Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 25, 1897, Image 11

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Um Ceben und Tod.
fijjt aii6 dem I()iovbäiiM(ftIebcii. SPon
W, .JtiiitcnVemiKif.
Wie ichThierbändiger wurde.Gentte
inen, wollen Sie Wissen!? Sehr
einfach! Halte schon immer für Löwen,
Ziger und solche Kruppzeng waZ über.
. War mal 'ne Menagerie bei uns in
Boston leine zehn Pferde hätten mich
gehalten hin mußt' ich. Hab' da
malS manche schöne Predigt und noch
schönere eigenhändige Ermahnungen
von meinem Alten besehen, bis er end
lich merkte, daß der Trieb doch nicht
uZzuhauen ging, und ich die Erlaub
nib erhielt, als Futterjunge mit einer
-Menagerie mitzugehen.
'n schweres Leben ift'Z Gentlemen,
das kann ich Ihnen nur sagen. Viel
Anstrengung und harte Arbeit, 'ne gute
Portion Muth und Ausdauer gehören
dazu, um so ein wildes Thier unterzu
kriegen schlimmer kann'S selbst im
Eheleben nicht hergehen beim Kampf
darum, er commandirt beg your
pardon, verheirathete Gentlemen. Ich
selbst bin 'n Junggeselle geblieben.
Also gut I War da bei demselben Di
rektor schon an die drei Jahre, als eines
schönen TageS ein Mr. Moreman, ein
geborener Teutscher, bei unZ eintraf.
Ein guter Ruf ging dem Burschen vor
auS, aber was er mitbrachte, Übertraf
alles Dagewesene.
Er hatte sich eine recht smarte Gruppe
schlimmster Bestien zusammendresfirt,
mit denen er in der ungenirtesten Weise
umsprang.
Sag'S Euch, Gentlemen, '.uns allen
stand daS Herz still, das erste Mal, wie
er in den Käsig stieg; und daS will was
sagen bei Leuten, die täglich in die Ver
legenheit kommen, die Käfige der böse
sten Raudthiere zu besuchen.
Dawar doch aber immer nur eine,
höchstens zwei von den Bestien drin.
Moreman jedoch hatte zugleich drei
Löwen, zwei colossale Königsthiere, zwei
Grizzlybären, einen Eisbären, einen
Leoparden, einen schwarzen Panther mid
vier mächtige deutsche Toggen zu be
dachten.
Lächeln Sie nicht, Gentlemen, daß
ich auch die anscheinend harmlosen
Hunde mit nenne. Sag' Euch, '4 sind
ganz gefährliche Racker darunter, und
ich will jeder Zeit, wenn'S sein muß,
zu 'nem fremden Löwen hinein, aber
nie zu einer fremden Dogge.
Na, Moreman wurde, wie ja vor
auszusehen war, unsere great attrac
tion! Das rief nun nicht etwa unsern Neid
hervor, im Gegentheil, wir Alle freuten
unS über feine wohlverdienten Erfolge.
Und das kam so.
Anfangs hatten Einige versucht,
wie'S ja manche schlechte Scherzbolde
giebt, ihm kurz vor der Vorstellung die
Bestien 'n wenig wild zu machen.
Moreman, der daS natürlich sofort
bemerkt hatte, lachte nur dazu, trotz
dem er an zwei Abenden, das sah man
ihm an, furchtbar arbeiten mußte, um
Herr zu bleiben.
Nach diesem zweiten Abend lud er
uns Alle zu sich ein.
BiS dahin hatte noch keiner von uns
'ne Ahnung gehabt, daß Moreman ver
heirathet sei.
Ader sein Frauchen war ein so hüb
fcheS jvngeS Tmg, so gut und zuvor
kommend, daß sie unS Alle im Sturm
gewann. Und wie das arme Ding
nun im Laufe deS Abends von ihrer
entsetzlichen Angst sprach, wenn sie ihren
Mann im Käfig wußte, nun. Gentle
men, in diesem Moment hat wohl jeder
'nen heiligen Schwur gethan, treu und
fest zu Moreman zu stehen und zu seiner
prächtigen Marh Gott segne sie!
Mich speziell hatte der Teutsche sich
ausgesucht, lym.v ihnix Prviemon
zu helfen.
Ich hielt, mitten drin stehend, die
Springftangen für die Thiere, rollte
die Fässer und kleinen Podeste zur
Gruppenbildung herein und wa! der
gleichen kleine Dienste mehr sind.
Natürlich durfte ich mich nur hinein
wagen, nachdem ich wochenlang vorher
zusammen mit Moreman das Fütte
rungSgeschäft besorgt.
So war wieder ein Jahr vergangen,
da kam ein Abend, Gentlemen, in
Abend, den ich wohl nie im Leben der
geffen werde.
ES war gerade an meinem GeburtS
tag!
Ich wurde damals neunzehn alt.
Moreman und Frau Mar? hatten
mich überreich beschenkt, und glückselig
ging ich in den Emu!
Als unsere Nummer herankam, lasse
ich die Thiere im Vorraum zusammen,.
Moreman giebt mir da! gewohnte Zei
r.
Hinein mit der ganzen gemischten
Gesellschaft!
- Wohl fiel tS mir auf, daß unser
einer Grizzlybär, d nebenbei einer der
luftigsten, posftrlichften seiner Art war.
heute als letzter hineintappte, wöbe, er
noch den Versuch machte, mich zu kratzen.
Ich verabreichte ihm noch schnell einen
ausmunternden Jagdhied, dann schloß
ich daS Gitter.
SNknddkm batte Moreman die
drei Löwen an ihren Plätzen feftzekeltet.
auch dn Leopard lag schon an der Leine
und ich sehe, wie n jetzt den P-nther
festmacht.
Im selben Augenblick steckt mir daS
Blut!
Ich will ihm wankend jufchreien
tu spät!
n Grizzlybär hat sich hinter ihn :
geschlichen, hat ihochausgnichtet einen :
furchtbaren Hieb gegen deS Bändigers
Kopf gesUhrt und sich sofort auf den
jählings Hinschlagenden gestürzt.
Gleichzeitig packte ihn der andere
Grizzly von der anderen Seite an der
Kehle, während der Eisbär seine gewnl
tigen Zähne in das Bein des Unglückli
chen grub.
Auch die beiden Tiger wollten sich aus
den Wehrlosen werfen, doch die wackeren
Doggen, die aus sie dressirt waren, hiel
ten sie kraftvoll im Genick nieder.
Eine unbeschreibliche Panik war im
Publikum ausgedrochen : und, Gentle
men, zu unserer Schande muß ich es
gestehe, auch wir hatten momentan den
Kopf verloren.
Zwar zogen einige die Revolver, ja
wie da schießen in diesen ringenden,
fauchenden, tobenden, brüllenden
Knäuel, unter dem unser armer More
man lag?
Da dringt eine Stimme an mein
Ohr, eine todeZSngftliche, fast tonlose
Stimme :
Bob. o Bod! Rettet meinen Mann!"
Einen raschen Blick werfe ich ihr zu,
dann stehe ich schon drinnen.
Und in diesem Moment, so unwahr
scheinlich eS klingen mag, war ich eisern
ruhig.
Ich überlegte sogar, ohne auf die zor
nig brummenden Grizzly zu achten, daß
ich nur mit einer, allerdings stahldurch
zogenen Reitpeitsche bewaffnet sei.
Sollte ich nochmal zurück?
Da flüsterte es hinter mir :
Bob ! Heiliger Gott ! Sie zerflei
schenihn!"
Eine Wuth, eine wahre Berserkerwuth
besüllt mich, da ist der hinterlistige
Grizzly dicht vor mir.
Warte, Du feige Kanaille !" brülle
ich, und schlage ihm einen pfeifenden
Durchzieher über die Augen.
Gleichzeitig fasse ich den anderen im
Genick und schleudere ihn zurück, wäh
rend ein kräftiger Fußtritt Moreman
auch von den Eisbären befreit.
Gedankenschnell hatten die hinter mir
die Situation erfaßt.
Zwei wackere Burschen zogen zwischen
meinen Beinen den schwer Verwundeten
heraus, während ich rückwärts gehend,
die Thiere im Auge behielt.
Liebe ist nun 'mal ein Alles über den
Haufen werfende Leidenschaft, und so
kann ich'S der Frau Mary heute noch
nicht mehr übel nehmen, daß sie mich
ganz vergaß, und nur für Moreman
Sorge trug.
Beide haben freilich später nie ge
wußt, was sie mir alles LiebeS und
Gutes an den Augen absehen sollten.
Gott segne Beide l
Doch ich will weiter erzählen, Gentle
men I
Die Sache hatte mit dem Hinaus
schaffen des Ueberfallenen noch lange
nicht ihr Ende erreicht: denn drinnen
zerfleischten sich die wüthenden Thiere
gegenseitig.
Hier galt schnelles Zugreifen, wenn
Moreman, der Eigenthümer der theu
ren Bestien war, nicht zum Bettler wer
den sollte.
Ich mußte also nochmals hinein.
In der rechten die Peitsche, in der
Linken den scharfen Stab, mit dem
man den Prankenhieben der Thiere be
gegnet, unternahm ich das Wagniß.
Mit einigen Hieben jagte ich Alles,
was lose herumlief, in die äußerste Ecke.
Dann befreite ich die Löwen, einen
nach dem andern, und trieb sie aus dem
CircuS in den Vorraum, von wo sie so
fort in EinzelkSfige gelassen wurden.
Ebenso leicht glückte es mit dem Leo
parden und dem Panther.
Auch die Tiger und dir Eisbär,
erstere immer von den Hunden bewacht,
schlichen knurrend hinaus.
Nur in die beiden Grizzly schien der
Teufel gefahren zu sein.
Wie auf Kommando richteten sich
beide empor und drangen knurrend auf
mich ein.
Ich will'S gestehen, erst hab' ich über
legt, od'S nicht bester fei, die beiden
ruhig draußen zu lassen und mit schnei
lem Sprunge hinter dai Gitter zu sal
Viren.
Aber da übermannte mich die nun,
nennen wir'S Eitelkeit.
Jetzt konnte ich zeigen, was ich bei
Moreman gelernt.
Zwei Tatzenhiebe fing ich mit dem
Eisen ab; und dann arbeitete meine
Peitsche, so lange ich noch ein bischen
Kraft in den Armen hatte.
Gründlich muß ja die Kur gewesen
sein, denn als Meister Petz und Com
pagnie durch das geöffnete Thor hin
ausschlichen, schien keiner mehr Lust zu
haben, 'nen ehrlichen Menschen anzu
fallen.
AIS Moreman nach vielen Wochen
wieder auftreten konnte, hatte ich die
Bestien schon wieder durch unermüd
licheS Probiren so weit, daß er alle
Produktionen mit ihnen fehlerlos zeigen
konnte.
So, Ventleman, bin ich Bändiger
geworden !
faßlich.
Novelle on . d e r g ?.
Sie war häßlich zur Welt gekommen
und hatte die Mutter bei ihrer Geburt
verloren. Ein doppelte Unglück für
dai bedsuernswerthe Kind. Tn Pater,
dn Besitzer eine hübschen Vermögen
war. hatte die Kleine sehr lieb, konnte
sich indeß nur wenig um sie kümmern,
da ihn seine Thätigkeit zu sehr in An
sprach nahm. So wurde da Kind von
dn Dienerschaft aufnpgen. wuchs
heran, ohne schön zu werden, ja die Häß
lichkeit trat bei ihm immer mehr zu Tage
und man sprach ganz offen darüber in
de Kinde Gegenwart. Und doch hatte
Elaire so hieß die Kleine schönes
Haar und große, ausdrucksvolle Augen,
dabei hatte sie aber dicke Wangen, einen
riefigen Kopf, eine gewölbte Stirn und
einen großen Mund, der, wenn sie ihn
öffnete, fast mit den Ohren in Berüh
rung zu kommmen schien. Ihr Teint
zeigte eine graue Farbe und nicht die ge
ringste Frische.
AIS sie ihr sechstes Jahr vollendet
hatte, wollte der Vater sie in eine Pen
fion schicken, doch sie bat ihn, daheim
bleiben zu dürfen. Er engagirte ihr
eine Erzieherin, Fräulein Juliette
Durif, eine ausfallende Schönheit,
moralisch sowohl wie physisch ohne
Fehler.
In dieser Zeit verlor Herr Leverrier
eine Schwester. Sie war Wittwe und
hinterließ einen Sohn, den er nach dem
Tode seiner Mutter sosort an Kindes
statt annahm.
Dadurch schien sllr die kleine Häßliche
eine neue Sonne auszugehen. Sie war
dankbar für die Zärtlichkeit Fräulein
Juliette'S und glücklich durch die Freund
schaft des kleinen Justin. Das währte
auch über jenen Tag hinaus, an dem
Herr Leverrier Juliette bat, seinen Kin
dern eine neue Mutter zu werden; selbst
die Geburt eines KindeS veränderte
nichts an der Liebe und Zuneigung der
Madame Leverrier zu Claire.
Dann kam ein Augenblick der Tren
nung. ES war ein großer Schmerz
für beide. Justin mußte aus's Gym
nasium, und fte sahen sich fortan nur
noch in den Ferien. Claire's Schwer
muth wurde wieder hestiger und ver
schlimmerte sich, je mehr ihre kleine
Schwester Susanne heranwuchs, von
der sie gehofft hatte, sie würde auch hüß
lich werden, die aber ebenso wie ihre
Mutter ausfallend schön wurde.
Jahre vergingen. Justin hatte in
der erwählten Laufbahn seinen Weg
gemacht. Er hatte sich von jeher für
Landwirthschast interesfirt und leitete
nun bereits seit drei Jahren in Algier
ein bedeutendes KolonisationS Unter
nehmen.
Susanne hatte ihr sechzehntes Lebens
jähr erreicht, sie blühte in der vollen
Frische ihrer Jugend, als Justin eines
TageS seine Rückkehr ankündigte. Bei
dieser Nachricht sprang das. fröhliche
Mädchen lustig umher und war hoch,
erfreut, als man ihr mittheilte, man
werde zur Feier der Rückkehr des Vetters
einen Ball veranstalten.
Susanne's Freude zerriß Claire fast
daS Herz.
Der junge Mann kam und zeigte sich,
wie er stets gewesen war, liebevoll und
zärtlich, dann begrüßte er Madame Le
verrier und erklärte er. daß Susanne
ein reizendes, schöne?, junges Mädchen
geworden wäre.
O, wenn sie nicht da wäre." sagte
sich die arme Häßliche, so hätte er sich
an mich gewöhnt und hätte mich lieben
können."
Am Tage des BalleS weigerte sich
Claire, trotz aller Bitten, die Ihrigen
zu begleiten und sagte:
Ich werde aus Euch warten."
Am nächsten Tage sah sie bleich und
entstellt auS. Trotzdem erschien sie zum
Frühstück, bei welchem der Vater dem
Vetter einige geschäftliche Fragen vor
legte. Dann unterhielt man sich über
dieses und jenes, und der Onkel fragte
seinen Neffen unter Anderem auch, ob
er auf dem Balle am gestrigen Abend
die zukünftige Königin seines algerischen
Reiche gefunden hätte.
Warum nicht," versetzte der junge
Mann.
Nach dem Diner unternahmen Frau
Leverrier und Justin eine kleine Prome
nade im Garten, wo Susanne sich ihnen
bald anschloß.
Als auch Claire dem BoSkett zuschritt,
in daS sie alle drei hatte treten sehen,
vernahm sie. daß die Unterhaltung sehr
lebhaft wurde, sie schlich näher heran
und versteckte sich, um unbemerkt alles
sehen und hören zu können. Susanne'S
Geficht drückte eine unendliche Freude
auS, und wenige Augenblicke darauf
hörte Claire, wie ihn Schwester aus
rief:
DaS soll aber eine schöne Hochzeit
werden, nicht wahr Mama?"
Tann hing sie sich an Justin'S Arm
und fuhr fort:
Nun gieb mir aber auch einen Kuß,
liebn Vetter, jetzt ist e ja gestattet."
Claire entfloh.
Als man begann sich über ihn Ab
Wesenheit zu wundern, hörte man, daß
die Migräne zugenommen und daS
junge Mädchen sich zur Ruhe gelegt
hatte.
Die Unterhaltung am Abend drehte
sich ausschließlich um Claire. die sich
verzweifelt in ihrem Bette wälzte und
in ohnmächtiger Wuth in die Kopfkiffen
biß.
Gegen Mitternacht hörte sie. daß
Justin sich verabschiedete, und ihre
Eifersucht steigerte sich bei dem Gedan
ken an diesen, unglücklichen Familien
Abend. Nachdem im Hause alles still
geworden war, erhob sie sich und wandte
sich dn Küche zu. In' Zimmer zu
rückgekehrt, hielt sie in der einen Hand
eine kleine Phiole.
Ein Ankleidekabinet, defien Thüren
meist geöffnet, kennte die Zimmer der
beiden Schwestern; Claire betrat jetzt
dieses Kadinet, um zu Susanne hinein
zugehen, die mit geöffneten Augen da
lag und an ihn Schweftn dachte, die,
wie ihn Mutter ihr gesagt hatte. Justin
dem Herzen liebte.
Plötzlich bemerkte sie, wie Claire im
mer näher kam und richtete sich auf.
Bist Tu kränker?" fragte Su
sänne.
Ich werde sterben," versetzte Claire,
doch vorher sollst Tu mich anhören."
Sie sprach leise, ihre Worte klangen
ie ein Stöhnen durch die Stille der
!Nacht.
Weil Tu geboren wurdest, habe ich
gelitten," suhr sie fort, weil Tu schön
bist, bin ich verachtet und vergessen
worden. Begreifst Du jetzt, welche
Leiden, welche Oualen ich erduldet
habe? Deshalb werde ich sterben. Erst
dann werde ich Ruhe finden, werde er
löst sein ; doch wenn ich auch todt bin,
so will ich doch nicht, daß Du Justin
heirathest."
Bist Du wahnsinnig, Claire !" rief
Susanne, Justin denkt ja gar nicht
an mich, er liebt mich nur wie eine
Schwester."
Du lügst, ich habe alles gehört ; er
heirathet Dich, weil Du schön bist. . . .
Rum Du sollst ebenso häßlich werden,
wie ich, noch häßlicher, und er wird Dich
nicht heirathen." Bei diesen Worten
richtete Claire die Pistole auf ihre
Schwester und spritzte gleichzeitig den
Inhalt derselben aus, während Su
sänne entsetzt, in der Meinung, ihre
Schwester hätte den Verstand verloren,
instinktiv das Gesicht mit den Händen
bedeckt hatte.
Sie stieß einen Schmerzensschrei
aus; glücklicherweise war sie nur we
nig getroffen, denn Claire's Hand
wurde durch eine andere zurückgeschla
gen.
Madame Leverrier hatte ihre Töchter
sprechen hören und war, in der An
nähme, das Unwohlsein hätte sich bei.
Claire verschlimmert, aufgestanden.
Sie war gerade noch in dem Augen
blicke gekommen, da jene den Inhalt
der Flasche ihrer Schwester in'S Geficht
gießen wollte. Unglückliche !" rief sie
entsetzt, haft Du nicht bemerkt, Daß
Justin Dich liebte, er ist ja nur gekom
men, um bei Deinem Vater um Deine
Hand anzuhalten !"
Ein Schleier zerriß vor Claire's
Augen ; also von ihr war die Rede ge
Wesen, von ihrer Heirath mit Justin
hat sie gesprochen.
O warum habe ich das nicht ge
wußt !" rief sie verzweifelt und stürzte
zu Boden. Madame Leverrier hatte sie
nicht zu halten vermocht ; das Unglück
liche Mädchen starb eineStunde später
unter entsetzlichen Qualm.
Sl,na'FSchex.
Der Sohn des verstorbenen Jay
Gould, Howard, scheint entschloffen,
mit einem Schlage alle bisherigen Extra
vaganzen junger MillionücSsöhne in den
Schatten zu stellen. DaS Diner, das
Rodney Wanamaker sllr 40,000 in
Paris gab, die Vollblutpferde, die sich
der junge Hobart von Californien in
Harvard kaufte, die Paläste, die sich
Lord Rofeberry baute, nachdem er
Hanna Rothschild geheirathet hatte sie
können, was Kostspieligkeit anbetrifft,
den Vergleich mit dem nicht aushalten,
waS Howard Gould jetzt vor hat. Er
will bei einer Gelegenheit mehr Geld
ausgeben, als irgend einer der Borge
nannten und weniger dasür aufzu
weisen haben: weiter nichts, als einen
Fächer, den er seiner Braut, der ehema
ligen Schauspielerin, Frl. Katherine
ClemmonS, schenken will.
Frl. ClemmonS, im gewöhnlichen
Leben als Viola Tayan bekannt, stammt
aus Palo Afto, Cal., wo ihre Mutter
noch heute lebt. Sie selbst wohnt in
einem kleinen Apartcment, das mit al
len möglichen Kinkerlitzchen ausgestat
tet ist, die Howard Gould ihr aus allen
Theilen der Welt zusammen gebracht
hat.
Der Fächer, von dem die Rede ist,
wurde in Paris hergestellt, wo die ersten
Künstler an ihm gearbeitet haben. ES
ist ein Empire'Fächer, wie sie jetzt viel
fach on Denen getragen werden, die
sich einen solchen LuzuS gestatten kön
nen. DaS Gestell ist von dünnem El
fendein, doch hat daS mit den Kosten
wenig zu thun. Eine der Fächerge
mälde, daS sechs Zoll lang ist und on
Bouguveau gemalt wurde, kostete allein
8.
Der ganze Fächer ist daS Werk on
acht der berühmtesten Künstler der Jetzt
zeit. Tie Malerei befindet sich überall
auf dem Elfenbein, jeder der Elfenbein
ftäbe des Fächers ist (3 Zoll lang und
kostete ungefähr $400.
Am Griff ist jeder der Stöbe ge
schnitzt, oben abgerundet. Dn Beschlag
ist von Gold, das Ganze mit Diamanten
übersäet.
Tie Malereien find Copie'n berühm
tn Gemälde: Die Schwerttänzerin,"
Breton'S .Fischermädchen.' Henner'S
Magdalena", Perrault' Unschuld",
Biffon' In Feffeln dn Liebe" u.s.w.
Vier der Gemälde sind GenreBilder,
vier haben die Liebe als Porwurf.
Tn ganze Fächer kostet 100,000.
Frl. ClemmonS kann sich also rühmen,
den kostbarsten Toilettenartikel der Welt
zu besitzen.
An jedem Fächerstab hatte ein Bild
haun einen vollen Monat zu schnitzen,
abgesehen von den Handwerkern, die
daS Elfenbein zuvor zu bleichen und zu
poliren hatten. Tie Goldarbeiten und
da Einsetzen von Edelsteinen gab eben
falls den verschiedensten Leuten langen
Zeit Beschäftigung, und schließlich de
kamen noch! bedeutend Künstler wäh
nnd dn stillen Jahreszeit einen lohnen
den Austtaz. TaS ist auch Etwa. aS
man nicht vnzeffen sollte.
JÖI man fies) ein gutes Iir ver
schaff,.
Eine! Abends betrat ei feingekleide
ter Herr eines der ersten Pariser Hotels,
nahm an der Tafel Platz und bestellte
ein feines Effen, da! er mit Kenner
miene und dem Behagen des vollendeten
Epikuräers verzehrte. AIS er daniit
ziemlich zu Ende war, fuhr ein gefchlof
jener Wagen vor der Thür deS Etadliffe
menIS vor und ein sehr ernst drein
blickender Herr erbat sich die Erlaubniß,
die Räumlichkeiten zu sehen, weil er
hier einen betrügerischen Banquier zu
ertappen hoffte, den er, als Detektiv,
verhaften solle. Natürlich wurde sei
nem Wunsche entsprochen und kaum
hatte er den Speisesaal betreten, als er
auf den schwelgenden Gast hinwies und
dem Wirthe zuflüsterte: Sie sehen,
wir waren recht unterrichtet. Dort fitzt
er. Um ihretwillen möchte ich jedes
Aufsehen vermeiden. Melden Sie ge
fälligst dem Herrn, sein Freund, Baron
L., erwarte ihn draußen, um eine halbe
Minute mit ihm zu sprechen." Nach
Empfang dieser Mittheilung erhob sich
der Feinschmecker sofort vom Tische und
trat aus den Boulevard hinaus, wo er
von dem vermeintlichen Detektiv in
Empfang genommen und in den Wagen
gesteckt wurde, der sofort davon fuhr.
Am nächsten Tage wandte sich der Hote
lier an die Polizei wegen Bezahlung
deS gegen 60 Francs kostenden Diners
für den betrügerischen Banquier. Hier
wußte aber kein Mensch etwas, weder
von diesem noch von der betreffenden
Verhaftung. Die ganze Geschichte ent
puppte sich als der wohlberechnete Kniff
eines GaunerpaareS, das sich auf diese
Weise gewiß abwechselnd ein billiges
Diner verschaffte.
Unterbrochen Vorlesung.
In einem literarischen Cirkel, wie sie
in den dreißiger Jahren in Berlin Mode
waren und worin sich auch der ange
sehene Kritiker Ludwig Rellstab befand,
zog ein Mitglied, der als Dichterling
berüchtigte Hofrath Neumann, plötzlich
ein dickes Manuskript aus der Tasche
und bat um die Erlaubniß, seine neue
sten Gedichte vorlesen zu dürfen. Man
hätte es ihm zwar gern abgeschlagen,
allein das verbot die Höflichkeit, und so
begann er zu lesen und laS, ohne auf
zuhören. Endlich gestattete sich Rellstab
im Namen der total abgespannten Zu
Hörer die Bitte, es nun genug sein zu
laffen. Widerwillig klappte der Hos
rath sein Manuskript zu und fragte den
Kritiker, was am Meisten seinen Beifall
gefunden. O," meinte er lächelnd,
daS kann ich Ihnen mit kurzen Wor
ten sagen und glaube auch dabei ganz
im Sinne der übrigen Anwesenden zu
urtheilen : Das, was Sie nicht borge
lesen haben !"
Ei arabisches Sprichwort.
Wer nichts weiß und weiß nicht, daß
er nichts weiß, ist ein Thor meide
ihn! Wer nichts weiß und weiß, daß
er nichts weiß, ist bescheiden belehre
ihn! Wer etnzaS weiß und weiß nicht,
daß er etwas weiß, ist im Schlafe
erwecke ihn! Wer etwas weiß und
weiß, daß er etwas weiß, ist weife
folge ihm!"
Seine keitgerichte.
Unteroffizier (die Namen der Rekru
ten notirend): Wie heißen Sie?" -
Erster Rekrut: Krebs!"
Unteroffizier: Und Sie?"
Zweiter Rekrut: Hecht!"
Unteroffizier: Tonnerwetter, jetzt
sollt' nur noch Einer von Euch Teufels
kerlen SchweinSnierl" beißen, dann
laufet mir' Wasser im Mund so zu
samm', daß ich nimmer kommandiren
könnt'!"
Die hauxtsache.'
Schuster: Ihren Bub' kann i' nit
al Lehrjung' gebrauchen!"
Frau: Aber warum denn nit?"
Schufter: Weil er so kleine Ohren
hat! Da müßt' i' ja 'ne Stund' da
nach suchen, bis i' sie zur Hand
hätt'?!"
Billig verlangen.
Richter: Wie alt, Zeugin?"
Zeugin (alte Jungfer): Ich möchte
bitten, vorher die Oeffentlichkeit auszu
schlichen!"
Eine genügt.
Frau Profeffor (fingt): O. daß ich
tausend Zungen hätte..."
Professor : Um GztteSwillen !"
. Moderne Romnnftudie.
Junge Frau: ...Bitte, liebe Smmy.
sage mir noch: wie bereitet man
ein Omelette? Wie Tu weißt,
schreibe ich eben einen neuen Roman
und da kommt Omelette d'rin vor !"
Srnngibuimg.
Hausfrau: Wenn dn Metzger kom
men sollt, so sagen Sie ihm. wir wür
den nichts mehr bestellen, weil er gestern
die Wurst nicht gebracht hat!"
Köchin: .Das ist gut. Madame! Ich
hab, auch schon Streit mit meinem
Schatz deswegen gehabt!" ä
So ist .
Zos: Fräulein. Herr X. ist brau
ßen!"
Fräulein: Ich habe jktzt keine Zeit,
da Buch ist so spannend!"
Zose (neugierig): .Haben sie sich schon
gekriegt?"
Fräulein: Tumme Ting, würde
ich dann noch weitnlesen?"
IIiis dem Kafernhcf.
Unterisfizier : Immer 'rin jegriffen
in'S Eisen !, . That der Kerl so zimpcr
lich und hat Hände wie Karl der
Große I"
Unteroffizier (zum Einjährigen, der
eine falsche Wendung gemacht): ES ist
doch merkwürdig, daß die Gclcheidt'ften
immer die Dümmsten sind I"
Beruhigend, ,
Herr: Meine Schmiegermutter muß
mit dem Zuge fort, Kutscher also
schnell!"
Kutscher : Verlassen Sie sich darauf,
ich werde fahren, als wenn'S meine
eigene wür'!"
Ne geadelt.
Du, Frau, on jetzt an wird bei
uns nur noch französisch ge
sprachen !"
Oui!" -
WaS hast De gesagt?"
licbeszweifel.
,., Heinrich, Du liebst mich nicht!"
Wie kannst Tu das nur sage ! Ich
habe Dich während der letzten 10 Minu
ten SO mal geküßt !"
Aber Heinrich, wenn Du mich
wirklich liebtest, würdest Tu die
Küffe nicht zählen!"
Der ehrgeizige piccolo. '
1. Gast : Wie kommt eS nur, daß
Ihnen der Piccolo daS Bier stets so
rasch bringt und mich läßt er so lange
warten?!"
2. Gast : Ganz einfach ! Ich spreche
ihn mit Sie" an !"
Zwei Dnickfehler.
Nach dem Diner führte der Commer
zienrath seine Gäste in'S Freie, wo die
selben zwanglos herum hungerten.
Die Sänger wurden mit ApplmuS
überschüttet.
Dem kande entsprechend,
Dame: Eine Reise in Lappland
stellt sich wohl recht billig?"
Nordlandsfahrer: Im Gegentheil,
man verläppert dort eine Menge Geld."
Line gute Mutter,
A: ,-Na, waS machen Ihre Kin
der?"
A: Ich danke. Alles wohl ! Nur der
kleine Paul hat unS viel Sorge gemacht
er hätte sich nämlich beinahe mit
Arsenik vergiftet. . Wissen Sie. ich kann
dem süßen Jungen nun einmal Nichts
abschlagen !"
tzerz und Kops.
Ein Weib, du armer'verliebter Trops,
Es fitzt viel sester in deinem Kopf,
Als du'S im Herzen je getragen '
DaS laß' dir von einem Keimte sagen.
Willst enden du den LiebeStand,
Ist'S leicht aus deinem Herzen verbannt,
Doch aus dem Kopf mußt du dir'
schlagen.
I. Stettenheim.
Uebertmmxft.
Erster Zahnarzt (renommirend):-
. . Und schmerzlos arbeite ich !
Fabelhaft ! Erst gestern ist mir wieder
ein Patient beim Zahnziehen eingeschla
fen !"
Zweiter Zahnarzt : O, da sollten
Sie mich nst 'mal sehen! Meine
Kundinnen wollen sich während der
Operation jetzt alle weil sie wegen
des angenehmen Gefühls dabei stets ein
so überaus freundliches Gesicht machen
Photographiren lassen !"
Unter guten Freundinnen,
Aeltliche Jungfrau: Mein Ideal
wäre ein Professor."
Gute Freundin : Du hoffst, daß er
vergißt nach Deinem Alter zu fragen?"
Croft.
Fräulein: Jetzt bin ich schon zwan
zig Jahre alt, S ist schrecklich !"
Herr: ,O, darum brauchen Sie noch
nicht zu verzweifeln, Fräulein. . . meine
Großmutter hat mit sechzig Jahren noch
geheirathet !"
Frech.
Madame: Minna, daS ist aber doch
ein bischen stark! Sie haben ja jede
Woche einen andern Bräutigam !"
Köchin: Ja. Madame, längn als
eine Woche hält ja bei dem miserablen
Essen hin keiner aus.",
Schnell gemacht.
Metzgersfrau (die inem Bettler einen
alten Hut geschenkt hat): Ter Hut ist
wohl etwas groß?"
Bettln: ,O. daS macht nichts!
(Greif, nach einer Wurst.) Wenn Sie
nlauben, werde ich die hineinlegen, da
paßt n schon!"
In der Menagerie.
Besucher: Segen Sie. Herr Tirek
tor. ist der Elephant sehr klug?"
Direktor: Gewiß! Ich hab ihm
sogar beigebracht, in diesen Kasten hin
ein Geldstück hineinzulegen .... Wol
len Sie S 'mal Probiren? Geben Sie
eine Mark her!"
Der junge Mann gibt dem Direktor
des Geldstück und dn Elephant führt
dai besagte Kunststück aus.
Besucher: .Da, ist wirklich sehr
hübsch!. . . . Jetzt soll er mir abn da!
Geld wiedn geben!"
Tirettor: .Bebaun, miir Herr, da
hab ich ihm noch nicht beibringen
können!"