Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 09, 1896, Image 11

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    Unverbesserlich.
.Jnmtoii'äft ooii (eoifl ?öich.
Mein Freund, der Schriftsteller Tr.
Brnndinilller. ist der reizendste Kerl von
der Welt ! Keiner versteht so uimifniii
über Tausenderlei zu plaudern und eine
Gesellschaft ununterbrochen zu unterhal
ten. Ueberall ist er ein hoch erwünschter
Gast und sei Leben würde eine ewige
Zriumphreise sein buchstäblich, denn
er ist meistens unterwegs wenn es
nicht einen störenden Umstand gäbe:
seine Zerstreutheit. Tiese ist. gleich
seiner Unterhaltungsgabe, grenzenlos.
Ich will absehen von den tascndsäl
tigen Verwechslungen, die er in seiner
Eigenschaft als Redakteur fortgesetzt mit
Dichtern. Verlegern und Manuskripten
vorzunehmen Pflegi, absehen von der
Thatsache, daß er Postkarten gerne an
sich selber adressirt oder mit dem Name
des Adressaten unterzeichnet, absehen
auch von dem fortwährenden Stock,
Schirm, Hut und Rock-Vertausche,,,
das längst chronisch bei ihm geworden
ist.
Wenn er im Stammlokal unseres
Freundeskreises erscheint sein Erschei
nen ist meist so plötzlich wie sein Ver
schwinden so pflegt er fast regel
mäßig einen Stock oder Schirm in die
Höhe zu halten und auszurufen: Hat
Einer von Euch Eigenthumsrechte an
diesen Gegenstand? Nicht? Dann nehme
ich an, daß er 3C. gehört." (Der Name
Dessen, den er zuletzt besucht hat.) Eine
sehr leichtsinnige Annahme, die sich fast
noch in keinem Falle als richtig erwiesen
hat. Denn Brandmüller pflegt Stöcke
und Schirme, ja selbst Hüte und Ueber
zieher drei, vier Mal zu vertauschen und
kann sehr wohl den fremden Stock oder
Schirm bereits zu X. mitgebracht haben.
Freund Brandmüller wechselt und
tauscht aber auch eben so häusig wie
diese Gebrauchsgegenstände eine &l
schlusse und Absichten. Meldet er sich
bei einem von uns Freunden zum Be
such fllr einen bestimmten Tag an, so
kann man schwören, daß vor dem be
zeichneten Tage noch eine Anzahl Post
karten, Briefe und Depeschen eintreffen,
stets eine neue Abänderung des Besuchs
termins verkündend. Man könnte dar
auf hin die erstmalige Anzeige seiner
Ankunst als eine sichere Garantie für
sein Nichteintreffen an diesem Tage an
sehen. Aber auch dies täuscht. Denn
die Erfahrung hat uns belehrt, daß
dieser seltene Mensch nach drei, vier
maliger Abänderung seines Besuchst
mins schließlich meist doch noch zu der
Anfangs gemeldeten Zeit einzutreffen
pflegt, somit also wie man begreift
unter allen Umständen Ucberraschun
gen erzielt.
DieserFreund nun besuchte mich neu
lich. Ich übergehe die Vorarbeiten, die
uns seine eben geschilderte Ankiin
digungsweise verursachte und konstatire
nur, daß meine Frau, nachdem sie zwei
Tage ein splendides Mittagsmahl bereit
gehalten hatte, am Abend des dritten,
apathisch und an seinem Kommen ver
zweifelnd, unser besonders frugales
Abendbrod auftrug als urplötzlich
eintraf! Redefreudig und zapplig wie
immer! Ein Tienstmann trug ihm ein
Köfferchen nach.
Ein Koffer fehlt !" rief er mir zu.
meinen Blick nach dem einzigen Gepäck
stück auffangend. Lieber Freund, ein
Koffer fehlt leicht. Und in diesem Falle
bin ich vollends ganz ohne Sorge. Der
Koffer ist noch immer wieder gelom
men ! Ich glaube," setzte er schmunzelnd
hinzu, sie kennen ihn schon aus der
Eisenbahn. Nun. wie geht's Euch?
Was macht Ihr? Tu Deine verehrte
Gemahlin die lieben Kinder? Alles
wohl? Herrlich! Ist Hermann recht ge
wachsen? Und wie macht sich Emilie?"
Uebcrflüssig, dem Leser zu versichern,
daß ich weder einen Hermann" noch
eine Emilie" habe. Die Eigenart
meines Freundes läßt eZ eben nicht zu,
Namen jemals richtig anzuwenden.
Freunde! eS ist famrS bei Euch!
Ader erlaubt, daß ich mich dieser Eum
mischuhe entledige. Sie haben mich
den ganzen Weg durch ihre unnatürliche
Größe geärgert. Pertauscht natürlich!
So, Gott sei Tank die wär' ich
los! Wo mögen die meinen stehn? Doch
die? sind Bagatellen. Nein, wie ich
mich freue, bei Euch zu sein! Und mor
gen all die lieben Freunde begrüßen!
Ihnen, werthe Freundin, hab' ich 'was
mitgebracht eine Kleinigkeit nicht
der Rede werth! Aber wo hab ich'S doch?
Im Koffer? Nein. In den Taschen?
Auch nicht. Sollte ich'S liegen gelaffen
haben? So 'was kommt vor. Halt:
überlegen wir! Herrgott da fällt mir
'was ein .... ja. ist richtig , . . . eS
stimmt ! C, es ist himmelschreiend. . . .
die Geschichte muß ich Euch erzählen.
Also, lieb Freundin, es war ein
Fächer, waS ich Ihnen zugedacht hatte.
Sie kennen die hübschen, leichten, japa
nischen Blumensächer? Ich kauft so ein
Ding, um eS Ihnen mitzubringen es
wird eingepackt und mit einem Halter
versehen mir eingehändigt o jetzt be
, sinne ich mich auf jedes Detail ! Ich
trage daS Packet an dem Halter nach
Hause. Wie ich zu Hauke ankomme,
macht mich meine Fru darauf auf
merisam. daß ich eine Halter in der
rechten Hand halte, s ei kleines zier'
liches Holzhalterchen. wiffm Sie. liebe
Freundin, wie ei die Verkäufer an die
Packet ,u defeftigen pflegen, der ein
Packet war nicht an meinem Halter.
Das haft Tu verloren.- sagt meine
Frau erschrocken. .Was war'I d.mn?
So sprich doch'." Seht Ihr. liebe
Freunde, da wußte ich daS beim
besten Willen nicht mehr! Ich besann
und besann mich, ich zermarterte mir
den Kopf und ich bekam es nicht
heraus! Meine Frau war außer sich
sie vermuthete ein Präsent sür sich,
Sie rieth auf alles mögliche, nannte
alle erdenklichen Dinge umsonst!
Wir bckamen's nicht heraus. Schließ
lich einigten mir uns in der Annahme,
daß ich einem Freunde wohl ein Packet
gehalten und den Henkel in der Hand
behalten habe. Das war gar nicht un
glaubhast. Aber jetzt weiß ich'? : der
Fächer war's,Jhr Fächer, liebeFreundin,
ein reizender, allerliebster Fächer jetzt
darf ich s sagen, denn sie werden ihn nie
zu scher, kriegen. Es ist wenigstens sehr
unwahrscheinlich. Doch, Ihr Guten,
Ihr wollt schlafen gehen keine Wider
rede! und ich selbst bin, offen geftan
den, furchtbar müde."
Andern Morgens am Frühst llckstisch
aber war Freund Brandmüller wieder
ganz Elastizität! Schon um 8 Uhr zog
er auf Besuchsreisen" aus. Bevor er
ging, hatte er uns mit den stärksten Be
theuerungen zugesichert, daß er um 1
Uhr zum Mittagessen wieder da sein
werde. Dennoch wollten uns trübe Ah
nungen über den Werth dieser Zusiche
rungen nicht verlassen. Sie sollten sich
furchtbar bestätigen! Als wir gegen 3
Uhr den fast ausgetrockneten Capaun
endlich allein zu verzehren beschaffen
meine Frau vor Unwillen ganz erregt
klingelte es und ein Dienstmann
überbrachte eine Visitenkarte des unzu
verlässigsten der Freunde. Auf dieser
Karte, die nicht couvertirt war, fanden
sich die mit Bleistift gekritzelten Worte :
Sitze auf Polizeiwache tolles Mißver
standniß gleich kommen wegen Legi
timation.
Eine Viertelstunde darauf stand ich
dem ausgeregten Brandmüller im Wacht
lokal gegenüber. Es bedürfte weniger
Worte zu dem obersten Beamten, der
mich per önllch kannte, und des Freun
des Freilassung war bewirkt. Wir be
stiegen eine Droschke und fuhren zu mir,
Unterwegs erzählte er.
Als er uns früh verlassen, hatte er
zunächst zweien seiner Verleger und dann
drei oder vier Freunden Besuche abge
stattet und die Herren sämmtlich fllr
Mittag 12 Uhr in's Cafe Karl bestellt.
Das Schleppen seiner Gummischuhe
er muß sie heute wieder vertauscht ha
den, sie waren noch größer geworden"
hatten ihn zum Eintritt in ein Re
staurant genöthigt, wo er die Gummi
schuhe zwar los geworden, dagegen einen
Stock zubekam, den er unterwegs mit
Verwunderung als einen total fremden
erkannte, was durch die Inschrift eines
silbernen Schildchens am Griff: Kurt
Heller" unzweifelhaft ward. Mit die
sem Stocke war er schließlich vermuth
lich lange nach der verabredeten Stunde,
in's Cafe Karl gekommen, wo er die
Freunde und Verleger glücklich antraf
und bald in ein interessantes Gespräch
verwickelt ward, dessen Kosten er, wie
ich nicht zweifle, allein getragen haben
wird.
Ganz plötzlich sei er dann er ge
wahrte nämlich, daß die Uhr bereits die
zweite Stunde zeigte aufgebrochen,
nach flüchtigem Abschied aus dem Lokale
gestürzt und draußen auf die Pferde
bahn gesprungen wobei er im Vorbei
fahren noch die Freunde im Cafe Hut
schwenkend begrüßt habe und von ihnen
jubelnd wieder gegrüßt worden sei.
Tann aber sei eine merkwürdige Ge
schichte passirt.
Ich muß hier einschalten, was durch
spätere Nachforschungen sestgestellt wor
den ist, nämlich, daß im Cafe zurück
bleibende Freunde mit Erstaunen ge
wahrten, wie der auf dem Perron des
Pserdebahnwagens stehende Freund ei
nen Hut schwenkte, wahrend er einen
zweiten auf dem Kopfe trug!
Toch zurück zu Brandmüller's Be
richt. Er war kaum 5 Minuten gefah
ren, als er inne ward, daß er sich immer
weiter von der Gegend meiner Wohnung
entsernte also in einem falschen
Pferdebahnwagen befand. Heradsprin
gen und in eine vorbeifahrende leere
Droschke steigen, war das Werk einer
Sekunde. Aber knapp, daß die Droschke
sich in Gang gesetzt hatte, als eine be
fehlende Stimme ihm dicht an's Ohr
schallte: Sie halten, Kutscher!" im
gleichen Moment fast, sielen ein Schutz
mann und ein feingelleideter Herr dein
Pferd in die Zügel. Die Droschke hielt.
Brandmüller war aufgesprungen, auf's
Höchste erstaunt und mehr noch entrüstet
über diesen Eingriff, der ihn mit Zeit
Verlust bedrohte. Aber im Nu hatten
der Schußmann und der Feingekleidete
neben ihm Platz genommen, ihn auf
den Sitz zurückgedrängt, worauf Erste,
rer dem Kutscher PolizeiWachk" z-.
donnerte. Der Kutscher hieb auf das ,
Pferd ein und Brandmüller konnte erst ,
in voller Fahrt feine Entrüstung und!
Forderung sofortiger Ausllärung iib
diese unerhörte Vergewaltigung hervor :
sprudeln. Der Schutzmann zeigte einen j
empörenden Gleichinuth. Auf den Hut '
deutend, den Brandmüller noch immer j
in der Rechten hielt, srug er ironisch:'
Tarf ich mich erkundigen, wo Sie die
sen Hut h haben?"
Brandmüller schäumte. .WaS giebt !
Ihnen die Berechtigung, sich solche Witze
zu erlauben?"
Ter Umstand, daß dieser Hut nicht
der Ihrig, sondern der dieses Herrn
ist. Ist es nicht so?" wandte n sich an
den Feingetleideten, der in der That,
wie Brandmüller erst jetzt bemerkte,
keine Kopsdedeckung trug.
,S ist es," sagte dieser höflich.
.Dies ist mein Hut, den der Herr so
eben vom Hutstünder im Cnsc Karl et
wendet hat."
So! vertauscht? Statt des Jhri
gen?" srug der Schutzmann Hohn
lächelnd. Und was haben Sie da aus
dem Kopse, wenn ich fragen darf?"
Brandmüller versicherte mir hier, daß
es der schrecklichste Moment seines Le
bens gewesen sei, als er auf diese Frage
hin nach dem Kopf gegriffen und ei
nen Hut! einen zweiten Hut! sei
nen Hut ersaßt habe! Es wir
belte mir im Gehirn. Ich konnte nur
stammeln: Ein Versehen, .. ,wahrhaf
tig, ich hatte keine Ahnung ein rei
nes Versehen .... ich habe mit dem Hut
gegrüßt ich bin Dr. Brandmüller,
als Schriftsteller einigermaßen be
kamit...." Das kennen wir !" hatte der Schutz
mann höhnisch gelacht. So, also aus
Versehen haben Sie zwei Hüte mitge
nommen? Sehen Sie 'mal an! Ja,
da dars ich wohl fragen, ob dieser Stock
auch Ihr Eigenthum ist?" Damit hatte
der greuliche Kerl Brandmüller's Stock
ergriffen.
Brandmüller saß da wie vernichtet.
Auf das silberne Schild des Stvckgriffes
starrend, stotterte er. Nein dieser
Stock ist allerdigs nicht der meinige
eine Verwechslung, heute Morgen im
Restaurant meine Freunde kön
nen'? bezeugen, daß mir dergleichen
passirt ich bitte, meine Freunde so
gleich citiren zu dürfen !"
Den Spaß können Sie haben
sowie wir ankommen !" hatte der Ent
setzliche mit rohem Gelächter gesagt.
Und dann stand ich mit einmal im
Wachtlokal vor den Beamten " schloß
Brandmüller seinen Bericht. Das
Uebrige weißt Du. Gott sei Lob, daß
Du gleich gekommen bist. Ein furcht
barer Zusall! Er soll mir aber eine
Warnung sein..,."
Acht Tage nach diesem Erlebniß be
gegnete ich ganz zufällig Freund Brand
müller in Berlin, wo er seinen Wohnsitz
hat. Ich kam an der Reichsbank vov
über, als er aus dem Portal derselben
herausstürmte denn gehen wie Andere
kann er nicht und sich mit einem
Jubelruf mir an die Brust warf. Er
hielt einen Stab in der Rechten, an
dem ich mit Verwunderung einen Zettel
befestigt sah mit der Inschrift :
Frisch gestrichen ! I !
Den hast Du wohl da drin statt
Deines Stockes mitgenommen?"
Sehr möglich !" rief er lachend ihn
von sich schleudernd. Mein alter, lie
der Junge ! Wie sreue ich mich. Dich so
unverhofft zu treffen. Wir, speisen doch
zusammen? Nicht wahr? Doch halt:
ich bin um 4 Uhr eingeladen ! Wie viel
haben wir jetzt?"
Uhr."
Tann ist es ohnehin zu spät.
Komm, lieber Freund zu Treffet !"
Er ist ebe7, unverbesserlich.
Gräßlicher Sport.
Roubaix, eine Stadt von rund 110,
00 Einwohnern, liegt im französischen
Nord-Tepartement, Arrondissement de
Lille, und ist berühmt wegen seiner
Rattenkämpse. Das heißt: eigentlich
sind es Kämpfe zwischen Ratten und
Hunden, bei denen die ersteren natur
gemäß unterliegen. In einem nicht ge
rade sehr vornehmen Viertel der Stadt
befindet sich ein Haus, eigentlich ist es
nur eine hölzerne Baracke, in welchem
der Sport betrieben wird. Wenn das
Stadtviertel auch nicht sehr fein und
das Haus nicht sehr erlockend aussieht,
so begeben sich an den Kampstagen"
doch zahlreiche Herren und nicht wenige
Damen (zumal englischer Raffe) dort
hin. ebenso wie es chic ist, in Paris
um 2 Uhr Nachts nach den in der Um
gebung der CentraUMarkthallen gelege
nen Kellern und Spelunken zu pilgern,
um dort eine urkräftige soupe a
l'oignon et au frornage einzuneh
men und dem Leben und Treiben im
Ventre de Paris zuzuschauen. Im
Innern des Sporthauses stehen einige
umfangreiche Käsige, in denen das rohe
Spiel vor sich geht. Für die unter
hallendste Art gilt ein Hindernißren
nen". bei dem an den Scharfsinn des
Hundes die größten Anforderungen ge
stellt werden. Vier Ratten werden ein
zeln unter umgestülpten Blumentöpfen
versteckt, und neben diesen gefüllten
Töpsen" stellt man noch ebenso viele
leere" auf. d. h. solche, unter denen
sich keine Ratten besinden. Alle Töpfe
aven genau die gleiche Größe und
Form, die Aufstellung erfolgt in Ab
Wesenheit des Hundes, so daß dieser von
vornherein keine blasse Ahnung hat, wo
sein Wild versteckt ist.
Trotz dieser erschwerenden Umstände
hat Master Jack" nur 50 Sekunden
Zeit, um sein Werk ,u vollbringen, das
weiß er auch, und man kann sich den
ken, wie sehr sein Point dhonneiir
durch die Schwierigkeit der Ausgabe ae-
kitzelt wird. Sobald er den Käfig de ;
tritt, erläßt er sich nur noch auf sein j
seines Ohr und vor Allem auf seinen
haarscharfen Geruch, das Gefäß, aus
dem ihm Rattenduit entgegenströmt,
stülpt er mit kunstgerechtem Pfoten;
schlage um. ga.im ist die beengende,
Hülle gefallen, so jwr,t die Ratte her
aus. aber weit kommt sie nicht, denn
Jack, seiner Sache sicher. kch?evvt im
und erdrosselt sie hinterrücks. So geht
es weiter, bis alle Blumentöpfe aus
geräumt, alle Ratten erwürgt fin. Im
Grunde sieht die Geschichte schwieriger
aus. als sie eigentlich ist. denn nur bei
n ersten Ratte darf flatf Irin- 5k,t
verlieren: lauft er dieser einmal nach, i
so fallen zwei, drei andere Topfe ganz
von selber. Bei einer wichen stoppie
chase ereignete es sich einmal, daß
eine riesengroße schwarze Ratte durch
den plötzlichen und nvermuthcten Au
blick des HliiideS einen Wuthansall be
kam und ihrem Verfolger entgegen
sprang.
Sie verbiß sich in die Unterlippe deS
Hundes und ließ nicht los, obwohl er
sie, heulend vor Schmerz, mit aller
Macht hin und herschlenkerte. Endlich
bekam er sie am Genick z packe und
brach ihr alle Knochen im Leibe; sein
Zorn war aber so groß, daß er sich
selbst, die 50 Sekunde Rennzeit und
die auf ihn gesetzten Unsummen ver
gaß, um nur der Rache zu sröhnen.
Rache schmeckt uß , dachte er und ver-
schlang das Unthier mit Haut und
Haaren, zum Entsetzen der Zuschauer.
Und nun noch von einer ganz beton
deren Art deS Hindernißkampses". Die
Ratten werden, ebenso wie bei dem
oben beschriebenen Rennen, in umge
stülpten Blumentöpfen untergebracht,
doch wird der Schwanz durch das kleine
Bodenloch des Topfes gezogen und dann
ein Knoten in ihn gemacht, so daß er
nicht wieder zurück kann. Würde der
Topf nun umgeworfen, so bliebe die
Ratte trotzdem an ihn gekettet, und
könnte sich durch das Gefäß schützen.
Deshalb gelangen bei diesem Spiele
nur die. allerintelligentesten Rattenfän
ger zur Verwendung, die darauf abge
richtet sind, zuerst den Schwanzknoten
abzubeißen, dann den Topf umzuwer
fen und schließlich die srei gewordene
Ratte abzuthun. Der Billigkeit halber
giebt inan ihnen sür diese schwierige
Arbeit etwas mehr Zeit, nämlich 54
Sekunden, für jeden Knotenabbiß"
eine Sekunde.
Sttergestcht in Spanien.
Wie ost ist schon über die spanischen
Stierkämpfe bom Standpunkte der
Menschlichkeit in Schrift und Wort der
Stab gebrochen morden! Niemand wird
leugnen, daß sie widerlich und roh sind
und doch hängt der Spanier mit Be
geifterung an diesem seinem National-
feste". Er verhöhnt alle Fremden, die
das Theater während der Vorstellung
der Scheußlichkeiten wegen verlassen,
nennt sie Corazones de Manteca"
(Butterherzen) und belächelt sie mitlei
big. Spanien ist eben ohne Stierge
fechte nicht zu denken, und die Beschöni
ger behaupten, daß diese Schauspiele der
Bevölkerung den unerschrockenen, muthi
gen, festen Charakter bewahrten, den sie
z. B. bei den napoleonischen Eroberungs
ersuchen bezeugt habe. Die Haupt-
sitze der Stiersechterschule sind, so lesen
wir in Stanaens Reise- und Verkehrs-
Ztg.", Sevilla und Cordoba. Tort
werden Toreros unter Leitung guter
Leurer zunächst tbeoreti ch ausaebiloet.
worauf sie dann die Praxis an den so
genannten Novillos" (jungen zwei- bis
dreijährigen Stieren) üben, von denen
sie allerdings manchmal schlimm genug
behandelt werden, bis sie durch iahre-
lange Uebung die nöthige Geschicklichkeit
errungen haben. Ter größte und be
kannteste Stierfechter der Jetztzeit ist
Rusael Guerra (Ciuerrita), der bis zu
10,000 Fr. sür eine Vorstellung erhält
Er unternimmt mit seiner Ouadrilla'
Gastspiele in allen Provinzen Spaniens,
und der Wunsch, die Höhe feiner Kunst
zu erreichen, beseelt alle angehenden
Toreros. Sein Nebenbuhler Manuel
Garcia (Espartero), der beliebter war
als er, verunglückte bekanntlich bei dem
Tödten eines Stieres in der Plaza de
Madrid" am 27. Mai 1894. was bei-
nahe eine Nationaltrauer hervorrief,
Die bunten Lithographien der bekannte
sten Stierfechter sieht man in allen Ta-
ernen und kleineren Geschaftsläden als
Wandschmuck, und unzählige Zeitungen
mit Tabellen, in denen die ,..Caida
der Pikadores, die todten Pserde, die
Pases de Muleta u. f. w. genau und
rubrilmäßig aufgezählt sind, erscheinen
gleich am Abend nach dem Stiergesccht,
Die Stiergefechte finden an allen Sonn
tagen, auch an einigen Tonnerstaaen
statt, nur während der Wintermonate
wird Pause gemacht. Man zählt jähr
lich ungesähr 500 Stierkämpfe, in de
nen gegen 300 Stiere und vielleicht
5000 Pferde getödtet werden. Die
Stiere, die zu den Stierkämpfen ver
wendet werden, beziehen die Unterneh
mer aus den Züchtereien zu hoben Prei
sen; man bezahlt für einen Stier 750
bis -am Pe,etas. Ein Au'hören oie.
ser Kämpfe in Spanien darf man vor
lausig kaum erwarten, denn selbst der
armite -panier hängt mit wilder Lei
denschaft daran und versetzt lieber seine
Werthsachen, darbt und hungert, ehe er
eine große Corrida versäumt.
erettk:
Es ist eine schlimme Sache, wenn man
eine sogenannte ausgeklagte Forderung
gegen sich in den Händen seines Feindes
weiß, auch der Agent Schmiedecke wußte,
daß der Gerichtsvollzieher Müller XXI.
eine solche in Händen hatte, allein er
setzte sich mit Leichtigkeit darüber hinweg,
denn wenn auch der Gerichtsvollzieher in
amtlicher Eigenschaft auch Schmiedkcke's
ürg,ler Feind war, so waren seine Ptän
düngen doch stets fruchtlos verlaufen,
und dies gab dem Verkehr der beiden
Herren ei.ien gewissen humorvollen An
strich.
Heut lag nun Tchmiedecke auf seinem
Sopha oder richtiger auf dem Sopha
seiner Wirthin, rauchte eine Cigarre,
spielte mit dem Rauch und dachte
an den Gelddrieslrager. der heute, ja
eS ist wirklich wahr, ler heute kommen
und ihm eine größere Summe überbriu
gen mußte.
-chmiedeckc wartete lange, aber end
lich klopfte es, das mußte er sein! Mit
Hurrah sprang er auf und eilte dem
Kommende entgegen, aber ach, es war
du Gerichsvollzieher, der wieder einmal
eine Pfändung versuchen wollte.
chmiedecke verwünschte sein schick nl,
das ihm diesen Menschen hcute ans den
Hals geschickt hatte, den wenn jetzt der
Geldbriestrüger erscheint, dann ist das
Geld verloren! Und richtig er kam, sah
und zählte das Geld auf, Schmiedecken
den Postschein zur Unterschrist überrei
chend. Dies alles ist Ihr Geld?"
fragte der Gerichtsvollzieher, ei, ei,
dann darf ich wohl so frei sein, es einzu
stecken, und darüber zu quittiren?"
Wenn der Herr Geldbriestragev es
Ihnen überläßt, meinetwegen," war die
Antwort. Nun, warum nicht, es ist
doch Ihr Geld?" sagte der Beamte.
Nein, noch nicht," meinte Schmiedecke
schalkhaft lächelnd, derBetrag, den ich zu
erwarten habe, differirt nämlich mit der
übersandten Summe um zwei Pfennige
und da ich ein gewissenhafter Mann bin,
habe ich bis zur Richtigstellung die An
nähme verweigert."
Ter Gerichtsvollzieher stand verdutzt
da? er mußte sich bequemen, das Geld
wieder aufzuzählen, das dann der Geld
briestrager davontrug. ,
Als Schnnedecke allein war, schrieb er
an den Absender des Geldes folgenden
Brief: Durch eine unglückliche Ver
wechselung habe ich auf den Postschein
die Worte Annahme verweigert" ge
schrieben und in Folge dessen das Geld
nicht erhalten, bitte ergebenst, mir den
Betrag nochmals zuzusenden. Die
Kosten will ich gern tragen." Der
Absender willfahrte diesem Wunsche,
und diesmal erhielt Schmiebecke das
Geld, ohne das der Gerichtsvollzieher
als störender Tritter dabei war.
Die erste Pcrrückc.
Herzog Philipp der Gute von Bur
gund verlor infolge schwerer Krankheit
sein Haar. Es war ihm dies um so
unangenehmer, als er erst seit Kurzem
mit der schönen Prinzessin Jsabella von
Portugal verlobt war. Um seine Kahl
köpfigkeit möglichst zu verbergen, bedeckte
er den Kopf mit einem schwarzen Käpp
chen; aber trotzdem erschien er sehr hüß
lich und wurde auch von der Prinzessin
so gesunden. Am Tage vor der Ver
mählung war der Herzog daher bis zum
Tode betrübt. Ein Prälat, welcher bei
Hofe in großem Ansehen stand, befragte
ihn um die Ursache. Gnadigster Herr, "
sagte er, die gute Stadt Bru el ist un
tröstlich wegen der Schwermuth Eurer
Hoheit. Sollte es lein Mittel geben,
sie zu lindern!" Das ist unmöglich,'
antwortete Philipp, mein Uebel ist un
heilbar, und doch könnte ich Alles d'rum
geben, die Liebe meiner Gemahlin zu
erlangen." Ter Prälat verlor die Hoff
nung nicht. Ta ihm viel an der Gunst
des Herzogs lag, setzte er einen hohen
Preis sür den aus, welcher ein Mittel
gegen Kahlköpfigkeit erfinden würde.
Nach kurzer Zeit ließ sich bei ihm ein
Fremder melden und zeigte ihm einen
Holzkopf, welcher das schönste, in langen
Locken niederwallende blonde Haar trug,
das man je auf dem Kopfe eines Jüng
lings gesehen. Tein Name?" fragte
er den Fremden. Dein Name, Tu
herrlicher Mann!" Pierre Lorchout,
hochwürdigster Herr, Barbier in Ti
jon." Am Abend dieses denkwürdigen
Tages gab der Herzog den Bewohnern
Brüssels einen prachtvollen Ball und er
schien selbst mit seiner blonden Perrücke
auf demselben. Ob Jsabella seitdem
ihren Gemahl schöner fand und mehr
Neigung zu ihm fühlte, meldet die Ge
schichte nicht: aber sovikl ist sicher, daß
Mancher die Hand auf den Kopf legen
und das Andenken des trefflichen Pierre
Lorchaut segnen wird.
Nutzen alte Icitungöpapiers.
Ein sranzösischer Journalist findet,
so erzählt die Romanwelt", daß
Zeitungspapier nicht nur zum Ver
packen Verwendung finden kann, son
dem, daß es auch, vermöge seiner Un
durchlässigleit sür Luft als Schutz gegen
die Winterkälte dienen kann (in Ziordost
deutschland, Rußland, Skandinavien,
verklebt man ja im Winter die Fenster
mit Streisen alten Zeitungspapiers)
und oaß sich wegen ebenderselben Eigen
schaft Eis selbst im warmen Zimmer
ausbemahren läßt, wenn man eS in
Zeitungspapier schlügt. Ferner mirit
die Druckerschwärze auf Motten und
Mieten so tödtlich wie Kamvher, man
braucht also Kleidungsstücke, Pelze
u. s. w., um sie gegen iottenschaden
zu schützen, nur in alte Zeitungen zu
hüllen. Schließlich giebt die Asche von
Zeitunqspapier wegen der darin enthal
tenen Druckerschwärze ein vortreffliches
Putzmitlel sür Messer und Gabeln ab.
Also mer sich Zeitungen zum Lesen nicht
hält, der halte sie wenigstens gegen
den Aottensraß und zum Mcfferputzen.
Selbsttäuschung.
Als Schubert den Erlkönig" kompo
nirt hatte, las er die Komposition noch
einmal durch, und sie mißfiel ihm so
sehr, daß er das Manuskript Ärgerlich
in seinen Papierkorb warf. Etwa eine
Stunde später machte ihm der be
rühmte Tenorist Vogel einen Besuch,
und Schubert, der gerade einen wichti
gen Brief schrieb, bat den Sänger, ihm
einige Augenblicke zu entschuldigen.
Vogel, der ein Notenblatt in dem Pa
pierkorb bemerkte, fischte dasselbe heran
und rief: WaS ist denn das?" Tann
sah er das Blatt durch, ging damit nach
dem Klavier, spielte es durch und war
so entzückt davon, daß er e? mit nach
Hause ahm. Einige Wochen später
sang er den Erlkönig" in einem Kon
zeit mit größte, Ersolge, Das Lied,
das sein Komponist sür ganz werthloS
gehalten, ist och teilte eine Liebling
Nummer aller Sänger und hat dem
Ruhmeskranze des Komponisten ein
neues Blatt hinzugefügt.
Gemüthlich.
Richter: ,..,Sie sind dieses Mal so
gnädig davongekommen, weil Sie noch
nicht vorbestraft sind!"
Angeklagter: Aha. da gibt s also S
n ä ch st e Mal mehr!"
Alles umsonst.
Nun, Ella, hat sich Tein schlichter
uer Assessor endlich erklärt?"
Ach, das letzte Mittel, welches , Tu
mir gerathen, hat auch fehlgeschlagen!
Als er vorgestern Abends von nns weg
ging, begleitete ich ihn mit einer Kerze
über die Treppe. Plötzlich verlo chte
wie Tu richtig vorausgesagt hattest
das Licht. Ich schmiege mich zitternd
an ihn und sage: Ach, wie ich mich
sürchte, Herr Affessor nun stehen wir
im Finstern da!"
,Was glaubst Tu, was der unge-
schickte Mensch thut? Er greift in die
Tasche und sagt: Ich habe ja Streich-
Hölzer bei mir, Fräulein Ella!
Lingeganaen,
Sag' mir Adolf, wie gefällt
Dir denn unser neues Dienstmädchen?"
Ausgezeichnet!"
So!. .. Deßhalb hab' ich ihr
auch gekündigt!"
Li neuer lvecker.
.,. . .Um Vier Uhr willst Tu morgen
früh wegfahren Wachst Tu denn
auch auf?"
Ich werde geweckt. Ich habe mei
nem Schneider auf morgen früh
drei Uhr eine a coutoZahlung
versprochen!"
3n der Vorfschenke.
Fremder: Was ist denn hier los?"
Bauer: O, nichts B'sonder's! Die
Burschen werfen blos den Bürgermeister
'naus, weil sie sich in seiner Gegenwart
geniren zu raufen!"
Naiv.
Gepäckträger (im Münchener Bahn
Hof) Ohne Gepäckschein können
Sie ihr Gepäck nicht herausbekommen!"
Kleinstädterin: Aber Sie 'müssen
meine Sachen schon kennen! Ich komme
jc jedes Jahr hier durch!"
Selbstbewußt,
Ein junger Prinz wird von einem
reichen Bankier zu Tische geladen. Der
selbe entschuldigt sich damit, daß er be
reits eine Einladung zu Sr. Hoheit dem
regierenden Fürsten erhalten.
Commerzienrath: Essen Se bei
mir da hab'n Se's besser!"
Modus rircndi,
A. : Wie kommt es, daß Tu seit
neuerer Zeit wieder so lange im Wirths
Haus bleibst?.... Was sagt denn
Deine junge Frau dazu?"
B. : O, ich habe mit ihr einen sehr
günstigen Vertrag geschloffen: Ich darf
nämlich so lange im Wirthshaus blei
den, als sie zu Hause dichtet!"
Ungalant.
Junge Dame (schwärmerisch): Ach,
Herr Professor, was würde wohl diese
alte Eiche erzählen, wenn sie sprechen
könnte?!"
Professor: Sie würde sagen: Ent
schuldigen Sie, meine Gnädige, ich bin
'ne L i n d e !"
Stillrcrgnügt.
Wenn der Registrator Federlein fei
nen freien Sonntag hat, so geht er den
ganzen Bormittag vor seinem Bureau
fenster auf und ab und freut sich, daß
er d'rin nichts zu thun hat.
Zatal.
Bei der Frau Assessor ist große Kaf
feefchlacht. ES ist Alles recht gut und
schön nnr hat die Frau Assessor sehr
dünne, silberne Kaffeelöffel. Nein,
aber die Löffel!" sagt eine junge Tame
und betrachtet dieselben geringschätzig."
Ja, die sind wirklich arg dünn!"
meint Frau Huber.
Woher haben Sie denn dieie A u S
s ch u ß w a a r e , Frau Affessor?"
fragt Fräulein Grethchen.
Tie hat mir I h r e F r a u M u t
ter zur Hochzeit geschenkt !"
ltlanöverZdvllk.
v. Reiflingen. Ulanenlieutenant und
Ton Juan der Hauptstadt, entdeckt im
Manöver aus dem Hofe, aus welchem er
einquartirt ist, eine hübsche Stallmagd.
Sofort beschließt er, ihr die Cour zu
machen. Aber nur Parguet und Groß
ftadtpflastcr gewöhnt, fällt ihm die
Anknüpfung recht schwer. Er denkt
nach und denkt nach endlich hat
er'S. Er nähert sich der Schönen mit
den Worten: Selige Frau Mut
ter ebenfalls Kuhmagd je
wesen ?
logM.
Diener: .Machen Sie. daß Sie hin
auskommen, es ist kein Mensch zu
Hause!"
Bettler: Tann sind 2t wobl ein
ff?"