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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 22, 1896)
3ronic des Schicksals. Vtiöt)1uitfl von D. E. Kuf einer giifiteiff durch Thüringen, wobei ich mich absci,z der vielbetretenen Touristepf,ade hielt, kam ich eines Stock) mittags bei Hi'inusireten ans einer anmulhigen , Mlduug auf einen der schönste ftlee.i Erde, die mir noch ans Meiner Weltwanderung anfgestoiien find. In dieser Landschaft schienen sich alle dem schonen Thüringen eigenthumlichen Vorzüge z einem ganz besonders reiz vollen Bilde vereinigt, ja gewissermaßen erdichtet zu haben und Feld und Wiese, sanstgeschwungene Httgelreihen, klare Bäche und grünende Laubwälder ver einigten sich zu einem Ganzen, wie man ti anheimelnder wohl selten antrifft. Ein besonder anziehender Punkt in dem Gesammtdild war ein mehr Villen als schloßartigeS Herrenhaus, das in mitten, eines schattigen GartenS zu lie gen schien. Ein vorübergehendes Bau ernmädchen nannte mir auf meine Frage nach dem Bescher den bürger lichen Namen Obermann! dem Herrn gehörten auch, so sagte sie mir, die uni liegenden Gefilde, so weit das Auge reichte. Ich näherte mich dem prächti gen Gebäude und schaute einige Minu ten durch das Gitter, das den Garten von der Landstraße abschloß, hinein, m mich an den sorgsam gehaltenen Blumenbeeten, insbesondere an der Fülle der herrlichen Rosen, meiner Lieblingsblumen, zu ergötzen. Auf dem Rasenplätze spielten einige Kinder, lustwandelnd sahen ihnen ei etwa vier zigjühriger Herr nnd eine um einige Jahre lünaere Tme zu. Ich war in den Anblick des reizvollen Familienbildes so verliest, daß ich nicht bemerkt hatte, wie och Jemand zu mir getreten war und ebenfalls die glücklichen Menschen beobachtete. Erst ein tiefer Seufzer lenkte meine Aufmerksamkeit aus ihn; es war ein Mann in mutleren Jahren, aber früh gealtert und blaß dem Anschein nach ein Beamter auf VLz lau. Sorge und Arbeit hatten tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben. Ich grüßte ihn und äußerte: Gliick lich, wer es so haben kann wie die Herren dicseS köstlichen Besitzes!" Ja. Sie haben recht," antwortete er, und eS zuckte schmerzlich um seine Lippen, Wohl wenige Menschen kön nen sich so gliicklich preisen wie der Be sitzer von Linderhöhe. Aber wissen Sie, daß eS Herrn Obermann eigentlich gar nicht voii Rechtswegen besitzt, und daß ein armer Teufel in der Welt herum, läuft, dem es eigentlich gehört?" Der muß sehr edelmütbig sein, daß er seine Ansprüche nicht geltend macht!" antwortete ich ungläubig. Er lachte höhnisch. Edelmüihia!" rief er. Nein, das ist er nicht! Ader das ist eine ganz kuriose Geschichte, Wenn eS Sie intereffirt, erzähle ich sie Ihnen." ,DaS wiirde mich wirklich interef. siren." -Als aut. Wir haben, denke ich, denselben Weg nach B. Bis wir hin, kommen, ist die Geschichte erzählt." Wir traten von dem Gitter auf die Landstraße zurück, und mein Reisege führte, der mir etwas wunderlich vor kam, erzählte : Das Herrenhaus da drüben gehörte vor 2 Jahren einem alten, halbver rückten Filz, der unverheiratet geblie den war und sich von einer alten Die nenn haushalten ließ. Sie war treu und märchenhast häßlich, aber ihre Tochter Helene war ein auffallend schö neS Mädchen. Der Alte hatte sich in die fixe Idee festgebiffen, daß sie nicht heirathen sollte, weil er die Ehe für die Quelle alles Unglücks hielt. Wie schön daS Mädchen war, können Sie noch an der Frau beurtheilen Sie haben sie ja vorhin gesehen eZ ist die Schloß Herrin." Seebohm, so hieß der Alte, halte drüben in Australien sein Glück ge macht; heimgekehrt kaufte er Lindcr Höhe, und dann erinnerte er sich seiner beiden Schwestern, die er vormals in kümmerlichen Verhältnissen zurückgelas sen hatte. Beide waren verstorben, jede mit Hinterlaffung eines Sohnes; Fritz gudirte von Stipendien, Julius war Zollbeamter mit 20 Thalern An fangsgehalt. Seebohm nahm Beide zu sich, unter der ausdrücklichen Be dingung. daß sie sich nicht in die schöne Helene zu verlieben hätten: geschehe dies dennoch, so würden sie enterbt werden. DaS Verbot half natürlich nichts, und Beide verliebten sich so schleunig wie möglich in die holdselige Helene. Nur war JuliuS schlau genug, es nicht merken zu laffen, während Fritz s ehr lich der so dumm war, es seinem Oheim zu gestehen. Der Alte lachte grimmig dazu und sagte: Schön, mein Sohn, Tu weißt ja, was die Folge sein wird. Schreibe eS Deiner Narrheit zu." Am andern Tage kam der Rotar nach Linderhöhe, uud Jedermann wußte, was daS zu bedeuten hatte. DaS war im Svötherdfte gewesen, und im folgenden Januar starb See bohm. Man telegraphirie eS dem Ro tar, und dieser telegraphirie zurück, er werd am nächsten Morgen zur Testa mentseröffnung kommen. Während nun Fritz bei Helene saß und daS arme Mädchen zu trösten be müht w. durchsuchte Julius, vom Teufel habsüchtiger Nevgier geplagt, die Papiere M Vnftorbenm indessen f. rdeitS,imm. Sicht, kam n denn auch auf ein öouvert. dessen Ausschrift : Mein Testament" ihm nicht geringes Herzklopfen verursachte. Zweimal legte er es eröffnet wieder hin, das dritte Mal siegte die Neugier im Bunde mit der Habsucht. DaS Testament war vor Jahresfrist ganz nach den gesetzlichen Borschristen abgefaßt und vollzogen ; eS füllte meh rere Soliofeiten mit der umständlichen Aufzählung aller Grundstücke. Gelder, StuatSpapiere u. s. m. Bei jeder ein zelnen Nummer war der Erbe angegeben immer derselbe Name dem nur die Verpflichtung auferlegt war, dem Fräu lein Helene May bis zu ihrer Verhei rathung eine Rente von 50 Thalern monatlich auszuzahlen. Julius war erdfahl im Gesichte, in einen Stuhl niedergesunken; der immer wiederkehrende Name war der seines Eousins Fritz! Er selbst war mit keiner Silbe erwähnt und also vollständig ent erbt. Niedergeschmettert von diesem ganz unerwarteten Schlage saß er einige Mi nuten da; dann erfaßte ihn eine unbän dige Wuth. Er ergriff das unseliges s .ri i . -!n v X v"4 Ciuincni, ng e iniiien uirnu unu warf es in's Ofenfeuer. Stieren Auges sah er zu, wie die Flammen das Schrift stück ergriffen und i Asche verwandet ten; sekundenlang glühten die Buch staden roth aus, dann erlosch Alles und der Lustzug entführte wirbelnd die Aschenflocken. Jetzt erst ward Julius inne, daß er sich eines schweren Vergehens schuldig gemacht habe: aber das bängliche Ge sühl, das ihn hierbei überkam, war rasch beschwichtigt; er beruhigte sein Ge wiffen mit dem tröstlichen Gedanken, daß min eine ehrliche und gerechte Thei lung des ErbeS zwischen ihm und Fritz stattfinden mllffe, und daß Helene nicht zu kurz komme, dafür würde Fritz schon sorgen. Er ging wieder an das Fach deS Schreibtisches, dem er das Testament entnommen hatte, und sah flüchtig die anderen Papiere an, die dort noch lagen; sie boten kein besonderes Jntere e. Plötzlich aber fühlte er sich wie von einem Schwindel erfaßt: Kodinu zu meinem Testament", hieß es da auf einem Eouveit. Hastig riß er es ans und ein gräulicher Fluch entrang sich seinen Lippen. DaS Kodizill. ebenfalls allen Anfor derungen entsprechend, batikte vom No vember des vorigen Jahres und lautete kurz und bündig: Ich bestätige hierdurch mein Test ment vom 2. Dezember 18,. in allen Einzelheiten, mit der einzigen Ausnahme jedoch, daß überall, wo dort mein Niffe Fritz Obermann genannt ist, der Name meines anderen Reffön Julius Schmist a dessen Stelle zu treten hat." Wäre Julius nicht gezwungen atm sen, sich möglichst ruhig z verhalten, er hätte in tobender Wuth Alles im Zim mer kurz und klein geschlagen. Er ballte die Fäuste, daß die Nägel sich in das Fleisch eingruben, raufte sich die Haare und biß sich die Lippen blutig. Aber das half Alles nichts, seine thörichte llcbereilung hatte ihn um fein Erbe ge bracht. Das Kodizill ohne das Testament war ganz werthlos: zudem konnte, wenn es allein zum Vorschein kam, der Argmohn, daS fehlende Testament beseitigt zu ha den, nur auf ihn allein fallen; es blieb ihm nichts Anderes übrig, als es eben falls zu vernichten. Das Kodizil wanderte in den Ofen wie das Testament und Julius sah sei ner Verbrennung zu, wie er der Ein äscherung des Testaments zugesehen hatte wahnsinnige Wuth im Herzen. Kaum fand er in dem Gedanlen Trost, daß ihm doch immer die Hälfte der Gü ter bliebe. Am anderen Tage kam der Notar; man suchte auf seine Anordnung im Arbeitszimmer des Todten nach dessen letztem Willen, aber eS fand sich nichts vor; der Notar schüttelte verwundert den Kopf und sagte: Ich habe selbst daS Testament ent worfen und weiß, daß eS hier aufbe wahrt worden ist. Ich kann mir kaum denken, daß Herr Seebohm eS vernichtet hat. SS findet sich vielleicht doch noch. Ader gleichviel; Herr Seebohm hat es als vorsichtiger Mann in zwei Exempla ren ausgefertigt und eins mir zur Auf bewahrunz übergeben. Hier ist es" er zog eS aus der Tasche wenn die Herrschaften erlauben, werde ich es vor lesen." Niemand bemerkte, wie leichenblaß JuliuS geworden war. Das Testament, genau dem Inhalt des derbrannten entsprechend, ward ver lesen; mitleidige Blicke trasen Julius, aber den eigentlichen Grund der sürch terlichen Aufregung, die das konvulsi vische Zucken seiner Gesichtszüge kund gab, errieth doch keiner der Anwesen den. AIS die Verlesung zu Ende war. blickte der Notar auf und sah Julius an. Und das kodizill?" stammelte die ser, seiner selbst nicht mächtig. Ein Kodizill ist freilich vorbanden gewesen," sagte der Notar, Julius mit tigentbümlichen Blicken musternd. Aber hier ist eS nicht, und ich habe es auch nicht. Es ist nur in einem Exem plar ausgefertigt worden, daS im Be sitze des Herrn Seebohm geblieben ist. Er muß es nachher wohl wieder ver nichtet haben. Vielleicht findet es sich noch. Andernfalls muß es bei den Be stimmungen des Testaments sein Be wenden haben." Man suchte noch einmal ich dem Kodizill, mit besonderem Eifer Herr Julius Schmidt, obgleich Niemand besser mußte als er, daß alles Suchen nutzlos sein würde. Am Tage darauf verschwand er spur los aus dem Schlosse und der glückliche Erbe Friß, sowie dessen grau Helene haben ihn niemals wieder zu Gesichte bekommen. Mein Reisegefährte schwieg, und ich sah ihn voll aufrichtigen Mitleids an. Armer Juli!" sagte ich. Er hat für seine Thorheit hart gebüßt. Haben denn die Besitzer von Linderhöhe sich niemals nach Ihnen umgesehen? Nie mals etwas für Sie gethan?" Er machte keine Miene, zu leugnen. daß er selbst der unglückliche Julius sei. Wohl haben ne mir nachaesor cht," antwortete er, und ausfindig gemacht, daß ich in meine frühere Carriere zu rllckgetreten war. Sie haben mir alle möglichen Anerbietungen gemacht, aber ich habe Alles zurückgewiesen. Ich legte mir selbst die Strase anf, mich nicht anders behandeln zu lassen, wie ich Fritz behandelt haben würde, wäre ich im Sinne de KodizillS Erbe gewor den. Er hätte nichts von mir zu er warten gehabt, ich habe nichts von ihm genommen. Geldsendungen, Packele, Einladungen Alles habe ich zurück gewiesen. Er schwieg einige Augenblicke still und begann dann wieder: Ich habe ein Gehalt, mit dem ich nur eben aus kommen kann; aber so viel Ersparnisse mache ich doch, daß ich doch alljährlich in meiner Urlaubszeit eine Reise bc streiten kann. Dann komme ich hier her, schaue in das irdische Paradies, das ich mir verscherzt habe und verschwinde wieder unerkannt, wie ich gekommen bin. DaS ist meine Buße." Aarnickel hat angefangen. , Bild aus dem Thierleben, Von Hilde-brandt-Strchlen, Der alte Nimrod war ein Erbstück vom guten Onkel Leopold; der schöne Hühnerhund war sein treuer Begleiter aus allen Ausflügen gewesen und ward uns von dem Sterbenden auf die Seele gebunden. Mein Freund und Liebling war das brave alte Thier schon lange geworden; darum sah ich eS als eine besondere Gunst an, als ich von meinem Vater mit der speziellen Versorgung unseres Kostgängers betraut wurde. Trudchen mein siebenjährige! Schwesterchen mußte stets zuvor meine Erlaubniß nachsuche, wenn sie mit ihm spielen oder in den Wald gehen wollte. An einem Sonntag war's, als Ger trud von einem Besuch aus dein nahen Städtchen zuriickkehrte. In die Kinderstube kam sie geformt' gen, wo die Mutter an der Wiege des Kleinsten saß. ,Ach liebe, süße Mama! versprich mir, daß ich es behalten darf!" Was denn. Tu Wildfang!?" Was ich hier in der Schürze hab'! Es ist zu reizend und lieb!" Nürrchen! weißt Du denn nicht, daß blinde Versprechungen nicht gel ten? Zuvor muß ich doch wissen, was es ist." Da kauerte Trude vor der Mutter nieder, öffnete ihre Schürze und ließ ein niedliches, schneeweißes Kaninchen auf den Boden hüpsen. Forstmeisters Len chen hatte es ihr mit Genehmigung ihrer Eltern geschenkt. Mama hatte gegen die Wünsche ihres Töchterchens nichts einzuwenden, denn auch sie liebte die Thiere und sah es gerne, wenn ihre Kinder eine Freude darin fanden, ihnen Liebes und Gutes zu erweisen. Gertrud war nun ganz glücklich, auch ein Wesen zu besitzen, das sie mit ihrer Sorge umgeben, mit ihren Zärtlichkeiten überschütten durfte; obwohl eS ihr nicht gestattet war, daS liebe Geschöpf, wie eine Puppe, Stunden lang auf dem Arm herumzuschleppen. Ungeschickte Liebkosungen können Anderen weh thun," hatte die Mutter gesagt. Hänschen so war das Kaninchen getauft worden benutzte die ihm gewährte Freiheit auf's Beste; sie schien ihm auch sehr gut zu bekommen, es wurde rund und fett dabei. Während seiner Freistunde" vfleate die ganze Familie sich in der Küche zu eriammeln. fcogar der Säugling aus der Mutter Arm langte mit seinem Pätschchen nach dem kleinen Possen, reißer. Laut jauchzte er vor Lust, wenn er herabgelassen wurde und HSnschen, an ihm sich aufrichtend, Mund und Wange ihm küßte. Gertrud aber behauptete, .ihr Lieb ling sei klüger, als alle andere Kanin- chen," denn er lernte aus zwei Beinen gehen, schildmache stehen, durch den Reifen springen, Bettelmann spielen nnd ähnliche Künste. Eines TageS. als daS weiße Männ chen zur gewohnten Stunde eben feine! Porstellungen gab, ging plötzlich die! Tbüre aus und herein kam. mit leisem Tritt Nimrod. Er mochte das Wild" gewittert und die Thür sich mit der Pfote selbst geöffnet haben. Die Ruthe hoch gehoben. daS Saar gesträubt, näherte er sich schleichend der erwöhnlkn Jagdbeute. I Mitrud schrie laut auf und wollte ihren Schützling unter der Schürze ver stecken. Der aber, neugierig, wie Kar nikel sind, sprang von ihrem Schooße, lief auf den fremden Eindrinalinc: ni. richtete sich an ihm empor und brachte sein Cchnüllzchen dicht an Nimrod'S flockigen Behang, als wolle er ihm etwas in'S Ohr sagen. Solche Frechheit war dem alten Hunde noch von keinem jagdbaren Thiere vorgekommen. Wie versteinert stand er da) halb Zorn, halb Staunen. Den kleinen Springinsfeld" schüchterte jedoch des Großen drohende Haltung nicht im Mindisten ein. Er suchte und fand in ihm nur den willkommenen Spielgefährte seiner Art, dehnte und reckte sich so lange, bis er mit seinem Mäulchen deS Hundes Nase berührte, der ein Kiißchen" zu appliziren ver suchte. Da rüttelte und chüttelte sich Nim rod, klemmte die Ruthe ein und begann den Rückzug, Hänschen mußte ihn gekitzelt haben. Bon diesem Augenblicke an war Nim rod deS Kleinen erklärter Liebling und auch Nimrod dachte nicht mehr daran, sich an dem Liebling Aller zu ergreifen. Eine Zeit lang zwar versuchte er eS wohl, gegen den Zudringlichen den Zu rllckhaltenden zu spielen: das half ihm jedoch wenig. HSnschen'S Ehrgefühl war nicht so zarter Natur, daß Zeichen stummer Verachtung ihn qekrSnlt hätten. Wo der alte Hund sich auch verstecken mochte; Hänschen hatte eine feine Nase; Hänschen fand ihn doch. Allerdings nur in der liebevollen Abficht, den Grämlichen zu zerstreuen, mit ihm zu tändeln, zu spiele, schön zu thun. AI- lein was nützt die gute Meinung", wenn ihre Aeußerung weh thut. Nim rod war alt nnd mürrisch, zu tollem Spiel und heiteren Scherzen selten noch aufgelegt. Mit der Zeit gewann cr zwar so viel Selbstüberwindung, um sich die tollen streiche seines lugend lichen Gesellen ein Weilchen gefallen zu lassen ; geduldig ließ er sich von ihm necken und lecken, rupfen und zupfen. lagen und wagen, wenn aber der U band gar nickt aufhören wollte, riß ihm mitunter doch die Geduld. Er fing dann an zu knurren und zu murre, sich zu rütteln und zu schütteln, um den Quälgeist los zu werden. Als aber auch das nicht mehr helfen wollte, als der Unband sich unterstand wen der Alte sich müde und schläfrig in die Sonne gelegt aus ihm herumzutrommeln als wäre sein ehrlicher Hundebalg ein gegerbtes Kalbsfell, dann sprang er wohl wüthend und zähnefletschend ans, daß Gertrud fürchtete: er werde ihr weißes Eugelchen zerreißen. Ader auch das war nur blinder Lärm. Nimrod war zu gut erzogen, nie ließ er den Friedensstörer die Ueberlegenhcit seines Gebisses fühlen ; höchstens war er ihn. mit der Schnauze in die Luft, daß er sich überkugelte und in irgend einen Winkel taumelte; immer nur, um nach kurzem Zander, Putzen und Be, sinnen, das alte Spiel vo neuem zu beginnen. Resignirt schien der !üielge plagte in sein Schicksal sich zu ergeben, Ich allein besaß ein volles Verstände niß für die Leiden des alten treuen Thieres; war er doch mein Nimrod. Ich bereitete ihm ein Lager auf dem hohen, von einer halbkreisförmigen Lebne aciäiiiklen Gartenstuble. in dem ich ihn, so oft er mir ruhebedllrftig schien. mit Aufbietung aller meiner Kräfte, emporhob. Vergebens! Auch dieses Asyl ward nicht respettirt. HänS chen stutzte einen Augenblick, hüpfte neugierig heran, stellte sich auf die Hin terbeine, reckte und streckte sich nach Möglichkeit. Da es ihm aber nicht lang: mit der Nase nur ein Härchen seines Freundes zu erreichen, duckte er nieder, Iprang und hu chte zwischen den Sprossen der Lehne hindurch zu dem Hoch m des Hundes, um aus de e Rücken ein warmes und weiches Lager pch zurechtzulratzen" . . Wenn sie dann beide friedlich bei ein ander schliefen, gewährten sie einen gar lieblichen Anblick. Gab es dagegen wieder einmal Krieg, so trug geo,ß der kleine Kobold die chuld. Will's ihm nur wünschen, daß seines großmüthigen Freundes Geduldsfaden nie gründlich reiße. Für alle Fälle wi en wir letzt, wie wnhlbegründet daS alte Sprichwort : Karnickel hat angefangen." Xer Professor und sein Student. CtanislausAignan Julien (1799 bis 1872) betrieb mit großem Eifer die chinesische Sprache und wurde nach Adel Remusat $ Tode Professor dieses Lehr saches am College de Franee" zu Paris (1832). AIS er feine Vorlesungen be ginnen wollte, herrschte gerade ein ganz abschenlicheS Wetter. ES regnete in trdmen, die Straßen waren mit chmutz und Psützen bedeckt, ein kalter Wind drang durch Mark und Bein. Julien hatte deshalb befohlen, seinen Hörsaal gehörig zu heizen, nm den Studenten den Aufenthalt darin so an genehm, wie möglich, zu machen. Als die Stunde der ersten Vorlesung heran gekommen war, packte er seine Papiere und Bücher zusammen und stieg in einen Fiaker, der ihn bald an das Col lege brachte. Er sprang schnell aus dem Wagen, rief dem Kutscher zu. er solle auf seine Rückiebr warten, und betrat tn Hörsaal. Gähnende Leere starrte ihm entgegen ! Kein Mensch war an wesend. Achselzucken seZie sich der Professor auf seinen Leb'.ftuhl und ver tieste sich in seine Schriitep. Er wußte selbst nicht, wie lange er so gesessen, da öffnete sich die Tbiir und herein trat eine triefende Gestalt, eingehüllt in inen langen Mantel, und nahm stumm neben dem Ofen Platz. Gewiß ein tie ser Kenner deS Chinesischen," der trotz dieses Wetters kommt, meine Kenntnisse z pulsen, dachte dieser. Tamit begann er seine Vorlesung. Er sprach über den Philosophen Mengtse, über die Lehre des Taotse und deS Tao teking: er sprach über die Dramen Hoci-laivki und Tschao-chi'koneiil: sein Zuhörer saß in unerschütterlicher Ruhe da und hörte zu. Nachdem sich der Professor fast heiser gesprochen hatte, schlug die Uhr, und er schloß befriedigt seine erste Vorlesung mit einer Verbeugung vor dem Herr Studenten. Auch dieser erheb sich und sagte: DaS hat lange gedauert ! Meine arme Pserde werde sich hoffentlich unterdes se nicht erkältet haben; ich habe mich angewärmt: kommen Sie schnell und steigen Sie ein ! Wohin soll ich Sie jetzt fahren?" Der arme Etanislaus hatte seine Abhandlung über die chinesische Sprache seinen Kutscher gehalten ! Die erst Tuppe. Unsere Vorfahren müssen eine Kost geliebt haben, welche so eigenthümlicher Art war, daß wir heut z Tage nur noch mit einem gelinden Schauer daran denlen könne. Suppe kannte man lange Zeit hindurch gar nicht. Dasür schwamm das fleisch in einer Brühe, welche man stark mit Pfeffer, auch wohl E?aran, wurzle, denn es wurde wie ein altes Speiselied erzählt von einer solchen Brühe verlangt, sie sollte schars fein, daß der Mund gleich einer Apotheke rieche und aus dem Becher ein heißer Rauch aufsteige. Diese Brühen waren die Vorläuferinnen unserer Suv pen. Auch die Weine waren nicht min- der stark gewürzt. Da kann es uns nicht wundern, wenn der Durst kein Ende nehmen wollte. Als Begründung hierfür mag theil weise gelten, daß man im Mittelalter Fleischsorten zubereitete, welche heut' zu Tage entweder gar nicht mehr oder doch nur nebenher genoffen werden, und welche wegen ihrer Nüchternheit der schar en Brühen eher bedurften. So ,, B. wurden nicht nur Pfauen und Reiher, sondern in den besten Häusern im dreizehnten Jahrhundert auch Kra niche, Störche, Schwäne, Krähen und Rohrdommeln gegessen; selbst Habicht und Rabe wurden nicht verschmäht. Der eigentlichen Suppe begegnen wir zum ersten Male gegen Ende des Mittel alters anf der Tafel der Hochmeister der berühmten Teulschtttter zu Marienburg. Diese ersten Suppen waren mit Peter- stlienwurzeln, Mohrrüben und ,Knb lauch zubereitet. Die Hofhaltung es Regus Mniclik. Eine Besonderheit des Hofes von schga sind; wie in einer Studie von Ph, Paulitschte über die Hofhaltung des Ne, gus Menelik ausgeführt wird, die Mas sen-Abspeisungen des Volkes, die das ganze Jahr über dauern, vornehmlich aber vor nd an Festtagen veranstaltet werden. Der sogenannte Trondo, das ist der Genuß fast ganz rohen Fleisches, ist bei ihnen üblich. Fremde muß es eigenthümlich berühren, bei dem Er scheinen zur Hoftafel die Rinder, deren Fleisch in nächster Stunde gegessen er den soll, noch wohlgemuth, im Vorhofe spazieren zu sehen. Im Abdarasch. der großen Halle, sind lange, den Gasten bis an s Kinn reichende Tafeln gedeckt, und die Geladenen werden in mehreren Gruppen eingelassen. Der Negus mit dem Hofstaat präsidirt den Mahlzeiten. Kroße, mit Honigbier gefüllte Ochsen- Hörner machen die Runde, und Sänger beleben die Stimmung. Nach und nach entsteht in der Regel Heiterkeit unter den Speisenden, die in Ausgelassenheit und wilden Lärm ausartet. Indessen muß mit ziemlicher Hast gespeist wer- den; denn eS warten noch mehrere bungrige cyaaren auf Einlaß. Die Gesättigten sollen sich auf ein gegebenes Zeichen rasch entfernen, und Hofbedien stete haben die Aufgabe. Säumige mit der Peitsche hinauszutreiben. Dieses Tafeln dauert bis tief in die Nacht bin- ein. Menelik thront auf erhöhtem Platze und ertcqoptt nq in Herablassung und Liebenswürdigkeit gegen seine Gäste. Fatal Lage. Studiosus Bierle verläßt um halb 2 die Kneipe, kommt aber, da er stark ge laden tat, nicht weit; er sallt in der engen Gaffe, die er eben pasiiren wollte, und macht nicht die geringste Anstalt, sich selbst wieder zu erheben, denn die Nachtwächter der kleinen Universität? ftadt waren ja die Aufmerksamkeit selbst gegen die Herren Studios; sie würden ihn schon heimdringen. Um i' verläßt Studios Sui!!t die Kneipe und da er ebenfalls voll und denselben Weg hat, stolpert er über den Eollegen Bierle und fällt über den selben hin. Auch von seiner Seite wer den nicht die geringsten Vorbereitungen getroffen, sich selbst wieder zu erheben. oder seinem rruder Bierle auf die Beine zu Heiken, denn auch er kennt die sorgsame Nachtmache der Musenftadt. Dieses unerhoffte Wiedertrrffen. das er heute nicht mehr vermuthet hat, das ihm aber für morgen einen Gang zu er sparen vielleicht behilflich war, wird von ihm vielmehr dazu benützt, seinen Eommilitonen also zu inlerpelliren: Bie Bierle. sag' mal. befindest Du Dich nicht in der Lage, mir zwa zwanzig Mark für morgen zu pum pen?" Leider war daS Resultat dieser inti wen Frage für heute ein negatives. den der unter ihm liegende Bierle er widerte dnmps und gepreßt: Be de daiire, mein Po Po Portemonnaie ist iin0alill zu krieae. ich liege darauf, di bin also a absolut nicht in der Lage!" z,n rufst. Ein Studiosus kommt spät am Abend stark angezecht nach Hause uud will sich noch wasche. Sein Waschtisch steht neben dem offenen Fenster und er gießt daher das Wasser aS der Kanne, statt in das Waschbecken, zum Fenster hin aus. Stimme vo ten: WnS soll denn daS Herinitergießen von Wasser . . ich werde die Polizei holen I" Studiosus: Was wollen Sie den eigentlich wie kommen Sie überhaupt in mein Waschbecken?!" Abgefertigt, Frau: Männchen, ich brauche noth wendig einen neuen Hut!" Professor (eisrig denn Studium): Liebes Kind, wie ost soll ich Dir och sagen: ES gibt nichts NeneS unter der Sonne! Und nun störe mich nicht weiter!" Giilcint, Sie: Wie viele Sterne sehen Sie augenblicklich?" Er: Zwei mehr als Sie!" Sie: Wieso denn?" Er: Ich sehe Ihre Augen!" Auf der Slrasjc, Wie heißt Du denn, mein Kleiner?" Ick weeß ich!" MaS. Du weikt icbt, wie Du heißt? Wie ruft Dich denn Dein Vater!" Der ruft mir nich, der pfeift mir in erfahrener thcf. Prinzipal: Mit Ihren Zeugnissen bin ich zufrieden; ich engagire Sie un ter der Bedingung, daß Ihre Mutter nie krank wird, keine Großmutter stirbt, kein Onkel eine Erbschaft hinterläßt und Ihre Cousine nicht zu Besuch kommt!" Boshaft. A. (Sonntagsjäger): Ich gehe jetzt auf den Anstand." B. : Wird wohl bei einer Anstand Visite bleiben!" Keine Auswahl, Mutter: Pfui, schäme Dich, Paul chen! Tu schlägst sogar Deine kleine Semester?" Panlche: Ja, wen soll ich denn sonst schlagen, Mama?" Line schreckliche Lnldeckuiig, Fräulein Laura geht ja immer so düster und verschlossen herum?" Ja, über ihrer Herkunst hak ein furchtbares Geheimniß geschwebt, das jetzt enthüllt ist." Welches denn?" Ihr Geburtsjahr!" Unsere Schnikindcr, Lehrer: Na, wie heißt daS Sprich wort, Schlipke: Reden ist Silber und Schm:i ?" Scklivke: Und Sckmein n, tirr Mensch haben!" Mch aufgefaßt, In der Notb erkennt man den Freund. Det Sprichwort stimmt nich!" Woso?" .Nanu, in der Notb erkennt man ihn doch nicht, da verschwindet er ja." Bissig, Ehemann: Sieb nur. dort drKn bei unserem Nacbbar eilt ia ein Tnfini- in'S HanS, sollte dort plötzlich Jemand eriranii ,ein, gerade heute, wo sie den großen Damenkasfee geben?" Frau: Es wird wob! eine ier Bat. feeschwesiern plötzlich einen Kinnbacken trampt oeioinmen haben." Renommage. Sikireiber üm VenriH ,in Qimmtr , miethen, zum Hausherrn): ....Die Ritzen im Fußboden müssen Sie noch verstopfen lassen: da kann m in ,i, leicht sein ganzes Geld verlie ren!" Bedenkliche liilfc. A.: Wie ist denn ha M.ri Sie letzten Sonntag zu leihen ge'nom men?" B.: O. (ineliif mi(jii!.i War mir ieaar mbr?ri TO.it. t, ; m Absteigen behilflich!" Boshaft. n.h Cmm .I .f.. v cm. w , mimi, uuil Utl UW jor, den wir vor sieben Jahren in Oft ende kennen gelernt; er hat sich fast gar nicht verändert!" - Ach ja er hat sich wirklich sehr gut conferwattirt!" Bedenkliche Verstärkung. Richter (um Zeuaen):.. ..lks bt den Anschein, als ob Si, i hi Wahrheit sprechen würden!" Vge: Entfchuldizkn. fe !,. richtsW, ich red' sogar mehr als d' Wahrheit!" Beste Lmxftiilung. Piccolo. haben Tie gute Cigarren?" Jawohl !" Sind sie aber euch M i r k l i ch gut ?' Das alauUf irfil ,(. " ' - tUUU'l u i ii : i Herr Oberkellner selbst!"