Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 12, 1896, Image 12

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    llur fein Lieutenant!
HumsnSIe vo H. tag.
tfommctjientatö Meyer war ein rei
at ud dabei gntmittyiger Mann mit
c nem runden, start flttotlicten Gesicht,
sür welches das Lachen geschaffen schien,
und daS, wenn er es in ernste Falten
wang, unglücklich komisch aussah. Er
liebte sröbliche Vcsellschast und einen
guten Tisch und war stolz auf seine drei
iidschen Töchter. Weniger liebte er
seinen Sohn, der nicht RechtZwissen
schast studiren, sondern Maler werden
wollte.
Kleckser." sagte verächtlich Herr
Mcykr. Alle Mittwoch war Empsangs'
Ab.d bei MeyerS. welcher gewöhnlich
für die junge Welt mit einem Tänzchen
Wol. Es kamen sehr viele Leute zu
diesen Empsa!',-Abenden, geleitet von
den verschiedensten Interessen.
Auch die Lauaemeile erschien oft zu
Gaste, wie das bei solchen bunt zusam
mengewiirselten Gesellschaften, wo die
Meiischen sich kaum kennen, auch nicht
das Bedürfniß fühlen sich naher zu tre
ten, nicht anders sein kann. Aber die
Menschen waren gut erzogen, das Gah-
nen wurde uiiter krampfhaftem Lächeln
erstickt. Mit Resignation ließ man
Sckillers Blocke und den Carneval von
Benedig mit allen Variationen über sich
ergehen.
Auch an Schuberts Ungeduld" hatte
man Gelegenheit die eigene zu messen,
bis endlich der Ruf zu Tische" die er
matteten Nerven zu neuem Lebein rief.
Zu Tifcke!" Diese Worte wirkten mag
netisch. Es gab gewöhnlich etwas gutes
zu essen, und das war vielleicht der
Grund, weshalb die meisten Leute
kämm, ohne es durlich einzugcstehen.
Ein eifriger Besucher des Empsangs
Abends war Herr von Werten, Sekonde
lieutenant bei der Garde. Ein großer,
schlanker junger Mann mit auffallend
schönen, blauen Augen. Die reinen
Tllrlise," behauptete Herr Meyer.
Sonst verkehrten wenig Offiziere im
Hause, da der Hausherr eine Abnei
gnung gegen das Militär hatte. Man
wollte als Grund dasllr eine kleine Ge
schichte wissen, dje ihm passirte, als er
Einjahrig-Freiwilliger war.
Heute war Empfangs Abend bei
Meyer, das Konzert, die Tafel war
glücklich ohne Unfall überstanden, und
der Tanz begann. Ein Straußscher
Walzer ertönte. Lieutenant von Mer
ten trat mit der jüngsten Tochter des
Hauses, Fräulein Elfricdc, einem aller
liebsten Backfisch in die Reihe. Das
kleine Fräulein liefe sich die Huldigung
des schmucken Osfiziers gerne gefallen.
Sie sah sich schon als künftige Frau
Commandeuse das Scepter schwingen.
Herr und Frau Meyer hatten auch be
merkt, warum Herr von Werten so
regelmäßig erschien,aber während letz
tere dazu lächelte, bildete sich auf der
etwas ausgiebigen Nase des alten Herrn
eine tiefe Falte, die den Plänen des
Herrn Lieutenants nicht sehr glückver
heißend war. Doch davon ahnte der
junge Mann nichts, Elfriedchen im
Arm, flog er seclcnvergnügt über den
spiegelblanken Boden des großen Saales
hin versolgt von den Augen des ärger
liehen Vaters.
Der Sache mußte ein Ende gemacht
werten, und zwar schleimigst. Herr
Meyer nahm es sich fest vor. Die Ge
sellfchaft war zu Ende, alles drängte
hinaus, nachdem den Gastgebern für
den vergnügten Abend gedankt war.
Auch Lieutenant von Werten klappte die
Hacken zusammen und machte seine
schönste Verbeugung, als er der Hans
frau die Hand küßte.
Herr Meyrr reichte ihm kühl die
Hand, die Aufforderung zum Wieder
kommen unterblieb. Die Familie hatte
sich in das Boudoir der Hausfrau zu
rückgezogen, loie sie es nach jeder Gesell
schaft that. D Eltern übten da eine
gewisse Kritik Es wurde getadelt und
gelobt, je nach),-, die Stimmung war.
Heute war H.rr Meyer sehr ungnädig,
und die Töchter hatten sich ängstlich in
die Nähe der Mutter geflüchtet.
Erna und Rosa, geht zu Bette.
Tu. Elfriedr, bleibst."
Schnell ve: schwankn die beiden Mäd
chen, froh, di.fj nicht ihnen die schlechte
Laune Papae galt. Elfriede stellte sich
entschlossen und kampfbereit, wie es für
eine künftige lZsmuiandeuse sich schickte,
neben ihre Mutier. Kaum merklich
nickte ihr diese zu. Beide wußten, was
kommen würde, und, daß ein harter
Kampf in Aussicht stände; denn so gütig
Papa Meyer auch war, ebenso hals
ftarrig konnte er sein. Er lies im Zim
mer aus und ab. Endlich blieb er vor
Elfriede stehen, legte seine beiden Hände
schwer auf ite zarte Schultern und
sagte:
Schlage Dir die Geschichte mit dem
Lieutenant aus dem Kopfe, aus der
Sache kann nie etwas werden, nie
nie!"
Elfriede wollte erst die Ueberraschte,
dann die Getränkte spielen, als sie aber
den Ernst des BateiS sah, vermochte sie
nichts als zu meinen. Thränen konnte
der alte Herr für sein Leben nicht sehen '
und nun gar die seines Nesthäkchens, j
Frau Meyer sah, deß ihn diese deun ,
ruhigten und wollte seine Weichheit be j
nutzen. - .
.Warum soll denn aus der Sache,
ichts weiden? Herr von Werten genießt
doch deS besten Rufes. Er ist " j
Laß mich zufrieden. Frau!" poliertes
der Alte. Ein für allemal, aus dieser ,
Heirath wird nichts. Ein Lieutenant, j
mein Schwiegersohn, na, das fiblte mir ;
gerade noch. Jeden Anderen, selbst
dem unausstehlichen, ausgehungerten
Klavierpauler würde ich meine Tochter
lieber geben, als diesem eingebildeten
Lieutenant."
Er ist gar nicht eingebildet," wagte
Elfriede schüchtern einzuwenden.
So, wofür wäre er denn Lieute
nant?"
Fritz ist doch " sie schmieg er
schrocken.
Fritz?!" Der alte Herr wurde krebs
roth. Was muß ich hören. Mädel
was fällt Dir ein. Herr von Werten
ist Herr von Werten für mich, für Dich,
für unser ganzes Haus, verstanden!
Flenne nicht, mache mir keine Scene,
das regt mich auf. Suche Dir einen
Anderen, ich habe nichts dagegen, nur
I keinen Lieutenant."
Elfriede schluchzte. Aber Papa, was
haben Dir denn die armen Lieutenants
i gethan?"
Was sie mir gethan haben? Emge
sperrt haben sie mich, mich, einen voll
ständig unbescholtenen Menschen, haben
sie wie einen Verbrecher eingesperrt bei
.Wasser und Brot."
Elfriede starrte den Vater entsetzt an.
Frau Meyer warf ein begütigendes
na, na" dazwischen, was bei dem alten
Herrn die entgegengesetzte Wirkung
hatte.
Willst Du sie vielleicht noch entschul
digen?" schrie er erregt, diese Tyran
nen, die mich der Sonne und der Luft
beraubten!"
Zwei Tage!"
Zwei Stunden sind zu diel."
Elfriede war ganz fassungslos, ihr
gütiger Bater war eingesperrt gewesen!
Eingesperrt! Entsetzlich!
Was hattest Du denn verbrochen,
Papa?" stammelte sie.
Verbrochen? Nun höre einer das
Kind an, Du glaubst wohl, ich habe
einem Andern sein Portemonnaie ge
stöhlen? Nichts, gär nichts habe ich ge
than; das ist's ja eben, umsonst ge
seifen!" Eine kleine Pause entstand.
Schlage Dir den Lieutenant aus dem
Kopfe, es giebt noch andere hübsche
Männer, z. B. des alten Märkers
Sohn."
Der hat einen kurzen Fuß und kann
nicht tanzen."
Um so besser, da wird er in der Ehe
keine Sprünge machen; oder Assessor
von Helmstedt, wenn es ein von" sein
muß,"
y Der hat keine Haare."
Was schadet das, so ein paar weg
amüsirte Haare sind doch kein Ehehin
derniß." Ich sind? Beide abscheulich."
Gut, suche Dir einen Andern, nur
keinen Lieutenant !"
Ich nehme nur einen Lieutenant,"
antwortete Elfriede trotzig.
Dann stirbst Du als alte Jungfer.
Gute Nacht!" Bautz, flog die Thüre
zu. Herr Meyer entfernte sich im höch
sten Zorn.
Kaum hatte sich die Thüre hinter
dem Hausherrn geschlossen, als Elfriede
der Mutter um dm Hals fiel und aus
rief: Ach ich bin sehr unglücklich
Mama."
Die Mutter küßte sie zärtlich, strei
chelte ihr das reiche Blondhaar und
sagte:
Nur nicht verzagen, Kind."
Wann hat denn Papa gesessen?"
Frau Meyer lächelte.
Als er als Einjährig-Freimilliger
diente."
Ach Gott, das ist so lange her. hat
der Papa ein gutes Gedächtniß! Und
warum?"
Er hatte einmal ungeputzte Knöpfe,
und sein Rock zeigte Flecke."
Wie konnte aber auch Papa so un
ordentlich sein," schmollte Elfriede.
Das ist es ja eben, ein Bekannter,
der zugleich mit ihm diente, hatte sich
den schlechten Witz gemacht, seinen Rock
unterzuschieben, so daß Papa diesen
putzte. Als er nun Morgens schnell
zum Dienst mußte erschien er in frag
würdiger Gestalt. Sein Lieutenant,
ein gestrenger Herr, fackelte nicht lange,
sondern schickte ihn deshalb zwei Tage
in Arrest."
Mein Gott, jener Lieutenant ist ge
w,ß schon Oberst, da müßte Papa die
O Kerstin hassen."
Die Mutter beruhigte nach Möglich
keit das weinende Mädchen.
Am nächsten Tage, zur Vifitenstunde
ließ sich Lieutenant von Werten beim
Herrn Eommerzienrath melden.
In voller Uniform, wie zur Parade,
saß er vor dem alten Herrn, der angst,
lich auf den Helm sah. d,n der junge
Wann in (einer Verlegenheit urglaud
lich mißhandelte.
Womit kann ich dienen. Herr Lieute
nant?" Die Frage kam kühl und ge
messen heraus, man hörte ihr schon die
Abweisung an.
Herr Eommerzienrath ich
bin " von Werten gab sich einen Ruck,
ich bin gekommen. Sie um die Hand
Ihrer Tochter, Fräulein Elfriede. zu
bitten."
Eine unerquickliche Pause folgte.
Der alte Herr knöpfte sich in nervöser
Haft den Rock auf und zu, strich sich mit
der Hand über die Stirn und räufperte
sich. Hm! hin! Die Abweisung wurde
ihm doch nicht so leicht diesem hübschen,
eleganten Mcmne gegenüber, der ihn
mit seinen Türlisen so treuherzig ansah.
Die Paule wurde immer unerträglicher.
Endlich begann Herr Meyer:
Bedaure sehr. Herr von Werten, ich
kann Ihnen meine Tochter nicht geben."
Warum nicht, ich lebe in rangirlen
Verhältnissen. Oder zweifeln Sie an
der Lauterkeit meiner Gefühle. Ich
liebe Fräulein Elsriede und glaube ihr
nicht gleichgültig zu sein."
Werten hatte mit warmem Tone ge
sproche, der dem alten Herrn zu Herzen
ging. Aber immer konsequent. Er
hatt es sich zugeschmoren. und dabei
blieb es. Er stellte sich härter als er
war. Er spielte sogar den Miß
trauischen.
Würden Sie meine Tochter auch
lieben, wenn sie arm wäre?"
Gewiß, meine Liebe wäre die
gleiche."
Aber Sie würden sie nicht hei
rathen?"
Nein, weil ich eS nicht könnte, ich
bin ein armer Offizier." Er fugte es
ehrlich, und die Türlife strahlten den
alte Herrn an.
Tiefe Offenheit gefiel ihm mehr, als
er zugestehen wollte.
Der jiine Offizier fügte noch hinzu:
Sie würden es nie bereuen, mir
Ihre Tochter anvertraut zu haben."
Mcyer nickte, er war davon über
zegt, aber es ging nicht. Er wieder,
holte: Bedaure, eS ist mir unmöglich.'
Verletzt erhob sich von Werten und
wollte eben mit stummem Gruße das
Zimmer verlassen, als die Frau des
Hauses herein trat. Sie hatte ge
lauscht und leugnete es nicht.
Noch einen Augenblick, Herr Stellte
nant. Ich hörte alles, Sie dürfen die.
fes Haus nicht verlassen, ohne den
Grund Ihrer Abweisung zu erfahren,
Du vergaßest, lieber Mann, "
Sie lächelte fein. Herr Meyer fühlte
sich unbehaglich. Der Grund erschien
ihm plötzlich kleinlich, und er hätte ihn
gerne verschwiegen; aber es ging nicht,
ohne unhöflich zu sein.
Lieutenant von Werten horchte ge
spannt. Bei aller Betrübniß interes
sirte ihn der Grund doch zumal er sich
nichts vorzuwerfen hatte.
Herr Meyer begann: Ich habe mir
zugeschworcn, daß nie ein Offizier mci
ner Familie näher treten sollte, weil ich
einmal von einem Offizier schwer be
leidigt wurde."
Der junge Mann sah ihn erstaunt
an deshalb, weil einer ihn beleidigt
hatte, haßte er den ganzen Stand.
Meyer bemerkte diesen Blick, und er
machte ihn unruhig. Hilflos sah er
seine Frau an. Diese ergriff das Wort.
' Mein Mann bckam'einmal als Ein-jährig-Freiwilliger
zwei Tage Arrest."
Um die Mundwinkel von Mertens
zuckte es vcrrätherisch, und nur ein war
nender Blick der Hausfrau hielt fein
Lachen zurück. Frau Meyer ging wie
zufällig nach der anderen Seite dicht an
ihm vorbei und flüsterte ihm etwas zu.
Der junge Mann fühlte die Ver
Kündete in ihr und gab seine Sache
nicht verloren.
Noch eine Frage gestatten Sie mir,
Herr Commerzienrath," bat er.
Meyer nickte traurig. Diese letzte
Bitte konnte er ihm noch erfüllen.
Lieutenant Werten begann: Nur
zwei Tage?"
Meyer nickte abermals.
Ach, wer das doch auch von sich sa
gen könnte !" seuszte der Offizier.
Angenehm überrascht sah ihn Meyer
an. Haben Sie auch?" fragte er
leise.
Verständnißinnig nickte der Gefragte.
Ach wie oft," kam es wehklagend über
seine Lippen. Das Interesse des alte
Herrn wuchs. Er sllhlte sich, daß es
bei ihm nur zwei Tage gewesen. Der
junge Mann neigte sich zu ihm und
flüsterte :
Wissen Sie, warum ich vorigen
Mittwoch nicht bei Ihnen erschien?"
Nun? Erwartungsvoll schaute ihn
Meyer an.
Ich hatte Stubenarrest, acht Tage !"
Es kam ja auf ein paar Tage mehr
nicht an, wenn es nur dem alten Herrn
imponirte, und das that es gewaltig.
Er strahlte förmlich. Und eS machte
Sie nicht unglücklich?" fragte er.
Nein," kam es lachend zurück, dann
müßte es viele Unglückliche geben."
Der Herr Commerzienrath fühlte sich
immer freier, er stimmte in das Lachen
ein. Ter junge Mann gesiel ihm wirk
lich, und als er nochmals bat : Geben
Sie mir Ihre Tochter !" fühlte er sei
nen Widerstand schmelzen. Er ging
nach der Thüre und rief: Elfrieoe!"
Er wußte, daß sie hochllopfendcn Her
zens in der Nähe war und bange auf
das Resultat wartete. Sie erschien
auch sofort und blieb erröthend auf der i
schwelle stehen. Der Vater nahm le
an der Hand, führte sie dem jungen
Offizier zu und sagte weich : Machen
Sie sie glücklich?" von Mertcn wollte
Elfriede in die Arme schließen. Sie
zögerte.
Darf ich wirklich?" fragte sie schel
misch. Er ist ein Lieutenant."
Ein Leidensgesährte !" lautete die
lachende Antwort des VaterS, und wei
ter fügte er hinzu
Gebt Euch den Verlobunskuß,
Kinder."
Die beiden Glücklichen ließen sich'!
nicht zweimal sagen.
Pascal.
Novelle, tun i'barlts ii Zt.
JiD.-eiu (vaoro. :
In dem Flecken La Einouze, zwischen
outon uno ra are, ncg: das iicine, ,
aus weißen kallsteinen erbaute Häus !
chen deS Hirten Pascal, meines alten
Freundes, den ich schon kenne, so lange !
ich denken kann, und der mich schon als
ganz kleinen Knirps auf seinen Knien
geschaukelt hat.
Eine Heerde hatte er freilich schon !
lange nicht mehr, was hätte er auch da
mit ansangen sollen? Er war ja so alt
und gebrechlich, daß er sie doch nicht mehr
hatte auf die Weide führen könne.
Nur fein Hund war ihm noch übrig ge
blieben, der jetzt beinahe eben so alt, wie
sein Herr, den größten Theil des Tages
in der Sonne lag und der wohlverdien
ten Ruhe pflegte, und eine Schalmei,
aus der Basca! AbeudZ, unter dem
glitzernden Sternhimmel ans der Bank
vor seinem Häuschen sitzend, musizirte.
Die alte, verkannte Schalmei, über
die unsere modernen Musiker so gerne
spotten, war garnichtw'.ederzu erkennen
wenn er sie blies. Aber er verstand es
eben auch, darauf zu spielen, wie es nur
un ere Großvater tonnten und die ural
ten Weisen, die er wußte, stammten och
von den Troubadours der alten franzö,
fischen Könige. Wie gern lauschte ich
diesen Melodien; eitel Soniieiischeitt und
Liebeslust uingab einen, wenn man sie
hörte. Gewiß, künstlerisch waren sie
wohl kaum, aber so frisch und zart und
gerade in ihrer Einfachheit so zu Herzen
sprechend, daß selbst die Vögel ihre
Schlaf unterbrachen und die Eykaden
aufhörten zu zir.pen, um besser horchen
zu können.
In seinen jungen Jahren war Pascal
der schönste Bursch in der ganzen Gegend
gewesen. Seine schwarzen Haare paß
ten so gut zu seinem frischen, von der
Sonne braun gebrannten Gesicht, und
wenn er mit seinen lachenden, dunklen
Augen, pfeifend und sein kleines Bärt
chen streichelnd, durch die Straßen ging,
sahen ihm alle Mädchen nach.
Ei, welch' hübscher Bursch,Jeanette!"
Was, Du kennst Pascal, den schönen
Hirten nicht?"
Ost hörte Pascal solche Worte, aber
stolz ging er vorüber, denn er miß
brauchte seine Schönheit nicht. Er
konnte sie ja doch nicht Alle lieben und
ehrlich, wie er war, wollte er auch keine
betrügen. Manch' schönes Augenpaar
weinte deshalb bittere Thränen darüber,
daß er, unnahbar, über Alle hinwegsah,
als ob kein' südländisches Blut in seinen
Adern flösse.
Niemand wußte, daß Pascal ja
eine Liebste hatte.
4jn! nainriich halle Pascal eine
Liebste, und wahrhaftig, er hatte nicht
chlecht gewählt !"
Eine hübsche kleine Brünette, von 18
Jahren, mit Augen, die wie Sterne
glänzten, und einer Haut, so zart und
rosig, wie ein in der Sonne reisender
Pfirsich: die Tochter eines Pferdezüch-
ters von Eamargue.
Sie war Pascal in aller Form vev
sprochen, aber man wollte mit der Hoch-
zeit noch warten, bis Camille 20 Jahre
alt wäre.
Mittlerweile kam er alle Monate ein-
mal zu Besuch und verbrachte einen Tag
bei ihr und ihren Eltern. Was waren
das immer für herrliche Tage gewesen!
Jeden Monat war die Liebe Pascals zu
Camille größer geworden uiid jeden Mo
nat wuchs auch die Zuneigung Camille's
zu ihrem Pascal.
Auf dem Markte in Beaucaire hatten
sie sich kennen gelernt. Pascal war dort,
um Schafe zu kaufen und Camille ging
mit ihrem Vater, der gleichfalls Ge
schäste zu besorgen hatte, in der kleidsa
wen Tracht, wie sie die Bewohnerinnen
des Rhonedeltas noch heute allgemein
tragen, durch die Leute, in dem Aus
schnitt ihres Mieders ein kleines Strauß
chen Feldblumen, so frisch und dustig
wie sie selbst. Wie sie so dahinschritt
im Glänze ihrer jugendlichen Schönheit
wandte sich so manches Männerauge mit
Bewunderung nach ihr, aber keiner
wagte es, sich ihr zu nähern; der Hauch
reiner Jungfräulichkeit, der über ihr
lag, hielt sie Alle zurück.
Nachmittags wurde eine Blumen
fchlacht arrangirt und dabei sahe sich
Pascal ud Camille zum ersten Mal.
Er ging vorüber, lachend Blumen und
Konsekt nach den hübschen Mädchen wer
send. Als Camille an ihm vorbei kam,
schleuderte er auch ihrem Strüußchenzu.
War es nun, daß er ungeschickt gemor
fen und ihr wehe gethan hatte, oder war
es etwas Anderes, das die kleine eran
laßte, heftig erröthend zusammenzufah
r,n? Wer weiß eS zu sagen? Sicher
ist nur, daß Pascal näher trat, seiner
Ungeschicklichkeit wegen mit bebender.
Stimme um Verzeihung bat und daß
dann auch gleich Alles vergessen war und
Camille ihm gerne verzieh.
Abends tanzten sie zusammen und als
sie sich von einander verabschiedeten, war
es mit einem Auf Wiedersehen". Sie
waren schon verlobt.
Die Hochzeit stand vor der Thüre; im
nächsten Monat erreichte Camille ihr
zwanzigstes Jahr und an dem gleichen
Tage sollte auch da. Fest stattfinden.
Da traf es sich, daß in Baur grcße
Festlichkeiten ftatisanden. Pariser Ta
wen vom Hof hatten einen Wettstreit in
Poesie, Tanz und Musik veranstaltet,
ein weibliches Preisgericht sollte über
die Leistungen urlheilen und die feurig
ßtt cr!!. hi (.ArtHan ltnir ittth
.tUtll, u.l -.uuy i utll,
die besten schalmetblalc: Mit BlUinen
I kränzen und Ehrengelchenlen belohnen
Camille und Pascal waren mit ihren,
Familien evensaus naq Dauz gciom
men, Pascal wollte mit um den Musik,
preis kämpien.
Er spielte so wunderbar, daß, als er
mit seinem Vortrag fertig war. der
Beifall keine t'irenzen kannte und die
Tomen, hingerinen von leinem -piel,
ihm ihre Handschuhe, ihre Blumen und !
ihre Fächer zuwarft; und selbst die
Männer konnte nicht anders, als seiner
Mcisterschast Bewunderung zolle. .
Und auch Camille, voll Stolz und
Freude über den Triumph ihres Ge
liebten, klatschte erregt Beisall.
Bei der Vertheil der Preise bat
eine der Richten?, berauscht von sei
nein Spiel, Pascal küssen z dürfen,
und zum ersten Mal empfand er Zu
neigung für ein andercS Weib, ein Ge
fühl, das er seither nur Camille de
wahrt hatte.
Arme Camille, warum bist Du mit
Deinem Pascal nach Baux gekommen?
Dein zwanzigstes Jahr, da Dir das
höchste Glück bringen sollte, hast Du
nun erreicht und Dein Bräutigam hat
Dich schiiöde verlassen. Und waS wird
aus ihm? Ihm. der jetzt, berückt durch
den Kuß des schönen Weibes, in den
Pariser Salons vielleicht eine lächerliche
Rolle spielt?,... Denn die Schön
hcit des Landes ist nicht gleich jener der
Stadt, und die Musik, die in der Pro
vinz entzückt, wird in Paris belächelt.
Und man hat ihn belächelt und Pas
cal ist mit gebrochenem Herzen nach La
Ginouze zurückgekommen. Weshalb hat
er nicht aus seine Camille gehört? Wes
halb hat er sich von der falschen Sirene
umgarnen lassen, die ihn, als sie ihrer
Leidenschaft zu ihm überdrüssig war,
von sich stieß un für die Thränen, die
er zu ihren Füßen vergoß, nichts als ein
spöttisches Lächeln hatte?
Jetzt, von der Einen verschmäht,
fühlt er sich auch der Anderen nicht mehr
würdig. Er wagt es nicht, Camille
wiederzusehen, so sehr sein blutendes
Herz sich auch darnach sehnt. Er hat
sie, die Reine, Edle, ja betrogen!
Lauge, lange Jahre wohnte Pascal
i seinem Dorf und weidete seine Heer-
den.
Lange, lange lebte auch Camille in
Camargue und leitete das Hnnswcsen
ihres Baters.
Beide blieben unvermählt.
Ihr Leben war zerstört.
Als sie sich endlich einmal wieder
sahen, waren sie Beide alt, sehr alt ge
worden Sie erzählten sich von ihrem
Leben.
Warum war Pascal denn nicht ge,
kommen, von seiner Camille Verzeihung
zu erflehen Wie gerne wäre sie ge,
wayrr worden Liebe verzeiht ja
Alles.
Man geht so oft am Glück vorüber
und steht es nicht.
Wie jedesmal, wenn mich meine Rei
fen in jene Gegend führen, scheute ich
auch dieses Jahr den kleinen Umweg
nicht, um meinem alten Freund Pascal
die Hand zu Ichütteln.
Ich traf ihn nicht mehr er war
todt.
Er war gestorben eines Abends, als
er, wie gewöhnlich, auf der Bank vor
seinem Häuschen sitzend, die Schalmei
blies. Plötzlich ha! ihn .der Tod hin
weggenommen; er war gelchieden in
Frieden, ohne Kamps; sein letztes Wort
war gewesen: Camille, aus Wieder
sehen!" Zwei Tage später war ein schwarz-
geränderter Bries für ihn angekommen.
Wem öffnete ihn es war die Nach-
richt von Camille's Tod.
Am gleichen Abend, wie er, war auch
sie gestorben, gerade als sie unter der
Thür saß, wie verzückt auf Etwas
horchend, das kein anderes Ohr als das
ihrige vernahm.
,Tas Lied von Baur" kan, eS über
ihre Lippen, dann neigte sich ihr Haupt,
und plötzlich hatte auch sie der Tod enl
führt. Friedlich war sie hinllderge
schlummert, um mit ihrem Pascal zu
sammen in'S Reich der Seligen zu man
dern.
Ter Tod halte sie vereint.
pöicr Stolz.
Im Bewußtsein ihres Werthes"
wissen die Zulu-Wädchen sogar Her
zensneigungen zu bezähmen. Zum Be
weise für diese Behauptungen erzählt
Ernst von Weber nachstehende ergötzliche
Episode: EineS Tages fragte ich Ja
miki, ein hübsches junges Mädchen,
warum sie noch immer nicht den Um
fuli, den sie doch zu lieben scheine, hei
rathe, obwohl er sich eifrig um sie be
werde. Sie antwortete traurig, daß
sie ihn nicht heirathen dürfe, da er nur
zehn Kühe siir sie geben könne, ihr Pater
indessen sünszehn Kühe haben wolle.
Ich meinte, eS fei doch recht hart von
ihrem Vater, daß er um fünf Kühe
mehr oder weniger daS Glück feiner
Tochter zerreißen wolle, und glaubte
mit diesen Worten und meinem Mitge
fühl eine Saite in ihrem Gemüth
berührt zu haben, die ein Echo gäbe.
Wer beschreibt aber mein Erstaunen.
als ich sah, daß sie meine Worte als
Beleidigung empfand! Was." rief
sie erregt, mein Vater sollte mich also!
wirklich für zehn Kühe hergeben, nichts
wahr? Tas fehlte noch! Bin ich
nicht mehr werth, als Citti, für die in
voriger Woche der Tambuhauptling
zwo:? uge oezan qaf aj v,n
hübsch, ich kann kochen, nahen, sticken.
englisch reden und bei all' djefen,
Vorzügen sollte mich mein Vater für!
lumpige zehn Kühe hergeben? O Herr.
wie klein denken Sie von meinem
Werthe! Rein, nein, mein Vater bat!
ganz recht, wenn er in diesem Punkte ;
nicht nachgeben will. Ja, ich finde, er
dürfte dreist zwanzig Kühe für mich ver
langen, denn ich bin es werth!"
Hoffentlich hat Umfuli die Gewalt
solcher Gründe besser gewürdigt, als der
deutsche Reisende.
Ans der Art acichLioien.
Ober,0r,,cr: Na, Herr Förster, wie
sind Sie denn mit dem neuen Eleven
zufrieden?"
Förster: Gor nett, Herr Ober
ferfchta."
Oberförster: Wieso denn, ist er nicht
aus dem Posten?"
Förster: Des scho', Herr Ober
ferfchta."
Oberförster: Na, also, was haben
Sie denn an ihm auszusetzen?"
Förster: I, wissen S', ,na kann
sich ja mit dem Malefizkerl gar nirgend
sehen lassen der redt ja immer die
Wahrheit!"
Recht tröstlich,
Fräulein Laura zu ihrer sehr extra
Vaganten ältlichen Freundin): . , Was,
Ella, Tu verlobt!? Mit wem denn?
Na, das muß ein schön dummer Kerl
sein!"
Ella: Ist nicht einmal so arg!"
Li wiiidl'entcl!
Irma: Liebe Ella, möchtest Du mir
nicht zum nächsten Tanz Deinen Fächer
leihen? Ich habe meinen verloren."
Ella: Ach. Dein Tänzer, Herr
Wippchen, wird Dir schon genug Wind
vormachen!"
Dassclk,
A,: Hören Sie 'mal, haben
Sie
gesagt, ich wäre ein Lügner?"
B,: O nein; ich habe nur behaup
tet, Sie hätten ihren Beruf verfehlt;
Sie hatten.Tiplomnt werden sollen."
Neue ßcilrncthok.
A. : Wein Sohn sich, sehr schlecht."
B, : Lassen Sie ihn doch heirathen,
dann werden ihm schnell die Augen auf
geh'n!" Kleiner Unterschied,
A, : Was vernehme ich! Deine
Schwester ist glückliche Braut geworden?
Gratulire!"
B. : Tanke! Ja, Sie ist glücklich
Braut geworden!"
3 Eyrol.
Kann man diesen Berg
Fremder:
besteigen?"
Bauer: Denk'
dageg'n hab'n!"
wohl, er wird ni
3rn Sasthofe.
Sie müssen wirklich der verschwitz
teste Mensch auf Erden sein."
Wie so?"
Nun, mein Bruder sagt, daß er
nun schon seit fünf Jahren Ihr
Stammgast sei, und Sie hätten ihm
noch nie reinen Wein eingeschenkt!"
?or Gericht.
Richter: Angeklagter, Ihre $er'
gangenheit ist nicht die beste! Sie sind
schon dreimal bestraft.
Angeklagter: Aber. Herr Rath, Sie
müssen auch bedenken, daß ich schon
sechzig Jahre alt bin. Bei so einem Alter
ist dreimal doch noch nicht viel!"
Das Schrecklichste,
Sehr peinlich ist's, wenn auf'S Gramen
Mit Bangen wartet der Student,
Noch schlimmer ist's, wenn vor dem
. Richter
Aus's Urtheil harrt der Teliquent, s
Jedoch das Schrecklichste auf Erden
Ist's, wenn beim Skat, dem edlen
Spiel.
Zwei Männer auf den Tritten warten,
Ten Tritten, der nicht kommen will!
Zarter Ivink,
In einem Restaurant bestellt ein
Gast eine Flasche Wein, derselbe ist
aber schlecht und dünn; der Gast be
schließt daher, dem Wirth eine Lehre ,u
ertheilen. Er läßt sich ein Glas Was.
ser bringen, kostet davon und aickt
dann sehr langsam und auffällig etwas
Wein in das Wasser.
Was machen Sie da?" fragte der
neugierige Wirth.
Ihr Wasser ist mir zu stark
widert der Gast.
Ctin reitentmcf.
!chüst,riunge: Tu,
Erster
Lude,
kennst Tu Goetbc'S Faust?"
Zweiter Schusterjunge: Ne, Goethe
keine grade nicht, aber meinem Meefter
seine kenn' ich."
c?utn Grund.
Führer: Sehen Sie, das ist der
LieblingS-Spaziergang der hiesigen Ein
wohner; wollen Sie wissen warum?"
Fremder: Nun?"
Führer: Weil Sie nämlich lei
nen andern haben!"
Lnnämibt
Ter Student Schluck rief ja eben
so großartig .Zahlen'; haben Sie Geld
gekriegt?"
Kellner: I bewahre: die Postkarte
hat er bezahlt, die ich ihm diesen Nach
mi:,g gegeven yane.
Kind
Heu?"
lili!vkrnanen,
Mama, fressen die Heufischk
Mutter
C nein, aber Men'chen,
Kind
.Men'chm fressen doch kein
Heu!"