Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 21, 1897, Image 12

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    Per Quartaldimp.
in, tfilall aui den, Bolle, Von IS t t r
'X 0 ( t fl 9 ' i'.
Der Prost am Berg besam alle Jahre
drei oder gar viermal die Gelbsucht.
Da wurde er gailj gelb wie ein unge
bleichte Wachs, au dem man
die wohlfeilen Kerzen .zieht. Sogar
da Weiße in den Augen war gelb, und
diese Gelbsucht bekam er vom Knecht.
Vom Allknecht, dem Damian, Und
warum? Es ist eine bange Frage.
Wenn man braven und fleißigen Bauern
knechten Denkmäler setzen wollte, dem
Damian mußt man au Marmelftein
und Erz vor dem größten Dunghaufen
ein Monument setzen, wohl geziert mit
den Emblemen Dreschflegel und Mist.
gabel. und mitten drin der Mann mit
dem borstigen Haar und mit der kurzen
i&twprnife.
Das war ein großartiger Knecht
Seit fünfundzwanzig Jahren war er im
Prosthofe. seit fünfundzwanzig Jahren
nahm ftch der Prost am Berg vor, zu
Neujahr den Dämmn zu verjagen, seit
sünsunMmamia Jahren sagte er bei ie,
dem neuen Jahre zum Knecht: Gelt,
ÄZami, wir zwei vieioen mieoer oeiein,
ander!" und seit fünfundzwanzig Iah
ren Hütte er unzähligem! die Gelbsucht
au Aeraer über die en Allkneq:,
Der Damian war de Morgens der
erste au! und des Abends der letzte unter,
Wenn der Bauer am Feierabend zu ihm
sagte: Gelt, Darm, du wirst mud fein
und mir heut' nimmer gern eine Butten
Mehl von der Muhl' herauftragen?" so
antwortete der Knecht: Warum denn
nit? Wenn wir Brot effen wollen, so
muffen wir auch die Mehlbutten Herrn
tragen. Soll ich vielleicht auch ein Biin
del 'Korn rnit hinadnehmen?" Wenn am
reitaa der Prost sagte: Morgen wird's
regnen. Wenn wir nur den Heuschober
unter Dach hätten! so antwortete der
Knecht: Na, wart', das SchSberl wer
den wir bald drin haben!" und ging
flink mit der Heukräntze. Wenn das
übrige Gesinde beim Freitagstisch ftch
manchmal ungebührlich verwunderte
über die wäfferige Milch oder über den
mageren Sterz, so meinte Damian:
Meine lieben Leut', der Freitag ist kein
Faßtag und kein Fraßtag, sondern ein
Fasttag." DaS war eine der witzigsten
Worte, die der Altknecht je ansgespro
eben, deshalb wiederholte er es auch fast
an jedem Freitage, oder wenigstens, so
oft die übrigen Knechte brummten über
, die schmale Fasttagskost. Beim Prost
war es, wie überall im Oberlande, der
Brauch, daß der Bauer im Herbste sei
nm Dienstleuten ein neues Lodengewand
giebt. Wenn der knauserige Prost ftch
dann auf seine Handwerker ausredet:
Mußt es schon gut sein la en, Dornt.
Der Weber hat unversehens Garn unier
die Wolle gebracht, und der Schneider
hat für deine Jacke juft das garnige
Stück erwischt!" so antwortete der D
mian: Wenn'S das Garn einwendig
bn der Pfaid thun, lo wird es aus,
wendig bei der Jacken auch thun. Ich
rait'S nit heikel."
Wenn der Prost zu Neujahr den
Jahrlohn nicht zahlen zu können vor
gab, weil der Haferdau schlecht gewesen
und das Kohlengeld noch nicht ein
genommen wäre, so sagte der Damian:
Giebst mir halt', meine Sech', sobald
du kannst, Bauer. Wenn ich s brauch ,
werd' ich's schon sagen." Und daZ Beste
dabei war, daß er fein Geld überhaupt
nicht zu brauchen schien. Sonntag für
Sonntag eilte er nach dem Gottesdienste
am Dorfwirthsbause vorbei, so hastig
wie der Bauer am Steueramt. Wochen
lang, monatelang sah der Damian kein
Glas. Denn daheim beim Prost am
Berg gab es nur Wasserkrüge.
Und nun fragst du: Wie kann man
bei einem solch' unvergleichlichen Knecht
aus Aerger die Geldsucht kriegen? Ich
habe gesagt, daß der Allknecht Damian
Wochen und monatelang kein Trinkglas
sah. Sachverständigen Wird diese Wen
dung gleich verüächtig vorgekommen
sein. Und warum das hastige Porbei
eilen am Wirth-Hause und der Pergleich
mit dem Steueramte? Wer keine
Steuer schuldig ist und keine Zeche, der
kann wohl auch laugsam gehen. Und
so muß es endlich eingestanden werden,
wo der Haken saß. Im Wirthshause
saß er, und wenn sich der Damian ein
mal ganz unverseiiens hinsetzte, blieb er
d'ran hängen. War eS. daß er eine
Sonntags auf dem Kirchweg luftige Ge
ftllfchaft traf, der er sich anschloß zum
Traubenwirth, war es, daß er vom Sie
gen überrascht in' Hans trat und die
innere Näffe der Sicheren vorzog. Oder
war eS endlich, daß der Damian in der
That einen dämonischen Durft bekam,
den, wie die Liebe, kein Waffer löschen
kann auf Erden kurz und schlecht,
der Knecht huscht. eine TageS in'
Wirthshaus. Er setzte sich zuerst alle
mal an die Tischte zunächst der Thür
und behielt den Stecken in der Hand,
weil er ja nach dem einen Seidel gleich
fortgehen wollte. Beim zweiten Seidel
hielt k den Steck immer noch in der
Hand, beim dritter: lehnte er ihn in den
Winkel. Später verließ er den Platz
an der Thür ur.o ging zum vorderen
Tisch, weil man an der Wand beauemer
sitzt. Er saß behaglich da, rauchte eine
Pfeife um die andere, und wenn das
Glas leer war, schob er cs mit der Fin
geispitzk sachte über den Tisch hin:
.Gelt, Kellnerin, eine laßt mir noch
rinnen!" Una wenn ei wieder leer
war, schüttelt Damian lanzsam den
Kopf und murmelte: Weil da Faß
im Keller schon einmal angegänzt ist!
kamia. Wär' schad' d'nim." Und er
schob da Glas über den Tisch hin,
Wenn die Zechgenoffen längst fortgegan,
gen waren, saß der Altknecht de Prost
am Berge noch fest im Tifchwinkel, und
wenn die WirtySleute üiachimaui aen,
ließ auch er ftch ein Schüßlein Suppe
bringen, damit der Magen wieder ein
biffel hergerichtet werde. Der Tran
benmirth brachte um diese Zeit stets eine
Stalllaterne, zündete darin die Kerze
an, stellte sie aus den Tch. fco,
Dami, daß du zum Heimgehen siehst.
ES in ftocknn ter draußen
So!" antwortete der Damian. So
viel finster, sagst? Wenn ich finster
haben will, kann ich auch in den Keller
gehen. Und nit draußen herum in der
Nacht, wie ein schlechter Loter. Und
am End' gar noch Deine Latern' zu,
samm'schlagen! 's wird am gescheidw
gen sein, ich leg' mich da auf die Bank,
Wenn die Nacht vorbei ist, wird's eh'
wieder licht. Nachher ist s gut heim,
geben. Und von wegen der Bett,
schwere noch ein letztes Seidel. Ein
Gutenacht'Seidel."
So war's am ersten Abend. Als
am nächsten Morgen die Sonne auf,
ging, der Damian sich kreistend von
seiner Bank aufrichtete und die Augen
rieb, fand er, daß ein blauer Montag
war. Er ging hinaus zum Brunnen,
wusch sich das Geftcht und trank Waffer.
Pfui Teure! !" agte er daraus, ein
abscheulicher Anfang." Aber der Wirth
wollte nicht in den Keller. Als der
Damian hierauf wieder in seinem Tisch;
Winkel saß, fest und zielbewußt, wie der
Handwerker sich zum Wochenanfang in
seine Werkstatt sitzt, schlich ihn der Wirth
an und that der !vmnd aus zu Dem ge
schrneidigen Worte: Damian, wie steht's
denn mit Deinen Kreuzerlein?"
Zog der Altknecht seinen Geldbeutel
hervor, es war einer au ikatzensell,
stülpte ihn auf den Tisch und sagte:
Mit meinen Kreuzerlein steht s schlecht,
wie Du siehst." Denn es waren lauter
Silberzwanziger. So that der Wirth
wieder einschenken.
Und ähnlich ging eS fort den zweiten
Tag und den dritten Tag. Der Da
mian saß bei seinem Weinglase, stopfte
ftch manchmal eine Pfeife Tabak, that
manchmal mit dem Wirthe ein Karten
pl'lchen, oder legte seine Arme auf den
Tisch und den Kopf auf die Arme und
schlief. Er war nicht nüchtern, und er
war nicht besoffen, er war gerade so,
wie eS lustig ist, zu sein.
Im Laufe der Zeit jedoch gestalteten
sich die Dinge so, daß der Dami an
den Traubenwirth bescheiden die An
frage stellte, ob er für die Zechschuld
nöthigenfallS auch ein Taschenmesser
nehme, mit Pfeifenstierer, Hirschhorn
griff und Kapfenbergerstahl, oder als
Pfand eine Sackuhr mit gutem Pak
fonggchüuse? Für die bereits, fällige
Schuld nahm der Wirth die Uhr. für
Weiteres erklärte er nur gegen Baar
geld einschenken zu lassen.
Du bist nit gescheit, Herr Vater!"
sagte der Dami. Schau, Du hast zu
viel Wein im Keller, er wird Dir sauer,
er wird Dir schimmelig. Ich hab' zu
viel Gewand am Leib. Wenn der
Mensch ein Barchentwestel an hat, so
braucht er keine Jacken. Ist eh so viel
schön toarm in der Stuben. Wie ost
willst mir einschenken laffen für meinen
Lodenrock da! Guter Bauernloden.
Vier Säck' hat er, kannst allerhand ein
stecken, auch eine große Brieftasche,
wenn Du haft. Schau Dir ihn um
und um an!" Und er langte die schwere
Jacke vorn Nagel.
Ja, ist schon recht, Dami," sagte
der Wirth überlaut, wie man mit Kin
der spricht oder mit Teppen (Halb
trotteln), leg' ihn nur an. Deinen
Rock, und geh' heim."
Aber der gute Dami blieb sitzen. Und
der Unterschied zwischen Tag und Nacht
bestand bei ihm Darin, daß er bei Tage
am Tische saß, und bei Nacht neben
demselben aus der Bank lag. Und ganz
verdursten laßt der Traubenwirth kei
nen, der ein gutes Herz hat und allen-
falls noch eine Lodenjacke, die unter
Brüdern immerhin ihre zehn Maß Wein
werth ist.
Der Prost am Berge hatte Tage lang
gewartet aus seinen Altknecht. und da,
bei wrde seine Hautsarde sachte gelber
und gelber. Endlich ging er hinab in s
Torf, um Jungvieh einzukaufen. Da
bei guckte er zum Traudenmirth hinein
wegen des Knechtes. Als er polternd
in die Stube trat, legte die Kellnerin
ihren Finger an den Mund und deutete
dann gegen den Tisch, wo der Dami
seinen Kopf auf der Platte liegen hatte.
Im Glase war noch ein wüfferiges Rest,
chen, an welchem ein paar Fliegen
tranken. Der Zecher schlief. Der Bauer
trat heftig hin und hieb mit dem Stock
so heftig auf den Tisch, daß der Dami
emporschnellte und verwirrt um sich
glotzte.
.Von rechtSwegen gehört der Stecken
wo ander hin!" rief der Prost, alter
Lump! Schämst dich nit?"
Gotterl!" murmelte der Knecht,
schaute ihn zutraulich an und rülpste,
.Mein Bauer ist . Terschrocken bin!
ich aber! Gemeint, neben aßreilen,
wären auf einmal abgesprungen so
ein Schnalzer! Geh'. Bauer, setz' dich
her!" Dabei rückte er so eng in den
Winkel hinein, daß drei Proste Platz ge
habt Hütten neben seiner, während sich
nicht einmal der eine hinsetzen wollte.
Meiner Seel'!" sagte der Dami
wohlgemuth, jetzt zahl' ich ertra noch
ein' Maß! Meinen Bauern, den hab'
ich gern. Sitz' ich schon sonst bei deinem
Tisch, so sollst du heut einmal bei mei
Im haldleeren Faß wird der Wein gern ! nem sitzen. Keinen Kreuzer kost'S dir.
Wir zwei haben immer fleißig gear
beitet miteinander, so wollen wir auch
einmal miteinander lustig sein. Geh
her!"
Sagte der Bauer äußerlich mit Ueber
Windung schier gelaffen, inwendig voller
Galle: Das Heu ist dürr! Das Korn
ist zu schneiden! Und da Faulthier
sumpst die ganze geschlagene Woche im
Wirthshaus. Wenn du nicht auf der
Stell' mitheimgehft, so werde ich dir
eine kaiserliche Leibgarde schicken, die
dich dahin begleitet, wohin du gehörst.
Verstehst?" '
Fing der Dami an zu schluchzen:
Schandarm! Bauer, schau, du wirst
mir nit viel Ungutes nachsagen können!
Und jetzt so hart sein auf mich!"
Sprach nun auch die Kellnerin drein:
Wirklich wahr auch, Prost am Berg!
Wie er dich so schön einladet, daß du ein
biffel sollst niederfttzen, aus einen Trunk.
Und du ihm gleich mit den Schandar
men Gelt, Dami!" Und das sagte
sie vernehmlicher: Wenn dein Bauer
ein Seidel mit dir trinkt, nachher gehst
mit!"
Der Dami hieb die Faust auf den
Tifch: Nachher geh' ich mit!" Und
rülpste.
Dachte der Bauer. Wegen meiner!
und setzte sich an den Tisch, aber weit
vom Knecht, ganz an die entgegengesetzte
Ecke. Die Kellnerin ging in den Keller,
der Wirth eilte ihr nach! Eine Maß
vom Strohsaffel: Den Prost nageln
wir an. Der hat Geld, der soll nachher
auch die Zeche sür seinen Knecht zahlen."
Nun hatte der Trauoenwirth im
Strohsaffel einen ganz besonderen Saft.
Das Heu war zwar dürr, das Korn zu
schneiden, aber als der Abend dämmerte,
saß der Prost noch beim Wirthshaus
tisch, that Kartenspielen mit dem Dami
und dem Wirth und die Kellnerin zün
dete eine Lampe an.
Der Bauer hatte Geld in der Tasche
gehabt, um beim ZUchtelhofer drei Fcr
kein zu kaufen. Als er nach Stunden
vorn Wirthshaustische aufstand, war
das Geld weg, vertrunken und verspielt,
und der Prost am Berg kam um Mit
ternacht ohne Ferkeln heim und ohne
Knecht. Der Dami hatte nämlich unter
wegs gesagt, er wolle beim Steibel
Schnegg eine Laterne ausborgen, denn
um eine schöne Stilblüte zu machen
es war so finster, daß er nicht ein-
mal sah, wie sehr fte lllummirt waren.
Jetzt beim SteibelSchnegg schlief schon
alles, er pochte an der Thür und wäh,
rend des Wartens auf das Aufmachen
schlief er an den Stufen ein.
An der nächsten thaukühlen Frühe,
als die Morgenröthe so lieblich aufging
und im reinen Himmel die letzten Stern
lein verblaßten, rieb sich der Dami die
Augen und rief begeistert aus: DaS ist
wieder ein Tag zum Schuldenmachen!"
Ging sachte hinüber in die Tafern
Schenke und begehrte ein Stamperl
Zweschkengeist".
Nachdem der Prost ohne Ferkeln heim
gekommen und hierauf als etwas AuS
gewachsenes derselben Gattung bezeichnet
worden war von seinem Weibe, da zeigte
sich die gelbe Farbe seines Gesichtes noch
um einige Grade gesättigter, höllisch
übel war ihm, und der Bader sagte die
Gelbsucht wür'S.
So kam es und so ähnlich wiederholte
es sich; der sonst so sittsame Dami blieb
eines Tages im Wirthshause fitzen, der
Bauer ging ihn holen, setzte sich hin und
blieb auch ntzen. Tann kam einmal
des Prost Söhnlein nach, um zu sehen,
wo der Vater bleibe. Das bekam vorn
Wirth, der die Kinder gern hatte, ein
halbes Trinkglas voll gezuckerten Weine,
und blieb auch sitzen. Endlich kam die
Prostbälierin selber und setzte sich nicht,
Mit flammendem Besen trieb sie die
Sünder aus dem Paradiese und fegte
einmal unterwegs den Ackerknecht, dann
wieder dem EhegefponS die Spinnweben
vom Rücken.
Der Dami ging hierauf wieder an
seine Arbeit, Anfangs zwar ein bischen
schlasrig und verdrießlich, doch die Heu,
gabel, der Pflug und die Sichel machten
ihn bald frisch und munter. Tann war
er wieder der Musterlnecht, wie es zmu
schen dem Dachstein und der Sann kaum
einen zweiten mehr giebt. Wenn ihm
der Wirth bisweilen Liebesbrieflcin
schrieb, wie das folgende:
An Damian Pampersegger ist Mihr
7 maß Wein schuldig, 2 -iherding To
bak und 1 Gubazikarn Macht au 2 fl.
9 5 Ereizer und wann du nich balt zallft
mu ich den Nodarn ibergebn.
chtungssohl
Christian Menglcr
Traudenmirth."
so ließ der Damian dem gestrengen
Gläubiger antworten: Geh' zu mei
nem Bauern, der soll mir's vom Jahr
lohn abziehen und geht's mich weiter
nichts an."
Dann nahm sich der brave Altknecht
natürlich allemal vor. ein andere Mal
nicht mehr so Dummheiten zu machen.
Aber wie sich schon Alles wiederholt auf
dieser kreisenden Weltkugel, wenn die
Zeit kam. und in de Damian s Bau
ernseele der Hochkchmung abgelaufen
war bei der staubigen Arbeit aus dem
Hofe, dann ging er in's Wirthshaus,
blieb tagelang d'rin sitzen, war nicht
nüchtern, war nicht besoffen, war ge
rade fo, wie es luftig ist, zu sein.
Genarrt.
HumoreSK . ,. ZS.
Seinerzeit genau kann ich es nicht
bestimmen, doch war e gewiß seinerzeit
da lebte in der guten, alten Stadt R.
ein Mann, der hätte gar zu gerne ein
mal einen Schatz gefunden.
Natürlich ist darunter kein lebendiger
Schatz" zu verstehen, so wie die Sol
baten und andere ihn Sonntags spazie
ren führen, sondern dem gleißenden
Metall, dem Mammon, galt das Stre
den des Mannes, und gar gerne hätte
er gesungen nach der bekannten Weise :
Ich hab' Diamanten und Perlen."
Allein, wie er sich auch hin und her
besann, alte Bücher durchsuchte und
vorsichtig und behutsam die Leute aus
fragte, alles Grübeln war fruchtlos,
alles Herumschnüffeln und Forschen der
geblich.
Da plötzlich leuchtete ihm der Stern
des Glücks.
Eines Tages, er hatte sich eben beim
Schwciuemetzger ein Stück Wurst ge,
holt, besah er sich mechanisch das Pa,
pier, in welches die Wurst eingewickelt
war, und plötzlich gab es ihm einen
Riß. Denn auf jenem Papier stand
etwas geschrieben von einem verborge
nen Schatz. Zwar war die Schrift,
wahrscheinlich durch das Alter, schon
etwas verwischt, doch gelang es dem
Mann nach einiger Mühe den Wortlaut
herauszubringen.
Donnerwetter," rief er, der das
geschrieben, war schlau !" Die Wörter
waren nämlich, wie manchmal in einem
Rebus, nach Belieben zusammengefetzt,
und die Schrift lateinisch, so daß man
meinen konnte, es wäre eine fremde
Sprache.
Duder dudie sespa pierin
diehan dbekomm stwis se dassi
chheu teein enscha tzinder er
dever gra benha be. Wennd uvor
dasfra uen thorgeh stso stelldi
chso andie stadtina uer hindas
sduge ra de na chsiid densch aust,
geh weih im dertsh ritt vor wär
tsso steh stdu anei nem fei dund
dor tliegt dersch atz. Anei nem
baumriii dest duein kreu zeinge
schnit tenun dvor die senba umst
eil edi chhin sodassda skreu zan
dei nerrech tensei teist. Ma ehe
fünfsc hrittge ra deau sdannzwe
ischrittz urück dannz weina
chrech tsund einena chlin ksund
dustehs tvord erstellewoderschat
zelf fusstie fin derer dever gra
benist.
Söge schri eben vonmirsel
bst N. andern Walpur gis
ta gde sjah res 16 "
Jahreszahl und Unterschrift waren
verwischt und unleserlich, doch das war
la Nebensache. Kurz und gut, der Be,
sitzer des Papiers glaubte alles steif und
fest und suchte gleich am nächsten Tage
jenes Feld, in dem der Schatz liegen
sollte. Wirklich fand er in der beschrie
denen Gegend ein Feld, er fragte, wem
eS gehörte, und erfuhr zu feiner heim
lichen Freude, daß das Feld zu verkau
fen wäre.
Donnerwetter." lachte er Glück
muß der Mensch haben I" Sein Glaube
wuchs, und in ein paar Tagen war das
Feld sein Eigenthum. Nun baute er
sich einen Bretterverschlag um das Feld
herum, und in einer veschwiegenen
Nacht zog er, wohlversehen mit dem
nöthigen Gerüthe, aus, den Schatz zu
heben.
Um ganz sicher zu gehen, machte er
alles der Reihe nach genau wie es auf
dem Papier stand, obwohl er schon vor
her die Entfernungen abgeschritten
hatte. Er stellte ftch also vor dem
Frauenthar an die Stadtmauer und
blickte nach Süden, dann ging er zwei
hundert Schritt weiter, kam so an sein
Feld und stellte sich an den langst ge
suchten und wirklich gefundenen Baum,
in deffen Stamm ein Kreuz eingeschnit
ten war.
Siedheiß wallte ihm das Blut in den
Adern, und sein Gesicht glühte vor Auf
regiing, als er nun ftch so an den Baum
stellte, daß daZ Kreuz ain Baum auf
seiner rechten Seite war, dann fünf
Schritt geradeaus ging, zwei wieder zu
rück, zwei nach rechts machte und einen
nach links und dann seinen Spaten in
den Erdboden stieß mit einem leichten
Stöhnen : Jetzt kanns losgehen !"
Eifrig grub er nun darauf los, ohne
Rast und Ruhe, daß ihm der Schmeiß
von der Stirne tropfte, bis er endlich
elf Fuß tief auf etwas Hartes stieß.
Bald hatte er nun einen eisernen Tiegel
blosgelegt und denselben mit Mühe aus
dem Boden gehoben.
Jetzt noch einmal schnell ausgeath
met, den Tiegel aufgemacht, mit den
Händen herumgewühlt in den funkeln
den, runden Dingen im stillen fing
er schon an zu rechnen, wie viele Gold
stücke es sein könnten dann die La
lerne hingehalten und mit einem
ellenlangen Fluche fuhr der Mann zu
rück ; der Tiegel war bis an den Rand
gefüllt mit Hosenknöpsen.
Ich kann nicht sagen, wie ost er noch
geflucht, einen Schatz hat er aber nie
mehr gesucht.
wurde es vorschriftsmäßig ausgefüllt
und an Herrn M. gesandt. Am Mor
gen des 1. April empfing der Adressat
eine, in den bekannten Amtslniffen ge
haltene portofreie Dienstsache". Da
nach wurde der Kaufmann M. zu einer
ierwöchigen Dienstleistung in der Küche
des BezirkSkommandos lommandirt!
Unterzeichnet war die Ordre DaZ Be
zirkskommando" und mit dem undeut
lich gekritzelten Namen deS AusfertigerS,
Eine schöne Überraschung! AIS Herr
M. am Abend am Stammtisch erschien,
wurde er mit dem Rufe empfangen:
Na, noch immer in Civil, lieber M.?
oder haben Sie schon Ihren Kübel Kar
toffeln für die Menage geschält?"
Nein," erwiderte M., denn als ich
mich heute früh beim Bezirlskomniando
meldete, erkläite mir der Herr Oberst,
daß die Ordre gefälscht sei ! Er war
wüthend und sprach von Mißbrauch
einer amtlichen Urkunde, grobem Unfug
und Beleidigung der ErsatzEommis
fion!" Allgemeines Entsetzen am
Stammtisch; Reserve und Landwehr
wurden leichenblaß. Den Schein hat
er behalten und dann hat er ein Proto
koll aufgenommen i ich mußte ihm alle
Leute nennen, mit denen ich in meinem
Stammlokal verkehre. Namentlich auf
die mit militärischem Charakter hatte er
es abgesehen, weil diese Ordre so vor
schristsmäßig ausgesiillt war. Das
Weitere wird sich finden", sagte er."
Der ganze Stammtisch bot ein Bild des
Jammers.
Ader, lieber Herr M,, wie konnten
ie nur den Scherz für Ernst nehmen?"
platzt endlich der Reservelieutenant her
aus. Herrgott, wenn die Sache unter
sucht wird, wir kommen alle in Teufels
Küche!"
Das sollte doch mir ein Witz sein !"
zetert ein sonn sehr stolzer Vice-Feld
webel. Und der Mensch nieldet sich
wirklich zur Kiiche und bringt uns Alle
aus Festung."
Mißbrauch einer amtlichen Urkunde
na, ich gratulire! ' beginnt ein
Dritter.
Nur der dauernd Untaugliche"
lächelt triumphirend, er hat sich an den
Spöttern glänzend gerächt. Den gan
zen Abend hat er sie noch geängstigt mit
Hangen und Bangen in schwebender
Pein." Wenn die Herren nur ein klein
wenig übermüthig wurden, so erzählte
er, wie grimmig der Herr Oberst über
die gefälschte Ordre gewesen wäre. So
fort schlug den Avancirten" das Ge
wissen und sie baten den Untauglichen"
um Himmelsmillen, sie ia nicht rein
zulegen". Erst bei einem späteren
Frühschoppen machte Herr M. feinen
Freunden das Geftündmß, daß er auf
den Aprilscherz nicht hineingefallen war.
Ich habe den Spieß umgedreht!"
meinteer. Ihr wolltet mich foppen,
und ich habe Euch fast zwei Wochen an
der Nase herumgeführt."
Herr M. war natürlich der Löwe des
Tages; am Stammtisch aber behandeln
ihn die Angemeierten jetzt mit einer ge
wissen scheuen Ehrfurcht, auch zum
Foppen erscheint er ihnen dauernd un
tauglich".
SoitTe.iü'flcrion,
Gesang iid 'was zu nagen -Wie
ist da doch somit!
Gesang auf leeren Magen
Wie ist da doch so öd'!
Sehr iruliifchriiilich.
Verkäufer: Wir haben zwei Sorten
Stoff von diesem Muster: die eine ist
theurer. Haben Sie vielleicht eine Ah
nnng, welche Ihre Frau Gemahlin vor
ziehen würde?"
Kunde: O ja, die theuere,"
Hindern.
Frau (zur Köchin, .die soeben in
Dienst getreten' : WaS bringt denn d,
der Dienstmann noch für Sie?"
Köchin: Mein neues Rad!"
Ei moderner Schildbürger.
In F. in Thüringen hat es seit ein
paar Tagen stark geschneit. Der Herr
Bürgermeister verordnet nun, daß jeder
Hausherr den Schnee von seinem Hause
entfernen laffen muß. Da aber die
Arbeit auf einmal etwas groß erscheint,
so läßt er im Amtsblatt" verkünden:
Der neue Schnee kann vorläufig
och liegen bleiben, der a l t e aber muß
spätestens bis Mittags zwölf Uhr fort
geschafft fein!"
Umstände Silbern die 5che.
Dienstmädchen: Der Herr Dringlich
kommt doch schon vier Wochen zu Ihnen
in's HauS, und er hat Ihnen während
dieser Zeit noch keinen Kuß gegeben; na,
hören Sie, Fräulein, das ist nicht schön
von ihm."
Fräulein: Der Herr Dringlich ist
eben sehr gebildet. "
Dienstmädchen: Mich hat er aber
doch gleich deu ersten Tag beim Fort
gehen geküßt."
Stammtisch'Zcherz.
Einer großen Stammtisch-Gesellschaft
in Berlin S. gehört ein Herr M. an,
der wegen seiner winzigen Gestalt s. ZI.
als dauernd untauglich zum Militär
dienst" befunden worden war und der
deshalb von den übrigen, unter denen
sich mehrere Reserve und Landwehr
mönner befinden, schon oft gehänselt
wurde. Zum letzten l. April hatten
sie, wie das ,B. T." erzahlt, einen be
sonderen Streich gegen den Kleinen
ausgeheckt. Einer der .Militärischen"
hatte sich das Formular einer alten
Einberufungsordre sür die Reserve der
schafft. Unter dem Jubel der Gäste
Zahnarzt wtdex Wille.
Von einem nicht üblen Abenteuer,
daS er unlängst in Agram hatte, weiß
ein kroatischer Abgeordneter, Mitglied
der Regierungspartei, zu erzählen. Er
saß Abends mit Gleichgesinnten im
Kaffeehaus und sprach über Politik.
Im Eifer deS Gesprächs rief der Par
lamentarier: Ja, man muß diesen
Leuten nur auf den Zahn fühlen!"
Aha, er ist ein Zahnarzt," sagte ein
lustiger Zechbruder am Nebentische.
Eine Dame, die gräßlich an Zahn
schmerzen litt, erkundigte sich sofort nach
der Wohnung deS Zahnarztes, dessen
würdiges Aeußere ihr großes Vertrauen
einflößte. Der lustige Kumpan ließ sich
diese günstige Gelegenheit zu einem Ull
nicht entgehen; er kannte den Abgeord
neten sehr gut, sagte aber, er sei eine
auf der Dienstreise befindliche zahnörzt
lichs Kapazität", wohne im Hotel
Zimmer No. so und fo viel. Am nöch
sten Tage war der Abgeordnete nicht
wenig erstaunt, als eine junge schöne
Dame zu ihm kam und ihn bat, ihren
hohlen Zahn zu untersuchen."
Der Abgeordnete wußte nicht, waS er
denken sollte, die junge Dame sah so
anständig aus und auf ihrem Antlitz
zeigte ftch milleiderregender, ungeheu
chclter Schmerz. Ja, wie kommen Sie
denn gerade zu mir?" fragte er.
Sehr einfach, Herr Doktor, man
nannte Sie einen hervorragenden Fach
mann: auch sehen Sie so ehrwürdig,
vertrauenerweckend und so ganz an
ders aus, als die lungen Herren Tok-
toren."
Ein Politiker sindet sich in jeder Lage
zurecht, so auch unser Abgeordneter, der
den Ulk zu durchschauen begann. Er
entnahm flugs seiner Reisetasche ein
Fläschchen mit Zahntropfen er litt
zeitweilig auch an Zahnschmerzen
und reichte e! mit Anmuth der Tarne.
Ein untrügliches Mittel! Bitte es
kostet nichts!"
Mit Worten des Dankes derabschie
dete sich die Tarne. Erst als sie fort
war, bemerkte der Zahnarzt wider Wil
len an einer Tischecke einen zusammen
gefalteten Fünfguldenschein. Tiäten
an allen locken und Enden! ries er
Abends im Freundeskreise, als er diese
Geschichte zum Besten gab. Tas ürzt
liche Honorar" aber schenkte er den Ar
men.
Zu der Schule.
Lehrer (zerstreuter Schulpebant) :
WelcheEigenschaften befitzt dieWärme i"
Karl: Mittels der Wärme kocht und
wäscht man."
Lehrer: Na, ja das ist ein prak
tischer Nutzen der Wärnie, aber keine
Eigenschaft. Franz, was weißt Du
mir von den Eigenschaften der Wärme
zu sagen?"
Franz: Die Wärme dehnt aus, wäh
rend Kälte zusammenzieht."
Lehrer: Brav. Kannst Du mir ein
Beispiel dafür geben, Heinrich?"
Heinrich: Ja wohl! Bei der Wärme
im Sommer sind die Tage lang, wäh
rend fte im Winter durch die Kälte ganz
kurz werden."
Lehrer: Gut, sehr gut, mein Kind!
(Für sich.) Sonderbar, daß ich bis
heute noch nicht selber darauf gekommen
bin!"
Zu ftül,.
Diener: Sie kommen viel zu früh,
Herr Doktor, es ist erst zehn Uhr, die
gnädige Frau ist jetzt noch nicht krank."
Schi,' Aussicht.
A. : Ich habe jetzt eine Stelle in ei
nerPulvermühle."
B. : Da bleiben Sie nur, lieber
Freund! Da haben Sie alle Aussicht,
eines Tages in die Höhe zu kommen."
Iveiberlogik.
Mann: Aber die Mehlspeise hat
wirklich nicht gut geschmeckt."
Junge Frau: Aber, Männe, nur
Einbildung, imKochbuch steht: Schmeckt
sehr gut"!"
Vcr Ipiderspruchsaeist.
Er: Höre, Klärchen, ich würde heute
auf keinen Fall zur Eisbahn gehen; es
ist ein ganz abscheulicher Oftmind!"
Sie: Ach was! Die, Eisbahn liegt
ja im Westen!"
Lcdenkicke Erscheinung.
Frau (den Marktkorb durchsuchend):
Und das Kalbshirn, die Ochsenzunge,
die Schweinsohren! Wo ist das Alles?"
Magd: O, Gott, das ist mir im
Kopf geblieben!"
Kleiner Irrthum,
Junger Arzt: Verzeihen Sie, Ma
dame, ich habe eben gehört, hier im
Hause hat Jemand ein Bein gebrochen."
Tarne: Ja, sind Sie ein Tischler?"
Junger Arzt: .Tischler? Nein, ich
bin Arzt."
Dame: Ja, wir brauchen aber einen
Tischler, denn eS ist ein Holzbein."
Notbwendige Berichtigung.
A.: Wo war denn gestern der Hnr
Gemahl?"
Frau B.: Der ist bei dem schlechten
Weiter gar net aus'm Haus gekom
men."
A.: Was. so solid ist er g'wesen?"
Frau B.: AuS'm Wirthshaus na
türlich!"
?elbiierkcn,iwi.
Herr (im Streit): Wenn Sie glau
den. ich fei ein Esel, kommen Sie gerade
an den richtigen!"
Sein nijtSttJb.
Gauner (an einer Schuhwaarenaus
läge zu seinem Complicen): .Tu.
August, was könnten ein paar solcher
schuhe kosten?"
Höchstens drei Wochen einfachen
Arrest!"
Umschreibung.
Kunde: Entstammt da Fräulein
auch einer ordentlichen Familie?"
Heiratbsvermittler: .Selbstverständ
lich: der Pater ist Gefängnißaufscher!"
Kunde: Und die beiden Brüder?"
Hkirathsvtkmitller: Tie beiden Brü
der ja, die sind unter Aufncht de
Bat.rS!"