Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 25, 1896, Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    r
s-
Justin und Justine.
'JinutUtiii' uon milf luduliouiii
Er war zwölf Jahre nlt, sie och
nicht zehn. Man nannte ilm Justin,
sie Justine. Sie waren in demselben
Dorfe geboren, und ihre ältern be
wohnte zwei benachbarte Hiinscr,
Justine war Gänsebirtin, und Justin
siihrtc Morgens die Cclifen und Kiihc
seines Paters aus die Weide.
Tns Heine Mädchen ermangelte nie
mnls, ihre Gänse nach der Wiese j
sithren, aus der sich Justin bcsand.
Während die Tchaar geflügelter Zwei
sns'ler Über die rachjcidcr hiivste, fetz
ten sich die beiden Kinder in daS ni
und plauderten. Was erzählten sie sich?
Jene hübschen Nichtigleiten, die einzig
nd allein ein mit der Lüge noch unbc
fannter Mund ausfprechen tann, und
die mit Vergnügen nur von einem an
deren Kinde angehört werden können.
Justine sang reizend; Justin hatte
eine ziemlich angenehme Stimme, und
so sangen sie häufig zusammen. Sie
lehrte ihn ein Liebchen oder eine Ro
manze, die er noch nicht konnte. Tasiir
brachte er ihr ein anderes bei. Manch
mal bethätigte sich eine Lerche, eine
Grasmücke oder ein Hänfling an dem
Concert oder auch die Insekten mischten
sich hinein. Tas war eine richtige
Symphonie in freier Lust.
Man begegnete ihnen oft auf den
Wegen, wie sie Hand in Hand neben
einander herschrittcn. Wenn sie so
durch die Felder und Wiesen gingen,
dann hielten sie eine reiche Ernte unter
den Blumen, besonders unter den Korn
blnmen: sie hielt ihre kleine schürze
aus, und Justin füllte dieselbe.
In die Kornblumen, die sie zu Kran
zcn band, wob sie einige Astern mit
goldenen Herzen hinein; dann setzte sie
ihrem kleinen Freund einen Kranz
lachend auf den Kopf und nannte ihn
ihren König.
Manchmal hielt ne ein Gänscblum
chen in den Fingern und vergaß die an-
gefangene Krone. L,ebt er michr
fragte sie die Blume und warf die Blut
tcr in den Wind. Tas Gänseblümchen
antwortete bald; Mit Leidenschaft",
bald: von Herzen", bald mit: gar
nicht". Trotzdem aber wurden die bei
den Kinder nicht böse aus du? Blume,
sondern lachten herzlich über das Orakel,
Sie wurden gröszer. Justin führte
die Ochsen seines Vaters nicht mehr auf
die Weide, und Justine hörte auf,
Gänse zu hüten. Ihre Eltern ließen
sie die Schneiderei erlernen.
Die jungen Leute sahen sich nicht
mehr so viel wie srüher, doch sie dachten
stets aneinander. ES giebt in der Ber
gangcnheit Erinnerungen, die nichts
auslöschen kann. Wenn sie sich begeg
nctcn, und Justin das Wort an sie rich
tete, so wurde Justine roth wie eine
Montmorcncy-Kirschc. Sie hatte dos
Erröthen gleichzeitig mit dem Nahen
gelernt.
Sonntags holte Justin sie ab, um
sie zum Tanze zn führen, und sie machte
sich seinetwegen schön. Er sand sie rei
zend und sagte es ihr, nd Justinens
Herz hüpfte förmlicy vor Freude.
Eines Tages war sie 18 Jahre alt.
Sie war ein schönes, blondes Mädchen
mit der Taille einer Sulphide. Ihre
Augen, welche so blau waren, wie das
Waffer des Meeres, hatten den Blick
einer Andalusierin. Ihr Mund war
eine halb geöffnete Rose. Ihre zarten
und schneeweißen Zähne glichen feinen,
in Korallen eingesalzten Perlen.
Groß war die Zahl ihrer Anbeter,
und die Kühnsten begehrten sie zur
Frau. Sie aber wies alle zurück, und
keinem gestattete sie, ihr den Hos zu
machen.
Eines Morgens, als sie sich in ein
kleines Torf begab, wo sie ein Kleid
nähen sollte, traf sie Justin au der
Landstraße. Er machte ein verlegenes
Gesicht und schlug, was sonst nit
seine Gewohnheit war, die Augen zu
Boden.
Was haft Tu denn?" fragte sie
ihn.
Er stieß einen Seufzer aus und ant
wartete :
Meine liebe Justine, ich werde mich
verbeirathen. mein Pater will es."
Sie wurde sehr bleich, und er fuhr
fort :
Ich hätte Tich ja vorgezogen, das
weißt Tu."
,Und Tu nimmst doch eine andere
Frau !" rief fie.
ES muß sein, denn mein Pater w.ll
es, er findet. Tu seiest nicht reich ge
nug." Ja, ich bin in der That sehr arm.
Wen heiratnest Tu denn?"
Meine Base, die einzige Tochter des
Bruders meines Paters, der den Pacht
Hof zu EbarmeS besitzt."
Ta machst da eine gute Partie,
Justin, ich wünsche T;r Gluck."
Nach diesen Worten entfernte sie sieh
Icdnell. Als ne eine kurze -trecke ge-
gangen war. wandte sie sich um. Justin
war an derselben Stelle stehen aevlie-
f. . .v tiMi irtit slprnslslt ihr an tnu
cm. UN fing sie an. ,u schluchzen
ff-
und Uttt. heiße Thränen vergießend. !
ihren Weg sott.
,...,.,,.,.,...'. !
Justin war derheirathet. Er hatte Juft.n lebte mit seiner dritten Frau
die Gegend ilanen und wohnte in
ßharmes. Sein Schwiegervater hatte!
Pachthofcs
ihm die Vcrtiilt;in,i, des
übertragen.
'Justine hatte ihre Fröhlichkeit nd
ihre frischen Farben verloren. Tas
Alles war mit den schönen Jllasionen
ihrer Jugend entschwunden. Tic Er
inneriiiigen ihrer Kindheit waren ihr
jetzt nur noch schmerzlich.
Sie sagte der Frenndichast, der Zu
kunst lind allen erträumten Freuden der
ugeno coeivoiu. gau s:ir nun
Vergnügen mehr, und kein Lied kam
mehr über ihre Lippen.
Ein junger Man aus der Vcgend,
den sie schon einmal zurückgewiesen,
wagte einen zweiten Heirnthsantrag.
Tirsmal nahm sie ihn an, nd von
allen, die sich um Justinen Hand be
warben, war dieser junge Mann ihrer
am wenigsten würdig. Trotzdem ver
heirnthktk sie sich, doch nie erfuhr man
recht, weshalb!
Kurze Zeit darauf sah sie Justin wie
der. Er trug einen Flor um den Hut ;
seine Frau war eben gestorben.
Ah! Justine," sagte er zu ihr, wa
ruin hast Tu Tich so sehr beeilt? Wärst
Du jetzt nicht verheirathct, so könnten
wir glücklich sein, denn ich bin frei, reich
und liebe Tich noch immer."
Sie wollte nicht daran denken, daß
er sie geopfert hatte und erwiderte trau
rig: Tas ist wahr!"
So hast Tu mich also nicht ver
gessen?" Nein."
O, ich Haffe Deinen Mann, er ist ein
Trunkenbold, ein Verschwender. Er
macht Tich gewiß nicht glücklich!"
Justine seufzte.
Ich habe sogar gehört, er soll Tich
schlagen?"
Justine schlug die Augen zu Boden,
Tcr Elende!" rief Justin niit dum
pser Stimme.
Er ist mein Gatte," versetzte sie,
und ich bin seine Frau, ich habe es so
gewollt,"
Das ist wahr: aber sage mir, Ju
stjne, wenn Tu Wittwe wärest, würdest
Du Tich dann mit mir wieder vcrheira
then ?"
Ja,"
Tu versprichst es mir? Es ist gut.
ich werde 40 Jahre warten, wenn es fein
muß!" rief er.
Damit trennten fie sich.
Justin blieb seinem Versprechen fünf
Jahre hindurch treu. Als er nach dieser den ; aber meinetwegen gehen w,r zur
Zeit merkte, daß Justine's Gatte sich!Mairie,"
noch immer einer ausgezeichneten Ge-!
Wdhc't ersreutc dachte er daran sich, 3ln, langte Justine
Ä' T r(7nt) l"61" 6lefC" die 20,0(10 Frcs.. nd Justin w i erte
Gedanicn auf der stelle aus. fje ficben. npannH fid)
(ir war noch Kmeachtage vermah t. Zinit Porwürfen anfing
als er erfahr dab Jusw s Ga te be, unb 0n ben sj0tBarfen 8;nq msl ,
einem Zechgelage vom Schlag getroffen en Worten über. Justine Iratzte
BTäifti h,tM ,..,.. r ! ihrem geliebten Justin Mit ihren alten
Das Unglück versolgt uus! rief er Nägeln ins Gesicht, und dieser nahm ,i
aus es schem, Bestimmung zu sein, en &oS be e 'flnf ben fi fc
n sollen mckst glücklich werden." j ben schultern seiner ebenso geliebten
Dabei packte er seinen Kops mit den ; mt U '
anbeannb tonfl. M We Haare aus !ie erschreckten Nachbarn holten die
Als sich e,ne ,unge Frau am Abend w bic
darüber beklagte daß et traurig xnd tz,izcikommiffär gesührt. Einen
wenig liebenswürdig zu ihr war, wurde Monat später sp ach das Gerich. die
er von einem heftigen Wuthanfall er- xtma bet aus. Tiefes Urtheil
gnnen und gab ihr emc Ohrfeige. Tas m hi( , , hif mnhrf 'ffipfAiA'
war die erste, aber nicht die letzte.
Justine aber schlug ihr Heim in P
ris aus.
imk'kn "Inflr (ttntpr Wnfi iirn
fMM tWoi4o iCrsMl ICv Vnnv A'
, , .... ,(,. ... VI " V VItV, H IHI
Jahre alt. und seine Kaare svielien ins '
i iiti. xiu ti i .11 u. wui vuiiiuis tü
Graue. Er hatte Justine nicht ver-!
geffcn. aber er hatte leine Ahnung da-j
von, was aus ihr geworden war. Sie '
war in der Gegend nicht wieder erschie-
nen, und man konnte ihm über jhr ,
. . . .... ... - . . ;
-chickjal nicht das Geringste mittheilen, i:""'?' "" .-uuit, v,r
Sein Entschluß war gefaßt, er stcckte ! Landstraße entlang stehen die ganze
Geld in die Tasche und fuhr nach Paris. ;iaim 'c'nt ,n iIa' versunken zu
Wl Inn.rn , (, . !;.! Kill.
Justine verbeiratbe, und als Mutter I
von vier Kindern. Er erkannte ste!"" , Biegung der '-trare fahrt, stehen
kaum wieder, und fie mußte ihm M.w'e aus der Erde gewachsen,
mehrere Male wiederholen: Ich bin's. , iten vor ihm. Indem sie ihre
ja. ja. ich bin's." Da fielen seine Arme I ehre auf den Kuticher gerichtet hal
schlaff hernieder, und er ie einen rusw ste demselben ein energisches
tiefen -euszer aus. Ja, es war Ju
ftine, oder fie hatte inzwischen acht
Zahne und so ziemlich ihre sämmtlichen
blonden Haare verloren. Vergeblich ,
suchte Justin in dieser dicken Frau die
I114I141IUJI.1I '
schlanke schmiegsame Taille des jungen
Mädchens, das ihn einst seinen König
genannt hatte.
Wir haben uns ein wenig vcrän
dert, mein alter Freund," sagte sie,
ja, wir sind alt geworden. Was führt
denn nach Paris
".rf fch. hi. ,i.,i,s;,lT"D"n oie an fluen u.liebetn vor (fnt-
Teinetwcgen gemach,, ich bin Wittwer ! bebende Tame in die Bergwildniß,
und Iann....O. Justine, warum bift!? der fiucher auf die Pferde
Tu scrciratdct?" , einhaiit. um so schnell als möglich von
Ja. ja. Tu Hag recht, es war eine , b".1er "gemüthlichen Gesellschaft fort
Tummhcit." ! zukommen.
Bist Tu glücklich?" ! .Madame," sagte der Banditenhaupt-
Glucklich! sprich nicht davon: mein mann, nachdem fie die Räuberhöhle er-
zweiter ist kein so großer Trunkenbold.
wie der erste, aber er behandelt mich
noch schlechter. O. ich denke oft an
Tich, mein armer Justin."
. .as ist sell'am," dachte Justin, al!
er Justine verl,
ieß.,fie ,ft weit wenia
düd'ch: man tonnte sogar sagen, sie ist
es gar nicht mehr, und doch fühle ich
Miros lur II? in mnnrm Wm-ti .
' '"' i
Er kehrte in seine Heimath zurück und
veiheiratbete fich kurze Zeit darauf zum !
dritten Male.
,20 Jahre. Tann wurde er wieder !
Wittwer. Er hatte bereits seine beiden
Kältesten Söhne auS zweiter li!;c vkrhci
rathet, und mlißtc jetzt noch einem J:in-
ge aiis dritter I5lje ein Heim schaffen,
was er in einem Zeitraum von zwölf
Jahren that.
Ta er trotz der schönen Mitgist, die er
seinen Kindern gegeben, noch reich war,
so dachte er daran, sich einen angcneh
iiien Lebensabend zu verschaffen. Ob
gleich er schon 75 Jahre zählte nd seine
Haare fast weiß geworden waren, so
lebte doch in ihm noch eine so große
Krnst nd Frische, daß er sein Alter
nicht suhlte.
Ich werde über 100 Jahre nlt wer
den," sagte er zu seinen Kindern a dem
Tage, als er seinen letzten Jungen ver
heirathctc. Ta der Greis nichts zu thun hatte
und sich langweilte, so wollte er sich in
die Angelegenheiten der Kinder mischen.
Tas war ein wenig sein Recht, doch man
behandelte ihn als alten Narren, nannte
ihn einen alten Schmätzer und legte sich
keinerlei Zwang ans, um ihn zu dem
thige. Als der alte Mann sich so zurückgc
stoßen, so allein und einsam sah, dachte
er an Justine, und reiste eines schönen
Tages, ohne Jemandem ein Wort z
sagen, mit wohlgespickter Brieftasche
nach Paris. Er war 80 Jahre alt.
Justine war seit langer Zeit ZSittwc.
Ihre Kinder waren alle todt und sie
hatte in Paris nur das Elend kennen
gelernt. Als sie Justin wieder sah, fiel
sie beinahe in Ohnmacht. Er drückte
sie in feine Arme und eine Viertelstunde
lang weinten sie vor Freude. Tan
sagte er :
Ich komme, um Tich zu heirathen."
Sie begann laut zu lachen ; er aber
blieb vollständig ernst und sagte:
Wir müssen doch einmal glücklich
werden!"
Tu scherzest also nicht, Justin?"
Sieh her," sagte er und öffnete eine
Brieftasche, hier sind alle nöthigen Pa
viere und außerdem noch 20,000 Jrcs.
in Banknoten.
Die erloschenen Augen Justinens
glänzten hinter ihren Brillengläsern,
nd sie fragte :
Ist dieses Geld für mich ?"
Ja."
Tu wirft es mir kontraktlich ver
schreiben?" Nein, ich werde es Tir am Hoch
zcitstage in die Hand geben."
Ich mochte es lieber kontraktlich ha-
Mistreß iucy louthstone.
- " "9"-
n-- r -i- f . . .
., ,e'E. "Ncyi aus ver vand
7:.!' ? mb einem Flusse in
'eritalien hinzieht und aus der c,
P"? ,tof , 6mtont. Weit und
b't ft kein Mensch zu sehen: kein Vogel
lö,!t seinen Gesang ertönen, ,c,n Wind
rrtiilrht tn nen sHnvr X. . . . '
taj. ali ber Wagen soeben aus ci-
yaii" zu. ,e,er leistet der Auporde
rung ohne langes Besinnen Folge: der
vanditkiihauptmann ottnet den Wagen
'11 r "
mx " am
"Mend, die im Wagen sitzt, fordert
er sie aus auszusteigen,
Sie gehorcht ebenfalls sofort diesem
Befehle; der Ehef der Bande nimmt
der BcdauernSwerthen ihre sämmtli
chen Schmucksachcn. ebenso alles Geld,
das sie bei sich trügt, ab; dann nehmen
!e die Räuber in ihrer Mitte und ent-
oz, anen, ich werde setzt einen Brief
schreiben, in dem ich anzeige, daß Sie
nur gegen ein Vosegeld von zwanziglau
send Lire wieder freigelaflcn werden.
Wem kann daran gelegen fein, daß Sie
wieder erlangen? An wen
!" , m richten und wie
i"1"' ' . ,
k. v- .i -r. ..
o"i i'ui'"b um iL'iouipncinf,
. .7 0n -''" Farnes
- 'o, i'-urnottwi .'0 in London zu
richten," erwiderte
mit zitternder
Stimme die Gefragte.
Ter Hauptmann beordert Tinte. Fe-
der und Pavier nd i,h, .
enden Brief-
.Mister James Mockable, London.
Heute haben wir Mistreß Lucn Moiith-
stone bei einer PergnügungSsahrt ge
sauge genommen, und werden wir
diese Tame nur gegen ein Löscgcld von
20,000, sage zwanzigtausend Lire wieder
freilassen.
Ich fordere Sie daher auf. erwähnte
Summe an G. Borincllo postlagernd
nach Ladavia zu senden, mit der Per
sichcrung, daß sosort nach Erhalt des
Geldes Mistreß Lna, Monthstone frei
gelassen wird.
Ergebenst
G. Borinello."
Er faltet den Brief zusammen, schiebt
ihn in ein Kouvert, ndressirt dasselbe
und beyandigi das -cyreivcn einem
Jungen, da,nit dieser es in den drei
Stunden von der Höhle entfernten
Briefkasten einlegt.
Vierzehn Tage sind verflossen und
der Hauptmann hat heute ein Mitglied
seiner Bande beauftragt nach Ladavia
zu gehen, um den möglicherweise für
ihn eingelaufenen Geldbrief von der
Post abzuholen.
Abends spät kommt der Abgeschickte
zurück und übergicbt seinem Ehef einen
Brics, der in genannter Stadt für die
se eingetroffen ist. Ungeduldig reißt
er das Eouvert auf und liest laut fol
gendcs: Signor G. Borinello!
Ihr werthes Schreiben habe ich erhal
ten und daraus zu meinem größten
Vergnügen ersehen, daß es Ihnen ge
hingen ist, Mistreß Lncy Monthstone
gefangen z nehmen.
Ich danke Ihnen vielmals für die
mir dadurch, unbewiiktcrweise, erwie
sene Gefälligkeit, nd ich habe nur noch
die einzige herzliche Bitte an Sie, die
Tame auf ewig in Ihrer Gefangenschaft
belassen zu wolle, denn sie ist meine
Schwiegermutter.
In der nngenehmen Hoffnung, daß
Sie die Güte haben werden, meinem
Wunsche zu millsahren, zeichnet
Hochachtend,
Ihr, Ihnen ewig dankbarer
James Mockable,"
finRacr-Traum.
Die Stadt Eyclopolis bot am I. Mai
1910 ein frohes und abwechslunqs-
reiches Bild. Alle ihre Einwohner be-
fanden sich unter freiem Himmel. Die
Einen kamen auf Zmeirädern, die An
deren auf Dreirädern daher. Andere
wieder auf anderen der zahllosen Fahr
zeuge, di von kühnen und genialen
Erfindern in die Welt gesetzt worden
waren. Ganze Familien fuhren ge
meinfchaftlich auf Quadruplettes oder
Sertuplettes. Man sah auch Moto
cycles, die mittels Tampses, Petro
leums, Elektrizität, kouiprimirter Lust
und hydraulischen Trnckcs betrieben
wurden: sie hatten die Form eines Vo
gels, eines römischen Wagens, eines
Schiffes, einer Grille, eines Schwanes,
eines Schubkarrens, eines Sarges auf
Rädern, eines Faffes, einer Bombe,
eines Vogels Strauß.
Tazu kam eine große Anzahl auto
mobiler Wagen mit ihren verschiedenen
Kombinationen und Einrichtungen.
Man kann sich kaum vorstellen, wie
Ey.lopolis an einem Festtage aussah,
denn außer den Besörderungsmitteln,
die wir ermähnt haben, gab es da noch
viel merkwürdigere.
Auch genial gebauten Stelzen begeg
nete man, mit denen sich 50 bis 80 Fuß
in einem Schritt zurücklegen ließen.
Und das Alles lies, bewegte sich durch
einander, daß es eine helle Freude für
das Auge war. Gefahrlos glitten die
Fahrrader zwischen den Beinen der
telzengänger dahin, mengten sich unter
die automobilen Wagen und streiften
leicht an den Motocyclcs vorbei. Nie
ereignete sich, ein Unfall. Sicherheit
männer, die zu Zweien Tandem fuhren,
sorgten für Aufrechterhaltung der Ord
niing. Das Trottoir war natürlich abge
schafft, denn alle Welt, Männer, Frauen
und Kinder, bediente sich irgend eines
Fahrzeuges je nach Alter. Geschlecht und
Geschmack. An dem Tage, von dem
wir sprechen, ereignete sich auf dem
Hauptplatzc von Eyclopolis etwas Ab
sonderliches. Plötzlich zeigte sich ein Mann, der auf
keinem Rade saß und nichts benutzte,
was mit Tampf, Petroleum oder Elek
trizitat betrieben werden konnte. Er!
ging über das Pslaster und trug an
den Füßen jene ledernen Hüllen, die
man ehedem Stiesel oder Schuhe nannte.
Und Alle, die dieses seltsame Schauspiel
gewahrten, riesen wie aus einem Munde:
r geht zu Fuß! Er geht zu
F u ß!" Eine unabsehbare Menge sam
melte sich um ihn. Man fragte den
unbekannten, wie er es mache, ans den
Für, zu gehen, ohne ein Rad zu Hilfe stg seiner Militärpflicht nach Berlin
zu nehmen. Seine stumme Antwort,, ! Garde-Kanonieren eingezogen
war: Er ging weiter. i
aiq wurve er veruvmi unv r-! warten ihn seine Angehörigen, als er t B.: Ja, aber Sie sollten doch spar
diente bedeutende Summen, indem er i bgz erste Mal auf Urlaub komm,. Wie! samer mit Ihrem Geist machen "
Unterricht im Gehen" ertheilte, einen jhni Berlin gesallc. die große, schöne ! . '
Sport, der in Eclopolis bedeutenden ! Residenz, von welcher alle schon so viele ! 5e,n zinan.
Anklang sand. märchenhafte Tinge gehört in ihrem! Tame (zu Besuch,: Sie selbst ri:n
Vi lückspil,.
Nach ".'nabriger Abwesenheit kehrte
ein gewiffer George H. mit seinem in !
Brasilien erworbenen Permögen nach
Frankreich zurück und am I!'. Mai trat
er aus dem Pariser Weftdahnboie ein
In einem kleinen Lederdeutel hatte er
300,000 Fr. in Wertbpapieren und
Edelsteinen gesteckt und lud diesen mit
seinem anderen (evack in einen Fiaker.
In der Rue Tiauetonne angekommen,
befahl H. dem Kutfcher, einen Augen-'
blick zu warten, da er einem leiner
Freunde einen Besuch abstatte wollte.
Als er nach einige Minuten wieder
znrücklchrlc, war der Fiaker mit seine!
Gepäck und seinem ganzen Bermögen
spurlos izerschwiinde. Ter verzwci
feite Mann eilte natürlich sosort auf
das nächste Polizeiburca, um den Fall j Nach einer Meile hätt' er mich beinah'
anzuzeigen, wagte aber nicht z hoffen, ! eingeholt, aber ich war doch schneller,
daß er sein Vermögen mit Hilfe der Vc ! Endlich nach einigen Stunde kann ich
hörde je wiederfinden werde. Und doch nicht weiter, ich lasse ihn herankommen,
war er noch an, selben Abend wieder im wer ist's? Mein Gcschäitsdiener Jo
Beütie desselben. Ter Kiitscher war! haun. Ganz ulhenitos schreit er mir
nämlich, als sein Fahrgast z deinen: Ich wollt' Ihm nur sagen
Freunde hinaufgceilt war, eingenickt
Er bemerkte also nicht, daß sein Pferd,
dem das Warten z langweilig wurde,
pch in Marsch gesetzt hatte und bis z
einer Ecke weiter spaziert war. Als der
Kutscher answachte, erinnerte er sich
nicht mehr des Hauses, No er seinen
Paijagier abgesetzt hatte. Nachdem er
sich lange vergeblich den Kops zerbrochen
und verzweifelt umhergcschaut hatte,
faßte er einen männlichen Entschluß
und fuhr direkt zur Polizcipräseklur,
wo er den Vorfall meldete und das Ge
pück ablieferte. Torthin wurde auch
der schnell getröstete Herr H. beschicken,
um sein Permögen wieder in Empfang
zu nehmen.
Hn berühmter weiblicher Arzt.
Tie französischen Zeitungen veröffcnt
lichten kürzlich die Ernennung der Frau
Toctor Tourangin zum Ehesarzt am
Lyceum Fcnelon. In einer entlegenen
Gegend der Bretagne geboren, kam
Madame Tourangin, die mit ihrem
Mädchennamen Ehopin hieß, im Jahre
1 i als Ilnahriges Madchen nach Paris.
Obwohl ihre Erziehung die denkbar ein
fachste war, glühte in dem jungen Mäd
chen ein unbesiegbarer Trang nach
künstlerischen Studien nd besonders
für die medizinische Wissenschaft hegte
sie eine entschiedene Neigung. Aas ihr
Befragen gab ihr Dr. Tourangin den
Rath, den ärztlichen Berns zu wählen.
Tas ehrgeizige Mädchen studirte nun
mit allem ihr zn Gebote stehenden Eiser
und tonnte bereits nach 'S Jahren die
erste Prüfung ablegen. Ein Jahr spä
ter überstand sie die zweite und prakti
zirte bereits im Hospital St, Antoine.
Nachdem sie nun einige Zeit bei meh
reren medizinischen Berühmtheiten stu
dirte. erwarb sie 1 880 den Toctorhut,
Bald' nachher ernannte Dr. Beaumctz
sie zu seiner Alsistcntin am Lyceum
Fenclon und nun, nach seinem Tode ist
auch sein Licblingswunsch in Erfüllung
gegangen, indem sie seine Nachfolgerin
wurde. Im October vergangenen
Jahres heirathete sie Tr. Tourangin
und beabsichtigt jetzt ihre Ordinations
Räume in das von ihm zum gleichen
Zwecke bewohnte Haus zu verlegen,
ohne jedoch die sclbstständige Bchand
lnng ihrer Patienten anfzngcbcn.
Ganz bcgreiflick,
Frau: Schon wieder bist Tu nach
Mitternacht aus der Weinstube gckom
wen, und behauptest doch immer, daß
dort der Wein nichts tauge!"
Mann: Tas versetzt mich eben je
desmal in eine so trübe Stimmung, daß
ich die erst vertrinken muß!"
Entscheidend,
Freundin: Nun hast Tu Tich doch
mit dem Tragonerlicutenant verlobt?"
Junge Wittwe: Ja, seine Unisorm
paßt so gut zu meinem hellblauen Sa
lon." Unterschieb.
Ihr Mann kümmert sich wohl viel
um die Küche?"
Um die Küche nicht, aber um die, , .
Köchin!"
Erklört.
Frau: Was machst Tu für ein bür
beißigcs Gesicht?"
Mann: Entschuldige, das wird sich
gleich wieder geben , , , , ich habe den gan
zen Tag Mahnbriefe geschrieben!"
verschnaxxt.
Schneider: Achtzig Mark lostet der
Anzug, keinen Pfennig weniger!"
Student: Ta, rechnen Sie wohl
gleich ein Paar -tiefelsohlen mit?"
Aus dem GerichtskI,
Richter: Was veranlaßte Sie, sich
an dem Kläger zu vergreifen? Hat er
it etwa beleidigt k
Angeklagter: Mich nicht, aber meine
Schwiegermutter!"
Richter: Na, na deshalb vergreif!
man sich doch an keinem."
?ic kiauxtkche.
StanislauS Frcßniak ist zur Ablei-
worden. Mit größter Spannung er-'
polnischen Neste. Und StanislauS er-!
zählt ganz begeistert: O, Berlin, Ber-!
lin! Js sich wunderbare Stadt
giebt es sich da großartiges Kam
mißdrot!
!Icna,iI,ch.
Warum haben Sie denn Ihre Bein
eider oben so schrecklich eng machen j
lassen?"
Tamit mir nicht 'mal bei Gelegen-!
heit da Herz in die Hosen fallen '.
kann."
!I,igl'Iich,
Ter Radfahrer Strampler erzählt:
Wie ich neulich abfahre und so aiif der
Landstraße hi radle, merke ich, daß mir
aiis circa hundert Meter ei anderer
Radler svlgl. Halt, deute ich, der will
Dir ziivorloininin. Frisch darauf los!
in Ihrem Eomptoir breniit's!'
Das 5ta,npZschkn,
Mein Schätze! ist fein,
Und Fehler hat's kein',
Als nur im Gesichte!
Tas Stnmpsiiäselci;
Mein Schätze!, ich wett',
Wär' halb nicht so nett,
Wenn'S nicht im Gesichtet
Tas StttinpsnäStein hält'.
Noble Herkunft.
Herr Großkopf besitzt eine mächtige
Bulldogge, aus die er sehr stolz ist. Ein
Herr, dem er den Hund zeigt, meint:
Allerdings ein sehr schönes Thier!
Sind Sie aber auch ganz sicher, daß es
ein reiner Racehund ist?"
Ganz gewiß! Mein Hund stammt
in gerader Linie von den berühmten
Toggen von Benedig ab."
So cti so,
v. A. lzn v. Z.j: Sehen Sie, da
kommt Herr v. X., vor dem muß man
sich in Acht nehmen, der fordert Jeden
bei der geringsten Veranlassung."
. Z,: Ta wollen wir doch lieber
ausrücken." (Sie thun es.)
v. X. (ihnen nacheilend): Halt,
meine Herren, Sie weichen mir ans,
das ist eine Beleidigung. Erwarten
Sie meine Sekundanten."
Vcmn fcodjl
Zofe: Bcdaure sehr, die gnädige '
Frau ist nicht zu Hause."
Tiener: Wie schade! Ich habe ihr
dieses Etui vom Herrn Grasen Hahnen
selber persönlich zu übergeben."
Zase: Ach, warten Sie nur einen
Augenblick, ich rusc sie sosort."
Zeitgemäße krinncmng.
Junge Tame (auf der Rennbahn zu
altem Geck, Freund ihrer Familie, der
sich aber noch immer sür unwiderstehlich
hält): Herr von Alsen. ich flüchte mich
zu Ihnen!" (Hängt sich ein.)
Herr (sehr geschmeichelt, wirft sich in
die Brust und der jungen Tame einen
verliebten Blick zu): Seltene Aiiszeich
nung. gnädigstes Fräulein bin
stolz!"
Junge Tame: Ja, diese Herren
hier sind so zudringlich. Sie müssen
schon die Rolle meines Vaters
spielen."
Vereins Abende,
Frau (in höchster Erregung! : So,
Tu willst also keinen der sieben Ber-eins-Abende
in der Woche aufgeben?"
Mann (schreiend): Nein!"
Frau: Gut, dann werde ich jetzt
sämmtlichen Frauenvereinen beitreten."
Mann: So, und Teine acht Kin
der?" Frau: Tie können dann unter sich
gleich einen neuen Verein gründen."
Zgcköxst,
Eine Fahrkarte erster Klaffe retour
Frankfurt!"
Wünschen der Herr Lieutenant
Frankfurt am Main oder an der
Oder ?"
Geht Sie gar nichts an!" (Spricht's
und bezahlt stolz eine Fahrkarte nach
Frankfurt am Main und eine nach
Frankfurt an der Oder.)
Treffend,
Ein Kaufmann hat feine beiden
Lehrlinge im Verdacht, ihm Geld aus
der Ladenkafse entwendet zu haben, da
sie jedoch weder gestehen, noch das Geld
herausgeben wollen, prügelt er Beide
mörderisch durch. Ein Vorübergehen
der, der das Geschrei der Jungen hört,
fragt den vor der Thür stehenden Haus
knecht, was der Lärm bedeute.
O nichts." sagt der Friedrich, der
Prinzipal ist nur bemüht, ans feinen
Leuten Kapital zu schlagen."
Zliich ein Gnind,
Hausfrau: .Wie, Sie wollen von
uns fort, Anna?"
Tienstinadckcn: Ja: meinem Bräu
tigam ist die Küche zu klein!"
ITIüIi'icfc Jlntnwrt.
A.: Bin ich nicht witzig genug. Herr
Lehmann?"
Toktor kochen wohl nie?"
Hausirau: O doch, Frav Aiie'''or!
Aber nur wenn ich meinen Äann recht
ärgern will."
Lin rctiende fort.
m 3.1irthli,i'iä,-.itt(n entfteht eine
Prügelei. Ter i'ittii will schlichtend
dazwischen trete, geratb aber dabei ins
Handgemenge und kommt unten zu lie-
gen. Er k'egt furchtbare Prügel. Ta
er sich n4t mehr zu btlfeii weiß, ruft
1 er: Fe.erabend, meine Herren!"
n