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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (July 1, 1897)
Bauernfänger. sn !h, Zander,, olijeUieutcnoM a. ehr i. in,t hffiiAlt Mich IN meinet aiw " " , . ftauMiAteii ein früherer Regiment, anschlonen Kamc:d, er kürzlich seinen Ädichied genommen, um sich. alS MajoralZherr. persönlich der Bewirthschaftung seines großen (üterkomplcreS zu widmen, so erzählte er nümlich meiner grau mit dem Brustton der Ueberzeugung, daß ich der ich ihn bisher nur als tüchtigen, flotten Offizier und liebenswürdigen Ge sellschaster geschützt i.atte. lachend er sicherte, ihn nunmehr alS eine Art von ,inttaunen iu muffen. Tenn ein flüsterte. Ter Herr trank fern: ' - . . , ni i 'it nna Tlllllf Dflll -CUU'll . im. der Hand, nahm mich ganz unvermit telt unier den Arm. ging mit mir. während die anderen Herren sich uni zur Zhur hinaus, sann eine Treppe empor und rührte miß) enoiiaj über einen ziemlich langen Korridor in ein strahlend erleuchtetes Zimmer, in welchem unter dem Kronleuchter ein Roulette stand ' Genau dies hatte ich bei dem Ersteigen der Treppe zu sehen erwartet. Zugleich mit uns erschien der Oder lellner. welcher aus einen Ti'ch im Hin tergrunde ein paar Spiele ganz neuer Karten legte, dann wieder verdustete. vor der Ä,hUi aniqemciio d"s itm . i Ci. . . , . m nn pr 1111 C 111CUI mm mum izr-.rzTr. MmUuMn nn und s immerh n nicht leichte wicyqti oer umi ..,.. ,,. Äs -lHäSM Uiutii uic luirnuivun ( - i ! Monopol verlockend hervorlugten, abzu. nehmen, und in weniger als lo i'tinu und , war so gut besorgte. in keiner Beziehung den notleidenden Landwirth anmerkte. Unrnn sNNNte von TTUDeTeil IM sorgen konnte daß man ihm ten war am Roulette, das der eine """" v. - ..,,- lln hie Unre laudsre,sen her d,e Sehenswurmgiei en ! her KcnDfnj n wwiwuuqi "ii ' .. nnh kranuaunam und auswendig, und so ging denn der Jeu im Gange. Der zweite, der mit einen großen Kupferstich von der Wand, auf dessen Rückseite der Tempel" in großen Carreaus aufgemalt war und begann ohne Weitere?, nachdem er mehrere Rollen 20 und 1Markftücken aufge brochen, auch zwei Päckchen 100Mart scheine, jedes zu hundert Stück, vor sich niedergelegt, die Karten zu mischen. iiund den mein Auge nun BW 'w. ; iS'-- Falle an mir vorUver. Aver er um sehr wißbegierig, und da er wünschte, möglichst tief in die Geheimnisse Ber lms" einzudringen und besonders auch die Thätigkeit der hauptstädtischen tyolu ze, kennen zu lernen, so ließ ich ihn mehrere Tage hindurch in meinem Bü reau sich aufhalten, damit er von dem Getriebe daselbst, das er big in die Wachtstube hinein verfolgte, wenigstens eine Ahnung bekomme. Selbst prai tisch wollte er thätig sein und so nahm er denn an den verschiedenen Razzias. ti- : -i. v- 4 ctvanlrtVii 211 neiene J " : i 'Z StaS, Ä - beichten. Er gestand, daß er die Herren .. mm.- . .....-,---- (rih,r : ftManlnnl zeichneten Karten, aUo falsch, ipiele. Ter Wissenschaft wegen ging ich dann von meinem Prinzip ad und t$t, als .. auf den Buden, der dreimal schon schlecht geschlagen, einen zusammenge. knifften IOW'Martschein mars, edensallS dorthin ö Mark : mir verloren. TieS Experiment machte ich wiederholt und eS zeigte sich, daß ich. sobald ich allein auf einer Karte stand, auch mit einem höheren Betrage gewann! sobald ich aber eine Karte besetzte, die schon eine andere, hohe Summe trug, dann ver lor die betreffende Karte! Ta tiaf mich, als ich eben, allein. 20 Mark gewonnen und gleich hinterher mit dem Juwelier, der 300 Mari verlor, blitzartig das Auge des Polen und eS überlief mich, wie man so sagt, brühfiedend heiß, denn nun war'S mir klar, mich auS irgend einem scheinlich hatte er mich erkannt ge winnen lassen! Er spielte also wirtlich falsch und dirigirte das Spiel nach sei nein Gefallen! Ta war eS mir denn sehr angenehm, daß ein Herr, der am Roulette beöeii tend in Verlust gerathen war, auf den süßen Champagner schimpfte und nach dem Reftaurationszimmer unten ging, um sich am Erlanger zu erholen; ich schloß mich ihm unter demselben Vor ! geben an. da ich unter allen Umständen i Zeit zum Ueberlegen haben mußte. ziemliche Aufregung hervorgerufen, da eS aber ..noch früh am Tage " war kaum 1 Ulir NacdtS lo wurde der Oberkellner durch die Klingel herdeige rufen, um neue Karten zu bringen. Leider aber hatte derselbe kein Spiel mehr (d. h.. ich hatte ihm die vorher eingeschärft), und da durchaus noch ge spielt werden sollte und mußte, so kam eine neue Batterie Flaschen und da Roulette 'ah seine Korona um das dop pelte vermehrt. WaS nun lliun? Und da ereignete sich denn ein Zwi schenfall. wie ihn der Polizeideamte nur zu häufig absolut nicht entbehren lann. Ein dumpses Geräusch drang von der Straße auch an unser Ohr. ein paar Betrunkene waren mit dem Rachtwäch- der Kerl wollte ter m Honnilt gcraiyen uno im -oemin, Grunde wahr. : den Mann dc? Gesetzes zu überwältigen. als eine Schutzmannspatrouille yeroci eilte. Bei dem entstandenen Hand gemengc war die große Spiegelscheibe der Eingangslhür an der Straße zer trüminert worden und Oderkellner und Portier eilten herbei, die Thater zur Rechenschaft zu ziehen. Ter Stift" des Hotels, der, von den herausgcschasi ten und geschlürften Sekt.Neigen halb blödsinnig geworden. auNeinem Stuhle vor der Thür unseres alonS eilige schlafen war. sprang schreckensbleich, durch den Skandal und die Stimme Po Doctoff Verlobung. Humorke von K e i b i n a n h i w n e 1. Der Anblick des Oberkellners brachte j des Oberkellners, seines Mentors. auS mich auf einen vernünftigen Gedanken Ich nahm drei 20-Markftücke suchte schien mich nicht zu kennen uno , iroy meines nieorigen wagcs uwu j war in augenscheinlicher Verlegenheit. ; Mark gewonnen zwischen die Singer. , wie ich meine Ueberrumpelung auffassen ; sagte dem fast Zusammenknickenden wer , , . . j j t ' m jm r . I -w w r . -X . fc so -v a ( . i . ., i -av würde a'-er ich haschte ihn giuanq in a iei. uno uuü iu uis v,,, einer Ecke und er mußte ivohi oder übel ; falscher Spieler vom gleck aus verhaften wuroe, wenn er auw nur eine .ciene ftscken Busch, owie in ein paar spe- lunten anordnete, sehr eifrig Theil, und eS machte ihm ein ungeheures, mit grenzenlosem Erstaunen vermischtes Vergnügen, bei dem darauf folgenden Verhör der Sistirten zugegen zu fein, llnkklireiflick war es ihm dabei, daß ich gerade die Unschuldigsten" die natürlich logen, daß die Balken krachten, einlie fern ließ, während andere Schächer. die sehr wenig vertrauenswürdig aussahen, aber augenblicklich nichts auf dem Kerb holze hatten, nach einer ernsten Ermah nung oder auch einem Scherzwort von mir die goldene Freiheit wieder auf suchen durften. Auch der Aufhebung einer Spiel Hölle in einem übel berüchtigten Keller lokale der Schützenstraße, bei welcher eö uns ausnahmsweise gelang, nicht nur die professionellen Ritter deS Kümmel blättchen." sondern auch deren Hand wertszeug die gezeichneten Karten und die zum Zwecke der Täuschung benutzten Blüthen" (falsches Papiergeld) in unsere Gewalt zu bekommen, wohnte Freund bei und konnte absolut nicht begreifen, wie sich immer noch, trotz allen Warnungen der Presse und gele geglichen Feuilletons der illuftrirten Zeitschriften, Dumme finden könnten, die den Berliner Bauernfängern auf den Leim gingen und nicht auf den ersten Blick die Manipulationen beim Spiel durchschauten. Um sich für die in meinem Hause ihm ab und zu gebotene bescheidene Gastfreundschaft zu revanchiren. lud er mich eines Sonnabends zum Frühstück bei Dressel unter den Linden ein. Ich konnte erst später, als angesetzt war. er scheinen, und traf die Herren beim Champagner, welchen sie durch das geistreiche", mir wohlbekannte Spiel luftige Sieben" unter sich ausspielten. Die Gesellschaft bestand aus mehreren Offizieren von der Garde Kavallerie, mit denen Baron X. und ich zusammen auf der Kriegsschule gewesen, sowie einigen Herren in Civil, von denen mir bekannt war. daß sie in der Wahl ilirer Eltern sehr vorsichtig gewesen waren! nalürlich betheiligte ich mich an den Luftigen". Wir saßen ziemlich lange, jedenfalls aber nach Ansicht der Tafel runde noch nicht lange genug, denn es wurde beim Aufbruch, gegen 6 Uhr be schloffen, das unterbrochene Opferfeft am Abend in der Restauration eines im Westen gelegenen Hotels fortzusetzen. Ich hatte gerade genug von dem per lenden Schaumwein genoffen, daß auch ich mein Erscheinen zusagte und es mir nicht weiter aussiel, das . mir beim Abschiede zuflüsterte, ich möge aber die Uniform und den Poiizeibeamten zu Hause laffen. Diesmal war ich pünkt lich. traf aber schon einen Herrn, den ich am Morgen erst kennen gelernt, den Mitinhaber eines der ersten Juwelier geschüfte Berlins, anwesend, und an seinem Tische ein paar sehr elegante, wie ich später bemerkte, nur mangelhaft Deutsch sprechende Herren, die, was mir sofort auffiel, von ihm, sowohl als auch von der übrigen, anlangenden Ge sellfchaft zwar kordial, aber etwa? von oben herab behandelt wurden. Erst wurde allgemein Erlanger ge trunken, nur der Fremde, dessen polni schen Namen ich schon wieder vergeffen hatte, schlürfte mit Kennermiene Cham pagncr, wobei er über das Glas hin. jeaeSmal wenn mein Auge ihn zufällig traf, mich mit einer gewiflen sinnenden Aufmerksamkeit zu betrachten schien. Die Unterhaltung wollte nicht so recht in Fluß kommen: Freund .. stürzte ! sehr schnell einige Gläser des schweren Bieres herunter imd unterhielt sich halb laut mit dem Champagner trinkenden Polen. ES war. als ob man auf ir gend ein kommende? Ereigniß wartete ich dachte wieder an eine neue Auf läge der Luftigen" als der Ober lellner plötzlich erschien und dem vorer wähnten Juwelier ein paar Worte in's Helgoland, als dieses noch nicht dem deutschen Reiche einverleivl war. kennen gelernt, daß er dort viel Geld verloren, daß er sie eines TageS verziehe. Andernfalls werde ihm nichts geschehen. Dann gab ich ihm die 60 Mark und ließ mir dafür von ihm ein neues Doppelspiel Whistkarten geben, hier bei Dreffel, zufällig getroffen und dessen beide Trefsle-Aß ich vor den Au auf 'ihre Veranlaflung die anregende ! gen meines mich sprachlos anstierenden kleine Parthie hier" arrangirt habe, j Begleiters mit je einem kaum fichtbaren Die Umsätze seien nicht übertrieben be-1 Bleistiftpunkt versah, um Gewißheit zu deutend; er habe allerdings, da er. wie haben, mich in dem spiele nicht zu ich wohl noch früher wiffe. stets schau-! irren. Dann schenkte ich dem Herrn herUMeü Kech wickelte, eimae tausend ! reinen Wein ein. wie ich überzeugt sei. Mark verloren, die Anderen uorigens daß der Pole falsch spiele und daß Geschichte auf alle Fülle em Ende dem Schlummer aufgescheucht, empor, ich hatte und donnerte an unicre Thür! 0 gtamrntifd) piel siome ,osorl uno wir unimini hinaus. Das nun Folgende spielte sich sehr schnell ab. Der Pole bestrebte sich, unten ange langt, unter den streitenden Theilen zu vermitteln; Baron der Hüne an Ge stalt. hatte zwei der Excedenten an der Kehle gefaßt und schien nicht abgeneigt, sie. wie der ricktiae Berliner sagt, in steifen Arm verhungern zu laffen": Oberkellner blickte rathlos auf mich, und mein Verbündeter, der angebliche Trunkenbold, versuchte dem Nachtwäch ter das Schlüffelbund fort zu nehmen. In Folge deffen erklärte der hinzuge kommene Nachtwachtmeister, die ganze Gesellschaft mit nach der nächsten Poli Tolor KrauS war ein älterer Jung- geselle, der auS seiner AdvokalenprariS sich ein erkleckliches Sümmchen hinüber gerettet hatte in 'ein Privatleben, in das er sich an seinem fünfzigsten Ge durtstage zurückgezogen hatte. Kein Härchen aus dem Kopie war grau, seine Stirne noch ohne das kleinste Faltchen. Sein Herz konnte rascher pochen, wenn ein hübsches Mädchen ilnn lächelnd in die Augen sah. Freilich, eine? tieferen Empfinden? hielt er sich nichl für fähig. Ihm gefielen alle jungen Mädchen, wenn sie ein rotheS Mündchen und lachende große Augen halten. Dotor KrauS iagte sich daher, daß er eine Frau nur unglücklich machen würde, denn er zweifelte nicht daran, daß ihm nachher noch hübschere Mädchen gefallen würden. Trotzdem brachte er dem Weibe, wie er eS wissenschaftlich nannte. regeS In tereffe entgegen., Er war ein genauer Kenner jener Literatur, welche die Frauenseele zum Studium sich erkoren. Mit Eifer hatte To.tor KrauS alle diese Werke gelesen und analufirt. Diese Analysen ergaben aber ein negatives Resultat und so wurde er ein Pessimist, der daS weibliche Geschlecht recht niedrig btwerthete. Diesen Anschauungen gab er einst am im Schwan" beredten Ausdruck. Mit lächelndem schweigen hörten Alle zu: nur Schriftsteller Roder hatte die Frage gestellt, woher denn ihm, der die Weiber mied, diese kluge Er ienntniß gekommen sei. Doctor Kraus hatte das Gtstündniß abgelegt, daß er diese geläuterte Erfahrung aus der Li teratur geschöft habe. Mit gutmüthi aem Spotte klopfte ihm der Schriftstel- ler auf die Schulter: Ich bin just auch ; mir außerordentlich leid. der j Einer von der Literatengilde und wenn der auch, aber da? fei nicht schlimm; heute aber müffe und werde er die Bank des Polen" sprengen, koste es was eS wolle! Ihr müßt natürlich am Jeu theilmhmen" wir nannten uns. trotz unserer alten intimen Freund schuft nicht Du", sondern Ihr" so fuhr er dringend fort, und wenn Ihr nicht darauf eingerichtet seid, stehen Euch selbstredend ein paar tau send Mark zur Verfügung." (Der nothleidende Landwirth hatte, wie ich nachher erfuhr, am Morgen, ertra zum Sprengen der Bank", von seinem Ban kier fünfzigtausend Mark abgehoben, die er in Baar bei sich hatte.) ifi prhiilvrtp ihm riihici. daß ich für meinen Bedarf genug Geld bei mir fmfest überzeugt war. daß er müffe. Habe, daß er aber verrückt sein wenn er glaube, bei beschränktem Saß die Bank sprengen zu können; ob er denn über die beiden Bankhalter auch genau orientirt sei? Hierbei traf mich fein Blick mit so überlegenem Lächeln, daß ich einsah, wie jede Warnung voll ständig überflüssig sein müffe. Natürlich beschloß ich, dem Polen meine ganze spezielle Aufmerksamkeit zu widmen und ich kann mich rühmen, ein sehr scharfes Auge zu besitzen und kenne die Spieler-Kniffe ganz genau. Der Pole schlug mit geübter, sicherer Hand: er hatte die Karten mit der Lin ken so gefaßt, daß der kleine Finger allein unter dem Spiel, der Daumen über demselben lag. die drei anderen Finger dagegen die eine Längsseite des Spieles lose umspannten. Er hielt die Karten also völlig regelrecht, d. h, gleich gut zum Volteschlagen wie zum Fühlen nach bestimmten kleinen Einkerbungen in den einzelnen Blättern. Die einzel nen Karten zog er auch dieser Kniff war mir speziell bekannt mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand ab und zwar nicht seitwärts? sondern nach vorn. Auf diese Weise vermag der Bankier leicht irgend eine Karte, welche die feinfühligen Finger der linken Hand an den Einkerbungen erkennen, sei'S aus der Mitte, sei'S von unten, hervor zuziehen, so daß diese links, also auf die Gewinnseite des Bankiers, zu liegen kommt; er wird selbstredend dies Kunst stück nur machen, wenn auf der betref senden Karte hohe Einsätze stehen und eS gehört eine sehr große Fingerfertig- keit dc zi. Baron X , der Juwelier und noch drei andere Herren hatten sich dem Tempel zugewandt, sieben weitere Jünger des verfloffenen Frühstückstisches waren um daS Roulette versammelt. & und der Juwelier, welche hoch setzten, spielten daS gefährlichste Spiel einem falschen Spieler gegenüber, sie ritten Karten"; d. h. sie besetzten diejenigen Karten mit hohen Beträgen, welche mehrere Mal hintereinander fehl, also zu Gunsten des Bankiers, gefallen waren, in der Vor auZsetzung, daß die Karte nun endlich für sie schlagen müffe. Sie verloren regelmüßig. Ich spielte ein sogenanntes Läppen spiel", setzte bald diese, bald jene Karte, aber immer nur mit dem niedrigsten Satz. 5 Mark, und gewann miistens. Ich paßte gespannt auf und hatte mich, um die? unauffällig thun zu können, rechts vom Bankhalter, halb hinter ihm, aufgestellt. Ich sah auf die Hände, die Karten, den Mund, die Stirn, die Au gen des Bankhalters eS war absolut nichts zu merken und doch verließ mich der Verdacht nicht, daß der Pole mit ge- macht werden müffe. Ter noch ziemlich junge Herr erschrack, da eS ihm aus verschiedenen, sehr wichtigen Gründen sehr peinlich war. in eine Spielaffaire verwickelt zu werden. Ich beruhigte ihn aber durch daS feste Versprechen, daß die Angelegenheit ich glaubte dies meinem Freunde & und den anderen Herren, die mich gleichsam als Gast aufgenommen hatten, schuldig zu sein nicht aus unserem Kreise heraus kommen solle, müffe aber ihn dagegen um seine Mitwirkung bitten. Es lag mir vor Allem daran, die Karten, mit denen der Pole spielte, in meine Hände zu bekommen, da ich sel- nicht das Spiel, welches der Oberkellner gebracht, benutzte, sondern ein eigenes, gezeich netes dafür in Gebrauch genommen habe. Aber ich wollte dies ganz unauf fällig bewirken; die Karten wollte ich alsdann am andern Morgen mit der Lupe ganz genau untersuchen. War mein Argwohn unbegründet, nun. so war die ganze Sache überhaupt nicht geschehen und die Herren konnten thun und laffen was sie wollten. Waren die Karten aber gezeichnet, so wollte ich die Angelegenheit mit dem Polen privatim in Ordnung bringen, also ohne sie an die große Glocke zu hängen; die Herren waren dann einfach einem ollen ehr lichen Seemann", wie es in dem großen Spielerprozeß in Hannover hieß, in die Hände gefallen und um eine Erfahrung reicher geworden. ' AIS wir nach kaum einer halben Stunde wieder im Salon erschienen, war die Situation noch ebenso wie früher, nur hatte sich der vor dem Polen liegende kleine Koldberg noch vergrößert und eine stattliche Anzahl größerer, zer knitterter Scheine lag vor ihm aufge häuft; Freund X. hatte ein hochrotheS Gesicht bekommen und dem sonst so ruhigen Juwelier standen Schweißperlen auf der schneeweißen Stirn. Meinem Begleiter war das Erlanger augenscheinlich nicht bekommen, denn er taumelte etwas, rannte in ausgelassener Fröhlichkeit den moulettetiich fast um und den Croupier beinahe vom Stuhle, dann trat er dem Polen am Tempel auf die Hühneraugen, daß er vor Schmerz aufsprang und die Karten auS der Hand legte: der Tisch kam in's Wanken, und um seinem trunkenen Uebermuth die Krone aufzusetzen, fegte der junge Herr den Kupferstich, deffen Glas zersplitterte, vom Tische und ein paar 6!oldrollen dazu. Während die spielenden Herren ganz verblüfft und ziemlich ärgerlich den lachenden Trunkenbold ansahen, bückte sich der Pole, um sein Eigenthum von der Erde aufzunehmen während welcher Zeit ich die auf dem Tische zum Gebrauch bereit liegenden Karten mit dem von mir soeben erstandenen Dop pelspielc vertauschte, erstere in meine Tasche steckend ungesehen! Als jetzt der Bankhalter sich mit seinen Gold rollen erhob, ergriff der Störenfried auch noch die Karten und warf sie mit lautem Gelächter in'S Kamin, in welchem sie in der Gluth deS verbrann ten Buchenholzes sofort verkrümmten und verschweelten; der Pole mußte also annehmen, daß die Karten, m't denen er bisber gespielt, den Opsertod gestor den feien. Dann fiel der junge Mann auf einen Stuhl, daß er krachte und wollte sich vor Lachen ausschütten. Natürlich hatte daS kleine Intermezzo ge- zeiwache nehmen zu müffen da blieb ibm das Wort im Munde stecken, denn er hatte mich plötzlich gesehen. Ich legte nun harmlos meinen Arm in denjenigen des Polen und erklärte dem Herrn Wachtmeister, ihn einen Moment starr ansehend, daß wir natürlich dem Befehle der Obrigkeit Folge leisten würden. DeS Polen Muskeln im reckten Arm ftrammten sich, denn er war sich mit mir jetzt völlig im Reinen, bewußt, daß er verloren war. Keine Dummheit" herrschte ich ihm halblaut auf franzö fisch zu Sie wissen jetzt, wer ich bin, also ruhig," dabei drückte ich den Arm, den meine Linke mit festem Druck um spannt hatte, so energisch an mich, daß er wohl einsah, ich vermöge seiner Herr zu werden. Auf der Wache angekommen, ließ ich mich von dem stramm stehenden Tele graphiften in das Sprechzimmer deS Revierlieutenants führen, nachdem die elektrische, in deffen Schlafzimmer füh. rende Klingel in Bewegung gefetzt wor den war; natürlich nahm ich den Polen, seinen Genoffen und Baron mit mir. Die anderen Herren blieben mit den Skandalmachern, die wohl merkten, daß sich hier etwas ganz Besonderes abspielte, in der Wachstube zurück. Als der Herr Reviervorsteher im Hausrocke erschien, war ich mit den bei den Betrügern bereits im besten Einver nehmen. Ich hatte nämlich dem Polen, der sich plötzlich aus seiner Lethargie aufgerafft hatte und mich sehr energisch um' Aufklärung ersuchte, mit liebens würdigem Lächeln das von mir eskamo tirte ihm gehörende Spiel Karten gezeigt, über dessen Ränder ich mit dem Daumen leise hinüber strich; er verstand mich sofort. Eigentlich wollte ich die Bauernsän ger den Raub des Abends wieder ber ausgeben laffen: aber Freund .V. und die anderen von dem Reviervorsteher mittlerweile herbeicitirten Herren wider- ! sprachen meinem Ansinnen energisch und ich in meiner Ehe jene Erfahrung ge- macht hätte, die ich in meinen Romanen j geschildert, hätte ich mir oder einem An- dern ein Stückchen Blei durch die Schlü''e j gejagt. Aber ich lebe trotz meiner un ! erquicklichen Schilderungen in glücklich ; ster Ehe, meine Alte behandelt mich mit geradezu rührender sorge und da ! kommt der liebe Doctor und erzählt, daß er seine Kenntniß deS Weibes aus der Literatur geschöpft habe!" Wie ein zündender Blitzstrahl war dieses Bekenntniß in des Doktors fünf zigjähriges Herz gefallen, und mit lachenden Augen wie einst, da er als flotter Corpsstudent im fidelen Jena tolle Streiche vollführt, blickte er in die Welt. Gegenüber dem Schwan", in dem Doctor Kraus die gute Hälfte seiner freien Zeit und er hatte deren vier undzwanzig Stunden täglich zu brachte, lag ein hübsches einstöckiges HauS. Mit dem hellen, soliden An striche harmonirten die Blumen in den Fenstern recht gut. Frau Kathi. seine alte Hausgenosfin. verstand es leider so wenig, ihm das eigene Heim mohnlich zu gestalten. Da war es im Schwan" gemüth licher. Allmorgendlich saß Doctor KrauS dorn auf der Veranda und trank seinen Gespritzten", während er behaglich eine Havana schmauchte. Eines TageS blieb an dem Hause mit dem hellen, soliden Anstriche fein Blick haften. Ein rosig angehauchter Frauenkopf erschien am geöffneten Fen ster des ersten Stocks, dazu ein knollige zartes Persönchen mit Grübchen in den Wangen. Sie schüttelte die Gardinen vorsichtig, dann ließ sie sie draußen im Winde flattern, dabei wurde ihr Arm fichtbar, ein weißer, runder Arm. Mit seltsamem Gefühle fchaute Doc tor Kraus dem häuslichen Wirken und Weben der Frau Lilly Waller, der Landesgerichtsraths - Wittwe, die vor Kurzem nach dem Städtchen übergesie belt war, zu. Am nächsten Tage nahm er wieder seinen gewohnten Platz auf der Ve randa ein und wie gestern öffnete sich daS Fenster; derselbe Frauenkopf er- schien in demselben. Ein Blick flog den Kopi, we-hald Roder gerade dieses Thema sich erkoren. Da wurde die KucheiilhUr aufgerif fen und h,reiii stürmte mit rothem Kopfe Frau Kathi. die soeben au?ge gedene Wahrheit" des Schriftstellers Roder in der Hand haltend. Daö ist alfo der Lohn für meine dreißigjährige, treue Tienftzeit, wahrend welcher ich Leid und Freud mit dem Herrn Totor getheilt bade?" Der Toctor stammelte faffungSloS: Ader Kathi. 5ie träumen wohl." Ich träume gar nicht. Herr Toc tor." sagte grau Kathi scharf und sah den Zusammengeknickten verächtlich an. da lesen ie!" Lilli Waller, D U- ffri !, I Verlobte. TaS rüttelte ihn auf, er mußte so sort zu der Frau LandeSgerichtSrathS Wittwe hin. i!r erklären, daß diese Meldung nur ein verruchter Buben streich sei. Mit 'ledernder Hast legte er den ele ganten SalonAnzug nn. In scheuer Eile durchmaß Toctor KrauS mit ge senilem Kopfe die Straßen. Bald hatte er die Apotheke erreicht und stieg herz klopfend zum ersten -tock empor. Kaum hatte er die Glocke gezogen, als die Thüre schon geöffnet wurde. TaS Mädchen wies ihn in den Salon. Kaum hatte er Zeit, sich den schweiß zu trock nen, als auS dem Nebenzimmer die Frau LandesgerichtSraths-ijtiwe her einrauschte. Toctor Kraus," stotterte er und verbeugte sich tief. Mein Herr." sagte Frau Waller mit vor Aufregung zitternder Stimme, Sie haben ein Spiel mit einer Frau getrieben, die Ihnen nie ein Leid zuge fügt." Verzeihung, gnädige Frau. eS thut ihren werthen Namen in solcher Verbindung mit dem meinen zu sehen." Außerordentlich leid thut es Ihnen, mein Herr?" Ein zürnender Blick setzte des ToctorS Gesicht m glammengluth. Verzeihung, Gnädige, ich meinte, das heißt, ich würde mich ja außer ordentlich glücklich schätzen, wenn jemals mein Name in so inniger Verbindung mit dem Ihren genannt würde. Mit Recht nämlich, das heißt, wenn ich dazu berechtigt mixt, wtt so.. zeilmng " Er faßte die kleine, schmale Hand und wollte sie küssen. Mein Herr Und wie gedenken Sie meine Ehre, die durch diese Ver lobungsanzeige verletzt ist. wieder her zustellen?" frug Frau Lilly mit etwas unsicherer Stimme. Der Doctor begann erst stotternd, dann immer warmer werdend: Meine Gnädigste, mir wirbelt Alle? bunt durch den Kops. Aber wenn eS schon sein muß . . das heißt, wenn Ihnen ein Fünsziger. der einsam in der Welt fich langweilt, noch nicht zu alt scheint. Das heißt, wenn Sie nur einen Funken wärmeren Empfindens für den alten Knasten verzeihen Sie meine burschikose Ausdrucksweise hüt ten, so könnte vielleicht die VerlobungS anzeige zu Recht bestehen und wäre daS Ungeheuerliche eines Widerrufs damit aus der Welt geschafft." Verlegen zupfte Frau Waller an den Spitzen der eleganten Seidenschurze, die sie über das rosa Hauskleid gebunden hatte, dann hob sie langsam die Augen lider, ein fröhliches Leuchten ging über ihr Gesicht, und als Toctor raus in diesem feierlichen Augenblick die Arme öffnete, sank sie an seine Brust und flü steile: Gern!" Eine Stunde später schritt Toctor KrauS am Arme seiner Braut, der Frau Landesgerichtsraths-Wittwe Wal ler, langsam über den Marktplatz. Mit verbindlichem Lächeln nahmen Beide die Glückwünsche der Bekannten entgegen. So wurde Toctor Kraus in Hymens Feffeln geschlagen. Wer jene Verlobungsanzeige der Wahrheit" übermittelt hatte, kam nie an den Tag. Schriftsteller Roder leug nete Alles und erwartete den Gegen beweis. o blieben die Gauner denn auch nach ? u.frtiber su dem einsamen Gaste, den meiner heutigen Ansicht thörichter Weise j bieser mit einer tiefen Verbeugung er- im Besitz des unrechtmäßig erworbe nen Gutes, daß sich aus mehr als 10, 000 Mark bezifferte. Natürlich wurde Sorge getragen, daß sie, nach Begleichung ihrer Rechnung im Hotel, mit dem nächsten Zuge ab reiften: das Roulette ließen sie hier; es wurde schließlich durch einen Gerichts vollzieherversteigert und der Erlös der Armenkaffe überwiesen. Freund X. und die übrigen betheilig ten Herren wundern sich aber seit jener Zeit nicht mehr darüber, wenn in den Zeitungen zu lesen ist. daß wieder ein mal ein paar ganz gescheute" Leute Berliner Bauernfängern in's Netz gera then find. Die Karten untersuchte ich noch an demselben Tage mit der Lupe. Sie waren nicht allein an den Seiten mit Kerben gekennzeichnet (gezinkt), sondern es fanden sich auch auf ihrer Rückseite in den Ecken kleine, einem kundigen Auge aber leicht erkennbare Zeichen Punkte, Striche und Kreuze vor. die dem Bankier gestatteten. daS Spiel völlig zu beherrschen. Bescheiden. Schneider (der dem Herrn einen Anzug geliefert): ... darf ich Ew. Gnaden zum mahnen?" Baron Und wann ersten Mal Dic Gcfanrcn der Eisenbahn. Folgende Prophezeiung, die von dem Kollegium der bayrischen Aerzte im Jahre 1335 ausging, befindet sich in den Archiven der Nürnberg-Fürther-Eisen bahn. Als vorgeschlagen wurde, diese Linie (bekanntlich die erste deutsche Eisenbahn, eröffnet am 7. Dez. 1835) zu bauen, kamen die Aerzte des Landes zusammen und erhoben einen förmlichen Protest dagegen. Ortsveründerung, vermittelst irgend einer Art von Dampf Maschinen," erklärten sie, sollte im ntareiie hpr stNpntllMi'I, (tfpllinhhpit Vormittage schüttelte die ' vW" M rnf(f!fn ,,, können nicht verfehlen, bei den Paffa gieren die geistige Unruhe, Delirium guriosum" genannt, hervorzurufen. selbst zugegeben, hieß es in dem ! Protest, daß Reisende fich freiwillig dieser Gefahr aussetzen, muß der Staat wenigstens die Zuschauer beschützen: denn der Anblick einer Lokomotive, die j in voller Schnelligkeit dahinrast, ge : nügt. diese schreckliche Krankheit zu er zeugen. ES ist daher unumgänglich ' nöthig, daß eine Schranke, wenigstens j 0 Fuß hoch, aus beiden Zeiten der Bahn errichtet werde." widerte. So ging es Tag um Tag. Sie sahen und grüßten sich. Einmal blieb ! Doctor KrauS in der Gaststube, wo er ; von einem Winkel aus ungesehen das ! Fenster beobachten konnte. Richtig! Es öffnete sich drüben das ! Fenster, die Frau Landesgerichtsraths-' Wittwe erschien an demselben. Sie! hatte den Doctor nicht an seinem Platze gefunden und schaute änginicy aus An icncm Schwanenwirthin besorgt den Kopf über ihren alten Stammgast, der seit imaniia wahren zum Frühschoppen drei .Gespriftte" trank, heute aber schon sechs " hinter die Binde gegoffen hatte und dabei, wiewohl er allein war. immer still vor fich hiulachtc. Am nächsten Tage erwachte Doktor Kraus erst gegen Mittag mit einem dicken Kopfe, in dem verworrene Ge danken fich kreuzten. Nur dunkel erin nerte er sich an die Ereignisse des vor hergegangencn Abends. ES war ein festliches Gelage gewesen. Schriftstel ler Rodcr hatte am Stammtische eine fulminante Rede vom Stapel gelaffen. in welcher er den Wunsch auZsprach. es möge noch ein Kranz liebreizender Kin der des Doctors künftiges Heimwefcn mit fröhlicher Jugendluft erfüllen. Vergeblich zerbrach sich der Toctor Bervbigend. Arzt (eine Leiche untersuchend): Trci Wunden ! Tie erste ist tödtlich : aber dic beiden andcr'n sind glücklicher weise nicht von Bedeutung !"