Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 05, 1896, Image 9

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    L
(
Der IHann mit dein Goldhaar,
Einer mirllichc cflebeuljett H4)trül)U vo
W. . Schlndmnd,
In den zur Golconda Mine steöö
rigen Schmelzwerlen und Ladoratorien
fmi-rlAi Mi innm Monaten eine UN
aiigenehme Spannung. Selbst der alte
Herr Breckinridge, der in seiner Eigen
schast als erster VicePrasident und Ge
schästSsilhrer der rohen Gesellschaft fast
da! ganze Jahr an Ort und Stelle zu
brachte und der sonst immer mit heiterer,
lächelnder Miene umherging, denn es
war dor Kurzem eine besonders gold
reiche Ouarzader in dem neuen Schacht
angetrossen worden und die Ausbeute
des gelben Metall per Tonne Brutto
gewicht war riesenhast in die Höbe ge
klettert, selbst er zeigte jetzt häusig ein
MiftereS MUmmmei Kesicdt. Und lein
Wunder war es doch seit einiger Zeit
constatirt worden, daß VeIame an
hfm ffinMtnith inncrbalb des Labora
toriumS zu den täglichen Erfahrungen
zählten. Aber vergeblich hatte sich Herr
Breckinridge bemüht, den sajuioigen
ausstndig zu machen. Die 2 Assayers
und Chemiker, die in dem Laboratorium
beschäftigt wurden, waren fast ohne
Ausnahme Leute, auf die man keinen
Verdacht hegen konnte. Zum großen
Theil waren sie schon seit einer Reche
von Jahren in ihrer Stellung, und ihr
ganzer Lebenswandel war derart, dass
in Mißtrauen in ihre Ehrlichkeit aus
geschlossen schien. Und doch waren die
Diebstähle nicht zu leugnen. Herr Breck
inridge versiel auf die List, die erschie
fcen.n UnnkstkNlkN. die in dem Assamng
Departement waren (denn dort zeigte
sich allein da Minus an Gold jeden
ihMifc', unter inander die Vläde und
die Zimmer vertauschen zu lasten, und
ein alter, ersayrener eieino uu unu
bnit ihm Mmttnm Beobacbtun
gen anzustellen. Ader auch das führte
zu keinem Resultate. Jeden Abend,
wenn die genaue Untersuchung des ge
nannten Personals aus dem Laborato
mm vorgenommen ward, zeigte sich ab
solut nichts Verdächtiges ; nicht einmal
genug Goldstaub, um eine Prise zu neh
mm, wurde je an einem der Leute vor
gesunden, und doch blieb es bei dem
Fehlen ganz bedeutender Quantitäten
nMtn fötmihps. wenn die Eneu
gung des Tages an feinkörnigem Golde
mit mathematcher Genauigie i i
ganze Laboratorium dann sestgestellt
wurde. Im Lause der letzten zwei Mo
nate waren auf diese Weise allein gegen
200 Unzen Gold spurlos verschwunde.
waS immerhin eine nach Tausenden zah.
lende Summe repräsentirte. und noch
immer ließ eine Entdeckung des Schul
digen aus sich warten. Der Dtekt,v
aus Sacramento wurde schließlich wie
der hingeschickt, wo er herkam, und als
bei'm nächsten Monatsschluß eine Spe
.: m..t.,m(irnf. her Direktoren ein
jttur, "" " m .
berufen ward und der alte Herr Breck-
inridge derselben genaue iiiciiiueuunu.
über den rälhselhasten Fall machte, da
gab es großes Halloh. ; .
Nach langer Diskussion inde wurde
beschlossen, sämmtlich Angestellte des
Laboratoriums zu entlasten, wenn sich
innerhalb der nächsten vier Wochen der
Urheber der systematischen Entwendun
gen nicht herausgestellt haben sollte.
. sn,rfmriw wurde Vollmacht
Denn ,, - . ,
ertheilt, bei Ermittelung des Diebes
keine Unkosten und Mühen zu scheuen.
Dann gingen die Direktoren wieder
auseinander, schmunzelnd und sich die
Hände reibend, denn eine Spezial
Dividende von acht Prozent war in
Folge der ausnehmend großen Ertrags,
kakiakeit der neuen Goldader erklart
roorden. Sie bestiegen die Postkut che
nach Pasadena. von wo sie nach allen
mtltL, w m ndrolk ihren Wohn
Mtz n wieder zureisten. Mit ihnen
. Xor nniri
ging auch yerr jto"
San Francisco fuhr.
De
äomtagsga
' 4.: ,... mthvt&tA Staats-Anieiaer. No. 25.
Jahrgang 17. "", " ' "
immer von einer rührenden Ungelenkig
it und K fttmibeit v teo. ver ie
dene Fragen an den alten MinenKrS
sus, die von aussallenoem cqar,i
und völliger Beherrschung der Lage
zeugten, sodaß sich Herr Breckinridge
sein Gegenüber nochmals, aber diesmal
etwas ausmerksamer ansah. Nach kur
. ,!.kk? hemerfte Rickter :
f"o"W"i, r- ;. ;' 0,.,.
Ich giauve, inj tocib utl v"
steckt. Indessen kann man sich tau
schen. und m sicher zu gehen, werde ich
noch heute nach der GolcondaMme
gehen, und dort das Terrain und die
Personen stuDiren. wie viuur
n, niAta ,u kümmern. In
... g 11 e 11
einer, spätesten? in zwei Wochen sollen
Sie Ihren Mann m oen u,"
haben. Daraus tonne wie m vr
lU(.tl. .
Und mit diesen Worten machte der
junge Geheimpolizist eine eimas iinue
m.,h.t,n nd nerliek das Zimmer.
Verdutzt blickte ihm Herr Breckinridge
nach. Weil, I nevei- " begann er,
wurde aber durch Herrn Saunders
unterbrochen. ..asten Sie iirn nur
machen," sagte dieser, er wird das Ge
heimniß schon entrüthseln."
BUreau rufen. Ich werde für das
Weitere sorgen.
Damit VMchMaiio tjerr.aiiici ww
der.
Tnni fiiAif ftrn Breckin
uiv 1 2;: V. .u. .
ridge den berühmten Old Sleuth- der
".P :n:t7. (Snlinhfr. Hilf.
jjantnÄ-iHiiilcr ' 71 . '
Jw zählte er feine Geschichte ganz
aiiSführiich und schloß dann m,t den
Worten: Ich bin ermächtigt, zu er
klären daß die Golconda MieCmP.
Ür ? mi't'ung und Uebersührung deS
Schuldigen eine Belohnung n5000
aussetzt, außer Tragung aller Un
' Dn'schlaue SaunderS lächelte wohl
gefällig dann richtete er an den tat
öenn noch einige Fragen, und schließ
ärsMk er in Nachdenken. Dann
drückte .r auf den Knopf snnÄn
tl linael Ech cken Sie Richter
hZ ". um nMnmmtn.
D r Verlangte kam. Er war e,n,un.
?.Y"u. rinf,r Deut cher. der
ffiratec1
ASmmjtZ
nsahren guS leinen ,uc"
LK Willen, den wollen Sie
doch nicht etwa mit der Sache betrauen.
S?Ä," Wie S'rr Breckinridge
n.knlasien Sie mir das. bitte
ja rae ihn widerte d Veteran
'1" !..! Pacinc Slope.
und den ung n Mann dicht an
L wW und unterhielt sich mit ihm
?Ä Minuten i n
Z?r?mÄns.'r
J 'viel Privatmittheilungen, w
E? itr gu' bem'dn - meine In
Atinen hat drse schon nnpfan
"'llnd nun stellte dn junge Detektiv,
indem in, einen Bewegungen noch
Der alte Herr kehrte nach der Mine
zurück und sah und hörte nichts von
dem Detektiv. Am Tage seiner Rück
kehr hatte er allerdings einen zerlumpt
und frech dreinschauenden Tramp be
merkt, der in dem Camp umher zu
streichen schien und sich auch in der Mhe
des Laboratoriums zu schaffen machte.
der dann aber aus sein var,ces mum
.!. ?r.r.i r,nh TVr MenicK war
VUtv l,i. "
ihm gänzlich unbekannt und ziemlich
verdächtig orgeiommeii.
muthete aber mcyi im ,tt,r,r,
MremUm" . wie er Richter m
Gedanken benannte, unter dieser Ver
kleidung. . , .
Im Lause derWocye iiaqin uct
inr ir im Laboratorium
UIU,1V, nv - -- - .
angestellten Astayer. Urlaub auf drei
- " ' r ..1. am. .11. (irn.
Tage, um seine am -muuci m
, uhifaen. oline daß es irgend'
wie Mißtrauen erregt hätte. Der ,unge
Cranston hatte dies schon häusig gethan,
und auch dieses Mal wurde ihm die Er
,K!K w,Httiinin riMIt. denn der
lUUUllip vvfcu
junge Mann war einer der Lieblinge
deS alten Herrn Breckinridge; sein Vater
war bei einer Explosion in der Gol
condaMine vor zehn Jahren ums
Leben gekommen, und der alte Herr
halle immer das Gesühl gehabt, daß die
Gesellschaft dem Sohne etwas schulde.
Das war auch der Grund, warum der
Mmi seit mkbreren wahren
0UV4lWV I"" I" - - ; .
die glänzendste Anstellung und brillante
Besoldung 13 AMyer oeiornrncu yuui.
Nach Ablaus seines oreiillc
laubs kehrte der junge Cranston zurück
., s,, vnmni leinen Volten wieder
111, v iiuifi 1 ,V .
ein. Er say noco oeilycr unv r.
griffener, als gewöhn,, aus. ei u
" - , ;v iin-
der alte Herr Meainriogc ii
mend srug, ob ihm etwas fehle, da
hatte er nur lächelnd die Achseln gezuckt
und erwiveri. es ,ei niuji uu i-
tung. . .
Doch am Abend destelben Tages er
schien auf einmal Herr Richter im Pri
vatBüreau des Herrn Breckinridge,
r.kt. 4 ,,k inen Stubl neben dem
Scbreibvult und sagte völlig gleich-
wüthig: .... -t.
cw (Hrtrfinrirme . ia dabe iUN.
in" n-' ' , ' u
Wa a a s? Sie haben ihn?
Wo ist er denn und wer ist s?"
Vordem ich Jynen as ,agr,
cKn-n Minen, ob es auf alle
IKij vvH 34i.v.. -11-". ,
Fälle bei der versprochenen Belohnung
von $mw oieioii
Auf alle Falle!"
"st. nk Sie unter allen Umstän
den den Schuldigen verhastet haben
wollend , .
Natürlich, stotterte oer cne m.
Den fiaflunlen müssen mir doch un
schädlich machen!"
" 7. rnl' flit
iHUcq wenn ciioeiu" 1'
!k hnrliflrtpn?"
'V" """"" . . ... !,
Rm hm recs meinen it um
Miderüngsgründen? Ich will nicht
hoffen, das! sie Mico zum e, v,
Nicht im Geringsten,' antwortete
der'junge Detektiv. Aber es wäre doch
möglich, daß Sie Ihre Ansicht über den
Dieb ändern, wenn Sie die nühcren
Umstände erfahren.' , ... . .
.Ja, ja, das wäre ja raju) i
jetzt lasten Sie mich nicht länger m Un
gemißbeit. Heraus mit der Sprache,
wenn Sie wirklich den Schuldigen ent
dekt haben.' . , . .
! .Entschuldigen Sie ich will Ihnen
!,, Alle väter mittheilen. Jetzt
drängt die Zeit. S 'st "
In einer naiven iui i'
Labvratonum. in giunuuui .i"
suchung der Beamten nimmt eine weitere
Dieitelnunoe m anipiuu).
v ,. .i, für die Schuld deS
vllttll V - ä-- r.s 1
Betrefienden haben, so lassen S,e sofort
n c:. 1 ftfc MlntuiT
J,m ranxon , v
Iks,n Minuten nack ö Uhr stand
Richter hinter dem hohen Ofenschirm
im Privatbüreau des Herrn Breckin
ridge. Der junge Cranston wurde
herein gesührt und stand nun dem alten
Herrn ein wenig verlegen geenuvri.
Mit scyneuem wajuu m v"1
Rickter an Tbür deS Zimmers und
nerrieaelte sie dann. Dann nickte er
Herrn Breckinridge zu uno
Junger Mann Ihre Schuld ist
tageshell. Sie werden gut thun, ein
offenes Geständnis aozuiegen.
Cranston aber schwieg hartnäckig.
Es nützt Ihnen nichts Hier ist ein
großes Becken mit klarem Waffer, wie
Sie sich überzeugen können. Wollen
Sie so sreundlich sein und Ihren Kops
da hinein stecken!"
i,t wurde der Erlaubte todtenbleich.
und mit den Händen fuhr er sich ver
in' tfinnr. Es war ein mäch-
11 . - . v
tiger Schöpf Haare, buschig und von
e genthttmlich samer, rii)ia" vw--
" r ' a, S. crlt!S att-
Bem scyarlen Auge vr riii,i
ninn nirbl dak bei dem Umherwüh-
. Ilnsen meinen Kinaer in die-
,,...., """.. r. , ,
(ein Haar ein seiner G0loicgri,,,uuv
iiai,S viplelle.
Ganz recht," sagte Richter. Ihr
Haar da liegt das Gold begraben.
Und wenn Sie so freundlich sein wol
len, Ihren Kopf in's Waffer zu stecken
fc ilrn wt einiae Minuten m laffen.
so werden wir das von fernen cu.c
geraubte Gold sofort aus dem Boden
des Beckens wiederfinden. Nun, es
m
Der slinge Aiann siEi uu uit num.
Nerieibuna ist, ich bekenne mich
schuldig," schluchzte er. wie Ihnen
diese Kenntnis; geworoen iuj iuciu
nicht. Aber es ist wahr, ich habe die
nmnnnnie seit Monaten fast täglich
bestohlen ich ganz allein. Aber. 0
Gott, ich that es tur einen guic iutu.
Es galt, t.aS Leben meiner Mutter
zu erhalten es war unrecht von mir,
ich gestehe es, aber lasten Sie Gnade
für Recht ergehen, ich flehe Sie an !"
l,n er hob seine stände beschwörend.
Nun, es wurde dem ungen mic
verziehen. Er erhielt einen anderen
Posten als Ausseher in einer Mine des
K..in (Hferfinrihsie in Ariiona. wo er
nicht in ähnliche Versuchung geführt
wurde und wo ihm das Gold nicht mehr
in den Haare kleben bleiben tonnn.
Die Geschichte, die Geheimpolizist
Richter dem alten Herrn jenen Abend
erzählte, daß er nach seiner Unter
suchung an Ort und Stelle (denn
natürlich war er jener Tramp gewesen,
der dem guten alten Herrn so erdäch
tig vorgekommen war) zu der Ueber
ei,nnk, nelanat war. daß der junge
nnltmt Vr Dieb sein müsse. Er
schloß daraus, das; Jener auein ver
MAtt UmNiinde zeiate Haarfärbe
mittel, ein dickes, duschiges Haar ; eine
Art, sich bei der Arven des solv,iauo
abwägens häufig mit den Händen, auf
denen natürlich der feine Staub bei den
Hantirungen mit dem kostbaren Metall
sich fortwahrend ablagerte, durch die
Haare zu fahren, so daß jedesmal von
dem Staub sich in dem langen Haar
schöpf versangen mußte ; seine Besuche
in Sacramento un in an ranzisco,
n er keine Beule an einen verschwieae
nen Makler regelmäßig absetzte, und
schließlich die Tyaisacve, oa er ,m tm
Mutter, die lungenleidend war, ein
hübsches Haua,en oiqt am leeres
strande gekaust hatte, wo reine, milde
Lust herrlchle.
nlle Inert börte betäubt zu.
Dann schlug er dem jungen Richter aus
die Schulter. Sie ge,auen mir, ,un
ger Mann," rief er. Treten Sie in
unsere Dienste. Ich zahle Ihnen das
Dreisache, was Sie von dem alten
Bluthunde, dem Phil. SaunderS, er
halten. Gilt's?"
Topp, schlug Ricyter in oie oargeoo
tette Hand des Alten ein. Und von
jener Stunde an ist nie wieder ein
Diebftahl in der Golconda-Mine vor
gekommen.
Line lucrative Ohrfeige.
Humoreske von Z. K.
kn ienen fififtnen leiten, als die Karte
von Teutschland noch mit einigen Tutzen
den Füryenthümchen ausgeflickt war
wie der !v!anie eines -oein rnn
' pen. regierte Fürst Heinrich, seines Ge
schlechtes der Siebenundvierzigfte von
j SeidelingeN'Forftheim, mit patriarcha
liicker Milde kein lovaleS Volt. Er war
, stets bereit, dem Geringsten seiner Unter
! thauen gefällig zu sein, wenn eS nichts
kostete, denn er befaß eine eigenthüm
! 1. 9jf.fint IwtA sitftilltSni.hn.
tluc aiÄin, H-1-"
Er wußte es auch immer f einzurichten,
daß die zahlreichen Supplikanten. die
täglich seine ANilcgamore oe,uclr,
stets von der liebevollen Güte des Land
vaters überzeugt vlieoen, oogieiq m
noch keiner brüsten konnte, von ihm
auch nur einen Thaler erhaleen zu ha
ben.
Unter den Audienzbeiverbern, die sich
jeden Morgen im durchlauchtigsten Vor
zimmer zusammensanden, machte sich
eines Tages ein unbekannter Ausländer
bemerkbar, ein pomnierscher Junker,
liker den Niemand Auskunst aeben
konnte. Der junge Fremdling, der
außer leinem zwelielyaiien oeisiu
nichts sein Eigen nannte, als ein Bün
del sanguinischer Hoffnungen und
eine große Portion jener aufschneiden
schen unversrorenyeii, oie naiven w
müthern stets imponirt, hatte die Reise
nach der Seidelingen - Forstheim'schen
Residenz gemauzt, um vei Peinricu oem
Siedenundvierzigsten um eine Stelle
n,si,eben. Bald wurde es ihm in
besten durch eigene Anschauung klar,
wie wenig Ausslazt er aus oie Geivau
runa dieses Wunsches hegen durfte.
Der reiche Kaufmann, bei welchem
dieser Herr von Habenichts sein Ab
steigequartier genominen hatte, wurde
immer dringender in der Zsorderuna
seiner ihm rechtlich zukommenden
Aequivalente und interpellirte nach die
ser stinsubt seinen Gast öfter, als es
diesem lieb war.- Aber das leichte Blut
hals dem Herrn von Mooswitz (so hieß
nämlich der Junker) über jede Skrupel
hinweg. Er behauptete nämlich stets,
daß er mit Fürst Heinrich wichtige ge-
heim-polillsche L,onserenzen zu vscen
habe, die chm taguca in occn
llnnm riefen. Uebriaens könne es
ihm nicht fehlen, unter so hohen
Auspiaen eine grosze variiere zu
machen. Und nach wie vor mischte sich
Herr von Mooswitz unter die Schaar
der Bittsteller im Audlenzzimmer, wo er
mit seinen Schnurren und spaszen zur
ilnlprlinltiinn der aanien bunt aenua
zusammengewürfelten Gesellschast bei-
trug, r war naq uno n ein ,vvin
bekannter Gast dort geworden.
Diese rasch errungene Beliebtheit ließ
im Gehirn des Junkers einen herrlichen
Plan zur Reife gelangen. Seine finan
ziellen Verhältnisse hatten sich indessen
schon so verschlechtert, daß er gezwungen
war, zu einem energischen Mittel zu
greifen, um sich Abhülfe zu schaffen.
Eines Abends sprach er bei seinem
Wirth vor und hielt um die Hand
der Tochter des Hauses, Eudoxia, an.
die von ihrem Bater eine immenie wi
gift zu erwarten hatte. Der überraschte
Kaufmann war sprachlos uoer o,e,en
Antrag: Gegen das Adelspatent des
kühnen Freiers hätte er allerdings nichts
einzuwenden gehabt, jedoch erregten die
augenscheinlichen pekuniären Mängel
des unver frorenen Schmiegersohnes
seine Bedenken. -Dieser aber entwarf
eine glänzende Schilderung seiner Aus
sichten, die fest auf die persönliche Gunst
e Mnnnreben Kon Seidlinaen-Zorst-
heim gestützt wären, und fand an der
liebeentflammten ijudorla eine eisrige
Alliirte.
Gut, denn," entschied der Kauf
mang, endlich, wenn Sie mir die
Ueberzeugung verschaffen können, daß
Sie das specielle Wohlwollen Seiner
Durchlaucht genießen, so will ich einer
Verbindung zwischen Ihnen und meiner
Tochter Eudozia nicht länger hindernd
in den Weg treten."
9Im rinderen TOnraen funkte Herr v.
Mooswitz seinen Schwiegervater in spe
in dna kiirklicbe Vorzimmer, um ihm
den Beweis seiner kecken Behauptungen
zu erbringen. Die günstige AU,naome,
die der Junker hier fand, machte auf
den Kaufmann sofort einen günstigen
Eindruck.
Der Jndustrieritter zog den Kammer-
diener bei Seite, dem er erklärte, er
müsse heute unfehlbar mit Seiner Durch.
laucht sprechen, und sosorl wuroe er
denn auch vorgelalsen. Stolz eryove-,
nen kni,nte trat Sherr v. Mooswik in
das Cabinet, in welchem Seine Durch-
laucht zu empfangen pflegte.
Der Fürst, der bereits von dem
luftigen Treiben des Junkers vernom
men, empfing ihn mit freundlichem
Lächeln, als er sich vorstellte, und frug
mit wohlwollender Miene ach seinem
Begehr.
Ich hätte ein ganz unterthäniges
Wniimen nrüikrinaen." beaann fte
h TOnnsrnik. ..befielt Gewälmina kür
mich von besonderer Wichtigkeit wäre
und mein Gluck begründen lönnle.
fit (Stirn fieinrilh'8 beS Siebew
iinhnieninften er liniierte kickl ein we
nig und sein Blick sttkisle den Nicht
mehr nnm neuen ZlNiUa des etkNteN.
Am End wollte der Spaßvogel gar
Geld!
Wa..-S wünschen Sie von mir,'
kam es etwas gedehnt von den fürst
lichen Lippen.
Eigentlich nicht aiel. Ich wollte Ew.
Durchlaucht blos um die Gnade bitten
mir eine hrtt'ge zu geoen.
Wie eine Ohr ?
icm. rMirfein in wobl!" entaea
nete mit ruhigem Lächeln der seltsame
ikliknni
"VY"'""" . . , , r. . , .
Fürst Heinrich eryov sich von ,eiie,n
Sestel und ging aus den Junker zu, als
wollte er sich davon überzeugen, ob der
selbe nicht wahnsinnig oder betrunken
sei. Aber Herr von Mooswitz ließ sich
nicht aus der Faffung bringen und
,!,riinlle seine demütbiae Bitte um
eine Maulschelle von der Hand des
geistreichsten Fürsten Europa s .
Achselzuckens yov enotica gurp v""
ri toll, ekkle m dem sonderbarsten
Verlangen, das noch je an ihn gestellt
ward, zu willsayren, aoer er ;nmu
parirte geschickt den Schlag und hielt die
durchlauchtige Hand zwei Zoll von sei
na VlUflttAf rt 1 1 1
tltV -tVMl-HV
Pardon, Durchlaucht nicht hier
sondern drautzen in oem orzimnici,
or allen Leuten " ,
, i ersteke läckelte kleinnai.
der" endlich capirte. Gut ich will
ctsii )ti fflpfnslelt tbun!"
Der Junker verbeugte sich devot und
ging nach der Thür, wohin ihm Fürst
fnUt ytt Herr von Moos-
((illiti iy.v. -
Witz den hohen Flügel öffnete, so daß
jeder der Draußenbesinolicoen leine
gur deutlich wahrnehmen konnte, trat
ittitt,,, nn ifitt fterslN.
WtLlU-IHlliiMW " v .
Schon gut, schon gut, ie ,v,cr
" inMe er mit onamaem liaraen.
uLiiii, 1V V o ; . '
Sie wissen, doch, daß ich Ihnen nichts
abschlagen kann!" ,
Damit llopsle er lym mit orei zz
gern auf die Wange.
IN'IN mns meinen Sie." frua öerr
von Mooswitz auf dem Heimwege sei-
nen Begleiter. s,e yaven ge,even. vu
mich Serenissimus bis an die Thür zu
begleiten Pflegt. Sie zweiseln doch
nicht mehr an der persönlichen Gunst,
die mir Seine Durchlaucht zuwendet?"
Der Kaufmann, der in der That
niiiifft mnr von der Vertraulich
keit, mit der sein zuiunsliger ,oam um
dem erhabenen Souverain von Seid-
lingen-ForstheiM ZU verieyren lauen,
erklärte ich vollkommen ,u,iievcnr,,rll,
und hatte gegen die pro,ekt,rte Heirath
seiner Tochter nicht das Geringste einzu
wenden. . ,
Fürst Heinrich XLVII. ging in sei
nem Wohlwollen für den Junker, deffen
Pfiffigkeit ihm gefiel, so weit, daß er
sogar deffen Hochzeit auf eine halbe
E!te mit seiner ölenenwakt beehrte.
was den Schwiegervater natürlich mit
,,,, SfnIlP (rt If.
Wenn meine Leser wünschen, von
dem weiteren Schicksale des verrn v.
m?smii etmas ,u erkabren. so kann
ich nur noch hinzusügen. daß dieser
zehn Jahre später Hosmarschall war.
Solchen Lohn trägt die Pssisllgleii oa
Lust in die Schläuche," erwiderte der
iienermillbiae. hierauf Zeigte er
noch die Anweiidung seiner Lustpumpe
und ging dann, innerlich iiolniachen
i!,,r seine sirttf Ibat. au! sei Zimmer.
Der Hausknecht vom Rothen Löwen'
war ein iuslerhausinechl. map nur.
daß er seine Gäste pünktlich weckte, er
that auch sonst Alles z ihrer Be
quemlichkeit. Als der Radier am
anderen Tage weiterziehen wollte, und
nach Radlerqewohnheiten sein Fahrrad
prüfend hob. zeigte es eine verdächtige
Schwere. Grinsend hielt der Haus
Inecht die Hand auf. Hab' ich Jhne
Arbeit erspare wollen. Hab' ich Felit
schipeh schon mit Waffcr angesüllt I"
Nach Italien kam der Radler an diesem
Tage nicht mehr.
von.
Rasal,rcrLatcin.
KnMiiti fint niiA das Maerlatein sei
nen erfolgreichen Mitbewerber gefun
den, und zwar im Radfahrer-Latein.
Wenn man entscheiden sollte, in weichem
Latein derzeit mehr geleistet" wird, ob
im Jägerlatein oder im Radfahrer!
tein, so märe die Frage zu mindest schwer
zu entscheiden so schreibt das N. W.
STrihl " und eriäblt dann folgende
Schnurre. In einem Land-GastHause
sitzt im Kreise der Honoratioren ein
Radfahrer. Selten halt in dem einsa
men 7!rse ein Radler an. und auch
Der, von dem wir hier sprechen, scheint
nur von der Nacht überrascht worden zu
sein. Eben hat er seiner andächtigen
Zuhörerschaft erzählt, daß er morgen
Abend an der italienischen Grenze ,ein
werde. Die dreihundert Kilometer, die
er noch zu treten hatte, schienen ihn we
nig zu kümmern. Und seine Zuhörer
warfen bewundernde Blicke auf das
blitzende, leichtgefügte Fahrzeug, das
an die Wand gelehnt dastand, und
glaubten dem Radler die ävl) ilometer
aus's Wort. Aber was haben Sie
enn in dem Kummireis?" kraate naiv
der Bürgermeister des Ortes. In
dem Gummireisen f nacooem : n
den Hinterradreisen geo iq mein
Mein nd in den des Vorderrades
Waffer. Wenn ich auf der Tour Durst
hab , maq ich entweder oen einen ooer
den lirinderen Scklaucb auf. ie nacd
Gusto." Die Korona war höchlichst
erbaut Uver diele Einrichtung, uno ore
Hochachtung vor dem Rade wuchs um
ein Beträchtliches. Aber einer aus der
Tafelrunde konnte doch die Bemerkung
nicht unterdruaen. vag er tieoer eioe
Schläuche mit Wein füllen würde.
Waffer sei unter allen Umstünden ein
unsympathisches Getränk. Das
wurde ich auch thun," entgegnete der
kler. . aber ber Borberradreiten IN
etwas undicht und muß jeden Morgen
nachgesullt werden; oa mar s iqao
um den Wein.' Und was dann,
wenn Beides auSgetrunken ist?" fragte
ein Anderer. Tann pumpt man
Sin KSufer sucht.
Auf originelle Weise weiß sich ein
Nariler Rentier über die Lanaeweile.
welche ihm seine Einsamkeit bereiten
mußte, hinwegzuyelsen. vcrr . irr
W Nesiker eineS seit Icböiien kwtels lN
der Avenue Klebex. Die Einrichtung
des Hauses, welche im Style uomig s
des Sechszehnten gehalten ist, sou, wie
Nnen,e,ien berickten. geradem feen
hast sein und macht den guten Ge
schmack des alten Herrn aue Eyre, ;a
es jedoch dem Rentier offenbar sür die
Tinner 111 lnnnweilia wurde, den allei
Nigen Bewunderer all' der schönen
Möbelstücke und ver wertyvouen ise
mldeKnmml,ina abiuaeben. brachte
er am Hausthore einen Zettel an mit
der Ausschrist: MskS Paus ist zu ver
miethen, eventuell auch zu veriauien.
3W emlitnlirbe fnt bat flllt COItt
binirt. Er sehnte sich nach Gesellschaft
und nach Leuten, vie seine vrigineue
Wohnungs Einrichtung bewundern
würden. Beides hat er erreicht, e
kanntlich giebt es immer genug Leute,
die eine elegante Wohnung suchen, und
Herr L. kommt vor lauter Besuchern,
welche die Wohnung ansehen kommen,
gar nicht dazu, sich langweilen zu müs
sen. Er versteht es übrigens, einen
Besuch, der ihm besonders gefällt, sich
für einige Tage zu sichern. Er läßt
sich nämlich in Bezug des Verkaufs in
Ilnterkondliinoen ein. 5m lekten
Augenblick sinket er jedoch immer einen
orwano, es nichi aus oen io,uiub
eines Geschäftes ankommen zu laffen.
Da KeiKl es immer: ..Wissen Sie. ick
habe es mir doch überlegt und will wei
ter in meinem Häuschen bleiven." ver
Zettel jedoch bleibt draußen hängen.
Der alte Herr scheint sich Dank seinem
originellen Einfall sehr gut zu unter
halten.
Weiszer Lehrherr un schwarzer
Gesell.
Durch eine festliche Bewirthung wurde
nur eininer ?Zeit eine alte Bekanntschaft
zwischen einem Berliner Fabrikanten
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unv einem wwiwuijjtii uiumu. v
iekt 91 knkre alte Tonaoneaer Samuel
Garber hatte vor mehreren Jahren bei
dem chuywaaren gaornanten ner
in der Alexanberstratze wt. bn gelernt
und war dann nach Afrika zurückgekehrt,
nachdem er das beste Gesellenstück gemacht
hatte. Zur GeWerbeausstellung kam
auch Garber nach Berlin in die Cola
nialabtheilung. Hier sah ihn sein Lehr
Herr wieder, der ihn zu einem Besuche
einlud. Eines Tages kam oenn auch oer
lKmnne pnnkkimann in Begleitung fei
ner löjährigen Frau und mit 13 Män
nern und grauen an. Im Eompioir
war eine große Tafel aufgeschlagen, auf
der verschiedene Braten und andere gute
Sachen der Gäste harrten. Diese griffen
waaer zu, zum Zi.yeil nach europaiicher
Sitte mit Gabel und Messer, zum Theil
aber auch nach der einsacheren asrikani
schen Art mit den Fingern. Vortreff
lich mundete den Schwarzen Berliner
Weihbier mit Himbeersaft, das zur
Tafel getrunken wurde; sie konnten da
von nicht genug bekommen. Da aber
Esser und Garber sich verpflichtet hat-
ten, die ganze Gesellschast zu einer oe
stimmten Stunde in guter Verfaffung
wieder heimzubringen, so mußte doch
endlich der Kaffee mit Zwieback die
Weiße ablösen.
Lachte durch,
lerr: Aber wie können Sie nur so
gegen den Laternenpfahl anrennen?
Haben Sie ihn denn nicht gesehen?"
Vliident' Kr Krlnnken Kie 'mal
ich sah zwei und wollte so sachte
zwischen durch.
Nbel.
1. Einbrecher: Na, was enthielt
der Geldschrank, den Tu aufgebrochen
haft?"
2. Einbrecher: Nur ein Fünfzig-pfennig-Stück
und einen Zettel: Für
gehabte Mühe"!"
Recht angenehm.
Barbier (zum Gehilfen, der einem
fierm einen fl fin lieben fofll: Ten
Herrn mußt T' recht liebenswürdig be-
vanveln er yat noaz n ganzen
Mund voll!"
1
Line, enabrene Löchin,
Frau (als Kavallerie vorüberreitet.
zur Köchin): Die Kavallerie ist doch
eine reizend Truppe!"
.Köchin: Ja aber die Infanterie
ist treuer!"
v Richtige.
.Sie sagen, daß Sie so viele Sorgen
haben ja. verdienen denn Ihre großen
Söhne gar nichts?"
,.O doch Prügel verdienen sie."
I