Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 27, 1896, Image 11

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    Der eiserne Geldschrank,
Uriimiial. iüukIIc Don ;Vm 'Sabruc. ?k,sch
von älUlljtlm Ilial.
Die Herren RoSdeck und Rodinet,
Geldwechsler und Bankiers, waren stets
jeder Art von Geschäften zugänglich.
Sie kauften ebenso gern Diamanten,
wie sie Geld auf Zinsen liehen, umd
man konnte bei ihnen gegen 25100
PCt. Geld in jeder Höhe erhalte.
Die beiden Compagnons, die durch
vielfache Mittel, hauptsachlich aber durch
das Unglück Anderer, ein hübsches Ver.
mögen angehäuft hatten, waren äußer
lich so verschieden, wie eS zwei Männer
nur immer sein können.
Während Rosbeck groß, brünett und
mager war, war Robinet kurz und un
tersekt. mit blauen Auaen und rotbem
Gesicht, und machte einen ziemlich gut
muthigen Eindruck.
Die beiden Bankiers, die ihr Ge
schüftslokal in Paris hatten, lebten zu
sammen in einem alten Hause in Belle
ville, das in der Nähe der Eisenbahn
station lag.
Keiner von Beiden war verheirathet,
und die Liebe hatte sich nie in ihr Herz
eingeschlichen. Doch Robinet hatte ge
wiß ein besseres Herz, und war sogar
so weit gegangen, eine arme Waise da
durch vom Hungertode zu retten, daß
er sie als eine Art von Oberdienstmäd
chen in den gemeinsamen Haushalt auf
nahm, welche Stelle sie noch jetzt inne
hatte.
Rosbeck hatte den kleinen Eindring
ling nicht mit besonders freundlichen
Augen angesehen, besonders, da das
junge Mädchen trotz seines schwächlichen
Aussahen einen guten Appetit hatte.
Während aber Rosbeck über den Hun
ger des Kindes es war erst 15 Jahre
alt brummte und grollte, pries Ro
binet beständig die häuslichen Tugenden
und die Gewandtheit, mit der es trotz
seines lugendlichen Alters die Wirthe
schaft führte.
Daher bildete Celie so hieß die
Kleine stet? die Veranlassung zu klei
nen Zwistigkeiten zwischen den deinen
Eompagnons,
Celie bemerkte wohl, daß der ältere
der beiden Bankiers ihr nicht gewogen
war, und obwohl sie sich redliche Mühe
gab, Rosbeck zu Gefallen zu leben, so
gab sie den Versuch doch schließlich als
nutzlos auf, und haßte ilm auf das
Bitterste, während sie sür Robinet ein
Gesühl der tiefsten Dankbarkeit em
psand.
An einem Winterabend unterhielten
sich die beiden Compagnons wie ge
wöhnlich über ihre Geschästsangelegen
heilen, nachdem Celie das Effen adge
räumt und darauf zu Bett gegangen
war. Sie , hatten an diesem Tage ein
weit besseres Diner als sonst gehabt,
und Rosbeck machte den von seiner Seite
ganz unerhörten Vorschlag, noch ein paar
Flaschen guten alten ChateauNeuf aus
zustechen, von dem sie größere Ouanti
täten bei einer Persteigerung zu billigem
Preise aufgekauft hatten.
Die erheiternde Wirkung des Weines
bmchte die Unterhaltung immer mehr
in Fluß, und die beiden Geschäfts
freunde sprachen schließlich von ihren
Reichthümern, und wie sie dieselben an
zulegen gedachten, wenn sie sich erst von
ihren Geschäften zurückgezogen Hütten.
Kurze Zeit darauf machte Rosbeck den
Vorschlag, doch einmal in das eiserne
Kassenzimmer zu gehen, denn wie viele
französische Geschäftsleute hatten sie ihr
Geld zu Hause niedergelegt, statt es ei
Vr Bank anzuvertrauen.
DaS fragliche Kassenzimmer war
ebenso hergestellt, wie man es immer in
den großen Geschäftshäusern findet,
doch in diesem Falle lag es nicht wie ge
wöhnlich in den Geschäftsräumen, son
dein in der Privatwohnung, zweiffellos
damit die Besitzer sich stets von dem
Stande ihres Vermögens überzeugen
konnten. EZ war vollständig fest gebaut
und mit starken eisernen Wänden ver
sehen, in die eine eiserne Thür hineinze
setzt war, die man so geschickt angebracht
hatte, daß man das Ganze für eine ge
wöhnliche Kammer hielt.
Rosbeck holte jetzt aus einem geheimen
Versteck die Schlüssel des Kassenzimmers,
zündete eine Kerze an und öffnete die
Thür des Schatzhauses. Es war un
gefähr' 8 Fuß tief und Fuß breit,
doch konnten höchstens zwei Mann darin
stehen,
Die Compagnons bereiteten sich heute '
wie chon 0i 009 vergnügen, oieien Jwei mnoen ipaier regne Rosveck,
düstern Raum zu betreten und erfreu mit lächelndem Gesicht, so ruhig wie er
ten sich hier an dem Anblick der Dia eS verlassen, in das Haus zurück. Er
manten und Rubinen, die im Laufe der zündete sein Licht an, suchte den Schllls
Iah auf mehr oder weniger ehren ) sei und schickte sich an. die Thür zu
hafte Weife in ihren Besitz gekommen j seines Compagnons Grab zu öffnen,
waren. In demselben Augenblick aber, da er
DaS sind die Resultate harter üOjäh den Schlüffel in das Loch steckte, öffnete
riger Arbeit." murmelte Robinet und j sich die Thür und. in ein weißes Leichen
betrachtete mit glühenden Blicken einen i tuch gehüllt, erschien eine gespenstige
großen Kasten, der mit Brillanten bis Gestalt.
an den Rand gesüllt war. Plötzlich ! Der Verbrecher zitterte wie Espen
trat Rosbeck. ohne die geringste Er j laub, da Gespenst trat einige Schritte
regung zu zeigen, mit dem Lichte in der ! vor, sprach aber kein Wort. Entsetzt
Hand in daS Zimmer zurück und ließ ; wich Rosbeck zurück, eine gräßliche
feinen Compagnon in dem (iieldschrank ; Furcht bemächtigte sich seiner,
stehen. Run schloß schnell die eiserne' Niemand konnte das Opfer befreit
Thür und drehte den Schlüffel um. haben, also war es der Geist deS Er-
Im ersten Augenblick hielt Robinet mordeten, der ihn heimsuchte!
den Borgang sür einen einfachen Scherz,! Erbarmen! Erbarmen!" schne der
dann schrie er, obwohl Rosdeck die 'Mörder.
Stimme durch die dicke eiserne Thur gar j Robinet deutete ihm an, das Zimmer
nicht hören tonnte: j zu verlaüen. Toch der zum Tode Er
.Machen Sie die Thür auf, Rosbeck, , schrockene fiel zu den Füßen seines Com
schnell, ich ersticke ja hier." pagnonS nieder, ohne einen Laut von'
Anstatt diesem Rufe zu folgen, mur ( sich zu geben!
melte RoSbeck mit der Ruhe, die ge! Celie. die dieser Scene schweigend zu
Mine Verbrecher häusig charakterinrt,
vor sich hin:
In einer kurzen Stunde wird er er
stickt sein, und man wird sagen, er sei
an einem Schlaganfall gestorben. Die
Kleine schläft oben, ich werde einen klei
nen Spaziergang machen, und wenn ich
zurückkomme, wird Alles vorbei sein.
Also Muth. Rosbeck,"
Damit erließ der Mörder ruhig das
Haus und besuchte ein Case aus dem
Boulevard, wo er in größter Gemüths
ruhe das Resultat seines Verbrechens
abwartete.
Während dieser Zeit begann sein ge
fangen Compagnon, der durch das
entsetzliche Vorkommnis: Mieder vollstän
big nüchtern geworden war, seine sürch
terliche Lage vollauf zu begreifen. Es
war einfach unmöglich, die Thür seines
Gefängnisses zu öffnen. Er war leben
big begraben und fragte sich entsetzt, in
welcher Zeit die Sticklust, die sich bereits
: bemerkbar machte.
ihr Werk an ihm
ollendet haben würde.
In seiner Angst schlug er gegen die
eiserne Thür, dann begann er zu
schreien. Doch wozu ; er hätte eben so
gut in einem Sarge schreien können.
Nun überkam ihn eine rasende Wuth,
und er begann, alle Banknoten, die ihm
in die Hand kamen, zu zerreißen und
die Diamanten zu zertreten, doch nach
einiger Zeit kam er auf den Gedanken,
daß es doch besser sei, ein Mittel zu er
sinnen, um sich aus seiner entsetzlichen
Lage zu befreien.
Während diese Ereigniffe sich abspiel
ten, lag Celie in ihrem Bett; doch
konnte sie nicht einschlafen. Plötzlich
hörte sie, als Rosbeck das Haus verließ,
wie die Thür zugeschlagen wurde. Na
tütlich hatte sie keine Ahnung, daß er
es war. Auch hätte sie sein spätes Fort
gehen nicht begreifen können, da die
Compagnons zu dieser Stunde nie mehr
das Haus verließen.
Sie lauschte eine lange Zeit schwei
gend, und vernahm plötzlich starke, hef
tige Schläge, die unaufhörlich wieder-
kehrten, und die sie sich nicht zu erklären
vermochte. Ihr erster Gedanke war,
es könnten Einbrecher im Hause sein,
und da sie ein tapseres Mädchen war,
so entschloß sie sich, hinunterzugehen.
wie fand das
,
iiciieziimiiei nvo) ,v.
wie sie es am Abend verlassen hatte, die
Lichter brannten und nichts war v
ändert. Und doch war etwas nicht in
Ordnung, denn was hatten die immer
wiederkehienden Schläge zu bedeuten?
Neugierig, wie Mädchen es sind,
hatte Celie die Ezistenz des eisernen
Geldschrankes bereits in Erfahrung ge-
bracht und kam jetzt zu der Ueberzeu,
gung, e Schläge könnten nur von
einem Menschen herrühre, der in ihm
eingeschloffen war. Sie legte ihr Ohr
an vas LschlUs elloch und trotz des stav
ken Eisens glaubte sie das Stöhnen
eines Mannes zu vernehmen. Schon
sruher einmal, als die beiden Compaq
nons vem eisernen Geidschrank einen
Besuch abgestattet hatten, war sie ihnen
nachgeschlichen und hatte das Versteck
entdeckt, in dem die Schlüssel lagen.
Allerdings war es ihr nicht in den Sinn
gekommen, von ihrer Kenntniß einen
unehrlichen Gebrauch zu machen ; auch
hatte sie keine Ahnung von dem unge
heuren Reichthum ihrer Herrschaft.
Ihr erster Gedanke war daher der
Schlüffel I Wo war der Schlüssel?
Pedantisch, wie eS Rosbeck in seinem
ganzen Leben gewesen, pedantisch selbst
im Berbrechen, hatte er den Schlüffel
in sein gewöhnliches Versteck zurückae
legt. Celie eilte dorthin, fand den
schlüffel und hatte in zwei Minuten
mit ihren kleinen Händen die schwere
Thür gevnnet.
Fast erstickt, und vor Entsetzen halb
todt, fiel der unglückliche Robinet jetzt
zu den Füßen seiner jungen Retterin
nieder.
Ich danke Dir, mein Kind, ich
danke Dir," rief er, Tu hast mich ge
rettet."
Hatte er" Sie eingeschlossen?"
fragte Celie angstvoll.
. Ja."
C, dieser Schurke! Aber was sollen
mir thun?" fuhr das iunae Mädchen
fort, wollen Sie ihn verhaften laffen?
rächen Sie sich, Herr Robinet, rächen
sieniy:
Robinet war jetzt wieder vollständig
Herr seiner selbst; er schloß die Tdür des
Geldschranks, legte den Echlünel an
seinen Ort zurück und sagte ruhig:
Es ist gut. ich habe meinen Plan."
Tann ging er, von Celie begleitet, in
ein im oberen Stock gelegenes Zimmer,
gesehen, trat nun mit Robinet auf!
iRoideck ,u, der ich noch immer nicht i
rührte. Schon wollte Robinet seinem
falschen Freunde vergeben als er ve
merkte, daß es zu spät war. Der Mör
der war todt ! DaS Etsetzen hatte ihn
getödtet !
Ohne es z wollen, hatte Robinet
seinen schurkischen Compagnon in jene
Welt gesandt, von der es keine Wieder
kehr giebt.
Der geizige und schurkische Rosbeck
bekam ein prächtiges Begräbniß, hatte
doch Niemand eine Ahnung, welches
Verbrechen er krnz vor feinem Tode de
gangen hatte. Der gute Robinet aber,
der einige Zeit schwere Gewiffensbiffe
empfand, da er sich lange nicht trösten
konnte, den plötzlichen Tod seines
Freundes verschuldet zu haben, betrach.
tete schließlich dennoch die Sache mit
anderen Augen.
Er tröstete sich in den Armen der
schönen Celie, die ihn zum glücklichen
Gatten machte und der Robinet nie ver
gaß, daß sie ihn von einem entsetzlichen
Tode errettet hatte.
Karl Hagenbe.
In den Zeitungen wurde vor einiger
Zeit von einem Kampfe berichtet, den
der bekannte Thierhändler Karl Hagen
deck in Hamburg in seinem Thierpark
mit einem Kondor gehabt, und welcher
wohl beweift, daß das Hagenbeck'sche
Geschäft kein ungefährliches ist. Einem
Mitarbeiter der Pall Mall Budget"
erzählte Herr Hagenbeck: Jede nur mög
liche Vorsichtsmaßregel ist getroffen, um
Unfälle zu verhüten, und nicht allein
aus humanen Gründen, sondern ein
fach von geschäftlichen Gesichtspunkten
aus. Wo würde mein Ruf bleiben,
wenn meine Leute beschädigt oder gar
getödtet würden ? Ich persönlich jedoch
habe fast unaufhörlich solche Unsälle ge
habt; einer der schlimmsten, denke ich,
ereignete sich vor ein paar Jahren, als
ich damit beschäftigt war, eine Ki
Alligatoren auszupacken. Es waren
zwölf Stück in einem Kasten, die aus
ihm heraus und m einen anderen
Kasten gesetzt werden sollten. Drei
hatte ich glücklich in den neuen Behälter
iifiprfüslrt hioi-t Winv imvitfin
,...,,., M.imv'H
konnte Ihn nicht zu fassen bekommen.
die übrigen wurden aufgeregt, und alle
acht zusammen, sich krümmend und
windend und ihre furchtbaren Rachen
auf und zu klappend, gaben ein grauen
hastes Bild. Als ich gerade dachte, ich
hätte den Burschen festgenommen, glitt
mein Fuß aus, und ich siel so recht mit-
ten zwischen die Gesellschaft. Ich muß
gestehen, daß mir später das Blut zu
Eis ijdfftf,'fiJe"nrt kch 'an de Bor
fall dachte, aber in jenem Augenblick
war ich vollkommen ruhig und schnellte
in die Höhe wie ein Gummiball. Das
Einzige, thatsächlich das Einzige, das
Einen in solchen Zufällen retten lann,
ist ruhig bleiben, ruhig Blut, das ist
das Geheimniß." Ein anderes Mal
hatte ich acht Riesenschlangen in einem
Käsig. Einige von ihnen sollten ver
fandt werden und ich war damit beschäf
tigt, sie in einen anderen Käfig zu brin
gen. Plötzlich entfiel mir mein Hut,
mitten zwischen sie, und eine der Schlan
gen faßte ihn auch sogleich niit ihren
Fangzähnen. Während ich mich be
mühte, meinen Hut wieder zu erlangen,
begann eine andere dieser Bestien sich
um mein Bein zu wickeln. Und da
stand ich nun, mit der einen um meinen
Hut streitend, während die andere lang
sam auf meinen Körper kroch! Naiii'r
lich ließ ich sofort, als ich Letzteres be,
merkte, den Hut fahren und hielt das
andere Unwier fest, aber die erste
Schlange ließ den Hut ebenfalls sahren
und wandte sich gegen mich. Eine volle
Viertelstunde war ich allein inii den
Bestien, mit der einen Hand die eine
Schlange daran verhindernd, meinen
Körper zu erreichen, mit der anderen
Hand die andere Schlange haltend, die
mein Bein angriff. Riesenschlanaen
sind nicht giftig, ihre Gefährlichkeit
liegt in ihrer ungeheuren Stärke, und
alle diese waren ausgewachsene Schlan
gen von 16 oder 17 Fuß Länge! So
lange sie nur ein Glied umschlinaen.
können sie wenig Böses zusügen, natür
lich sie quetschen Einen so. daß man es
wocyeniang nachher in den Knochen
fühlt, sobald sie sich jedoch rund um den
ganzen Korper winden, gefährden sie
das eben, feie können die Knochen
nicht brechen, aber sie können ohne
scvmierigieil die Rippen e-.ndrucken.
Schließlich kam Hilfe und befreite mich
dus meiner unangenehmen Lage. Um
ein Bild von der Größe jener Schlange
zu geben, die mein Bein umschlungen
hatte, erwähne ich, daß sie an demselben
Tage fünf Lämmer verschlang, eins
nach dem anderen, und dann taqelang
ruhig lag. sie verdauend."
önigin und Vandamman.
In dem ereignißvollen, aber so wenig
erfreulichen Leben der Königin Hortense.
die, nachdem sie kurze Zeit mit dem
Bruder Napoleons über Holland regiert
hatte, sozusagen fortwährend auf der
Irrfahrt in Frankreich, Italien, der
Schweiz. England u. s. w. war. in
eine Geschichte bemerkensmerth, die Jos.
urquon in leinem neuesten Werke er
zählt. Hortense war aus Frankreich
verbannt und wurde in der Schmeu
von der Polizei überwacht. Am Boden-
lee war man tehr mißtrauisch gegen sie.
und da die Aerzte ihr eine Milchkur im
Gebirge vorschrieben, ging sie in die
Appenzeller Berge. Tort wurde sie
willkommen aufgenommen. Ter Land
amman deZ KantonZ, ein gewisser Zell,
wagner, war bei den Bürgern sehr be
liebt, nicht aber beim französischen
Hose, da sein Kanton sich geweigert
hatte, die geforderten Mannschasten sür
die schweizerische Garde Ludwigs deS
Achtzehnten zu stellen. 23 andamman
empfing die Königin aus'S Zuvorkom
mendfte, lud sie zu einem Essen ein,
kurz und gut, suchte ihr aus jede Weise
den Ausenthalt angenehm zu machen,
so weit eS eben in der Gewalt eines ein
fachen LandammanS lag. Zclwagner
sprach mit einer solchen Begeisterung
von ihr, daß JuftuS Grüner, der
preußische Gesandte in Bern, sich nicht
enthalten konnte, ihm zu sagen, wie
einst ein spöttischer Höfling zu Ludwig
dem Achtzehnten, der sich anerkennend
über sie geäußert hatte: Aber wenn fle
Ihnen so gut gefällt, so heirathen Sie
sie doch!" Der König von Frankreich
hatte damals, als man ihm diesen Rath
ertheilte, vergnügt gelächelt, aber der
biedere Landamman faßte die Sache
ernst aus. Er kannte überdies die Ver
gangenheit der ehemaligen Königin
nicht, und da er Wittmer war, hielt er
in einem Briefe um ihre Hand an. Bc
kanntlich hat sich Hortense schon mehr
mals scheiden laffen wollen, und der
Ammann theilte ihr deshalb mit, daß
das in der Schweiz sehr leicht sei. Die
Königin von Holland hat vielleicht nie
in ihrem Leben so herzlich gelacht, wie
damals, als sie diesen Brief las. Sie
wand sich förmlich vor Lachen aus
ihrem Sofa. Dennoch antwortete sie
ihrem Bewerber in einem ernsten
freundlichen Briefe, so daß der ehrsame
Amman sich durch die ihm zu Theil ge
wordene Abweisung nicht einmal be
leidigt fühlte. Er war sogar verstän-
dig genug, nicht weiter auf seinen Plan
zu bestehen, sondern bat die Angebetete
seines Herzens nur, ihn wenigstens als
Freund zu betrachten. Darin willigte
sie denn gutmüthig ein. Nach der
freundlichen Aufnahme, die sie in Ap-
penzell gefunden, wurde man der 8
bannten Königin auch in Thurgau
günstiger gestimmt, und die? veranlaßte
sie sogar, dort das Schloß Arenenberg
zu kaufen, in welchem sie einen Theil
der folgenden Jahre verlebte, und wo
sie auch starb. Diese Idylle ist eines
der wenigen heiteren Ereignisse im Le-
den der unglücklichen Königin.
Das Iroschkentantchen.
Am Halteplatz erzählt ein Berliner
Berichterstatter stehen die Droschken
zweiter Güte". Tle Kutscher sitzen au
dem Bock und gähnen oder sie stehen in
der Destille, welche mit unfehlbarer
Sicherheit bei jedem Droschkenhalteplatz
zu finden ist, gießen einen JroßeiT
hinter die Binde und genehmigen eine
Weiße", denn körperliche Stärkung
muß nicht nur sein, sondern auch sind,
namentlich bei den Anstrengungen,
welche der Dienst des Droschkenlenkers
gerade in der jetzigen Jahreszeit mit sich
dringt. Die Pserde machen es sich in
zwischen nach Möglichkeit bequem. Die
müden Beine haben sie in allerlei kuriose
Stellungen gebracht und gelangweilt
und appetitlos werfen sie den Häcksel
aus dem Blechnapfe, welcher ihnen vor
das Maul gebunden ist. Während die
ser schönen Beschäftigung ziehen sie Per
gleiche zwischen ihrer Kost und dem Ha
ser, den der schlanke Traber, welcher vor
seinem Dogcart an ihnen vorbeisaust,
in Hülle und Fülle bekommen mag.
zwischen ihrer Atzung und dem reich-
lichen Futter der mächtigen Füchse vor
dem Omnibus, und lassen restgnirt den
Kopf bangen. Toch mit einem Male
bekommen ihre Augen neuen Glanz, die
Hülfe recken sich, die Nüstern dehnen
sich, eine liebe Bekannte naht das
Tantchen. Tantchcn ist eine en.agirte
Thierfreundin. Ihre Zimmer behcr
bergen Vögel aller Art, in Aquarien
und Terrarien tummeln sich Fische,
Molche. Schildkröten und Echsen. Ihre
Freunde sind Hansel, der Jako, und
Box, das niedliche Moppelchen", wel
ches sie auch alltäglich auf ihrem Lieb
lingsgange zu den Troschkenpferden be
gleitet. Dazu versieht sie sich mit einer
großen Handtasche, welche Alles birgt,
was nur einen Pferdegaumen ersreuen
mag, Schwarzbrot und Semmel, Mohr-
ruben. Zucker und sogar etwas Choco
lade für die Gourmets. Am Halteplatz
angekcmmen, fragt Tantchen bescheiden
die Kutscher, ob es ihr gestattet sei, die
Pferde zu füttern und ein gutmüthiges
Grinsen und Nicken der biederen Rosse
lenker zeigt die Gewährung der Bitte
an. Jetzt beginnt die Fütterung. Ter
Braune bekommt sein Weißbrödchen,
der Schimmel seine Mohrrübe, denn
die alte Tame kennt ganz genau die
Schwachen und Leidenschaften ihrer"
Pserde. Tiesen munden natürlich die
Leckerbissen bedeutend besser als der
ewige Häcksel, sie fressen mit dem größten
Behagen zur innigsten Befriedigung von
Tantchen. Auch Moppelchen" findet !
Gefallen an der Prozedur und mit lusti-
gen Sprüngen umkreist er sreudig bel
lcnd seine Herrin und ihre Schützlinge,
Zum rd anoes. !
Mit allem RkipeN vor neuertundenen ;
Fahrzeugen schreibt man aus Canada
dari dock aeiaat werden, da dZ in
dars doch getagt werden, da da? ein
fache Canoe, und zwar dasjenige auS j
Birkenrinde, in seiner Art unersetzlich ,
ist, und es ist zu verwundern, daß ver,
hältnißmößig wenige unser modernen
portSIeute dies gebührend zu schätzen
missen. Wer sich einmal daran gewöhnt
hat, mit dem althergebrachten Birken
rinde-Can aus die Jagd oder den ,
Fischfang zu begeben, oder auch Reisen
zu unternehmen, dn preist sich glücklich.
daß ihm ein solche? zutheil geworden,
und bedauert Jeden, welch sich eines
anderen Fahrzeuges bedient.
Unseren rothhäutigen Naturkindcrn
ist dieses Canoe wie eine Inspiration
gekommen, und sie haben damit eine
schätzbare Erfindung sür alle Zeiten
geliefert. Tie caiiadischen Indianer
sind noch heute die besten Canoebauer.
Stark wie Stahl und leicht wie Lust
sind diese CanocS thatsächlich; es er
scheint unmöglich, sie zu übertreffen.
Die nöthigen Materialien werden von
den Indianern jeden Sommer sorg
fältig vorbereitet. Wcißbirke ist die
einzige, welche eine wirtlich befriedi
genoe Rinde liefert; sie gedeiht allen!
halben in den großen canadifchen Wild
nissen vorzüglich und bildet im nört
lichen Canada so ziemlich das einzige
Hartholz; sie wird in Canada auch de
deutend größer, als in den Ver. Staa
ten. Nur wenn sie absolut nicht zu
haben sein soll, wird andere Birkenrinde
benutzt. Die Weißbirke-Rinde ist un
durchdringlich für Wasser und Wetter
und scheint niemals zu verfaulen; da
gegen schrumpft sie bei naher Berührung
mit Feuer rasch ein. Nicht geringere
Svrgsalt, als auf die Auswahl der
Rinde, wird aus diejenige aller mitver
wendeten Hölzer verwendet.
Ein von Meisterhand vollendetes
Canoe ist ein wahres Wunder von Ge
schmeidigkeit und Festigkeit, und der
Kundige fährt damit häusig über Strom
schnellen und über große See'n gegen
starken Wind und hohe Wogen sicher
dahin. Nie wird es fahruntüchtig.
Fund in den Pariser Fiakern.
Alljährlich um die Hundstagszeit
liefert die Pariser Polizeipräfektur der
Domänenverwaltung die in den Fia
kern, Omnibuffen, Tramwagen und
auf den Straßen gefundenen Gegen
stände ab, die von den Verlierenden
nicht reklamirt wurden. Natürlich neh
men die Regen- und Sonnenschirme in
diesem Register den ersten Platz ein:
man zählt deren nämlich nicht weniger
als 15,000. Aber auch Brieftaschen,
Börsen, Schmuckgegenstände und andere
Werthobjekte sind in recht stattlicher Zahl
vertreten. Bei dieser Gelegenheit sind
einige interessante Fülle mitzutheilen,
die sür die Ehrlichkeit der vielverleumde
ten Pariser Kutscher sprechen. So ließ
ein Russe vor längerer Zeit beim Wer
laffen eines Klubs eine Brieftasche mit
lg, 000 Frcs. in einem Fiaker zurück.
Er war in seine Heimath zurückgekehrt,
ohne auch nur eine Anzeige zu machen,
indem er nach seinen heimathlichen
Ideen die Summe für verloren ansah.
In Petersburg rieth ihm ein Freund,
in dem Polizei-Fundburcau Nachfrage
zu halten und er that dies auch bei sei
ner nächsten Reise nach Paris, ohne sich
indessen irgend welche Hoffnungen zu
machen. Um so größer war sein Er
staunen, als ihm da verlorene Porte
feuille mit den unberührten 10,000 Fr.
ausgeliefert wurde und in seiner Ver-
dluffung ries er aus: !vmtz der ttut
scher aber dumm gewesen sein!" Echt
moskowitisch! Ein zweiter noch
charakteristischerer Fall ist ganz kürzlich
vorgekommen. Einer der reichsten
Jumelcnhändler von Paris hatte in
einem Fiaker einen überaus werthvollen
Schmuck liegen lassen. Er kannte die
Nummer des Wagens nicht und ver
zweifelte um so mehr, wieder in den
Besitz des verlorenen Kleinodes zu ge
langen, als er mit dem Kutscher einen
heftigen Wortwechsel gehabt hatte. Auf
der Präfettur gab man ihm deshalb
auch zu verstehen, es sei nicht viel Hoff
nung vorhanden, den Schmuck wieder
zu erhalten. Aber noch am Abend des
selben Tages kam der Kutscher in die
Präfektur, um den Schmuck abzulie-
fern. Man rieth ihm, denselben zu dem
Juwelier zu tragen, der ihm gewiß eine
reiche Belohnung geben würde. Da
wurde unser Kutscher aber suchswild
und rief, er wolle mit dem gemeinen
Kerl, der um den Fahrpreis geschachert
habe, nichts mehr zu thun haben.
Sprach'S und verschwand, während die
Beamten, über diesen ehrlichen und
uneigennützigen Grobian ganz verblüfft !
die Köpfe schüttelten.
I
Irischer Mutterwitz. j
äs, n.,!.. k,.!
.it i m i u . ijiui V4iitu7i
gute Beispiel von Pat's" Mutterwitz:
EZ handelte sich um eine schiefe.
und ein irischer Zeuge sollte aussagen,
was er von der Geschichte wiffe, Haben
Sie den Schuß gesehen?" fragte' der
Richter. Ich habe ihn nur gehört,"
war die ausweichende Antwort. Tas
ist kein ginügendcr Beweis," donnerte
der Richter, setzen Sie sich." Ter Zeuge
wandte sich, um die Zeugenbank zu ver
lassen, und lachte höhnisch, als er dem
Richter den Rücken zukehrte. Ter Rich-
ter war entrüstet über diese Unver,
t mKiit rii-f w m .h :
fragte, wie er sich unterftek
K ' .. untergeben könne, im !
Gerichissaal zu lachen. Haben Eure
j Gnaden mich lachen sehen?" sragte der
iciind. Nein, aber ich hade es ge
hg mt j,,. zornige Antwort. Das
ist kein genügender Beweis." antwortete
!Pat mit größter Seelenruhe und einem !
! 'Jminlrrn w A,, tt
listigen Zwinkern der Auaen. Und
nun lachte AlleS. und nur der Richter
schaute grimmig drein."
ffint selten Vedingung.
AIS der berühmte Maler Moritz v,
Schwind im Jahre 1638 die künstlerische
Ausschmückung deS kubischen Stände
Hauses zu Karlsruhe übernahm, sand
Nch im diesbezüglichen Benrage die ad,
sonderliche Klausel: ,d Maln hat bis!
zur Beendigung der Arbeiten ledig zu j
bleiben."
(Er muß es ja wissen.
A. (zu seinem Freunde, einem Sonn
taaSrciter): Weshalb hast T denn
das Reiten aufgkgcden?"
B. : Weil es kein vermmstui.eS Pferd
mehr giebt."
Vor Gericht.
Richter: Sagen Sie mir nur, wie
es Ihnen möglich war, zmeinnddreißig
Diebstähle zu verüben, und bei keinem
wischt zu werden?"
Dieb: Ja, Herr Richter, Uebuug
macht den Meister."
I7ain.
Richter: Sie haben zehn
Taffen gestohlen wissen Sie
Stück
was
darauf steht?"
Angeklagter: Zum Andenken', Herr
Richter!"
Ufbcrtnimpft.
A. : Ich hab eine Tante, die wurde
neunzig Jahre alt."
B. : Als mein Onkel starb, war er
sogar achtundneunzig Jahre alt."
C. : Ich habe Verwandte, die über
Haupt noch leben!"
Nnr.'
Gast: Sind Sie der Kellner? Ich
warte schon eine halbe Stunde!"
Der Angeredete: Nein, ich bin nur
der Wirth."
Ei Vorschlag zur Güte,
Sonntagsjäger (betrübt heimkeh
xevA: Ich hade wieder keinen Hasen
geschossen."
Frau: Dann hasche Dir doch wenig
stens einmal einen!"
Uns Zimmer gejesielt,
Sie fragten vorhin den Rcgistrator
Dusel, ob er schon wieder kneipen dürfe,
ist er denn krank?"
Das nicht, aber seit einem Viertel
jähr verheirathet."
Twst.
Mann (auf dem Todesbette): Ar
mes Kind, wenn ich Dir noch wenig
stens einige Tausend Mark hinterlassen
könnte!"
Frau: Darüber beruhige Dich; wer
mich des Geldes wegen heirathen will,
den nehme ich überhaupt schon nicht!"
Ein ander Ding,
Freier: Darf ich um die Hand Ihrer
Tochter bitten?"
Reicher Banquier: Wie komme Se
darßu? Ich hab' gar kaue Tochter."
Freier: Nicht? Ich meinte doch, ihr
neulich vorgestellt worden zu sein.
Uebrigcns habe ich drei Millionen Mark
Vermögen."
Reicher Banquier: Warten Se, jun
ger Mann, vielleicht hab' ich doch e
Tochter!"
Der Gimpel.
Der Ritter Bruno, schlicht und simpel,
Der hatte einen zahmen Gimpel;
Dem lehrt' er ohne Unterlaß
Das Lied vom Heidclbergerfaß.
Ter Gimpel, ein gelehrig' Vieh,
Pfiff bald das Lied ihm nach, und wie!
Genau im Vortrag und im Ton,
Mit jeder Modulation.
Und als herum ein halbes Jahr
Ta pfiff er es so wunderbar.
Daß Niemand mochte unterscheiden
Ten wahren Gimpel von den Beiden.
ZndividucU.
Erster Taschendieb: Gestern war ich
im Konzert des berühmten Tenors."
Zweiter Taschendieb: Na, hat's Tir
gefallen."
Erster Taschendieb: Es war misera
bel. in zwei Portemonnaies gar nichts
und im andern einige Nickelmünzen."
Line modeme Köchin.
Gnädige Frau: Hören Sie, Lisette,
Sie stehen jeden Abend niit diesem
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Tr nicht!"
Köchin: Ja haben die gnädige Frau
ihren Alten vielleicht in der Lotterie ge
Wonnen?"
Stvßseuszer,
Ehefrau: Ach, uns' Juste. daS
neue Dienstmädchen, bleibt wieder ewig
aus!"
Ehemann (seufzend) : Wenn es
Deine Schneiderrechnungen mir ebenso
machen wollten!"
I?eru!aliickte Zurechtweisung.
Gigerl: Nun, Grethe, warum
mustern Sie mich so?"
Kellnenn: Ich, le sehen dem
Menschen, der mir gestern mit der Zecke
durchgebrannt ist. so sehr ähnlich!"
Gigerl: Verbitt' ich mir, sehe über
Haupt keinem Menschen ähnlich!"
?e!bftanklagk.
... Ich muß mich vor den Nach
darn schämen, daß Tu diese Nacht so
betrunken beimaekommeil bist!"
Aber, liebe Frau, wer hat mich
denn getehen?
Niemand;
aber man
schimpfen!"
hat mich
doch gehört
Anzüglich.
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Gestern hatte ich eine prächtige Melodie
gesunden und heute hade ich sie gänzlich
verloren!"
Recensent (aus die Notenbidliothek
weisend): Haben Sie auch schon
Al le S durchsucht?"