Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 24, 1896, Image 12

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    Der Ucberfafl bei pueblo.
Stählung au5 Jifuerico von W, von
Schtovrand,
Als die Postkutsche aus dem Camp
der Star und Crescent Compagnie her.
ausrollte, befand sich nur Aiose Dan
ville aus dem Kutscherbock und der Ma
ager, Al Hackett, drinnen. Ader als
sie das Hals Way.House. die berüchtigte
Spielhölle gerade jenseits der Corpora
ionsgrenze, erreicht hatten, stiegen noch
sechs andere Passagiere ein, die sammt
litt) nach Tucson wollten, wo sie ihre
MonatSgagk auf angenehme Manier
los z werden beabsichtigten. Dies war
Hackctl unangenehm, denn er hatte ge
hofft, die lange Fahrt unter elivas an
genehmeren Bedingungen zurücklegen
zu können und nun diese Giscllschast
von rohen, lärmenden, halbbetrunlenen
Raufbolden ! Indessen, es war nichts
zu machen.
Eine Zeitlang, erirug er oie auer,i
handgreiflichen Spüße und b,e sich nur
um Spiel und Liebesabenteuer, sowie
Trinkgelage drehende Unterhaltung der
leas Vielellen, aber als ,:mw irnas
und ,.Monk" Leab in Streit eriethen.
weil einer den anderen des Betrugs
beim Kartensv!cl beschuldigte und that
sächlich schon einige Handgreiflichkeiten
ausgetauscht morden waren, du wurde
eSdem Manager verklär uno mes
cent dock ,u viel. Am nüch tm alte.
Platz stieg er aus und begab sich auf den
leeren fcttz neuen dem KuiMr. Zu
seinem lütt, denn hier stieg noch Bella
Watts gewöhnlich Coon Bell" ge
nannt, weil sie aus Illinois, dem
Coonftaate, stannnte ein und deren
Gegenwart trug noch dazu bei, die toü
ften Kerle ganz uud gar aus dem Haus
chen zu bringen. Außerdem war Bella
auf Herrn Hackett durchaus nicht gut
zu sprechen, da er mehrmals energische
Schritte ergriffen hatte, um sie aus dem
Camp zu treiben, wo sie die hartarbei
tenden Miners ausplünderte. Bella
ließ sich's denn auch nicht nehmen, ihrem
Zorn gegen Hackett freien Lauf zu
lassen, und einige ihrer frechen Bemer
kungen mußte er hören, obwohl er nicht
darauf zu achten borgab. Coon Bell"
indeß fand bald Besseres zu thun, denn
die Thatsache, daß ihre Reisegesährten
nach Tucfon mit vollen Taschen reisten,
veranlaßte sie, sich ihnen gegenüber von
ihrer liebenswürdigsten Seite zu zeigen.
Und so ließen sie alle Al Hackett unge
stört mit dem grauköpfigen Kutscher
plaudern.
Mose Danville, der seit einer Reihe
von Jahren seitdem Überhaupt eine
Postroute nach Tucson existirte regel
mäßig Onkel Sums Geschäfte dort
hin besorgte, war ein merkwürdiger
Bursche. Er fluchte nie und trank auch
nie einen Schluck Forty Rod"
dafür aber war er um so grlesgrümi
ger. Als ihm jedoch Al Hackett er
zahlte, daß er nach Tucson gehe, um
seine Familie dort abzuholen und nach
dem Camp zu bringen, da thaute er
aus uud freute sich kindlich, daß doch
endlich ein paar wirkliche, leibhafte
Kids" denn die paar Indianer
linder, die man dort gelegentlich zu sehen
bekam, zählten nicht in'8 Camp kämen.
Und darauf erzählte er einige Varns"
aus den Zeiten, da die ganze Gegend
noch neu" war, von dem verrückten
Engländer, der sich mit dem Rasirmes
ser die Kehle durchschnitten, weil die
Rothhäute seine Familie auf dem Wege
skalpirt hatten; von Mike Underwood,
dein geizigen Barbier, dem die Boys"
einst aus Spaß seine ganzen Erspar
nisse geraubt halten und der deshalb
die ganze Regierung in Washington um
Hilfe angerufcn hatte, und von seinem
verstorbenen Bruder Billy, der auch ein
mal ein Kid" im Lager gehabt, das
aber an den .ChiuS" gestorben sei.
Plötzlich unterbrach Mose Danville
seinen Redestrom.
.Kroßer Pütt, sahst Du das, Al
Hackett?" schrie er.
.Was?'
.Dort," und er deutete mit dem
Zeigesinger c::f ein blitzartiges Leuchten,
das auf dein einige Meilen entfernten
Berggipfel siÄldar ward und einige Se
künden später durch ein ähnliches Auf
flackern auf dem gegenüberliegenden
Felsvorsprung erwidert wurde.
.Run?" frag Al Hackett.
Indianer, so wahr ich sehe,"
.TummeS Zeug."
.Sage das nicht zu mir! Al Hackett,
der ich die blutdürstig! Hallunken nun
seit vielen Jahren gründlich kenne. Wir
müssen uns aus anen lledersall gefaßt
machen, und da? bald. Wenn ich nur
wüßte, wie flirt die Kerle sind. Halt
eins, zwei, drei sechs sind's
aus alle Fälle, wahrscheinlich aber mehr.
Run. eine Weile können ir's ja aus
halten, haben gute Schießeisen und hin
länglich Munition bei unZ.'
Mose deuate sich und sprach in das
Innere der Kutsche hinein. Nur wenige
Worte, aber diese genügten. Coon Bell
wurde erst kreidebleich, dann sing sie zu
jammern und zu klagen an. Die drei
MinerZ. die ihren Rausch eben friedlich
ausschliefen, wurden geweckt und einer
derselben, .kg' Bootb, war nvor
sichtig genug, sich in der Kutsche hoch
aufzurichten und mit seinem Fernrohr
nach den jetzt deutlich sichtbaren .Gegen
fiflnlvit" k'n"Iiian die aus hrn n
der Sonnetigwtd, beschienenen Felsen
sich im ChapvarrlveVrüpp bin und her
dttvkgtkN. i Kuzel pfiff dicht an
ihm vorbei und veranlaßte ihn, f.ck)'
schnell zu ducken. Mose sandte aber im j
selben Moment dem einen der krieche
den Gegenstände" eine gutgezielte Bohne
nach, denn man sah denselben platt
umfallen.
Es wird Ernst, Boys," bemerkte
hieraus Mose Danville sehr ruhig. Und
wir müssen unsern Kriegsplan schleu
niast treffen. Halt ich schlage ffol,
gendes vor: Hier, Du, Al Hackett. gehst
mit dem Frauenzimmer, um Beistand
herbeizuholen. Ich sahre feitet) erst nacy
Canyon Mercedes, wo wir uns eine
Weile gegen die Hunde vertheidigen
können. Dort nimmt Al und
Frauenzimmer jedes das schnellste Pferd
von meinen sechs. Zyr reitet vann 0
gut Ihr könnt, ohne Euch dloszustellen,
immer nordöstlich-es ist 25 Meilen bis
Bad Are. Dort findet Ihr Hilfe, und
die bringt Ihr schleunigst hierher."
So geschah es auch. Canyon Mer
cedes ist ein enger Felsenpaß, im In
neren fast dunkel und sehr schwer von
Oben zugänglich, da die Spalte im
Gestein sich nach oben bedeutend der
engt, und auf beiden Seiteneingäugen
für die dar, Befindlichen leicht zu ver
theidigen, da ihr Auge, an das Dunkel
gewöhnt, jeden Eintretenden besser er
kennen kann, als des Letzteren Auge
die im Canyon Besindlichen. Es war
thatsächlich eine Art natürlicher Fe
stung, diese Felsenspalte, und es sah
wirklich so aus, als ob man sich dort
schon längere Zeit gegen die angreifen
den Indianer, selbst wenn diese bedeu
tend in der Mehrzahl sein sollten, werde
halten können.
Al Hackett sträubte sich erst gegen
den Plan des alten Danville, umso
mehr, als er das ihm verhaßte Weib,
Coon Bell, zur Fluchtgefährtin erhol
ten sollte. Es ging ihm, wie er sagte.
"agarnst the gratn," die Anderen in
der Patsche sitzen zu lassen. Der alte
Danville machte ihm aber klar, daß
seine Aufgabe erstens einmal durchaus
keine gefahrlose sei, denn er laufe w
fahr, von den Indianern erblickt und
eingeholt zu werden, und daß zweitens
nur aus diese Weise die ganze Gesell,
schaft gerettet werden künne.
.Was allerdings unwahrscheinlich
," brummte der Alte halblaut m
seinen langen Bart. Wohl oder Übel
mußte Al Hackett sich mit Coon Bell auf
den Weg machen. Sein Beistand,
ebensowohl wie sein Herz, sagten ihm,
daß er sich und seiner Familie es schul
dig sei, wenigstens den Versuch zur
Rettung seines Leben zu machen.
'
Nur wenige Minuten nachdem die
Postkutsche durch den engen Eingang
des Passes gepoltert war und an einer
günstig gelegenen Stelle angehalten
hatte, saßen Al Hackett und Bella auf
ihren Pferden, die Büchsen über der
Schulter und den schweren Navyrevol
er im Gürtel. Mose Danville gab
ihnen nochmals genaue Verhaltungs
maßregeln, dann tagte er nur noch zu
Coon Bell: Wenn ich Dich nicht wie
dersehen sollte, so nimm Dich zusammen
und bessere Dich.
Dann klapperten die Hufe der zwei
Pferde auf dem harten Felsenboden
fort, bis das Geräusch sich in der gerne
verlor. Das Canyon war lang: min
bestens zwei Stunden waren sie schon
geritten und immer wollte es noch kein
Ende nehmen. Aber schließlich fan
den sie doch einen Ausweg in's Freie.
Und nun geradeaus in nordöstlicher
Richtung. Aber die zwei Gäule waren
ermüdet und sie ließen sich selbst durch
die Peitsche und die Sporen nicht mehr
zu großer Eile treiben. S schien lein
Mond, aber die Sterne leuchteten hell
und friedlich da oben am tiefblauen
Himmelszelt, und der Nachtthau fiel
stärker und stärker. Die Gegenstände
auf dem Pfade waren deutlich zu er
kennen, und der Meilenstein jeuseils
des Bergrückens, den die Compagnie
vor Kurzem dort hatte aussetzen lassen,
sagte ihnen, daß ne die gute Hälite
ihre? Weges schon zurückgelegt hatten
und daß, wenn daS Glück sie weiter de
günstigte, Bad Aze und die Sicherheit
innerhalb zweier Stunden erreicht fein
würde.
Da plötzlich stolperte das Pferd, auf
dem Coon Bell saß, und im nächsten
Augenblick lag es, wild ausschlagend,
aus dem Boden, das Mädchen darunter.
AuS schreck stieß fte einen gellenden
Schrei aus. Es war rhr aber weiter
nichts geschehen. Al Hacket half ihr
unter dem Thier hervor. Ta bemerlte
er, da das Psero, ais es ncy ausricy
tcte, stark hinlte. Es mußte ftch kcha
den gethan haben. Was thun?
Selbst in diesem Augenblicke der
höchsten Noth aber verleugnete sich nicht
da Gefühl, das jedem Manne des
Wilden Westens eigen ist. gleichviel
was und wie das Weib sei, dem es gilt.
Rasch entschlossen half er ihr auf sein
eigenes, unbeschädigtes Pferd, und, sich
an der Mähne deffelben festhaltend, um
schneller laufen zu können, trabte er da
neben her.
Sie kamen indeß nur langsam so
fort. Eine halbe Stunde mochten sie
von der Stelle des Unfalls sein, als Al's
scdarfcS Auge auf dem schroffen Felsen,
der zur Rechten sich erhob, eine dunkle
Gestalt bemerkte. Im nächsten Mo
ment erblickte er eine zweite, die lautlos
auf dem Grate, der parallel mit dem
Pfad lief, dahin schoß. Er wußte, was
dies bedeutete. Sie waren entdeckt und
eingeholt von den ApacheS. Und welche
Chance hatten sie da. wenn sie zufam
men blieben!
.Reite so schnell Tu kannst. Bella!'
flüsterte er dem Mädchen zu. dem mü
den Gaul einen derbe Schlag auf die
Breitseite versetzend. Ich bleibe hier
und vertheidige mein Leben, so lange
ick kann. Komme wieder, sobald es
möglich ist uud. wenn ich todt bin,
rette meine Leiche weigstens aus den
Händen der rothen Teusel."
Coon Bell nickte nur. Sie war
bleich, aber ihre Züge zeigten den Muth
der Berzmeiflung, und so jagte sie in der
Richtung aus die nneoiuna, davon.
Zwei Stunden später, daS erste Mor
grauen machte sich gerade bemerk,
lich. kam die Rettungsmannschaft an
der stelle vorbei, wo das Äiädchen von
ihm Abschied genommen hatte. mi
war zu sehen, und schnell jagten sie auf
ihren frischen Pferden weiter nach
Canyon ?!ercedes. Dort fanden sie
zwei der Miners todt, einen anderen
ermundet, den alten Mose Danville
aber unverletzt.
Auf dem Rückwege machten sie Halt
dort, wo Al Hackett zuletzt lebend er.
blickt worden war. Univeit der Stelle,
hinter einem gelsenblock, der ihm etwas
Schutz gewährt haben mochte, fand man
leine Leiche, durchlöchert von Kugeln.
Um ihn herum lagen die Papierhlllsen
der Patronen, die er verschossen hatte
es mochten an die vierzig sein, ein Be.
weis, daß er sein Leben theuer verkaust.
Er war skalpirt und bot einen gräß.
lichen Anblick.
Der Sput von Döberow.
Manöoerhumoreske von Hugo Marohke,
Vierzehn Tage lang hatten wir uns
bereits im märkischen Sande aetum.
melt, als wir auf Schloß Döberow in
Quartier kamen. Graf I,, der Schloß
Herr, ließ es seinen Gästen an nichts
fehlen, und so war alles fröhlich und
guter Dinge.
Am Abende versammelten sich die
Kamerad von den benachbarten Zim
mern in unserer Stube zu gemüthlichem
Beisammensein, dem sich auch einige
Angestellte des Schlosses zugesellten.
Der Aufenthalt in den alterthüm
lichen Räumlichkeiten brachte es mit sich,
daß die Unterhaltung bald auf jenes
Thema kam, welches einem jeden unter
der Rubrik Ritter- und Räubergeschich
ten" von der lieben Jugendzeit' her be
konnt ist.
Eben hatte Kamerad Grobklotz eine
schauerliche Mär Schauplatz und
Zeit : im Burgverließ, Nachts um die
zwölfte Stunde vom Stapel gelaf
fett, als der dicke, gräfliche Koch und
Küchenmeister das Wort ergriff.
Sie werden mich auslachen, meine
Herren Grenadiere, und doch will ich
Ihnen die Mittheilung machen, daß es
in diesem Schlosse spukt."
Diesen mit allem Ernste und Nach
drucke gesprochenen Worten folgte mo
mentanes Schweigen.
.Erzählen, erzählen!" erschallte es
sodann.
Der lange, halddunkle Korridor
draußen," berichtete der Aufgeforderte,
führt auch an der Speisekammer vor
bei. Dieser Raum mit seinen starken
Mauern diente in alter Zeit zum Burg
gesängnisse. Einst fand man einen
Gefangenen, den Raubritter Kuno von
Lanzenschaft als Leiche darinnen er
hatte sich über Nacht an dem Fenftergit
ter, welches heute noch vorhanden ist
erhenkt. Doch der Geist des Selbst-
Mörders fand keine Ruh' im Grabe;
immer, wenn die Wetterfahne auf dem
Schlosse gen Osten zeigt, geht Ritter
Kuno gespenstisch um."
.Haben Sie den Geist gesehen?' sagte
Jemand.
.Gesehen nicht, aber gehört desto
öfter, wenn die Ruhe der Nacht im
Schlosse herrschte. Der Herr Graf,
welchen ich einmal bat, die Speisevor
räthe in einem anderen Raume unter
vringen zu ian, schalt mich zwar
einen Hasenfuß und verbot mir, ihm je
wieder mit dergleichen Altweibergeschwätz
zu kommen. Ader die Sache hat doch
ihre Richtigkeit.'
Ja. ja, ich habe ihn auch vernom
men," bestätigte der herrschaftliche Thür
schließet, .das gesummte Schloßpersonal
weiß davon.'
.Der Respekt vor dem Spuk ist so
groß,' erzählte der Koch weiter, .daß es
mir noch nie eingefallen ist, die Bor
rathskammer zu verschließen. Nie
mand, das bin ich sicher, getraut sich in
ihre Nahe, zumal wenn die Geisterlaute
ertönen.'
.Wie hört sich daS gespenstische Ge
räusch eigenlich an?' warf Grenadier
Grobklotz dazwischen.
O, fürchterlich !" rief der Küchen
Meister.
.Ein schauerliches Knirschen, Klirren
und Rasseln daS sind deS Sünders
Ketten, Puh ! das Haar würde
Ihnen zu Berge stehen, mir geht's
immer durch Mark und Bein.'
Und der abergläubige Beherrscher deS
gräflichen KüchenreicheS schüttelte sich
auf seinem hochlehnigen Stuhle, daß
daS alte Sitzmödel krachte.
.Und Sie find dem Geisie niemals
energisch zu Leibe gegangen?" forschte
Grodklotz weiter.
Der och schüttelte sich von neum.
.Was denken Sie. lieber Mann. Ich
habe Weib und Kinder soll ich mir
da von dem Gekpenste eines alten Mord
gesellen den Hals umdrehen lassen?
Rein, niemals !'
Ta schwieg Grenadier Jeremias
Grodklotz betroffen still, und nach einer
Weile war er verschwunden.
Im Fluge verrann bei den gruseligen
Geschichten die Zeit. Draußen hatte
sich ein heftiger Sturmwind erhoben
welcher heulend und pfeifend die Thürme
und Erker des alten Ritterschloiscs um
toste.
Endlich schaute ich nach der Uhr.
Tausend, gleich zwölf. Jetzt heißt'
schleunigst in die Klappe, daS uns nicht
ein Ossizier erwischt sonst setzt's ein
Donnerwetter.'
Frühzeitiges Zubettegehcn war uns
nämlich anbefohlen worden, damit wir
am nächsten Morgen frisch auf den
Plan treten sollten.
Die Civilisten wünschten gute
Nacht", und wir schickten uns eben an
den müden Leib zur Ruhe zu legen, als
plötzlich die Thür aufgerissen wurde
und der Koch hineinstürzte, schreckens
bleichen Antlitzes.
Der Spuk der Spuk geht wie.
der um!" kam es ächzend über seine
Lippen.
Ich knöpfte den Waffenrock wieder
zu. Alier, lieber Mann, wie können
Sie diese oft gehörten Töne nur so aus
der ffa una bringen."
Der Mann der Küche war völlig ge.
knickt auf den nächsten Stuhl gesunken,
Ach. das Geräusch an und für sich
ist es ja auch gar nicht, was mir das
Blut in den Adern zu Eis gerinnen
laßt. Ader ach Tu gutiger H,m
mel !"
Aber? sprechen Sie weiter !
Aber daß die Wetterfahne gar nicht
nach Osten weist, wie ich mich überzeugt
habe, und es dabei doch spukt das
ist's ! So wird der gespenstische Mord
geselle jetzt immer sein Unwesen treiben
daran sind Sie schuld mit Ihrem
Zweifeln und Lachen vorhin. Jetzt
will er ich dasür rächen, o, o, o !"
Also nun hatten wir gar den Geist
des Ritters uno von Lanzcnschast her.
ausbeschworen: die Geschichte wurde
mir zu bunt.
Borwärts, Kameraden, wir wollen
die Sache untersuchen !"
Der Koch klammerte sich an meinen
Arm. Ums Himmelswillen, nein,
nein ! bleiben Sie es giebt ein
Unglück !"
Kamerad Klüverbaum hatte sein
Seitengewehr bereits zur Hand. Falls
der Geist etwa ungemüthlich werden
sollte!" meinte er mit ausdrucksvoller
Geberde.
In geschlossener Kolonne schritten
wir leise durch den Korridor in eini
ger Entfernung folgte der Koch, Hände,
ringend und zähneklappernd.
St ! ich höre etwas !" stieß Kamerad
Schulze gedämpft hervor.
Mit angehaltenem Athem lauschte
lebet richtig ! aus der Vorrathskam.
mer erschallte ein seltsames Knirschen
und Rasseln und Klirren gar unHeim
lich bei der nächtlichen Stille.
Die Kameraden blickten einander
einige Sekunden mit großen Augen
stumm an der Küchenchef hatte sich
gegen die Wand gelehnt, und seine
Kniee schlotterten so stark, als sollte er
leben Augenblick zusammenbrechen.
Wieder lenes ge pen tische Knirschen.
Rasseln und Knarren dazu seltsam
schmatzende, schnalzende Begleittone.
Donnerwetter, Herr Emiähriaer.
sinterte Grenaoier Krau e in mein
Ohr. sollte am Ende doch etwas an
der Sache sein? Meine verstorbene
Großmutter erzählte auch oft "
Da chritt ich vor. Ich fühlte mich
als Vertreter der höheren Intelligenz'
verpflichtet, Licht in diese dunkele Sache
zu vringen.
Die Tour war wie der Meister der
Küche gesagt hatte verriegelt,
Entschlossen legte ich die Hand auf den
Drucker und nun will ich es einge.
stehen mein Herz schlug doch etwas
chneller, als die Thür leise knarrend
nachgab.
Hell fluthete das Licht der mitqe
brachten Lampe in den hohen, gewölb-
ten Raum unbeschreibliches Bild.
Da saß der Grenadier Jeremias
Grodklotz aus einem niederen Schemel
mitten in der Speisekammer, seine
Rechte entlockte einer alten, verrosteten
Kaffeemühle jene rasselnden, knirschen-
den, klagenden Geistertöne" mit der
Linken aber führte er soeben eine
riesige Bratwurst zum Munde.
Es ist schwer zu sagen, auf welcher
Seite die größere Verblüfftheit herrschte.
Grodklotz sprang erschreckt in die Höhe.
rasselnd fiel die Kaffeemühle auf die
Steinuieien.
Ihr hier?" kam e? endlich über
seine Lippen. Ich glaubte, Ihr stecktet
längst in den Federn.'
Da wich der Alp einem so dröhnen
den Gelächter, daß das Gewölbe mit
dumpfem Echo antwortete.
So ein Halunke treibt hier um
mitternächtlicher Weile allerlei tollen
Spuk und ißt dabei in größter Seelen
ruhe dein Herrn Grafen die Wurst
auf !" schalt ich dann strengen Tone.
.Grodklotz, muß die Sache als Gefrei
ter und angehender Unteroffizier melden
kriegen mindestens "
.Ach Gott.' stieß der Schelm kläglich
hervor. .Warum mußten Sie auch
nur solange wachbleiben? Ich fühlte
mich mit meiner Kaffeemühle so sicher.'
Jetzt trat auch der Koch näher, und
sein verdutztes (Besicht war köstlich anzu
schauen, als wir ihm den Geist des Rit
ters Kuno von Lanzenschajt prüsen
litten.; Wir waren snoch im schonften Lachen,
Scherzen und Schelten, da Klirrm
rrrrrrr ! tönte es von neuem durch
das Gewölbe, mährend ein heftiger
Windstoß ächzend und seufzend gegen
die Mauer fuhr.
Mit hellem Aufkreischen sank de: Kh
in die Kniee. ,
.DaS ist er das ist er! Diesmal
ist er'S wirklich! Alle guten Geister, wir
find verlöre!
Klirrrrr sssfsf rrrrr!
Der Wind heulte mit verstärkter Ge
walt, und in kühler Lusthauch drohte
die flackernde Lampe zu erlöschen.
Ich schaute mich um die Kameraden
hatten sämmtlich blank gezogen, der
Küchenmeister lag wimmernd am Bo.
den.
Vorwärts!" kommandirte ich mit er,
hoben Stimme, gleichzeitig gegen die
Außenwand vorschreitend, von welcher
das Geräuich ertönte.
Forschend schaute ich zu dem vergit,
toten Fenster auf Klirrrrr! töte es
mit abwechselnde Stärke von demselben
yeruicder.
Die Ursache deS Spuks" war gefun
den. dos Räthsel löste sich auf die ei,
fachfle und natürliche Weise.
Im Lause der vielen Jahre hatte sich
das Gittergeflecht in seiner Einfassung
etwas gelöst, so kam unter den Stößen
deS OstmindeS jenes klirrende Geräusch
zu stände, welches unter dem aberglän.
bischen Landvolke daS alte Märlein von
dem Ritter Kuno wieder in Erinnerung
gerufen.
Ein Blick auf die Wetterfahne zeigte
uns später, daß der Wind thatsächlich
noch Osten umgesprungen war.
Ueber das Gesicht des Attentäters
Grodklotz halte sich so etwas wie cin
Hoffnungsschimmer verbreitet.
Herr Einjähriger, wenn wenn ich
nun nicht "
Den Spuk mit der Kaffeemühle in
scene gesetzt, dann hätte Ritter Kuno
sein Unwesen weiter treiben dürfen,"
unterbrach ich lachend den Taugenichts.
Ich habe doch" nach der halbver.
zehrten Wurst hinüberschielend ich
habe doch dadurch gewissermaßen zur
Volksausklärung beigetragen. Und
und da denke ich "
.Daß ich die Geschichte nicht melden
oll!"
Die Geschichte wurde höheren Orts
nicht gemeldet.
Nikolaus, der Romantische.
Während des jüngsten Besuches des
Fürsten Nikolaus von Montenegro am
serbischen Königshofe war es besonders
ein Gefolge, das allgemeine Bewunde,
rung und Aufmerksamkeit erweckte. Das
überaus reiche und malerische National.
kostüm mit Waffenschmuck wird nicht
blos vom Fürsten, sondern auch von den
Ministern und dem ganzen übrigen Ge
folge getragen und verleiht den schlank
gewachsenen Söhnen der schwarzen
Berge ein forsches und kriegerisches
Aussehen. Aus seiner zahlreichen Um
gebung heben sich zwei 'Persönlichkeiten
schars ab, der Kriegsminister Plamenatz
und Hamstbeg. ein Offizier mit Fez
und türkischer Uniform.
Man würde dieser Reckenqestalt eines
Plamenatz nicht die 75 Jahre von der
Stirne ablesen. Eben o eigenthümlich ist
die Laufbahn Hamsibeg's, über die der
Fürst selbst einmal erzählte: Hamstbeg
ist ein Montenegriner moSlemitifchen
Glaubens, ein Ärnaut. Gelegentlich
einer Reise an den See von Skutaii
fiel er mir durch sein intelligentes Wesen
auf und ich nahm ihn als Kabadahia,
einen besseren Diener, in mein Gefolge.
Er war mir mehrere Jahre hindurch
anscheinend ergeben und ich gewöhnte
mich, meine Ausflüge In die Umgebung
von Cettinje allein mit ihm zu machen.
Ich kutschirte dabei leidenschaftlich gern
meinen Wagen und Hamstbeg nahm
dann stets auf dem Hintersitz Platz. Bei
einem solchen Ausflug überraschte uns
einmal ein furchtbares Unwetter. Ich
weiß nicht, war es eine döse Ahnung,
die mich plötzlich erfaßte, kurzum ich
hielt auf einmal die Pferd an. Rasch
kehrte ich mich zu Hamstbeg um und
fragte ihn: .Hamstbeg, was war es.
was Du jetzt gedacht hast?" Der Ka
dadayia wech eile die ffarbe, wurde
todtenblaß, gab aber keine Antwort.
Ich legte die Hand auf meinen Revolver
und wiederholte die Frage. Hamstbeg
antwortete: .Fürst, wenn Du mir auf
Ehrenwort versprichst. Mir kein Leid zu
zufügen, will ich Dir es offen gestehen.'
Zch überlegte schnell und sicherte ihm die
Erfüllung seines Verlangens auch zu.
Fürit. ich wollte Dich soeben tödten,"
rief Hamstbeg mit einer vor Erregung
bebenden Stimme. Tu haft so vielen
Leuten meines Stammes Leid zuge
fügt, daß ich keine Sünde zu begehen
glaubte, wenn ich jetzt einen Mord an
Dir verübt hätte." .ch stand " er
zählte der Fürst weiter, .einen Augen
blick wie der leinen da, wiisend, daß der
Arnaute die volle Wahrheit mir geftan
den, denn weder verschweigt der Arnaute
Etwas, noch lügt er jemals. Tann
griff ich wieder zum Revolver, wobei
das Stahlauge Hamsibeg's sich tief in
das meinige bohrte, und dachte, ob es
nicht besser sei, bevor er mich umbringe,
ihm nun selbst eine Kugel in den Kops
zu jagen. TJln der Jiupe eines Helden
wartete der Arnaute meinen Entschluß
und sein Schicksal ad. Doch konnte ich
unmöglich wortbrüchig werden. Ich
zog nun meinen Revolver aus der Leib
binde, feuerte die sechs darin befind
lichcn Patronen hoch in die Lüste und
schleuderte den Revolver weit von mir
weg. Tann blickte ich nochmals zu
Hamstbeg hin, dessen Augen jetzt von
unendlichem Danke leuchteten, und kehrte
f ruhig, wie ich ausgcfahren war, nach
meinem Konak zurück. Seitdem find
fünfzehn Jahre verflogen. Hamstbeg
ist ein Juwel von Treue und Ergeben
heit. und ich werde nie bereuen, auS dem
einfachen Kadadabia einen Adjutanten
gemacht zu haben.'
Aerzerlich m jeden prci.
.Sie sehen ja so ärgerlich au?'
A.:
B.: Ja, ich bin' auch!"
A. : Warum denn?"
B. : Da weiß ich nicht, aber es
wird mir schon noch einfallen!"
Itctte Aussichten.
Fabrikant seinen seiner Kunde be
suchend, unterhält sich in dessen JteWe
senheit mit dem vierzehnjährigen Äohn
des Hauses) : Wie ist den Ihr Name?"
Junge: Ich heiße wie mein Papa,
Abraham."
Fabrikant: Und Ihr zweiter Bru
der?"
Junge: Alezander."
Fabrikant: Und wie heißt Ihr
jüngster Bruder?"
Junge: Adolf."
Fabrikant: Da haben Sie ja alle
Namen, die mit einem A beginnen.'
Junge: Ja, damit PapaS Firm
nicht geändert werden braucht, weitn er
Pleite macht."
Dorssrglich,
Kafsirer: Der Arbeiter Müller hatte
diese Woche Hochzeit und aus diesem
Grunde einen Zag gefehlt; soll der Tag
in Abzug gebracht werden?"
Prinzipal: Natürlich, sonst heirathen
nächste Woche ein Dutzend Leute."
EnUZuschung,
Junger Ehegatte: Das Essen ist vor
trefflich, Rosalie, aber ich wette, daß Du
der Köchin geholfen hast.'
Junge Frau: Weshalb glaubst Du
das. Fritz?"
Junger Ehegatte: Ich fand eben
eben '
X
ein schwarzes Haar in der Suppe,
die Köchin hat doch rothe!"
itt Pfiffikus.
A.: Willst Du mir nicht zwanzig
Mark pumpen?"
B. : Hm. ich kriege noch fünf Mark
von Dir!"
A.: So! Das hatte ich ganz ver
gessen; weißt Du, dann pump' mir
dreißig und bring' die fünf Mark gleich
in Abzug!"
Lüchenbiloersxmche.
Köchin: Ach, wenn mi' mei' Schatz
umarmt un' küßt, da möcht' i' vor
Wonn' vergeh', g'rad wie a viertel
Pfund Butter auf'm Feuer!"
Monolog ein Ehemannes.
Was meine Frau die Leute verhetzt
und verklatscht, und überall Unfriede
stiftet. Und das ist nun meine bessere
Hülste! Herrgott, was muß ich für ein
schlechter Kerl sei!'
Lin guter Mensch.
Angeblich blinder Bettler (m einer
Dame, die, ohne ihm etwas zu geben,
an ihm vorübergeht): Madame, Sie
brauchen sich nicht zu schämen, mir eine
Pfennig zu geben: ich sehe es ja nicht;
ich bin ja blind!'
Schlau.
Richter szum Gerichtsvollzieher)
:.Da
ang'kZ
ist doch zum Staunen! Wie gelang
Ihnen denn, von den beiden Studenten
Geld herauszubekommen?"
,Ganz einfach: Ich habe mit ihnen
Skat gespielt!"
Glaublich.
Diener (zum Gläubiger): Sie
können den Herrn Baron nicht sprechen,
er ift unwohl und liegt!"
Gläubiger: Ra, ich glaube euer.
daß er lügt!"
Doppelsiunig.
Martha: Na, Anna, willst Du Dich
denn nicht bald trauen lassen?"
Anna: Ich möchte ia schon, aber
mein Bräutigam traut sich noch nicht.'
vor Gericht.
Richter: .Ich muß Ihnen noch meine
Anerkennung aussprechen über den
Ultuth, mit welchem Sie den Einbrecher
abfingen; Sie haben ihn ja arg znge
richtet.'
Zeugin: .Ja, eigentlich habe ich j
garnicht gewußt, daß es ein Einbrecher
sei; ich wartete drei Stunden auf mei
nen Mann und dachte, er wäre es.'
Mißrerstanoen.
Spitalarzt (fragt einen schwerkranken
Patienten, um die Krankheitsursache zu
erfahren): .Was haben Sie getrieben?'
Kranker: ,Säu!" '
Auf der Stadtbahn.
Sie: Schon um andere Gesichter zu
sehen, fahre ich hinaus.'
Er: Und ich bliebe deswegen gerade
zu Haus denn ich bin Photograph.'
Indien als katholische Christen
meist
Ansichtssache.
Lumpensammler am frühen Morgen
zu einem LandgenSkarm, welcher das
Kornfeld nach etwaigen dort nächtigen
den Landstreichern absucht): Guten
Morgen, Herr College! Auch schon s,
früh beim Geschäft?"
Gensdarm: ,Ra, Sie sind wohl
schon am frühen Morgen betrunken, daß
Sie mich College nennen!'
Lumpensammler: .Wieso, Herr
KenZdarm? Suchen wir nit Beide
Lumpen?'
Unmöglich.
.Sie sollten sich doch vor Augen bal
ten. daß Sie über Ihre Mittel leben,
Herr Baron!'
,anz unmöglich habe ja gar
leine!"