Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, April 15, 1897, Image 3

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f und sichet die an ihn getichlete F,a
V gen. Dann laut det Augenblick, in bem
Jean Deman da Watt ergriff. E
galt immer al ei Lteigniß, wenn bet
bcriilirnte Advolat die BerlHeidigung
' fittitle; man bewarb sich eifrig um
f intrittäfotten zu einet solche Vet
Handlung, unb das war auch diesmal
geschehen. G war eine zum Theil' sehr
, otnehme Zuhörerschaft, bie sich singe
. funben Halle, und Sllle lauschle mit
gespannter Aufmerksamkeit, al De
marr seine BcrlheibigungSrebe begann.
Al et da Wort nahm, glaubte er
seltsamer Weise zwischen sich unb bei,
Veschmorencn, bie er von bcr Unschulb
seine Stlienlen zu überzeugen suchen
wollte, baö WlbMarguerites zu sehen,
ba Bild bcr Witlwe bcs Opfers, bie
um Gnabe für ben Mörder bat. Unb
, . wicber drängle sich ihm bie Frage ach
ben Gründen ihre seltsamen Bcrhal.
ten auf und wollte sich nicht mehr au
seinem Geiste banne lassen, so lange
er redete. Taö hinderte ihn bei seiner
Bcrlheidigung; c war ihm, al ob
ihm etwas die Ächlr'zuschnüre und auf
sein Gehirn drücke, so daß bie Schärfe
seine Denken geiriibt und seinem
, Vorlrage alle Überzeugende genoin
inen wurde. Je länger er sprach, um
so schärfer kam ihm das zum Bewuizt
sein unb verwirrte ihn natürlich noch
nieljr. . 'Jeder Andere, der erste beste
Advokat, der sein Handwerk versland.
V wmvSo hi I.c.' .....m ..t.
' viuvi 'i.uut utijci utuiuujt unu
vielleicht ein freisprechendes Urlheil
: , für seinen Klienten erstrillen haben.
Ihm wurde c immer klarer, baß er
, ihn der Berurtheilung überliefere.
Den Richtern und Geschworenen
wie auch dem Publikum entging es
nicht, wie auffallend matt und wenig
eindringlich Demarr , heule sprach,
Man führte baö allgemein auf ein
Unwohlsein zurück, denn man sah ja
deutlich, wie lilah er war, unb baß es
Ihn sichtlich Mühe 'rostete, seine Ge
banken zu sammeln und seine Rede zu
Ende zu führen. Endlich war er fertig,
setzte sich ganz erschöpft nieder und
trocknete seine mit kaltem Schmeiß be
deckte Stirn ab. Zum ersten Male
, währenb seiner Thätigkeit al Sach
Walter machte ihm sein Gewissen ben
Vorwurf! Tu hast nicht Deine Pflicht
gethan!"
Vielleicht bet Einzige im ganzen
Saale, bem bie Schwäche ber Verthei
bigung völlig entgangen, war Haube
; coeur selbst. Er hatte Alles äußer
ordentlich schön unb treffend gefunden,
was Demarr gesagt hatte, und reichte
diesem jeyt beide Hände mit den Wot
ten: Ich bin gewiß, baß ich steige
sprechen werde!"
: Demarr bezweifelle es, aber er er
widene nichts. Der Staatsanwalt ver
' zichtete auf eine Replik, ber Präsident
' . gab ein sehr Ilares unb durchaus odjek
1 tiv gehaltenes Resume, unb dann zogen
,,Vjich bie Geschworenen zur Berathung
zurück. Man brauchte nicht lange auf
ihren Spruch zu warten: et erklärte
Haubecoeur für schuldig, jeboch unter
Annahme mildernber Umstänbe. Da
Urtheil bes Gerichlslwfe erkannte
dementsprechend auf zwanzig Jahre
Deportation nach Neukalebonien.
E schien zuerst, ols ob Haudeeoeur
nichts verstanden habe; r stand mit
offenem Munbe ba unb startte ben Prä
jibenten au. ,Wa hat er gesagt? Was
tat er gesagt?" fragte er bann die Gen
barmen, bie ihn au dem Gefängniß
hergeführt hatten. Als man es ihm
wieberholte, sank er, wie von einem
Keulenschlag getroffen, ans bie Bank
zurück, bumpfe, unverständliche Worte
vor sich hinmurmelnd. Dann führte
mau ihn hinaus; er wankte stumpf und
anscheinend thcilnahmslos bahin unb
, dachte nicht einmal daran, noch einen
Blick auf bie Seinen zu werfen, denen
er vorher rnchrumls zuversichtlich ge
winkt hatte.
Die arme Frau Haudeeoeur unb
Luise waren vollständig iebergeschmet
tctt; sie weinten unb erstickten ihr
Schluchze in ben vorgehaltenen
Tasckentiichern. Meberic sand keine
Thräne ; mit einem bitteren Lächeln
sagte er: Ich wußte es ja; ma
mußte darauf gefaßt sein."
Unter den vorgelabenen Zeugen
hatte sich auch Eollivet befunden, ber
allen Einzelheiten ber Verhandlung
t mit einem fast leibenschafllich erschei
cnbe Eifer gefolgt war. Nach erfolg
tem Urthcilssxruch drängte er sich rück
sichlolo durch ba ben Saal verlassende
Publikum, sprang aus dem Platze vor
dem Gcrichtsgebäube in eine Droschke
und ließ sich nach ber Rue Taunou
, fahren.
Frau Beaupreault erwartete ihn.
Eerard befand sich bei ihr, al er ein
trat.
Marguerite stürzte ihm entgegen.
Ist zu Ende?" fragte sie in größ
t Austezung.
Jawohl, Mabame."
.greigesprvche natürlich, wie?"
Nein, Madame"
Bermtheill?" schrie sie wild ans.
Zu zwanzig Jahren Dexottatio."
Alle begann sich vor Marguerite
Auge zu drehen; sie stürzte ohn
mächtig zu Boden. Gerarb schaute mit
einem schwer zu erklärenden Ausdruck
ia seine Züge, bie sich plötzlich ver.
fintiert hatten, aus sie, indem mm
melke : Mein Ctatt, iva hat da zu
bedeuten? Was soll ich glauben?"
7. Lapitel.
E war erfügt werbe, baß Haube
roeur mit dem nächste Gefangene
transpon von Pari ach Toulon gehe
sollte, um bann mit bem erste fällige
Damxfcr ach dem im Stille Cyan
'. gelegene französische Archipel von
ietltsllrltnntVn nfhrfltkl :n wkn iif
dessen Hauxiimel 'Xoumea sich seil
i zuqrr o,k exriaiion
Niederlassung beiindtt
Fra Hairdeceert erster Gebaute
tos? gicjin, NIN i;t cnautmig einzu
kommen, daß sie ihren Mann begleiten
und sein Vm theilen dürfe, um ihn
trösten zu könne. Die sranzösische
Administration ertheilt den Frauen
von Perurlhe,Iten in ben meisten ,iäl
len eine solche liilaubnifj, unb Frau
Handeeveur würde trog ihres leidenden
Zustande auch mitgeteilt fein, wenn
sie nicht nach reiflicher Erwägung doch
ber Gedanke an ihre Tochter wieder von
ihrem Plan abac bracht hätte.
Durfte sie Luise, die noch so jung
und unerfahren und dabei so auffallend
hübsch war, allein und ohne Schutz und
Unterstützung den Gefahren und Wcch
selfällcn be Pariser Leben utei
geben? Auch Mederic würde ja balb
nicht mehr im Stande sein, sich seiner
Schwester anzunehmen, ba er jeden
Tag zum Militär einberufen werden
konnte. Daß er in Folge ber Pernrlhei
lung bes Vater jetzt bie einzige mann
liche Stütze ber Familie geworden war,
änderte daran nichts; nach dem Gesetz
vom IS. Juli 1889 mußte er trotzdem
ein Jahr unter ber Fahne dienen, um
bann alterdlng für die beiden folgen
ben Jahre beurlaubt zu werden.
Auch Haudeeoeur hatte, als seine
Frau ihn befragte, mit aller Bestimmt
heil erklärt, daß sie unter keinen Um
ständen daran denken dürfe, ihn zu be
gleiten und Luise allein zurückzulassen.
Nach einem letzte, schmerzlichen Ab
schiede von den Seinen war dann bet
Vcrurtheille nach Toulon gebracht wor
den.
Marguerite Beaupreault war von
einem gefährliche gieber ergriffen
worden, da sie dem Tode nahe brachle,
and cs dauerte mehrere Monate, bis
sie da Bett wieder verlassen durste.
Gcrard war so viel wie möglich um
seine Mutter gewesen; sie hakte lange
in wilden Fieberphanlasien gelegen,
aber auch dann waen keine Aeußerun
gen von ihren Lipxcn gefallen, welche
ihrem Sohne jene Aufkläsimg bringen
konnten, nach der er noch immer fotschte.
Jean Demarr hatte sich täglich nach
ihrem Befinden erkundigen lassen,
allein persönlich war er noch nicht dage
Wesen, auch nicht, als efvernahm, daß
sie wieder aufgestanden fei. Es war
inzwischen Herbst geworden, der Wind
blie heftig nnd peitschte die Regen
tropfen gegen das Fenster, an bem
Marguerite, noch immer sehr blaß und
schwach, saß. Die Bureaus des Ge
schaftc waren' geschlossen, und Frau
Beaupreault wollte auch die bisherige
Wohnung aufgeben, sobald ihr Gesund
heitszustand einen Umzug gestattete.
Gerard hatte, (eine Studien wicber
aufgenommen, untr Marguerite war
bahcr fast bcn ganzen Tag über allein
allein mit ihren quälenden Gedan
ken, die ihr auch bei Nacht keine Ruhe
ließen. Sie wagte es gar nicht,
Jemand aus ihrer Umgebung nach bem
Schicksal ber armen Familie zu fragen,
bie durch sie so unglücklich geworden.
Wa war inzwischen aus Haubecoeurs
Frau und seinen Kindern geworden,
was fingen sie an und wie ertrugen sie
ihr Geschick? Haudeeoeur selbst befand
sich jetzt wohl fchon weit von ber Hei
mnth mitten im Ozean, um unter bem
Abschaum der Menschheit die ihm
bem Unschuldigen ! zuerkannte Strafe
abzubüßen.
Die treue Josctte erschien und mcl
bete ihrer Gebieterin, baß Herr De
marr ba sei. Ihr erster Gebanke war,
ihm sagen zu lassen, baß sie noch zu
leidend sei, um ihn empfangen zu tön
nett; allein bas würde ihm Schmerz
bereitet haben, Verbiente benn ber
Mann, ber sich treu unb ebelmüthig
bewahrt halte, wie ein Fremder behan
bett zu weiden? Nur durch seine that
kräftige Mitwitkung unb Unterstützung
war es möglich gewesen, einen Ban
kerotk zu verhüten und da Geschäft auf
zulösen. Die Gläubiger waren befrie
bigt, die Ehre bes Hauses Beaupreault
gerettet worden, und dank Jean De
marr konnte Getatd makellos durch'
Leben gehen unb sein Haupt hoch tra
gen. Bitten Sie Herrn Demarr, einzu
treten," sagte sie bem Mäbchen, ohne
langer zu überlegen.
Nicht ohne tiefe Bewegung konnte
Demarr sie betrachten; wie bleich und
veränbcrt sah sie aus, wie beutlich
waren bie Sputen bet tückischen Ktank
heil noch erkennbar! Aber zum Glück
war sie ja jung genug, um sich ebenso
rasch wieber zu erholen unb von Neuem
in siegreicher Krast zu ihrer früheren
Schönheit zu erblühen. In einfachen,
aber au bcr Tiefe be Hetzen kom
menden Worten sprach er es aus, wie
er unter ihrer Krankheit mitgelitten
habe, und wünschte ihr Glück zur Ge
nesung.
Sie aber hielt ihm in überströmen
dem Gesühl beide Hände hin und sagte :
O mein Freund, wie gut und edel
sind Sie I Wie soll ich Ihnen jemal
gebührend für Alles banken, was Sie
für uns gethan haben!"
Bon Dankbarkeit mir gegenüber
dürfen Sie nicht reben, Marguerite,"
ntgegnete er; lasse Sie uns lieber
von der Zukunft sprechen. Ich kenne
ben Stand Ihrer finanziellen Ange
Icgenheiten genau, ben die ganze
Liquidation ist ja durch meine Hände
gegangen. E wird am Besten sein,
wen ich Ihnen gleich ohne Umschweife
die Wahrheit sage, baß nämlich für Sie
und Ihre Sohn nichts, auch gar nichts
übrig geblieben ist."
Sie senkte bekümmert da Haupt,
wen sie ja auch ein solche Ergebniß
halte voraussehen könne. Sie mußte
ua versuchen, durch Vermittelung
ihrer Bekannte Stunden unb Aufträge
für Slickereie unb andere Luxus
arbeite zu bekommen. Aber Gerard,
der jeyt'sechzeha Jahre zählte ! Seine
Studie im Lqceum gingen zu Ende,
aber e war selbstredend nicht daran zu
denke, daß er ba Polytechnikum oder
die Schule von St. Evr besuche
konnte, wie e immer sein heißer
Wunsch gewese war. Man mußte
eben etwa Anbete auefindig zu
mache suchen.
Ja, wir wetden arbeiten müssen,"
sagte sie, und i der erste Zeit wir!
es nn gewiß rc?t hart ankommen.
Doch bi ich gewiß, daß ir unsere
Armuth leicht ertrage werden,
wen
Ihre Ar,,, Marguerite?" fiel
er ilir in' Wort. Und Sie konnten
witklich glauben, daß ich e zugeben
wurde, leEnlbcliriingen preisgegeben
z sehen?" Da sie nicht antwortete,
fuhr er sort : Einst mußte ich Sie af
immer llt nch vetloien nlaubcn,
Marguerite, und ich suchte Trost in
railloicr Atoe und in der Bclrie
bigung meines Ehrgeize. Ist e nun
meine Schuld, wenn die schreckliche
Ralailtophe, welche hinter uns liegt,
ben Traum meiner Jugend wieder auf
lebe läßt und seine Verwirklichung
mir als möglich zeigt?"
.Jean!" '
Berührt es Sie schmerzlich, mich so
sprechen zu hören?"
Um Gölte willen, schweigen Sie!"
bat sie, und ihr Antlitz drückte dabei
in bcr That einen so lebhaften Schmerz
aus, daß er sie ganz vetrofsen an
schaute, um dann sortzufahren: Ich
weiß wahrhaflig nicht, Marguerite,
was ich beuten so ! Ohne daß Sie
mir es gesagt haben, weiß ich doch, daß
Eie mich imiuer geliebt haben und
iiich noch lieben; wie kann also das,
wa ich Ihnen soeben andeutete, Sie
verletzen oder Ihnen Schmerz bereiten?
Der eiserne Wille Ihres Vaters zwang
Sie damals zur Ehe.' Sie sind bann
eine pflichtgetreue Gattin nnb Mutter
gewesen, und ich habe mich geflisfcnt
lich von Ihnen fern gehalten; wir
haben unö also. Beide nicht das Min
beste vorzuwerfen. Aber jetzt, da da
Geschick Sie wieder freigemacht hat,
jetzt sollen und müssen Sie die Meine
werden. Vetiptefen Sie mir da?"
Rein, nein, da kann ich nicht."
Marguerite!"
Ich kann und darf nicht. Sie for
der Unmögliches,"
Weshalb, woher kommt das Hin
berniß?"
Vielleicht von meinem Sohne,"
entgegncte sie, um eine Austede, einen
Vorwand zu finden.
Gerard kennt mich bisher kaum, er
wird mich schon lieb gewinnen."
Mein Sohn hängt mit leidenschaft
licher Liebe an dem Verstorbenen
führte sie jenen hingeworfenen Gedan
ken jetzt weiter aus. Er weiß nichts
von den Oualen, die mich der Verstor
bene erdulden ließ,, nichts von der
Schmach, bie er über uns zu bringen im
Begriffe war. Ich will auch nicht, daß
er jemal etwas davon erfährt, damit
er nicht bei der Erinnerung an seinen
Vater erröthen muß. Mit welchen Ge
fühlen würde er es nun aber aufnch
men, frage ich Sie, wenn ich diesem
Vater, mit dem er einen wahren Äul
tus treibt, einen Nachfolger geben
wollte? Er wäre im Stande, Sie zu
hassen, und was würde ich dann sür ein
Leben zwischen Euch Beiden führen?"
Sie wollte ihn durch diese Ausführun
gen abschrecken,, auf ber Eingehung
einer Ehe zu beharren, in ber ihr
immerfort bcr Schatten bes von ihrer
Hanb Getesteten erscheinen würde.
Jean Demarr, dieser makellose Ehren
mann, dürfte seinen Namen unb sein
Leben keiner Frau geben, die ihren
ersten Mann umgekacht hatte. Aber
ber Advokat, der seines endlichen. Sie
ge doch gewiß war, lächelte ungläubig.
Seien Sie ganz unbesorgt: Gerard
wird mich schon lieb gewinnen, sage ich
Ihnen; lassen Sie das nur meine
Sache sein. Er ist ja kein Kind mehr
und wirb schon begreifen, baß Sie
nicht allein bleiben nnd allen Entbch
ruiigen preisgegeben werden dürfen.
Wäre es benn am Ende nicht besser,
ihm die ganze Wahrheit zu enthüllen
unb ihm bie Geschichte unserer Liebe
unb schmerzvollen Trennung zu erzäh
len?"
Nein, nein nur das nicht!"
Wa fürchten Sie,denn eigentlich?"
Ich weiß es selbst nicht Gerards
Eifersucht vielleicht."
Demarr sah, wie angegtiffen sie
noch war, und wollle deswegen sür bics
mal nicht weiter in sie bringen ; aber
er zweifelte keinen Augenblick, daß c
ihm noch gelingen wetde, alle diese
Bebenklichkeiten zu bcseittgen. Er
nahm von ihr für heule Abschicb, stellte
aber sein baldiges Wiederkommen in
Aussicht.
Marguerite sah wieber bie Regen
tropfen an ben Fensterscheiben herab
rinnen, unb so trostlos wie dieser graue
Herbsttag lag auch ihr ganzes Leben vor
ihr. Was sie vorher beglückt hoben
würde, die Vereinigung mit dem Mann
ihrer ersten und einzigen Liebe, davor
schauderte sie jetzt zurück. Niemals
bürste sie biesen edlen, hochherzigen
Mann baburch, baß sie feine Frau
wurde, gewissermaßen zu ihrem Mit
schulbigen machen. Nein, niemals !
Und bann dachte sie an Gerarb.
Sein Wesen hatte sich seit bem Tode
bes Vater aufsallcnb eränbert : vor
her offen, munter und lebhaft, wie e
seinen Jahre entsprach, war er jetzt
verschlosien und düster. Die Kata
strophe hatte au bem Kinbe einen
Mann gemacht.
Viele Umstände jenes Dramas waren
ihm unerklärlich geblieben, unb er
mußte stets wieder darüber nachgrübeln,
Zugteich aber trat auch immer bas
holde, i Thränen gebadete Antlitz der
schönen Tochter des Verurtheilten ihui
in der Erinnerung lebhaft vor die
Seele, und er hätte gar zu gern ersah'
rev, was au ihr geworden sei. Er
hatte damals gehört, daß die Familie
Haudeeoeur unweit der Rue Daunou,
nämlich in der Rue du MarcheSaint
Honore. wohne, wußte aber die Hau
nummer nicht, unb er ging nun. so es!
er Zeit hatte, burch diese Straße, in
der Hoffnung, Luise noch einmal wie
derzusehe. Des Sonntaa namentlich
verbrachte er ganze Stunden damit, j
durch die Rue duMarchea,ntHonkre
und die Rue du 2'J. Jnillct bi zum
Tuilletiengorlc und dann wieder in
u,:igckc!rter Richtung zu wander.
Jmr.!er aber blieb sein Forschen
vergeblich, so daß er eine Abend den
Erdschluß faßte, ganz einfach bei
sämmtliche Hausmeister der Rue du
W'rcheSaintHonore, die ja nickt
lang ist. Rachftage zu hallen. Nachdem
er schon tqcdtich in einer ganze
Reibe ro Hanlern gewese war, kam
er endlich zu dem Hause Nr. 2 wo
nie eint Tafel in dem dunkle Hank
slur meldete ver xaucme,,,kr u
ersten Stock wohnte. Gerade wollte er
die am Ende dc Flur xmporführende
enge Trcppe betrete, a!ö er von oben
hcrabkoinmcnde Schrille verna!n.
Eine in Trauer gckleidele Dame kam
die Treppe herunter, und obwohl sie
das Gesicht durch einen dichten Schleier
verhüllt halte, erkannte er doch auf den
ersten Blick in ihr seine Mutter.
Hastig trat er zur Seite, und sie
schritt, ohne ihn bemerkt zu haben,
lutch den Flur, in dein das Ga noch
nicht bianntc, unö trat auf die Sttaße.
Sein Hcrz xcchce zum Zerspringen:
was halte seine Mutter in diesem
Hause zu suchen? Hatte sie vielleicht
der gleiche Zweck hergeführt wie ihn?
Jedenfalls schien e höchst wahrschcin
lich, daß die Familie Haudccoeur hier
wohne. Er stieg rasch in den ersten
Stock hinauf und befragte die Haus
Meisterin, die er dort traf.
Da scheint ja ein Tag bet Nach
frage ;n sein," meinte sie.
Wie so?"
Weil soeben erst eine Dame hier
war, die mich dasselbe gefragt hat,"
Seine Mutter suchte also ohne Zwei'
fei cbcnsalls zu erfahren, was aus der
Familie Haudeeoeur geworden sei, und
sorschte nach ihr. Vorher , hatte sie
Alles aufgeboten, um Haudeeoeur
Vcrurlheilung zu hindern, fie hatte ihm
sogar selbst einen Vertheidiger ver
schafft, und nun ließ ihr die Sorge um
seine Familie keine Ruhe. Waö für
geheimnißvolle Ursachen mochten sie
dazu veranlassen?
Er selbst wünschte nur Luise wieder
zusehen, ihn trieb eine dunkle Herzens
rcgung, in welcher der unerfahren!
Jimgliiig noch Nicht die auskeimende
Lcbe erkannte, aber was halte seine
Mutler mit diesen Leuten zu jchaffen?
Und hat Ihnen diese Dame gesagt,"
fuhr er zitternd fort, weshalb sie dk
Familie suche?"
Nein, und da ich nichi neugierig
bin, habe ich sie auch nicht darnach ge
fingt. Aber Sie scheinen sich darüber
zu freuen, daß Madame Haudeeoeur
noch immer h!cr wohnt." .
So, sie wohni noch immer hier?".
Ja, und es scheint Ihnen ja auch
Vergnügen zu machen, das zu hören,
junger Herr. Mich freut's ebenfalls,
daß eö noch Leute gibt, die lich für die
arme Frau intereffiren. Es geht ihr
nicht zum Besten, seit ihr Mann fort
ist. Ohne Zweifel find Sie mit Ma
dame Haudeeoeur bekannt, wie?"
O nein," stammelte er verlegen,
ich habe sie nur einige Mal gesehen,"
So, so," meinte die Frau und
setzte, plötzlich argwöhnisch werdend,
hin;n: Was wollen Sie bann von
ihr?"
Wa konnte er antworten? Er war
einfach einem dunklen Triebe gefolgt,
der ihn veranlaßte, nach Luise zu for
schen. ' Deswegen sagte et: Glauben
Sie mir, Madame, daß ich nut in
bester Absicht hierher gekommen bin."
Da er schon wieder die Treppe her
unterstieg, so ries die Frau ihm noch
nach: Sagen Sie mir wenigstens
Ihren Namen, damit ich der. Mutter
Haudeeoeur angeben kann, wer hier ge
wesen ist!"
Das ist unnöthig, sie kennt mich
boch nicht."
Gerarb hörte ncch, wie sie hinter
ihm herbrummle: Seltsam die
Dame und dieser junge Mensch erkun
bigen sich nach den Leuten und bchaup
ten doch Beide, daß diese sie nicht ken
nen!" Seine Mutter hatte ihr also die
gleiche Antwort gegeben wie er; Dann
aber beherrschte ihn ganz das Gefühl
bet Befriedigung darüber, daß er end
lich Luisens Wohnung entdeckt habe.
Nun wellte er auch schon eine Gelegen
heil finden, ihr auf det Sttaße zu be
gegnen, und sie wiederznsehen war je
Alles, was et begehrte.
Zu Hause begrüßte er seine Mntter,
die nicht lange rcr ihm heimgekommen
sein konnte, und frägte, wie beiläufig:
Bist Du gar nicht ausgegangen?"
, Nein," antwortete sie.
Er empfand ein peinliches Gefühl,
unb zuerst halte er bie Absicht, ihr zu
sagen, wo er ihr v?r wenigen Minuten
begegnet sei, unb sie zu fragen, was
sie bort gesucht und weshalb sie ihm
die Unwahrheit gesagt habe. ' Aber er
wagte es doch nicht, denn er fürchtete,
ihr damit wehe zu thun. Seine Liebe
zu ihr schloß ihm die Livpen:
In den nächsten Tagen setzte er seine
Bemühungen, Luise zu begegnen, jovt,
und e glückte ihm auch wiederholt.
Das erste Mal führte sie ihre Mutler
am Arm. Sie ging dich! an ihm vor
übet, während sein Herz heilig klopsle,
hielt aber die Augen gesenkt ; blos die
Mutter Haudecceur sah ihn an, wie
man eben Leute, denen man begegnet,
anschaut ; sie schien ihn nicht wiebet zu
kennen.
Et fühlte sich sehr glücklich. Balb
wußte et auch beteitS, wo Luise aidci
tete : es wat ein Konfektionsgeschäft in
ber Rue bu Helber. Regelmäßig be
gleitete ihre Mutter sie de Morgens
bis borthin unb holte sie am Abend
auch wieber ab. Mittags ging Luise
atlein nach Hause, um baheim ijr
Mahl mit ber Mutter gemeinschaftlich
einzunehmen.
Eine Abend kam sie mit ihrer
Mutter vom Geschäft zurück, und sie
passitten gerade ben Opernxloy. wo
immer ein sehr starker Wagenverkehr
herrscht, grau Haudccoeur war schwach
auf ben Beinen unb wurde deshalb
immer von ihrer Tochter geführt, aber
plötzlich, währenb sie gerade quer über
ben Fahrdamm gingen, erfaßte sie bie
Furcht ror einem deranrasselnden Wa
gen, sie ließ Luise los und hastete allein
vorwärts. Bevor sie ncch den iensei
tige Bütgersteig erreicht halle, wurde
sie voa eivem Droschkenxferde gestreift
und wäre sicherlich gefallen und unter
die Räder de Wagens gerathen, wenn
nicht Getatd, det ihnen wie schon an
so manchem Abend gefolgt war, die
Gefahr bemerkend, herzugesiurzt wäre
und sie dieser noch rechtzeitig entzogen
Halle. Die arme grau zitterte und
vermocht sich nicht mehr ausrecht zu
erhalte, deshalb sühne er sie j einer
in ber Nähe stehende Bank unb ließ
sie behutsam daraus nieder Dann de
tuhigie et Luise, die leichcnblaff und
alhemlcS nachgeeilt Um, und wchtic
ihren Dank bescheiden ab,
Frau Haudccoeur erholte sich taich
N:der; sie dankte ihrem Bcschürcr
gl.ichfaUS warm und eiiiänc r für
u;:;iöll)isi, eine Droschke hcrbcizimucn,
nne er verschlug, Dann befia:,) er aber
d.rauf.'jie muffe seinen An bis zu
ih'.er Wohnung annehmen, worauf sie
auch dankbar einging, Vor dem Hause
in der Rue du Marche angelangt, gab
er nicht nach, bis fie sich auch von ihm
die fünf Treppe bis zu ihrer Wohnung
eniporgeleile ließ, AIS er sich dann
veiabschieden wollte, sagte Frau Haude
cocur: Kommen Sie doch einen
Augenblick herein, mein Herr, wenn
Ihnen unser Stübchen nicht zu gering
ist. Sie müssen sich doch erst einen
Augenblick uusrubcn. Luise, biete doch
dem Herrn einen Stuhl an."
Da junge Mädchen that e8, abct er
blieb verlegen stehen; dann zündete sie
eine Lampe nn und sagte: Mutier,
erkennst Du den Herrn nicht wicdci?"
Ucberrascht sah grau Haudccoeur ihn
an, erklärte dann abct : Nein, ich
glaube ben Herrn noch niemals vorher
gcschen zu haben,"
Und doch haben wir ihm schon früher
einmal gcgcrnibergcstandcn."
Wo denn?"
Als wir mit Mcderic zu Madame
Beaupreault gegangen waren, in sie
zu bitten, sie möge etwas für dcn
armen Valet thun,"
Ach ja," erwidcrle die Mutter nach
kurzem Besinnen, ich erkenne Sie
zwar nicht wieder, allein Sie gleichen'
Madame Beaupreault. Sie find ihr
,Sohn?"
Er nickte bejahend, worauf sie ernst
fortfuhr: Ohne Zweifel wußten Sie
nicht, wer wir seien, mein Herr, denn
es kann si'tr Sie kein angenehmes Gc
siihl sein, uns wiederzusehen. Sie
haben mir einen großen Dienst erwie,
sen, und wir sind Ihnen von ganzem
Herzen dankbar dafür. Aber wir dürfen
Sie nicht länger hier zurückhalten, denn
die Wohnung de VcruUheillcnisl kein
Passender Ort für dcn Sohn des Herrn
Beaupreault."
Diese Worte berührten den jungen
Mann nberavö -peinlich, aber halte bie
5$iau denn nicht recht?
; -Sie sind mir keinen Tank schul
dig," erwiderte er, denn ich that
Ihnen gegenüber ja nur,, was jeder
Andere an meiner Stelle auch gethan
haben würde. Und im Uebrigen kann eö
mir nicht einfallen, Sie oder Ihre
Tochter da entgelte lassen zu wollen,
was Ihr Mann gethan hat. Leben Sie
wohl, Madame, leben Sie wohl, mein
Fräulein!"
Rein, mein Herr," hub da Frau
Haudeeoeur von Neuem an, in meiner
Gegenwart soll Niemanb sagen, mein
Mann habe jenes Verbrechen begangen,
ohne baß ich dem widerspreche. Früher
oder später muß ja die Wahrheit an
den Tag kommen wer weiß freilich,
ob es bann für ben armen Haudeeoeur
wie für un nicht schon zu spät ist!"
Sie konnte ihre Thränen nicht mehr
zurückhalten unb ging in bas anstoßende
Schlafzimmer, so daß Gerarb und Luise
allein blieben.
Mein Fräulein," sagte bcr junge
Mann, Ihre Mutter scheint gegcn
uns, gcgen meine Mutter und mich,
einen Haß zu empfinden, dcn wir ge
wiß nicht verdienen,"
So? Sind ' Sie nicht etwa bie
Ursache unseres Unglücks?"
Wie können Sie so etwas sagen,"
entgegncte er schmerzlich. Doch ich
mag darüber nicht mit Ihnen streiten,
deren Erinnerung mir unvergeßlich ge
blieben ist, seit ich Sie damals in
unserem Hause Thränen vergießen
sah."
Solche Erinnerungen vergißt man
bald wieder,"
Nein, ich werde diese nicht Berges
sen, denn seit jener Stunde zwingt
mich etwa, das ich mir selbst nicht zu
erklären vermag, immer an Sie zu
denken," Er sagte das zitternd und
verschämt, mit niedergeschlagenen
Augen, al ob er ein Vergehen beichte.
Luise sah seine Erregung und ent
gcgnetc milder: Sie müssen meiner
Mntter verzeihen, mein Herr; bas
Unglück macht bitter."
Und dann frug er errathend : Und
Sie, mein Fräulein, darf ich Sie nicht
wiedersehen?"
Sie zuckte die Achseln und erwiderte
glcichgiltig : Zu vietc Gründe ttenncn
uns. Es wäre besser gewesen, wenn
wir uns niemals gesehen hätten. Und
ba sich gerade Gelegenheit dazu bietet,
so erlauben Sie mit wohl ein offene
Wort: seit einiger Zeit begegnen Sie
mir öfter ans meinen Wegen; ich
darf wohl hoffen, baß Sie bas ferner
hin vermeiden werden. Und nun.
mein Herr, leben Sie wohl und
nochmals Dank im Namen meiner
Mntter!"
Er empfand bereits eine zu tiefe
Neigung für das junge Mädchen, um
nicht durch diese Art der Verabschie
dung sehr schmerzlich berührt 'zu wer
den ; aber eben weil sein Gefühl auf
richtig war, gab er dennoch nicht alle
Hoffnung auf. Seine Gedanken weilten
nach wie vor bei ihr, und trotz ihres
Verbote suchte et ihr doch immer wie
der zu begegnen. Sie schien ihn nie
mal zu beachten, allein et ließ sich
dadurch nicht abschrecken. Seine Tran
tiglcit unb Niedergeschlagenheit nah
men indessen derartig z, daß seine
Mutter dadurch beunruhigt wurde.
Inzwischen hatte Jean Dematr
seine Besuche bei Marguerite fortge
setzt, denn kr betrachtete ihre Ablch
nung seine Antrage al keine ernst
haft gemeinte und endgiltige. Er war
fest überzeugt, daß er ihren nerklät
liche Widerstand früher oder späket
doch besiege werde. Wen Fror
Beaupreault nur ihrem Perstande ge
folgt wate, so wütde sie ihn fteilich
immctmehr ethört habe. Aber sie
lieble ihn, und die mit vctdovpcltc!
Macht etwachie Stimme ihre Herzenc
ließ sich auf die Dauev richt vicd!
unietdnicken. Sie emv'avb ein Grauen
davor, immer mit ihre schrecklichen
Erinnerungen allein sei zu sollen,
die ibr bei Tage und bei Nacht itz:
enlsel-licde Szene und da Bild ihre;
aetrdtsten ntca rra die Arme lud:
len, Dem,nrS i''egen!rart allein, sein
Lachein und seine Zärtlichkeit ver
scheuchten sie und ließen sie freier auf
athmen: weshalb sollte sie sich also
diese Glück nie! für immer sichern?
Nur der Gedanke an Gerard, m
bei sie beinahe Furcht empfand, batte
sie bisher noch davon abgehalicn, Und
al sie endlich, auf Dcniarr wieder
holte Bitte, ihm versprochen hatte, die
Seine zu werden, fügte sie sogleich
hinzu: Nur eine Bedingung muß ich
stellen: Gcrard darf vorderhand och
nichts davon erfahren. Lassen Sie mich
ihn langfnm daraus vorbereiten, wenn
er erst fein Exaincn zur Polhtcchni schen
Schule hinter sich hol, da et ja nun
bank Ihnen machen kann,"
Demarr fühlte sich zu hoch beglückt,
um eine Einwendung zu erheben, und
so wurde denn bcfchiosscn, daß Mat
gucrile vorläufig in ihrer bisherige
Wohnung verbleiben und nichts in ihrer
Lebensweise verändert werden solle.
Auch al? ba Trauerjahr abaelanfcn
war, schoben sie ihre Verbindung noch
um weitere sechs Monate hinaus, damit
Marguerite Zeit gewinne,' ihren Ent
schluß dem Sohne bei passender Ge
Icgenheit mitzutheilen,
-Immer wieder aber fehlte es ihr,
wenn sie bereites die Lippen dazu gc
öffnet Halle, doch an Muth, und sie
verschob ihr Bekenntniß wieder auf
eine andere Stunde. Wenn sie dann
abermals einen Ansatz dazu wachte,
suchte sie zunächst die Rede ganz allgc
mein auf Jean Demarr zu bringen,
rühmte seinen edlen Eharaklcr und
seine hohe Begabung und sprach von
der Hochachtung und Verehrung, beten
er sich allgemein erfreue.
Gerarb antwortete dann immer aus
weichend; aber ohne daß sie es be
merkte, beobachtete er seine Mutter
sehr scharf, und alö sie wieder einmal
sich in Lobfprüchen über Demarr er
ging, sagle er : Mit welcher Wärme
Tu von ihm sprichst, Muller!"
Er hat Dich so gern, Gerard, als
wenn Tu sein eigener Sohn wärst!"
Er lachte nervös aus, Es scheint
mir, Mutter, daß die Tankbarkeit sür
den Dienst, den er uns geleistet hat,
doch Dein Urtheil einigermaßen trübte.
Dabei möchte ich Dir etwas sagen,
was mir schon lange' aus dem Herzen
liegt."
So sprich doch, mein Sohn, ver
traue Dich rückhaltlos Deiner Mutter
an."
Wie ist es eigentlich gekommen,
daß Herr Demarr, ben wir vor ber
Katastrophe gar nicht kannten, plötzlich
eine so bedeutsame Rolle in unserem
Dasein spielt? Eine solche Großmuth,
wie er sie damals an den Tag gelegt
hat, ist doch ohne ein ganz besondere
Motiv kaum denkbar. Da habe ich
schon damals gefragt, und ich thue es
jetzt wieder."
Es ist richtig, mein Kind, daß Du
Herrn Demarr vorhet nicht kanntest.
Mit Deinem Vater war er mehrfach
znfammengetrosfen, unb ich kannte ihn
bereits zu eine Zeit, als ich noch nicht
etheitnthet war schon in Batavia."
Stammt er ebenfalls borlher, war
seine Familie mit ber Deinen besreun
bei?"
Nein, er befanb sich nur vorüber
gehend auf einer Reise um die Erbe
dort, die er vorhatte."
Und nach fünfzehn oder sechzehn
Jahren ist er aus einmal wieder aufge
taucht, um uns zu retten?"-
Da hat er gethan, mein Sohn.
Jedenfalls steht er ns jetzt näher als
irgend ein anderer Mensch, und er
wünscht nicht sehnlicher, als daß es
immer so bleiben möge," -
Gerarb wurde blaß unb gewann es
nicht länger über sich, seiner Mutter
in die Augen zu sehen.
Nun, der sicherste Weg dazu," ver
setzte er nach einet kurze Pause mit
einem gezwungenen Auslachen, würde
jedenfalls der sein, Dich zu heirathen.
Daran denlt er aber doch wohl nicht."
Gerards Lachen schnitt Marguerite
durch bie Seele, indessen sie fühlte,
daß jetzt der Augenblick zum Reden ge
kommen sei. Jhreifganzen Muth zu
sammennehmend, fragte sie : Warum
sollte Herr Demarr nicht daran bcn
ken, mich zu heirathen, unb weshalb
erweckt bie bloße Vorstellung, baß er
einen solchen Gedanken hegen könne,
Deine Bitterkeit, mein Sohn?"
Sofort würbe er wieder ernst. ES
ist also wahr? Lr will Dich hei
rathen?"
Allerdings."
Aber Tu hast ihn natürlichabge
wiesen?"
.Nein.'
Gerarb trat mit völlig verönberter
Miene zurück
Armer Vater!" murmelte er.
Was sprichst Tu ba von Deinem
Valcr?" fragte sie, inbcm ein Zittern
burch ihren ganzen Kötper ging.
Ich benke, baß Tu ihn sehr wenig
geliebt haben mußt, um ihn so rasch
vetgesscn zu können."
Gerarb, mein Sohn! Kannst Du
so zu mir rebcn?" .
Ja, Mutler. Ich muß e. Noch an
mjelben Tage, an welchem Haude
eoeur sein etbrechen beging, sprach ick,
mit Dir über den Palet und klagt!
über seine häusige Abwesenheit. Do
gedachtest Du seiner mit warmer Lieb,
und Hingebung, al Du mir auseina.
hersetztest, wie er sich bemühe, um für
uns zu sorgen, und wie lieb ich ihr
dafür haben müsse. Und dann sah ich
Deine Verzweiflung a seiner Leiche,
die so groß war, daß wir für Deinen
Verstand fürchteten. Wie rasch müssen
aber alle diese Erinnerungen verflogen
sein, Mutter, trenn jetzt bereit ein
anbetet Mann Dein ganze Denken in
Anspruch nimmt und Dein Herz de
sitzt!"
Sie senkte den Kopf wie eine Schul
dige; sie sah sich jetzt selbst verstrickt
in ber Täuschung, worin sie au Hoch
hetzigkcit den Sohn siel bezüglich de
Vater erhalten batte.
(Fortsetzung folgt)
2
Kopfschmerzen
untergrabe die tsitnhhtlt.
e (ütten it SfM(t)tiii(il4m.WK. klnMN, ,1
fttat und gitltign Stlctnptiing. it btuünlunt
anbne timnkdeiiSIormen. w! galltuchi, Qci
Utbcn. HchlastsNitz. Wahnsinn tt. f, to,
vr. ZNiles' Nervine Heilt.
S.
grau flott . fflDtrt, 201 Hanna 6tt Bot
Wonc. Jnd,. Ichnidi im 7. Cltobtt 18W:
.34) Utt'tutrtttttt 0 flopIWrntrjin, Schwindel.
Rilckenschmetzen und Slktvösii! und mein Instand
teurbt beständig ichleediet Int ma an memcm lieben
vetzmeisette. Wo immet auch vktiuchi wurde, et
brach nicht die ermiinM! Besserung, di ich mit
Dr. rn.il' Neidin, anfing, Ich hab, stink ftlotaxn
genommen und hotte mich teilt tut -eme gesunde
Frou. Lie mögen dielen Briet verofsentticheii. wenn
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