Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 17, 1896, Image 3

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    .hiA' STAAi, ANZEIGER, Lincoln, ed.
1
riifi m (irlj rinij siinbcl.
Uv.U;IU DOlt 1.1. (CviiU.
(veldcni licmichtc sich, feinen Hern.
lilftt zu c inen. Ür machte sich S'or
U'itrfe, diesen fall nicht ve,iutogesel,eit
und Vimi darauf orlicrcitot zu linden,
hoffentlich nmv Weiss diskret und stifte
(ich, biif) r feine teile verlor, wenn
er ans der schule plauderte, (jinftroei
lett verbeugte sich dieser gnlgeschulte
Diener tief und sagte :
,'M) ljalte Frau Wtiifin so flüchtig
gesichelt, das! ich sie nicht gleich wieder
erkannte, fet thue ich c und erlaub?
mir zugleich, ran Wriifin besten zu
gratiiliren."
Bein, Abendessen, da die Beiden
in einem kleinen Salon einnalnen,
servirte Weis,, nd im, sprach iljren.
Walten iljic sycrunnibcvmia, au, bnfj
dieser Weis, so kurze Befehle ertheile,
wahrend ihr der elegante Diener gro
fien Respelt einflößte. Vergebens' be
miihte Feldern sich, ihr klar jn machen,
bnjj Weis, bei ihm in "ohn und Most
fei, eine sehr gute Stelle habe, und
daß man die Dienerschaft kurz behau
dein müsse, damit sie nicht 'über die
Schnur schlage. Vina sah tat nicht ein
unb behandelte Weiß völlig als ihres
Gleiche. ;n M. gab es nur drei Fa
milie, die einen Diener in finrce
halten sonnten. Wenn einer biescr
Diener in ben Miiller'schen "adeu
kam, wurde er von Herr Müller und
August mit größter Freundschaft be
grüßt, zum chen ausgesordert ; man
unterhielt sich mit ihm wie mit einem
guten Freunde,
Die Hochzeitsreise ging an die
Nioiera nub nach Südtyrol. "ina, beren
weitester Ausslug jene kurze Tour nach
Berlin gewesen war, wollte vor Gut
Zücken vergehe, als sie die Alpen über
schritte halte nub bie lach:nbe Natur,
die sich ihr hier anfthat, erblickte.
Immer wieber auf 9!c,ie bankte sie
ihrem (beliebten, baß er sie in biefc
Wunberwelt einführte, bie ihr wohl
sonst ewig verschlossen geblieben wäre.
Sie war so reizend in ihrer freudigen
Erregnng, daß jedes Ange sie lucchlge
fallig anblickte und Feldern ihr wieder
holt sagte, er sei sehr stolz aus bie Be
wunberung, bie seine kleine Frau
Überall hervorrnfe. Bemerkte sie in
einem Hotel ein Klavier, bas sich
einigermaßen gut spielte, so konnte sie
dem Verlangen nicht wiberstehen, cs
zu versuche,,. Ihr Spiel erregte noch
mehr Aussehe nl ihr Aenßeres, unb
durch dasselbe würbe sie stet bald zum
Mittelpunkt fremder reife.
Felder bemühte sich, ihr Verhal
tungsinaßregeln zu geben; sie wies sie
lachend zurück.
In einem Hotel in Bozen trafen sie
den Fürsten W .... aus Wien, einen
liebenswürdigen, alten Herrn, ber Fei
kern von früher her kannte unb sie!
der das Wiedersehen mit ihm sehr
freute. Lina war nicht zu bewegen, den
Fürsten Durchlaucht" und in ber brit
ten Person anznreben ; sie genire sich,
es zu thun, behauptete sie, unb sie
müßte ihm in' Gesicht lachen, wenn
sie es thäte.
Aber was muß der Fürst von Dir
denken, wenn Du immer ,Sie' zu ihm
sagst?" flüsterte Feibern ihr zu.
Ach was! wir sehen ihn im Leben
nicht wieder," lachte sie. Mag er ben
ken, was er will."
Lina halte bie Kinbergewohnheit,
bei Tifcke beständig mit bei Stuhle zu
schaukeln. Äuch darauf, daß sich dies
Nicht schicke, hatte ihr Gatte sie wieder
holt erfolglos aufmerksam gemacht.
Am Abcnb bes Zusammenseins mit
dem Fürsten schaukelte sie so unaufhör
lich, daß Feibein seinen Arm aus die
Lehne legte und den Stuhl aus biefe
Weife festhielt. Der alte Herr, ber
dies bemerkte, sagte lächelnd :
Ihre Frau Gemahlin ist so jung.
Lassen Sie sie gewahren!"
Aber der junge Gatte war in dieser
Beziehung weniger nachsichtig, er hielt
den Stuhl mit eiserner Hand fest.
Nun zerstreute Lina sich auf andere
Art, indem sie ihr Kinn in den Teller
legte und rasch ausrichtete, um zu de
dachten, ob der Teller dadurch blind
geworden sei.
Ich habe solche Urwiichsigkeit unb
Frische gern," behauptete der alte
ierr, als er bie Verlegenheit des jun-
Äcn Ehemanns bemerkte, wir sinb auch
""innia! jung gewesen."
1 Lina versicherte entschlbi,zend, es
sei so schrecklich langweilig, so lange
am Tische zu siyen daß sie sich nicht
unbeweglich halten könne. Diese Aeu
ßerung, die mehr ausrichtig als höflich
war, nahm der Fürst ebenfalls lächelnd
auf und sagte: Ein Ratmkind von
reinstem Wasser."
Unwilllürlich erinnerte Feldern sich
der Bewunderung, die der alte Herr
im vorigen Jahre bei seinem Aufent
halt in Berlin Aba formvollcnbeten
Manieren gezollt. Sie würbe durch
ihre stolze Grazie an jedem Hofe Auf
sehen erregen," hatte er zu Feldern ge
sagt und hinzugesetzt : Lassen Sie sich
diese Perle nicht rauben, mein lieber,
junger Freund. Sichern Sie sie sich
sobald als möglich." Ob er im Stille
Vergleiche zwischen den Beide an
stellte? Rasch verscheuchte Feldern bie
sen Gedanken wieder. Mochte die kleine
Lini einstweilen noch nichi so gute Um
gangsformen besitzen wie Ada, sie war
in all' ihren kleinen Vergehen soaller
liebst, daß ihr gewiß einer zürnen
tinte.
Lina Zartgefühl war e nicht ent-
gangen, daß ihr httc nicht ganz zuiric
den mit ihr war; auch war sie nicht an
Tadel gewöhnt. Als sie sich Abends in
ihre Zimmer zurückzog, begann sie des
tig zu weinen, und als Feldern sie de
sargt fragte, was ihr fehle, erwiderte
sie schluchzend, sie suhle es, daß er ihr
gezürnt habe, sie wisse nicht warum.
Er hißte sie und versicherte, daß ihm
nicht ferner liege als ihr zu zürnen.
Ich ireif ja, daß ich ein einfaches
Lind und Deiner nicht werth bin,"
meinte sie. ab.'r ich kann nun einmal
nicht anders fein, als ich bin."
.Da so lu nickt.' tröstete
er sie. Bleibe nur so so bifr Du mir
rade reftt. Und die saar llniaanaS'
sonnen, bie Dir fehle, 'wirst Du mit
einiger Mnbe bald gelernt haben."
Lina war nicht so leicht zu beruhigen.
Ihre Auge glichen zwei nicht versie
genden Viichin. Meine lieben Eltern
zu Hiuie," meinte sie, Euch war
Alles techt, ,us ich that. Ihr hattet
mich immer lieb,"
Ich ebenfalls," behauptete ihr
Gatte, Die Kleinigkeiten, die ich an
Dir tadele, sind so unbedeutend, daß
Tu keinen Grund hast, darüber traurig
z sein. Mit allen Deinen Heine
Formfehlern bist Du für mich die beste,
geliebteste Frau der Welt."
In der ersten Maiwochc kehlten sie
von der Hochzeitsreise heim. Feldern
hatte Lina unterwegs auch Verhaltungs
Maßregel der Dienerschaft gegenüber
gegeben.
Wir haben fünf Leute," sagte er,
Jiitt scher, Diener, Jungfer, Haus
Mädchen, jjöchin."
Da brauche ich wohl nicht selber
Staub zu wischen?" fragte sie, oder
mich mn'd Esse zu bekümmern?"
Du hast nichts zu thu, IS richtig
zu div'ponire unb z kommandiren.
Nur nicht Dich in Unterhaltungen ein
lassen, wie Anfang mit Weiß. Deine
Leute dürfe Dir nichts als Maschinen
fein, die Deine Befehle ausführen.
Jede Vertraulichkeit mit der Diener'
schuft rächt sich früher ober später,
mag nicht etwa de Zintfcher eben
fall, ob er Dich wieder erkenne. Es
muß Dir glcichgiltig fei, ob cr cö
thut. Sind die Leute krank, ober wer
bc sie von einem Unglück betroffen,
so nimmt man natürlich Antheil daran
sonst aber keine Intimitat, wie Ihr
sie zu Hanse mit Eurem Mädchen ein
geführt habt."
Dies Lina ganz klar zu machen, war
ei schweres Stück Arbeit.
Muß ich Alles verschließe und der
Köchin Alles herausgeben?"
Bewahre. Die öchi hat Alles zu
ihrer Verfügung, und Du hast nur den
Speisezettel zn bestimmen."
Ja, aber wenn sie stiehlt?"
Dergleichen thun bie Dicnstleute
gewöhnlich," gab er zur Antwort, und
Dn mußt bariiber hinwegsehen, denn
aus solche jilcimgfcitcn kommt es bei
un nicht an."
Ich muß aber boch für die fünf
Leute bas Butterbrod schneiden und
streichen, und das ist eine tüchtige
Arbeit, sagte Lina bebenklich.
Er lachte herzlich. Nein, das hast
Du nicht zu thun. Die werden schon
sehen, wie ,e satt werben."
Er bemühte sich nun, ihr zu er
klären, welche Summen Geld sie für
die verschiedenen Zwecke der Hanshai-
Hing zu geben habe. ,e war starr vor
Staunen über bie hohen Betröge.
Dn darfst Alles anschreiben," sagte
er. Du findest ein sehr schönes Wirth
schastSbuch aus Deinem Schreibtisch,
und wenn Dir irgend etwas Bedenken
macht, so brauchst Du es mir nur zu
sagen."
In Berlin angelangt, fanden sie
ihre Equipage am Bahnhof. Lina
dachte wirklich daran, daß sie den flut
scher nicht als Bekannten begrüßen
durste, aber es war ihr unbegreiflich,
wie ihr Mann beffen ehrerbietigen
Glückwunsch so kühl hinnehmen konnte.
Im neue Heim war Alles zum
Empfange ber jnnge Herrfchaft festlich
geschmückt. Die in einem Garten ge
iegene Villa erregte Linas Entzücken
nnb als die jnnge Frau durch die statt
liche Anzahl der kostbar eingerichteten
Zimmer ging, fragte sie ihren Gatten
immer wieder : Da soll ich wohnen?
Ich, die einfache, eine Lina? Das
ist Alles mein?"
Dein unb mein," erwiderte er
lächelnb.
Er überreichte ihr den Klavierschlüs
scl, ben er immer in ber Tasche zu tia
gen pslcgtc. Hier, ber Eingang zum
Allerheiligsten."
Sie klatschte in bie Hiinbe. Obgleich
sie noch in Hut und Mantel war, fetzte
sie sich an den Flügel und begann zu
spielen. Nach ihrer Gewohnheit hörte
sie nicht wieber auf, sonbern spielte
ein Stück nach dem anderen.
Ihr Gatte nahm ihr leise den Hut
vom Kopf und fragte: Willst Tu
nicht erst bei Reiseslaub abschütteln?"
Ach nein, laß mich!"
Unb sie schwelgte in dem lange ent
kehrten Genusse.
Endlich lgtc Feldern seinen Arm
um Lina nnb hob sie vom Stuhle auf.
Nachher mehr," sagte er. Jetzt ge
höre eine Weile der Wirklichkeit an."
Nun wurdsn die kostbaren Hochzeits
geschenkc bewundert, die von den Bc
kannten des Grasen eingetroffen waren.
Tann nahm Lina die Wirthschaft
räume in Augenschein, sprach aber, da
sie sich ihrer Dienerschaft gegenüber
erlegen fühlte, so wenig wie möglich,
obgleich sie über Alles erstaunt und
entzückt war. AI sie Abends mit Fel
der am Theetische faß und sich noch
einmal klar machte, daß dies Feenjchloß
mit feiner Pracht ihr Reich sei, daß
diese Dienerschaft auf ihren leisesten
Wink zu gehorchen, zu stiegen habe,
daß sie die Frau des ihr gegenübersitzen
den Mannes, eines der reichsten, schön
sten, vornehmsten Kavaliere der Refi
denz fei, da schwindelte ihr von ihrem
Glücke. Wie immer inMomenten gro
ßer Erregung, sing sie auch jetzt zu wei
nen an und versicherte ihrem Gatten,
ihr Glück sei zu groß, um wahren zu
können.
Wie kannst Du derartige Gedanken
hegen?" tröstete Feldern sie.
Er begriff ihre Stimmung rollkom
men. Das OZemiildsteben war bei ihr,
wie bei allen genialen Naturen, äußerst
zait und rnnSie sich häufig durch Thrä
nen Erleichterung schaffen.
Wenn ich Dir nur mit Worten
sagen könnte, wie innig ich Dir danke,"
versicherte sie und sah ihn liebevoll an.
Er fußte ihr die Thräne von de
Auge. Sei immer glucklich und mir
immer gut ; da ist der einzige Dank,
den ich beanspruche."
Die erste Woche verging mit dem
Ordne de neuen Haushalte. Am
Vormittage, wen ihr a!ie nicht zu
Hauke war, war es Lina reckt bange zu
Muth. Es war ihr peinlich, sich von
der Jungfer frif irrn nnd bei ihre,
Toilette bclien zu laiien. Ebe-5,
ängstlich v?.'.r sie der Siochin gegenüber,
wen diese mit ihr den ütchenzetirl
machte. ie sagte zn Allem: Ja,
Bei den Mahlzeiten war es ihr un
angenehm, daß das Brod in so dünnen
Scheiben ;ii Tische Im. Sie war ge
wohnt, ihre kräftigen Butterbrote,
fingerdick geschnitten, zu essen, und
ebenso ben Kartoffeln mehr als beut
Brate zuzusprechen. Die vornehme
Küche sagte ihr gar nicht zu uub eines
Tages klagte sie ihrem Gatte, baß sie
es vor Hunger tagiiber nicht aushalte,
bei, hier kenne man es a nicht, sich
satt zu essen. Zu Hause ging ich an
bei. Schrank," sagte sie, schnitt mir
ei paar derbe Bniterscheibe, belegte
sie mit Käse ober Wurst uub war satt.
Hier aber, iro ich um jeden Bissen bit
ten muß unb Weiß mich immer so sen
bei'!w ansieht, wenn ich eines dieser
büniicn Blättchen in einen, Bisse ver
speise, getreue ich mich nicht, mehr zu
fordern, als er mir bringt."
Du armes Kind!" Feldern wollte
sich vor Lache ausschütte. Also vor
Deinem Diener genirft Du Dich, Dich
satt zu esse! Wie lau man so schiich
tern sein?"
Aus der Stelle ordnete er an, daß
in, Büffet der Eßstube beständig Brod,
Weißbrod, Butter und Honig orriilhig
sei. Nun brauchst Du bei mir nicht
Hunger zu leiden," sagte er.
Die Dienerschaft machte sich' über
biese Anordnung ein wenig lustig urd
vermuthete sehr richtig, baß sie um der
Frau Gräfin willen getroffen sei.
Sie rührt unsere feinen Gerichte
nicht an," erzählte Weiß. Wenn der
Herr Gras ihr zuredet, sich davon aus
zulegen, kostet sie sie nnb läßt das Auf'
gelegte auf dem Teller liegen. Kartof
feln und Sauee ist ihre Hauptspeise,
Neulich, als wir die schönen junge
Spargel halten, bemerkte ich, wie sie
sie nicht zu essen verstand. Sie zer
schnitt sie in die kleinsten Bissen unb
als der Herr Graf sagte : ' ,Aber so kön
nen sie ja gar nicht schmecken,' meinte
sie weinerlich: ,Ia, sie schmecke mir
anch nicht,' Ihn, schmeckte sie präch
tig. Sie ist eben nn anbere Küche ge
wöhnt." 1
Die Jungfer rümpfte bie Rase,
Ich habe mir auch schon gedacht, daß
sie nicht weit her sein muß. Lieber
Himmel, was hat sie für einfache
Wäsche ! Ich würde solche grobe Hern
den nicht tragen. Es ist ei Glück, daß
der Herr Graf feine eigene Tisch- und
Bettwäsche und Handtücher gebrauchen
läßt, den die Aussteuer seiner jungen
Frau würde ihm wohl wenig zusagen.
Kleiber hat sie eine Menge; wahr
scheinlich hat ber Vater ei Kleiber
gcschäst und kann sie ihr billig schaffen.
Aber wie altmodisch ist Alles gemacht!
Moden, wie man sie vor fünf Jahren
trug! Wenn sie nicht so hübsch wäre,
müßte sie in bieser Garberobe zum
Davonlausen aussehen."
Ja, sie hat ei allerliebste Ge
ficht," bemerkte Weiß, unb wenn sie
Einen so recht freunblich anguckt, muß
man ihr Alle zu Liebe thun. Der Herr
ist ikir schrecklich gut. Ich hätte e nie
gebucht, baß er im Stanbe sein kann,
so snnst mit Jernanb umzugehen. Aber
sie ist eben durch ihre Schönheit seine
Frau geworben. Aus welchem Grunde
sonst? Müller! Fräulein Müller!
Wie unsere Anna hier!"
Da Hansmädchen hieß Anna Mül
ler und wurde von den andere Leuten
oft neckend gefragt, ob sie eine Ver
wanbte ber Frau Gräfin sei.
Von ber Wirthschaft versteht sie
nichts," erklärte bie Köchin. Sie hört
gar nicht zn, wenn ich mit ihr berathe,
was wir kochen wollen. Dann summt
sie Melodien vor sich hin, die ihr wahr-
ici,e,niia, ourcy den ops gehen.
liebe Zeit, von bern ewigen Geklimper
allein kann ein Mann nicht leben.
Weiter thut sie ben ganzen Tag nichts
als Klavierspielern Wenn sie wenig
stens ein paar flotte Tänze der hübsche
Lieber spielen wollte. Aber immer
solche langweilige Sachen ohne Enbc!
Ich bin mit meiner Küche gerabe unter
dem Klavier; da denke ich mir oft:
Nein, wird sie denn nicht endlich miibe
werben?"
Nun, da muß wahr sein : schön
spielt sie," sagte Weiß. Der Herr
will sie ja auch in Stunden bei einem
Professor anmelden. Er sagte: Da
soll unser erster Besuch sein. Sie
klatschte darüber wie ein Kind in bie
Hänbc."
In der That war e Felderns und
Linas erste Ausfahrt, Professor A. auf.
zufuchen, ihm die Ursache des adgefag
ten Unterrichts cm vorigen Herbste
näher zu erklären unb ihn zu bitten,
jetzt Lina Lehrer zu werden. Er er
innerte sich ihrer auf der Stelle.
Ah, die junge Beethovenspielerin,"
sagte er lächelnd, weil er daran dachte,
daß sie ihm die Akdurfonat gespielt
hatte. Wirkliche Talente vergesse ich
nicht so bald," meinte er als Antwort
auf Linas überraschtes Gesicht. Er
fand d,e Wendung, dtc Linas beabsich
tigte Kiinstlcrlausbahn genommen, für
die gnädige Frau selber sehr befrie
digcnd, bezeigte aber wenig Neigung,
jetzt noch ihren Unterricht zu iibcrnch
men. Offen gestanden," sagte er, will
ich es darum nicht, weil ich e mit mei
ner Kunst sehr ernst nehme. Vornehme
Damen aber betrachten die Musik all
eine Art Zprt, den man heute pflegt,
morgen verwirft."
Wie können Sie da von mir glau
ben?" entgegnele Lina. Mir ist sie
ein Heiliglhum. Ich suhle mich nie
glücklicher, als wenn ich am Klavier
sitze und ihm Alles, was mich erfüllt,
anvertraue."
Er nickte wohlgefällig mit dem
Kexf. Das hört man gern," sagte er.
Sie kamen ubcrcin, daß Lina zwei
Mal wöchentlich zu ihm zur Stunde
kommen und ein Mal in der Woche v!,t
seinem Orchester spielen sollte. Auch
sollte sie sich an dem Tdevrie- und
Enfcmbleuuterrichl de Konferreto
riuui detheiligen, zwei Mal in der
Wocke Gesang- und ein Mal Haar
stunde nehme. Lina war übcrglllcllich.
Wen ich die Virbereitungen für jede
einzelne 2timd:rmt in Bitrsit ziehe,"
sagte sie, .labe ich den ganzen Tag mit
mrinn lirbcn Mulis :a lbun."
Und so war eo auch.' ic übte stun
denlang am Tage und AteiibJ jyielte
und saug sie ihrem (Anten vor. Hatte
ihn die reise Ansfossung. bie sich in
ihrem Spiele csscnbanc, überrasciü, so
that es i!u Gesang och i,iehr. '.'lls sie
mit einer Innigkeit, die man von
einem so junge Wesen kaum erwartet
hätte, sang: Ich will ihn, diene,
ihm leben, ihm, angehören ganz," nnb
i ihr selig lächelndes Gesicht blickte,
ba konnte er nicht anberi: er mußte
sie vom ,vlcv,er fort stürmisch in seine
Sinne ziehen nnd ihr die Versicheinng
geben, baß sie ein Juwel sei, um bas
jeder Kaiser ihn zu beneiden Ursache
habe.
Nachbem das Ehepaar vierzehn Tage
nur sich allein gelebt halte, fand Fei
betn es au der Zeit, mit den Visiten
bei seinen Verwandten und Bekannten
zn beginnen. Er fuhr selber mit Lina
zn Gcrfo und suchte ihr ein elegantes
Bisiteiilleib mit passendem Hu! und
Schinn aus. So ausslaifirt könnte sie
sich überall sehe lasse. Die erste
Visitc galt dem General von Firn.'.
Feldern halle Lina den Ra!h gegeben,
so wenig aS möglich zn sprechen und
nicht zn verrathen, wie Innre sie Beide
schon von d.r Hochzeitöreise'zuriick feie :.
Die nur aus drei Köpfen bestehende
Familie war ,zn Haufe, als der Graf
und die Gräfin Feldern gemeldet wnr
den. Selbstverständlich empfing man die
Gaste höflich; aber Feldern fühlte bet,
Unterschied des Tones zn,,iti,en U'i.'t und
früher. Keiner dachte daran, Lina das
Dn" anzubieten; aber Feldern merkte
zu seiner Genngthnnug, daß ihr lieb
liche Aeußercs nicht gewürdigt blieb,
nnb baö genügte ihm einstweilen, Lina
selbst war zu harmlos, um zu ahnen,
baß durch sie ein Unterschied in der,
Beziehungen zwischen ihren, Gatten
unb seiner bisherigen Sphäre eingetre
ten sein fm,n;e. Als sie mit ihm bie
Treppe hinnntcrging, fragte sie
lachend :
Run? Habe ich mich gut benom
men? Bist Tu zufrieden?"
Er wurde dnnkelroth. Weiß, der ans
seine Herrschaft gewartet hatte unb mit
ihr zusammen bie Treppe hinabging,
hörte ihre Frage ohne Zweifel, obgleich
seine Miene es nicht verrieth. Im
Wagen auf der Weiterfahrt bat der
Graf seine Frau, vorsichtig mit der
artigen Reden zu sein. Die Diener
schuft beschäftige sich immer gern mit
ben Angelegenheiten ber Herrschaft und
Weiß werbe keine Ausnahme vo ber
Negel sei. Im Heftigen würbe Lina
gelobt, baß sie stets zur rechten Zeit
gesprochen nnb zur rechten Zeit geschwie
gen hatte ; nur bürfe sie ben General
und seine Frau nicht noch einmal Sie"
anreden, sondern müsse Excellenz" zu
ihnen sagen.
Die zweite Visite galt Frau von
Berghcim. Vor diesem Bes-rche bangte
Fclbern ein wenig. Seine Stimmung
schien sich Lina mitzutheilen, benn ihr
fröhliches Geplaubcr verstummte plötz
lich. Wenn sie mir wieber so sauere
Gesichter machen, wie damals aus der
Straße!" sagte sie zu ihrem Gatten,
So machst Du Dir nichts baranö ! "
Der alte Brcner begrüßte bie Herr
Ichasten mit freudiger Ehrerbietung.
Lina sah, daß ihr Gatte dem alten
Manne die Hand reichte und that es ,
ebenfalls.
Ich hoffe, Sie werben mir ebenso
gut werde, wie Sie meinen, Manne
sind," sagte sie freundlich nnd freute
sich, daß der Letztere ihr zustimmend
zunickte.
Frau von Berghcim nd Ada waren
zu Hause und bezeigten große Freude
über den überraschenden Besuch. Bist
Tu schon lauge i Berlin?"
Nein, erst seit ein paar Tagend
War es hübsch auf der Hochzeits
reife?" Welche Frage! Natürlich!"
Ada wandte sich vorzugsweise an
Lina und war so freundlich, daß diese
alle Warnungen ihres Gatten vergaß
und lebhaft von allem Schönen, bas sie
gesehen, plauberte. Feibern war zwar
Anfangs ein wenig unruhig; bann
aber, als er sah, wie verständig Lina
sich benahm unb wie gut sie und Ada
einander zu gefallen schiene, würbe er
ruhiger und vermochte ein Sonder
gespräch mit seiner Tante aufrecht zu
halten. Ta bemerkte Frau von Berg
heim, wie cr plötzlich errötbete und ans
horchte. Auch sie lauschte.
Lina sagte eben: TaS Reisen in
der ersten Klasse ist sonst an und siir
sich ein Vergnügen. Mit meinem Vater
reiste ich dritter Klasse; da sind die
Bänke schrecklich hart. Und Nachts,
beim Liegen aus der hölzernen Bank,
thun Einem alle Knochen weh. Aber
solche Reisen, wie ich sie mit Fritz
mache, strengen gar nicht an. Ich hatte
noch wochenlang unterwegs sein kön
nen, wenn wir uns nicht so sehr nach
unserem neuen Heim gesehnt hätten."
Um den Mund der vornehmen Tarne
zuckte es, und nur daS Mitleib mit
ihrem Neffen machte, daß sie ernst
blieb. Er war zwar selber schuld an -
feinem Schicksal, aber er that ihr doch
leid. Und um ihm etwas Angenehmes
zu erweisen, sagte sie, al in Adas
und Linas Gespräche eine Pause ein
trat, zur jungen Gräfin:
Liebes Kind, wollen Sie mich nicht
,Tante' nennen? Ich bin, wie Sie
wohl schon wissen. Ihre Manne
nächste Vcnvandie."
Lina erröiheic. Gern, wenn Tie es
gestatten," sagte sie.
Auch Ada bot ihr an, sie beim Tauf
namen zu nennen, und die kleine Lina
war darüber sclir glücklich und stolz.
Leuchtenden Blickes schaute sie nach
ihrem teilte hin. Der aber sah so
merkwürdig aus, so erhitzt und so ernst,
daß sie gar nicht wußte, was sie denken
sollte. Gleich darauf brach er ans.
Frau von Berzheim bat ihn, sie recht
bald wieder mit seiner Frau zu be
suchen, und versprach auch, in den ach
sten Tage mit Ada sich da, neue Heim
anzusehen.
Lina wunderte sich, daß ihr Gatte,
al sie aus die Straße traten, zu Wciß
sagte: Wir schren nach Hause."
Auf der Fahrt suchte sie seinem
Blicke zu begegnen, aber vergeben.
Ich dcnie, wir rollte noch zwei
-:nriic mi'.clien," mt,u iie zu lagen,
Ich h'be s,,r heute cnug," antivor
tele er entweichend.
Eine Weile verging,; d.! nahm
Lina seine Hand,
Du bist sa ernst. Bist Du mir
böse?"
Nein," sagt: er, nicht steund
lich, aber et sah sie nicht an.
Ich hoffe, ich habe Dir keine
Grund zur Vers!!!,,!!heit gegeben."
Ek antwortete nicht und 'sie fuhren
schweigend weiter.
Aber lauge konnte Lina cs nicht er
tragen, daß ihr Jemand zürnte. Sie
schmiegte sich an ihren Gatten und
fragte: Was habe ich verbrochen?"
Nichts, Du kannst nichts dafür, "
Willst Dn mir nicht endlich eine
Blick schenken?"
Er sah s,e an, Ihre bittenden
Augen stimmten Ihn ans ber Stelle
mild,
Verzeih', daß ichunsrenndlich gegen
Dich war," sagte er, und betrübe
Dich nicht weiter darüber."
Aber ich möchte benGrmid wissen."
Er sagte ihn ihr. Sie machte ein
erschrecktes Gesicht.
Auch das war wieder ein Verstoß?
Dann ist ,ö ja bas Beste, baß ich ic
ein Wort spreche und immer still nnd
für mich allein lebe. Laß mich doch zu
Haufe und zwinge mich nicht, zu den
vornehmen Leuten hinzugehen. Dadurch
erspare ich Dir die Schande, daß Da
eine ungebildete Fran hast, und mir
den Gram, baß ich Dich betrübt habe."
,e tampste mit dem Weinen. Er
sah cs. Arme, kleine Lini !" sagte er
liebevoll und setzte dann hinzu: Du
mußt nicht so sehr empfindlich fein.
Dadurch erschwerst Dn es mir, Dich
zn erziehen. Uud ich möchte Dir boch
gern recht gute Formen beibringen,
bamit Jeder, der Dich sieht, bei nähe
rcr Bekanntschaft ebenso entzückt von
Dir ist, wie ich,"
Mir liegt nichts an den Anderen,"
sagte sie traurig. Ich will Dir nur
gefallen Dir allein. Aber Dir ge
falle ich immer nur, wenn wir allein
sind. Bin ich denn so abstoßend, baß
Du Dich meiner beständig zn schämen
hast!"
Nein, wirklich, da bist Du nicht.
Und ich schäme mich Deiner nicht; ich
bin stolz ans meine schöne, talentvolle
Frau, Tu sollst nur ei klein wenig
Gewicht ans bie Formen lege, bie
unsere gesellschaftliche Stellung uns
zu beobachten zwingt."
Tas werde ich nie lernen."
Warum hat benibie Frau Gräfin
geweint? Sie hatte ja dicke rothe
Augen," erkundigte sich Abenbs in ber
Küche die Jungfer bei Weiß.
Ich weiß nicht. Vielleicht ist sie
eifersüchtig. Wir habe Visite bei
Bergheimö geschnitten. Fräulein Abu
ist unseres Herrn frühere Angebetete.
Mein Geschmack wäre sie nicht. Sie
ist zu hochnäsig. Da ist mir unsere
Gnäbige mit ihrem unschulbigcn Ge
sichte hnnbcrt Mal lieber."
Weiß, ber bie Diskretion intclligcn
ter Diener besaß, hatte beschlossen,
sparsam mit seinen Mittheilungen zu
sein und seine Beobachtungen für sich
zu behalten. Er kannte seinen Herrn,
der nicht mit sich spaßen ließ. Auch
hatte c ihm einen großen Stoß in den
Glaube an die eigene Unentbehrlich-
' kcit gegeben, daß der Herr Gras zwei
Mal ohne ihn verreist war, also ohne
ihn lebe konnte.
Tie Visite bei den übrigen Bc
kannte und die Gegenvisiten waren
eine Oual für Lina. Sie konnte bie
Namen ber vornehmen Leute, die sie
kennen lernte, nicht merken nd ver
wechselte sie untereinander. So erkun
digte sie sich bei einem kinderlosen,
und deshalb sehr unglücklichen Ehepaar
nach dessen Kindern, weil sie es für die
Familie hielt, inder fie reizenbe Kinbcr
erblickt hatte. Ober sie fragte den
Grafen ob c seiner Mutter sie
war seit Jahren todt jetzt besser
ginge, weil sie bei ber Visite in einem
anberen gräslichen Hause erfahren, baß
die Mutter des Hausherrn schwer krank
an den Folgen eine Schlaganfalles
darnicderliege. Die Junggesellen
freunde ihres Galten waren ihr der
bequemste Verkehr; die waren Alle
so freundl', unb so ritterlich und zu
vorkommenb, unb konnten so viel mit
ihr lachen. Ten anderen Herrschaften
gegenüber wnrde sie ein Gefühl der
Unbehaglichkeit nicht los und bewnn
dcrte die Sicherheil, mit der ihr Gatte
mit Allen verkehrte. Lingcn, der auf
seiner Besitzung in Thüringen weilte,
hatte sie seit ihrer Hochzeit nicht ge
sehen. Sie freute sich aus seine Heim
kehr im Herbste, benn eine innere
Stimme sagte ihr, baß sie in ihm
einen Freund gefunden hatte.
In, Juni feierte Ada ihren Geburt
tag durch eine Gesellschaft. Lina hatte
ihren Gatten gebeten, sie zu Hause zu
lassen; sie habe noch schrecklich viel für
die Theoricstunbe zu arbeiten und
müsse außerdem an die Eltern schreiben,
Aber er bestand barauf, daß sie ihn
begleitete. Gras Bohlen, derselbe, der
,eldern vor Monaten aus die Villa,
die zu kaufen war, aufmerksam gemacht
hatte, führte Lina zn Tische.
Tie hatte einen Ehrenplatz. An ihrer
anderen Seite saß der General von
Funk. Er war kein Verächter weiblicher
Schönheit und daher, trotz seiner Vor
eingcnommcnheit, sehr liebenswürdig
gegen die niedliche junge Frau. Tie
allgemeine Unterhaltung drehte sich
darum, daß nun. Ausgangs Juni,
Alle auf Reisen gehe, und Feldern
sagte bedauernd, daß er zum erste
Male einen ganzen Tommer in Berlin
bleibe müj,e. Zum Gluck habe sein
Haus einen großen Garten, de man
nölhigenfall als Sommerfrische be
trachten könne.
Aber wie wird der gnädigen Frau
der Sommer in Berlin zusagen?"
fragte Gras Bohle.
Lina antwortete mit ihrer frische,
deutlich vernehmlichen Kinderstimme :
O, ich di nicht an Badereisen ge
wohnt mir macht das nichts. Zu
Hause hzkik wir eine Bank vor der
Trure; dos war unsere Tommer
frische." Ohne die Gesichter der ubri
gen Tafelrunde zu beachten, fuhr jic
oshL . es""":r ,
Heiter fort: s war' ivMiieh iMuen,
Abends kau, er, Misere Befinnien, bie
bann anch ihre e,ine',!.-je!, hatte,,,
zu uns. Dann mti; ,i.,'xr.-: r.nd
gelacht, bis zehn W; .? it';:!i ,:-.
langer"
Aber, Lini," siel ihr lAme, der
wie aus Kehlen izeieiien hatte n: b
nicht lauger schweigen konnte, il.r in'.'
Wort, bas kann ja bie Hcrrschajte,!
nicht im Geringsien interesiirc,"
Heiße Mthe erg -s; sie!, über ihr Ge-
i ficht; man sah ihr ihieerlegeubeit so
deutl,,!, an, bu,; der 'encral mitleidig,
sagte : Warum sollte es ,ms nieiit
intcrcssiren? Ich lasse mir gern von
dem Leben i einer lleinen Stadt er
zählen. Bitte, fahren Sie fort, gnii
dige Fran,"
Aber Linas Stimmung war verdar
ben. Da? fröhliche Geplaubcr ver
stummte, und auf alle Anreden gab sie
nur kurze, schüchterne Antworten. Ans
der Nachhansefahrt war sie es, die mit
ihrem Gatte schmollte und seinen Ver
suchen, ciir Gespräch i Gang zu brin
gen, hartnäckigen Widerstand entgegen
setzte. Zuletzt brach sie, wie immer ach
seelische Erregungen, in Thränen ans
nb äußerte den Wunsch, in M, bei
ihren Eltern z weilen und nie ach
Berlin gekommen zu sein.
Die Sommermonate, in denen die
ganze vornehme Welt verreist war,
waren die glücklichste Zeit in Linas
Ehe. Da' gehörte ihr geliebter Galle
nur ihr an nicht ben lästigen, frcinbcn
Menschen, Sie machte täglich Spa
zieigänge oder Spazierfahrten, anch
weitere Ausflüge i .die Uingcgcnd.
ju ,y!iue niuziznte:, ic zusammen,
denn Feldern war nicht nur ein leiden
schaftlicher Musikfreund- spielte
selber sehr fertig lavier nd meinte cs
ernst mit der Musik, Lina lobte sein
Spiel und machte ihn auf das aufmerk
(am, was sie daran auszusetzen hatte
unb was er selber sogleich als Fehler
einzusehen bereit war. Dagegen gab cr
sich Mühe, sie ein weitig mit beut,
was in ber Welt in ber wirklichen,
nicht in ber idealen, von der sie träumte
vorging, vertraut zu machen, Lina
war in dieser Beziehung von einer
Unwissenheit, die ihre Gatte er
schreckte. Außer dem. was sie in der
Schule gelernt unb aus mittelmäßigen
Romanen erfahren hatte, wußte sie
nichts. Sie war nicht zu bewegen, in
eine Zeitung z blicken, Ich kenne ja
hier keinen Menschen," gab sie Feldern
zur Antwort, als er sie bat, cs zu thun.
Zu Hause hatte sie bas Wochenblatt
nur i dem Theile gelesen, der Faini
liennachrichten enthielt ; die Berliner
GcburtS- ober Todesanzeige intcres
sirtcn sie nicht. Während der Visitc
im Hanse cncS hohen Beamte war
von Windtorst die Rede gewesen,
Wer ist das?" hatte Lina gefragt.
Der Führer des EentrnmS," wurde
ihr höflich geantwortet.
Eentruiu? Wer oder wa ist das?"
fragte sie lochend.
Als Feldern ihr später klar machte,
daß in Berlin die kleinen Kinder wis
sen, wer Windthorst und das Ecntrum
sei, sühlte sie sich natürlich wieder ge
kränkt.
Nun hatte diese Oual Gottlob eine
Zeit lang ei Ende. Ihr Gatte war
mit ihr allein und wicdcr so liebevoll
und nachsichtig wie zu Ansang. Er
Halle viel zu arbeiten, ben im Laufe
bes Sommers machte er bas Assessor
examen. Lina ihrerseits war ebenfalls
fleißig bei ihren Musikstudien und be
bauertc sehr, daß dieselben durch die
Ferien unterbrochen würbe. Zwischen
ihr und Professor A. hatt? sich ein
Verhältniß gebildet, wie es oft zwischen
Lehrer unb Schülerin entsteht. Er
freute sich dessen, .was sie vo ihm
lernte, nnb och mehr Hessen, was sie
besaß, was kein Mensch sie lehren
konnte. Sie dagegen hing mit schwär
merischer Dankbarkeit an bei,, ernsten
unb boch ihr gegenüber so sekundlichen
Manne, dessen Ansichten und Urtheile
sie mit blinbcm Vertrauen aufnahm,
Du mußt nicht eifersüchtig sein,
Fritz," sagte sie oft zu ihrem Mann,
aber ich licbe und vcrchre den Herrn
Professor über alle Beschreibung,"
Auch bie anberen Lehrer des Konser
vatorinm zeigten ihr nicht ihre vor
nehmen Namen, sondern ihres Ta
lenles wegen große Freundlichkeit und
ließen sie fühlen, welche Stütze sie
durch ihr feines Gehör dem Gcsangchor
wie dem Ensemblespiele sei.
Ihr Galle hatte ihr gestattet, ihre
Mutter zum Besuche einzuladen. Lina
bat so rührend darum, daß cr, zwar
ungcrn, abcr doch nachgab. Frau Mül
ler war vierzehn Tage da. Sie bewnn-
dcrte Alles, was sie sah unb bezeigte
dem Schwiegersöhne eine Dankbarkeit
und Verehrung, die diesen lächeln
machte. Natürlich hatte er innerlich
Manche zu iiberwinben namentlich
war es ihm unangenehm, wenn Frau
Müller in Gegenwart der Dienerschaft
ihrem Staunen über den vornehmen
Ton in, Hause Lust machte, oder wenn
sie sich ben halben Tag im Touterrain,
in der Küche, aushielt, um der Köchin
was abzulernen," und wen sie dann
bei Tische von den Lebensschicksalen
der Feldern'schen Leute zu erzähle
wußte nnd der Graf sich sagte, daß
diese vertraulichen Mittheilungen
sicher aus Gegenseitigkeit beruhten.
Im tanzen aber verging die Zeit von
Frau Mullcr Anwesenheit in Berlin
doch ziemlich wolkenlos, wenigstens sur
den Gatt selbst und auch für Lina, bie
da Opfer nicht erkannte, welches ihr
Gatte durch feine Erlaubniß nd durch
seine Zuvorkommenheit gegen ihie
Mutter brachte.
Der September kam. Frau Müller
war fort. Ihr rtle. der. wie im
vorigen Jahre, zur Leidiger Messe
reiste, wuidc erwartet. Diesem Gafi:
aus dem Wege zu gehen, haue Feldern
gern mit zum eine achttägige Reife
uutcrnemmen. Aber Lina 'reute sich so
unsäglich auf de Bcfuck ihres Vaters,
daß der Graf nicht das Her; hatte, ihr
die Freude zu vereilet.
.! (6Nsk.un, folgt.)
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Nervoese Dyspepsie
Heftig 8chmoris!i von Unvordau
lichttelt und schlechtem
Blutumlauf.
" letzten Winter wnr Ich arclvirhn
WoWicn krault. Als ich Hn u( M lu
konnte, hatte mir iio Krnnkhr'.t t:vir
daulieükoit oder mu-voehü iVHKpsia IMn
tortHswi. Ich kuiiuie uic'iit eatcu uud
Yitiun Ich es tlmt
Litt Ich hoftlse Schmorzon.
Meine Frno lwllo Hoori's Sarüapnriil
genommen und erowM jjnderunn davon
erhallen. Ich nahm ca mich In ein wt-inu
heissem Wasser vor mutneii AUIci
ten. Es bracht mir bedeutende i.mdo.
runjr, und nachdem ich drei Fla.vhoa
genommen hatte, konnte ich fnttt Alle
'.. Hood's hat mir wanderbar gehol
fen. Ich kunn es auf das Hoechsie em
pfehlen. Es thut alles was ninn davon
ruehmtund AIlodioandicHer sehrecitchen
Krankheit IYHpen.io leiden, solller einen
Versuch mit Hood'HHarsanarlllrt niucheu."
E. M. Nl'Tr, West liamarU Street, Wost
chostor, Pa.
Saraa-
A4kAX"i J-
Seid sicher,
sMurirt
Ihr Hood's I
. kommt. U .'Vy
rtooa s rincn um roin vticet.ibti. :ac.
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