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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Sept. 16, 1897)
Cgteflttt kommt! Humoreske vom ,tfif)nrn v. Schlicht, Die (leint Garnison, in der nur ein Jnfantkrie-Bataillon ftand, dkfand sich in gewaltiger Aufregung. Am frühen Morgen war aus dem BaiaillnSBuikau ein Zelkgrainm eingelaufen, das kurz und bündig besagte : Ercellenz kommt. " Ein Unglück kommt nie allein, und eine Excellenz, besonder; wenn sie, wie in diesem Falle, der kommandnende General ist, kommt auch nicht allein, sondern sie bnngt verschiedene Herren in ihrem befolge mit. Zunächst er scheint der Herr Livifions Komman deur, dann der Herr örigadeKomman deur und endlich der Herr Regiment? Kommandeur, und jeder dieser Herren hat wenigstens einen Adjutanten bei sich, io viele Augen sehen scharf, was der Eine nicht sieht, sieht der Zweite sicherlich, besonder? wenn er von seinem Adjutanten auf jede Kleinigkeit auf mcrlsam gc,nacht wird, und so konnte man eS dem Herrn Major nicht ver senken, daß er bei der Nachricht von dein Eintreffen so vieler vorgesetzter nicht sonderlich erbaut war. Die Bataillons - Besichtigung sollte abgehalten werden der kommandi rende Herr General hatte sein Kommen als noeiselhaft hingestellt man hatte das Beste gehofft, und nun kam er doch! Das Erste, waS der Herr Mayor that, als er die Lchrcckenskunde erhielt, war, daß er fein Bataillon alarmirte und mit ihm nach dem ftiverzierplatz abrückte. Dort wurde gedrillt", daß den Soldaten und den Herren Solda ten (das sind die Lieutenants) die Augen übergingen, und erst spät am Nachmit tag "ückte die Truppe wieder ein, mit der frohen Aussicht, morgen und die folgenden Tage, bis Excellenz da würe, noch toller geschliffen zu werden. Der Herr Major wa ein äußerst liebenswürdiger und jovialer Herr, der sehr gerne gut aß und noch lieber besser trank, und aus Erfahrung wußte er, daß die hohen Vorgesetzten, wenn sie am Abend vorher im Eaftno gut geges sen haben, am nächsten Morgen ge wöhnlich sehr milde und nachsichtig sind. So setzte er sich denn hin und bat Se. önellenz in einem Privatdienst schreiben um die hohe Ehre, das Mittag effen an dem Tage vor der Besichtigung mit den Offizieren des Bataillons Abends um i Uhr im Casino einnehmen zu wollen. Einer Zulage glaubte der Major ganz sicher zu sein. In einer langen Unterredung mit dem Tisch Direktor wurde da? Menu festgestellt und bald darauf spielte der Telegraph nach allen Richtungen, m Kaviar, Artischoken und andere in dem kleinen Städtchen unbekannte Genüsse zu be stellen. Das Unerwartete geschah: Seine Excellenz dankte; sie sei dienstlich ver hindert, schon am Tage vor der Beftch tigung einzutreffen, sie werde Morgens mit dem ersten Zuge zusammen mit den anderen Herren eintreffen und nach Schluß deS ExcercirenS, wenn die Zeit es erlaube, gerne mit dem OsfiziertorpS zusammen frühstücken. Als der Herr Major dies Schreiben gelesen hatte, versiel er beinahe in Trüb sinn. Zum legten Male sollte er sein Bataillon vorstellen, er war einer der ältesten Majore in der Armee, die nächsten Wochen mußten ihm entweder die Beförderung oder den Abschied brin gen, ein Drittes gib es nicht. Wenn cr sich selbst geprüft hatte, war er stets mit sich sehr zufrieden gewesen und er hatte sich gesagt: Wenn ich darüber zu entscheiden hätte, so würde ich mich sicherlich zum Oberst Lieutenant machen. Ganz fest hatte er auf sein Avancement gerechnet aber nun? Warum kam licellenz, wo sie doch eigentlich nicht hatte kommen wollen, warum kam Ex cellenz nicht zu Tisch, wie sie es in frühe, ren Jahren doch stets gethan hatte? Wollte man 'ihn abschlachten, sollte er in die Wurst? Sollte er, so jung noch an Jahren, schon zur Unthätigkeit verurtheilt werden? Ganz sicher wollte man ihn barbarisch daraufhin prüfen, ob er nicht doch irgendwo einen hohlen Zahn fitzen habe, der ein ferneres Verbleiben im Dienst unmöglich mache ach würe Excellenz doch nur zu Tisch gekommen, dann wäre noch AlleS gut gegangen, er hätte eine Bowle gebraut, eine Bowle, bei deren Genuß ,'elbft da härteste Herz ge schmolzen wäre. Da gab ihm der Himmel einen sehr einfachen Gedanken: Wenn Excellenz nicht vor der Besichtigung irum. mu? er nach der Besichtigung trinken ich werde ein grübstück im Easino arran giren. daß Excellenz, wenn sie mich am Morgen auch noch so toll heruntcrge kanzelt hat. sagt: Der Major ist doch ein feiner Kerl, den wollen wir der Armee nur noch etwas erhalten." Wieder setzte er sich mit dem Tisch Direktor in Verbindung und nachdem Alles besprochen war. durchwanderten sie gemeinsam das Cafino. An Allem hatte der Major zu tadeln: Mein lie der Redwitz. daS geht nicht, in ein fol ches ssanno können oir den kommen direnden General nicht hineinführen: sehen Sie sich einmal diese Gardinen an. das geht nicht, und auf diesen ad getretenen Teppich soll Excellenz seine Füße setzen? Wie daS Rauchzimmer aussicht nicht ein einziger vernünf tiger Stuhl, und der Teppich hier hat wahrdastig ein Loch und dieser i-piegel sehen Sie sich nur einmal diesen Spiegel an." , . Schön ist er ja nicht," pflichtete der ! Lieutenant bei, aber mir können koch I nicht Alles neu anschaffen i Wo sollen j mir das (eld hernehmen' Wir ardei- ten so wie so mit einem großen MinuS." fsl haben Sie recht, leider,, leider" stimmte der Herr Major zu. aber ge schehcn muß etwas, so kann eS nicht bleiben" und langsam und pulsend schweisteii scine Alicen nochmals durch die ganze Einrichtung, als hoffe er, daß sie dadurch besser würde, Redwitz, ich Habs." rief er plötzlich wiffen Sie ich leide Ihnen meine Möbel für morgen. Ich weiß ja nun, wag Sie brauchen fchicken 3ie heute Abend noch ein Dutzend Leute von der Compagnie mit einem Handmagen, be stellen Sie sofort einen Tapezier, der sofort meine Gardinen anmacht und sor gen Sie dafür, daß übermorgen, wenn Ercellenz kommt, Alles in Ordnung ist. Ich mache Sie dafür verantwortlich, vom Erercieren können Sie zurückdlei ben." Zu Befehl. Herr Major." Der Major ging nach Haus, um das Weitere zu veranlassen, und vierund zwanzig Stunden später wardas Ea fino feenhaft eingerichtet: dicke Smyrna Zeppiche bedeckten die Fußböden, schiike weiße Gardinen, werthvolle Portieren prangten an den Fenstern und Thüren, schone Stahlstiche und Celgemälde be rühmter Meister hingen an den Wän den, im Rauchzimmer standen große, bequeme Plüsch-FauteuilS. auf den Borden seltene Nippessachen und eine große Elfendeingruppe, den Raub der Sadinerinnen vorstellend, schaute ver wundert auf die ihr fremde Umgebung. Ercellenz mochte kommen. Und sie kam. In Breitcolonne stand das Bataillon in Paradeausftellung auf dem Erercier platz und freundlich grüßend, einen guten Morgen, Musketiere" wün schend, ritt der commandirende General die Front der einzelnen Compagnien ab. Excellenz war sehr gnädig, und die nadensonne leuchtete auf allen Ge sichtern, sogar auf dem des strengen Herrn Oberst, der ein paar Mal ein halblautes Gut. sehr gut," sagte. Dann begann das Erercieren die Leute vergötterten ihren Major, der zwar ein sehr strenger, aber wohlwollen der und gerechter Vorgesetzter war. So gaben sie her, was ein Jeder in sei nen Knochen hatte und die Sache klappte", daß es eine Freude war. Darauf kam das Gefecht, aber kaum hatte der Major seine Anordnun gen getroffen, als Excellenz die Uebung abbrechen ließ. Ich halte es für über flüssig, Ihre Kräste und die der Leute Weiler in Anspruch zu nehmen, das Ba taillon ist in tadelloser Verfassung und ich werde Gelegenbeit nehmen, Se. Majestät davon in Kenntniß zu setzen. Ich gratulire Ihnen, Herr Major." Der Herr Major dienerte auf seinem Pferd vor Stolz und Glückseligkeit, und wäre eS nicht so unmilitärisch gewesen, so hätte er Ercellenz am liebsten einen Kuß gegeben. DaS Bataillon war entlassen und der Major schickte sich an, mit seiner Truppe abzurücken, als Ercellenz ihn noch ein mal zu sich rief: Mein lieber Heir Major, Sie werden uns nun ja bald verlaffen und in einen neuen Wirkung kreis treten da möchte ich doch die Gelegenheit, die sich mir heute zum letz ten Male bietet, benutzen und Ihrer sehr verehrten Frau Gemahlin noch vor dem Frhhftück meine Aufwartung zu machen. iZnellenz sind zu gnädig, betheuerte der Herr Major, beglückt über die seiner Frau bevorstehende Auszeichnung. Ich werde doch Jlirer Frau Gemah lin nicht ungelegen kommen?" Ader Excellenz" Nun denn auf Wiedersehen im Ca sino." und Ercellenz sprengte mit sei ner Suite davon. An der Tete seines Bataillons rückte der Major ab, aber plötzlich hielt er sein Pferd mit jäbem Ruck an: Herr Gott. Excellenz wollte seiner Frau einen Besuch machen und er besaß in der gan-j zen Etage auch nicht eine einzige ein-! gerichtete Stube. Ueberall fehlten die! Gardinen, hier dies, dort das die Zimmer sahen aus, als wenn groß Reinemachen wäre, und da sollte feine Frau Excellenz empfangen. Das war ja unmöglich! Und er setzte sein Pferd in Galopp, um Ercellenz einzuholen und sie zu bitten, von dem Besuch Ab stand zu nehmen. Aber nachdem er einige hundert Meter geritten war, hielt er feinZPferd wieder an: das ging doch auch nicht, was würde Ercellenz denken und womit sollte er seine Bitte begrün den? Plötzliches Unwohlsein? Das ginge, aber wie sollte er die Nachricht erhalten haben? Und in seiner Ver zmelfliing nahm er sich den Helm vom Kopf und raufte sich die Haare. Tann aber gab er seinem Gaul die Sporen und jagte, so toll es ging, der Stadt entgegen und durch die Straßen nach dem Casino, wo Redwitz bereits an der Thür ftand, um die Güfte zu em pfangen. Redwitz. ich kann Ihnen nicht hel fen. Sie müffen mir meine Möbel so fort wieder in meine Wohnung schuf fen. Excellenz will bei mir Besuch ma-chen-" Aber H?rr Major. . . . !" Hier uiebts kein aber, das einzige Zimmer, da so geblieben ist, wie eS war. ist das Schlafzimmer, und da lön nen wir Excellenz dcch nicht empfangen." Wir können doch nicht die Gardinen j herunternehmen so schnell steckt sie .doch lein lapeziever fast'" Die Gardinen bleiben hier da j kann ich lügen und sagen, die wären in der Wäsche. Ader die Zeppiche und j Stühle muß ich wieder haben. Alarmi I ren Sie die Kaserne, Alle, was zurück ' geblieben ist, die Mannschaften au der Küche, die Revierlraiilen, die Hand werker, AlleS muß antreten! Sie find mir dafür verantwortlich, daß meine Wohnuiig in einer Viertelstunde wieder eingerichtet ist," Und ohne auf die Entgegnung des armen Lieutenants zu hören, sprengte der Major wieder von bannen. Friedrich! Frie de rich!" Schon bündelt Meter vor seinem seinem Hause fing er an, nach sei nem Burschen zu rufen. ..Friederich!!!" Aber der hörte nicht. Wo steckt denn der Kerl nur ? Ich sperre ihn drei Tage ein, ich laste ihn ablösen, diesen faulen Lümmel Frie de rich!" Herr Major?" Da kam der berufene endlich au dem Stall. I KtL, warte, wir sprechen nachher mit j einander hier, nimm da. Pferd" und so schnell seine Eorpulenz es ihm i erlaubte, schwang er sich aus dem Sattel ' und eilte in seine Wohnung. Er öffnete i mit einem Drücker die Etagenthür und i stürzte über den Eorridor. Elsbeth ElSbeth, Herr Gott, hört denn heute kein Mensch Elsbeth Excellenz kommt, das hat grade noch gefehlt." Stürmisch riß er die Thür zu dem Wohnzimmer auf, um seine Frau zu suchen aber plötzlich blieb er wie ge bannt stehen, seine Knie wankten, er fühlte sich einer Ohnmacht nahe, denn da drinnen saß die Excellenz schon im eifrigen Geplauder mit feiner Frau. Nur herein, lieber Herr Major," sagte Excellenz leutselig, ich bin ja selbst verheirathet und weiß, was Groß- reinemachen in einem Haushalt zu be deuten hat. Die Entschuldigungen Jh rer sehr verehrten grau Gemahlin wa ren ebenso unnöthig, wie es Ihre Be sorgniß ist." Excellenz find wirklich zu gnädig und nachsichtig," stotterte der Major und nahm auf dem einzigen noch leeren Stuhl Platz, um fich an der Unterhaltung zu betheiligen. Da ertönten schwere Schritte auf dem Eorridor der Major fühlte sein Ende nahen er hörte RedwitzS Stimme und gleich darauf stand dieser in der offenen Stubenthllr, im Arm die Elfenbein gruppe, den .Raub der Sabinerinnen" haltend und im Hintergrunde stand der ganze Eorridor voller Soldaten, die mit Teppichen, Tischdecken und Stühlen be laden waren. Erde, öffne Dich," flehte der Major, allein vergebens. Verwundert schaute die Excellenz ab wechselnd auf die Hausfrau, den Herrn des Hauses und auf den in der Thür stehenden Lieutenant. Niemand fand ein Wort. Da ertönt auf dem Eorridor die rauhe Stimme eines Musketiers. Herr Leit nant, sollen wir die Sachen, wenn Ex cellenz doch all (schon) da ist, gleich wie der ins Casino tragen?" Die Excellenz erhob sich, um fich zu verabschieden eS wurde ihr unge müthlich. Excellenz," flehte da der Herr Major ich glaube Ew. Excellenz eine Auf klärug schunldig zu sein," und er er zählte, warum fich seine Möbel auf Rei sen befänden. Da reichte ihm Excellenz heiter lächelnd die Hand: Daß ich den Herren bei meinen Besichtigungen zuweilen die Ruhe und den Schlaf rande, ist ja lei der eine Thatsache, die sich nicht ändern läßt aber daß ich auch den Damen die Bequemlichkeit entziehe, das hätte ich denn doch nicht von mir gedacht. Für so schlecht hätte ich mich nicht ge halten." Der Herr Major ist nun schon seit einigen Jahren Oberstlieutenant und zugleich Präses der Easino-Commission im neuen Regiment. Er wird alljähr lich wiedergewählt, weil er noch nie den Antrag gestellt hat, daß die Vaheira theten bei gemeinsamen Festen dem Ea sino mit ihren Möbeln aushelfen sollen. Aus eigener Erfahrung weiß er, in welche fatale Situation man dadurch zuweilen kommen kann. in Reinfall, l. Also heute Nacht um eins!" Jawohl ; und vergiß das Werkzeug nicht!" Nein. Wird besorgt. Adieu !" Adieu !" Die Beiden trennten fich. ES waren die von der Polizei schon ost begehrten Einbrecher Mertens und Schulze,' welche augenblicklich (man kann wohl sagen, vorübergehend) in Freiheit waren. Sie hatten wieder einen reicher., gewinnver sprechenden Einbruch verabredet. 2, In den Geschäftsräumen des Ban kiers Leopold Reich herrschte eine unge wöhnlich frohe Stimmung. Reich hatte zur Feier seine? Geburtstages seinem Personal eine Anzahl Flakchen Eham pagner gestiftet, mit der Bitte, dieselben auf seine Gesundheit zu trinken, und freudig kamen die Angeftellien seinem Wunsche nach. Da die Flaschenbatterie ziemlich groß war. konnten die 9 Her ren (der Lehrling im Alter von 15 Jahren rechnet nur halb! gar nicht da mit fertig werden, und eS dauerte nicht lange, da hatte Müller, der alte Proku riß, dem Lehrling angeboten, mit ihm Brüderschaft zu trinken. AlleS war kreuzNdel und betrunken. Um acht Uhr AdendS torkellen die Reichen" iwie sie im Städtchen genannt wurde) nach Hauie, als letzter der alte Müller, wel cher daS schließen der Hau?thüre zu besorgen hatte. & Ei S hat eS geschlagen." rief der Nachtwächter. Da tauchten auS dein ' nächl liehen Dunkel vor dein Reich'fchen Geschäftsbank zwei Gestalten auf. MertenS?" Schuzle?" ..Na. dann an die Arbeit." Schulze hatte einen ganzen Korb voll Werkzeug mitgebracht ü.id MertenS fing jetzt an, das Thürschloß anzugreifen. Dietriche von allen möglichen Formen, j Haken, Brecheisen und so weiter, alle erwieS sich als unnütz. Kein einziger der vielen Nachschlüssel öffnete da Schloß. Mitten in ihrer Arbeit wurden sie durch den Nachtwächter gestört. Rasch huschten sie in eine, neben der Thüre befindliche Nische und nahmen I dann mit verdoppeltem Eifer ihre Ar j bcit wieder auf. Aber daS Schloß gab nicht nach. Es war schon fieben Uhr. al Mertens plötzlich sagte: Schulze, i es kommt Jemand." Nachdem fie sich wieder in die Nische geflüchtet hatten, sah MertenS vorsichtig i hinaus und wunderte sich sehr über das merkwürdige Betragen deS alten Müller. Dieser war nämlich in größter Haft um die Ecke gelaufen gekommen und hatte dann plötzlich seinen gewöhnlichen, langsamen Gang angenommen. Als er bei der Nische vorbei kam. murmelte er : Nein, dieser Kater, dieser Kater !" Müller ging auf die HauSthür zu, streckte die Hand aus und öffnete ohne Schlüssel. Er hatte in seinem Dusel am vorigen Abend vergeffen zu schließen, und früh am Morgen war ihm das eingesallen. Mit einem lei sen : Gott sei Dank, daß nichts pasftrt ist !" trat er in das Haus. Mertens und Schulze sahen sich sprachlos an. Sie hatten eine ganze Nacht an einem Schloß gearbeitet, welches gar nicht ge schloffen war. Nein, so etwas", sagte Mertens, nachdem er fich erholt hatte, das ist wohl wieder ein neuer Tric, um unser Handmerk zu schädigen." Ein anständiger Geschäftsmann läßt doch seine Thüre Nachts nicht offen stehen", meinte Schulze, aber wir häi ten auch nachsehen können, ob auch ordentlich geschloffen ist." Ja. ja. Und unser ganzes Werk zeug ist verdorben." ?iiie (räfin als Tchildwachc. Der auS Frankreich stammende Graf d'EZpagne hat in Spanien, wo er unter König Ferdinand dem Siebten (gestor ben 1833) das Amt eines General Kapitäns von Katalonien bekleidete, durch seine oft in Grausamkeit ausar tende Strenge ein berüchtigte Andenken hinterlassen, und jetzt noch ist dort die Erinnerung an viele Episoden aus dem Leben des immerhin merkwürdigen ManneS lebendig. Als der General eines Morgens die Akten eines schwierigen Militärprozeffes zu studiren hatte, gab er dem wacht habenden Offizier den Befehl, Nie mand, wer es auch sei, vorzulaffen. Der Adjutant ließ aber dem Verbote zuwider die Tochter de Grafen auf deren inständiges Bitten hinein. Sie kam, um für einen in den Prozeß ver wickelten Offizier, der früher in der Familie deS Generals verkehrt hatte, .V j 1 . 5, X . 1. rtN. fa t ur, preise einzulegen, xer wenerai Kapitän verzieh seinen Familienmit gliedern eher alles andere als auch nur die geringste Einmischung in seine mili tärischen Angelegenheiten. Er hörte jedoch seine Tochter gelassen an. Als sie geendet, ließ er den Adjutanten kom men und befahl ihm, einen Kehrbesen bringen zu laffen. Verdutzt sah der Offizier seinen Vorgesetzten an, doch daS gefürchtete Stirnrunzeln desselben gab ihm Flügel. Der General über reichte dann der Besen seiner Tochter mit den Worten : Da du dich nnn einmal durchaus in soldatische Dinge mengen willst, so wirst du sofort den Wachtposten unten vor dem Hanptthor ablösen. Und Sie," wandte er sich an den entsetzt zuhörenden Adjutanten, übergeben mir Ihren Degen und be geben sich in Arrest, weil Sie meinem Befehle, Niemand vorzulassen, nicht Folge geleistet haben." Und so geschah c. Mit dem Besen in der Hand maßte die junge Gräfin zwei Stunden lang Schildwache vor dem Thore stehen. Sie zog sich aus der zugigen Straße eS war im Winter eine starke Erkältung zu. die fie Wochen hindurch ernstlich anf'Z Kran kenlager warf. Die blutige Strenge, mit welcher d'Espagne die ihm untergebenen Pro vinzen behandelte, wurde ihm übrigens später noch verhängnißvoll. Nachdem er seines Amtes und aller Würden ent setzt worden war, wußte er Spanien verlaffen und sollte über die französische Grenze gebracht werden. Als er der selben schon nahe war, wurde cr trotz der ihn begleitenden militärischen Be deckungSmannschaften wahrscheinlich sogar im geheimen Einverständnisse mit denselken von den erbitterten Kata loniern erschlagen und sein Leichnam in'S Meer geworfen. ras Schicksal einer Undankl'aren. Von urtdi) ßulttrman. Undank ist ja bekanntlich der Welt ; Lohn, aber nie trat dieS deutlicher zu Zage, nie wurde die dargebotene Gast freundichast schlimmer mißbraucht, als dieS im folgenden Falle geschah. In einem der besten Wohi'häuser der Ltädt datte sie Ausnahme gesunden. Da fie heimathlos war und in Folge ihre zar ten Baue wenig geeignet, den ötrupa zen deS LedenS zu trotzen, so bot man ihr freien Zutritt, gewährte ihr jede Freiheit und hinderte sie selbst nicht, wenn sie bisweilen in größter Auf regung durch alle Zimmer deS Hauses raste. Sie zeigte stelS eine große Un ruhe und war nur selten zu veranlas sen, auch nur einige Minuten stille zu fitzen. Selbst des Nachts schien fie keine Ruhe finden zu können und kam eö so gar nicht selten vor. daß sie die übrigen Bewohner deö Hauses durch plötzliches Erscheinen in deren Schlafräumen er regte. Eingedenk des Spruche: Ein ruhiges Gewiffcn Ist ein sanftes Ruhekiffen, kam man immer mehr zu der Anficht, bor, ihr Gewissen nicht rein, daß sie ir gend eine böse That vollbracht haben müffe, welche ihr jetzt bei Tag und Nacht keine Ruhe finden ließ. Sie offenbarte eine stete Angst, ergriffen und vielleicht getödtet zu werden. Ein sicheres Zeichen eines böfen Gewiffens war es, daß fie die Dunkelheit scheute, weshalb fie am Tage das Sonnenlicht suchte, am Abend sich nur in erhellten Räumen aufhielt. So wie sie selbst, ihr ganzes Wesen allen Bewohnern des HauseS höchst un sympathisch war, so auch ihr Gesang. Kaum ließ fie denselben ertönen, so fuhren auch schon die Hände aller An wesenden nach den Ohren, um durch Zuhalten da? Eindringen der Töne zu verhindern. Daß unter diesen Umständen daS Ver hältniß ein immer gespannteres wurde, ist leicht erklärlich. Man mied sie so viel als möglich, ließ sie einfach gewähr ren, aber hielt fie bei all ihrem Thun stet? im Auge. Letzteres war aber auch nothwendig, denn neben ihren sonstigen Untugenden hatte man auch noch einen Sinn für Zank und Grausamkeit an ihr entdeckt. Mit Vorliebe ließ fie ih ren Zorn an den Kindern aus, beson ders der kleinen süßen Emma, welche schon auf ihrem runden Gefichtchen ver schiedene Spuren von Wuthausfällcn der Grausamen trug. Eines TageS, als die Familie gerade bei Tische saß. stürmte die Böse in gro ßer Aufregung in'S Zimmer und, fich in toller Wuth auf die kleine Emma stürzend, versetzte sie derselben mit ei nein spitzen Instrument einen Stich ge rade unterhalb des AugeS. Durch diesen plötzlichen Ueberfall auf's Aeußerste getrieben, sprang der Hausherr in voller Wuth auf die Angreiferin und, nicht mehr Herr seiner selbst, versetzte er ihr einen solchen Schlag, daß sie zu Bcdcn sank noch ein leichtes Zucken und fie hatte geendet die abscheuliche MrSkite. daß der Oberftaatcanwalt Ungarn? hiiiler Ihnen steht." Der Erzherzog wandte sich nach Alexander Kozma um. dieser aber rief mit dem unschuldigsten Gesichte der Welt auS : O t. H.'helt. wir sangen nur die kleinen Diebe, die großen laffen wir kaufen." Der Erz Herzog toll fich über diesen Scherz sehr amüfirt haben. Die musikalische sen. Erst ging mit Notenmappe Sie in den Unterricht Und war auf inue Noten Ganz schauderhaft erpicht. Sie spielte ohne Fehler Nach Noten da Klavier : Auch sang sie im Konzerte Nach Nohn vom Papier. Nun ist sie Frau geworden. Ihr ftrcnger Ehemann Kein Spieln und kein 9inu.en Von Nolcn hören kann. Sie hat sich still ergeben In diese? Mißgeschick. Doch blieb zu ihrem Troste Ihr wenigste,-. ein Glück. Darf sie sich auch an Noten In Zuknnfl nicht erdau'n. Kann sie ooch ihre Kinder Nach Noten noch ver hau'n ! Kühl ,5 an 's tjerz Hinan. Hausfrau (über den Zicppeiirand zu der Köchin hlnunterrufend, welche die ganze Küche voller Besuch hat): ! Budget!" Bridaet : . ,awol,l. Madam." Hausfrau: Es ist bereits zehn Uhr !" Bridget: Dank' schön, Madam! Und wenn's Jhne nit zu viel Trubel macht, woll'n Se vielleicht so gut sein und mir 'runterufen, wann's Zwölf iZ. cLnfant lenikle. Dame auf Besuch): Katzen können ja, wie Ihnen nicht unbekannt sein j dürfte, im Dunkeln sehen." Söhnchcn i (vom Hause): Meine Schwester Anna auch. Denn alS ich sie neulich mit Herrn Affeffor Schmidt im finstern Korridor stehend antraf, sagte sie : Eduard, Du bist ja heute nicht rafirt." Sine kluge Zelepftonistin. Vor einigen Wochen wurde die Tele Phonlinie Paris-Lille eröffnet, chon mehrere Tage später sah sich ein gut situirter Wittwer in Lilie veranlaßt, feinen Geschäftsfreund in Paris anzu rufen. Er gab ihm den Auftrag, aus seinem großen Bekanntenkreise ein Pas sende? Mädchen, hübsch, fleißig und wenn es nicht anders sei auch unver mögend, für ihn auszusuchen und ihm Photographie, sowie einen kurzen Lebenslauf zukommen zu lassen. Wenn er etwas Passendes gefunden, wollte der Liller nach Paris reifen, um seine Pari serin persönlich kennen zu lernen und sobald wie möglich zu heirathen. Die ses Gespräch wurde von einer im Amte thätigen Zelephonisten aufgefangen. Ihre Photographie, von einem deschei denen und warmen Brief begleitet, ab zusenden, war das Werk einer Stunde. Schon den nächsten Abend konnte der Wittwer in Lille die hübsche und ans guter Familie stammende Telephonistin persönlich kennen lernen. Da fie ihm den ganzen Vorgang schriftlich mitgc theilt hatte, bedürfte es keiner großen Erklärungen, und seit einigen Tagen hat die Pariser Telephonzentrale eine fleißige Beamtin weniger. Freilich hatte fie mit dem Bruche ihres Amts eides den vielleicht lange ersehnten Mann bekommen, aber auch die härteste Behörde wird in solchem Falle Gnade für Recht walten lassen, zumal der Ge mahl der gut hörenden T?lephonistin der Bureauvorsteher der Telephonen trale in Lille ist. Ihn deshalb. Nachbarin : Wie Sie brennen jeden Abend Licht, bis Ihr Mann nach Hause kommt?" Frau : Gewiß, denn neulich hätte ich 'mal beinahe mit dem Stiefelknecht in den Spiegel hineingeworfen !" verschnappt. Bräutigam : Hätten wir nur erst zwei Zeugen, die mit zum Standesamt gehen." Braut : Würden Teine beiden Kol legen nicht?" Bräutigam : Nein, die will ich nicht. ... die schadenfrohen Kerls !" Gemüthlich. Bliemchen (auf einer Landparthie während der Rast zu einer neben ihm im Grase fitzenden Dame): Hürn Se sühn Se nischt fit ungut, meine Gnädche. awer bitte muß ich daß Se uffstehn Se hamm fich nämlich in Jhrn niedlichen Weißen Kleedchen uff meine Aerdbeeren gesetzt !" Die grosien und die kleinen Diebe. Zur Eharakterifirung de jüngst ver florbenen Oberstaatanwaltcs von Budapest, Alexander Kozma. theilt der Pester Lloyd solgendeS Histörchen mit : Eines Tages besichtigte Erzherzog Joses in Begleitung des Ministerialratbs und Oberinspektors der Staatsgestüte Franz Kozma das Badolnaer Gestüt. Franz Kozma. der im ganzen Lande als Auto rität auf dem Gebiete der Pferdezucht galt, brachte auch feinen Bruder, den Oberstaatsanwalt Alexander Kozma, mit sich, den er dem Erzherzog vorstellte. Aus einem Stalle führten Husaren dem Erzherzog vier prachtvolle Vollblut Hengste vor ; da rief Erzherzog Josef in heiterer Laune aus : Welch prächtige Thiere. Ich hälte förmlich Lust, mit einem Paare davon nach Bclyareriart das Weite zu suchen." Franz Kozma wies mit eri fter Miene auf feinen Bru der : Vergessen Sie nicht, t. Hoheit, Tüchtig. Du, der Meier will bei mir als Ge schäftsführer ein'reten, nie wirst Du mit ihm zufrieden?" Na, bei mir war er fünf Monate, im sechsten haben wir Konkurs ge macht !" Also ein tüchtiger Mensch? !" Auf der leiiiisahrt von der Trauung. Er: Lieber Schatz, was weinst Du denn so furchtbar?" Sie (schluchzend): Ich kann nicht kochen !" Er : Da brauchst Du nicht zu wci nen : ich hab nichts, um waS zum Kochen zu kaufen." Malitiös. Dein Vetter hat sich aber den Korb, den Martha ihm gegeben, so zu Herzen genommen, daß er jetzt nach Afrika geht." Möglich. Vielleicht ist cr aber auch zur Besinnung gekommen, und er fürch 'et, daß sie sich and,rS besinnen könnte." Gemüthlich. Hausfrau: WaS ift denn Ihr Schatz. Lina?" Köchin : O. er ift nicht verwöhnt, er ißt alles, wa- wir auch essen." ?chr einfach. Fräulein : Aber sagen Sie mir doch nur, was Sie diese ganzen drei Wochen in der langweiligen Wüfte gemacht haben?" Reisender : Geschwitzt habe ich. mein Fräulein." Auf dcm Rhcindampfcr. Der kleine Max: Nicht wahr, Papa, das hier ist der Felsen, worauf die Lore In, sitzt und sich die Haare kämmt?" Vater : Jawohl, die ift propperer, als Du. Junge !" vchlcchler Trost, Schneider : Ich kW doch daraus rechnen, daß Sie mir den Anzug in vier Wochen bezahlen?" Student : Wenigstens werde ich Ihnen dann schon etwa dcfinuives ver sprechen können !"