Unverbesserlich. .Jnmtoii'äft ooii (eoifl ?öich. Mein Freund, der Schriftsteller Tr. Brnndinilller. ist der reizendste Kerl von der Welt ! Keiner versteht so uimifniii über Tausenderlei zu plaudern und eine Gesellschaft ununterbrochen zu unterhal ten. Ueberall ist er ein hoch erwünschter Gast und sei Leben würde eine ewige Zriumphreise sein buchstäblich, denn er ist meistens unterwegs wenn es nicht einen störenden Umstand gäbe: seine Zerstreutheit. Tiese ist. gleich seiner Unterhaltungsgabe, grenzenlos. Ich will absehen von den tascndsäl tigen Verwechslungen, die er in seiner Eigenschaft als Redakteur fortgesetzt mit Dichtern. Verlegern und Manuskripten vorzunehmen Pflegi, absehen von der Thatsache, daß er Postkarten gerne an sich selber adressirt oder mit dem Name des Adressaten unterzeichnet, absehen auch von dem fortwährenden Stock, Schirm, Hut und Rock-Vertausche,,, das längst chronisch bei ihm geworden ist. Wenn er im Stammlokal unseres Freundeskreises erscheint sein Erschei nen ist meist so plötzlich wie sein Ver schwinden so pflegt er fast regel mäßig einen Stock oder Schirm in die Höhe zu halten und auszurufen: Hat Einer von Euch Eigenthumsrechte an diesen Gegenstand? Nicht? Dann nehme ich an, daß er 3C. gehört." (Der Name Dessen, den er zuletzt besucht hat.) Eine sehr leichtsinnige Annahme, die sich fast noch in keinem Falle als richtig erwiesen hat. Denn Brandmüller pflegt Stöcke und Schirme, ja selbst Hüte und Ueber zieher drei, vier Mal zu vertauschen und kann sehr wohl den fremden Stock oder Schirm bereits zu X. mitgebracht haben. Freund Brandmüller wechselt und tauscht aber auch eben so häusig wie diese Gebrauchsgegenstände eine &l schlusse und Absichten. Meldet er sich bei einem von uns Freunden zum Be such fllr einen bestimmten Tag an, so kann man schwören, daß vor dem be zeichneten Tage noch eine Anzahl Post karten, Briefe und Depeschen eintreffen, stets eine neue Abänderung des Besuchs termins verkündend. Man könnte dar auf hin die erstmalige Anzeige seiner Ankunst als eine sichere Garantie für sein Nichteintreffen an diesem Tage an sehen. Aber auch dies täuscht. Denn die Erfahrung hat uns belehrt, daß dieser seltene Mensch nach drei, vier maliger Abänderung seines Besuchst mins schließlich meist doch noch zu der Anfangs gemeldeten Zeit einzutreffen pflegt, somit also wie man begreift unter allen Umständen Ucberraschun gen erzielt. DieserFreund nun besuchte mich neu lich. Ich übergehe die Vorarbeiten, die uns seine eben geschilderte Ankiin digungsweise verursachte und konstatire nur, daß meine Frau, nachdem sie zwei Tage ein splendides Mittagsmahl bereit gehalten hatte, am Abend des dritten, apathisch und an seinem Kommen ver zweifelnd, unser besonders frugales Abendbrod auftrug als urplötzlich eintraf! Redefreudig und zapplig wie immer! Ein Tienstmann trug ihm ein Köfferchen nach. Ein Koffer fehlt !" rief er mir zu. meinen Blick nach dem einzigen Gepäck stück auffangend. Lieber Freund, ein Koffer fehlt leicht. Und in diesem Falle bin ich vollends ganz ohne Sorge. Der Koffer ist noch immer wieder gelom men ! Ich glaube," setzte er schmunzelnd hinzu, sie kennen ihn schon aus der Eisenbahn. Nun. wie geht's Euch? Was macht Ihr? Tu Deine verehrte Gemahlin die lieben Kinder? Alles wohl? Herrlich! Ist Hermann recht ge wachsen? Und wie macht sich Emilie?" Uebcrflüssig, dem Leser zu versichern, daß ich weder einen Hermann" noch eine Emilie" habe. Die Eigenart meines Freundes läßt eZ eben nicht zu, Namen jemals richtig anzuwenden. Freunde! eS ist famrS bei Euch! Ader erlaubt, daß ich mich dieser Eum mischuhe entledige. Sie haben mich den ganzen Weg durch ihre unnatürliche Größe geärgert. Pertauscht natürlich! So, Gott sei Tank die wär' ich los! Wo mögen die meinen stehn? Doch die? sind Bagatellen. Nein, wie ich mich freue, bei Euch zu sein! Und mor gen all die lieben Freunde begrüßen! Ihnen, werthe Freundin, hab' ich 'was mitgebracht eine Kleinigkeit nicht der Rede werth! Aber wo hab ich'S doch? Im Koffer? Nein. In den Taschen? Auch nicht. Sollte ich'S liegen gelaffen haben? So 'was kommt vor. Halt: überlegen wir! Herrgott da fällt mir 'was ein .... ja. ist richtig , . . . eS stimmt ! C, es ist himmelschreiend. . . . die Geschichte muß ich Euch erzählen. Also, lieb Freundin, es war ein Fächer, waS ich Ihnen zugedacht hatte. Sie kennen die hübschen, leichten, japa nischen Blumensächer? Ich kauft so ein Ding, um eS Ihnen mitzubringen es wird eingepackt und mit einem Halter versehen mir eingehändigt o jetzt be , sinne ich mich auf jedes Detail ! Ich trage daS Packet an dem Halter nach Hause. Wie ich zu Hauke ankomme, macht mich meine Fru darauf auf merisam. daß ich eine Halter in der rechten Hand halte, s ei kleines zier' liches Holzhalterchen. wiffm Sie. liebe Freundin, wie ei die Verkäufer an die Packet ,u defeftigen pflegen, der ein Packet war nicht an meinem Halter. Das haft Tu verloren.- sagt meine Frau erschrocken. .Was war'I d.mn? So sprich doch'." Seht Ihr. liebe Freunde, da wußte ich daS beim besten Willen nicht mehr! Ich besann und besann mich, ich zermarterte mir den Kopf und ich bekam es nicht heraus! Meine Frau war außer sich sie vermuthete ein Präsent sür sich, Sie rieth auf alles mögliche, nannte alle erdenklichen Dinge umsonst! Wir bckamen's nicht heraus. Schließ lich einigten mir uns in der Annahme, daß ich einem Freunde wohl ein Packet gehalten und den Henkel in der Hand behalten habe. Das war gar nicht un glaubhast. Aber jetzt weiß ich'? : der Fächer war's,Jhr Fächer, liebeFreundin, ein reizender, allerliebster Fächer jetzt darf ich s sagen, denn sie werden ihn nie zu scher, kriegen. Es ist wenigstens sehr unwahrscheinlich. Doch, Ihr Guten, Ihr wollt schlafen gehen keine Wider rede! und ich selbst bin, offen geftan den, furchtbar müde." Andern Morgens am Frühst llckstisch aber war Freund Brandmüller wieder ganz Elastizität! Schon um 8 Uhr zog er auf Besuchsreisen" aus. Bevor er ging, hatte er uns mit den stärksten Be theuerungen zugesichert, daß er um 1 Uhr zum Mittagessen wieder da sein werde. Dennoch wollten uns trübe Ah nungen über den Werth dieser Zusiche rungen nicht verlassen. Sie sollten sich furchtbar bestätigen! Als wir gegen 3 Uhr den fast ausgetrockneten Capaun endlich allein zu verzehren beschaffen meine Frau vor Unwillen ganz erregt klingelte es und ein Dienstmann überbrachte eine Visitenkarte des unzu verlässigsten der Freunde. Auf dieser Karte, die nicht couvertirt war, fanden sich die mit Bleistift gekritzelten Worte : Sitze auf Polizeiwache tolles Mißver standniß gleich kommen wegen Legi timation. Eine Viertelstunde darauf stand ich dem ausgeregten Brandmüller im Wacht lokal gegenüber. Es bedürfte weniger Worte zu dem obersten Beamten, der mich per önllch kannte, und des Freun des Freilassung war bewirkt. Wir be stiegen eine Droschke und fuhren zu mir, Unterwegs erzählte er. Als er uns früh verlassen, hatte er zunächst zweien seiner Verleger und dann drei oder vier Freunden Besuche abge stattet und die Herren sämmtlich fllr Mittag 12 Uhr in's Cafe Karl bestellt. Das Schleppen seiner Gummischuhe er muß sie heute wieder vertauscht ha den, sie waren noch größer geworden" hatten ihn zum Eintritt in ein Re staurant genöthigt, wo er die Gummi schuhe zwar los geworden, dagegen einen Stock zubekam, den er unterwegs mit Verwunderung als einen total fremden erkannte, was durch die Inschrift eines silbernen Schildchens am Griff: Kurt Heller" unzweifelhaft ward. Mit die sem Stocke war er schließlich vermuth lich lange nach der verabredeten Stunde, in's Cafe Karl gekommen, wo er die Freunde und Verleger glücklich antraf und bald in ein interessantes Gespräch verwickelt ward, dessen Kosten er, wie ich nicht zweifle, allein getragen haben wird. Ganz plötzlich sei er dann er ge wahrte nämlich, daß die Uhr bereits die zweite Stunde zeigte aufgebrochen, nach flüchtigem Abschied aus dem Lokale gestürzt und draußen auf die Pferde bahn gesprungen wobei er im Vorbei fahren noch die Freunde im Cafe Hut schwenkend begrüßt habe und von ihnen jubelnd wieder gegrüßt worden sei. Tann aber sei eine merkwürdige Ge schichte passirt. Ich muß hier einschalten, was durch spätere Nachforschungen sestgestellt wor den ist, nämlich, daß im Cafe zurück bleibende Freunde mit Erstaunen ge wahrten, wie der auf dem Perron des Pserdebahnwagens stehende Freund ei nen Hut schwenkte, wahrend er einen zweiten auf dem Kopfe trug! Toch zurück zu Brandmüller's Be richt. Er war kaum 5 Minuten gefah ren, als er inne ward, daß er sich immer weiter von der Gegend meiner Wohnung entsernte also in einem falschen Pferdebahnwagen befand. Heradsprin gen und in eine vorbeifahrende leere Droschke steigen, war das Werk einer Sekunde. Aber knapp, daß die Droschke sich in Gang gesetzt hatte, als eine be fehlende Stimme ihm dicht an's Ohr schallte: Sie halten, Kutscher!" im gleichen Moment fast, sielen ein Schutz mann und ein feingelleideter Herr dein Pferd in die Zügel. Die Droschke hielt. Brandmüller war aufgesprungen, auf's Höchste erstaunt und mehr noch entrüstet über diesen Eingriff, der ihn mit Zeit Verlust bedrohte. Aber im Nu hatten der Schußmann und der Feingekleidete neben ihm Platz genommen, ihn auf den Sitz zurückgedrängt, worauf Erste, rer dem Kutscher PolizeiWachk" z-. donnerte. Der Kutscher hieb auf das , Pferd ein und Brandmüller konnte erst , in voller Fahrt feine Entrüstung und! Forderung sofortiger Ausllärung iib diese unerhörte Vergewaltigung hervor : sprudeln. Der Schutzmann zeigte einen j empörenden Gleichinuth. Auf den Hut ' deutend, den Brandmüller noch immer j in der Rechten hielt, srug er ironisch:' Tarf ich mich erkundigen, wo Sie die sen Hut h haben?" Brandmüller schäumte. .WaS giebt ! Ihnen die Berechtigung, sich solche Witze zu erlauben?" Ter Umstand, daß dieser Hut nicht der Ihrig, sondern der dieses Herrn ist. Ist es nicht so?" wandte n sich an den Feingetleideten, der in der That, wie Brandmüller erst jetzt bemerkte, keine Kopsdedeckung trug. ,S ist es," sagte dieser höflich. .Dies ist mein Hut, den der Herr so eben vom Hutstünder im Cnsc Karl et wendet hat." So! vertauscht? Statt des Jhri gen?" srug der Schutzmann Hohn lächelnd. Und was haben Sie da aus dem Kopse, wenn ich fragen darf?" Brandmüller versicherte mir hier, daß es der schrecklichste Moment seines Le bens gewesen sei, als er auf diese Frage hin nach dem Kopf gegriffen und ei nen Hut! einen zweiten Hut! sei nen Hut ersaßt habe! Es wir belte mir im Gehirn. Ich konnte nur stammeln: Ein Versehen, .. ,wahrhaf tig, ich hatte keine Ahnung ein rei nes Versehen .... ich habe mit dem Hut gegrüßt ich bin Dr. Brandmüller, als Schriftsteller einigermaßen be kamit...." Das kennen wir !" hatte der Schutz mann höhnisch gelacht. So, also aus Versehen haben Sie zwei Hüte mitge nommen? Sehen Sie 'mal an! Ja, da dars ich wohl fragen, ob dieser Stock auch Ihr Eigenthum ist?" Damit hatte der greuliche Kerl Brandmüller's Stock ergriffen. Brandmüller saß da wie vernichtet. Auf das silberne Schild des Stvckgriffes starrend, stotterte er. Nein dieser Stock ist allerdigs nicht der meinige eine Verwechslung, heute Morgen im Restaurant meine Freunde kön nen'? bezeugen, daß mir dergleichen passirt ich bitte, meine Freunde so gleich citiren zu dürfen !" Den Spaß können Sie haben sowie wir ankommen !" hatte der Ent setzliche mit rohem Gelächter gesagt. Und dann stand ich mit einmal im Wachtlokal vor den Beamten " schloß Brandmüller seinen Bericht. Das Uebrige weißt Du. Gott sei Lob, daß Du gleich gekommen bist. Ein furcht barer Zusall! Er soll mir aber eine Warnung sein..,." Acht Tage nach diesem Erlebniß be gegnete ich ganz zufällig Freund Brand müller in Berlin, wo er seinen Wohnsitz hat. Ich kam an der Reichsbank vov über, als er aus dem Portal derselben herausstürmte denn gehen wie Andere kann er nicht und sich mit einem Jubelruf mir an die Brust warf. Er hielt einen Stab in der Rechten, an dem ich mit Verwunderung einen Zettel befestigt sah mit der Inschrift : Frisch gestrichen ! I ! Den hast Du wohl da drin statt Deines Stockes mitgenommen?" Sehr möglich !" rief er lachend ihn von sich schleudernd. Mein alter, lie der Junge ! Wie sreue ich mich. Dich so unverhofft zu treffen. Wir, speisen doch zusammen? Nicht wahr? Doch halt: ich bin um 4 Uhr eingeladen ! Wie viel haben wir jetzt?" Uhr." Tann ist es ohnehin zu spät. Komm, lieber Freund zu Treffet !" Er ist ebe7, unverbesserlich. Gräßlicher Sport. Roubaix, eine Stadt von rund 110, 00 Einwohnern, liegt im französischen Nord-Tepartement, Arrondissement de Lille, und ist berühmt wegen seiner Rattenkämpse. Das heißt: eigentlich sind es Kämpfe zwischen Ratten und Hunden, bei denen die ersteren natur gemäß unterliegen. In einem nicht ge rade sehr vornehmen Viertel der Stadt befindet sich ein Haus, eigentlich ist es nur eine hölzerne Baracke, in welchem der Sport betrieben wird. Wenn das Stadtviertel auch nicht sehr fein und das Haus nicht sehr erlockend aussieht, so begeben sich an den Kampstagen" doch zahlreiche Herren und nicht wenige Damen (zumal englischer Raffe) dort hin. ebenso wie es chic ist, in Paris um 2 Uhr Nachts nach den in der Um gebung der CentraUMarkthallen gelege nen Kellern und Spelunken zu pilgern, um dort eine urkräftige soupe a l'oignon et au frornage einzuneh men und dem Leben und Treiben im Ventre de Paris zuzuschauen. Im Innern des Sporthauses stehen einige umfangreiche Käsige, in denen das rohe Spiel vor sich geht. Für die unter hallendste Art gilt ein Hindernißren nen". bei dem an den Scharfsinn des Hundes die größten Anforderungen ge stellt werden. Vier Ratten werden ein zeln unter umgestülpten Blumentöpfen versteckt, und neben diesen gefüllten Töpsen" stellt man noch ebenso viele leere" auf. d. h. solche, unter denen sich keine Ratten besinden. Alle Töpfe aven genau die gleiche Größe und Form, die Aufstellung erfolgt in Ab Wesenheit des Hundes, so daß dieser von vornherein keine blasse Ahnung hat, wo sein Wild versteckt ist. Trotz dieser erschwerenden Umstände hat Master Jack" nur 50 Sekunden Zeit, um sein Werk ,u vollbringen, das weiß er auch, und man kann sich den ken, wie sehr sein Point dhonneiir durch die Schwierigkeit der Ausgabe ae- kitzelt wird. Sobald er den Käfig de ; tritt, erläßt er sich nur noch auf sein j seines Ohr und vor Allem auf seinen haarscharfen Geruch, das Gefäß, aus dem ihm Rattenduit entgegenströmt, stülpt er mit kunstgerechtem Pfoten; schlage um. ga.im ist die beengende, Hülle gefallen, so jwr,t die Ratte her aus. aber weit kommt sie nicht, denn Jack, seiner Sache sicher. kch?evvt im und erdrosselt sie hinterrücks. So geht es weiter, bis alle Blumentöpfe aus geräumt, alle Ratten erwürgt fin. Im Grunde sieht die Geschichte schwieriger aus. als sie eigentlich ist. denn nur bei n ersten Ratte darf flatf Irin- 5k,t verlieren: lauft er dieser einmal nach, i so fallen zwei, drei andere Topfe ganz von selber. Bei einer wichen stoppie chase ereignete es sich einmal, daß eine riesengroße schwarze Ratte durch den plötzlichen und nvermuthcten Au blick des HliiideS einen Wuthansall be kam und ihrem Verfolger entgegen sprang. Sie verbiß sich in die Unterlippe deS Hundes und ließ nicht los, obwohl er sie, heulend vor Schmerz, mit aller Macht hin und herschlenkerte. Endlich bekam er sie am Genick z packe und brach ihr alle Knochen im Leibe; sein Zorn war aber so groß, daß er sich selbst, die 50 Sekunde Rennzeit und die auf ihn gesetzten Unsummen ver gaß, um nur der Rache zu sröhnen. Rache schmeckt uß , dachte er und ver- schlang das Unthier mit Haut und Haaren, zum Entsetzen der Zuschauer. Und nun noch von einer ganz beton deren Art deS Hindernißkampses". Die Ratten werden, ebenso wie bei dem oben beschriebenen Rennen, in umge stülpten Blumentöpfen untergebracht, doch wird der Schwanz durch das kleine Bodenloch des Topfes gezogen und dann ein Knoten in ihn gemacht, so daß er nicht wieder zurück kann. Würde der Topf nun umgeworfen, so bliebe die Ratte trotzdem an ihn gekettet, und könnte sich durch das Gefäß schützen. Deshalb gelangen bei diesem Spiele nur die. allerintelligentesten Rattenfän ger zur Verwendung, die darauf abge richtet sind, zuerst den Schwanzknoten abzubeißen, dann den Topf umzuwer fen und schließlich die srei gewordene Ratte abzuthun. Der Billigkeit halber giebt inan ihnen sür diese schwierige Arbeit etwas mehr Zeit, nämlich 54 Sekunden, für jeden Knotenabbiß" eine Sekunde. Sttergestcht in Spanien. Wie ost ist schon über die spanischen Stierkämpfe bom Standpunkte der Menschlichkeit in Schrift und Wort der Stab gebrochen morden! Niemand wird leugnen, daß sie widerlich und roh sind und doch hängt der Spanier mit Be geifterung an diesem seinem National- feste". Er verhöhnt alle Fremden, die das Theater während der Vorstellung der Scheußlichkeiten wegen verlassen, nennt sie Corazones de Manteca" (Butterherzen) und belächelt sie mitlei big. Spanien ist eben ohne Stierge fechte nicht zu denken, und die Beschöni ger behaupten, daß diese Schauspiele der Bevölkerung den unerschrockenen, muthi gen, festen Charakter bewahrten, den sie z. B. bei den napoleonischen Eroberungs ersuchen bezeugt habe. Die Haupt- sitze der Stiersechterschule sind, so lesen wir in Stanaens Reise- und Verkehrs- Ztg.", Sevilla und Cordoba. Tort werden Toreros unter Leitung guter Leurer zunächst tbeoreti ch ausaebiloet. worauf sie dann die Praxis an den so genannten Novillos" (jungen zwei- bis dreijährigen Stieren) üben, von denen sie allerdings manchmal schlimm genug behandelt werden, bis sie durch iahre- lange Uebung die nöthige Geschicklichkeit errungen haben. Ter größte und be kannteste Stierfechter der Jetztzeit ist Rusael Guerra (Ciuerrita), der bis zu 10,000 Fr. sür eine Vorstellung erhält Er unternimmt mit seiner Ouadrilla' Gastspiele in allen Provinzen Spaniens, und der Wunsch, die Höhe feiner Kunst zu erreichen, beseelt alle angehenden Toreros. Sein Nebenbuhler Manuel Garcia (Espartero), der beliebter war als er, verunglückte bekanntlich bei dem Tödten eines Stieres in der Plaza de Madrid" am 27. Mai 1894. was bei- nahe eine Nationaltrauer hervorrief, Die bunten Lithographien der bekannte sten Stierfechter sieht man in allen Ta- ernen und kleineren Geschaftsläden als Wandschmuck, und unzählige Zeitungen mit Tabellen, in denen die ,..Caida der Pikadores, die todten Pserde, die Pases de Muleta u. f. w. genau und rubrilmäßig aufgezählt sind, erscheinen gleich am Abend nach dem Stiergesccht, Die Stiergefechte finden an allen Sonn tagen, auch an einigen Tonnerstaaen statt, nur während der Wintermonate wird Pause gemacht. Man zählt jähr lich ungesähr 500 Stierkämpfe, in de nen gegen 300 Stiere und vielleicht 5000 Pferde getödtet werden. Die Stiere, die zu den Stierkämpfen ver wendet werden, beziehen die Unterneh mer aus den Züchtereien zu hoben Prei sen; man bezahlt für einen Stier 750 bis -am Pe,etas. Ein Au'hören oie. ser Kämpfe in Spanien darf man vor lausig kaum erwarten, denn selbst der armite -panier hängt mit wilder Lei denschaft daran und versetzt lieber seine Werthsachen, darbt und hungert, ehe er eine große Corrida versäumt. erettk: Es ist eine schlimme Sache, wenn man eine sogenannte ausgeklagte Forderung gegen sich in den Händen seines Feindes weiß, auch der Agent Schmiedecke wußte, daß der Gerichtsvollzieher Müller XXI. eine solche in Händen hatte, allein er setzte sich mit Leichtigkeit darüber hinweg, denn wenn auch der Gerichtsvollzieher in amtlicher Eigenschaft auch Schmiedkcke's ürg,ler Feind war, so waren seine Ptän düngen doch stets fruchtlos verlaufen, und dies gab dem Verkehr der beiden Herren ei.ien gewissen humorvollen An strich. Heut lag nun Tchmiedecke auf seinem Sopha oder richtiger auf dem Sopha seiner Wirthin, rauchte eine Cigarre, spielte mit dem Rauch und dachte an den Gelddrieslrager. der heute, ja eS ist wirklich wahr, ler heute kommen und ihm eine größere Summe überbriu gen mußte. -chmiedeckc wartete lange, aber end lich klopfte es, das mußte er sein! Mit Hurrah sprang er auf und eilte dem Kommende entgegen, aber ach, es war du Gerichsvollzieher, der wieder einmal eine Pfändung versuchen wollte. chmiedecke verwünschte sein schick nl, das ihm diesen Menschen hcute ans den Hals geschickt hatte, den wenn jetzt der Geldbriestrüger erscheint, dann ist das Geld verloren! Und richtig er kam, sah und zählte das Geld auf, Schmiedecken den Postschein zur Unterschrist überrei chend. Dies alles ist Ihr Geld?" fragte der Gerichtsvollzieher, ei, ei, dann darf ich wohl so frei sein, es einzu stecken, und darüber zu quittiren?" Wenn der Herr Geldbriestragev es Ihnen überläßt, meinetwegen," war die Antwort. Nun, warum nicht, es ist doch Ihr Geld?" sagte der Beamte. Nein, noch nicht," meinte Schmiedecke schalkhaft lächelnd, derBetrag, den ich zu erwarten habe, differirt nämlich mit der übersandten Summe um zwei Pfennige und da ich ein gewissenhafter Mann bin, habe ich bis zur Richtigstellung die An nähme verweigert." Ter Gerichtsvollzieher stand verdutzt da? er mußte sich bequemen, das Geld wieder aufzuzählen, das dann der Geld briestrager davontrug. , Als Schnnedecke allein war, schrieb er an den Absender des Geldes folgenden Brief: Durch eine unglückliche Ver wechselung habe ich auf den Postschein die Worte Annahme verweigert" ge schrieben und in Folge dessen das Geld nicht erhalten, bitte ergebenst, mir den Betrag nochmals zuzusenden. Die Kosten will ich gern tragen." Der Absender willfahrte diesem Wunsche, und diesmal erhielt Schmiebecke das Geld, ohne das der Gerichtsvollzieher als störender Tritter dabei war. Die erste Pcrrückc. Herzog Philipp der Gute von Bur gund verlor infolge schwerer Krankheit sein Haar. Es war ihm dies um so unangenehmer, als er erst seit Kurzem mit der schönen Prinzessin Jsabella von Portugal verlobt war. Um seine Kahl köpfigkeit möglichst zu verbergen, bedeckte er den Kopf mit einem schwarzen Käpp chen; aber trotzdem erschien er sehr hüß lich und wurde auch von der Prinzessin so gesunden. Am Tage vor der Ver mählung war der Herzog daher bis zum Tode betrübt. Ein Prälat, welcher bei Hofe in großem Ansehen stand, befragte ihn um die Ursache. Gnadigster Herr, " sagte er, die gute Stadt Bru el ist un tröstlich wegen der Schwermuth Eurer Hoheit. Sollte es lein Mittel geben, sie zu lindern!" Das ist unmöglich,' antwortete Philipp, mein Uebel ist un heilbar, und doch könnte ich Alles d'rum geben, die Liebe meiner Gemahlin zu erlangen." Ter Prälat verlor die Hoff nung nicht. Ta ihm viel an der Gunst des Herzogs lag, setzte er einen hohen Preis sür den aus, welcher ein Mittel gegen Kahlköpfigkeit erfinden würde. Nach kurzer Zeit ließ sich bei ihm ein Fremder melden und zeigte ihm einen Holzkopf, welcher das schönste, in langen Locken niederwallende blonde Haar trug, das man je auf dem Kopfe eines Jüng lings gesehen. Tein Name?" fragte er den Fremden. Dein Name, Tu herrlicher Mann!" Pierre Lorchout, hochwürdigster Herr, Barbier in Ti jon." Am Abend dieses denkwürdigen Tages gab der Herzog den Bewohnern Brüssels einen prachtvollen Ball und er schien selbst mit seiner blonden Perrücke auf demselben. Ob Jsabella seitdem ihren Gemahl schöner fand und mehr Neigung zu ihm fühlte, meldet die Ge schichte nicht: aber sovikl ist sicher, daß Mancher die Hand auf den Kopf legen und das Andenken des trefflichen Pierre Lorchaut segnen wird. Nutzen alte Icitungöpapiers. Ein sranzösischer Journalist findet, so erzählt die Romanwelt", daß Zeitungspapier nicht nur zum Ver packen Verwendung finden kann, son dem, daß es auch, vermöge seiner Un durchlässigleit sür Luft als Schutz gegen die Winterkälte dienen kann (in Ziordost deutschland, Rußland, Skandinavien, verklebt man ja im Winter die Fenster mit Streisen alten Zeitungspapiers) und oaß sich wegen ebenderselben Eigen schaft Eis selbst im warmen Zimmer ausbemahren läßt, wenn man eS in Zeitungspapier schlügt. Ferner mirit die Druckerschwärze auf Motten und Mieten so tödtlich wie Kamvher, man braucht also Kleidungsstücke, Pelze u. s. w., um sie gegen iottenschaden zu schützen, nur in alte Zeitungen zu hüllen. Schließlich giebt die Asche von Zeitunqspapier wegen der darin enthal tenen Druckerschwärze ein vortreffliches Putzmitlel sür Messer und Gabeln ab. Also mer sich Zeitungen zum Lesen nicht hält, der halte sie wenigstens gegen den Aottensraß und zum Mcfferputzen. Selbsttäuschung. Als Schubert den Erlkönig" kompo nirt hatte, las er die Komposition noch einmal durch, und sie mißfiel ihm so sehr, daß er das Manuskript Ärgerlich in seinen Papierkorb warf. Etwa eine Stunde später machte ihm der be rühmte Tenorist Vogel einen Besuch, und Schubert, der gerade einen wichti gen Brief schrieb, bat den Sänger, ihm einige Augenblicke zu entschuldigen. Vogel, der ein Notenblatt in dem Pa pierkorb bemerkte, fischte dasselbe heran und rief: WaS ist denn das?" Tann sah er das Blatt durch, ging damit nach dem Klavier, spielte es durch und war so entzückt davon, daß er e? mit nach Hause ahm. Einige Wochen später sang er den Erlkönig" in einem Kon zeit mit größte, Ersolge, Das Lied, das sein Komponist sür ganz werthloS gehalten, ist och teilte eine Liebling Nummer aller Sänger und hat dem Ruhmeskranze des Komponisten ein neues Blatt hinzugefügt. Gemüthlich. Richter: ,..,Sie sind dieses Mal so gnädig davongekommen, weil Sie noch nicht vorbestraft sind!" Angeklagter: Aha. da gibt s also S n ä ch st e Mal mehr!" Alles umsonst. Nun, Ella, hat sich Tein schlichter uer Assessor endlich erklärt?" Ach, das letzte Mittel, welches , Tu mir gerathen, hat auch fehlgeschlagen! Als er vorgestern Abends von nns weg ging, begleitete ich ihn mit einer Kerze über die Treppe. Plötzlich verlo chte wie Tu richtig vorausgesagt hattest das Licht. Ich schmiege mich zitternd an ihn und sage: Ach, wie ich mich sürchte, Herr Affessor nun stehen wir im Finstern da!" ,Was glaubst Tu, was der unge- schickte Mensch thut? Er greift in die Tasche und sagt: Ich habe ja Streich- Hölzer bei mir, Fräulein Ella! Lingeganaen, Sag' mir Adolf, wie gefällt Dir denn unser neues Dienstmädchen?" Ausgezeichnet!" So!. .. Deßhalb hab' ich ihr auch gekündigt!" Li neuer lvecker. .,. . .Um Vier Uhr willst Tu morgen früh wegfahren Wachst Tu denn auch auf?" Ich werde geweckt. Ich habe mei nem Schneider auf morgen früh drei Uhr eine a coutoZahlung versprochen!" 3n der Vorfschenke. Fremder: Was ist denn hier los?" Bauer: O, nichts B'sonder's! Die Burschen werfen blos den Bürgermeister 'naus, weil sie sich in seiner Gegenwart geniren zu raufen!" Naiv. Gepäckträger (im Münchener Bahn Hof) Ohne Gepäckschein können Sie ihr Gepäck nicht herausbekommen!" Kleinstädterin: Aber Sie 'müssen meine Sachen schon kennen! Ich komme jc jedes Jahr hier durch!" Selbstbewußt, Ein junger Prinz wird von einem reichen Bankier zu Tische geladen. Der selbe entschuldigt sich damit, daß er be reits eine Einladung zu Sr. Hoheit dem regierenden Fürsten erhalten. Commerzienrath: Essen Se bei mir da hab'n Se's besser!" Modus rircndi, A. : Wie kommt es, daß Tu seit neuerer Zeit wieder so lange im Wirths Haus bleibst?.... Was sagt denn Deine junge Frau dazu?" B. : O, ich habe mit ihr einen sehr günstigen Vertrag geschloffen: Ich darf nämlich so lange im Wirthshaus blei den, als sie zu Hause dichtet!" Ungalant. Junge Dame (schwärmerisch): Ach, Herr Professor, was würde wohl diese alte Eiche erzählen, wenn sie sprechen könnte?!" Professor: Sie würde sagen: Ent schuldigen Sie, meine Gnädige, ich bin 'ne L i n d e !" Stillrcrgnügt. Wenn der Registrator Federlein fei nen freien Sonntag hat, so geht er den ganzen Bormittag vor seinem Bureau fenster auf und ab und freut sich, daß er d'rin nichts zu thun hat. Zatal. Bei der Frau Assessor ist große Kaf feefchlacht. ES ist Alles recht gut und schön nnr hat die Frau Assessor sehr dünne, silberne Kaffeelöffel. Nein, aber die Löffel!" sagt eine junge Tame und betrachtet dieselben geringschätzig." Ja, die sind wirklich arg dünn!" meint Frau Huber. Woher haben Sie denn dieie A u S s ch u ß w a a r e , Frau Affessor?" fragt Fräulein Grethchen. Tie hat mir I h r e F r a u M u t ter zur Hochzeit geschenkt !" ltlanöverZdvllk. v. Reiflingen. Ulanenlieutenant und Ton Juan der Hauptstadt, entdeckt im Manöver aus dem Hofe, aus welchem er einquartirt ist, eine hübsche Stallmagd. Sofort beschließt er, ihr die Cour zu machen. Aber nur Parguet und Groß ftadtpflastcr gewöhnt, fällt ihm die Anknüpfung recht schwer. Er denkt nach und denkt nach endlich hat er'S. Er nähert sich der Schönen mit den Worten: Selige Frau Mut ter ebenfalls Kuhmagd je wesen ? logM. Diener: .Machen Sie. daß Sie hin auskommen, es ist kein Mensch zu Hause!" Bettler: Tann sind 2t wobl ein ff?"