Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 19, 1897, Image 12

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    Alädch MD alles."
Bon Vim Aabian,
Tn , bit unu Minna." sagte ich
m "meinem Manne am 2. Jum srüh.
nachdem daS Mädchen ÄdendZ zuvor
i naefornmen war. ,
So?" meinte der theünahmZloS,
odne sich vom Senfter abzuwenden
.da veilchlagt nichts, ich werde h doch
taun auch nur von Angesicht kennen.
Wii.en."
SeShald denn nicht, eZ ist ein sehr
stak. braoeS Madchen -Wr
mal die Zeugniffe im Dienstbuch
....," damit hielt ich ihm da blaue (
k ch'hin. .
M langweile mich doch nicht,
i brummig zurück, meinetmegen
w,,lhk Du einige Tausend Madchen im
-r,, ir in hn mit keiner aus !
lii, u wiii -"-v Q
kommen. In zwei Jahren haft Tu
auS.elkchnet sieden Mädchen für alles
vrdraucht.'
15, waren eben keine Mädchen sür
ulk?, sondern Mädchen gegen" alles. ;
cimiderte ich gereizt. Ich behandle
meine Mädchen gewiß gut. aber was zu
arg ift. ift zu arg. Soll ich mn alle
meine NippS kaput schlagen lassend
Soll ich meine und zugleich Deine Rin
der vom Dienstmädchen anschreien
lassen ? Soll ich Morgens selbst ben ,
Thee machen, mährend sich daS gnädige j
Fräulein Minna noch in den Federn j
wälzte soll ich ouioen, vu kwu
Küchendragoner mit einem wirtlichen,
Dragoner männlichen Geschlechts vom
Regiment Königin von Grotzbritannien j
und Irland unseren SonntagSdraten :
aufißt und dazu eine Deiner glaschen j
Cognac zur Hülste auStrinkt? Soll
ich . soll ich? nein, ich soll und dulde
nichts mehr; was sich meiner HauS
ordnung nicht anbequemt, das fliegt j
eben rauS." rief ich schließlich echauffirt,
und ließ die geballte Rechte ganz ver.
nehmlich auf die Tischplatte fallen.
Aber Linchen," suchte micy mein
Mann zu beschwichtigen, mach doch
keinen Krach. Wenn Du mich heute
cinsrea. kann ick beute an meinem
Skatadend den schönsten Grand mit
Vieren verlieren und siehst EU, Ms
Geld wird uns dann in der Wirthschaft
fehlen , , wenn Du freilich die Dienst
müdchen nicht zu behandeln verstehst, "
WaS?" rief ich wüthend, ich soll
mein TlipnftmstbAf 11 nickt U behandeln
verstehen? na, da hört doch wirklich
verschiedenes auf. Sei Du doch mal
erst einige Jahre grau, lerne Du erst
mal sieden Dienstmädchen an, laß Dir
doch erst mal all' die Impertinenzen
dieser Personen gefallen, paß Du doch
erst mal,. .."
Oho. da merkte ich, daß ich mich mit
den vier Wänden unterhielt, mein
Mann hatte geräuschlos mit einer aal
glatten Fixigkeit das Zimmer verlaffen.
Um die altloflgleil oes scanne
konnte ich mich aber jetzt wirklich nicht 1
kümmern. ES galt, die neue Minna!
einzurichten und anzulernen. Ich zeigte ,
ihr die Wohnung, stellte sie den Kindern j
vor und quartierte sie im Mädchengelaß
ein. So ein bescheiden Müdchen hatte
ich noch nie gehabt, die war ja beinahe
schüchtern, sie sagte nichts weiter, wie
danke Madame" und ia" und nein".
Und dann wie merkwürdig , sie
sprach das alles ganz hochdeutsch, sie
berlinerte" gar nicht. Welch ein Glück
für mich und für die Kinder. Na, daS
sah ich ohne Weiteres ein, die Person
mußte ich warm halten, da mußte ich
schon hin und wieder ein Pflock zurück
stecken, denn so was Gebildetes bekommt
man nicht alle Tage wieder.
:n den näcksten vier Wochen verlebte
ich geradezu ein Idyll. Nein, diese
Minna war einfach himmlisch. Früh,
Schlag sechs Uhr auf dem Posten, mit
den Kindern ein Herz und eine Seele,
ein Muster von Ordnung und Reinlich
seit, im Kochen perfekt ich mar ein
fach baff !
Ich hatte noch nie ein Mädchen ge
hallt hn8 derartiges Verständnis! für
die Pflichten einer Hausfrau besitzt, wie
Sie Minna," lobe ich.
Ach, gnädige Frau." wehrte sie das
Lob ab: ich habe ja lange genug einem
Haushalt vorgestanden." sie erröthete
und fuhr dann hastig fort: wo ich
früher war. war Madame sehr oft
krank
(58 war brav von ?ibnen. daß Sie
dem Manne die Hausfrau zum Theil
ersetzt haben," meinte ich ganz gerührt.
Nun, auch ich kann 'mal krank werden,
und dann weiß ich doch, daß mein
Mann nichts entbehren wird, das ift
mir ein großer Trost."
Minna verschwand in ibrer aeräusck-
losen Weise, es kam mir aber so vor,
als ob die Tassen, die sie eben hinaus
trug, lebhaft gegen einander klirrten.
Die Kinder behütete sie mit fast müt
terlicher Zärtlichkeit, die hingen mehr
an Minna, als an mir. Was Minna
für Märchen und Geschichten zu erzählen
wußte, das mar geradezu reizend. Von
der Here, vom Däumling, vom Men
schenfreffer, von Robinson, vom Leder
ftrumpf. Wo nur Minna alle die Geschichten
her weiß?" fragte ich eines Mittags
meinen Mann.
Der zuckte die Achseln, aber mein
kunae rief triumvbirend: Oho. Minna
weiß noch viel andere Geschichten sie
hat ja ihren Kindern auch immer so
nette Sachen vorerzühlt "
Halt doch Deinen voreiligen Mund",
verwies ich den Bengel. Du bist gar
nirfit npfraiit worden, und wenn Du
gefragt würdest, waS könntest Du denn
wiffen! Mrnna hat doch keine Kinder!" I
Doch." dedarrte der Junge, zwei
Kinder hat sie. einen Jungen und ein
Mädchen, ich habe ja daS lld fjf
sehen, sie hat mik'S gezeigt "
Wir mußten Beide lachen, Äck.
Kß tzk Dummheit." sagte ich dem
Jungen, wer weiß, waS Minna Dir
für eine Photographie gezeigt hat."
"DaS Mädchen entwickelte sich mehr
und mehr zu einem Phänomen. Minna
verkehrte nicht mit den übrigen dienst- (
baren Geistern im Hause . sie klatschte ;
nicht, sie bändelte sogar mit der Por-
tierssrau nicht den leisesten Klatsch an.
: Zu mir war sie so zuvorkommend, wie ;
!keS noch kein Mädchen gewesen war.
Nur meinem Manne ging sie geflifscnt. :
an dem Wege. DaS konnte ich
ihr nun allerdings nicht verdenken, aber
mit der Zeit wurde mir das etwaS auf
fällig. .Minna scheint großen Respekt vor
Dir zu haben." forschte ich eines Tages
meinen Mann auS, sie sucht immer ei
nen großen Bogen um Dich. Ist das
Dir nicht schon ausgefallen V ;
Ja, ich weiß nicht " sagte der so
recht bedächtig, diese Minna d,e
muß ich schon 'mal irgend wo gesehen
haben aber ich kaun mir den Kops
zerbrechen ich erinnere mich nicht mehr
daran."
Schließlich entdeckte ich noch eine merk
würdige Eigenschaft an Minna; sie hatte
einen fast unhördaren Ä.riri unocyrl.
in ihren schmarzen Strümpfen ilog sie
a la Trilbv über den Korridor. Als
ich einmal daS Wäschespind revidirte.
fühlte ich. daß mir Jemand zusah.
Minna stand hinter mir. ich hatte nicht
gehört, daß sie in S Zimmer getreten
war. AIS ein iinschrelvevrles von mei
ner Mutter gekommen mar, der mir die
ZinSherabsetzung eines Hvpothekenbrie.
feS ankündigte und zugleich eine Aus.
fertigung der neuen Dolumenie oracyie.
kam 'eS mir so vor, als ob ich diese nicht
allein läse; ich wandte mich um . Minna
bückte sich plötzlich zur Erde und rollte
den Teppich zusammen. Als ich am
Geburtstage unsere? Töchterchens un
sere Familienkaffette hervorgeholt hatte.
um in dieser das reichem einer muui
zu bergen, spürte ich einen Luftzug: im
Rahmen der Thür, die ganz geräuschlos
geöffnet worden, stand Minna
Ich habe eine Bitte, gnädige Frau."
sagte sie. indem sie einen liebevollen
Blick über die Kassette schweifen ließ,
morgen kommt meine Cousine auS der
Provinz. Das ift ein armeS Mädchen,
die möchte sich hier eine neue Stellung
suchen. Würden Sie nicht die Freund
lichkeit.. ..?"
Im Mädchengelaß wird s etwa eng
hergehen," meinte ich.
Ja. da schon." antwortete sie. und
es schien mir, als ob wieder ein plötz
liifier Kckein von Rotb das blaffe Gesicht
überdunkelte ; meine Cousine und ich
find zwar von früher her an das engste
Zusammenleben gewöhnt, aber wenn
Sie die Güte haben möchten "
Na ia, wenn's so steht." ich war
überaus gnädig gestimmt, könnte man
für Ihre Cousine ein Bett aufschlagen
im Corridor: vielleicht gebe ich das
Fremdenzimmer her es ift doch ein an
ständiges Mädchen?"
Und ob," erklärte Minna ernsten
Tone. Sie sollten sie mal sehen,
etwa aröker als ick. blasieS Gesicht.
aschblondes Haar sie war lange Jahre
in Staatsbetrieben beschäftigt, ne war
Mädchen bei einem Gefängniß-Beamten
in meiner Leimatk."
Nun gut." entschied ich, dann soll
in Rett im Kremdermmmer ausgestellt
werden. Lange Zeit wird sich Ihre
Cousine doch nicht aufhalten?"
Ach bewahre," antwortete Minna
ms, sobald eine Stellung gesunden.
tritt sie dieselbe an. Ich werde ihr
schon behülflich sein, daß sie was Or
dentlicheS findet."
Am Abend kam die Cousine. Ich sah
sie einmal flüchtig im Corridor, in wel
chem Minna vergeffen hatte, die Ga
flamme anzustecken. Nun, hübsch war
hn TOsthAen nickt: arok, starkknochig.
von fahler Gesichtsfarbe, auf der Stirn
eine Narbe; es kam mir sogar vor, als
ob es Puder ausgeiegl yane. yre
Stimme klang merkwürdig rauh, na,
in einem feinen Haufe würde die wohl
nicht Stellung erhalten.
Meinem Manne erzählte ich, daß
Minna Besuch bekommen habe. Na
weiht Du," meinte er und legte die
5tii in Kalten. ..Deine Minna gefüllt
mir gar nicht. Dieses Umherschleichen
von dem raueniimmer aesäUt mn
nickt. Als ick beute Moraen das Geld
wegschloß, das der Briefträger gebracht
hatte, stand sie plötzlich hinter mir und
glotzte m die Schublade, in welche ich
die Goldstücke zu den übrigen legte.
Am liebsten wäre mn, sie wäre erst wie
der zum Tempel hinaus.
Sooo," dehnte ich. jetzt fängst Du
wohl an. die Dienstmädchen zu chikani
ren. Wenn Du weiter nichts an Minna
auszusetzen haft, so ist dies herzlich we
nig Sie wird heute Morgen etwas in
Deinem Arbeitszimmer zu thun gehabt
haben, da ift doch sehr einfach."
Ack was. u tbun gehabt haben."
brummte der Mann, mir paßt die
ganze Galgenphysiognomie nicht. Wenn
ich blos wüßte, wo ich dies Weib schon
gesehen hätte Na, vielleicht fällt
mir'S über Nacht ein."
AIS ich am anderen Morgen meinen
Sann binaus schickte, damit ihn Minna
für den Gang zur Schule zurecht machen
sollte, kam er nach einer Weile wieder
und erklärte. Minna sei in der Küche
nicht zu finden. . Dann wird sie in ih
rer Stube sein." sagte ich und drehte
mich auf die andere Seite, um noch ein
Stündchen zu ruhen. Kaum war ich
adermal? eingenickt, alö der Junge
wiederkam noch immer im Nachtge
wand: Minna sei auch in ihrer Stube
nicht. Sie wird im Fremdenzimmer
sein, um ihre Cousine zu wecken." rief
ich. E- verging.eine Weile, dann iam ,
er wieder und meldete, beide Thüren
zum Fremdenzimmer seien geschlossen,,
eZ brenne in der Küche noch kein Feuer !
und Minna'S Reisekord stehe auch nicht ,
mehr im Corridor.
Ich stand gähnend auf nicht ein-!
mal meine Nachtruhe wurde mir ge- j
gönnt. Im Corridor sah eS muft und ;
leer au, an den Kleiderriegeln hingen
j nur einige Kindersachen. In einer Ecke i
, last ein Bündel: eine Schürze, eine
! Taille, ein grauenrock. Bon Minna
mar nichts zu sehen und zu hören, ihr
Korb war verschwunden, daS Fremden
zimiiier verschlossen. Ich klopfte auS
Leibeskräften. Niemand öffnete ! Er
i füllt von dingen Ahnungen, eilte ich
!in'S Schlafzimmer und meckte ziemlich
unsanft meinen Mann. Minna ist
1 verschwunden!" rief ich ihm ,u.
Dem Himmel sei Dank." seufzte er.
wir können froh sein, daß dieser un
! heimliche Drachen davongeflattert ift."
Ader es ist Etwas nicht in ro
nung," lamentirte ich; ihr Korb ift
auch weg. am ttleiderriegel hängen
weder Dem Rock, noch Dein Sommer
Paletot. Dein Hut ist auch nicht mehr
da.. .."
Na nu." staunte mein Mann und
war mit einem Satze aus dem Bett.
6r nahm ffck kaum mm Ankleiden die
Zeit, um sofort auf den KriegSschau
platz" abzugehen. Mit dem zweiten
Schlüffel wurde daS Fremdenzimmer
geöffnet; es war leer da ausge
schlagene Bett stand unberührt in der
Ecke.
Im Speisezimmer stand die Thür
deS Büffets offen der Sltoertanen
mar verschwunden!
Di, ?kiir des Nertikom- mar nur
angelehnt, die Kaffette mar ver
schwunden! DaS Schubfach in meines
ManneS Schreibfach war erbrochen,
das Geld war verschwunden!
Dacht ich' doch, daß dieses Frauen
zimmer mit dem Spitzdubengesicht uns
hineinlegen würde. " knirschte mein Mann
ingrimmig. Dann fuhr er nach der
Polizei. Nach zwei Stunden schickte er
eine Rohrpoftkarte, ich solle mich um iz
Uhr auf dem Zimmer No. 28 des Prä
fidiumS einfinden. Dort wurde mir
ein dickeS Album vorgelegt. Die Böh
mert." sagte der eine Beamte, Seite
21, Personalakten find fchon hier, ein
Herr hat heute Morgen reklamirt. Auf
Seite 21 wurde mir eine Photographie
gezeigt. Die Minna!" rief ich unwill
kürlich aus. Dann griff der Beamte
nach einem anderen Bande. August
Böhmert. Seite 40." Er schlägt das
Album auf und zeigte auf die Photo
graphie eines Mannes. Minna's Cou
sine,' entfuhr es mir unwillkürlich
war derselbe starkknockiae Oderkör-
per. das Mädchengesicht, die Narve aus
der Stnn.
Stimmt," sagt der Beamte, das
ist ein netteS Pärchen. Er ift vor
gestern erst aus dem Zuchthause ent
lassen morden und hat gleich Mieder
einen guten gang gemacht. Ausbaldo
mert hat das feine Frau. na, das ift
eine Geriffene . , . . Wiffen möcht' ich
nur, mo sie die beiden Kinder unterge
bracht hat."
Jetzt weiß ich ganz genau, wo ich
dieses unverschämte Gesicht gesehen
habe." sagte Abends mein Mann, als
ich das letzte Mal Geschworener war,
haben wir auf ihre Aussagen hin den
Angeklagten freigesprochen. Wir woll
ten ihr zuerst nicht so recht glauben,
aber sie hatte ihre Aussagen beeidet
Wie man sich täuschen kann."
Ja, wie man sich täuschen kann,"
jVMnm.te ick und weinte dem Silber-
zeug, der Kaffette und dem Gelde einen
Niagarasall von Thränen nach.
Rrieg!
Ekzähliing von Hermann Heiberg.
ZieitunaStrüger liefen durch die
Ktraken und riefen daS Neueste aus
Eine Schlacht, eine furchtbare Schlacht
war geschlagen, und in der isrtra'Aum
mtr hie anck sie. die iunae krau des
Handwerkers Ernst Wölk, sich eben von
dem vorüberftürmenden Ausrufer, iu
angstvoller Sorge getrieben, eingehan
delt hatte, war mit schonungsloser
Schlichtheit berichtet, daß das sechzigste
R?aim?nt satt aan, aukaerieben sei.
Tausende ruhten todt, blutend, verwun
det oder verschmachtend ohne Hülfe und
Nahrung auf dem Kampfplatz.
Für Augenblicke stand die junge Frau
nach dem Lesen wie gelähmt. Das
Schrecklichste malte sie sich aus. Auch
ihr Mann war der Kriegsnoth zum
Opfer gefallen! Wenn daS Glück sie
besonders begünstigte, dannwarf sie
vielleicht noch einen letzten scheideblick
auf den Todten, auf den, welchen sie
vor einem Jahre geheirathet, und dem
sie vor Kurzem einen Knaben geboren
hatte. Eben ließ er drinnen in der
Wiege seine Stimme vernehmen, ließ sie
um so mehr zusammenschaudern, da
dem unschuldigen Geschöpf nun vielleicht
der Bater genommen, ehe er ihn ge
kannt hatte. Aber die Summe all'
dieser Gedanken. Eindrücke und Bor
; stellungen ließ sie auch einen Entschluß
silNaN.
Sie begab sich zu ihrer Nachbarin,
erklärte dieser ihren Entschluß, sich auf
den Krie-sichauplatz begeben zu wollen,
ihren Mann zu suchen, ihn zu pflegen
und heim zu dringen sollte er aber
unter den Todten sein, ihm wenigstens
noch einmal in' Angesicht zu schauen.
Und so geschah'S.
In ihren Adftchien unterstützt von
dieier theilnehmenden und zu Diensten
l,,,Il, (? 9if mit hrnt
Nothwendigsten ausgerüstet, zu einem
ihr befreundeten alten Fuhrmann, de
wog ihn, sogleich anzuspannen und sie
nach dem etwa sechs Stunden entfernten
Schlachtfelde zu iahren.
Bier Stunden fuhren sie. Im
mer ging's im scharfen Trabe vor
märtSi meist wortkarg saßen sie neben-'
l einander, sie, die mit Aengften er
füllte grau und der alte, gutherzige
!Mann, der Kutfcher, der wiederholt
schwer aufathmete, offenbar nur mit
! Anstrengung die Zügel lenkte, über
! Haupt der einmal übernommenen Auf-
gäbe aus Pflicht Genüge that, uno
dann plötzlich mit einer Wegbiegung
fiel er hinten über, und als die Frau,
erschrocken, entsetzt, erst nach der Leine
griff, um die Thiere zum Stehen zu
bringen und dann nach dem Alten sah.
lagen weiße Farben aus seinem Antlitz.
und der Korper mar ohne Bewegung
und Leben. Und wirklich war er todt.
Ein Herzschlag hatte ihn. den bereits
lange Leidenden, jählings getroffen.
Was nun?
Die junge Frau bettete ihn, so gut.
wie fie konnte, raffte sich aus gegen Un
ruhe. Sorge und Angst, und nahm
selbst die ZÜgel in die Hand :
Hier ein Todter, aver oori oieueicyl
noch ein Lebender, er. ihr Mann, zu!
dem es sie drängte mit allen Fibern.
Nach fernerer halbstündiger Fahrt
kam fie an einem alleinstehenden, hart
an der Landstraße liegenden Gehöst
vorüber, in dem, man sah'S,
feindliche Truppen auch unbarmherzig
akbauki hatten. Dennoch hielt sie ! fie
wollte die Bewohner ansprechen, den
Todten auszunehmen, diS ste ihn etwa
wieder abholte.
Sie stieg vom Wagen ab und trat
in' Haus. , ,
Nichts ! Keine menschliche Seele !
Todtenstllle. Aber jetzt Stöhnen und
dann hinterher Kinderwimmern. Hin
ten in einem Gemach im Bett, lag eine
Frau, eine Wöchnerin, die sich sichtlich
mit der letzten Kraft und Willens-nnsti-knanna
emvorricktete, als Agnes
Wölk die Thür öffnete. Und gleich
gingen flehende Worte auS ihrem
Munde.
Um der Barmherzigkeit willen,
der liebe Gott sandte Sie mir neh
men Sie sich meines KindeS an," stöhnte
die Leidende. Ich bin zum Sterben
krank, bin ganz allein im Haufe, alles
ist von den Soldaten ausgeräumt und
verzehrt. Mein Mann ift fort, Nah
rung herbeizuschaffen. Doch ift er
nicht zurückgekehrt seit zwei Tagen.
NiN?jcht kebrt er nie wieder. Mein
armes Kind ist ohne Nahrung feit
gestern. Es stirbt, wenn eS nicht Milch
bekommt. Ge hen sie
DaS war da? letzte Wort, deffen sie
sähig war ! dann fiel fie zurück, bleich,
kraftlos, von einer Ohnmacht über
wältigt. In dem Innern der dangen Frau
erhoben sich die widerstreitendsten Em-
vnndunaen.
An eine, die eldfl aller YUlse oe-
durfte, die nur sich hatte, erging d,e
Aufforderung, ein umfangreiche !vien
fchenwerk zu thun, der Wöchnerin Nah
runa einzuflößen, fie aufzurichten, wo-
möglich vorläufig an ihrer Seite zu
bleiben und für das fremde xtno m
gleichem Umfang zu sorgen.
That fie'Z nicht, fiarven ste siqer
Beide !
Gemiß. fie mußte solche LtebeSpflicht
üben.
Und dann doch wieder
frnt nickt Dein Mann größere An-
fprüche an Deine werkthütige Liebe!
Haft Du Dich nicht um seinetwillen
aufgemacht? Kann nicht jeder Augen
blick Verzug vielleicht über Tod und
Leben entscheidend sein !
Wahrlich, ein grausamer, ein fürch
terlicher Kampf, auch ein Kampf, wenn
schon nur einer mit dem eigenen Gemis
sen, mit dem Ich, das laut redete und
rief : Geh', fliehe Du darfst nicht
bleiben, nimm höchstens rasch von Del
nem Borratb. aieb davon der Kranken,
iU6e hpm fremden Kinde ebenfalls
neueS Leben ein und überlaste fie dann
ihrem Schicksal."
?!a. so sollte es wenigstens sein ! Sie
lief hinaus und holte ihre Landtasche
link kann tbat fie in fliegender Hast
wa ikre Mensckenliebe ibr eingab. Es
gelang ihr auch, die Kranke zum Leben
zurückzubringen und dem schmachtenden
Kinde die yungerquaten zu mitoern
ihm aufzuhelfen.
Wädrend fie so handelte, sah die
Hülflose fie mit einem Blicke der Dank
darleit an, bei dem ihr Herz schmolz.
Und dann sprach Jene inbrünstig
flehend : O, liebe, gute Frau, verlas
sen Sie mich nicht, verlassen Sie
wenigstens mein Kind nicht. Können
Sie hier nicht bleiben, nehmen Sie es
mit. Muß ich sterben wohlan
aber retten Sie mein Kind, mein süßes
Kind."
Furchtbare Martern zogen durch das
Innere der jungen Frau. Aber das
gepreßte Herz mußte lösen, was auf
ihm ruhte mit unerträglicher Beüngfti
gung. So redete sie und erklärte :
Ich kann nicht mehr thun, als ich
that. So so steht'S mit mir.
Die Sorge um meinen Mann folterte
mich halb zu !ode. Nun wollen cit,
daß ich bleibe."
Ader wahrend fie so sprach, fiel ihr
Blick auf daS schuldlose Geschöpf, wie
ti noch immer gierig die Nahrung auf
sog. wie sichtlich die rüste sich hoben,
wie Leben in das schon bald dem Ster
den preisgegebene kleine Erdenkind zu
rückkehrte.
Und um so länger wahrte der furcht-
h.ir innirp Onrnllf an alt nun die
lirnir ner Auzen.
Frau: Nein, das ift aber doch zu
stark! t kommst Du schon wieder
so spat au dem WirthShauie und
kannst, wie ich sehe, kaum mehr gerade
stehen. Pfui, schäme Dich! Welche
Oual sür eine gebildete Frau wie ich.
klneii solchen gemeinen Mann zu de
fitzn!"
Mann, Na legt kör' aus. Du
willst 'ne gebildete Frau sein und un-
Kranke, von Angst ergriffen. Jene , teröslitn noaj mm
wurde fie verlaffen. plötzlich abermals, mit emem besoffenen Kerl? Schöne
uirückfiel und unter einem unheimlichen Bildung!"
Laut die Augen schloß. 7T7 .
War's ein Zeichen vom Schicksal? lAlltMi
Sollte fie nun rasch davon eilen?, Student (der ein Konversation?
Vielleicht Schon stellte sie sich vor. Lexikon zur Ansicht bekommen hat):
daß sie wieder den Wagen bestieg. Da!. .Sehen Sie. Frau Müller, m diesen
gedachte sie auch wieder deS Todten. Er Büchern steht alle drin, waS ie nur
mkt. doch von ibr erN llier geoeuei . winen uoun.
werden.
Noch unter ihren neuen Zweifeln ge
wann die Kranke nochmals Kraft, legte,
da eben Jene daS Kind in die Wiege
zurücklegen wollte, einen solchen Au?
druck angstvollen Flehen? in ihre Züge.
da die lunge grau, nun aucy umr
Hau?wirthin lunterdrechcnd Ach.
dann sehen Sie doch 'mal nach, wann
ich endlich meine Miethe von Ihnen
kriege!"
Unter Brautleuten.
Sie: Nickt wadr. lieber Fri, Du
vlltt im luiiu; u1"1' " i - ' w
wältigt von ' den Gemütsbewegungen. ! gehst gleich mal zu meiner Freundin
in einen Stubl fiel, die Hände an die! Helene und bittest sie. morgen zu un?
weinenden Augen preßte und nichts zu kommen."
Anker? ,u saaen wukte. als : Ewiger,
gnädiger Gott ! Hilf mir auS der Noth.
Was soll ich thun? Ich liege auf den
Knieen und bitte. Gieb mir em Zeichen.
daS meine Seele nicht mehr schwanken
laßt."
In diesem Augenblick hörte man
draußen Peitschenknallen. Wagenge,
rausch, dann Sprechen, dann eilige
Gehen, und dann im nächsten öffnete
fich die Thür, und ein Mann mit einem
Gemisch von Unruhe, Sorge und Er-
Wartung er chien in der Nennung,
Er: Aber, liebes Kind, die wohnt
ja sehr weit."
Sie: Was. da? ift Dir schon zu
weit, und vor einer Stunde sagtest Du
noch zu mir. Du wärst im Stande, sür
mich bis an'? Ende der Welt zu
gehen?!"
kzcchster Lgsi?,ns.
Frau: Ich begreife nicht, daß Du
jede?mal beim AuSbruch eines heftigen
Gewitters nach dem Rathskeller eilst."
mann. Der RatbbauStburm hat
NJlUllUlU eiJUJlCil m 5,, rr " , i
stürzte an da? Bett der Frau und warf ! den ficherften Blitzableiter in der ganzen
zugleich einen angstvoll fragenden Blick
auf die Wiege uno einen eriiaumen au,
die Fremde.
Aber er sprach auch haftig. erregt:
Gott sei Dank '. Du lebst, meine Anna
und unser Kind! Ich konnte nicht
früher kommen. Sie hielten mich an
al? Spion. Ich war auf dem Schlacht
feld. Ich bringe auch einen Verwun
beten im Wagen, aber auch Nahrung?
Mittel, Speise, Getränke. Gleich will
ich den Armen in'Z HauS schaffen. Und
Stadt!"
verplappert.
Fräulein: Sparen Sie Ihre Worte,
Herr von Stahlderg. ich werde niemals
heiraihen."
Herr von Stahlberg: Aber was
werden gnädiges Fräulein mit Ihrem
koloffalen Vermögen anfangen?"
tflptimlStniis.
6rht alte Jungfer: ..Aetst sehen uns
IIU UUl ZUUICU l" 3 Vu" lT!I"' I . T tjti x. s.
Sie wer sind Sie?" schloß er, halb zu , die Männer schon Nicht mehr an, und
der 'jungen Frau gewendet, halb zu wir sind doch erst wenig über die Dreißig
seinem eigenen Weibe, in deren Zügen j waS wird das erst in zehn Jahren
r? ri, .!. M f t fifidtt ! Htdrhirn 1 "
na) alle iViullswonne vitmuii "., ""
die sich auf einem menschlichen Antlitz
wiederspiegeln können. Ader Jene, oie
Fremde, hatte keine Antwort gegeben.
Sie war, von einem hoffenden Gedanken
iäblinas erfaßt, binaus und an des
j ManneS Geführt geflogen. Und dann
! hörten die drinnen draußen einen
! Klücksfchrei und einen seligen Jubelton,
der ihr Inneres tief bewegte.
Die junge grau hatte Denjenigen
gefunden, den zu finden ihre Seele den
is;,hfpr slrmfnVht. (?t hatte ibr Der
! gölten, waS ein fühlender Mensch in
Zweite: Vielleicht ift dann unser
Alter in Bergeffenheit gerathen!"
verfrühter Triumph.
Radfahrer: Immer noch Droschken
heute, wo da? Fahrrad die Welt be
herrscht ! Ein zu drolliger Anblick !
Natürlich sitzt ein alte? Weib d'rinnen!
wer auch sonst würde fich dieses ver
stntfluthlichen Vehikels noch bebte
nen!? iN a ch o e m er mit dem Rade
gestürzt ist und dieses z e r
uuiim, ums un i""" o - , iri c
der vergangenen Stunde Barmherziges brachen bat): Em wahre?
n min cn. k tifCXfltn if,
an Jenen gethan.
Geistesgegenwart.
Eine wandernde Schauspielertruppe
gab jüngst in eincm Städtchen Schott
land? Vorstellungen, machte aber keine
besonderen Geschäfte und blieb die Gas
N,,,1PN Mmllna. a er eme n eine-
Abends ein Beamter der GaSgesellschaft
Glück für mich, daß zufällig diese
Droschke des Weges kam: ich wüßte
sonst nicht, wie ich heute nach Hause
kommen könnte!"
5ut gesprochen,
Frau: Nicht wahr, lieber Richard,
dieses Jabr kaufst Du mir zum Ge
burtstag ein seidenes Kleid?"
ferr- ftm fiHl' PtNMsll, ivlflU. für
ruti'.u- ciu -ctuiu.v .-ni"i-7-i vv v"' i ' z ' 1
und verlangte sofortige Bezahlung der ! wen schmückst Du Dich eigentlich (
r 5 -:s.: Cft ,...,,, cv,, . XilA (TM, ... fvniöM In
uuu wt.i..Mug.v i -1 " n- -u--T . i
Rechnung, widrigenfalls augenblicklich
die Zuleitung von Gas ausyoren ivuroe.
Vergebens bat der geängstigt? Kaffirer
um Frist, da der Direktor gerade selbst
auf der Bühne mime. )er eamie
wollte keine Sekunde wartm. Da warf
fich der Kassirer in einen Mantel,, um
gürtete sich mit dem Schwerte, setzte
einen Federhut auf und betrat so auS
gerüstet die Bühne, wo sein Direktor als
Ritter Artbur tobte. Dann redete er
ihn an:
Verzeiht o Herr, daß ich Euch störe:
Doch harrt ein Bote an deS SchloffeS
Tbor
Und heischt Tribut von Euch für Luft
und iqt.
Und wird ihm nicht gemährt, bedroht er
UNS
Mit Dunkelheit !"
Geh' nur, ich folge Dir," erwiderte
der Direktor, der die Situation begriff.
Er eilte hinaus, beschwichtigte den unge
stümen Mahner und konnte die Vor
stellung ungestört fortsetzen.
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yiUU. -UM- (vwvi. .,,,. .
Natürlich für Dich!"
Herr: So, nun da Werde ich Dir
Wieder ein einfaches Mollkleid kaufen!
In emem solchen gefüllst VU mir em
schieden am allerbesten!"
Tom und Jeny.
Mein Gatte," sagte Frau Unerfah
ren freudestrahlend, mird sparsam!
nun Will er sich selbst rasieren. Als ich
beute früh seine Taschen durchsuchte,
fand ich die Rafiertaffe darin. Seine
Freunde müffen fie ihm verehrt haben,
denn es stand darauf: Tom und
Jerry."
Um Gotteswillen, " schrie Frau Lan
gerwiß, daS ift ja ein SchnapSge
tränk, da? ich meinem Manne nicht ab
gewöhnen kann!" Und die Freundin
ging traurig nach Hause, kaufte fich
aber unterwegs einen neuen Earpet
ausklopfn.
Sein Grund.
Aber, lieber Freund, Deine Frau
stottert ja so furchtbar; daß Du die ge
heirathet haft, wundert mich doch."
n fi(i' 'rnrtt mein fltchpr fii
l ,.Ou l"-1 i"
befindet fich in Paris, wo fie unlängst ; wird nie eine Gardinenpredigt zusam
in einem runden Gebäude, Palais ! menbringen."
Die größte Btct,cle-Lcl,ranstalt
Loshift.
Wirth: Na, wie schmeckt Ihnen der
Tropfen?"
Gast: Entschuldigen Sie, ich bin
kein ... Wafferkenner!"
Nam,
Sport" genannt, eröffnet wurde. DaS
Bauwerk diente früher zur Aufstellung
der Kriegs-Panoramen der berühmten
Maler Detaille und De Neuville. die die
Schlachten von Ehampignv und Rezon
ville darstellten. Das unterste Stock
werk enthält jetzt verschiedene Lese.
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arie- unu vuiutiuutjtuiu..
abgeschlossenen Räumen, wo Lernende! Ja hebe ,vrau, wenn Ihr Mann
den Blin neugieriger Zuschauer ent , das gethan hat dann lesen sie ,h,n
,ogen bleiben. Bon dem Hauptstock-! doch mal ordentlich den Text!
werke aus ist dann ein gewundener Geht ja mt! Kann ,a nit -Fahrweg
in zwei getrennten Strecken liefen!"
t: ..(, ,,,r TrtAfhifcp in her Mitte
uis liutf Ti'jr" " , .
angelegt. Bei einer Gesammthöhe von sweideuttg.
36 Fuß bat derselbe eine Steigerung Dichter: Herr Redakteur würden
von nur -2h Pro,.! seine Länge beträgt ! Sie vielleicht meine Gedichte lesen
ziemlich einen Kilometer. Redendem Redakteur: Wenn eS Ihre letzten
Wege zieht fich ein langer Schirm mit sind, ja!"
Landschaftsbildern hin, um der Jllu
fio" der Radfahrenden zu Hilfe zu Mutter, Kinder, nehmt Euch jetzt
kommen! und außerdem ist auch für ge , vor'm Baier in Acht ', Der Herr Doltor
raumige Zuschauerplätze gesorgt. , hat ihm heut s Bier verboten I