hosch!" secht der Karle so recht
standhaft.
Da soll doch! " schreit der
Zwackerlc, reißt's Fenster uf ond
schmeißt älle seine Weckla ond Milch
brödla 'rei uf da Tisch na vor d'
Güscht.
Ond richtig! Outer dene zierliche,
wenzig kleine Weckla ond Milchbrödla
send zwei Riesa g'lega, dia sich schier zu
de andere verhalte hent, wia a Mafcht
och? zoma Kanariavögele.
Jetzt Hot aber der Bäcka Zwackerle
g'merkt, wo 's nau? hangt, ond Hot mit
em Schempfa nemma henter'm Berg
g'halta: er Hot älleS g'sait, was er
g'wißt Hot. Dia zwei hent aber halt
g lacht wia d p,tzbuba ond send wie
der ihrem Oberhcmmlanga zu.
ach derüNmlem Muster.
Sah die Frau ein Hütlein fteh'n,
Hütten, ganz aus Seiden.
War so nett, modern und schön.
Lies gar schnell eS nah zu lehn.
Sah'S mit viele Freuden !
HAIkin. Hütlein, Hütle'.n roth
Hütlein ganz aus Seiden !
Ach wie ftünd' mir z Gesicht
' Hütlein ganz aus Seiden !
sprach dcr Mann: Ich kans' eS nicht !
Ist zu theuer die Geschieh!'
ihetla. sei bescheiden !
Laß dos Hütlein, Hütle, roth,
Hütlein ganz aS beiden !
Doch sie srügt dem Preise nach
Von dem Hut auS Seiden:
Zehn Dollars!" der Kaufherr sprach;
Half ihr doch tem Weh und Ach,
Mußte trauernd scheiden
Ohne Hütlein, Hütlein roth,
Hütlein ganz aus Seiden !
5eiKrt (Senn b.
Professorin ,zu ihrem kurzsichtigen
Mann, der eben mit viel Behagen sein
Butterdrod mit Käse verzehren will):
Um Gotteswillen. Fritz, ,ß nicht wei
ter ! Der Küse wimmelt ja von Maden !"
Pcofeffor(vorulfsvoU): Ader, lie
bi? Lieschen, das hättest D mir doch
nachher sagen können !"
Ein Vollblut iirc.inkrt,
Präftdcnt (dei Jnspizirung deS Ge
richte?): Jetzt revidire ich schon vier
Stunden und kann keine Unregelmäßig
leiten entdecken ; hier herrscht ja geradezu
eine wahre Mißwirtschaft von Ord
nung I
Gutes Zeugniß.
Glauben Sie. Frau Doktor, daß
die junge Müller in unseren Kreis
paßt?"
Garz gewiß. Frau Rüthin!,, Sie
hätten nur hören sollen, WaS die mir
neulich alles von Ihnen erzählt
hat !"
Lestätigt.
Vater : Radsahren Kinderspiel !
Mein Fritz führt erst kurze Zeit, und
schon wie der Blitz!"
Nachbar : Sie scherzen wohl !?"
Onkel : Nein, nein eS ist kein
schlechter Witz ! Sein Fritz fährt wirk
lich wie der Blitz : Im reinsten
Zickzack!"
Trampclttzier und Dromedar.
(Slue ffabil.)
Trumpelthier und Dromedar,
Die haßten sich schon lange ;
Ein jedes wollte größer sein
Und höher stehen im Range.
Und was gab Anlaß zu dem Zwist?
Man sollte eS nicht meinen :
Weil Trampelthier zwei Höcker hat,
Und Dromedar nur einen!
Da kamen einst sie überein,
Den Richter anzurufen,
Und brachten so den schweren Fall
Bis zu des Thrones Stufen.
Da lächelt Vater Zeus und spricht :
Hier ist kein Grund zum Neide ;
Ihr seid im Range völlig gleich
Kameeler" seid ihr Beide!"
Lin Sohn der Zeit.
VWaS fängst Du an, wenn
tig bift mit Studiren?"
O, ich lasse meinen Vater
einige 'sayre aroenen, oann ee
mich zur Ruhe und werde Rentier !"
Du fer-
noch
setze ich
Aus dem Cagcbuch eines Lackfisches,
Am 1. Mai, 5 Uhr Nachmittags, von
Lieutenant von Dünn den ersten Kuß, .
soeben von Mama eine Ohrfeige be
kommen !
welchen
u m die
nttöuscht.
Nun, Herr Rittmeister
Eindruck hat Ihre Reise
Welt aus Sie gemacht?"
War einfach baff ! , . Wie denke,
soll erst richtig losjehen
war Jeschichte schon 'rum!"
Sin Kater als Rentner.
In Paris ist ein ganz gemeiner Kater
als Rentner gestorben. Das glückliche
Thier hieß Bis und hatte einer reichen
Wittwe Lefevre gehört, welche einer
Pariser Gemeindeschule 10,000 gran
ken unter der Bedingung vermachte,
daß ihr Kater bis an sein Lebensende
gut verpflegt und jeden Tag für S
Centimes Leder und für 20 Centimes
Milch erhalte. Nach dem Tode der Erb
lasserin ließ die Gemeindeverwaltung
die Identität deS Katers durch einen
noch mehrmals gewesen bin. Am Vor- Thierarzt bis in alle Einzelheiten fest
abend meiner Adre, e, alS ich gelang- stellen, damit man nach seinem Tode
weilt in der Lobby des Hotels saß
kaufte ich mir die soeben erschienene
Abendzeitung und warf einen Blick
hinein. Fast das Erste, waS mir auf
stieß, war ein Bericht von einem Selbst
mord. dem mehr als gewöhnlich drama
tische Umstünde zu Grunde lagen. Und
am Schlüsse hieß es: Der Verstorbene
war in San FranziSco unter
Namcn Max Weber bekannt.
eigentlicher Name, wie die hinterlasse
nen Briefe nnd Papiere beweisen, lau
tete anders. Thatsächlich war er der
Sprosse eines altdcrühmtei, deutschen
NdclSgeschlechlZ. Sein Vater nimmt
mch, einen aynchen seiner uniericyie
den könne, nnd übergab ihm dann einer
thierlicbenden HauSwürterin, welche für
die Beforgnng deS ungefähr elfjährigen
KaterS 220 Franken im Jahre er
hielt. Vier Jahre lebte das Thier noch
in dieser dencidenswerthen Lage nnd
starb vor weniaen Tagen an Alters-
dem schmücke.
ein
Stoßseufzer.
Man sagt es oft mit viel Behagen :
Im Wein liegt Wahrheit nur allein."
Ach könnte man doch heute sagen :
Wahrheit steht immer auf dem Wein."
Ordnungsliebend.
Erste Dame (beim Kaffeeklatsch):
.. .Ich sage Ihnen, die kleine Räthin,
das ist eine "
Zweite Dame: Bitte, über die
sprechen wir immer erst bei der
zweiten Tasse!"
verpaßt.
Frau : Denke Dir, Männe. die
ganze Zeit, die Tu verreist warst, bin
ich so he,ser gewesen, daß ich kein Wort
reden konnte !"
Mann : Donnerwetter, und
mußte ich gerade verreist fein I"
da
Frau :
der Arzt
Mann
fieber !"
Neues lPort.
Lieber Mann, ich bin krank,
bat Wechselsieber konstatirt !"
: Verstehe, Modcwcchsel-
j?oeüe nno Prosa.
Lieben Sie guten Wein?"
Nein!'
Lieben Sie schöne Weiber?"
Nein!"
Ader, mein Gott was lieben
ie eigentlich?"
B.: Erbsensuppe mit Speck."
A. :
B. :
.:
B.:
A.:
Schnadadiixfcl.
A bissei a Lied
A bissel a Treu
Und a bissel a Geld
Koau a koa Schad sei'!