Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 09, 1896, Image 3

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    NSBRASKA STAAT - ANZEIGER, Lincoln, Nefc.
TXSl.
. Dir Pflicht drs Swl:rn.
I Sioman bsn Nüdolph Elch.
Wun, roa gtfdinlic dann?- Olga
lächelte. Tcr Verfolger ist mein
Vater ; cr säume nichts llmn, als dcr
ungeralhcncn Tochter das CU-(b abncl,
(tn'n und sie verstoßen oder jie wieder
heimführen, Das darfst Tu mir aber
glaube, Saß ich elicr sterben, nl den
Verdacht der Äüijchuld auf Dich fallen
lassen würde," Sie fiisite ihn leiden
schaftlich und fl,r dann fort : Aber c
gibt Mittel, um die silucht ganz sicher
und unbehindert ausführen zu können.
Akin Pater pflcnt in Berlin bis zehn
Uhr Morgens u schlafen und dann
mit mir da ivriihsiiick einzunehmen.
Mcrgcn nun wird cr statt seiner Toch
tcr ein fluchtig geschriebenes Briefchcn
neben lein Tassc finden folgen'
den Inhalte: ,Jn Jolge Deiner
Mißhandlung bin ich nach Zarmindcn
abgereist nd werde dort so lange bei
meiner grcundin Ädcle vvu Tchlabcrg
bleiben, bis tiurt mich zur Hochzeit
Inhalt.' Der Pater wird dann zn
nächst an mich schreiben, oder vielleicht
mit dem nächsten Zug nach armindcn
reisen. Jedenfalls wird ihm dcr
Sänke, seine asse zu revidircn, nicht
sofort kommen, iiMr aber jagen unter
dessen' mit dem iinrierzng Frankfurt
am Main zu und begeben uns von da
in die Südschweiz, wo es uns leicht
wird, ls junges öbcvaar, da feinen
Honigmond feiert, in einer stillen
Pension oder Villa am Mnscrsee ein
Bcrstcck für mehrere Wochen zu finden.
Bon dort wander wir dann als Tou-
cistcn durch die Schiller Eavohe? bis
(tteiBM oder.Vivoino und schiffen uns
n,ÄOmcrikn ein. Zn Palparaiso der
Tan Frauc'iSco wird uns Niemand be
lästigen, denn das mußt Du im Auge
behalten: Dein Vcrsoiger kann sich
nicht an Dir rächen,, ohne seine einzige
Tochter vorher zu vernichlen ; dazu aber
findet selbst der hartherzigste Baker
kaum den Muth."
Die Worte dcr Bcrsucherin weckten
etwa in Viktor Seele, was seit sei
nrr Kindheit darin geschlummert hatte,
die Abenteuerlust. ' Gefahren zu be
stehen, war siel sein Wunsch gewesen.
Run bot sich dazu die Gelegenheit.
Sein Widerstand ließ nach, die Stimme
seine Gewissens wurde schwächer. Und
doch machte er noch einen Versuch, sich
moralisch aufzuraffen, und warf die
Bemerkung hin : Wir können unmög
lich glücklich welken, Olga, die Schuld
wird auf uns lasten, stärker und stärker
miisscn wir den Fluch empfinden"
Da Mädchen unlerbiach ihn: O,
'' wik llcininiilliig Du bist! Erinnere
Dich, basz Tu Viktor l,eif;t, erinnere
Dich, daß man uns zwingt, dcr Gesell
' ' schastöordnnng Trotz zu bictcn, und daß
Jemand an Deiner Seite steht, dcr
entschlossen ist. mit Dir zu sterben,
sobald Dir das Leben unerträglich cr
scheint. Sieh' doch! Liegt nicht sin
i Wink des Schicksals in unserem Zu
sanunentrcffcn'' Ist es nicht mcrk
würdig, daß wir dieselbe Droschke ie
sncgcll und im so finden mußten? Gr
scheint es Dir nicht mich, als sollte ei
je sein?"
.Ja. wahrhaftig!" Viktor war
. Fatalist und leicht geneigt, in diesem
Zusnmmcnlreffcn wirklich eine licson
dere Schicksalsfügung zu sehen.
Wir werden niclit zusammen dcn
Bahnhos betreten," fuhr Olga eifrig
fort, sondern getrennt znm Billet
schalter gehen und auch bis zur Schweiz
in verschiedenen Wagen fahren. So
bleibt jede Oiesnlir für Dich auögc
schloffen. der Entführunzrerdächligt zu
werden."
Viktor machte sich noch einmal aus
ihrer Umschlingnng los. Der Gaumen
war ihm heiß geworden und cr stürzte
wieder ei Gla Sckt die Kchle hin
unter. Er wollte sich frei machen von
dcn Lockungen dcr Vcrsuchcrin und ging
. hastig in dem kleinen Raum aus und
nieder. Es geht nicht, Olga, es ist
undenkbar ! Ich sollte ? Nein, um
Goltcswillcn nein! Bedenke doch,
wohin wir treiben! Da wäre furcht
barer als der Tod. Entehrt durch's
Leben gehe! Nein, mir schaudert's
vor dem Gedanken,"
Und kannst Du ihr entgehen? Der
Schmach bist Du verfallen so wie ich.
Und dcr Tod selbst erlöst uns nicht von
dein Makel, dcn dieser Tag n aus
heftet hat. Viktor, Du ahnst ja nicht,
wie heiß ich Dich liebe seit Monden
liebe! Laß mich nickt untergehen!
Reite mich, rette Dich!" Sie um
klammerte fein, Hals und Thränen
quollen ihr unter dcn Wimpern hervor.
Wa ist uns die Gesellschaft! Ein
Nichts ein leerer Bcgrisf. Willst Du
Dich den Vorwürfen und klagen Dei
er Frau stellen oder mit mir in die
sonnige Welt fliehen, wo tausend
Freuden, tausend Genüsse uns winken.
Ach, liebster Viktor, sei doch kein Narr,
folge mir zum Glück, zur Freiheit!"
Sie schmiegte sich an ihn und unter
ihren Küssen, umcr dem Einsluß des
Weins schwandcn scme Bedenken. Tief
aufseufzend flüsterte er so leise, als
fürchle er den Ton seiner eigenen
Stimme: Ich komme!"
.Morgen um sieben Uhr vor dem
Anhalier Bahnhof. Dei Wort gib
mir Dein Wort, vicv'icr!"
Gut, j:i ! Morgen in dcr Zriihc !"
10. ,i a p i t c l.
Zlnna Förster li!c sich ron der Tafel
be Generals, un der sie mcbr Pein
ak'i Erquicwnq gesunden, in s Kranken
"jvnmrt zurückbegeben. Sie fand dort
die dr.rch Rachtuck,cn und Äuiregun
gen aller ;in ciighthc .yutm
Bett ihre Viefciin.-s eingesailascn.
Trndchen schien tnnVall zu schlmn
. - j . I, .... I. . i,r.
mein. c,rua,ui.ia,t mm i-iv mwi-
1,1 kk in Itlicm ,Giua uit'ci rei
scheucht, her auch die V.'knolraft schien
lief gcflmlcn zu sein. Das tiind, das
lieb roi wenigen i'i'csfltcn so blühend
und fciitcr in den 'ncn OstwedeS
hcrurngekumuiklt. cr Uit zum Sckt
teil seiner scllsk ncirordcn. Ut Änn
tui M'jitrr ur. nd Huste, ußle iir
tn.Slcrant.a Vcrzr-eiiiui-q denken
und sich sazcn: .-s, ein Wüb rm-
gen lann, erfayri es mt atSMiicr."
Nasch vertauschte Anna ihr Gesell
schafkstleid mit einem einfachen Haus
anzug und trat dann in Helene
Schlafzimmer, um zu sehe, ob da
Bübchen nnd das Baby gut schliefen.
AI sie sich davon überzeugt hatte uud
in' jirankenzimmcr zurückkehrte,
röchclle Tiudc und ihre tics cingcsunke
nen Augen öffneten sich, Sinns rsdircf
so heftig, daß fic einen leisen Ausschrci
nicht untcrdrücken konnte. Dieser weckte
Helene aus dem Schlaf. Einen Äugn
blick starrte sie wie eine Träumende
uns Annas bleiches Gesicht, dann sprang
sie aus die Füße, warf einen Blick auf
die verglaste!: Augen und die röchelnde
kleine Brust ihre ÄindcS und schrie
entscyt: Sie stirbt! Allmächtiger
Gott, Trude stirbt!"
Und der Angstschrei dcr Muttcr rief
noch einmal den Schein flackernden
Leben in die blauen inderaugen zu
rück. Wie au einem tiefen Traum er
wachend, stierte die Sterbende das
angstverzerrte Gesicht dcr über sie ge
beugtcnMutlcr an, und wie ei Hauch
knin es von ihren Lippen: Mama,
dute Mama nich traurig seht!"
Uud miedet wurden die Augen starr,
die kleine Brust keuchte. Dann ging
ein Zucke durch den zarten Körper und
c lösten sich alle Glieder in der starren
Ruhe dcö Tode.
Helene machte ein Bewegung, als
wolle sie nö entslichcnde Leben
haschen, dann wars sie sich über ihren
todten Liebling und brach in ein so jani
mervollcS Schluchze ans, daß es ihren
ganzen Körper durchschüttelte, Anna
stand eine Weile fassungslos an ihrer
Seite, dann hob sie das thränenüber
strömte Glicht ans und sagte bebend
vor Mitgefühl: .Helene, liebste He
lcnc! Selbst eine Muttcr darf sich
nicht ganz in ihrem Schmerz verlieren.
Du hast verzweifelt mit dem Tod um
biescn Schatz gerungen, er aber war
start, r als Du. Komm', fasse Dich!
Laß Dich nicht ganz zu Boden werfen,
Dir bleiben zwei süße Kinder, und
selbst Trudckcn ist Dir nicht ganz vor
lorcn. Ihr sonnige Kinderantlitz wird
weiter leben verklärt uud verschönt iu
unserer Erinncrung,"
Helene schlang ihre Arme nm Annas
Hals und weinte leise sort; Annas
Trostworte sänftigtcn die Heftigkeit
ihrer, Gefühle, Nach einer Weile hob
jie den Kopf und stammelte: Ich
muß Gott noch danken, ociß wenigstens
eine Freundin mein Weh theilt ein
Wort des Trostes zu mir spricht denn
Er selstl wieder in dieser furchtbaren
Stunde ihm sind Weib und Kind
werlhlvs geworden."
Und sie barg von Neuem dcn miidcn
Kopf au Annas Schulter und weinte,
bis ihre Thränen versiegten. Dann
erhob sie sich mit einer energischen
Bewegung uud sagte: .Du hast Recht!
Auch die tcbendcn Kinder habe An
spruch auf Mutterliebe, und ich fürchte,
sie bedürfen meiner jetzt mehr als je
zuvor. Willst Du die Schwiegereltern
benachrichtigen?"
Gern. Vielleicht ist auch Herr von
Ncßburg noch da,"
Helene schüttelte in trübem Zweifel
toiT Kopf, und als ihre Freundin das
Zimmer verlassen halle, wandle sie
sich der Todleu zu, strich liebiosead,
über das stille Gesichtchc und sagte
leise: O, Tu hast walutich gut daran
gethan, mein Engel, dieser Welt dcr
Sorgen nnd des Elends zu entrinnen !
Deine fromme Äinderscclc schwcbt
hinauf zu lichten Regionen, und mir
brennt das Herz, weil ich Dir nicht sol
gen kann. O, Du mein siumnigcwor
dcncr süßer Liebling!" Sie küßte das
erkaltende jiiudcrgcjicht, und als ihre
Schivicgcrcllcrn mit Alexandra bei ihr
eintraten, waren jie überrascht, Helene
ruhig und gcsaßt zu finde.
Dem Gcneral ging der Verlust sei
ncs Enkelkindes schr zu Heizen, und
sein Groll gegen Viktor, dcr selbst in
dieser Stunde seinem Heim fern war,
flammte wieder zur Empörung auf.
Als cr dieser in rauhen Worten Luft
machte, fühlte sich Alexandra aus'S
Peinlichste berührt. In qualvollem
Zweifel, ob sie Viktors Geheimniß
preisgeben solle oder nicht, rang sie die
Händc, uud als der Vater neue Vor
würfe gegen dcn Nichtswürdigcn durch
die Zähne preßte, dcr jedes Pflicht
gcfiihl vcrlorcn habe, trat sie zu ihm
hin und sagte leise bcr eindringlich:
Höre aus, Papa, um Gotteswillen,
hör' auf, Du thust dem Binder Un
recht! Er selbst leidet furchtbar untcr
dcr Wucht der Schuld und vielleicht
wirst Tu es morgen bitter bereuen
iijsen, Tcincm v,r;weisclndcn Sohn
nicht mehr Güte und Milde gezeigt zu
haben!"
Dcr Gcneral blickte sie einen Augen
blick übcrrajclit an, dann erwiderte cr
in barschem Ton: Ra, freilich, ich
bin' ja gewohnt, daß Ihr jede seiner
Handlungen entschuldigt auch die ver
brecherischen." Die (besprach war weit von Hclcnc,
aber dicht neben Anna Förster gesührt
worden, die ein Hcmdchcn Trudcs dem
in dcr Zimincrecke stehenden Wäsche
schrank cninadm. Zufällig hatte sie bei
dem Einwurf Alexandras deren Geficht
betrachtet und war betroffen von dem
angstvollen Ausdruck der Mienen und
dem flehenden Blick dcr sonst so kalten
Augen. Die Episode machte Eindruck
auf jie und Alexandras Worte: Viel
leicht wirst Du es morgen bereuen müs
scn," hätten jie zum Nachdenken an
geregt, wenn Hclcncns Ansprache ihren
Gedanken nicht eine andere Wendung
gegeben daitc.
Die beraubte Mutter wollte ihr
todte Lind selbst in das letzte Kleid
eben hüllen und ihr Lager mit Früh
lingsblumcn schmucken. Es wurde ei
Diener fortgeschickt, um aus dem Win
terqartcn wcißc Flieder und Hliazin
thcn zu holen. Als die Umklcidung
vollzogen war und ein weißes Woll
kleid vom zartesten Stoff dcn kargen
Rest dessen bedeckte, was von dein einst
so rosig dliihendca indcileid übrig
war, nahm Helene die Todte in die
Arme, um. fit au dcr dumpfen Vatt
des Slcrbe:imnierS in da wenig l
mikke Empfangszimmer ;u kragen.
Dies lag dicht beim Eingang der Woh
nung und war ungc'ctzt. Anna uno
der General rückte den vor dci Sopha
stehenden Tisch, der bis dahin nr dazu
gcdicttt Halle, eine Visitcnkarlenschale
und Rnnchntensilic zu tragen, in die
Mitte des schulden Raumes und mein
tcu, daß cr um seine längliche Form
willen znnz dazu geeignet sei, dcr Eut
schlafeucii für diese Nacht als Bahre z'.,
dienen, Ais Helene ihr Töchtcrcle
auf die rothc Saminctdcckc niederlegte,
quollen ihr noch einmal die Thränen
au den Augen uud sie saglc leise:
Als Trude eben i meinen Armen
lag, war cö mir, als sei nur och das
Gefieder übrig von meinem Vögelchc,
das einst so entzückend zwitschern und
jubiliren konnte!"
Sie drückte ihr Antlitz noch einmal
an das Gesichtchc ihre todten Kinde,
und als dcr Bursche zarte Flicdcrdoldcn
uud duslige Hhaziuthen hereinbrachte,
umgab sie die kleine Leiche damit.
Viktor hatte 'ich um Mitternacht
von Olga vcictbschicdct nnd ivar dann
mit dem festen Vorsatz, dcr abentcncr
lustigen Tochter Bohustctl in die
weite Well zu folgen, vor dem Monu
mentalbau angelangt, in dem seine
Wohnung lag.
Daö Schloß knirschte und alö die
schwere Eisenpforte sich össncte, siel
da Licht eines Gliihliimpchni ans die
breite Marmortrcppc. Viktor erstieg
diese niiihsain ; die Geister des Weins
umnebelte noch immer seine Sinne
und eine seltsame Beklemmung er
schwerte ihm da Athmen, Leise schloß
er die Thüre seiner Behausung auf,
legte den Pelz auf dem dunllcu Flur
ab und trat in' Empfangszimmer.
Er 'war gewohnt, hier des Nacht Kerze
und Streichholzer bei dcm Nauchscrvicc
zu finden; so steuerte cr denn auch jetzt
im Tnnkcl auf sei Ziel los. Plötzlich
fließ cr auf einen Gegenstand, der viit
ihm selber in's Wanken kam. Leise
fluchend suchte cr einen Halt an dem
Hinderniß und fühllc unter dcr rechten
Hand etwas, das cr für Blumen, unter
dcr linken etwas, das er für eine
Puppcuhand hielt.
Sollten dic Kinder hier gespielt
haben? sragte cr sich, E siel ihm ein,
daß cr ein Schächtclchcn Wachsziindcr
i dcr Tasche trage. Er brachte den
wankendcu Gegenstand unter scfncn
Händen in's Gleichgewicht, trat zurück
und zog das Schachtclchen ans seiner
Tasche. Alö das Lichl nfslamiute, er
kannte er mit einem Strcifblick, daß
es der Tisch war, gegen den er an
prallte. Was da nun wiedcr für ein
Blödsinn ist! Wie leicht hätte ich das
Ding da umwcrfcn uud darüber hin
stürzen können. Was liegt denn da
Alle drauf, zum Henker!"
Er leuchtete mit dem Kcrzchcn über
die Blumen hin, die zum Theil vom
Tisch heruntergefallen, zum Theil auf
da Llcid dc todten Kindes gerutscht
war. Abcr mit einem Maie zog cr
entsetzt die Hand zurück, cin Ausschrci
kam über seine Vippc, und taumelnd,
al habe er cin Gcspensl gesehen,
wandte er sich zur Flucht. Aber er be
fand sich so sehr im Banne des
Schreckens, daß cr nicht cincn Schritt
zu thun vermochte. , Ihm war es, als
hingen Eeutnergcwichte an feinen
Füßen. Das Kcrzchen entsank seinen
zitternden Händen und er war unfähig,
ein neues anznziindcn.
So stand cr eine Weile im nächtigen
Dunkel regungslos, vor seinem geisti
gen Auge abcr schwebte, von zarten
Frühlingsblumen Uiiiwobcn, das starre,
wachsbleiche Todtcnantlitz seincrTrudc.
Eiskalte Schauer rieselten ihm durch's
Blut, der Rausch verflog, wilde Gc
danlcn zuckten ihm durch' Hirn, das
Herz pochte ihm bis in den Hals
hinein, und Plötzlich schrie er, als müsse
.er sich durch dcn Rus von einem furcht
baren Alpdruck befreien: Helene!"
Tiefe hatte seine erste Aufschrei
vernommen, ei Nachtkleid übergewor
fen und eine Kerze angezündet. Kaum
war ihr Name verklungen, so erschien
sie im Rahmen der Thür.
Und Viktor glaubte eine reue Vision
zu haben. Hclcnc war gcistcrhaft bleich,
daö aufgelöste Haar hing ihr wirr um
den Kopf und auf die halbentblößten
Schultern heiab, ihre Augen erschienen
ihm so dunkel und greß, wie cr sie nie
zuvor gesehen.
Dich hat wohl dcr Anblick dcr
Todlcn erschreck!?" sragic sie und ihre
Stimme hatte einen rauhen, srcmden
Klang, ,Za, wir lönncn steiben und
verderben, ohne daß es Tich berührt."
So ist sie tcdi, wirklich todt?" rief
Viktor eutfcyt. Taun war cö ihr'
Händchen, das ich im Finsicrn ? O,
mcin Gott, mein Gott, sie hat mir in,
Tuukcl dcr Nacht die Hand gereicht !"
Hclcnc trat jctzk naher und als der
Schein dcr Lampe aus sei bleichcö,
erzcrrtcs Gesicht siel, durchzog ihr
Hcrz trotz allen Grolls eine Regung
dcö Mitleids. Sie setzte die Kerze auf
den Tisch niedcr nnd sagte inmildcrem
Tone: .Komm zu Dir! Unser Lieb
ling ist zwischen ncmi und zchn Uhr
sanft enücklafcn."
Und Viktor glaubte irgendwo im
Dunkel eine Stimme zu vcinchi.icn :
Also zu dcr Zcik, wo Du Dich mit
Olga berauscht liast. Er faßte sich in s
Haar und murmclic: ,O, ich Elcndcr!
ich Elcndcr!"
An dem Tisch roriibcrjpringcnd,
warf er sich mit ausbrcckiendcr Vcr
zweislung vor seinem Weibe auf die
nie und rief: Veni, Veni, ich bin
in Lump und bab entieklich an Dir
an dcn Kindern gciicvcll! Tritt mich
mit Füßen, wie einen Hund, ich I):ib's
ocidient !"
Von diesem AasbraZe wilder Reue
erschreckt, trat Helene zurück und fiam
ruelie: Niclit io. Bitter? Steh'
Iis ! lim Gott im II, steh' aus!"
Sie beugte i;.!; zu ifcsj :.i:-r nr'
wollte ihn ndedcn. a aler irren, c:
warf sich caj'e Sex! -uj ic:.f.) i:i
eire Ful! von Uraaca n. D.:;:'.:-sdh-n
stammelte er: v!ch r-ir r:,
tiacrc gründlich verksw i,ri!::t iirCi
verfahren dmcd m.iiicn .'kichisirn
ick weiß es! Aber Di cb:;i"i rij-,:
Leni was ich gelitten i.-it i.;c'"'
seil Monaten es ist iin!virfit".i?"
Sie ließ ihm Zeit. l.!,!zrer!,al.
tenen ici:;;;:r;unn vuft zn machen,
dann sagte sie milde: Und niemals
kam Dir der Gedanke, Dich mir anzn
vertrauen?" Er erhob hastig den Kops nnd rief:
Tausendmal ! Aber die Eitelkeit band
mir die Zunge. Ich süichtere Deine
berechtigten Klagen und Vorwürfe und
mochte mich nicht demüthigen."
Und T siebst jetzt, daß ich dem
Verlust Ostivcdc so theuer mir
immer dic Heimath sei mag, keine
Thräne nachweine. Er erscheint mir
klein, im Vergleich zu dem, was wir
sonst verloren haben," Ihre Blicke
schweislcu zum Tisch hinüber,
Viktor abcr trocknete seine nassen
Augen und starrte ie eine Weile sas
snngslos au, dann schlug cr sich vor dic
Stirn und rief: O, ich crzdummcr,
blödsinniger Kerl! Ja, war ich denn
lilinb !'
Helene trat erschrocken zu ihm hin
nnd einer R'cgung des Mitleids nach
gebend, erfaßte sie seine Hand, zog sie
ihm vom Gesicht und sagte: Was
hast Du? Gib Dich 'nicht dcr Ver
zweiflung ganz hin. Vielleicht können
wir nnö noch einmal cmfiaffen!"
Er abcr klagte Zu spät' zn spät !
Jetzt erst crlennc ich, was ich au Dir
besessen und verloren habe!"
T. Kapitel.
Anna Förster hatte in dieser Nacht
rccht unruhig geschlafen. Viktors
Aufschrei: Helene!" schreckte auch sie
auf, Sie vernahm dann vom Em
pfangszimmer her nur verworrene
Lallte, ahnte abcr gleichwohl dcn Gang
dcr Unterredung, Al hierauf dic dlci
fchwcrc Mndigtät ihre Lebensgeister
wieder unterjochte, stahlen sich Helene
und Viktor in ihren Traum hinein,
Sie sah beide im Kindcrziinmcr auf
dem Dirnin. sitzen und zwischen ihnen
die lachende Trude. Diese schlang ihr
Aernichen um Viktors Hals und rief
jubelnd: Jetzt hab' ich meinen Papa
wieder!" Und cScrstbicn ihr wie eine
Fortsetzung des Traumes, alö sie am
Morgen in dcr Dämmerung leise
Schritte und eine flüsternde Stimme
vernahm, Gott schütze Dich, mein
lieber, kleiner Kerl!" glaubte siezn
hören. Bevor sie noch die Kraft fand,
sich ganz au dcn wcichcn Fcjscln dc
Schlafes zu befreien, war jcdeö Ge
rausch wieder crstorbcn und sie wußte
nicht, ob jener Scgcnsspruch dcr Wirt
lichkcit odcr dcr Traumwelt entstamme,
Viktor abcr hatte sich durch' Kinder-
ziinnuT geschlichen, um seinen Knaben
noch einmal zu küssen. Jetzt verließ er
beim Morgengrauen da ,naus und
schritt hastig der nächsten Straßenecke
zu, wo er dem Kutscher einer Nacht
droschkc zurief : Nach dem Anhalier
Bahnhof!"
Als er dort anlangte, lag dichter
Wintcrncbel über der Stadt. Er gab
dem Kulfchcr leise die Anweisung, aus
seine Rückkehr zu warten, und trat
dann in da Vestibül des weiten Bahn
Hofes. Olga wartete bcrcits auf ihn,
Sie trug cincn dunkeln Mantcl, dcs
se Kapuze übcr den Kopf gcschlagcu
war. Als sie seine elastische Gestalt
aus dem Nebel hervortauchen sah, lief
sie aus ihn zu und sagte heimlich:
Alles in Ordnung, löse Dein Billet
für Frankfurt,"
Ich kann Dich nicht begleiten,"
antwortete Viktor in hcifcrem Ton,
Ich kam nur hierher, um Dir zu
rathen : Kehre in's Haus Deine
Valerö zurück, bevor Deine That eut
deckt wird."
Olga starrte ihn völlig entgeistert
an und bemerkte mit einem Male, daß
sich eine überraschende Wandlung i
seinem Aenßcrn vollzogen hatte. Die
kräftigen Farben seine Gesicht waren
einer fahlen Blässe gewichen, seine
sonst so munter und lustig in die Welt
blickenden Augen hatten allen Glanz
vcrlorcn nnd sahen scharf, fast drohend
in dic ihrigen. Seine Haltung trug
dic Merkmale ruhiger, abcr ncrschüt
tcrlicher Emschlosicuheit,
Al das Mädchen endlich seine Fas
sung wiedergewonnen, stotterte es klein
laut : Mein Gott, Du warst gestern
doch cnlschlvsien Ja, was hat Dich
denn so verwandelt?"
Ein Kindcrhändchcn. Ich kann
Dir daö jct-t nicht crklärcn, Olga,
abcr, wenn Du Millionen in Deiner
Tasche odcr gar den Schlüssel zum
Paradies in Deinen Handen trügest,
ich möchte Dir doch nicht folgen, i'cbe
wohl ! Und wenn Dir dcr Rath cincs
Freundes etwas gilt, so kehre um,"
Viktor streckte ihr dic Hand znm Ab.
schied entgegen. Iu diesem Augenblick
tönte vom Perron her das erste Weiche
znr Abfahrt, Das wirkte auf Olga wie
ein clellrischcr Schlag, Sie zog die
Hand zurück, die sie zögernd in Viltors
Rechte legen wollte, ibre Äugen blitzten
auf und ihr Stumpfnäschen hob sich
keck in dic l'uit. Nein, ich kchre nicht
um," sagte fic, Icdcr Mcnsch ist
scincS Gluckcs Schmied und ich will
das meine in der Freiheit mit goldenem
Hammer sclunieden. Ich habe Dich
geliebt, Viktor, aber da!,'! jcrt vorbei.
Ein Mann, dcr sich von Kindctdändcn
am Gangclda,:de führen läßt, taugt
nicht zu iiiciuem Vebeuegefälirtcn. Wer
sich mit mir durch dic Welt schlagen
will, muß Muth haben. Du verdienst
es, daß Dir ilt Wellen über den Kopf
schlagen, Z'i Schwächling!"
Sie eilte übcr dic Treppe dem Per
ron zu. Viktor starrte ilir eine Weile
nach, dann wandte er sich um und mur
rncltc: Zic wird meine Rache an
jicnig Mnk.s iibernc'imcn!
In der vächfteii Minute sprang er
in dcn Waacn vr.ts rief dem Kuticher
zu: ,V,i!U Mark Trinkgeld, wenn wir
zehn Minuten rch acht Uhr am Haien
scejind!" Anna lntic eben die Kinder angc
kleidet und durch die Waiteiin i die
Wokinnnq des I''e:!crals l,iin:bergesandl.
als jie H.icm:: Stimme aus dem
Schlafzimmer velvabm. Ist Viltcr
schon ausg'-ganecn?" fragte kiese.
Die rticgc säte fc.'.s Machen, irr!
eves die V:rh:::u:-iiMii.!:f halb .zeois
rtet la'ke. iu Lekieqcnb.-it. Ie::e
Worte, die sie iwif.n Tiaum n:;d
Enrad'-n r;rna:aia zu b'b.n a!a;:hc,
f.iLi.-n Uk tPtM in tea Sinn, ur? i
schwankte, ob sie Helene die cu
schwornmcne Wahruchmuug mittheilen
solle.
Um Zeit zu gcwinncn, stellte sie die
Gegenfrage : Befindet sich Herr von
Ncßburg nicht im Schlafzimmer?"
Nein, sein Bett ist leer und das
wunde, I mich, denn cr ist sehr spät
schlasen gcgangcn. O, mcin iiiH'f
mein Kops ! "
Was ist Dir? Fühlst Du Dich
nicht wohl?"
Mich schnicrzt dcr Kopf so schr, ich
bin kaum im Slnndc, ihn zu erheben.
Bitte, komm' hcrcin,"
Anna trat in'ö Schlafzimmcr und
bemerkte, daß dic Hand, welche Hclcnc
ihr entgcgcnsirccktc, sicbcrheiß war,
auch gluhkcn ihre Wangen. Anna fragte
sie besorgt, ob sie nach dem Arzt schicken,
solle, die junge Frau aber meinte, sie
werde bald über die Folgen all' der
Aufregungen und des Kummers weg
kommen, durch dic frohe Hoffnung, dic
jctzl ihr Hcrz erfülle, Sie berichtete
in kurzen Sätzen dic Vorgänge der letz
tcn Nacht und schloß zuversichtlich mit
der Versicherung: Nun ist das
Schwerste üuerwundcn! Diese schreck
liche Krisis hat mir meinen Mann
zurückgebracht. Wir werden cin neue
'cbcn beginnen Du sollst scheu!"
Sie sah Anna mit fieberhaft glänzen
dcn Augen au, preßte beide Hände
gegen die Schläfe und klagte wiedcr
über Kopffchmcrzcn,
Anna hob jic auf, lockerte dicKisscn
ihres Lagers und sagte baun: Dir
fehlt Ruhe, Helene; versuche nur noch
einige Stunden zu schlasen!" Sie
legte ihr einen kalten Umschlag um dcn
Kopf, uud alö Hclcnc fic dann bat,
Trudcs Lcich: in den Wintergarten
tragen zu lassen, damit dcr Liebling
nuter Blumen schlafe, erwiderte Anna,
daß dies bereit geschehen sei und daß
Viktor vermuthlich so früh ausgestanden
wäre, weil er Anordnungen für die
Bestattung seines Kindes habe treffen
wollen.
Trotz dieser Veisichcrung kamen
Anna schr bcnnruhigcnde Gcdankcn,
Sie glaubte jetzt mit Sicherheit aunch
tuen zu können, daß cö Viktor gcwcscn,
dessen leise Schritte sie in dcr Frühe
im Kindcrzimmer gehört hatte. Was
aber konnte den Gatten Hclcncns nach
der Versöhnung so früh aus dem Hause
treiben? Bedeuteten die Worte: Gott
schütze Dich, mcin lieber, kleiner
Kerl!" die cr am Bcll scines Sohncs
sprach, etwa einen Abschied? Ihr schoß
auch die Erinnerung an Alexandras
Aussprache durch den Sinn: Viel
leicht hast Du es morgen zu bereuen,
Vater, Deinem verzweifelnden Sohn
so wenig Milde und Nachsicht gezeigt
zu haben." Was wußte Alexandra
von ihres Bruders Vorhaben, daß sie
des Vaters Zorn durch diese Mahnung
zu beschwören suchte?
Während sie sich vergeblich bemühte,
die Lösung dcö Räthsels zu finden,
crlönte die Klingel auf dem Vorplatz.
In nervöser Hast lief sie znr Thüre
hin und riß sie auf. Der alte Vollried
stand vor ihr. Er sah schr ernst und
besorgt ans und nachdem cr Annas
Gruß flüchtig erwidert hatte, fragte er :
Wciß man hier im Haufe etwas
von ucinz?"
Die Frage brachte Anna aus dcr
Fassung und sie sagte: Hat er auch
so früh da Haus verlassen?"
Auch? Ja, wer hat cö dcnn noch so
früh verlassen etwa der junge Herr
von Reßlrni'g?"
Als Anna nickte, wurde dcr altc Herr
schr bleich und ließ sich im Vorzimmer
auf eine Stnlil nieder. Dann bcsta
tigt sich meine Vermuthung nnd Heinz
begeht in diesem Augenblick vielleicht
die vcrwcrslichsle That scines Lebens."
Um Goltcswillcn! Wasvenunthcn
Sie?"
Daß er sich mit Viktor ducllirt."
In slicgcndcr Hast erzählte cr Anna,
welch' cin Zank sich nach Tisch ans sci
cr Wcigcrung ergeben habe, Viktor
die Hand zur Rettung zu bictcn. Ich
koniitc, ich durste seiner Bitte nicht
willfahren," bemerkte cr. Jedes
Opfer wäre auch umsonst gebracht wor
den, denn ein Spieler ist nicht zu
retten."
Uud Sie glauben, daß Herr von
Rcßburg dcn Strcit mit Hcinz fort
gcjci)! hat?"
So muß ich jctzt aunehmcn, dcnn
mein Sohn hat, als ich och schlief,
heimlich fein Zimmer verlassen und ist
zum Frübstück nicht wiedergekehrt,"
Anna sann einen Augenblick nach,
dann sagte jic: Wenn ein Duell
statlsindct, so werden wahrscheinlich dic
bcidcn Hcckendorss daran als Scknn,
dantcn Ihcilrnchnien. Sic wohnen m
Ende dieser Straße, im Hause Num-
mcr hundcrkzchn. Wollen Sie dort
einmal ansragcn, ob die Herren auch
so frühzeitig auegegangen sind?"
Gewiß, "ich danke Dir, mein Kind.
Ach, du liebe Zeit, ich hatte mir den
Aufenthalt in Berlin doch etwas erfreu
licher gedacht. Auf Wiedersehen!"
Kopfschüttelnd vcllicß Vollricd das
Haus ich Anna wandte sich in großer
Erregung dcr Wohnung de lncral
zu. AIs sie hier die Klingel gczogcn,
sagte sie leise: Ich muß Alexandra
zum Geständnis; bringen."
Dic Tochicr des lenerals befand sich
allein in ihrem an der Diele gelegenen
Zimmer! ihre Stiefmutter ivar früh
auf ihr Drangen hin mit dc,:i kleine
Felix zur Modistin gefahren, um dic
Traucrlleider zu bestellen. Alexandia
sah bleich und übernächtig ans und
Anna crlaunle bald, daß sie sich in
großer Unruhe besand, denn jic stellst
gleich die lnstigc Frage: Was ist
drüben vorgefallen?"
Anna fall ihr forschend in dic Auge?
und antwortete: Roch nichts, alte,
ich mcckitc vcn Ibneu erfahren, xcal
uns bedroht?"
Wie so? Stellen ?ie dic Frage im
Auftrag meiner Schwaaeiin!"
Rcin. ti ist die eigene HcrzesS
angil, dic r:ich zu Ibncn getrieben.
und ich bitte -ic herz!, cd, gn,-,dicj i
Fräulein, aeben Sic mir dic Mittel j
an die H,i. den schlag, der au! j
Helene a:tf -reiten wird, zu mildern " .
Alcrandra urd die t''e!eia!in waren
.der A-itc;wnc bis ixt dieser Stu-c
nicht i:i:r liihl uud abweisend begegnet,
sondern hatten dic Verirauttchlcit, mit
der Hclcnc, :r,d die Aus,nerlsamke,t.
mit welcher der üciuiv.l diese Perlon"
behandelte, stet g. tadelt. Beide Da
me fpältten nach einem Anlaß, w su'
in ihre Schranken zurückweise zu kön
nen, abcr Annas bescheidene Verhalten
hatte ihnen I is dahin keinen Angrifs
punlt geboten. Jetzt endlich glaubte
Alexandra dcr ekcrhebung dcr Diene
rin cntgcgcntietcii zu müssen. Eine
Schritt zurückweichend, sagte sic mit
dcr Grandezza einer Fürstin : Bitte,
mische Sie sich nicht in dic Angclegcn
heile niiseier Familie. Meinc Schwä
gcrin vor Gefahren zn schützen, ist
unsere, dcr Reßbnigö Sache," Sie
begleitete den letzten Satz mit einer
Kopsbcwcgung, dnrcl, welche vornehme
Dame den 'Wunsch auszudrücken pslc
gen, nicht nvhr belästigt zu werkn.
Anna aber blieb und suhr eindring
lich fort : Es handelt sich aber nicht
um Ihre Schwägerin allein, sondern
auch um dcn Vater Ihre Verlobten,"
Wie kommen Sie zu dicscr Ver
muthung?" Annas Geduld und mühsam bchaup
tcte Fassung schwanden dahin, sic rang
die Händc und rief verzweifelnd: O,
Fräulein Alexandra, lassen Sie uns
jetzt nicht über Berechtigungen streiten,
wo sich vielleicht cin Schlag vollzieht,
der uns Alle zerschmettern kan. Viel
leicht ist es möglich, daö Duell zu vcr
hindern,"
Alexandra war bleicher geworden,
Welches Duell?"
Ah, Ihre Verwirrung verräth mir,
wa Sie verheimlichen wollten: Ihr
Bruder schlägt sich mit Heinz, und das
dars nicht sei, Sie müssen c zu ver
hindern suchen."
Annas stehender Ton und angstvolle
Gcbcrdc rührten an Alexandra Herz,
allein noch gestattete ihr der Hochmuth
nicht, dem Mädchen zn gestehen, wie
schr auch sie leide, dcn Brudcr und
Heinz ans dcm Kampfplatz zu wissen,
und in spöttischem Tone warf sie die
Bemerkung hin: Sie zittern wohl für
Heinz?"
Anna war anßcr sich und anlwortctc :
Ja dcnn, ich zittere für ihn."
Weil Sie ihn lieben."
Ja, weil ich ihn noch immer liebe!
Und wem, Sic glauben, daß Sic mich
durch dics crprcßtc Gcständniß bcschä
mcn, so autworte ich Ihnen: Sic
müßten vor Scham erglühen, wcil Sic
nicht für sein Leben zittern. Nicht das
Weib ist verächtlich, das einen Mann
hoffnungslos liebt und seine Leiden
schast niederzudrücken vermag, sondern
Jene, daö cincn braven Mann in
seine Netze lockt, um sich an einem
Anderen zu rächen."
Alexandra, welche in dcm Raum auf
und icdcr geschritten war, hielt bei
dem letzten Satze an, als habe ein
schwerer Schlag sie getroffen. Sie war
krcidcwciß und starrte der Sprecherin
fassungslos in's Gcjichl. Im ersten
Moment war es, als wolle sie aus
das Mädchen zuspringen, dann aber
rang es sich wie ein Angstschrei anö
ihrer Brust, ein Thräiienstrom entquoll
den glühenden Augen und in einen
Sessel sinkend, stammelte sie: Per
ächtlich? Ja, Sic haben Rechl.-Jch
bin verächtlich!"
Erschrocken stürzte Anna anf dic
Schluchzende zu und erhob flehend die
Hände. Alexandra, verzeihen Sie
mir ich mußte bisher a Ihrem Her
zcn zweifeln"
Und mit Rccht, II Vonvurf war
berechtigt. Ich habe gegen den Mann,
den Sie lieben, abscheulich gehandelt,
abcr ich will sühnen, was noch zn
sühnen ist. Vicllcicht kaun ich Ihre
Achtung meine Selbstachtung wicdcr
gcwinncn. Kommen Sie mit mir, zu
meinem Vater, cr soll Alles wissen!"
Aus Annas Kehle rang sich cin Laut,
der halb wie Schluchzen, halb wie
Jauchzen klang, und sie küßte dic Hand,
d,c Alexandra ihr darbot. Eben wollten
Beide das Zimmer hastig verlassen,
da drang vom Vorplatz her dcr schrille
Ton dcr elcltüschcn Klingel und gleich
darauf vernahmen Beide die Worte:
Ich muß Fräulein Alexandra sprechen
sofort !"
Beim Tcn dieser Stimme erbebte
die Tochter des General, sie preßte
krampfhaft Anna Hand und jagte
leise: Bleiben Sie hier in der
Nähe."
Anna hatte noch eben so viel Zeit,
in eine Fensternische zu schlüpfen, da
erschien Kurt von Hcckcndorf im Thür
rahmen. Seine Stirn war mit Schweiß bc
icckt und als cr sich mit dcr Hand übcr
dicse und da wiric Haar suhr, wurde
eine bcflccklc, zerfetzte Manschette ficht
bar. Sein bereifter Schnurrbart hing
übcr dic Mundwinkel herab, seine
Hoscn und Sticscl waren mit Kotl) be
sprivt und seine Brust rang nach Athem.
Alexandra siihlte bei diesem Anblick,
wie sich ihr Herz zujcmnicukrnmpftc,
und fragte bebend: Sic bringn uns
schrccklichc Nachiichlcn. Mei:; Bru
der?" Kuit schaute ihr mit einem stehenden
Blick in die Augen und rin : Seien
Sie stark, Alexandra, Ihr Vruder ist
gesallcn."
Allmächtiger Gott! So hat das
Tuel! statt" Sic lwr todicnbleich
geworden und dic Frage ersu.rb ibr auf
den Vipren. Kurt fühilc bei idrcmZIn
blick kiu io fchnicrzlichcs Mitteid, daß
cr ihre Hai- erfaßte, sie an sich zog
und in liidenschaftlick-er B.'!.cg-.,ng
Niriks : . Sandra, mir zcrrein's d
Hc.:. Tich io leiden zu scbcn!"
(iinen Auaenllick imnS jie i.ie t;
län.'l, kann ja!) jic ihn groß an, entzog
ikm die Hand und fukr leise seit:
Alio im Duell ist mein Brudcr gefal
len?" ' Ja. in diesem tkerichten Zn-ei-kar..p',
dcn mein Bruder und ich wil
allen Mitteln zu verhindern sachten."
Älk.andra wünlte. üs:i wrilie ilir
SciiprirK,!. sie der Webrtc ieinc Hilse
ab und j,ch e,enullsa!n anfia'fei,d, j. aie
jie: Bitte, da gebt twltfi ! Sie
preßte die Hand all' Hei; und jagte
dann ra.I, eier Puse: Wo ge-Ichs's?"
Kopfschmerzen
untergraben dlt Gesundheit.
Cl: tubeen in tMriiinii,rai!(t)', mijUMt Sinnt
r:.it uui Grilligst liilitliU'liirttl. eil Untünlliitin
RtanUx'iUlormrn, wie: ftuUluitjt, Hk
Uifix COlnilHiifj, BUaDnjlnn , . v,
Vr. ZNiles' Nervins heilt.
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ffrrm Karl A, )v. AI Hanna Ck., P-x,
CJatoic, I jchreil't utpnn 7. Cfloiicr lwt:
;di litt (litii'lti'.r au Ki'PlichMl'M, Sc!zwi.:i5tt,
9)iidrutmfr;r.i mid Sfct; ,'itüt iiaS lucm us,.'.k!d
ivi.rde 1' cf.5ukii.il, K.u'cMit bii i:io.:: cn mutn:, !.'cjni
Der j winselte. Gk-J u:;i'i lirrjjtc!;! fcuOe, rJ
bwftte ii iÄ He cru:,.:::tc M!ricruiti,v InS ich nist
Ctr. SEilc' Wennne c;ii;i;,i. J'. ljnfcc .. W.wa
Cniomnicn unt liaUe . jtt.it (iir er.:: iV---:-p(riu.
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