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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Aug. 6, 1896)
I fc. j, Die Hochzeitsreise im Dunkeln, Humoreske von Wilhelm JUolieca. Unsere Hochzeit war sehr schön ge Wesen. So viel sich iiberleben ließ. hatten bis zum vierten Gange (nach welchem meinerseits die Controlle auf Körte) die Kellner höchsten sechs bis acht Flaschen Johannisberger bei Seite ge chasft und von sämmtlichen Tisch 1 rekmern, mit Einschluß meine Schmie gervaters, war nur ein einziger, und auch der nur zwei Mal, stecken geblie den. Ich benutzte den Augenblick, in dem mein Schwager, der als Obersekunda ner TSnzer von berufswegen war, in Gemeinschaft mit seiner Dame, der Frau Stadtrath MyliuZ, mitten im Saal auf dem Parkette lag und da durch die Aufmerksamkeit der Gaste ein wenig von mir ablenkte, um meiner Frau einen Wink zu geben. Meine Schwiegermutter folgte uns in'8 Ne benzimmer und fing plötzlich an, die weißfeidene Brautrobe meiner Frau (ein von dem Erlöse meines letzten Romans erstandenes kostbares Geburtstags geschenk von mir) mit so dicken Thränen zu betropfen, wie ich sie vorher Über Haupt noch nie gesehen hatte. Thränen, die ihr, wie ich tristigen Grund hatte anzunehmen, die unumstößliche Gewiß heit entlockten, daß ihre Tochter nun mehr an der Seite ihres Mannes dem sicheren Tode entgegengehe. An der Seite eines Mannes nämlich, dessen Be rufe die solide Basis fehlte", wie sie sich gelegentlich einmal ausgedruckt hatte. Da ich nun aber meinen Beruf in diesem Augenblicke nicht ändern konnte, so bat ich meine Frau, sich zur Hochzeitsreise zu rüsten. Während sie s diesem Wunsche entsprach, trat mein Schwiegervater aus dem Saale und druckte mir unter mitleidigem Knurren für die Hochzeitsreise" ein paar BUn deichen blauer Scheine in die Hand, die uns über die ersten Hungertage hinweg helfen sollten. Meine Schwiegermut ter versicherte, daß sie sofort nach unserer Rückkehr uns ein paar Mettwürste schicken wolle. Ich dankte gerührt für Beides, d. h. im annehmenden Sinne, wechselte hinter einer spanischen Wand meinen Frack mit einem Rocke, der Wa gen fuhr vor und wir rollten zu Fünft ich, meine Frau, der Kutscher und zwei Koffer vergnügt durch die dämm rigen Straßen. Wie freue ich mich auf die Schweiz," sagte meine Frau mit strahlendem Ge sichte. Ich auch," erwiderte ich schmun zelnd, übergab, während meine Frau die Stufen zur Bahnhofshalle hinauf vorausging, die beiden Koffer einem Bahnhofspackträger, der mir eidlich ver sprach, meinen Auftrag pünktlich aus zuführen, und löste mit diabolischer Kaltblütigkeit zwei Bahnfteigdillets. Ach, Herr Doctor," rief mir plötz lich ein Herr entgegen, auch mal auf der Reise?" Jawohl, wie Sie sehen, Herr Schultze," erwiderte ich herablassend, und zwar auf der Hochzeitsreise." sv. Herr Schultze brach, mir die Hand schüttelnd, m em freudig erstauntes Wiehern aus. Auf der Hochzeitsreise? Ei, ich gra tulin, ich gratulire! Und wohin, wenn man fragen darf?" 'n bischen nach der Schweiz," erwi derte ich mit der gleichen, weltverachten den Nachlässigkeit. Gleich nach der Schweiz? I, da sehe doch mal einer die Herren Schriftsteller an!" Nun," sagte ich, die Stimme zu ei nem leisen Murmeln dämpfend, die Schweiz ist doch nichts so Ungeheuerliches. Wir wollten erst nach Italien, nach Nea pel .. aber die Hitze ist doch jetzt gar zu groß und " Herrn Schultze'S fleischige Rechte preßte mir die Finger aneinander. , Nun, daS freut mich aber, das freut mich " Da eS schon zum dritten Male geläu tet hatte, beeilte ich mich, mit meiner Frau einen Waggon zu erklettern. AIS die Thür zu unserem Eoupee zu geworfen worden war, sprang ich plötz lich mit einem Angstschrei auf. Martha, wir find in den falschen Zug gestiegen! Wir müsse auf den an deren Perron hinüber!" DaS Fenster öffnen, hinunter nach der Klinke langen, die Thür aufreißen, Handwsche, Plaidrolle und Köfferchen fassen, meine Frau hinausheben, die Thür wieder zuschlagen und laufen war einS. Wir waren noch keine zehn Schritte weit, als hinter uns der bekannte ner venberuhigende Pfiff ertönte und der Schnellzug davonfuhr. Ich blieb, als vb ich Athem holen müßte, erschöpft stehen. Höre, Martha, ich glaube, eZ war doch der richtige Zug." .Ja, aber-" Ich erde mich gleich vergewiffern." Zum Glück kam gerade einer der rothmützigen Bahnhofsfeldherren vor ' übn, den ich mit der Unschuldsmiene ein sechzehnjährigen Backfische?, der von der Mutter bei einem Rendezvous mit dem achtzehnjährige Better ertappt worden ist, fragte, ob der Zug, der da den abgegangen, der Schnellzug nach Hof gewesen sei. .Jawohl," erwiderte der Beamte, ohne im Geringsten Erbarme mit dn mitleiderngenden Verzweiflung in dem ' hübsch Gesicht meiner kleinen Frau zu V haben. Ich kiftete mein Frau. Der Sonntagsgast. Jahrgang 17. Auf einen Tag, Schatz. kommt'S ja nicht an. Wir nehmen eine Droschke, fahren nach Hause und beginnen mor aen unsere Reise." Wir nahmen" also eine Droschke und fuhren nach unserem neuen Heim zu, welches, daS wußten wir, Dank der schwiegermütterlichen Sorge, als ein wirkliches trauliches kleines Nest fiz und fertig auf den Empfang seiner Bewoy ner harrte. Fröhlich stiegen wir in gleichem Schritt und Tritt", wie zwei gute Ka meraden, die drei Treppen zu unserer Wohnung hinauf. Bor der Thür stand, in getreulicher Erfüllung seines Schmurs, wartend mein Kofferträger neben unseren beiden Koffern. Meine Frau war starr. Ja. was soll denn das bedeuten?" DaS erkläre ich Dir drin, niein guter Schatz," erwiderte ich schmeichelnd und griff in die Brusttasche meines Rockes, um die Schlüssel herauszuholen, stimme!! Das säuberlich versiegelte Packetchen mit den Schlüffeln war nicht darin! Das war in der Fracktalche ge blieben und die Fracktasche mitsammt dem dazu gehörigen nagelneuen Fracke bei der Schwiegermutter. Meine Frau wurde bleich, aber ich faßte mich sofort. Zur Mama schicken können wir natürlich nicht " Nein, nein!" ..Und m's Hotel " Nein, nein!" unterbrach mich meine Frau wiederum. ..Also bitten toir ganz einfach den Herrn hier, zu einem Schloffer in der Nachbarschaft zu lausen nicht wahr, Sie thun uns die Gefälligkeit?" Nu, warum denn nicht?" grunzte der freundliche Lastenträger und. trollte hinunter. Aber," sagte meine Frau, erkläre mir nur " Erst, Schatz, setze Dich im Stehen unterhält man sich schlecht und ich denke, wir sind alle beide etwas müde." Meine Frau setzte sich also, gehorsam wie sie ist, auf den einen Koffer und ich auf den anderen, und ich erklärte ihr, daß ich mit teuflischer List und Schlau heit sowohl den Schmiegereltern wie allen anderen die Hochzeitsreise nur vorgeflunkert habe, damit sie einen ordentlichen Respekt vor mir und meinen DichterFinanzen bekämen, daß so eine Hochzeitsreise, wie schon Mantegazza treffend erläuterte, durchaus in jeder Beziehung eine ganz dumme Sitte, so zusagen eine Unsitte sei, daß man auf einer solchen Hochzeitsreise nichts als Staub, Eisenbahngerüttel, schlechte Ho tels und so weiter und so weiter genieße und daß ein gemüthliches Jlitterwochen Leben zwischen den eigenen vier Pfäh len, von dem Niemand nichts wiffe, doch viel schöner sei. Nicht wahr. Schatz? Ist daS nicht ein köstlicher Spaß? Während sie uns von Station zu Station verfolgen, sitzen wir ganz behaglich in unseren schönen neuen olivengrünen Plüsch polsterlehnstühlen, was? Und wie sie dabei in der Stadt reden werden! Ha haha! Denn die halbe Stadt wenig stenS wird davon sprechen, nachdem mein Freund, der Buchdrucker Schultze, eS weiß! Donnerwetter, wird er am Stammtische bei Kauft mit dröhnender Stimme erzählen, der Doctor Liebe treu, daS ist Einer, d laffe ich mir ge fallen, feine Sachen müffen doch aus gezeichnet sein und gut bezahlt werden, er macht eine Hochzeitsreise nach hm Egypten und so da herum! Wie, Schatz, ist das nicht famos?! Mein Credit wird mit einem Schlage um fünfzig Prozent steigen!" Meine Frau, eine vernünftige Frau, wie sie ist, stimmte in mein Lachen ein und vergab mir großmüthig meinen frommen Betrug. Da mittlerweile eine halbe Stunde vergangen und unser Bote noch nicht zurückgekehrt war, mußten wir anneh men, daß unsere Nachbarschaft" eine ziemlich weitläufige sei der daß der nach des Tages Last und Hitze jeden falls ermattete gute Mann sich erst ein wenig zu dem verantwortungsreichen Gange durch einen kleinen Trunk ge stärkt habe. Wir verkürzten unS die weiteren zwanzig Minuten mit Betrachtunzen über daS reizend imitirte Tapeten Muster an den Wänden des Treppen fturS. Sieh nur. Schatz." sagte ich, dies hübsche zierliche Blattwerk und diese graziöse Ranken, es ist italienische Renaissance. Ja. man ist heutzutage nicht mehr so anspruchslos wie vor dreißig Jahren und, nicht wahr, mein Schatz, ich habe eS doch sehr gut ge macht, daß ich unser Wohnung in einem ganz muen Haus gemiethet hab? Die Geschichte mit din Trocken wohnen ist ein bloße Fabel." Mein Frau stimmt mir, gut wie sie Beilage zum Rebraska Staats Anzeiger. ist. in Allem vollkommen bei, als aber wiederum eine Viertelstunde in's Meer der Ewigkeit hinabgetaucht war. ohne daß unsere Taube mit einem Oelzweige von ihrem Recognoscirungsfluge zu rückgekommen war, fing sie doch an, etwas unruhig zu werden. Ich war eben mitten drin, ihr zu er klaren, daß, weil eS Sonntag sei, wahr scheinlich der oder jener Schlossermeister nicht zu Hause gewesen und unser treuer Packmann jedenfalls habe zu mehreren dieser Schloßöffner laufen müssen, daß er aber sicherlich jede Minute mit einem ankommen werde, als plötzlich das Gas flämmchen auf der Treppe mit einer unheildrohenden Zuckung in sich versank und uns mit einem Male Finsterniß umgab. Zugleich erdröhnte von unten heraus ein Donner, der selbst mich mit ahnungsvollem Schauder durchfuhr. Um mir Gewißheit über die Ursache, besonders des letzteren dieser Phänomene zu verschaffen, tappte ich mit Erlaubniß meiner Frau, die mir versprach, sich nicht zu fürchten, die dunkeln Treppen hinunter wahrhaftig, die Hausthür war geschloffen worden! Der Angstschweiß trat mir in großen Perlen auf die Stirn und ich begann, wüthend an der Hausthür zu rütteln. Aber da es eine gute, neue Hausthür war, so erfüllte sie den ihr vom Tischler zuertheilten Beruf und wich und wankte nicht. Ein rettender Gedanke kam mir. Der Hausmann wohnte jedenfalls im Sou terrain, er mußte eS ja gewesen sein, der das Gas gelöscht und die Hausthür verschlossen hatte. Ich tappte also noch eine Treppe tiefer hinunter in die Dun kelheit und tastete mich in den Katakom ben von Thür zu Thür. Vergebens. Kein Hausmann da. Durch kein Schlüsselloch ein hoffnungsfroher Licht schlmmer. Aulzer den unheimlich cml' lernden Augen einer fauchenden Katze in einer fernen Ecke nichts als grabtiefe Finsterniß. Der Hausmann wohnte also im Nebenhause, das dem nämlichen Wirthe gehörte wie dieses, und hatte das Haus von außen geschlossen. Ich poftirte mich noch einmal an die Hausthür und horchte. Endlich dröh nende Schritte auf der menschenleeren Straße, ein wuchtiger Griff in die Klinke. Wer da?" rief ich. Ich!" grollte es draußen. Wer ist das ich?" Na ich Nummer dreizehn!" Ah " Ich athmete erleichtert auf. Nun, haben Sie den Schlosser mitge bracht?" Ob Sie den Schloffer mitgebracht haben?" Abermals ein Brummen. Ob Sie einen Schloffer bestellt haben?" wiederholte ich zum dritten Male und legte horchend das Ohr an die Thür. Nee, es is nirgends eener zu begom men!" Dann müssen Sie nochmals gehen!" ries ich entsetzt. Nee, das gann ich nich ich habe Nachtdienst bitte, machen Sä auf." Nee, das kann ich nicht! Wir sind eingeschlossen worden!" Ach, Herr JeseS," grunzte es wieder draußen, das is Sie ja är:e beese, beese Geschichte, na denn hole ich mir äben mein Geld morgen frieh, ich muß ma chen, daß ich fortgoinme " Aber " Gute Nacht ooch!" Dröhnende Schritte sie verklangen und Alles wieder still! He!" Keine Antwort er war richtig fort! Eine schön Hochzeitsreise! Armes, armes Frauchen, arme kleine Martha! Herzklopfend humpelte ich mit schmer zenden Knieen hinauf. Und aneinander geschmiegt saßen wir in der dunklen Nacht auf unserem Kof fer auf der Treppe vor der Thür unseres schönen gemüthlichen Heims. Liebstes, bestes Herz." sagte ich, weine nicht und vergib mir!" Ich weine ja gar nicht," antwortete die Gute und lachte mit ihrer fröhlich hellen Stimme so lustig auf, daß die feuchten Treppenwände vom Parterre bis in's Tachgeschcch mitlachten. Drei Wochn später trug ich in mein Tagebuch ein: .Heute von unserer Hoch zeitSreise aus der Schweiz zurück." Und dann gingen wir Arm in Arm Iröhlich miteinander zum ersten Male die Straße rechts hinunter, die in di Stadt hineinführt, während wir sonst immer links umgebogen waren auf die einsamen Felder hinaus, wo die Lei chen zwitscherten und die kirschbäume blühten. Nun, wie war' in den Alpen?" fragte meine Schwiegermutter. Prachtvoll!" rwiderten wir Beide lachend. Und um ja keinen Zweifel aus kommm zu laffm. fuhr ich fort: .Beson derS auf dein Monte Kofferino nicht wahr. Maus?" Auf was für einem Monte?" fragte verwundert mein Schwiegervater. Einem in den italienischen Alpen." erwiderte ich mit der Miene eines Wm reisenden und Maus lachte ganz ver schmitzt Der Tod des Zaren. Von Tizeodor Hiittcr. Es war am 22. März 1801. Ueber dem Häusermeere der Zarenstadt an der Newa breitete ein düsterer, Wolken schwangerer Nachthimmel sich aus. Die Uhr an der Paulskirche schlug die zehnte Stunde. In einem der prächtigen Gemächer des Acichaelispalaftes, welcher das Heim des Zaren Paul I. war, saß ein ernster, finster blickender Mann; sein freuriges Auge ruhte auf einem aufgerollten Per gament, unter welchem eine Karte von Europa ausgebreitet lag. Dieser ernste einsame Mann war Zar Paul I., der Sohn der Kaiserin Ka tharine, der despotische Herrscher aller Reußen, ein großer Verehrer Napoleons und zugleich der erbittertste Gegner Englands und der mit dem letzteren koalirten Machte Oesterreich und Deutsch- land. Wiederholt schon hatte er daS auf dem Tuche liegende Schriftstück durchge, lesen, als er tief aufseufzend, sich vom Stuhle erhob und mit langen Schritten das Gemach durchmaß. Bisweilen blieb er auch aufhorchend stehen und blickte nach der Thüre, als ob er Je manden erwarte. Und in der That wurden herannahende Schritte hörbar, Jetzt ward auch die Thüre geräuschlos geöffnet und herein trat ein in die rus sische Generalsuniform gekleideterMann, der ehrfurchtsvoll in gemessener Entfer nung stehen blieb. Der Zar blickte den Eintretenden scharf an. Graf Pahlen!" sprach er mit ge dämpster Stimme, ich habe Sie trotz der vorgerückten Stunde rufen la en, denn ich habe eine sehr ernste Frage an Sie zu richten." Der Angeredete verneigte sich de müthig. Euer kaiserlichen Majestät treuester Diener wünscht Ihre Befehle zu hören," gab er in ruhigem Tone zur Antwort. Ein spöttisches Lächeln zuckte um die Mundwinkel des .Zaren. Graf Pahlen!" fuhr er fort," Ihr kennt aus der Geschichte die Schicksale und das traurige Ende der römischen Cäsaren,, Ihr wisset auch die Todes- Ursachen so mancher meiner kaiserlichen Vorgänger, die vielleicht deshalb der Tyrannei beschuldigt wurden, weil sie Gerechtigkeit und strenge Gesetze liebten.' Der Zar hatte die Worte mit btfon derem Nachdruck gesprochen und blickte nun mit forschendem Blick den vor ihm stehenden General an. Dieser, der eine leichte Verlegenheit, die in seinem Gesichte zum Ausdruck kam, nicht verbergen konnte, erwiderte nun: Majestät, warum diese sonder bare Frage? Droht Eurem erlaucht ten Haupte irgend eine Gefahr?" Graf Pahlen," begann ter Zar wieder, und diesmal zitterte seine Stimme erregt, Rom hatte nur einen öatilina, aber Rußland hatte deren viele. Es besteht eine Verschwörung gegen mich, die Hauptverschworenen be finden sich in Petersburg, ja noch mehr, sie wohnen unter meinem Dache und effen und trinken an einem Tisch mit mir. ja noch mehr, sie find von meinem eigenen Fleisch und Blut! Sollten nicht auch Sie von dieser Ver schmörung etwas wissen?" Trotzdem der Zar diese Worte mit wilder Hast hervorgestoßen und bis dicht an den Grafen Pahlen herange treten war, blieb der Letztere ruhig und gefaßt. Majestät," erwiderte er, die Mög lichleit, daß eine Verschwörung wider Euer kaiserliches Haupt angezettelt worden, ist vorhanden; wäre ich aber daran betheiligt, so würde ich es gewiß nur deshalb sein, um die Fäden der verderblichen Machinationen im rechten Augenblicke zerreißen, die Verbrecher entlarven und Euer Majestät beschützen zu können." Graf Pahlen, ich liebe die Aufrich tigieit: habt Ihr wirklich von den In rriguen der Orlow, Subom und den englisch gesinnten Grabesow keine Ah nung? Ist Euch nichts von den Herr schergelüften meines Sohnes Alerander bekannt? Ich achte di Männer, welch Bkiächter der Menschheit find und die mit Menschenfchädeln wie mit Flintenkugeln umgehen. In Euch glaubte ich inen Mann dieses Schlages gefunden zu haben. Ihr versteht zu handeln!" Gewiß. Majestät!" lautete die Ant wort. No. 12. Wohlan," fuhr der Zar fort, bin nen drei Tagen sollen Alle, die mich zu stürzen ersucht haben, von ihrem Ge schick ereilt sein. Nun geht." Stumm sich verneigend, verließ Graf Pahlen das Gemach. Es ist kein Trug, ich habe mich nicht getäuscht." murmelte nun Paul I., ich sah es Pahlen an, daß er in die Ver schmörung eingeweiht ist, auch ihn soll die gerechte Strafe ereilen. Ich bin von Mördern umlauert, mein eigener Sohn und vielleicht auch meine Ge mahlin wissen von dem geheimen Anschlag wider mich! Ha, ha! Ich will Euch zuvorkommen und mich vor dem Erdrosseln schützen!" Während der Zar so vor sich hin sprach, lag ein dämonischer Zug auf seinem bleichen Antlitze. Jetzt trat er hastig zum Schreibtische, ergriff die Feder und schrieb mit zitternder Hand seinen Namen unter daS vorliegende Aktenstück. Es, war der Verhaftsbefehl einer Anzahl hochgestellter Aristokraten, mehrerer Generäle und zugleich die Ver bannungsordre für feine Gattin und seinen Sohn Alezander. Nochmals überflog sein Auge die ver hängnißvolle Schrift, dann sank er er schöpft vor innerer Erregung in den Sessel zurück und müde schloß er die Augen. Es mochte nahezu eine halbe Stunde vergangen sein, als plötzlich in der Vor Halle rasche Tritte hörbar wurden, die sich dem kaiserlichen Gemache näherten. Was war das? Der Zar sprang empor. Jetzt wurden dicht an der Thür Stim men laut, ein Hilferuf erscholl, Säbel klirrten und nun folgte ein dumpfer Fall. Der Zar schritt nach der Thüre; aber schon wurde dieselbe aufgerissen und drei Männer mit entblößten Degen traten herein. An der Thüre selbst aber lag in einer Blutlache der wache haltende Leibhusar. Der erste der Eintretenden war Graf Pahlen, er hielt einePergament-Urkunde in der Hand, ihm zur Seite stand der General Bennigsen und der Graf Subom. Was wollt Ihr hier!" herrschte der Zar die drei Männer mit vor Wuth zitternder Stimme an. Sire," antwortete der Graf Pahlen, ich verhafte Sie im Namen des Kai fers Alezander!" Da verzerrten sich die Gesichtszüge des Zaren, im Nu war er zurückgesprungen und hatte den an der Wand hängenden Degen Herabgeriffen. Elende Verschwörer! Wer ist Kaiser Alezander, so lange ich Kaiser Paul bin!" Zugleich mit diesen Worten blitzte sein Säbel und zweifelsohne wäre Graf Pahlen sofort niedergehauen wor den, hätte nicht der Degen Subuw's ge schickt den Hieb aufgefangen. Sie find verhaftet!" schrie jetzt Graf Pahlen laut auf. Zugleich richteten sich drei Klingen gegen den Zaren. Dieser wich zurück, dabei streifte er mit dem Arme den prächtigen Kandelaber, so daß derselbe wantte und umstürzte und das Licht erlosch. Tiefes Dunkel herrschte im Gemache. Die Dunkelheit benützend. stürzten sich die Verschworenen auf den Herrscher, und rissen ihn, trotzdem er sich mit verzweifelten Kräften wehrte, zu Boden. Jetzt legte sich um die Kehle des Zaren eine Schlinge eS war die Degenschärpe Bennigsen's fester und fester und fester wurde sie zusammenge zogen, der Athem des Kaisers begann zu stocken, ein dumpfer halberftickter Fluch, dann ein letztes heiseres Röcheln und still wurde eS wieder im Gemache. Wenige Minuten später verließen die drei Höflinge daS Zimmer, in welchem der Zar Paul I. als Leiche lag. um den Sohn des Ermordeten, Älezander, der weinend in seiner Wohnung die Mörder erwartete, feierlich als neuen Herrscher von Rußland zu begrüßen. Technisch Gerät i Pompeji. Eine interessante Schilderung feiner Forschungen in Pompeji gab Proseffor Goodman in seinem JnauguralVortrag vor der JngenieurAbtheilung am yoxt shire College in LeedS, in ivelchem er hauptsächlich das technische Können der alten Pompejaner beleuchtet. Die Bür gersteige lagen ungefähr einen Fuß über der Mittelstraße und wurden von dieser aus durch Stufen erreicht. Dazwischen passirten Wagen und Pferde, und ersten haben vielfach tiefe Geleise im Stein Pflaster zurückgelassen. Die Wafferver sorgung der Stadt geschah durch Blei röhren, welche unter dem Straßenvfla fter gelegt waren. Straßen und Platze besaßen viele öffentliche Trinkdrunnen, auch di meisten großen Häuser besaßen solche, oft von ungewöhnlich schöner Ausführung. Die Bronzegeräthe dr Pompeaner verrathen eine groß schicklichkeit und künstliche Begabung. Unter dn HauSgeräthen finden sich Koch töpf mit Kochern an den Seiten und einer Borrichtung zum Ablaufen des überkochenden Wasser. Wafferkrüg und Urnen mit inneren Röhren sind gesunde worden und Oefen, deren Einrichtung dnrchrniS der unserer huti gen Tampslessel ähnelt. Zum Verwah ren der Werthsachcn hatte man bereits sehr starke, metallene Wandschränke mit festen Schlössern; Schloß und Schlüssel sind häufig sehr ingeniös erdacht und von verzwickter Arbeit. Von den eiser nen Werkzeugen könnte man manche so gleich in ein modernes Schaufenster le gen, hätten sie nicht vom Rost der vielen Jahrhunderte gelitten. Sicheln, He cheln, Harken, Gabeln, Aezte, Spaten, Schmiedezangen. Hämmer, Lotheisen, Schaufeln, Hobel :c. sind den entspre chenden, heutgebrauchten Gerathen durch aus ähnlich. Am bewunderungswür digsten aber sind die chirurgischen In strumente, welche eine sehr schöne AuS fiihrung und ganz ähnliche Konstruktion zeigen wie diejenigen, welche in unseren Tagen wiedererfunden und patentirt wurden. Sehr überraschend ist endlich die Thatsache, daß die Pompejaner be reits Drahtseile von sehr vollkommener Verfertigung besaßen. Das böse cwisscn. Emile Aligier trat eines Tages in ein Pariser Cafe, in dem er kurz vorher eine Erfrischung zu sich genommen, und wandte sich mit der ängstlichen Frage an den Kellner: Habe ich nicht auf dem Tische ein kleines Packetchen liegen lassen?" Nein, mein Herr." versetzte der Kellner. O, daS thut mir aber sehr leid; ich möchte nicht, daß das Packet in fremde Hände käme, es enthält einige sehr werthvolle " Juwelen, mein Herr?" fragte der Kellner lächelnd. Juwelen, ach nein, aber Skorpione, einige sehr seltene und werthvolle Ezem plare." Der Kellner lächelte nicht mehr, er wurde im Gegentheil todtenblaß, zog ein kleines Packetchen aus der Rocktasche und reichte es dem Schriftsteller mit ver legenen Blicken. Augier entfernte sich mit vergnügtem Lachen, denn das Packet erhielt keine Skorpione, sondern einen Schmuck, den er für seine Frau ge kauft hatte. Wie alt ist da Fahrrad? In derZeitschrift Science Frangaise" weist Emile Gautier nach, daß die Er findung des Fahrrades diel weiter zu rückreicht, als bisher angenommen wor den ist. Ihn, zufolge ist das erste Pe dalfuhrwerk, das nur durch menschliche Muskelkraft in Bewegung gesetzt wird, von einem Arzte Namens Richard um daS Jahr 1690 erfunden worden. Die fer errichtete" nach einer alten Chronik eine Karosse", damit man sich selbst fahren könne wohin man wolle, ohne irgend ein Pferd zu Hülfe zu nehmen." In seinen Recreations matherna tiques et physiques" sagt Ozanam im Jahre 1694 (Bd. 2, Seite 29): Man sieht in Paris seit einigen Iah ren eine Karosse" oder Sänfte", die ein hinten sitzender Lakai abwechselnd mit den beiden Füßen in Bewegung setzt mit Hülse zweier kleiner Rüder, die in einem Kasten verborgen und an die , Deichsel befestigt sind." Bestraft itlkit. ' Der berühmte englische Tenorist James Watson.iste einst mit seiner jungen Gattin nach Monte Carlo. Im Spielsaale sagte plötzlich die junge Frau scherzend : Wie wär's, wenn ich einmal auf mein Alter spielte." Gut", antwortete Watson, eS ist ja Thatsache : eine Frau, die zum ersten Male ihre Alterszahl besetzt, gewinnt immer." Alles blickt auf, um zu sehen, welche Nummer die Dame besetzen werde. Sie zieht aus ihrer Tasche zwei Goldstücke und setzt dieselben auf dreiundzwanzig. Siebenundzmanzig gewinnt." lau tet nach einer erwartungsvollen Pause der Ruf des Croupiers. Siehst Du." sagte Watson. sich an seine junge hübsche Gattin wendend, wärst Du aufrichtig gewesen, so hüt teft Du fünftausend Franken gewon nen!" LrziehungsratkschlZge. PensionSmutter: Seht, Kinder, de findet Ihr Euaz in einer Gesellschaft von älteren Leuten, und S spricht weiter Niemand, so schweigt Ihr auch, um Euch nicht vonudränaen: erden da gegen geistreiche Gespräche geführt, so habt Ihr Euch selbftvrftändlich nicht hineinzumischen; geistlose Gespräche in deß straft Ihr mit stillschweigender Ver achtung.' (Bereiter Sweisel, Förster .Ich liebe Sie und gedenke Sie zu meiner Gattin zu machen Fräulein: ,O Gott, o Gott, wenn Sie nur weniastens die? eine Mal die Wahrieit sprechen?!" vZtnliche logik. Sobn: .Aber. 3Wrr i hin iM hr, reits fiebiebn ftabn alt. lass rni itutr doch einmal ins Wirthshaus gehen." vam: Run, dann thue, was I nicht lassen kannst!" Sohn: .Aber Vater, ich bade kein Geld!" Pater: .Tann laffe. wa Tu nickt thun kannst."